zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 25 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

III.

Ueber

die genealogischen Arbeiten in Meklenburg

im 18. Jahrhundert,

von

G. C. F. Lisch.


I m Lande ist die Sage weit verbreitet, daß ein Herr v. Hoinckhusen, "Vice=Präsident des Hof= und Landgerichts", in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Geschichte und die Stammtafeln der adeligen Familien Meklenburgs bearbeitet habe; viel weniger besprochen ist die Nachricht, daß von einem Herrn von Penz in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts diese Arbeit fortgeführt worden sei. Diese Nachricht hat sich in neuern Zeiten sicher aus der viel benutzten gedruckten Beschreibung des Geschlechts von Bülow, 1780, S. 15, verbreitet, da diese noch beim Leben des Herrn v. Penz herauskam. Diese Arbeiten sind zu allen Zeiten viel gesucht; wenn auch von Zeit zu Zeit einige Personen von ihrem Aufbewahrungsorte wußten, so schienen sie nach der allgemeinen Ansicht doch ein halbes Jahrhundert lang verschwunden zu sein, bis der Herr von Engel auf Breesen bei Neubrandenburg mir am 2. Julii 1860 den ganzen Nachlaß zu treuen Händen übersandte, um die Einverleibung in das Staats=Archiv zu bewirken, welche auch durch hohe Verfügung vom 29. October 1860 erfolgt ist. Die Arbeiten hatten bis dahin auf dem Hausboden des herrschaftlichen Wohnhauses zu Breesen in einer verschlossenen Kiste gelegen; das Gut Breesen aber ist eine alte Besitzung der Familie v. Engel, welche im vorigen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 26 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Jahrhundert mit der ausgestorbenen Familie v. Hoinckhusen und vielfach mit der Familie v. Penz verwandt war.

Aus diesen jetzt wieder zum Vorschein 1 ) gekommenen Papieren, durch deren Schenkung sich der Herr von Engel ein ungemein großes Verdienst um die vaterländische Geschichte erworben hat, läßt sich nun auch zum ersten Male eine Geschichte dieser genealogischen Arbeiten entwerfen, welche zur Würdigung derselben und verwandter Bestrebungen unerläßlich ist. Es wird hiebei aber nöthig sein, die ganze Entwickelung der genealogischen Arbeiten für Meklenburg in Betrachtung zu ziehen.

Die ersten genealogischen Arbeiten sind von Bernhard Latomus († 1614) aus dem ersten Viertheil des 17. Jahrhunderts; die Originalhandschrift, mit in den Text eingedruckten, gut gezeichneten Wappen, wird im Staats=Archive zu Schwerin aufbewahrt; der stargardische Adel, den welchem das Original der Handschrift durch eine Abschrift ersetzt ist, ist im J. 1619 gedruckt. Die Arbeit von Latomus ist noch sehr allgemein, kurz und mager und hat eigentlich nur durch die Stammbäume der gleichzeitigen Personen Werth.

Während des durch den dreißigjährigen Krieg so sehr zerrütteten 17. Jahrhunderts ruhen diese Bestrebungen ganz, bis am Ende dieses Jahrhunderts die Arbeiten begonnen werden, welche das ganze 18. Jahrhundert hindurch reichen.

Der erste, welche diese Arbeiten wieder aufnimmt, ist wohl der herzogliche Archivar Johann Schultz, der Vater, zu Schwerin (1701 † 1737), welcher nicht nur über viele einzelne Familien Nachrichten, sondern auch Uebersichten aus den Originalurkunden und Acten des Staatsarchivs zusammengestellt hat. Diese Nachrichten, von denen die Concepte wohl ziemlich vollständig im Staatsarchive aufbewahrt werden, sind nun zwar sehr gründlich und sicher, aber noch sehr abgerissen und lückenhaft, da die Archiv=Acten und Arbeiten damals noch in ihrer ersten Entwickelung begriffen waren. Sein Sohn und Nachfolger, der Archivar Johann Heinrich Schultz d. j. (1737-1756) setzte die Bestrebungen seines Vaters fort, jedoch nicht in so großer Ausdehnung.

Zu gleicher Zeit mit dem älteren Schultz arbeitete Matthias Hans v. Behr († 1729), ritterschaftlicher Deputirter


1) Schon in dem Bülowen=Buche S. 15 wird die Befürchtung ausgesprochen, daß die Papiere verloren gehen könnten: "es wäre Schade, wenn diese Sammlung durch einen Zufall verloren gehen könnte".
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 27 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

zu Wien 1715-1729, an seiner meklenburgischen Geschichte: Rerum Meclenburgicarum Libri octo, in welcher Lib. VIII., Cap. XIII., p. 1559-1691, auch eine kurze geschichtliche Uebersicht des meklenburgischen Adels enthalten ist.

Wichtiger für die Genealogie ist dessen Bruder, der Hofmeister Claus Josias v. Behr, welcher eine möglichst vollständige Geschichte der meklenburgischen Adelsfamilien ausarbeitete: "Mecklenburgische Adels=Chronika, aus beglaubigten Nachrichten und untrüglichen Urkunden zusammengetragen". Er legte zu diesem umfänglichen Werke die beiden handschriftlichen Werke von Latomus, Beschreibung des meklenburgischen Adels, und Elzow, Pommerscher Adelsspiegel, zu Grunde und benutzte auch Denkmäler, Leichenreden und andere Gelegenheitsschriften, stützte sich aber vorzüglich auf Urkunden, deren er eine große Menge zusammenbrachte, wobei er von dem hannoverschen Staats=Minister Freiherrn Andreas Gottlieb v. Bernstorf eifrig unterstützt ward. Das Werk ist also für seine Zeiten mehr gründlich, als vollständig zu nennen, enthält aber einen großen Schatz von Privaturkunden in Abschrift. In den "Kurzen Remarquen über Klüver's Mecklenburg" wird 1739, S. 24, gesagt: "daß sonderlich in Rostock an einer gantz vollständigen und aus einer zulänglichen Anzahl bewährter Urkunden und sicheren Nachrichten gezogenen Geschlechts= und Wapen-Historie des Mecklenburgischen Adels von gantz vornehmer und geschickter Hand mit guten Success gearbeitet und von dem gütigen patriotischen Gemüthe des fürnehmen Herrn Verfassers gehoffet wird, solche Historie und viele hundert Diplomata bald in der Land=Stände Archiv zu setzen". Nachdem schon 1741 und 1747 Verhandlungen über den Ankauf des Werkes gepflogen waren (vgl. Franck A. u. N. Mecklenb., XVIII., S. 295 und 386), hat, nach des Geheimen=Raths J. P. Schmidt handschriftlicher Nachricht, "das Werck der Autor an die Mecklenburgische Ritterschaft in Manuskript für 6000 Rtthlr. Anno 1749 verkauffet und wird auf der Ritterschaftlichen Bibliothek in Rostock verwahrlich aufbehalten".

Einige andere genealogische Arbeiten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben nur sehr untergeordneten Werth, sind aber doch viel benutzt, weil sie gedruckt sind. Die älteste und wichtigste ist von Joachim v. Pritzbur, dänischem Etats=Rath und Oberlanddrosten († zwischen 1714-1722), dessen Adelsverzeichniß unter dem Titel: "Index concisus familiarum nobilium ducatus Megapolitani", 1722 zu Kopenhagen herausgegeben ward. Das kleine Büchlein ist nur dürftig und

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 28 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

von dem Verfasser nicht zum Druck bestimmt, jedoch das erste gedruckte Buch über den meklenburgischen Adel, nach des Verfassers Tode gedruckt; die Mecklenburg. Scribenten-Bibliotheque, Stück 5, 1731, S. 31, sagt: "Es ist dem seligen Autori wohl nie eingefallen, daß die Schrift sollte gedruckt werden". Ihm folgte Klüver in der Beschreibung des Herzogthums Mecklenburg, Bd. II., ohne jedoch mehr als dürftige Auszüge aus Pritzbur und andern bekannten Schriften zu geben, welcher deshalb sogleich Anfechtung erlitt, andere kleine Uebersichten, z. B. von Hieronymus Hartwig v. Stötterogge, 1741, gedruckt in v. d. Kuesebeck Archiv für Geschichte und Genealogie, Band 1, Hannover, 1842, S. 255 flgd., haben gar keinen Werth.

Von allen diesen Bestrebungen sind nur die Arbeiten von dem Archivar Johann Schultz und dem Hofmeister Claus Josias v. Behr von Werth. Neben diesen entwickeln sich die v. Hoinckhusenschen Arbeiten, welche jedoch eine schärfere Untersuchung erfordern.

v. Hoinckhusen.

Es ist allgemein herrschende Ansicht, daß Bertram Christian v. Hoinckhusen, "Vice=Präsident des Hof= und Land=Gerichts", † 1722, eine Beschreibung der adeligen Geschlechter Meklenburgs verfaßt und handschriftlich hinterlassen habe. Wahrscheinlich rührt diese Ansicht von v. Westphalen her, der dies schon im J. 1739 1 ), also 17 Jahre nach Hoinckhusens Tode, behauptet. Dies wird auch in Nettelbladt Succincta notitia scriptorum Megapol., 1745, p. 94, und sonst wiederholt und in der Folge nachgesagt, z. B. in den gedruckten Familiengeschichten der v. Bülow, 1780, S. 15, und der v. Koß, 1789, S. 9 und 10; in der v. Koß'schen Geschichte heißt es: "Der Herr v. Hoinckhusen, Vice=Präsident beim Hof= und Landgericht zu Güstrow, hat mit außerordentlicher Mühe die Mecklenburgische Genealogie ausgearbeitet und ist das Beßte, was man hat, und wird besessen von des unermüdeten Herrn von Pentzen Erben." Dies ist jedoch, wie vieles Andere,


1) Vgl. v. Westphalen Mon. ined. T. I, 1739, Praef. 33, Not. b.: "Hoiningbusen vicarius quondam praeses in judicio provinciali et aulico Mecklenburgico, qui omnium fere nobilium patriae genealogias et merita gentilitia negotioso opere historico de familiis nobilius Mecklenburgcis descripsit, quod in nonnullis lima quidem et accuratione indiget, sed dignum tamen quod tenebris eripiatur."
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 29 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

nicht richtig; vielmehr sind die umfassenden Arbeiten einem Sohne des Vice=Präsidenten v. Hoinckhusen zuzuschreiben, wie aus den folgenden Nachrichten hervorgehen wird.

zum übergeordneten Dokument zum nächsten Dokument Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Bertram Christian v. Hoinckhusen, der Vater.

Ueber den als Vice=Präsidenten am 14. Dec. 1722 gestorbenen Bertram Christian v. Hoinckhusen besitzen wir eine gleichzeitige Lebensbeschreibung in den Annales literarii Mecklenburgenses auf das Jahr 1722, Rostock und Neu=Brandenburg, 1723, S. 30 flgd., welche fast wörtlich im Mecklenburgischen Gelehrten=Lexicon, II. Stück, 1729, S. 55 flgd., wiederholt ist. Bertram Christian v. Hoinckhusen, Sohn des herzoglichen Rathes und letzten ratzeburgischen Domherrn Heinrich Hoinckhusen († 1683) zu Ratzeburg, war am 6. Juli 1651 geboren. Nachdem er im väterlichen Hause durch Privatunterricht vorgebildet war, besuchte er seit 1665 das Gymnasium zu Lübek unter Bangert und seit 1670 die Jesuitenschule zu Hildesheim, wo er sich rühmliche Zeugnisse erwarb. Im J. 1673 bezog er die Universität Rostock und studirte hier nicht allein die Rechtswissenschaft, sondern auch Mathematik, indem er sich aus besonderer Neigung Vorlesungen über Geometrie, Trigonometrie, Astronomie, Befestigungskunst u. s. w. privatissime halten ließ. Darauf ging er im J. 1676 nach Leipzig, um unter dem berühmten Carpzow seine Studien zu vollenden, und vertheidigte hier am 6. Dec. 1677 mit großem Ruhme eine öffentliche Disputation, welche er dem Herzoge Christian Louis widmete, worauf dieser ihm die Aussicht auf eine Rathsstelle gab. Damit trat er im J. 1678 eine große Reise an, zuerst nach Holland, wo er noch zu Leyden studirte, dann 1679 nach England; von hier ging er nach Frankreich, wo er sich lange Zeit auf der Universität zu Bourges aufhielt. Nachdem er die "große Tour" durch Frankreich gemacht hatte, ging er auf ein halbes Jahr nach Speier "zur Besichtigung des Reichs=Kammergerichts" und kehrte nach einer Abwesenheit von 6 Jahren im J. 1684 über Worms, Mainz, Frankfurt, Gießen, Marburg und Cassel in die Heimath zurück. Schon im J. 1685 ward er Referendar an der Justiz=Canzlei zu Schwerin und hatte hier die Ehre, den Prinzen Friedrich Wilhelm in den mathematischen Wissenschaften zu unterrichten. Im J. 1691 ward er Assessor und 1707 Vice=Präsident des Hof= und Land=Gerichts, welches im J. 1708 von Parchim nach Güstrow verlegt ward, nachdem er sich 1693 mit Jlsabe Agnete v. Bennighusen aus Holstein

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 30 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

verheirathet hatte. Am 18. Sept. 1716 ward er in den Adelsstand erhoben. Er starb in Güstrow am 14. Dec. 1722.

In allen Nachrichten über sein Leben ist nun von geschichtlichen Bestrebungen mit keiner Sylbe die Rede und der Hoinckhusensche Nachlaß zeigt auch nirgends die geringste Spur davon.

Dagegen trieb er als Nebenbeschäftigung bis zu seinem Tode seine Lieblingswissenschaft, die Mathematik, und brachte durch dieselbe ein großes Werk zu Stande, nämlich die erste genaue und umfassende

Karte von Meklenburg.

Ueber diese bedeutende Arbeit kann ich keine bessere Auskunft geben, als die Nachricht, welche der sorgsame Geheime=Rath J. P. Schmidt in seiner handschriftlichen Erd= und Staatsbeschreibung der Herzogtümer Meklenburg darüber hinterlassen hat, indem er zugleich die beim Tode Hoinckhusens erschienene Lebensbeschreibung desselben darin verarbeitet. Schmidt schreibt:

"Allen Mängeln abzuhelfen, ist dahero der Bertram Christian von Hoinckhusen, vormahliger Vice-Praesident bey dem Herzogl. Mecklenburgischen Hoff= und Land=Gericht, schon vor mehr alß 50 Jahren rühmlichst bemühet gewesen, zu welchem Behuf er eine gantz neue Charte von Mecklenburg gezeichnet hat, welche den vorzüglichsten und ersten Rang ohnstreitig verdienet."

Von diesem von Hoinckhusen steht eine kurze Nachricht in dem 2. St. des Mekl. Gelehrten Lexici, p. 55 und eine umständlichere nette Lebens=Beschreibung in den Annalibus literariis Mecklenburgensibus, p. II, vom Jahre 1722, Cap I. n. V, p. 30 seq., worinnen dasjenige, was diese Landkarte betrifft, wörtlich also lautet: "Durch Hülfe der mathematischen Wissenschaften hat der wohlseel. Herr Vice-Praesident ein noch wichtigeres Werk unternommen, wovon es nicht unangenehm sein kann, wenn wir die uns davon communicirte Nachricht hiemit zu erst publiqve und den Liebhabern geographischer Wißenschaften bekanndtmachen. Es hat sich der Sehl. Mann eine unbeschreibliche Mühe gegeben, eine recht vollkommene und accurate Landkarte von Mecklenburg zu entwerfen, welche er auch nach 35jähriger Arbeit noch endlich bey seinem Leben völlig zum Stande gebracht. Das Werck bestehet eigentlich in folgendem. Erstlich ist es eine general-Charte des gantzen Landes. Nachgehends eine

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 31 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

eigene und besondere über jedes Amt, und wenn es groß ist, wohl zwei von einem Amte. In diesen Special-Charten werden nicht allein die Wege, Moräste, Hölzungen, Wind= und Wassermühlen, Zölle etc. . bemercket, sondern auch durch gewiße signa wird am Tage geleget, wo Fürstliche Höfe, Rathhäuser, Adeliche Höfe, Kirchen, Capellen; wo Prediger und wo keine; auch: ob adeliche Höfe in dem Kirchdorfe seyn? Nächst diesem sind bey jedem Amte Tabellen von der Größe wie die Charten, darauf zu sehen, was in jedem Amte vor Fürstl. Domainen, Adeliche Güter, auch andere Dörfer vorhanden; wohin sie gehören und zu Hofe dienen müßen; wo Pfarren und was dahin gehöret; auch: wer das Jus patronatus besitzet. Welche Arbeit dann ihre gäntzliche Richtigkeit bekommen und nach accurater Dimension ins Reine gezeichnet worden. Nach absolvirtem diesem Wercke hat der Sehl. Mann auch noch die Mühe auf sich genommen, ein accurates Register über alle Dörfer dieses Landes zu machen, welches der vorigen Arbeit hinzugefügt werden sollen; damit aber ist er nicht über die Helffte gekommen, hat aber solche Bewandniß, daß es in etlichen Monathen auch gar leicht zur Vollenkommenheit gebracht werden kann.

Die Ausbeßerungen sind nach den rechten Vermeßungs=Charten der Domanial=Stücke und einiger anderer Güther in diesen Landen allmählig geschehen. Auf einmahl hätte auch noch die ganze See=Kante von Travemünde bis zum Fischlande rectificirt werden können, wenn hierzu die bey der Directorial-Vermeßungs-Commission adhibirten Landmeßer, welche zwei Jahr hindurch müßig gelegen und doch ihre Wartgelder gezogen haben, wären gebrauchet worden. Allein da die Herzogliche Cammer auf das dieserwegen an sie ergangene Rescript dennoch eine so geringe Zulage hat ersparen wollen, so ist immittelst solches gönstiges Tempo nunmehro aus Händen gegangen.

Gar sehr wäre es zu wünschen, daß diese Charte, welche des jetzt Regierenden Herzogs Friederichs Durchl. noch als Erbprinz von den Erben des Verfaßers für eine ansehnliche baare Vergeltung von 100 Reichsthalern käuflich an sich gehandelt haben, schon lange ediret seyn möchte, oder mit denen allmählig hinzugekommenen Ausbeßerungen nun annoch nächstens zum öffentlichen Stich hinausgegeben würde.

Diese durch die Unterhandlung des Amtmanns Streubel gekauffte Charte haben der Herzog vielfach abzeichnen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 32 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

laßen. Sie ist auch durch freundschafftliche Communication in die Hände des Svedischen Generals Lantinghausen und des Dänischen Generals Comte St. Germain gekommen. Auch ist sie durch andere privat Abzeichnungen in verschiedener Privatorum Hände gerathen."

Am 14. Nov. 1728 bot Hoinckhusens Sohn, Johann Heinrich v. Hoinckhusen, durch einen noch in der Bibliothek des Landraths v. Negendanck auf Zierow auf der landständischen Bibliothek zu Rostock befindlichen Brief an diesen die Charte "dem Lande für eine convenable Discretion" an, erreichte jedoch seinen Zweck nicht. Bei dieser Gelegenheit beschreibt der Sohn das große Werk seines Vaters und nennt darin zuerst:

"1) eine generale Mecklenb. Land=Carte 5 Fuß lang und 3 breidt, auff pargament.
Nachfolgendes ist von ordinairer Land=Cartengröße.
Der erste Bogen enthält das fürstl. Meckl. mit Farben gezeichnete Wappen."
Der andere eine generale Mecklenb. Land=Carte."

Dann werden 22 Special= Karten mit dazu gehörenden Beschreibungen aufgezählt.

Von diesem Kartenwerke hat, wie der Geheime =Rath Schmidt oben berichtet, der Herzog Friedrich die General=Karten gekauft. In Nettelbladt's Succincta notitia wird

"v. Hoingshusen Bertr. Christ. General=Charte vom ganzen Lande Mecklenburg"

aufgeführt, und der Geheime =Rath J. P. Schmidt bemerkt noch ein Mal hiezu handschriftlich:

"Diese mit der Feder gezeichnete Charte haben der Herzog Friedrich von den Erben für 100 Rthlr. gekaufet und selbige nachher wegen der befundenen Accuratesse häufig auf Atlass übertragen lassen."

Diese General=Karten sind also in fürstlichen Besitz übergegangen und werden hoffentlich noch zu finden sein.

Die sämmtlichen Special=Karten mit den dazu gehörenden Beschreibungen haben sich aber in dem von dem Herrn von Engel auf Breesen im J. 1860 geschenkten v. Hoinckhusenschen Nachlasse gefunden und das ganze Werk ist, mit Ausnahme der großen und der kleinen General=Charte, vollständig; es scheint nur ein Bogen von der Beschreibung des Amtes Grevismühlen zu fehlen.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 33 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Wenn nun diese Landes=Karte auch für den praktischen Gebrauch keinen Nutzen mehr hat, so ist sie doch geschichtlich von großem Werth und kann einst über manche dunkel gewordene Stelle willkommenen Aufschluß geben.

Von großen geschichtlichen Ausarbeitungen des Vice=Präsidenten von Hoinckhusen ist aber nirgends die Rede. Es sind freilich Spuren davon vorhanden, daß er sich auch mit geschichtlichen Gegenständen, namentlich mit Heraldik, beschäftigte, indem er nach seiner Lebensbeschreibung in den Annal. lit. Meckl. II., S. 40, bei der Einführung der Assessoren des Hof= und Landgerichts, z. B. 1709 über das Wappen der Familie v. Plessen, 1709 über das Wappen der Familie v. Lehsten, 1712 über das Wappen der Familie v. Bülow, 1712 über den Namen Sibeth Einführungsreden hielt, auch seinen Sohn durch Mittheilung von Urkunden aus der Hof= und Land= Gerichts=Registratur unterstützte; aber geschichtliche Arbeiten sind von ihm nicht vorhanden. Dies beweisen schon die Handschriften, indem sämmtliche geschichtliche Arbeiten in dem hoinckhusenschen Nachlasse von der sicher ermittelten Hand des Sohnes sind und mit der Handschrift auf den Karten nicht übereinstimmen. Der Vice=Präsident v. Hoinckhusen muß also aus der Reihe der meklenburgischen Genealogen ausscheiden und für ihn sein Sohn eintreten.

zum nächsten Dokument zum übergeordneten Dokument zum nächsten Dokument Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Johann Heinrich von Hoinckhusen, der Sohn.

Der Vice=Präsident Bertram Christian v. Hoinckhusen hinterließ einen Sohn Johann Heinrich v. Hoinckhusen. Nach Vollendung seiner Universitäts=Studien ging er in das älterliche Haus in Güstrow zurück und legte sich als Privatmann aus wissenschaftlicher Neigung ganz auf die vaterländische Geschichte, Genealogie und Heraldik und unternahm sehr umfassende Sammlungen von Nachrichten über den meklenburgischen Adel. Schon das "Mecklenburgische Gelehrten=Lexicon, Stück 2, Rostock, 1729, fügt am Schlusse der Biographie des Vaters S. 60 hinzu:

"Er hat einen Sohn hinterlassen, von dem man sich vieles zur Mecklenburgischen Geschichte vermuthet."

Und die "Kurtzen und eilfertigen Remarquen über einige Articul des 33sten Capituls der neuen Edition des ersten Theils von Klüvers Beschreibung des Herzogthums Meklenburg, 1739," sagen S. 24:

"Nicht zu vergessen, daß ein guter Freund in Güstrow auch hierunter (in der Geschlechts= und

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 34 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"Wapen=Historie des Mecklenburgischen Adels) collegiret und verschiedene Familien gantz ausführliche Beschreibungen von ihrer Genealogie besitzen, davon anjetzt nur die von Berckenthin, von Moltke, von Oertzen, von Negendanck, von Pentz, von Plessen und von Preen nennen will."

Der Genealog ist also Johann Heinrich v. Hoinckhusen der Sohn. Dies wird auch durch die Handschrift bewiesen; denn der ganze genealogische Nachlaß ist von einer und derselben Hand geschrieben, welche nach Vergleichung von unterzeichneten Originalbriefen die Hand des jüngern Hoinckhusen ist.

Auch der Inhalt der von ihm abgefaßten Genealogien giebt den Beweis, indem eine sehr große Menge von Daten aus den ersten 20 Jahren nach des Vaters Tode von der Hand des jüngern Hoinckhusen in die Genealogien eingetragen ist.

Hoinckhusen arbeitete selbstständig, und wie es scheint zurückgezogen, ohne mit den beiden Behr und den beiden Schultz in Verbindung zu stehen, welche wieder unter sich auch nicht in Verbindung standen.

Hoinckhusen arbeitete ungefähr zwanzig Jahre und starb früh. Er war nicht verheirathet und wird um das Jahr 1700 geboren und wahrscheinlich im Jahre 1746 gestorben sein 1 ), da sich von seiner Hand noch häufig die Jahreszahl 1745, öfter auch noch 1746, aber kein Mal die Jahreszahl 1747 in die Genealogien eingetragen findet. Er hinterließ ungefähr 20 Genealogien lebender Familien fertig, ungefähr 85 in der Ausarbeitung und ungefähr 110 in der Vorbereitung ("Kladde"), Nachrichten über 338 ausgestorbene Familien, eine Geschichte der Herzoge von Meklenburg mit vielen eingeschalteten Adelsnachrichten und Wappen und viele kleine Aufzeichnungen, Nachrichten und Sammlungen. Außerdem hat sich, was bisher noch nicht bekannt gewesen ist, in dem Nachlasse

ein meklenburgisches Wappenbuch

des meklenburgischen alten und angesessenen Adels von seiner Hand gefunden, welches wohl das erste meklenburgische Wappenbuch sein dürfte. Es hat groß Landkartenformat, ist für jene


1) Nach den gütigen Mitteilungen des Herrn Dompredigers Türk zu Güstrow beginnen die Todtenlisten der Domkirche und der Pfarrkirche zu Güstrow erst mit dem Jahre 1781, ältere Aufzeichnungen erst mit dem Jahre 1756. Es wird also Hoinckhusen's Todesjahr nicht mehr sicher nachzuweisen sein. Im J. 1743 wird v. Hoinckhusen (ohne Vornamen), neben einem Herrn v. Gamm, als Taufzeuge aufgeführt.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 35 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Zeit sehr hübsch gearbeitet und colorirt. Die Wappen haben mit den Helmen eine Höhe von ungefähr 3 1/4 Zoll.

Der Nachlaß ging zunächst ohne Zweifel auf den jüngern Bruder Ulrich Christoph v. Hoinckhusen und die beiden Schwestern über. Ulrich Christoph kam nach seines Bruders Tode nach Meklenburg zurück, kaufte sich in der Stadt Penzlin ein Haus und verheirathete sich am 28. September 1747 mit einer Tochter des dänischen Hauptmanns Valentin v. Penz auf Bresewitz und Gädebehn und der Margarethe Katharine v. Engel von Gr. Helle; er starb als der letzte männliche Sproß seines Geschlechts am 7. September 1758 1 ); seine Wittwe starb im J. 1777 in Penzlin. Die ältere Schwester v. Hoinckhusen war mit dem dänischen Hauptmann v. Engel auf Breesen verheirathet; die jüngere blieb unverheirathet und starb spät, vielleicht erst nach 1782, in Penzlin. Aus diesen Verwandtschaften mit den v. Engel und v. Renz und dem Zusammenfluß dieser Familien in und bei Penzlin läßt sich die spätere Fortsetzung der hoinckhusenschen Arbeiten erklären. Zu gleicher Zeit hatte auch der ältere Sohn des Hauptmanns Valentin v. Penz, Gottfried, eine Beate Margarethe v. Engel, und deren Bruder wieder eine Schwester ihres Mannes zur Frau, und Gottfrieds v. Penz Sohn heirathete wieder eine v. Engel.

zum nächsten Dokument zum übergeordneten Dokument zum nächsten Dokument Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Conrad Lüder von Penz.

Der jüngere Sohn des Hauptmanns Valentin v. Penz war Conrad Lüder v. Penz, welcher im J. 1728 geboren war; er war in seinen jüngern Jahren holländischer Lieutenant, ging darauf nach Meklenburg zurück, ließ sich in der Stadt Penzlin als Privatmann nieder und verheirathete sich wohl nicht lange nach 1760 mit Ida Benedicta v. d. Lühe aus dem Hause Oberhof. Er starb im Frühling 1782.

Dieser Conrad Lüder v. Penz wandte sich, zur Beschäftigung und wie es scheint auch zum Gelderwerbe, den meklenburgischen genealogischen Studien zu. Er hatte "das Glück gehabt, von den Erben des v. Hoinckhusen dessen gesammte Aufsätze zur weitern Bearbeitung zu bekommen", und "beschäftigte sich von 1766 an bis zu seinem Tode mit dieser "Arbeit".

Conrad Lüder v. Penz hat in den Nachrichten über die ausgestorbenen Familien eigenhändig die Geschichte der Familie


1) Vgl. (C. L. v. Penz) Verzeichniß des Mecklenb. Adels in Jahrb. XI. S. 445.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 36 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

von Hoinckhusen geschrieben und dabei zugleich nicht allein v. Hoinckhusens Arbeiten, sondern auch zugleich seine eigenen Bestrebungen geschildert, so daß, in Beihalt der noch vorhandenen Arbeiten, über den ganzen Verlauf aller dieser Bemühungen nicht der geringste Zweifel walten kann. Da diese ganze Angelegenheit wichtig ist, so wird es am passendsten sein, den Abschnitt aus des Conrad Lüder v. Penz eigenhändigen Nachrichten über die Familie v. Hoinckhusen hier wörtlich mitzutheilen, jedoch mit Auslassung des größten Theils der schon oben mitgetheilten gedruckten Nachrichten über den Vice=Präsidenten v. Hoinckhusen und dessen meklenburgische Karte. Conrad Lüder v. Penz berichtet:

"Hoinckhusen.

Dieses Geschlecht hat wahrscheinlicherweise seine Abkunft der bereits erwehnten und im XIV. Jahrhundert hier geblüheten Familie, welche sich Hennighus schrieb, zu verdanken. Wann man aber einwenden will, daß die von Hoinckhusen jungen Ursprungs sind und dannenhero mit denen von Hennighus nicht eines Herkommens seyn können, weil selbst der Nahme auch so gar verschieden ist; so kann man erwiedern: daß die Enderung des Nahmens gar leicht in der Länge der Zeit entstanden sein kann, indem vielfache ähnliche Beweise hievon angeführt werden könnten, und dannenhero es auch glaublich bleibt, daß jene von diesen entstanden sind, zumahlen beyde, viele Gleichheit des Nahmens habende Geschlechter, auch in einem Lande gewohnet haben. Wenigstens ist es gewisser, als wenn andere im Adelstand erhobene sich bloß darum die Renovation erbeten, dieweil sie nur gehört oder gelesen, daß vor einigen hundert Jahren ähnliche Nahmens führende adeliche Geschlechter mehr als 100 Meilen von ihren Vorfahren entfernt, floriret haben. Dem sey nun wie ihm wolle, so gehört dem Geschlechte derer von Höinckhusen doch gewiß das preißwürdigste Andenken, indem es, so lange es mir nur durch Schriften bekannt ist, und eine Zeit von etwas über 100 Jahren, in dreien Generationen enthält, lauter Männer hervorgebracht, deren Asche fortdauernd von der Nachwelt in Ehren gehalten zu werden verdient; und welches denn auch von mir, in folgender Beschreibung bewiesen werden soll.

Heinrich Höinckhusen war Herzogl. Meklenburgischer Raht und Canonicus des vormahligen Stiftes Ratzeburg, woselbst er auch als letzter Domm=Herr sein rühmlich geführtes Leben 1683 beschloß.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 37 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

1651. Dessen Sohn Bartram Christian, ward den 6ten Jul. 1651 geboren. Dieser legte den Grund seines studierens erstlich unter privat Information, biß er 1665 nach Lübeck die öffentliche Schule und das Gimnasium bezog; und sich von dort 1670 nach Hildesheim bey denen Jesuiten in die Schule gab. Bey dem Examine den 15/26 Septbr. 1671 bestund er schon so wohl, daß ihm von dem dortigen Weihbischofe beydes primum Praemium Chriae, als auch primum Praemium Carminis Heroici gereicht wurde. Und 1672 erhielte er Praemium primum Orationis und secundum Praemium in Graecis, welche Praemia und die dabey ertheilte Zeugnisse noch vorhanden sind. Im Jahr 1673 zog er auf die Universität nach Rostock und legte sich daselbst auf sein Haupt=Studium, die Jura, nächsthin aber auch auf Mathematica, und ließ sich Collegia Geometrica, Trigonometrica, Fortificatoria, Astronomica etc. privatissime lesen. Hierauf ging er 1676 nach Leipzig und setzte daselbst unter dem Doctor Carpzovio das Studium Juris mit grosser Bemühung fort. Unter desselben Präsidio vertheidigte er den 6ten Dec. 1677 mit grossem Ruhme eine öffentliche Disputation: de Jure circa aërem, welche er dem Herzoge Christian Ludwig zu Meklenburg dedicirte, und als er 1678 zu Hause kam, sogleich von dem gedachten Herzoge die Versicherung erhielte, daß ihm nach zurückgelegten Reisen die Stelle eines Rahts zu Theil werden sollte. Hiemit trat er noch im letzteren Jahr seine Reise nach Holland an, und als er daselbst sich insbesondere noch eine Zeit lang auf der Universität zu Leiden aufgehalten hatte; so ging er zu Anfang 1679 nach England, besahe nächst denen Merkwürdigkeiten der Stadt London, auch die daselbst berühmten Universitäten, und wandte sich zum Schluß dieses Jahrs, über Douvres und Calais, nach Paris, — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — nachgehends aber über Worms, Mayntz, Franckfurth, Gießen, Marburg und Cassel, endlich 1684 wieder zu Hause kam. Wie er nun 6 Jahr auf seinen Reisen zugebracht, so nahm er sich die Freiheit, dem Herzoge Christian Ludewig der gegebenen Zusage zu erinnern, und um eine Beförderung bey der Justiz unterthänigst anzuhalten. Als aber kein Assessorat bey denen Gerichten ledig war, so wurde ihm 1685 erst die Referendarien=Stelle bey der Schwerinischen Justiz=Kanzeley anvertrauet. Nach erfolgtem Absterben des Assessor Klatten wurde unser Hoinckhusen im Jahr 1691 an dessen Stelle

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 38 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"wiederum Assessor, und endlich als der Vice=Präsident Victor von Grabow auf Lusewitz und Severin, im Monat Febr. 1707 diese hohe Bedienung durch den Todt ledig gemachet, so ward er bey dem Land= und Hof=Gerichte dieser Lande zum Vice=Präsidenten von dem Herzoge solenniter eingesezet und installiret. — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — .

Den 18. Septbr. 1716 ward er zu Wien vom Kayser Carolo VI. in den Adel=Stand erhoben und erhielte zum Wapen: Einen in 2 Theil nach der Länge abgetheilten Schild, in dessen hintern silberfarbenen Feldung ein mit denen Saxen einwerts gekehrten rohten Adlers=Flügel; in dem vordern mit 2 silberfarbenen Strassen in 3 gleiche Theile abgetheilter blau oder lasurfarbenen Feldung aber 3 sechsekigte güldene Sterne über einander erschienen. Auf dem Schilde stand ein offener blau angeloffener roht gefutterter Turniers=Helm mit anhangenden Kleinod, rechter blau und weiß, linkerseits aber weiß und roht herabhangenden Helm=Decken. Auf dem Helm stand ein silber, roht und blau durcheinander gewundener Pausch oder Bund, darob zwischen zweyen mit denen Saxen einwerts gekehrten rothen Adlers=Flügeln, der in dem Schild beschriebene Stern zu sehen warr; wie ein solches alles, das oben stehende Wapen mit mehrerem zeiget.

Oben haben wir erwehnet, daß sich unser Vice=Präsident auf Universitäten, sonderlich auch in denen, mathematischen Wissenschaften geübet. Durch die hierin erlangte Geschicklichkeit erhielte er die Gnade, daß er nachgehends, wie er noch zu Schwerin das Referendariat bey der Justiz verwaltete, dem damaligen Prinzen Friderich Wilhelm hierin informiren muste. Durch Hülfe aber dieser Wissenschaft gab er sich die unbeschreibliche Mühe, eine recht vollkommene und accurate Land=Charte von Meklenburg zu entwerfen, welche er auch nach 35jähriger Arbeit noch endlich bey seinem Leben völlig zum Stande gebracht. — — — — — — —

So viel habe ich von dem Leben dieses sowohl um die Justiz als Gelehrsamkeit in unserm Lande so hoch verdienten Mannes bekannt machen wollen; und wer ein mehreres von seinen großen Wissenschaften und wichtigen Verrichtungen wissen will, kann solches in den 1723 zu Rostock und Neu=Brandenburg herausgekommenen Gelehrten Mecklenburgischen Jahr=Geschichten, und zwar daselbst Seite 30 bis 46 antreffen. Ich muß denn nur noch erwehnen, daß er sich den 27. Apr. 1693 vermehlt gehabt, mit Jlsabe Agneta, einer

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 39 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

"Tochter des Königl. Dänischen Justizraths Johann von Bennighusen und Margareta Hedewig von Roepstorf aus dem Hause Grünholtz in Holstein; welche in Glückstadt den 29. Merz 1668 geboren war, und in Bresen den 29. Merz 1753 verstarb. Die in dieser beglückten Ehe gezeugeten 4 Kinder sind:

1. Catarina Dorothea, geb. in Parchim den 24ten Januar 1696, starb in Neu=Brandenburg den 25ten Merz 1773 und hatte sich den 4ten Jan. 1717 vermählt gehabt mit den Königl. Dänischen Hauptmann Hans David von Engel auf Bresen, welcher den 18. Febr. 1681 zu Fritzau in Pommern geboren war, und den 26. Nov. 1753 in Bresen verstarb.

2. Magdalena Hedewig, geb. in Parchim den 19ten Mey 1698, und lebt annoch als die allerlezte dieses Geschlechts. Sie hat sich vermählt gehabt den 1ten Juli 1726 mit dem Königl. Dänischen Hauptmann Philipp Bernhard von Behr auf Stresow, Dargarzin und Müssow, welcher den 17. Apr. 1699 geboren war, und den 13. Dec. 1766 in Stresow verstarb.

3. Johann Hinrich. Je kürzer die Laufbahn dieses, für alle Freunde der Geschlechts=Nachrichten zu früh vollendeten würdigen Edelmanns ist, desto ausgebreiteter und unsterblicher ist sie, in ihrem innern Werte. Wie seine Voreltern, widmete er sich den Wissenschaften, und wandte seinen besondern Fleiß auf die Geschichte, Geschlechtskunde und Wappenkunst. Nach vollendeten Akademischen Jahren, hielte er sich bey seinen Eltern auf, und hier wurde auch einmahl aus Vaterlandsliebe der Gedanke bey ihm rege, den eingebohrnen Meklenburgischen Adel genealogisch und historisch zu beschreiben. Er fing zu dem Ende eine sehr weitläufige Sammlung an, prüfete alles mit genauester Vorsicht, und suchte überall mehr Licht und Gewisheit in seinen Nachrichten auszubreiten, als bishero von andern geschehen war. Nicht zufrieden, daß er überhaupt nur etwa ein Geschlecht nannte, den Stammvater aufsuchte, die Abstammende richtig angab und die Verbindung mit andern Familien getreulich anzeigte, war dieses vielmehr sein gröstes Augenmerk, wie er mit beglaubten Urkunden, Verträgen, Contracten, Begnadigungsbriefen und gerichtlichen Verhandlungen, seine Aussagen bewahrheiten mögte. Was ihm selbst etwa in diesem so wichtigen Fache noch abgehen mochte, das konnte ihm von seinem Vater, dem die Zugänge zu den Landes=Archiven immer offen stunden, reichlich verschaffet

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 40 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

werden. Kein Wunder also, daß er mit festem Schritt eine bis daher noch sehr hökrichte und ungewisse Bahn betreten und uns in den wenigen Jahren, die er auf diese Arbeit verwandt, vollständige Nachrichten von 336 bereits ausgestorbenen und etwa 100 noch blühenden adelichen Familien geliefert, wovon auch bereits ein Band zum Druck rein geschrieben war, als dieser fleissige Forscher der Geschlechts= Alterthümer über seinen Fleiß erkrankte, und

in der besten Blühte seiner Jahre in unverehelichtem Stande, zu frühe in seine Ruhe einging.

Zuverlässig würde dieses Werk das Schicksahl vieler andern wichtigen Schriften, die mit ihrem Verfasser zugleich sterben, gehabt haben, wann ich nicht nach einer Reihe von ohngefehr 20 Jahren das Glück gehabt, von den Erben des verstorbenen Verfassers seine gesammte Aufsäze zu meiner weitern Bearbeitung zu bekommen, um sowohl das vollständig zu machen, was noch nicht seine ungezweifelte Richtigkeit erlanget, als auch da den Faden der Geschichte wieder anzuknüpfen, wo er durch den Todt des Verfassers abgerissen war. Von 1766 an habe ich mich mit dieser Arbeit beschäftiget. Ich habe, um der Absicht meines Vorgängers gleichzukommen, zu dem Ende einen weitschweiffigen und zum Theil kostbaren Briefwechsel unterhalten, was bisher aus neuentdeckten Quellen einzuschalten, habe ich ergänzet, mehrere ausgegangene und noch lebende Familien bis auf gegenwärtige Zeit völlig ausgearbeitet, und habe überall diesem Werk eine so große Brauchbarkeit und Gewißheit zu geben mich bemühet, daß es auch bereits das Glück gehabt, Kennern, so die Handschrift von verschiedenen Familien durchzusehen sich haben bemühen wollen, ein völliges Genüge zu thun, und es fehlet dem Werke jetzt weiter nichts, als daß es durch den Druck ganz und gar gemeinnüzig gemacht werde.

Wann ich mir bey diesem fortgesezten Geschäfte aber allein alles zuschreiben wollte, so würde ich auf eine sehr unedle Art die preißwürdigsten Unterstüzungen der aller Verehrung würdigen Männer verkennen, welchen ich so viele Hülfe und Ermunterung schuldig bin, und welchen ich hiemit öffentlich tiefen und verbindlichen Dank für ihre über alle meine Erwartung gehende Bemühungen abzustatten, mir die Ehre nehme. Sie alle mit Nahmen zu nennen, würde die Grenzen der mir selbst vorgeschriebenen Kürze überschreiten. Doch kan ich nicht umhin, vornemlich drey Freunde und Gönner, deren Gewogenheit ich als das schäzbarste Glück der Vorsicht betrachte, und wovon ich alzu lebhaft gerührt

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 41 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

bin, als daß iemahls das Andenken davon in meiner Seelen erlöschen könnte, hier nahmhaft zu machen.

Der erste ist der über alles mein Lob weit erhabene verdienstvolle Minister, Herr Christoph Otto von Gamm, auf Karow, Käselow, Göhren, Lebbin und auf ein Antheil in Poppentin Erb= und Lehnherr, Herzogl. Meklenburg=Strelitzscher Geheimerraht und Präses von der Justizkanzeley, auch Königl. Dänischer Kammerherr und Ritter des Dannebrog=Ordens, welcher zur größten Bewunderung, in einer sehr kurzen Zeit, meine ausgestorbene Geschlechter mit einer Anzahl von etwa 600 vermehret, und mit diplomatischer Richtigkeit ausgearbeitet hat; so daß meine ganze Sammlung solcher Familien nunmehro an die Zahl von 1000 reichet. So groß wie nun der Dank ist, welcher ihm dieserhalb mit Recht von mir gegeben wird, so sehr haben auch alle Liebhaber der alten Geschichte Ursache, ihm dafür fortdauernd hoch zu schäzen und zu verehren.

Der Zweyte, dessen ich ruhmwürdig gedenken muß, ist der Königl. Dänische Conferenzraht und Herzogl. Meklenburgische Landraht Magnus Friederich von Barner, Erbherr auf Bülow etc. .; indem er mir nicht allein mit einigen Nachrichten von seiner eigenen Familie, sondern auch noch mit einzelnen Stücken von unterschiedenen andern hier blühenden Geschlechtern gewogenst an die Hand gegangen ist, so daß ich hiedurch im Stande gesetzt worden, solche um ein ziemliches zu verschönern.

Der Dritte, dem ich alle Verbindlichkeit schuldig bin, ist der Dommherr des hohen Stifts zu Merseburg, Carl Ludolph von Alvensleben, Erbherr auf Zichtau in der Alten=Mark; indem ich durch seine mir mitgetheilte Geschlechts=Nachrichten so weit gekommen, selbige von denen uhrältesten Zeiten an, biß hieher, genealogisch und historisch auszuarbeiten, und damit die Anzahl meiner auswertigen Geschlechter, welche sich durch Heiraht mit denen hiesigen verbunden, zu vermehren.

Endlich macht den Beschluß dieses Geschlechtes

4. Ulrich Christoph, des gedachten Vice=Präsident von Höinckhusen jüngster Sohn. Dieser erwählete die Waffen und ging anfangs als Fähndrich unter einem Herzogl. Meklenburg=Schwerinschen Dragoner=Regiment, bey welchem er denn auch schon im Jahr 1719 Gelegenheit erhielte, in dem mit den Hannoverschen Kreis=Truppen bey Walsmühlen vorgefallenen Treffen Proben seiner Unerschrockenheit abzulegen. Hiernächst ging er in Königl. Polnisch=Chur=Sächsische Dienste,

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 42 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

und ward Lieutenant unter dem Dragoner=Regiment des General=Maiors von Berner, auf Wrodrow Pfandgesessenen; wobey er sich denn auch, bey allen Vorfällen sowohl in Sachsen als Polen, allemahl auf das rühmlichste betrug. Als er nun aber auch hier wieder quitirte und sein Leben in Ruhe zubringen wollte, so machte er sich endlich käuflich seßhaft in der Stadt Pentzlin; alwo er denn auch, unbeerbt, als der lezte männliche Erbe seines Geschlechts, den 7ten Septbr. 1758, mit Ruhm verstarb, nachdem er sich in Grossen=Helle den 28ten Septbr. 1747 vermählt gehabt hatte, mit Sophia Beata, einer Tochter des Königl. Dänischen Hauptmanns Valentin v. Pentz, ehemaligen Erbherrns auf Bresewitz, und Margareta Catarina von Engel aus dem Hause Grossen=Helle. Sie war 1707 geboren, und starb in Pentzlin den 3ten Jun. 1777."

Wörtlich aus v. Pentz handschriftlicher eigenhändiger Sammlung der ausgestorbenen adeligen meklenburgischen Geschlechter. Die Lebensbeschreibung des Vizepräsidenten v. Hoinckhusen ist ein Auszug aus der Biographie in Annales literarii Mecklenburgenses oder Jahr=Register von denen Geschäfften der Gelehrten aus Mecklenburg, auf das Jahr 1722, Zweite Vorstellung, Rostock und Neu=Brandenburg, 1723, S. 30-46, welche im Mecklenburgischen Gelehrten=Lexicon, II Stück, 1729, S. 55-60, wiedergegeben ist.

Penz unternahm es, die Arbeiten Hoinckhusens fortzuführen und weiter auszuführen, um das Werk mehr practisch nützlich zu machen. Er trat deshalb in einen sehr ausgebreiteten Verkehr und zog von allen Seiten her Nachrichten, Ahnentafeln u. s. w. ein. Er brachte also die Genealogien von ungefähr 80 Geschlechtern und die Nachrichten von 734 ausgestorbenen Geschlechtern "zum Druck fertig" und daneben viele einzelne Nachrichten zusammen. In dem Bülowen=Buch, 1780, heißt es S. 15:

"Der unermüdete Herr von Penz, in der Stadt Penzlin wohnhaft, besitzet diese Handschriften und suchet sie nach Möglichkeit zu verbessern, auch in der neuen Geschichte fortzusetzen."

Auch in den gedruckten genealogischen Nachrichten von der Familie von Koß, 1789, deren Ausarbeitung zum Druck er bedeutend unterstützte, wird seiner in der Einleitung häufig gedacht, z. B. S. 7:

"Eine historische Tabelle der Familie v. Koß ist zwar von dem Herrn Vice=Präsidenten (?) v. Hoinckhusen zuerst 1722 abgefaßt, aber von dem Herrn v. Pentz zu Pentzlin, was die neuern Zeiten betrifft, mit vieler Mühe umgearbeitet."

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 43 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Penz beabsichtigte allerdings den Druck des Werkes, gelangte aber nicht zur Ausführung, um so weniger, als er einige Jahre nach der Fassung dieses Vorsatzes starb.

Das einzige Buch, welches noch zum Druck gelangte, war die Beschreibung des Geschlechts von Bülow, welche Jacob Friedrich Joachim von Bülow auf Klaber, herzogl. meklenb.=strelitzscher Geheimer Kammer=Rath zu Neu=Strelitz, überarbeitete und 1780 drucken ließ. Bülow erließ am 5. Julii 1779 eine noch vorhandene gedruckte Subscriptions=Einladung. Unter diese gedruckte Einladung schrieb v. Penz am 22. Jan. 1780 eigenhändig mit v. Bülow's Erlaubniß, daß er "an der angekündigten Beschreibung des Geschlechts von Bülow Antheil habe". Er sagt, "er habe diese willig hergegeben, um von der vollständigen Beschreibung eine Probe zu geben. Wenn diese also dem Wunsche entspreche, so sei er entschlossen, die genealogischen und historischen Nachrichten aller mecklenburgischen adeligen Geschlechter durch den Druck gemeinnützig zu machen."

"Mehr als 30 Jahre hat der Wohlsel. von Hoinckhusen auf diese Arbeit Mühe und Kosten verwandt, und seit 14 Jahren ist es mein Geschäft, die hinterlassenen Aufsäze dieses verdienten Mannes zu zu ergänzen und bis auf die gegenwärtige Zeit vollständig zu machen."

Im Besitze seines Enkels, des Herrn Amtmanns Otto v. Penz zu Güstrow, befindet sich noch eine schließliche Berechnung des Umfanges und der Druckkosten. Er veranschlagte die Zahl der Familien schließlich auf 758, von denen ungefähr 680 ausgestorben waren, und die Druckkosten auf 5 Thlr. für jede Familie, wobei ohne Zweifel darauf gerechnet ward, daß die Nachricht über jede ausgestorbene Familie nur wenige Zeilen betragen sollte. Der Beschreibung sollten 617 Wappen im Druck beigegeben werden. Die Zeit des Drucks berechnete er auf drei Jahre und den Preis eines Exemplars auf 12 Thaler. Die Subscription wird aber nicht genügend ausgefallen sein, da der Druck nicht zur Ausführung kam. Nach einer Nachricht in der Geschichte der Familie v. Flotow, S. VII, wird gesagt, daß er (oder vielmehr seine Erben) im J. 1790 den meklenburgischen Landständen nicht allein sein eignes, sondern auch des Herrn v. Hoinckhusen Manuscript zum Kauf angeboten habe. Nach einigen Andeutungen in den hinterlassenen Papieren geschah die Unterhandlung nur persönlich und mündlich auf dem Landtage.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 44 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Conrad Lüder v. Penz war ohne Amt und ohne Vermögen, da er jedem seiner drei Kinder nur ungefähr 800 Thlr. hinterließ. Er machte daher seine Arbeiten ununterbrochen für sich nutzbar, indem er für einzelne Familien häufig Ahnentafeln, Stammbäume und dergleichen entwarf und ausarbeitete, auch die ganzen Genealogien einzelner Familien an einzelne Familienglieder überließ.

Diese in vielen Familien verbreiteten Genealogien sind Anlagen des Herrn von Hoinckhusen und Ausführungen des Herrn von Penz, und die Originale sind an der festen Handschrift des Herrn v. Penz sehr leicht zu erkennen. Auf diese Weise sind die v. Penz ausgearbeiteten Genealogien wohl alle in Umlauf gekommen. Manche sind auch mit seinem Namen bezeichnet, z. B. "Die Genealogisch=historische Beschreibung von dem adelichen Geschlechte der von Gammen, aus sichern Nachrichten zusammengetragen von Conrad von Pentz in der Stadt Pentzlin im Jahr 1781".

Diese sichere Erforschung dient dazu, den ziemlich weit verbreiteten Irrthum zu zerstreuen, daß der herzogl. meklenburg=strelitzische Minister Christoph Otto v. Gamm Verfasser der neben den Behrschen Arbeiten vielseitig in Umlauf befindlichen ausgeführten Genealogien sei. Die Unrichtigkeit dieser Annahme wird durch die jetzt vorliegenden handschriftlichen Ausarbeitungen bewiesen. Ich selbst habe in diesem Irrthume gestanden, wenn ich das bekannte allgemeine und classificirte Verzeichniß des meklenburgischen Adels, welches der Sohn des Ministers v. Gamm dem Vereine geschenkt hat und welches in den Jahrbuchern XI, S. 423 flgd. gedruckt ist, dem Minister v. Gamm zugeschrieben habe. Die vorliegende Handschrift ist ohne Zweifel von dem Herrn v. Penz geschrieben, und das Verzeichniß muß dem Herrn Conrad Lüder v. Penz zugeschrieben werden. Gamm arbeitete etwas anders und hatte andere Absichten.

Conrad Lüder v. Penz starb im Frühling 1782.

zum nächsten Dokument zum übergeordneten Dokument zum nächsten Dokument Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Christoph Otto von Gamm.

Zu gleicher Zeit mit Conrad Lüder v. Penz hatte Christoph Otto v. Gamm, auf Karow, Käselow, Göhren, Lebbin und Antheil Poppentin, herzoglich meklenburg=strelitzischer Geheimer=Rath, gleiche Studien begonnen. Christoph Otto v. Gamm, ein Sohn des Paul Otto v. Gamm auf Göhren m. Z., dänischen Hauptmanns, war am 19. Jan. 1721 geboren, studirte in Jena und Halle und trat nach vollbrachten

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 45 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Reisen in dänische Dienste, zunächst im März 1743 als Canzlei=Secretair in Kopenhagen, wozu er schon 1739 designirt war. Im Aug. 1743 ward er dänischer Legations=Secretair zu Madrid und seit 1747, als Justizrath, in verschiedenen Aemtern Beamter bei der dänischen Gesandtschaft in Stockholm. Im Jahre 1757 ward er dänischer Landdrost zu Delmenhorst und übernahm zugleich die von seinem am 24. Oct. 1756 gestorbenen Vater ihm zugefallenen meklenburgischen Güter Göhren und Lebbin. Im J. 1764 ging er, als dänischer Kammerherr, auf seine Güter nach Göhren, war bis 1766 Deputirter des Engern Ausschusses und ward 1767 zum meklenburg=strelitzschen Geheimen=Rath berufen und 1769 zum Präsidenten der Justiz=Canzlei in Strelitz ernannt. Nachdem er Göhren und Lebbin verpfändet hatte, kaufte er 1772 Karow und Käselow.

Dieser begann seine vaterländischen Studien genau zu gleicher Zeit mit v. Penz. Während jedoch v. Penz sich mehr ausbreitete, suchte v. Gamm mehr die letzten Ergebnisse zusammenzufassen und sammelte vorzüglich nur auf Stammtafeln des lebenden meklenburgischen Adels mit ganz kurzen geschichtlichen Uebersichten und auf ein möglichst vollständiges Verzeichniß des ausgestorbenen meklenburgischen Adels mit einigen kurzen geschichtlichen Nachrichten. Der Geheime=Rath v. Gamm hinterließ:

1) Kurze Beschreibung der ausgestorbenen und aus dem Lande gezogenen Geschlechter, 1780;

2) Genealogische Tabellen der adeligen Familien, welche in Meklenburg das Indigenatrecht haben;

3) v. Pritzbur Index concisus familiarum Megapol, 1705, gedruckt Kopenhagen 1722, mit neuen Zusätzen vermehrt bis auf das Jahr 1780.

Diese drei Werke, von v. Gamm mit eigener Hand ausgeführt, waren von dem Herzoge Friedrich Franz erworben und früher in der großherzoglichen Bibliothek zu Ludwigslust, werden aber seit einiger Zeit im Staats=Archive aufbewahrt. Jedoch hat v. Gamm auch einige Familien in kurzen, chronologisch zusammenhängenden Nachrichten bearbeitet, in der Art wie v. Hoinckhusen und v. Penz arbeiteten, wenn auch von diesen Geschichten vorhanden waren. So z. B. existirt handschriftlich eine "Geschichte des Geschlechts v. Oertzen, zusammengetragen im Jahr 1782 von Christoph Otto von Gamm."

Auch v. Gamm stand über seine Arbeiten mit sehr vielen Personen im Verkehr. Er hat aber auch alle frühern Arbeiten, namentlich die von v. Hoinckhusen und v. Penz sehr benutzt. In seinem Berichte über seine Arbeiten führt v. Penz den

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 46 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Minister v. Gamm als den ersten seiner Freunde und Gönner auf (vgl. oben S. 41). Es ist ohne Zweifel, daß der Minister v. Gamm ununterbrochen die Hoinckhusen=Penzschen Arbeiten zu Hülfe nahm. Auch nach Penzens Tode benutzte Gamm die alten Papiere. Unter den nachgelassenen Papieren des Herrn v. Penz findet sich z. B. "ein Verzeichniß derer Familien, so auf Befehl Sr. Hochwohlgeboren des Herrn Geheimen Raths von Gamm unterthänigst darzustellen sind", und nun werden 22 Familien aufgezählt, deren Genealogien eingesandt, 4 welche nachgesandt und 2, welche aus einer frühern Sendung noch nicht zurückgekommen waren. - Der Herr Kammerherr Friedrich Ludwig von Gamm auf Friedrichshof, Sohn des Ministers, schenkte dem Vereine für meklenburg. Geschichte aus dem Nachlasse seines Vaters, außer der eben erwähnten und in den Jahrbüchern XI gedruckten Uebersicht des Adels 19 ausgeführte Genealogien, von denen 3 von der Hand des Herrn v. Penz, 2 Abschriften von Behr und Schultz, 3 gedruckt, die übrigen aber von der Hand des Herrn v. Hoinckhusen geschrieben sind, außerdem Nachrichten von 15 ausgestorbenen Familien von v. Hoinckhusens Hand, endlich schon früher allein eine Genealogie von der Hand des Herrn v. Penz. Dies ist also sicher ein Beweis, daß diese Arbeiten aus dem Hoinckhusen=Penzschen Nachlasse geliehen, aber nach v. Gamm's Tode nicht zurückgegeben sind. Ein schlagender Beweis über den Gang dieser Mittheilungen war, daß unter den von dem Herrn Kammerherrn v. Gamm geschenkten Genealogien die erste Lage der von dem Herrn v. Penz geschriebenen Genealogie der Familie v. Barner vorhanden war, welche dem Originale der jetzt von dem Herrn v. Engel geschenkten Genealogie fehlte.

Der Geheime=Rath von Gamm starb im Jahre 1797.


Die Arbeiten der drei Herren v. Hoinckhusen, v. Penz und v. Gamm stehen also in einem, fortführenden Zusammenhange.

zum nächsten Dokument zum übergeordneten Dokument zum nächsten Dokument Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Dethlof Joachim von Oertzen.

In demselben Jahre 1797, in welchem der Minister v. Gamm starb, ward Dethlof Joachim v. Oertzen auf Roggow dem Erbprinzen Friedrich Ludwig von Meklenburg=Schwerin als Kammerherr zugesellt; im Jahre 1812 ward er zum Hofmarschall ernannt. Dieser vielseitig gebildete und eifrige Mann, welcher dem Herzoge Friedrich Franz I. in dessen umfassenden

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 47 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

vaterländischen Bestrebungen mit Einsicht und Fleiß zur Seite stand, betrieb auch mit Sorgfalt die Adels=Genealogie und führte, wahrscheinlich durch v. Gamm's Arbeiten angeregt, dessen Stammtafeln und Nachrichten fort und hat ebenfalls einen Folioband vielfach berichtigter Stammtafeln von eigener Hand hinterlassen; dieser Band wird im Originale zu Roggow und in Abschrift im großherzoglichen Staats=Archive zu Schwerin aufbewahrt. Der Hofmarschall v. Oertzen starb am 15. Februar 1820. Mit den Arbeiten dieses Mannes schließen die Bestrebungen auf diesem Felde der Geschichte.

zum nächsten Dokument zum übergeordneten Dokument Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Johann Gottlieb Pistorius.

Zu gleicher Zeit mit v. Penz und v. Gamm arbeitete der Land=Syndicus, Rath Johann Gottlieb Pistorius zu Neu=Brandenburg auf diesem Felde. Pistorius, "in der Geschichte des Vaterlandes vollkommen bewandert und einer der gelehrtesten Alterthumsforscher in Meklenburg", bereitete eine Geschichte aller adeligen Familien vor, welche ausführlicher, kritischer und gründlicher werden sollte, als alle bisherigen. Pistorius war ein scharfsinniger, wissenschaftlicher, ernst und vaterländisch gesinnter Mann, welcher außer der meklenburgischen Landeskunde in seinen Mußestunden Naturkunde und Münzkunde trieb. Er war im Jahre 1708 zu Friedland geboren und ward im Jahre 1756 stargardischer Land.Syndicus (vgl. Journal von und für Deutschland, 1784, Stück 6, Juni, S. 639, und Jahrbücher des Vereins für meklenb. Geschichte XIX, S. 169). Im Jahre 1766 war von seiner Geschichte des meklenburgischen Adels der erste Theil, die Geschichte des Geschlechts v. Warburg, fertig und die rostocker "Berichte von gelehrten Sachen" von H. F. Taddel forderten am 29. October 1767 auf diese damals schon unter der Presse befindliche Geschichte zur Subscription auf. Im Jahre 1767 war auch der größte Theil dieser Geschichte gedruckt. Aber "Undankbarkeit und Mangel an Theilnahme" sollen ihn, einen sehr scharf blickenden und daher auch wohl empfindlichen Mann, an der Fortsetzung verhindert haben, so daß selbst der Geschichte der v. Warburg noch der Titelbogen und der Schlußbogen fehlt (vgl. Nugent's Reisen durch Mecklenburg, aus dem Englischen übersetzt, 1781, I, S. 244). In dem Bülowen=Buch, 1780, wird S. 17 gesagt: Pistorius "hat den besten Willen geäußert, sich durch Beschreibung Meklenburgscher Familien verdient zu machen. Er hat auch würklich mit dem Geschlechte von Warburg den Anfang gemacht und dadurch bei Lieb=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 48 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

habern der Adelshistorie den Wunsch erreget, daß er nicht so bald ermüden möge. Es scheinet aber, als ob er durch den Beifall dieser wenigen sich nicht belohnt genug gehalten." Auch in den Genealogischen Nachrichten der Familie von Koß, 1789, wird gesagt: "Land=Syndicus und Rath Pistorius zu Neu=Brandenburg hat auch den Anfang gemacht, Mecklenburgische Familien zu beschreiben." Pistorius starb schon im Jahre 1781. Es ist daher anzunehmen, daß sein Nachlaß nicht sehr reich und umfassend war, da er nach allen Andeutungen wegen Mangel an Theilnahme, welche freilich bis dahin alle Arbeiter gedrückt hatte, die Arbeiten ruhen ließ. Dennoch wird er gewiß manche interessante Sammlung hinterlassen haben, welche nach seinem Tode wahrscheinlich in den Besitz des Ministers v. Gamm gekommen sind, wie mehrere in v. Gamm's Nachlaß gefundene Sammlungen von Briefen an Pistorius mit dessen Bemerkungen zu beweisen scheinen.

Die Hoinckhusen=Penz=Gamm'schen Arbeiten,

welche in einem innern und historischen Zusammenhange stehen, sind jetzt im großherzoglichen Staats=Archive zu Schwerin vereinigt. Freilich sind alle solche Bestrebungen des 18. Jahrhunderts für die ältern Zeiten nicht zuverlässig, da die Archive sehr schwer zugänglich waren und es den Arbeitern damals an ausreichender Gelehrsamkeit und Kritik fehlte. Dennoch ist das Material als Grundlage sehr anerkennenswerth und für das 17. und 18. Jahrhundert äußerst wichtig.

Vignette