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Drei Rennthiergeweihe von Boddin bei Gnoien.

Bereits vor einigen Jahren wurden mir zwei nicht zusammengehörende Fragmente von Geweihen, als zu Boddin beim Reinigen von Gräben gefunden, gebracht, die ein Sachkundiger für Rennthiergeweihe erklärte.

In diesem Herbste ward zu Boddin ein Teich zur Gewinnung von Modde und Kalkmergel ausgekarrt. Der Untergrund ist grauer Sand. Darauf lagert eine Schicht Kalkmergel mit stark vorherrschendem Kalk, mehrere Fuß stark. Diese Schicht senkt sich von Westen nach Osten. Sie steht im Westen selbst unter dem angrenzenden Acker mit 1 1/2 - 2 Fuß Ackererde bedeckt. Nach Ablassung des Wassers zeigte sich im Westen eine Schicht Modde von kaum 1 Fuß Stärke. Im Osten der Grube steht die Modde schon fast 14 Fuß über dem Kalkmergel.

An einer Stelle, wo die Modde etwa 6 Fuß über dem Kalkmergel stand, fanden die Arbeiter die eine Stange eines schönen Rennthiergeweihes. Die Augensprosse des Geweihes ist 9 Zoll Rheinländisch lang und bildet eine lange, dünne, spitze, runde Seitenstange, welche noch keine Schaufel hat; die höher sitzende Sprosse 15 Zoll mit zwei Abzweigungen an der Spitze. Die gerade, erst nach hinten, dann wieder nach vorne gebogene Stange ist etwas über 3 Fuß lang und hat oben 3 nur kurze Seitenenden. Das Geweih ist hart, nur das obere Ende etwas mürbe. Das Bruchloch enthält viele Stücke von Holz, was dort gestanden; diese sind im Innern meist hellgelb, nach dem Rande rotbraun, und ist die Masse eine durchaus weiche.

Diese verschiedenen Funde aus derselben Feldmark dürften es bestätigen, daß in Meklenburg Rennthiere 1 ) gelebt haben.

In dem angrenzenden Gute Dölitz ist ebenfalls beim Ausmodden ein schönes Elengeweih gefunden, das jetzt im Besitz des Gutsbesitzers, des Herrn Grafen von Behr auf Semlow, sich befindet.

Boddin bei Gnoien 1863.

L. v. Lützow.



1)

Se. Excellenz der Herr Staatsminister a. D. v. Lützow hat die große Güte gehabt, diese drei Rennthiergeweihe dem Vereine zu schenken. Es sind also jetzt sicher wenigstens 20 alte Rennthiergeweihe in Meklenburg bekannt, welche fast alle sicher sehr tief in Wiesenkalk, Moder oder Torf gefunden sind.

G. C. F. Lisch.