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Wohnplatz von Schwerin.

(Höhlenwohnung.)

Im Südwesten bei der Stadt Schwerin erhebt sich, zwischen dem Wege nach Neumühlen, und weiter nach Wittenburg, und dem Ostorfer See plötzlich eine bedeutende Gruppe von hohen, sehr steinigen und grandigen Bergen, welche im Volksmunde die "Schweriner Schweiz" genannt werden und erst seit Menschengedenken in Cultur gebracht sind. Dort, wo gegen Neumühlen hin, eine kleine halbe Stunde von der Stadt entfernt, diese Hügelbildung aufhört, greift eine Bucht des Ostorfer Sees in die Niederung hinein, die sich weit in eine Wiese fortsetzt, welche in den ältesten Zeiten ohne Zweifel auch Wasser gewesen ist; durch diese Niederung zieht sich der Verbindungsgraben zwischen dem Lankower und Ostorfer See. Hier am Ende der Wiese, in sehr geschützter Lage, auf einem kleinen, lehmigen Vorsprunge des festen Bodens (Ackerstück 224, resp. 222) ist im Jahre 1865 durch Herrn Kleeberg eine Leimsiederei mit einem Wohnhause angelegt, wo nach Aufhebung der Frohnerei bei der Stadt an der Bleicherstraße (Bekanntmachung vom 23. April 1866) die gefallenen Thiere so sehr verwerthet werden, daß an Ort und Stelle schließlich gar nichts übrig bleibt.

Der Vorsprung oder der Hügel, auf welchem das Haus steht, senkt sich gegen Osten hin sehr rasch zu der Wiese und dem Graben hinab. Am Fuße des Hügels fand Herr Kleeberg beim Ebnen ungefähr ein Dutzend ziemlich großer Feldsteine in fast grader Reihe und dahinter ungefähr 1 1/2 Fuß unter der Erdoberfläche, folgende Alterthümer:

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2 bronzene Frameen, gleich, voll gegossen, mit durchgehender, nicht tiefer Schaftrinne, mit starkem, hellgrünem, edlem Rost, und

1 bronzene Lanzenspitze, kurz, hohl gegossen, mit Nagelloch, von gleicher Beschaffenheit,

welche in den Besitz des Herrn Litteraten L. Fromm zu Schwerin gekommen sind.

Beim Nachgraben in meiner Gegenwart wurden im Lehm noch einige größere Steine, welche offenbar absichtlich zusammengepackt waren, und einige Stücke ohne Zweifel sehr alter Holzkohle gefunden.

Herr Kleeberg schenkte mir noch 2 Knochen, welche er an derselben Stelle gefunden hat:

1) einen sehr alten, ganz ausgedörrten Knochen, nach der Bestimmung des Herrn Professors Schulze zu Rostock ein an beiden Enden abgebrochener Oberschenkelknochen von einem nicht großen Menschen, vielleicht einer Frau;

2) einen jüngern, noch blanken, jedoch noch alten, etwas stärkern Knochen von einem Thier, jedenfalls nicht von einem Menschen.

An der entgegengesetzten Seite des Hügels, nicht weit vom Hause, war am Rande der Wiese ein Wasserloch gegraben. Dabei wurden mehrere eichene Pfähle herausgezogen, welche sehr alt, im Innern jedoch noch fest, aber schwarz sind. Man könnte hier Pfahlbauten vermuthen; aber die Pfähle halten ungefähr 1 Fuß im Durchmesser: die Pfähle der Pfahlbauten pflegen nie so dick zu sein.

Nach allen Anzeichen scheint diese Stelle nicht ein Begräbnißplatz, sondern ein Wohnplatz für Bewohner der Bronzezeit zu sein, dem ähnlich gelegenen Wohnplatze von Zippendorf vergleichbar (vgl. oben S. 60). Ein Grab würde nach den bisherigen Erfahrungen sicher auf dem Rücken des Hügels erbauet sein, welcher nur wenige Schritte von der Fundstelle entfernt ist.

G. C. F. Lisch.