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XXIX. 1.
des
Vereins für meklenburgische
Geschichte und
Alterthumskunde.
D er Tod hat in den letzten drei Monaten drei Männer abgerufen, die zu den Seinen zu zählen, der Verein sich zur besondern Ehre rechnete. Am 26. August starb in hohem Alter der Geheimerath, Landrath Ernst Anton v. Blücher auf Teschow und Kuppentin. Nachdem er in seiner Jugend dem Rufe seines Fürsten zum Kampfe gegen den Feind des Vaterlandes gefolgt war und sich die goldene Militairverdienst=Medaille, sowie die Kriegsdenkmünze aus Geschützmetall erworben hatte, zeichnete er sich nach wiedergewonnenem Frieden als Staatsmann nicht minder aus, und wußte sich als vieljähriger vorsitzender Landrath besonders während der bekannten Streitigkeiten zwischen den adligen und bürgerlichen Gutsbesitzern durch seine Leitung der stürmischen Landtagsversammlungen die Achtung aller Parteien und den Ruf eines wahren Ehrenmannes zu erwerben. Unserem Vereine trat der Verstorbene gleich bei der Stiftung desselben am 4. Mai 1835 als ordentliches Mitglied bei und ward bei der Jubelfeier am 24. April 1860 zum Ehrenmitgliede ernannt. Sein reges Interesse für die Bestrebungen des Vereins hat derselbe namentlich auf dem Landtage von 1860 durch seine einflußreiche Fürsprache bei Gelegenheit unseres Antrages zur Unterstützung des beabsichtigten Urkundenbuches bewiesen. - Ihm folgten rasch hintereinander zwei Gelehrte ersten Ranges, Jacob Grimm und Johannes Voigt. Jacob Grimm, Hofrath und Professor zu Berlin, Mitglied der Akademie, ward am 20. Sept. im 79. Jahre seines Alters durch einen Schlaganfall mit seinem lieben Bruder Wilhelm wiedervereinigt. Was die Wissenschaft an ihm verliert, das weiß die ganze gebildete Welt;
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aber das Vaterland betrauert in ihm nicht bloß den berühmten Gelehrten, sondern auch den edlen Mann und den wahrhaft patriotischen Bürger, - kurz, einen seiner besten Söhne, und die ihm näher standen den treuesten, liebevollsten, stets zu Rath und That bereiten Freund. Und zu den letztern dürfen auch wir uns zählen, denn der Verstorbene, welcher schon am 5. October 1835 zum correspondirenden, bei der Jubelfeier am 24. April 1860 aber zum Ehren=Mitgliede des Vereins ernannt ward und mit unserm ersten Secretair in beständigem Briefwechsel stand, hat nicht nur unsre Bestrebungen mit großem Interesse verfolgt und gefördert, wie und wo ihm Gelegenheit dazu geboten ward, sondern hat auch unsre Leistungen ausdrücklich und wiederholt rühmend anerkannt. - Wenige Tage darauf, am 23. September, starb zu Königsberg der berühmte Geschichtsschreiber Preußens, Professor und Archivdirector Dr. Johannes Voigt, Senior der Universität und deren Vertreter im preußischen Herrenhause, 78 Jahre alt. Auch er ward am 5. October 1835 zum correspondirenden Mitgliede des Vereins ernannt, und hat die Arbeiten desselben häufig, namentlich noch in jüngster Zeit, wo er uns auch durch persönlichen Verkehr und Benutzung der Acten des hiesigen Archives näher getreten war, durch Mittheilungen aus dem dortigen Archive für unser Urkundenbuch, stets bereitwillig unterstützt und gefördert. - An ordentlichen Mitgliedern hat sich der Verein dagegen wiederum durch den Beitritt der Herren Buchdrucker Dr. Sandmeyer hieselbst, Pastor Flörke zu Toitenwinkel, Canzleirath v. Amsberg hieselbst und Minister v. Bülow Exc. zu Neustrelitz verstärkt.
Der Druck des Urkundenbuches ist bis zum 67. Bogen fortgeschritten, so daß der erste Band gleich nach Weihnacht ausgegeben werden kann. Zu den Holzschnitten sind wieder 10 Stempel und zu den Urkunden der zweiten Abteilung 239 Nummern hinzugekommen. - An wissenschaftlichen Arbeiten für die Jahrbücher sind 10 Abhandlungen eingesandt, nämlich:
1) vom Herrn Dr. G. Schmidt in Göttingen: über die Reise des Herzogs Magnus von Meklenburg und dessen Familie durch Göttingen nach Cassel zur Vermählung seiner Tochter Anna, 1500;
2) und 3) von dem Herrn Archivrath Pastor Masch zu Demern: über die Münzen des Herzogs Christoph von Meklenburg, Administrators des Bisthums Ratzeburg, und: über den Münzfund zu Schwiesow;
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4) von dem Herrn L. R. v. Fellenberg zu Rosenbühl in der Schweiz: chemische Analysen antiker Bronzen und antiken Goldes und Glases aus meklenburgischen Kegelgräbern;
5) von dem Herrn Professor Steenstrup zu Kopenhagen: Bestimmung der Knochen aus der Höhlenwohnung zu Dreveskirchen;
6) von dem Herrn Professor Rütimeyer zu Basel: Bestimmung der Knochen aus dem Pfahlbau bei Gägelow und eines bei Malchin gefundenen Rinderskelets (bos frontosus);
7-10) von dem Herrn Archivrath Dr. Lisch: über den General=Feldmarschall Joachim Maltzan; - über eine neu entdeckte Bronze=Krone; - über die Kirche zu Cambs bei Röbel; - und über die Petrikirche zu Rostock.
Die verschiedenen Sammlungen des Vereins hatten sich in dem abgelaufenen Quartale folgender neuer Erwerbungen zu erfreuen:
1 Keil aus Feuerstein, 3 1/2 Zoll lang, gefunden in der Gegend von Gnoien, geschenkt von dem Herrn Staatsminister v. Lützow Exc. auf Boddin bei Gnoien.
1 Keil aus Feuerstein, gefunden beim Ausgraben eines Kellers in der Stadt Röbel, geschenkt von dem Herrn Lehrer Sarcander zu Fürstenberg.
1 scheibenförmiger Spindelstein aus Sandstein, 2 Zoll Durchmesser und 3/8 Zoll dick, an beiden Seiten durch eingegrabene, strahlenförmig vom Mittelpunkt ausgehende grade Linien verziert, und ein Spindelstein aus Thonstein, 1 1/2 Zoll im Durchmesser und 3/8 Zoll dick, an beiden Seiten mit zwei concentrischen Kreisen kleiner Löcher und einer Zickzacklinie verziert, gefunden in der Gegend von Gnoien, geschenkt von dem Herrn Staatsminister v. Lützow Exc. auf Boddin.
1 zum Keil vorbereiteter Feuersteinblock, gefunden auf dem Exercierplatze bei Schwerin, geschenkt von dem Herrn Handlungs=Commiss Heumann zu Schwerin.
1 Schmucknadel, zum Brust= oder Kopfputz aus Bronze, bestehend in einer kreisrunden, durchbrochenen Scheibe von 2 1/2 Zoll Durchmesser, mit einem Kreuz in der Mitte, vielleicht ein vierspeichiges Rad darstellend, mit einer 3 1/2 Zoll langen
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Spitze, gefunden in dem Canal zwischen der Müritz und dem Eldenburger Wasser, geschenkt von dem Herrn Wasserbaumeister Garthe in Parchim.
1 zerbrochenes Bronzeschwert mit Griffzunge, gefunden in der Gegend von Gadebusch, geschenkt von dem Herrn Aug. Kniep zu Schönberg.
1. hohlgegossene Framea aus Bronze mit Oehr, gefunden auf der Mooster bei Marnitz, 2 Fuß tief im Torfmoor, eingesandt von dem Herrn Förster Waterstradt zu Marnitz.
1. ähnliche Framea, aber zerbrochen, gefunden in der Gegend von Plau, geschenkt von dem Herrn Apotheker Dr. Kühl in Rostock.
1. Stück alter, roher Bronze, 5 Loth schwer, gefunden bei Sternberg, geschenkt von dem Herrn Prof. Dr. Schulze in Rostock.
Zwei große braune Urnen mit verbrannten menschlichen Gebeinen, zwischen welchen in der einen eine Gürtelspange und in der andern ein Messer aus Eisen lag; 2 eiserne Messer mit lederner Scheide und hölzernem Griff, mehre eiserne Sargnägel, 2 bronzene Armringe, 3 Perlen aus weißem, weichem Stein, sowie 3 Menschenschädel, gefunden auf dem Wenden=Kirchhof bei Bartelsdorf. Vgl. Jahrb. XXVIII. S. 301 ff.
Zwei Hefteln aus Bronze, gefunden auf einem schon früher ausgebeuteten Wenden=Kirchhofe auf der sogenannten Mooster bei Marnitz und geschenkt von dem Herrn Förster Waterstradt zu Marnitz. Vgl. Jahrb. XXV. 266.
Zwei mühlsteinartig bearbeitete Steine von hartem Glimmerschiefer, gefunden in einem alten Schiffswrack in der Stolteraa bei Diedrichshagen, einer alten Mündung der Warnow, geschenkt von dem Herrn Canzlei=Director v. Bülow zu Schwerin.
Zwei künstliche Hände aus Messing, mit feinem Handschuhleder überzogen, gefunden in einem Begräbnisse in der Petri=Kirche in Rostock neben einem Schädel mit langem, weiblichen Haarzopf.
Ein eiserner Bratrost, gefunden in einem Torfmoor bei Rehna, und eine eiserne Axt, gefunden zu Bülow bei Rehna, 3 Fuß tief unter der Erde, geschenkt von dem Herrn Küster Bohn zu Demern bei Rehna.
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Eine hölzerne, tonnenförmige, stark mit eisernen Reifen beschlagene Sparbüchse aus der Schustergesellen=Herberge zu Rehna, worauf ein junger Manu und ein Mädchen auf grünem Grunde in Oelfarbe gemalt sind, mit Schloß und Kette und im Innern mit einer Drathhemmung, etwa aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, geschenkt von dem Herrn Küster Bohn zu Demern.
Ein Netzsenker aus blaugrauem Thon, scheibenförmig, in der Mitte durchbohrt, 5 1/2 Zoll im Durchmesser und 1 1/4 Zoll dick, gefunden bei Malchin in der Mahlpene, eingesandt von der Direction der meklenburgischen Ostbahn.
1) Eine kupferne Medaille auf die Vermählung des Herzogs Ernst Ludwig I. von Sachsen=Meiningen, 3. Juni 1714, gefunden zu Friedrichshöhe bei Rostock, geschenkt vom Herrn Pastor a. D. Ritter daselbst.
2) Eine kupferne Denkmünze auf die Erhebung der Herzogthümer Schleswig=Holstein, geschenkt von dem Herrn Ober=Medicinalrath Dr. Litzmann zu Gadebusch.
3) Eine neuere Silbermünze, gefunden in der Gegend von Schwerin, geschenkt von dem Herrn Geschichtsmaler Lange zu Bützow.
4) Ein Doppelschilling des Herzogs Ulrich von Pommern, 1621, gefunden beim Kirchenbau zu Alt=Kalen, geschenkt von dem Herrn Pastor Walter daselbst.
5) Ein Rostocker Sechsling von 1697 und ein meklenburgischer Dreiling von 1692, geschenkt von dem Herrn Regierungsrath Dr. Prosch zu Schwerin.
6) Ein lübischer Sechsling, 1621, gefunden zu Malchin, geschenkt von dem Herrn Baumeister Luckow daselbst.
7) Clichés von 2 Münzen des Herzogs Christoph, geschenkt von dem Herrn Archivrath Pastor Masch zu Demern.
Sechs photographische Blätter mit den Heiligenfiguren eines Altars aus der Kirche zu Neustadt, und der sitzenden Madonna aus dem Dome zu Schwerin, im großherzoglichen Antiquarium, geschenkt von dem Herrn Photographen Möllhoff zu Schwerin.
Photographie des bei Malchin gefundenen Schädels eines bos frontosus, von dem Herrn Möllhoff in Schwerin.
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u. Alterthumskunde in Frankfurt a. M. Bd. II. Nr. 2. Oct. 1862. 8°.
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Eine Patentverordnung vom 23. Aug. 1684: Verbot der Kornausfuhr, und ein Requisitionszettel des Lützow'schen Freicorps für das Gut Gottesgabe vom 27. October 1813, Geschenke des Herrn v. Schack auf Poltenitz.
Ein Skelet eines bos frontosuus, gefunden bei Malchin 15 Fuß tief im Moore, eingesandt von den Herren Baumeistern Wachenhusen und Luckow.
Ein Rennthiergeweih, gefunden bei Grabow, geschenkt von dem Herrn Schuldirector Gerdes in Schwerin.
W. G. Beyer
, Dr., Archiv=Secretair,
als zweiter Secretair des Vereins.