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V.

Tolle Wölfe im 30jährigen Kriege,

von

Pastor Ragotzky zu Triglitz bei Putlitz.


M it Bezug auf die Notiz in den Jahrbüchern XXVI, S. 81 über "tolle Wölfe in Meklenburg" erlaube ich mir aus meinen Kirchenbüchern einige Beiträge mitzutheilen, die insofern für Meklenburg von Interesse sein dürften, als Triglitz (bei Putlitz) nur etwa 1 Meile von der Meklenburgischen Grenze entfernt liegt, die Zustände in der Zeit des 30jährigen Krieges also nicht wesentlich verschieden sein mögen.

Es heißt im Register der Verstorbenen des Jahres 1655:

"Den 3. April. Jürgen Meierhan, Ackerknecht aus dem Lande Lüneburg, der bei David Borchart vom tollen Wolf versehret im Frühjahr, darüber von Sinnen kommen, und endlich des Todes sein müssen".
"Den 21. October. Andreas Däbel, Schäferknecht bei David Borchart, ist Montags in der Nacht krank worden, Donnerstag früh gestorben vom Wolfsbisse im Frühjahr. Versuchte Aderlasse, nahm auch des Herrn Pomelii Rath an, der wollte Extr. Enziani adhibiren, konnte es aber nicht haben, war nebst mir einen ganzen Tag bei ihm. Er hatte teuflich Angst, wollte immer fliehen weg, wollte auch nichts von Getränke zu sich nehmen, wo er nicht dazu gehalten. Fordert ihm vorzubeten und zu helfen, mußte auch die Ueberreichung des h. Abendmahls wegen seiner Flüchtigkeit unterlassen, ließ seinen Vater fordern, aber Menschenhülfe war aus".

Beiläufig sei hier noch bemerkt, daß aus den hiesigen Kirchenbüchern, welche von 1652 wieder geführt wurden, hervorgeht, wie die Bewohner mehrerer Dörfer hiesiger Gegend im 30jährigen Kriege nach Holstein gegangen sein müssen. Wahrscheinlich waren diese Ortschaften eine Reihe von Jahren

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ganz oder doch fast ganz verlassen, und erst um 1650 kamen die früheren Hofbesitzer oder deren Nachkommen theilweise zurück. Zu den von 1652 an im Kirchenbuche verzeichneten Amtshandlungen wird bei mehreren Personen bemerkt: "aus Holstein"; zum Theil mögen dies neue Einwanderer gewesen sein, meistens aber wohl zurückgekehrte Ausgewanderte. So heißt es: "1654 Dom. Exaudi copulirt Jasper Zicker mit Trina Grawers, mit der er auf Ostern in anno 1650 aus Holstein ankommen, und ihres sel. Vatters Hof angenommen wieder aufzubauen, auch wirklich besessen bisher als Eheleute. Hat der Kirche in signum poenitentiae (wohl wegen mehrjähriger wilder Ehe!) Mülleri Postille in 4. verehret".

 

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