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II.

Die

Reformation zu Finken,

von

G. C. F. Lisch.

D ie lutherische Kirchenreformation war nicht allein selbst eine sehr starke Bewegung, sondern hatte auch sehr viele Kämpfe im bürgerlichen Leben zur Folge, welche noch nicht bekannt genug geworden sind, zumal sich ungewöhnlich wenig Nachrichten darüber erhalten haben. Zu dieser Ansicht liefert einen Beweis ein Vorfall, welcher sich im J. 1535 zu Finken bei Röbel ereignete, wo damals noch eine eigene Pfarre war. Der gutsbesitzende Adel jener Gegend scheint im Gegensatze gegen die Versunkenheit der papistischen Geistlichkeit sehr früh und eifrig protestantisch geworden zu sein; die v. Flotow auf Stur, welche an Finken grenzten, hatten schon um das Jahr 1525 auf ihrem Hofe einen evangelischen Geistlichen, welcher sicher schon im J. 1532 Pfarrer zu Stur war. Die südliche Landschaft des Amtes Wredenhagen bis zur Südspitze des plauer Sees und bis in die Mitte der Stadt Röbel stand unter dem geistlichen Regimente des Bischofs von Havelberg, welcher häufig zu Witstock residirte. Der letzte Bischof von Havelberg war Busso II. v. Alvensleven (1522 - 1548), dessen Regierung die ganze Reformationszeit füllt. Er blieb bis zu seinem Tode "ein entschiedener Anhänger der katholischen Kirche und hielt in seinen unmittelbaren Besitzungen auf ziemlich ausschließende Beibehaltung des katholischen Gottesdienstes". Wenn aber Riedel (Cod. dipl. Brand. I, 2, S. 423) meint, daß "sein Verhalten zu der Religions=

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veränderung von vieler Mäßigung zeuge und er sich jedes ungebührlichen Widerstrebens gegen die Kirchenreformation in dem übrigen Theile seiner Diöcese enthalten" habe, so möchte das Beispiel von Finken doch zu der entgegengesetzten Ansicht führen. Es ist leicht möglich und glaublich, daß sich der Bischof in der Mark Brandenburg dem die Reformation begünstigenden Kurfürsten gegenüber "jedes ungebührlichen Widerstrebens" enthielt und sich gewandt in das Unvermeidliche fügte; aber das vorliegende Beispiel, welches gewiß nicht allein steht, giebt den Beweis, daß der Bischof in dem nicht unbedeutenden meklenburgischen Theile seines Sprengels zur äußersten Gewalt schritt, wenn ihm die Zustände nicht behagten.

Das meklenburgische Lehngut Finken gehörte damals noch der jetzt ausgestorbenen adeligen Familie von Prignitz. Der damalige Besitzer Philipp v. Prignitz hatte im J. 1535 einen lutherischen Pfarrer und Prediger Martin Voß zu Finken, welcher sich des Schutzes des lutherischen Gutsbesitzers erfreute. Der Herzog von Meklenburg hatte ihn bestätigt und durch die Visitatoren in dieser Gegend auf dem Amtssitze zu Wredenhagen ("Hagen") einführen lassen, bei Strafe der Absetzung der Geistlichen nach kurzer Frist. Als nun Martin Voß am Sonntage 20. Junii 1535 von Finken nach Dammwolde fuhr, um dort zu predigen und zu lehren, ließ ihn der Bischof in einem fremden Lande auf freier Straße aufgreifen, gewaltsam nach Witstock führen und hier in ein schweres Gefängniß in der Tiefe des Thurmes werfen, allein um des Evangelii willen und weil er Gottes Wort nach seinem Vermögen und Verstande "rein und klar" gepredigt hatte, wie von ihm berichtet wird und wahr sein muß, da der Bischof ihm kein anderes Vergehen vorwerfen konnte. Philipp Prignitz bat am 21. Junii 1535 den Herzog Heinrich von Meklenburg um Hülfe gegen diese Gewaltthat. Auf den Rath des Herzogs erhob Prignitz nach einigen Tagen Klage bei dem Bischofe. Dieser antwortete ihm aber am 29. Junii mit der ganzen Halsstarrigkeit eines unzugänglichen Papismus und ganz im Gegensatze zu seinem Benehmen gegen den Kurfürsten: er wisse von keiner herzoglichen Visitation in seinem Stifte Havelberg, das er gerne selbst verwalte, und hoffe auf keinem Wege, daß der Herzog den Ehestand der Priester einführen und die lateinische Messe abschaffen, überhaupt bei seinen "Unterthanen" und Geistlichen keine Neuerung gestatten werde, da nach den Reichstagsabschieden von Regensburg und Augsburg bis zu einem künftigen Concil alles beim Alten bleiben solle; daher habe er den Martin Voß, weil er "bei des Bischofs Regi=

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mente mannigfaltigen Aufruhr und Widerwillen zwischen dem Adel und dem gemeinen Manne" gestiftet, zu gebührlicher Zucht und Strafe einnehmen lassen, da er nicht länger habe stille halten können aus Pflichten, damit er der päpstlichen Heiligkeit, dem Kaiser und "anderer Obrigkeit" verwandt sei; wenn Prignitz zum Verhör des Predigers kommen wolle, so solle ihm dies gestattet sein; übrigens sei es ihm nicht entgegen, daß die Leute des Herzogs von Meklenburg mit "Gottes Wort" versehen würden, wenn dasselbe "lauter und klar" "nach der heiligen christlichen Ordnung ausgelegt" werde; er wisse sich wohl zu erinnern, daß er in geruhigem Gebrauche seiner geistlichen Jurisdiction über seine Geistlichen sei, sitze und bleibe, namentlich in diesen Zeitläuften, und dessen sonderliche Zusage und Vertröstung von den Herzogen von Meklenburg habe. Diese Sprache zeugt wohl nicht von "Mäßigung" und klingt wohl anders als die Sprache gegen den mächtigern Kurfürsten.

Ueber das Ende dieser Sache fehlt es an Nachrichten. Den Hergang werden aber die folgenden Schreiben in ein klares Licht setzen.


Anlage Nr. 1.

Der meklenburgische Vasall Philip Prignitz klagt dem Herzoge Heinrich von Meklenburg, daß der Bischof Busso von Havelberg seinen Pfarrer Martin Voß zu Finken um seiner evangelischen Predigt willen am 20. Junii 1535 hat aufgreifen und in Witstock gefangen setzen lassen, und bittet ihn, dahin zu wirken, daß der Pfarrer aus seiner Haft erlöset werde.

D. d. Finken. 1535. Junii 21.

Dorchluchtiger, Hochgeborner Furste vnd Herr. I. f. g. synt myne vnderdenige, willige vnd gehorsame Deinste alletidt thouorn vnderdenichlich bereyth. Gnedige Furst vnd Here. Ick geue I. f. g. hyr myt vnderdenichlich tho yrkennen, dat die bischop van Hauelberch my eynen mercklichen vnd grothen infal gedan hefft negest Sondages vor dato desses breues: Denne he hefft my mynen kerckheren vnd Preddiger

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lathen affgripen In I. f. g. lande, do he na syner kerken alße thom Damwolde, deme Volcke tho preddigende vnde tho lerende, gereyset ys, vnd ehn vencklich tho Wistock ehrholt anhe iennige beschuldinge edder orsake, Sonder allene darumme, wo ick vormerke, dat he gades worth synes vormogens vnde vorstandes reyne vnde clar gepreddiget hefft, wo denne I. f. g. in I. f. g. lande dorch vorordente Visitatores tho predigende vnde tho lerende in befel gedan hefft, der wegen ahn I. f. g. myne vnderdeniche bede, I. f. g. wyl my hyr ynne alße I. f. g. vnderdane radenn, daden vnde behulplich syn, darmit ick mynen preddiger, de der warheyt haluen ahn alle ahnclagent ßo myt auermode in gefencknisße erholden wert, erloset vnde ahn alle entgeltenisse gefryeth mochte werden, dewyle I. f. g. der euangelichen warheyt eyn sonderlich leffhebber ys. Vnde wen de bischop ßodane gewalt ahn den preddigern bruken wyl, ßo werde wy desses ordes neyne preddiger bekamen, ßo wert dat arme Volck vnde wy hodelos gan, dat I. f. g. alße vnße landesforste wol ynseyn werth. I. f. g. wyl my hyr ynne helpen vnde raben, dat wyl ick vm I. f. g. myt willigen vnderdenigem gehorsamen tho lyue vnde gude myt plichtigem Deinste vordenen. Datum Vincken, Mandages vor Johannis baptiste, Anno etc. . 35.

                    I. f. g.

Alletydt vnderdenige

Philippes                     
Priggenitzs.                  

Ock, gnediger Here, bidde ick I. f. g. vnderdenichlich, ßo I. f. g. ahn den bischop scryuen wolde, dat I. f. g. ahn dye Vogede vam Hagenn schrynen mochte, ahn synen gnaden personlich tho bringende, dar myt idt ßo vele mer stath vnde anfeent hebben mochte, dat alle stelle in I. f. g. gefallen. Datum vt s.

Dem dorchluchtigen, hochgeborn
Forsten vnd heren, heren Heinrichenn,
herczogen tho Merckelnborch, Grauen
tho Sweryn, Rostock vnd Stargard
der lande here, mynem gnedigenn
herenn, vnderdenichlich.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin.

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Anlage Nr. 2.

Der meklenburgische Vasall Philipp Prignitz auf Finken beschwert sich bei dem Bischofe Busso von Havelberg darüber, daß dieser seinen Pfarrer Martin Voß zu Finken um des Evangelii willen am 20. Junii 1535 gefänglich habe einziehen lassen, und bittet, denselben loszugeben.

D. d. Finken. [1535. Junii 25.]

Hochwerdiger In Godt vader, Gnedige ffurste vnd here. Iuwen gnaden synt myne stedtwillige vnuordraten vnd gehorßam dinste Alletidt thouornn gudtwillich boreidt. Gnedyge here. Ick wil J. ff. g. In gudtliger meyninge nicht berghen, wo myne Gnedigen heren Hertoch Hinrick, Albrecht gebroder ffursten tho Meckkelenburch etc. . In eren gnaden lande Visitatores vorordent vnd kortlich vthgeschicket vnd werden noch wider vthschicken In steder vnd Dorper, De alle Prister effte geistligen vor syck vth bouell erer gnaden heisken vnd vorhorenn Na desßer nafolgenden forme vnd wyße, Alßo De den Eestant nicht angenamen hebben, Dem Euangelio wider tho volgende ock nicht gesynneth synt, alße Latinske Missen affthostellende vnd wes dar mer ßy, Den werdt eynen Manthe edder vir vnuerlich frisdaghe gegeuen, wo ße syck vnder der middeltit nicht beterenn vnnd willen In erem Olden weßende bliuen, Schal me gantz vnd gar affßetten, vnnd myne gnedighen heren willen deßuluigen In eren ffurstligenn gnaden landen nenerley wies lyden. Wo dem allen, Gnediger Here, hefft Juwe gnade Er Merten Voß mynen kerckheren thom Vincken Amme Sondage na Viti schyrst vorschenen, Do he vp fryer strate gegan vnnd de kerken ehn In myner gnedigen heren lande boualen De lude myt Gades worde vnd sust tho uorßorgende vnd vorthostande gesynnet was, Nach mynem gedenke vnd vorstande Vmme des Enangelii willen vencklich ahnnemen vnd wechvoren lathen, Dar myn gnedigen heren eyn grobt vngeuall Inne dregen werden, De wile vnd nachdem beyve vorsten des landes In vorschenen tyden De prister vor erer gnaden Houetlude thom Haghen boscheiden, heysken, ehn vordragen vnd vormelden lathen, Efft keyner van den pristerenn gewalt vnnd vnrecht ouede edder brukede, De scholde van erhen ff. g. vngestraffet nicht bliuen, Weddervmme wen ock eynem van den merbomelthen Pristerenn

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Gewalt, anerfaringe vnnd vnrecht wedderfore, Denßuluigen wolde ere ffurstlige gnade, wenn ße darvmme Alße landesffursten bosocht vnb angelanget worden, Boschutten, boschermen vnnd Hanthauen. Ist derhalnen myne Hochflitige bede, June gnade vpgenanten mynen kerckherenn ßo gnedtlich ßyn Tauchte ehn loes geuen vnd vp frye vothe kamen lathen. Ifft sus Juve gnade etwes dat dem Euangelio nicht bolangende tho ehm droge, J. g. wil my dat ßuluige by Jegenwardigenn schrifflich tho Irkennen geuen, Wo dem nu ßo nicht geschege, G. ff. vnd Here, vnd Ick stille dar tho ßethe, fruchte Ick muchte derhaluen In grothe vngnade myner laudesffursten vallen, Ock vam Adell vnd Jedermannhe dar vmme vorachtet werden. G. here, J. ff. g. wil myn gnediger here syn, vnnd my des nicht vordencken, dat Ick mynen landesffursten Hertich Hinricke In affweßende syner gnaden Here broders derhaluen boßocke, Dat Ick sust doch vngernhe dede. Wor Ick J. ff. g. myt willigenn vnuordrathen vnd gehorßam Dinsten wuste willen vnb Dinste tho Irtogende, wil Ick vngespardes Vlites stedes gudtwillich bofunden werden. Datum Ilich Vincken etc. .

                    I. G.

gehorsamer
williger

Philippus              
Prignitze.              

Dem Hochwerdigen In Godt
vader vnnd Heren Herenn Busßo,
bostediger Bischop tho Hauelberghe,
Vnderdanichlicken.

Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin. Dieser undatirte Brief ist sicher am Ende der Woche der Gefangennehmung des finkenschen Pfarrers geshrieben, da nach dem Briefe des röbelschen Bürgers Joachim Schmidt vom (5. Julii) 1535 der Vasall Philipp Prignitz auf Befehl des Herzogs Heinrich an den Bischof schrieb, also auf sein Schreiben vom 21. Junii erst Antwort von dem Herzoge haben mußte, der Bischof aber am 29. Junii antwortete. Auf der Rückseite steht, wie es scheint, von des Herzogs eigener Hand geschrieben:

philips prignitz papen belangend
bischoff zu habelberg
35
Dinstatg na vdalrici (Julii 6.)
Swanne(? Swerinn ?).

Dies ist das Datum der Einreichung des Briefes des röbelschen Bürgers Joachim Schmidt vom (5.) Julii 1535, welcher die vorstehende Abschrift mit seinem Briefe dem Herzoge übersandte.


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Anlage Nr. 3.

Der Bischof Busso von Havelberg berichtet dem meklenburgischen Vasallen Philipp Prignitz auf Finken auf dessen Beschwerde, daß er dessen Pfarrer Martin Voß zu Finken am 20. Junii 1535 wegen Anstiftung von Aufruhr zu geistlicher Zucht gefänglich habe einziehen lassen, und gestattet dem Philipp Prignitz bei dem Verhör des Pfarrers gegenwärtig zu sein.

D. d. Witstok. 1535. Junii 29.
Busso vonn gots gnadenn
Bischoff zw Hauelberg.

Vnnsernn grus zuuornn. Erbar, lieber getrewer. Wir habenn heutt Dato dein schreibenn, darinnen dw thust meldung, wie die hochgebornenn furstenn Herr Hinrich vnnd herr Albrecht gebruder hertzogenn zw Megkelnburg, Furstenn zw wenden, Graffenn zw Swerin, Stargarde vnnd Rostogk der lande hernn, Vnnser liebenn hernn vnnd freunde, Inn Irer liebdenn landen Visitatores verordnet vnnd kurtzlich außgeschicket Inn Stethenn vnnd Dorffern, die alle prister vnnd geistlichenn vor sich auß beuelich Irer L. heischenn vnnd verhorenn, noch einer form vnnd weise etc. ., als dw weiter Inn deiner schrifft vormeldest, vnnd wirt doch dieselbe beschlieslich auff deinen pfarhernn Ernn Mertenn Voß, vnnsernn geistlichen vorwanthen, gericht, ferners Innhaltzs entpfangenn vnnd vormerckt, Wollenn dyr darauff antwurtsweiße nicht vorhalttenn, daß wir hieuor kein wissenn getragenn, aus was billicher vnnd fuglicher grundt vnnd vrsach hochgenante vnnsere frunde vonn Mechelnburg Visitatores Inn vnser Stifft Hauelberg vber vnser geistlichen vorordenth, vilweniger wissenn wir heutigs tags, wie die geschickten sein, dann wir ye bey vnnserm Regiment dasselb vnser Stifft nach notturft gerne selbst vorwaldet vnnd vorsehenn, Das aber vnser geistlichenn vnnd priester lauth dein schrifft denn ehestandt anzunemenn widder gemeine rechte vnnd die lateinisch messen vnnd wes dar mer sey, abzustellenn solttenn bedrengt werden, auß vrsachen dann genanntte furstenn vonn Mechelburg wolttenn sie keinerley weiß mher leidenn etc. ., wollen wir vnns Inn keinem wege verhoffen aderbefharenn,wann wir auß

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dem Romischenn keyserlichen Maiestat Vnnsers allergnedigstenn herrnn Edict, Als zw Außpurg beschlossen mit bewilligung vnnd annemung aller Stende des heiligenn Reichs vnnd hernach zw Regenspurg ist Confirmirtt worden, Vnnd auch sonderlich von dem hochwirdigstenn, durchleuchtigsten, hochgebornen fursten vnnd herrnn herrnn Albrecht, der heiligen Romischen kirchenn Cardinal, Legato Nato, Ertzbischoffe zw Magdenburg vnnd Mentz etc. ., vnnserm Metropolitano, vnnd herrn Joachim Marggraffenn zw Brandenburg, Churfurstenn etc. ., vnnsem gnedigsten herrnn vnnd Landisfurstenn, bouelich vberkommen, daß Inn der religion vnnd cermonien sich auch waß sunst die Christliche Sacramenta der kirchenn betrifft, soll still gehalten vnnd nichts newes furgenommenn werdenn, biß zum kunfftigen Concilio, darinn dann beyde furstenn vonn Mechelnburg mitt bewilligt, Desselbigen wir vnns vngeweigerlich zw haltenn vnnd gehorsam zw leistenn schuldig erkennenn. Weill nw dein pfarre sampt vnnd neben andern Inn vnnserm Stiffte Hauelberg gelegenn, verhoffen wir, vnnsere freunde vnnd fruntliche Nachpare vonn Megkelnburg werdenn mitt ader widder vnnsere vnnderthanenn vnnd geistlichen keine newerung gestattenn, vielweniger vor sich vnthernemenn. Das wir aber am Sontage nach Viti negstuorschinnen Ernn Martinum Voß, vnnsernn geistlichenn vnnd mitt pflichtenn zw gehorsam furwanttenn, durch denn vnnsernn habenn zw geburlicher geistlicher Zcucht vnnd straff einnemen lassen, Ist aus merglichen vnnd wichtigenn, bewegdenn Vrsachenn boscheenn, Dann er sich Inn vnnserm beuolenn Stifft Hauelberg bey vnnserm Regiment mannigfaltigs vffrurß vnnd widderwillens vndernhommen zwischen dem vom adel vnnd gemeinem Mann, als dir selbst vnnd andernn auch vom Adell gantz woll bewust vnnd ruchtig ist, dardurch wir lengst verursacht, Ine Inn geburliche straff zw furdernn. Wir habenn aber seiner Inn allewege auß gnaden zw seiner selbst erkantnus vnnd besserung vorschoneth, biß so lange wir nicht lenger habenn stille halten mugenn, aus pflichtenn, damit wir Bebstlicher heilickeit vnnd vnserm allergnedigsten herrn keyser sampt anderer vberickeit furwandt seyndt. Was wir zw Im zwsprechenn vonn wegenn vnnsers beuolhenn Bischofflichenn Ampts vnnd er vorwirckung geubt, konnenn wir woll leidenn, das dw sampt andernn zw

vnns kommeth vnnd dasselb anhoreth, welchs vngeweigert sein soll. Das auch gnantte vnnsere Frunde von Megkelnburg verordenth vnnd beuolhenn, das die lewte mit gots wortt woll

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vorsehenn, Ist vnns nicht entiegenn, Wann sotans lauter vnnd clar nach der heiligenn Christlichenn Ordnung außgelegt vnnd Interpretirt werde, Vnnd habenn gnantenn Ernn Martinn allein vmmb seiner selbst Vorwirckung vnnd nicht das wir gots wortt behindernn, welchs wir vngerne Inn vnser gemutthe nemenn woltenn, wirtt auch nymants vns mit warheit beybringenn, Das wir vilgenannten Ernn Martinn auß ander vrsachenn, dann vmmb seiner selbst vbelthat geburlich Zeuchtigenn, mag vnns nicht vor arg außgelegt werdenn, Darinn wir vns selbst vermuge gemeiner rechte der billickeith auch gnediger meynung erzeigen wollenn. Wiltu daruber dissenn handel ann vnnserm obgenanttenn herrnn vnnd Frundt hertzogenn Heinrichenn von Megkelnburg gelangenn lassenn, stellenn wir Inn seinenn wirdenn Vnnd wissenn vnns woll zu erinnern, das wir vnnd vnnser vorfaren Inn geruchlicher gebrauchnus vnnser geistlichenn Jurisdiction seint, sitzenn vnnd bleiben vber vnn sere geistlichen, Des wir auch Inn diesenn leufftenn sonderlich Zusage vnnd vortrostung habenn vonn gnantenn vnnfernn freundenn vonn Megkelnburg. Derhalb wirstu vnns vor dich selbst entschuldigt wissen vnnd auch bey andernn entschuldigenn, Vnnd seynth dir mit gnaden geneigt. Gegebenn Zw Wistogk, am tage Petri vnd pauli, Anno etc. . XXXV.

Dem Erbarnn Vnnd vhestenn
unserm liebenn Besondernn Philipps
Prignitzen Zum Finkenn Gesessenn.

Nach einer gleichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin.


Anlage Nr. 4.

Der Bürger Joachim Schmidt zu Röbel bittet den Herzog Heinrich von Meklenburg, dahin zu wirken, daß sein schwächlicher Schwager, der Pfarrer Martin Voß zu Finken, den der Bischof Busso von Havelberg hat aufgreifen und in ein hartes Gefängniß

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im Thurme u Witstock hat setzen lassen, aus seiner schweren Haft befreiet werde.

D. d. (Röbel. 1535. Julii 5.).

Durchleuchtiger, hochgeborner Furste, gnediger here. Myne vnderthenighe ghehorßame Diensth synth I. f. g. alle tidt bouornn boreyth. Alls den Philipps Priggenitze am junghesthen I. f. g. geclageth, wie die Biscopp van Hauelberghe Ehrn Merten Vossen, mynen Swager, kerckhern thom Vincken, Inn I. f. g. landen vnd gepiethen gegrepen vnb fencklich setten lathen, Die wiele he syck I. f. g. vnd I. f. g. broders bouell vnd ordenungh die kercken tho riegiren gheholden vnd in der warheitt sust nichts vorwercketh, hefft I. f. g. Priggenitzen bouhalen, van dem Biscopp die orßake tho erkunden, worumb die Biscop en setten lathen, dar nach philips priggenitz syck gheholden vnd Inholds bylighender Copien an den Biscopp geschreuen hefft S. g. ehm weddervmb beantwerdt, wo ick daruan hyr mede ock eyn Copie auerantwarde. - - - -

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Ick hebbe ock sunderlich ghebeden, mynen Swager, die wyle he eyn swack, ghebrecklich minsche iß, vth der dupe des tarns In eyn ander ghemack tho bringhen, ehn darynne spannen, wolde ßodans dar bonenen vorborghen, dath he nicht wech qweme, alleyne he in der lufft syn muchte, dath he an synem leuende vnd gesunth nicht ghesweckett worde, vnd ßo Ick nichts erlanghen kunde, hebbe yck nicht mer ghebedenn, dan dath Ick ehn muchte anhreden In Jegenwardeicheitt der gennen, ßo s. f. g. dar tho vorordenen worde. Ick hebbe ouerst eyns ßo weinich, alße dath ander vnd In Summa gantz nichts erlanghen moghen. Alleyne eyn schrifftlich antwerdt hefft my s. f. g. ahn Prignitzen gegeuen, Dar yth Ick boßorghe ehm eyn qwath thogedacht. Die wyle denne, gnedige Furste vnd here, keyne ander orßake dar iß, den dath myn Swager sick I. f. g. vnd dessuluen Iwer f. g. her broders bouell vnd ordenungh gheholden, - - - - -

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- - - - Szo weth yck affweßendes I. f. g. her broders tho anders nhemande dan alleyne tho I. f. g meynem g. h. vnd landesfursten thoflucht tho hebben gantz vndertenichlich biddende, I. f. g. wolde solchs dorch gades vnd vmb des elendes wyllen bohertighen vnd gnedichlich vorhelpen,

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dath myn Swager ßo vnschuldich yn harden ghefencknissen entholdn muchte entleddigeth werden. - - -

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Dath wyll Ick arme man vmb Iwer f. g. myth liff vnd guth in aller vnderdanicheit ghehorßamichlich vordenen.

                     I. F. G.

gehorßamer
vnderthenigher

Achim Smedt                
Burger tho Robell.          

Dem durchliichtighen , hochghebarnn
Fursthen vnd hern, Hern Hinrichen,
Hertzoghen tho Mecklnburgh,
Fursthen tho Wenden, Grauen
tho Sweryn, Rostock vnd Stargardt
der lande heren, mynem gnedighen
heren, vnderthenichlich geschreuen.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin. Dieser Brief wird um den 5. Julii 1535 geschrieben sein, da die Abschrift des von Philipp Prignitz an den Bischof von Havelberg gerichteten Schreibens, welche mit dem vor-stehenden Briefe überreicht ward, nach der Registratur auf der Rückseite derselben am 6. Julii bei dem Herzoge anlangte.

 

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