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XXVIII. 1.
des
Schwerin, im October 1862.
F ür den gegenwärtigen Bericht bin ich fast ganz auf die Registrirung der neuen Erwerbungen für die verschiedenen Sammlungen des Vereins beschränkt. Dieselben bestehen ausschließlich aus Geschenken, wofür der Verein den freundlichen Gebern auf diesem Wege seinen besten Dank sagt. Das ist ja ein Hauptzweck dieser Blätter, da eine schriftliche Empfangsbescheinigung und Danksagung in jedem einzelnen Falle allzu zeitraubend sein würde. Die seit dem Juli d. J. eingesandten Gegenstände sind folgende:
I . Für die Alterthumssammlung.
A. Heidnische Alterthümer.
1) Aus der Steinzeit.
Eine noch nicht vollendete, abgebrochene Dolchspitze aus grauem Feuerstein, 3" lang, gefunden zwischen Granitgrus aus der Sandgrube an der Neubrandenburger Chaussee in der Mühlenthorvorstadt vor Rostock.
Ein Dolch aus grauem Feuerstein, 8" lang, gef. zu Althof bei Doberan.
Ein Dolch aus grauem Feuerstein, 6" lang, gef. vor dem S. Georgen Hospitale vor Rostock. - Sämmtlich Geschenke des Herrn Oberappellationsgerichts=Canzlisten Rogge zu Rostock.
Ein Diadem aus rostfreier Bronze, dem in Jahrb. XIV, S. 318 abgebildeten Diadem von Kreien ähnlich, gefunden in der Umgegend der Stadt Kröpelin, und durch den Herrn Dr. Crull zu Wismar dem Vereine geschenkt.
Mehre eiserne Messer, etwa 3" in der Klinge lang, eiserne Nägel, ein ungebrannter Spindelstein, mehre Urnen und Schädel aus einem großen wendischen Kirchhofe auf der
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Bartelsdorfer Feldmark bei Rostock aus der jüngsten Zeit des Heidenthums, welcher auf den Bericht des Herrn Oberappellationsgerichts = Canzlisten Rogge zu Rostock von dem Herrn Archiv=Rath Dr. Lisch untersucht, und vorläufig in der Rostocker Zeitung Nr. 227, Sept. 25, beschrieben worden ist.
Bemalte Gypsabgüsse von 6 seltenen und wichtigen Alterthümern aus der Stein= und Bronze=Periode, namentlich einer höchst merkwürdigen Hausurne von dem Albanergebirge, eines Spitzkegels von Goldblech von Avanton bei Poitiers, mehre Steinkeile aus den Pfahlbauten der Schweiz u. s. w., geschenkt von dem Herrn Prof. Dr. Lindenschmit zu Mainz.
Ein eiserner Schlüssel, geschenkt von dem Herrn Landbaumeister Krüger zu Schwerin.
Ein Topf von blaugrauem Thon, 5" hoch, der Rand eines großen, ovalen Gefäßes aus festem, blaugrauem Thon, 8" u. 11" weit, eine gedrechselte, hölzerne Schale ein flacher, runder Schnallenring aus Messing mit einer nicht zu entziffernden Inschrift, und ein Schleifstein, neben vielen Bruchstücken von Ziegeln, Scherben, Thierknochen u. s. w. gefunden auf dem alten Burgwalle von Wolken bei Bützow, und von dem Herrn Bahnmeister Winckenwerder in Bützow geschenkt.
Eine römische Kupfermünze, von dem Herrn Hofkapellmeister Schmitt zu Schwerin in Nordafrica gefunden und dem Vereine geschenkt.
Ein stralsundischer Wittenpfennig aus dem Ende des 14. Jahrh., gefunden zu Reimershagen und geschenkt von dem Gutsbesitzer Herrn Lütken auf Louisenhof.
Ein greifswalder Wittenpfennig aus dem 15. Jahrh., geschenkt von dem Herrn Pastor Dr. Unbehagen zu Badendiek.
Für die großherzogliche Münzsammlung wurden in diesem Quartale 2 Gold= und 50 Silbermünzen aus dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhundert's angekauft, welche bei Gelegenheit des Abbruches eines sehr alten Hauses zu Dümmer bei Wittenburg gefunden wurden, worunter einige von bisher unbekanntem Gepräge.
Gypsabguß eines großen Stadtsiegels der Stadt Wittenburg aus dem Lübecker Archive vom Tage Mariä Geburt 1395. Geschenk des Herrn Geschichtsmalers Milde zu Lübeck.
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Abdrücke von 2 alten Siegeln der Jacobi=Kirche in Rostock und des Convents des Klosters Dargun, deren Original=Stempel in dem Archive der Jacobi=Kirche aufbewahrt werden. Geschenk des Herrn Amtmanns v. Holstein zu Dargun.
1. Probeabdruck der in Leinen gestickten Altardecke (XIV. Jahrh.) aus dem Jungfrauen=Kloster zu Ribnitz. Kunstblatt zu den Jahrbüchern des Vereins f. mekl. Gesch. Lithographie, gezeichnet von C. J. Milde in Lübeck 1862. Druck von J. G. Tidemann in Rostock.
2. Original=Handzeichnung von einem bronzenen Kopfringe und einem eisernen Messer, gefunden auf dem Begräbnißplatze zu Bartelsdorf bei Rostock (im Besitz des Herrn Malers Gaehte zu Rostock, gezeichnet und geschenkt von dem Herrn Oberappellationsgerichts=Canzlisten Rogge ebendas.
3. Vier durchgeriebene Zeichnungen von den Bildern auf der Glocke zu Zurow v. J. 1462 von dem Herrn Maler Canow zu Wismar. Geschenk desselben.
1) Ein geometrischer Aufriß der Vorderseite des ehemaligen Eschenbach'schen, jetzt Pries'schen Hauses Nr. 531 am Hopfenmarkt zu Rostock, sowie die Details sämmtlicher Reliefverzierungen und Inschriften derselben; aufgenommen und geschenkt von dem Herrn Oberappellationsgerichts = Canzlisten Rogge zu Rostock. In Tusche ausgezogene Original=Handzeichnung.
2) Aeltere Ansicht von Warnemünde mit Andeutung der Abfahrt des Königs Gustav III. von Schweden von dort. Illuminirte Handzeichnung. Geschenk des Herrn Forst=Praktikanten Tackert zu Dargun.
3) Das Großherzogliche Schloß zu Schwerin von der Stadtseite n. d. Rat. lithogr. von Th. Böhden. Druck und Verl. von S. L. König in Schwerin. Fol. Geschenk des Herrn Hofgraveur König hieselbst.
4) Die Wasserheilanstalt Stuer am Plauer See n. d. Natur gez. von C. Voß. Lith. u. Dr. von H. Delius in Berlin. Kl. q. Fol. Geschenk des Herrn C. Kahl zu Neu=Wandrum, ehemaligen Directors der Anstalt.
5) Die Wasserheilanstalt Stuer am Plauer See. Holzschnitt als Titelvignette eines gedruckten Empfehlungsschreibens dieser Anstalt. Geschenk des Herrn Archiv=Registrators Dr. Wigger hieselbst.
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. Für die Büchersammlung.
(Nach dem Berichte des Herrn
Oberlehrers Dr. Schiller.)
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VI. Für die Urkundensammlung.
Ein Bogen von dem Wismarschen Stadtbuche, 1338 - 39, Pergament, geshenkt von dem Herrn Seifensieder Brunnengräber zu Schwerin.
Der Druck des ersten Bandes des meklenburgischen Urkundenbuches wird nun mit dem neuen Jahre unverzüglich beginnen, da das Manuscript fertig vorliegt und der betreffende Vertrag mit der Bärensprungschen Hofbuchdruckerei hieselbst unter den von der Generalversammlung genehmigten Bedingungen rein abgeschlossen ist. Es sollen davon versuchsweise 750 Exemplare abgezogen; indem für die Folge die Stärke der Auslage von dem wirklichen Absatze dieses ersten Bandes abhängig gemacht ist. Möge daher die in der bereits veröffentlichten Einladung der betreffenden Commission ausgesprochenen Bitte, so wie das ganze Unternehmen den geehrten Mitgliedern des Vereins nochmals warm empfohlen sein! Die zu der ersten Abtheilung des Werkes gehörigen Holzschnitte der Siegel der Bischöfe von Schwerin sind fertig. Von den Städten, welche Siegel aus dem l3ten Jahrhunderte besitzen, haben Dömitz, Gadebusch, Gnoien, Güstrow, Neukalen, Neustadt, Parchim, Rostock, Sülz, Wismar und Wittenburg auf Ersuchen des Herrn Archivraths Lisch die Kosten zu den Holzschnitten dieser Siegel zur großen Freude der Commission bewilligt und bereits eingesandt. Nur in Schwerin und Röbel hat der Bürgerausschuß dies ihrer Commüne angesonnene Opfer für zu groß gehalten; wogegen die Stadt Gadebusch kein Bedenken getragen hat, auf Antrag des Herrn Archivraths Pastor Masch die vorhandenen beiden ältesten Siegel auf ihre Kosten schneiden zu lassen. - Für die zweite Abtheilung des Werkes von 1300 - l350 sind in dem letzten Quartal größten Theils durch Hrn. Dr. Wigger mit Hülfe des Herrn Archivschreibers Jahr etwa 350 Urkunden gesammelt.
Zu dem nächsten Bande der Jahrbücher sind neuerdings die folgenden Abhandlungen und Berichte eingesandt:
1) Ueber einen Münzfund bei Dümmer von den Archivräthen Dr. Lisch und Pastor Masch.
2) Ueber eine in Leinen gestickte Altardecke des Klosters Ribnitz vom Archivrath Dr. Lisch, mit einer lithographischen Abbildung der Decke, von welcher Se. K. H. der Großherzog die Zeichnung und Lithographie für die ganze Auflage der Jahrbücher dem Vereine geschenkt hat.
3) Ueber den alten wendischen (Rostocker) Kirchhof zu Bartelsdorf bei Rostock, von dem Archivrath Dr. Lisch.
4) Ueber das bronzene Tauffaß vom Jahre 1290 in der Marienkirche zu Rostock, von demselben.
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5) Ueber die Gewölbemalereien der Kirche zu Zurow von C. D. W.
6) Ueber Mosaik=Ziegel und Glasmalerei des Klost Dargun, vom Archivrath Dr. Lisch.
7) Ueber die alte Kirche zu Granzin bei Parchim von demselben.
8) Ueber das alte Herrenhaus zu Levitzow bei Teterow, von demselben.
Die zu meiner Kunde gekommenen Personalveränderungen beschränken sich auf den Tod unsers correspondirenden Mitgliedes des Geheimen Archivraths Höfer zu Berlin, eines in früheren Zeiten um die Urkundenforschung sehr verdienten Mannes, der namentlich auch uns bei der Herausgabe der wichtigen Urkundensammlungen in den ersten Bänden der Jahrbücher wesentliche Dienste geleistet hat. Er war unser Mitglied seit 5. October 1835, und starb im Juli 1862.
Ueber die diesjährige Generalversammlung des Gesammtvereins zu Reutlingen, auf welcher unser Verein dieses Mal nicht vertreten war, sind noch keine genauere Nachrichten eingegangen. Dagegen erregen die durch die Zeitungen verbreiteten bedenklichen Nachrichten aus Nürnberg mit Recht allgemeines Aufsehen. Darnach hat nämlich der Freiherr von Aufseß die Direction des von ihm gegründeten germanischen Museums zu Nürnberg niedergelegt, worauf der Freiherr Roth v. Schreckenstein dessen Vertretung interimistisch bis Ostern k J. übernommen hat. Es dürfte aber sehr schwer sein, auf der am Ende d. M. stattfindenden Wahl einen geeigneten Nachfolger zu finden, da der größere Theil des Museums bekanntlich Privateigenthum des Herrn v. Aufseß ist, und somit durch sein Ausscheiden offenbar das ganze Institut in Frage gestellt ist. Wir wollen hoffen, daß dasselbe diese Krisis glücklich übersteht, und daß bei dieser Gelegenheit eine gründliche Reformation dieses von ganz Deutschland mit großem Interesse verfolgten Unternehmens gelingen möge. Diese ist aber nach unsrer festen Ueberzeugung nur möglich, wenn man sich entschließt, die von vornherein verfehlte und unausführbare Idee einer großen National=Registratur für immer aufzugeben, und die reichen Mittel, die schon jetzt aus allen Gegenden Deutschlands nach Nürnberg fließen, endlich dazu verwendet, ein wirkliches National=Museum zu gründen.
W. G. Beyer, Dr. , Archiv=Secr., als zweiter Secretair des Vereins.