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XXXI. 3.
des
Schwerin, im April 1866.
I. Wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins.
Im Laufe dieses Winters ist der Schluß der ersten Abtheilung unsers Urkunden=Buches, d. h. die Urkunden von 1297-1300, mit den Nachträgen und Berichtigungen zu den ersten 3 Bänden des Werkes, im Drucke vollendet worden, im Ganzen 30 Bogen, welche mit den nun folgenden Registern den vierten Band bilden werden. Das von Herrn Dr. Crull in Wismar bearbeitete erste oder Ortsregister liegt im Mannscripte bereit, so daß der Druck desselben unverzüglich beginnen wird. - Inzwischen ist der betreffenden Commission nicht nur von Seiten des Engeren Ausschusses der Ritter= und Landschaft die officielle Anzeige gemacht, daß dem Vereine durch Landtagsbeschluß vom 23. Jan. d. J. nach dem Vorgange des hohen Ministerii zu Schwerin auch die bisherige ständische Beihülfe zur Fortsetzung des Werkes auf fernere drei Jahre, 1866-68, bewilligt worden sei, sondern es ist auch von beiden hohen Behörden nach Prüfung des von Seiten der Commission abgestatteten Jahresberichtes für 1865 bereits die Zahlung der ersten Jahresquote resp. unterm 15. und 17. März verfügt worden.
Auch die Sammlung und Bearbeitung des Materials zu der zweiten Abtheilung von 1301-1350 durch die Redaction des Werkes ist während des Winters nach Möglichkeit geför=
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dert worden. Namentlich bot sich dem Herrn Archivrath Lisch unter sehr günstigen Umständen die Gelegenheit dar, die verschiedenen Archive in Rostock, die schon im vorigen Herbste durch ihn und den Herrn Archivar Dr. Wigger persönlich ausgebeutet waren, nachträglich nochmals zu durchforschen, wobei noch etwa 50 bisher unbekannte Urkunden gewonnen worden sind. Es fehlen daher jetzt im Wesentlichen nur noch die Urkunden des bischöflich Ratzeburgischen Archivs zu Neustrelitz aus dem angegebenen Zeitranm.
Auch der Druck des 31. Bandes unserer Jahrbücher hat bereits begonnen. Es sind für denselben folgende Abhandlungen eingegangen:
1) Döbbersen mit der Kirche und das Kloster Zeven.
2) Die letzten Herzoge von Holstein=Sonderburg.
3) Beschreibung des Schloßberges zu Zierstorf.
4) Ueber die alabasternen Epithaphien im Thurme der Kirche zu Toitenwinkel.
Die Nr. 1-3 vom Herrn Archivrath Dr. Lisch, Nr. 4 von dem Herrn Organisten Friese.
Auch der Druck des Registers zu den Jahrbüchern hat seinen ununterbrochenen Fortgang.
II. Sammlungen des Vereins.
Als neue Erwerbungen zu den verschiedenen Sammlungen des Vereins während des letzten Quartals habe ich folgende zu verzeichnen:
A. Zur Alterthumssammlung.
1. Aus der Steinzeit.
Ein Streitkeil aus bräunlich grauem Feuerstein, 7 1/2 Zoll lang, ein Arbeitskeil aus hellgrauem Feuerstein, 4 1/2 Zoll lang, eine Streitaxt aus Diorit, 4 Z. lang, eine unvollendete Streitaxt aus Diorit, 5 Z. lang, ein Reibstein aus Diorit, gefunden in einem Hünengrabe bei Mestlin, geschenkt vdn dem Herrn Dr. Wiechmann zu Kadow.
Eine Streitaxt aus Diorit, gef. zu Braunsberg bei Güstrow, gesch. von Herrn Hand anf Braunsberg.
2. Aus der Bronzezeit.
Ein 2 Fuß langes, aber in 4 Stücke zerbrochenes Schwert aus Bronze und mehre Urnenscherben, gef. in
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einem niedrigen Kegelgrabe bei Braunsberg, gesch. von Herrn Hand auf Braunsberg.
Ein anderes vollständiges Bronzeschwert, 1865 in einem Torfmoore bei Suckow, A. Crivitz, gefunden, ward an die großherzogliche Sammlung abgeliefert.
3. Aus der Eisenzeit.
Eine Quetschmühle aus feinkörnigem, grauem Granit, 10 Z. lang, 15 Zoll breit, 5 Z. dick; 2 Schleifsteine aus altem rothem Sandsteine, resp. 16 Z. lang, 10 Z. breit, 3 1/2 Z. dick, und 8 Z. lang, 10 Z. breit, 4 1/2 Z. dick; zwei Reibsteine aus altem, grauem Sandsteine; ein ähnlicher, jedoch nicht gebrauchter Stein; zwei kleine, runde und eine vierckige Platte aus Glimmerschiefer, ein fast halbkugeliger Feuerstein, auf der unteren Seite anscheinend geschliffen, eine Menge schwarzer Urnenscherben aus der Eisenzeit und viel Pfahlholz; ferner Knochen von verschiedenen Thieren, Haselnüsse u. s. w., gefunden in einem Moore bei Vimfow, Kloster=Amt Dobbertin, und wahrscheinlich zu einem Pfahlbau gehörig. Geschenk des Herrn Dr. Wiechmann zu Kadow.
Vier ziemlich gut erhaltene braune und 3 dunkelschwarze Graburnen und Scherben von mehren ähnlichen Urnen, alle mit den charakteristischen Verzierungen der ersten Eisenzeit, in welchen unter zerbrannten Menschenknochen folgende Alterthümer lagen: eine Heftel, eine Schnalle und ein kleines Drathgewinde aus Bronze, sowie zwei Hefteln, zwei Schnallenbügel, vier spitze Messer, eine breite Messerklinge, vier Sicheln, vier Lanzenspitzen, ein großer massiver Ring aus Eisen und eiserne Blechhefte mit vier anscheinend dazu gehörigen bronzenen Nieten, gefunden auf einem Begräbnißplatze bei Neu=Stieten und von dem Herrn v. Sittmann auf Neu=Stieten durch Vermittlung des Sergeanten Herrn Büsch dem Vereine geschenkt.
Ueber zwei andere Begräbnißplätze dieser Zeit zu Roggow bei Teterow und Jaëbitz gab Herr Pogge auf Pölitz Nachricht. Auch ward im vorigen Sommer beim Ausbaggern der Peene bei Neukalen der untere Theil eines hellbraunen thönernen Topfes aus der letzten Heidenzeit und ein Menschenschädel neben einer Reihe 10 Fuß langer, unter dem Flußbette eingerammter Pfähle gefunden, welche Alterthümer später gleichfalls in unsern Besitz kommen werden.
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4. Aus dem christlichen Mittelalter.
Ein eisernes Schwert, zweischneidig, in der Klinge 2 Fuß 10 Z. lang und am Griff 2 1/2 Z. breit, mit einem 4 1/2 Z. langen Griffe, vielleicht dänischer Herkunft aus dem 12. Jahrhundert, gefunden in der Peene, nahe bei der Mündung derselben in den Cummerower See, und geschenkt von dem Herrn Bürgermeister Mau zu Neukalen.
Ein eisernes, zweischneidiges Schwert mit zweihändigem Griff und langer, gerader Parirstange, wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert, gekauft in einer Schlosserwerkstätte zu Schwerin und dem Vereine geschenkt von dem Herrn Gastwirth Stern daselbst.
Zwei Dolchmesser (Rüting), drei Lanzen, eine Axt und ein Beil aus Eisen wahrscheinlich aus der Zeit des siebenjährigen Krieges, gefunden in der Peene, nahe vor dem Thore der Stadt Neukalen und geschenkt von dem Herrn Bürgermeister Mau daselbst.
Drei Aexte, eine Lanzenspitze, eine sogenannte Haue aus Eisen und ein Mühlstein, gefunden im Fürstenthum Ratzeburg und geschenkt von dem Sergeanten Herrn Büsch in Wismar.
Ein Pferdegebiß, ein Paar Sporen und eine Hellebardier=Lanze aus neuerer Zeit, geschenkt von demselben.
Mehre mittelalterliche Topfscherben, vielleicht noch aus dem 15. Jahrhundert, aufgesammelt auf dem "Töpferkamp" bei Granzin, A. Boizenburg, und dem Vereine geschenkt von dem Herrn Pastor Walzberg zu Granzin.
B. Zur Münzsammlung.
Ein Drei=Kreuzerstück Wallensteins als Herzogs von Meklenburg, 1632, geschenkt von Sr. Exc. dem Herrn Minister=Präsidenten v. Oertzen aus dem Nachlasse seines am 24. Decbr. 1865 verstorbenen Sohnes Otto, nach dessen Bestimmung.
Eine silberne Wallfahrts=Medaille und ein preuß. Sechser, 1747, geschenkt von dem Herrn Literaten L. Fromm in Schwerin.
Sechsunddreißig kleine Silbermünzen (Groschen, Schillinge, Sechslinge) meistens aus der Zeit von 1612-26, gefunden zu Dargun beim Ebenen des Platzes der abgebrochenen Pförtnerei, und vier verschiedene Silbermünzen, gef. zu Dargun, gesch. von dem Herrn Amtshauptmann v. Pressentin zu Dargun.
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Ein Wittenpfennig der Stadt Anklam aus dem 15. Jahrh. und ein sächsisches Zweigroschenstück 1692, gef. zu Levin, geschenkt von dem Herrn Kirchenrath Harder zu Levin.
Ein Rostocker Silberdreiling 1704, gef. auf dem neuen Exercierplatze in Schwerin, geschenkt von dem Herrn Lieutenant v. Cleve daselbst.
Ein Lüneburger Dütchen 1622, ein dänischer Groschen 1625, ein Rostocker Pfennig 1682, ein meklenburgischer Scharf 1570, geschenkt von dem Herrn Kaufmann Dumrath in Rostock.
Ein Stralsunder Wittenpfennig (1400), ein meklenburger Dreiling (1623), gef. bei Parchim, geschenkt von dem Herrn Senator Beyer daselbst.
Ein messingener Rechenpfennig aus dem 16. Jahrh., gef. zu Wantzka an der Klosterstelle, geschenkt von dem Herrn Oeconomen Schultz in Schwerin.
Ein braunschweig=lüneburgisches Vierschillings=Stück 1693; angekauft.
C. Zur Bildersammlung.
1) Eine Copie des Wappens des Dompropstes Heinrich Bantzkow zu Schwerin, nach einem Glasgemälde in einem Kirchenfenster zu Hamburg vom Jahre 1543.
2) Eine Copie des Grundrisses des alten Burgwalles zu Plau vom Jahre 1813.
Geschenke des Herrn Literaten Fromm zu Schwerin.D. Zur Büchersammlung.
I. Norwegen.
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II. Dänemark.
III. Frankreich.
IV. Niederlande.
V. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
VI. Oesterreich.
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VII. Bayern.
VIII. Frankfurt a. M.
IX. Lausitz.
X. Preußen. Brandenburg. Sachsen.
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XI. Lübeck. Bremen.
XII. Meklenburg.
E. Zur Urkunden= und Handschriften=Sammlung.
1) Ablaßbrief des Bischofs Hermann zu Schwerin für die Liebfrauenkirche zu Halberstadt, d. d. Lyon 1274, Mai 21. (Abschrift.)
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2) Eine päpstliche Bulle zu Gunsten des Schweriner
Vikars Gerhard Wunstorp, Procurators am päpstlichen
Hofe, d. d. Rom 1458. (Original, als Actendeckel
aufgefunden.)
Geschenke des Herrn Professors
Dr. Jaffé zu Berlin.
3) Die Rostocker Chronik des Peter Lindenberg in noch nicht herausgegebener deutscher Uebersetzung. Handschrift aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, ungefähr gleichzeitig mit dem Druck der lateinischen Ausgabe (1596); leider unvollständig. Geschenk des Herrn Hofbuchhändlers Bolhövener in Schwerin.
III. Die Matrikel des Vereins.
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder des Vereins hat sich bedauerlich wiederum um drei vermindert. Unter ihnen haben wir vor allen den Verlust unseres früheren Vice=Präsidenten, Herrn Geh. Reg.=Raths Dr. Knaudt, zu beklagen, der zu den Mitstiftern des Vereins im Jahre 1835 gehört und der Thätigkeit desselben stets mit lebhafter Theilnahme folgte. Vom Jahre 1847-51 war er als Repräsentant der Gesammtheit Mitglied des Ausschusses, und seit 1851 Vice=Präsident, welche Stellung er am 11. Juli 1856 in Folge seiner geschwächten Gesundheit niederlegte, und seine leider zunehmende Krankheit hat gegenwärtig seinen völligen Austritt veranlaßt. Außerdem haben auch der Herr Gymnasiallehrer Dr. Hager in Schwerin und der Herr Pastor Berner in Uelitz ihren Austritt angezeigt.
W. G. Beyer
, Dr., Archivar,
als zweiter Secretair des Vereins.