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2. Alter Schafschädel

von

Woosten,

von

G. C. F. Lisch.

Der Herr Kahl zu Neu=Wandrum schenkte einen merkwürdigen, von Moder ganz schwarz gefärbten, uralten Thierschädel mit beiden Unterkiefern und ein kleines Stück auf der Haarseite zusammengeklapptes Fell. Der Schädel mit Zubehör ist 10 Fuß tief zu Woosten am Ufer des Goldberger Sees in einem Moor von dem verstorbenen Förster Nebel zu Sandhof gefunden und von diesem auf den Herrn Kahl übergegangen.

Auch in dem Pfahlbau von Wismar ward ein noch fester, ganz gleicher Schädel mit der braunen Farbe der Pfahlbauknochen gefunden, welchen Herr Professor Rütimeier für vollkommen identisch mit dem heutigen Graubündner Schafe, also dem Pfahlbauschafe, erklärt. Diese alte, kleine, gehörnte Race ist nun durch diesen Fund von Woosten nicht allein im Pfahlbau von Wismar, sondern auch weit davon entfernt an einer andern Stelle vertreten.

Rütimeier schreibt brieflich über diesen Schädel von Woosten Folgendes. "Schädel, vom Schaf, ebenfalls vom Typus unsers Graubündener Schafes, aber mit vollkommen cylindrischen Hörnern. Der Schädel war im Torfwasser erweicht und ist nun an der Sonne oder sonst beim Trocknen auf die merkwürdigste Weise zusammengeschrumpft und wie feuchter Carton beim Trocknen in allen Richtungen verkrümmt, so z. B. das Hinterhauptbein (occiput) hinter den Hörnern tief eingeknikt. Merkwürdig ist die Erhaltung der Weichtheile, vollkommen in der Art von Mumienköpfen. Am Unterkiefer ist noch das Unterhauptzellgewebe erhalten, selbst Stücke vom Fell mit Haaren, welche, wohl in Folge des Liegens im Torf, rostroth gefärbt sind. Selbst die Kehlfalte zwischen den Unterkieferhälften, mit inliegendem Zungenbein, ist noch mit rostrothen Haaren besetzt. Die beiden Unterkieferhälften sind

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von der Hand des Metzgers von der Symphyse schief abgeschnitten. Sehr auffällig ist der Zustand der Zähne; sie waren offenbar auch vollkommen erweicht und sind jetzt gefaltet und zusammengeschrumpft, vornämlich in ihrem Körper, während das Cement wie eine lose Hülle den Zahnbeinkern umgiebt. Ich glaube nicht, daß dieser Uebergang des Schädels in einen vollkommenen Mumienzustand grade eines sehr langen Zeitraums bedürfe, allein ich gestehe, eine solche Alteration durch natürliche Verhältnisse noch niemals zu Gesicht bekommen zu haben". - Das Erdreich der Gegend von Goldberg, auch an den Ufern des Sees und in Wiesen, ist an vielen Stellen stark schwefeleisenhaltig, so daß dort bekanntlich ein wirksames Heilbad hat angelegt werden können.