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XXVIII. 3.
des
Schwerin, im April 1863.
A uch in dem jüngsten Quartale hat sich der Verein wiederum des Beitritts von 6 neuen ordentlichen Mitgliedern, nämlich der Herren Gymnasiallehrer Dr. Rothfuchs in Schwerin, Bürgermeister Rettberg in Malchow, Rentier Mann in Wismar, Lientenant v. Rantzow in Wismar, Advocat Schweden jun. in Schwerin und Justizrath v. Oertzen in Schönberg zu erfreuen. Von den älteren Mitgliedern ist dagegen der Universitäts=Bibliothekar und Aufseher der Münzsammlung, Baron v. Nettelbladt zu Rostock, der dem Vereine seit dem 6. Decbr. 1834 angehörte, am 20. März d. J. gestorben, und die Herren Oeconomie=Rath Kortüm zu Regensburg und Gutsbesitzer v. Cleve auf Carow sind ausgetreten. - Auch haben wir leider den Verlust, eines alten, sehr thätigen correspondirenden Mitgliedes, des Aufsehers am königlichen Münzcabinet zu Berlin, F. W. Kretschmer zu beklagen. Er starb am 29. März d. J., nachdem er dem Vereine, dessen Mitglied er seit dem 11. Juli 1838 war, mit großer Anhänglichkeit und Uneigennützigkeit mit Rath und That fast 25 Jahre hindurch beigestanden und sich namentlich durch Schenkung einer großen Menge musterhafter Zeichnungen bisher unbekannter meklenburgischer Münzen große Verdienste um unsere Sammlungen erworben hatte. - Die Zahl der mit uns in Schriftenaustausch stehenden correspondirenden Vereine ist wiederum durch den Beitritt von de Maatschappy der Nederlandsche Letterkunde te Leiden vergrößert.
Die Sammlungen des Vereins haben wiederum zahlreiche und zum Theil sehr wichtige neue Erwerbungen gemacht, namentlich
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1) Die Alterthumssammlung:
A. Aus der Steinzeit.
1) Eine Streitaxt aus Hornblende von bedeutender Dicke und Schwere, gefunden zu Malkwitz bei Malchow, geschenkt von dem Lehrer Herrn Struck zu Dargun.
2) Ein Keil aus Feuerstein, gefunden auf der Feldmark der Stadt Parchim, geschenkt von dem Herrn Senator Beyer daselbst.
3) Ein Keil aus Feuerstein, gef. zu Hohen=Wieschendorf, gesch. von dem Gutsbesitzer Herrn Bade daselbst.
4) Ein zu einer Streitaxt vorbereitetes Stück von einem Hirschgeweihe, gef. tief im Moor auf dem Weinberge bei Güstrow, gesch. von dem Herrn Oeconomen Sibeth zu Neu=Wendorf.
5) Ein ähnliches Stück eines Hirschgeweihes, gefunden beim Baue der meklenburgischen Ostbahn in einem Moore, gesch. von dem Herrn Baudirector Wachenhusen, Namens der Baudirection zu Malchin.
6) Ein Schleifstein, gef. zu Neu=Wendorf, gesch. von dem Herrn Oeconomen Sibeth daselbst.
7) Eine halbmondförmige Säge, ein keilartiger, als Hammer brauchbarer Feuerstein, drei als Messer brauchbare Feuersteinspäne, sichtbar viel gebraucht, eine große Menge Scherben von verschiedenen Gefäßen zum häuslichen Gebrauche, zerhauene Thierknochen, ein Stück von einer Lehmwand mit ausgebrannten Stroheindrücken, mehre Stücke metallische Schlacken u. s. w., gefunden ungefähr 5 Fuß tief auf und neben einer regelmäßigen Steinsetzung beim Ausgraben einer Mergelgrube zu Dreveskirchen bei Bukow, gesch. von dem Herrn Koch aus Dreveskirchen.
Ferner an Nachbildungen auswärtiger Alterthümer dieser Periode:
8) Ein Gypsabguß einer im Torfmoor zu Rollvitz in der Ukermark 10 Fuß tief gefundenen Streitaxt aus Knochen (nicht aus Horn), auf der Oberfläche ganz mit eingegrabenen kleinen Doppelkreisen verziert. Geschenk des Herrn Dr. v. Hagenow zu Greifswald.
9) Ein Gypsabguß einer Lanzenspitze aus Knochen, gefunden 8 Fuß tief im Torfmoor zu Nielitz in der Joitz=Niederung im Kreise Grimmen. Geschenk des Herrn v. Hagenow.
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1) Ein Schwert, in 6 Stücke zerbrochen, im Ganzen 30" lang, und eine Framea aus Bronze mit edlem Roste bedeckt, gefunden in einem Kegelgrabe zu Schulenberg bei Marlow, gesch. von dem Herrn Dr. med. Hüen zu Marlow.
2) Ein sogenannter Commando=Stab aus Bronze gegossen und ein Armring aus breitem Bronzeblech, gefunden in einem Moderloche auf dem Hofe Pustohl im Amte Bukow, geschenkt von dem Herrn Bobzin auf Pustohl.
3) Bruchstücke von 2 Armringen aus Bronze, nach ihrer Form und der Tiefe des Rostes der Bronzezeit angehörig, gefunden auf einem Wendenkirchhof bei Parchim, gesch. von dem Herrn Senator Beyer daselbst.
Ferner
4) Gypsabgüsse von 3 künstlich bearbeiteten, elliptischen Steinen, welche zu Naugard in Pommern in einer Urne mit andern Alterthümern der Bronzezeit gefunden wurden. Geschenk des Herrn v. Hagenow zu Greifswald.
1) Fünf hellbraune Urnen von verschiedener Form und Größe, wovon 2 in einander standen, und eine schwarze Urne, alle mit Asche und Knochenresten gefüllt, zwischen welchen hin und wieder Alterthümer lagen; 7 Hefteln aus Bronze und 2 aus Eisen, meistens zerbrochen; 1 Gürtelspange, 1 Doppelknopf, 1 Nähnadel, 1 Cylinderbeschlag aus Bronze; 1 Schnalle, 4 Messer 1 1/4 - 4" in der Klinge lang, und mehre Bruchstücke von Messern aus Eisen; eine eiserne Stange mit Ring am Ende; Bruchstücke eines Kammes aus Knochen; 1 Schleifstein aus grauem Thonstein; 2 Thürsteine aus Granit; gefunden auf einem Wendenkirchhofe auf der Feldmark des untergegangenen Dorfes Bicher oder Picher bei Parchim und eingesandt von dem Herrn Senator Beyer daselbst.
2) Ein Schädel eines im Zahnwechsel begriffenen Kindes, gefunden nebst dem dazu gehörigen Gerippe unter einem gespaltenen Steine in der Nähe des obengedachten Wendenkirchhofes bei Parchim, eingesandt von dem Hrn. Senator Beyer daselbst.
3) Ein Schädel, gefunden 2 Fuß tief in der Nähe des Wendenkirchhofes bei Alt=Sammit (vgl. Jahr. XXVI, S. 169), den Schädeln von Bartelsdorf ähnlich (vgl. Jahrb. XXVIII, S. 302 ff.), geschenkt von dem Herrn Diederichs auf Alt=Sammit.
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1) Ein eisernes Schwert, schmal, einschneidig (Rüting), 21 Zoll in der Klinge lang, gef. bei dem Bau der meklenburgischen Ostbahn an der Mahl=Pene bei Malchin 8 Fuß tief im Moor, eingesandt von der Baudirection.
2) Eine eiserne Armbrust mit der Winde zum Aufziehen der Sehne, geschenkt von dem Herrn Bürgermeister Schondorf zu Güstrow.
3) Eine Ofenkachel, angeblich von einem Ofen im Fürstenhofe zu Wismar, später in dem Pfarrhause zu S. Nicolai und seit 1753 in einem Privathause daselbst verwendet, geschenkt von dem Herrn Koch auf Dreveskirchen,
4) Ein Netzsenker, eine durchbohrte Scheibe aus blaugrauem Thon, 6" im Durchmesser und 2" dick, gefunden bei dem Bau der meklenburgischen Ostbahn an der Mal=Pene bei Malchin, 8 Fuß tief im Moor.
5) Ein Original=Siegelstempel des Hennekinus Foorth mit einer Hausmarke, gefunden zu Wismar, geschenkt von dem Herrn Rentier Mann daselbst.
1) Eine zinnerne Medaille auf die Geburt der Prinzen Carl Heinrich, Sohnes des Herzogs Johann Albrecht II. zu Güstrow, 1616 (Evers, meckl. Münz=Verf. II, S. 266), gef. bei Ziehung eines Grabens auf dem Grammower Felde bei Sülz, geschenkt von dem Herrn Geh. Amtsrath Koch zu Sülz.
2) Eine Bronze=Medaille der Universität zu Christiania auf die Krönung des Königs und der Königin zu Drontheim am 5. Aug. 1860, geschenkt von der genannten Universität.
3) Fünf ältere Scheidemünzen, gefunden in Meklenburg, geschenkt von dem Herrn Pastor Albrand zu Wismar.
1) Plan des Klosters Dobbertin und dessen Umgebung zur Erläuterung der Entdeckung des heidnischen Burgwalles von Dobbertin (Jahrb. XXVI, S. 185), aufgenommen und geschenkt von dem Herrn Ingenieur Barth zu Dobbertin, Bruder des bekannten afrikanischen Reisenden.
2) Abdruck von einer vergoldet gewesenen gravirten Kupferplatte, welche zum Andenken der Familie Lammeshoved an der Außenwand der Petri=Kirche zu Lübek befestigt war, geschenkt von dem Geschichtsmaler Herrn Milde zu Lübek.
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3) Photographie einer bei Söhren bei Eutin in Holstein gefundenen Bronze=Krone, geschenkt von dem Herrn Dr. Handelmann zu Kiel.
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Dr. C. Burkhardt u. C. Riggenbach. Architekt. Mit 5 Photographien u. 7 Holzschnitten. Basel 1862. gr. 4°. (Tauschexemplar v. d. Gesellschaft.)
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1) Eine Schaufel eines beim Ausgraben zerbrochenen Elengeweihes, gefunden beim Bau der meklenburgischen Ostbahn zu Remplin 7 - 8 Fuß tief in einem Moderloche, eingesandt durch die Baudirection.
2) Ein Stück Bernstein, 6 1/2 Loth schwer, ganz rein, auf den Außenflächen mit Abdrücken von Baumrinde und Früchten, gefunden beim Graben von Ziegelerde bei dem Landarbeitshause zu Güstrow, geschenkt von dem Herrn Ober=Inspector v. Sprewitz daselbst.
3) Zwei nicht zusammengehörige Hirschgeweihe und ein Bruchstück einer Elenschaufel, gef. tief im Moore bei Klein=Woltersdorf bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Voß daselbst.
4) Der Schädel eines ungefähr 1jährigen Rindes, welcher am obern Stirnbeine und den halbmondförmig gebogenen Hörnern, vielleicht in Folge eines kupferhaltigen Niederschlages, metallisch glänzt und wie vergoldet erscheint, gefunden beim Drainiren 4 Fuß tief in schwarzer Erde in der Nähe des Hofes Penzin bei Blankenberg und geschenkt von dem Herrn Kammeringenieur Beyer zu Schwerin.
Die wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins schreiten rasch vorwärts. Von dem ersten Bande des meklenburgischen Urkundenbuches liegen bereits 40 Bogen gedruckt vor. Zu den Holzschnitten der Siegel des 13. Jahrhunderts sind noch das v. Zeplinsche durch Geschenk des Herrn Grafen
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v. Zeplin auf Aschhausen in Würtemberg, und das v. Walslebensche durch Geschenk des Herrn v. Walsleben zu Schwerin hinzugekommenn. Es sind gegenwärtig 123 Holzschnitte in unserm Besitze, und fehlen nur noch die Siegel der Fürsten von Werle aus dem letzten Viertel des Jahrhunderts. - Zu der zweiten Abtheilung des Werkes von 1301 - 1350 sind in diesem Quartale 204 neue Urkundenabschriften hinzugekommen. Herr Rector Römer zu Grabow lieferte aus Riedel's Cod. diplom. Brandenburg. 120 Abschriften für diesen Zeitraum, und etwa eben so viele aus der Zeit von 1351 - 1400. Desgleichen hat Herr Archivar Wehrmann zu Lübek für die Zeit von 1350 - 1399 Regesten aus 240 meklenburgischen Urkunden in dem Archive der Stadt Lübek angefertigt. Die Abschrift und die Bearbeitung des Restes war die Arbeit der ordentlichen Mitglieder der Commission. - Bis Ostern d. J. sind von den Mitgliedern des Vereins Bestellungen auf 90 Exemplare des ersten Bandes des Urkundenbuches eingegangen, so daß sich bereits mehr als 1/3 sämmtlicher Mitglieder daran betheiligt hat.
Der 28ste Band unserer Jahrbücher liegt vollständig gedruckt zur Versendung bereit, sobald der nach der General=Versammlung im Julii d. J. auszugebende Jahresbericht demselben angehängt sein wird. Zu dem folgenden Bande hat der Herr Archivrath Dr. Lisch folgende Abhandlungen und Berichte eingeliefert:
1) Ueber die Höhlenwohnungen bei Dreweskirchen.
2) Ueber den Burgwall von Alt=Bukow.
3) Ueber den Münzfund von Dümmer.
4) Ueber den Altar der Jacobi=Kirche zu Lübek im Antiquarium zu Schwerin.
W. G. Beyer, Dr., Archiv=Secretair,
als zweiter Secretair des Vereins.