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5. Höhlenwohnungen von Roggow.

Fortsetzung von Jahrb. XXXI, S. 55, Nr. 4.

Am 3. Septbr. 1866 war der Herr Justizcanzlei=Director a. D. v. Bülow aus Schwerin zu Roggow bei Neu=Bukow und der Herr v. Oertzen auf Roggow ließ für denselben in seiner Gegenwart eine der "Höhlenwohnungen" oder "Feuerstellen der Pfahlbaubewohner" aufgraben. Es fanden sich bei dieser Aufgrabung ganz genau wieder dieselben Verhältnisse und Alterthümer, welche in den Jahrb.a. a. O. geschildert sind. Der Herr v. Bülow hat die gefundenen Alterthümer mitgebracht und dem Verein übergeben.

Der Herr v. Bülow berichtet dabei Folgendes.

"Die See hat neuerdings das hohe Ufer des Gutes Roggow noch weiter unterwühlt und zeigte sich in diesem Ufer etwa 3 Fuß unter der Erdoberfläche eine Reihe etwa einige Ruthen von einander entfernter Kohlenschichten, welche etwa 2-8 Fuß lang waren, je nachdem der Abbruch des Ufers nur den Rand oder auch die Mitte der alten Feuerstellen bloß gelegt, oder auch dieselben fast gänzlich vernichtet hatte.

Die aufgegrabene Feuerstelle zeigte ganz dieselbe Beschaffenheit, wie die in den Jahrbüchern von 1865, S. 123-128, und von 1866, S. 53-57 näher beschriebenen sogenannten Höhlenwohnungen. Auf dem etwa 6 Fuß im Durchmesser haltenden Estrich von Lehm lag eine etwa einen halben Fuß hohe steinharte Kohlen= und Aschen=Schicht, in welcher sich einzelne Holzkohlen, Eindrücke von Rohrhalmen und viele, offenbar zerschlagene, weiße und mürbe Thierknochen fanden. An der nordöstlichen Seite entdeckten wir die Spuren eines Herdes in einer Schicht von kleinen, offenbar vom Feuer angegriffenen Granitsteinen, und an dieser Stelle auch viele grobkörnige, rauhe Scherben von Gefäßen zum häuslichen Gebrauche, alle sehr dickwandig und mit grobem Granitgrus durchknetet. Die Mehrzahl der Scherben zeigt fast gar keine runde Schwingung und müssen die Gefäße daher sehr groß gewesen sein. Einige Scherben sind sehr vom Feuer geröthet, andere fast gar nicht: ein Zeichen, daß die großen Gefäße fest und unbeweglich den Kochherd umstanden und nur an der einen, dem Herde zugekehrten Seite vom Feuer berührt wurden. Zwischen den Scherben fühlte sich

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die Erdmasse öfter etwas fett und schmierig an (Küchendünger?).

Wahrscheinlich hatten die Urbewohner dieser Gegend auf ihren, im sicheren Busen des Salzhaffs liegenden Schiffen gelebt, und am Ufer ihre mit Rohr bedachten Feuerstellen gehabt. Pfähle sind bisher im Salzhaff nicht vorgefunden; man wird aber dort vielleicht zweckmäßig nach den Spuren verbrannter und versunkener Schiffe forschen.

Herr von Oertzen hatte die Güte, mir einige Proben der bei dieser Nachgrabung aufgefundenen Spuren früherer Ansiedelung, zur Benutzung für den Verein, mitzugeben. Es befinden sich darunter:

1) Stücke der auf dem Estrich liegenden Kohlenschicht;

2) zerschlagene Thierknochen;

3) einige Steine des Kochherdes;

4) Gefäßscherben, darunter eine mit Fingereindrücken am Rande, und eine andere mit einer Wölbung am oberen Rande".

Schwerin, den 25. März 1867.

C. Ch. von Bülow,     
Canzlei=Director a. D.