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Der Münzfund von Glasow.

Vom
Geheimen Archivrath Dr. G. C. F. Lisch.

Im Juni 1866 ward auf einem Bauergehöft zu Glasow bei Dargun beim Abräumen des Holzhofes ein blaugrauer thönerner Krug voll kleiner Silbermünzen gefunden und durch die Bemühungen des Herrn Amtshauptmanns von Pressentin zu Dargun zur wissenschaftlichen Untersuchung gebracht.

Die Münzen waren 608 Stück Wittenpfennige, ohne hohles Geld (Bracteaten) und ohne großes Geld. Der Fund ist ganz dem in der vorstehenden Abhandlung beschriebenen Funde von Zarnekow und dem frühem in den Jahrbüchern XV, S. 335 flgd. beschriebenen Funde von Ruest ähnlich, sowohl an Inhalt, als an Zusammensetzung, so daß eine genaue Beschreibung der einzelnen Münzen überflüssig ist und nur ermüdend sein würde. Jedoch ist vorweg zu bemerken, daß der Fund von Glasow ungefähr 20 Jahre älter ist, als der Fund von Zarnekow. 12 Stück wogen voll 1 Loth Zollvereinsgewicht.

Eine allgemeine Beschreibung des Fundes wird aber von Werth und willkommen sein. Die Münzen sind zum größten Theil Wittenpfennige der Städte Stralsund, Rostock, Wismar und Lüneburg; weniger vertreten sind Hamburg und Lübeck; Seltenheiten sind nur in wenigen Exemplaren vorhanden. Das Geld wird also wahrscheinlich von Rostock oder Stralsund ausgegangen sein.

Von Wichtigkeit ist die Zeitbestimmung. Die Münzen werden vor dem J. 1403 vergraben sein, da sich in dem Funde keine einzige Münze mit dem Stadtwappen auf beiden Seiten oder einem durchgehenden Kreuze auf der Rückseite findet. Bei weitem die meisten Münzen haben auf der Rückseite entweder ein ganz glattes Kreuz oder ein einfaches Kreuz mit einem kleinen Vierblatt oder Vierpaß in der Mitte, oft mit einem Punkt in dem Vierpaß, sind also vor dem J. 1379 geschlagen. Die geringere Anzahl der Münzen hat in dem Kreuze eine Rundung (Rundel) mit einem Stern und einen Stern in dem Anfang der Umschriften, ist also 1381 -1387 geschlagen. Münzen, welche eine leere Rundung im

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Kreuze haben, also nach 1387 geschlagen wären, sind in dem Funde nicht vertreten. Die jüngsten Münzen sind einige wenige von Lüneburg mit einem kleinen Löwen in dem Rundel des Kreuzes, welche nach 1389 geschlagen sind. Der Fund mag also um das Jahr 1390 vergraben worden sein. Die Zusammensetzung der Münzen ist folgende:

1) Lübeck. Einige mit Vierblatt, andere mit Stern im Rundel des Kreuzes 12
2) Hamburg. Theils mit glattem Kreuz mit einem Nesselblatt in jedem Winkel, theils mit einem Stern im Rundel des Kreuzes   21
3) Lüneburg. Meist mit einem einfachen Kreuze mit einem Vierblatt in der Mitte, einige mit 4 Löwen in den Kreuzwinkeln, einige mit einem Stern im Rundel, wenige mit einem kleinen Löwen im Rundel  90
4) Wismar. Wenige mit einem einfachen Kreuze mit einem Vierblatt in der Mitte, die meisten mit einem glatten Kleeblattkreuz, mehrere mit einem Stern im Rundel des Kleeblattkreuzes 119
5) Rostock. Meist mit Kreuz mit Vierblatt, oft mit einem Punkt, wenige mit einem Stern im Rundel 128
6) Stralsund. Meist mit einem ganz glatten Kreuz und einem Stral im rechten Oberwinkel, einige wenige mit einem Stern im Rundel. 225
7) Güstrow 2
8) Parchim 4
9) Kiel 3
10) Flensbur 2
11) Neustadt in Holstein  1
12) Schweden 1
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608

Die seltenern Münzen von Nr. 7-12 müssen hier eine genauere Beschreibung finden.

7) Güstrow 2.

Münzen
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8) Parchim 4.

Münzen

9. Kiel 3.

Münzen

Auch im Funde von zarnekow waren 2 gleiche Münzen.

10) Flensburg 2.

Münzen

Es ist auf beiden Exemplaren deutlich FL e N SBVR S

mit einem S zu lesen. - Münzen von Flensburg sind vor diesen in Meklenburg noch nicht gefunden. In dem von Thomsen beschriebenen Funde von Ruhwinkel in Holstein, welcher ungefähr dem Funde von Zarnekow gleich ist, fanden sich 40 Münzen dieser Art, welche Thomsen jedoch nicht näher beschreibt, da sie sehr undeutlich waren, und außerdem 8 nach 1403 geprägte Stücke, welche das Schleswigsche Wappen auf beiden Seiten hatten. Thomsen liest auf den letztern Münzen FL e NBVR e . Vgl. Vierter Bericht der Königl. Schlesw. Holst. Lauenb. Gesellsch. 1839, S. 59.

11) Neustadt 1.

Münzen
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Diese Münze, mit einem Rundel im Kreuze, dürfte also mit den jüngsten Lüneburgern in dieselbe Zeit, nach 1389, fallen. Münzen von der holsteinschen Stadt Neustadt in Wagrien waren bisher noch nicht bekannt. Die erste fand sich in dem Funde von Zarnekow; vgl. oben S. 183. Die Stadt Neustadt, früher Neu=Crempe, führt sicher seit der Mitte des 14. Jahrh. im Stadtsiegel ein Boot, in welchem zwei Männer stehen, an jedem Ende einer, und darüber ein Nesselblatt; vgl. Milde, Siegel des Mittelalters, Heft I, Taf. 5, Nr. 20 und 21. Auf den Münzen ist aber ganz sicher und klar eine niedrige Mauer mit einem Stadtthor und an jeder Seite am Inschriftrande ein höherer Thurm mit Zinnen zu sehen.

12) Schweden 1.

Münzen

Der Anfang der Umschrift auf der H.=S. ist sehr zerdrückt und unleserlich. Diese Münze giebt auch eine Andeutung über die Zeit des Fundes, da sie vor 1389 geschlagen sein muß, indem der König Albrecht von Schweden, Prinz von Meklenburg, am 24. Febr. 1389 in der Schlacht bei Arenwalde gefangen genommen ward und den schwedischen Thron verlor.