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XXVII. 3.
des
Vereins für meklenburgische Geschichte
und
Alterthumskunde.
Schwerin, im April 1862.
A m 7. März d. J. feierte der Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg zu Berlin, mit welchem der unsrige seit Ostern 1841 in geordnetem wissenschaftlichen Verkehre und Austausch der gegenseitigen Publicationen steht, sein 25jähriges Jubiläum. In Erinnerung an die herzliche freundnachbarliche Theilnahme, welche der gedachte Verein uns bei ähnlicher Veranlassung am 21. April 1860 durch eine eigene Deputation aussprechen ließ, konnte unser Ausschuß, obwohl nicht officiell über das bevorstehende Fest unterrichtet, es sich doch nicht versagen, den lieben Bundesgenossen an dem gedachten Festabende telegraphisch unsern freundlichen Gruß und Glückwunsch zu senden, welcher nach einigen Tagen durch ein herzliches Dankschreiben des dortigen Vorstandes erwidert ward. Hoffentlich wird dieser freundschaftliche Verkehr zwischen den beiden benachbarten Vereinen zu gegenseitigem Nutzen und Frommen noch recht lange fortbestehen.
Auch mit den übrigen verbundenen Vereinen und Instituten dauert der Verkehr in geordneter Weise fort. Besonders regsam zeigt sich auch in dieser Beziehung das germanische Museum zu Nürnberg, von welchem z. B. neuerdings ein Circular eingegangen ist, worin die sämmtlichen Vereine
1) um Einsendung eines Repertoriums aller in ihrem Besitze befindlichen Urkunden,
2) um ein Verzeichniß sämmtlicher Kunst= und Alterthumsgegenstände ihrer Sammlungen und
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3) um Abformung der besonders characteristischen Gegenstände ersucht werden. Wir sind in der Lage, alle drei Wünsche ohne besondere Mühe zu befriedigen, indem es ad 1 nur einer Verweisung auf die bevorstehende Herausgabe unserer Urkundensammlung, so wie ad 2 auf die in der Bibliothek des Museums befindlichen Jahrbücher des Vereins bedurfte, ad 3 aber die interessantesten Gegenstände unserer Alterthumssammlung nach einem bereits früher getroffenen Uebereinkommen zum Zwecke der Abformung nach und nach an die Museen zu Mainz und Berlin eingesandt werden, wo die betreffenden Gypsabgüsse gegen eine billige Erstattung der Kosten gerne an alle verbundenen Vereine überlassen werden.
Die Bearbeitung der meklenburgischen Urkundensammlung schreitet ununterbrochen rüstig vorwärts. Die Zahl der ältern Urkunden bis zum Ablaufe des 13. Jahrhunderts ist indeß in dem letzten Quartalberichte etwas zu hoch geschätzt. Nach der kürzlich vorgenommenen Revision und chronologischen Ordnung der Sammlung enthält dieselbe gegenwärtig mit Einschluß der nunmehr von dem Herrn Archivrath Masch abgelieferten stargardischen Urkunden und der sonstigen neuerworbenen Stücke aus Kopenhagen, Stettin, Magdeburg u. s. w., andererseits aber mit Ausscheidung der ziemlich zahlreichen, aus verschiedenen Quellen entlehnten Doubletten, im Ganzen nicht mehr als 2410 Nummern. Von den bereits angekündigten Holzschnitten der betreffenden Siegel sind 59 fertig, und der Schnitt der fürstlichen Siegel des 13. Jahrhunderts ist gegenwärtig in Arbeit. - Die schließliche Redaction dieser ersten Abtheilung kostet namentlich durch das Studium der einschlagenden Literatur auf fremden Bibliotheken und die oft sehr umfänglichen historischen Forschungen, z. B. zur Bestimmung eines fehlenden Datums u. dgl., noch immer viel Arbeit und Mühe, doch kann der Druck, wie bereits angekündigt ward, sicher mit dem Anfange des kommenden Jahres beginnen.
Für die zweite Abtheilung bis zum Jahre 1350 sind in diesem Quartale 170 Stücke hinzugekommen, so daß dieselbe bis jetzt 435 Nummern umfaßt.
Die Auszahlung der zweiten Jahresrate zur Unterstützung des Unternehmens ist nunmehr auch von Seiten des E.=A. der Ritter= und Landschaft verfügt worden.
Unterzeichneter erlaubt sich bei dieser Gelegenheit auf den interessanten, in Sybels historischer Zeitschrift III., St. 2 (München 1861) mitgetheilten Bericht des Dr. Junghans
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über ein verwandtes Unternehmen aufmerksam zu machen, wodurch auch Meklenburg unmittelbar berührt wird, und welches zugleich eine höchst erwünschte Ergänzung unseres Urkundenbuches bilden wird; - ich meine die von der historischen Commission der königlich bayrischen Akademie der Wissenschaften geleitete Bearbeitung eines hansischen Urkunden= und Receß=Buches. Im Interesse dieses großartigen Werkes hat der Herr Berichterstatter vom August 1860 bis zum Juni 1861 die Bibliotheken und Archive Dänemarks mit dem glücklichsten Erfolge durchforscht. Ueberraschend ist z. B. die Entdeckung, daß das bisher verloren geglaubte alte Lübecker Protokollbuch der Hansetage von 1361-1405 in der im Besitze des Grafen von Holstein auf Ledraborg befindlichen Pergament=Handschrift erhalten ist. Reiche Ausbeute gab ferner außer den Kopenhagener Archiven auch das auf der dortigen Bibliothek befindliche Langebeksche Diplomatarium von 54 starken Foliobänden, welches von dem Geh. Archivar Langebek angefangen und von seinen Nachfolgern Gram, Thorkelin u. s. w. fortgesetzt ist und Urkunden=Abschriften aus den Archiven aller Länder enthält. Leider reichen unsere Mittel nicht aus, die in dieser Sammlung ohne Zweifel auch für uns verborgenen Schätze durch einen mit unseren Verhältnissen vertrauten Gelehrten heben zu lassen. Noch reichere Schätze aber liegen mit Sicherheit in einer andern, lange unzugänglichen Grube, die sich neuerdings gleichfalls wieder zu öffnen scheint, - in den Archiven des Vatikans zu Rom, deren Benutzung z. B. kürzlich dem Professor Munck gestattet worden ist, und also auch uns wohl gestattet werden würde, wenn nicht wiederum die Mittel fehlten.
Für unsere Jahrbücher sind in dem abgelaufenen Quartale von dem Herrn Archivrath Dr. Lisch drei neue Abhandlungen eingeliefert, nämlich
1) Marquard Behr, letzter Prior der Karthause Marienehe bei Rostock, und der Untergang der Karthause,
2) Ueber die Gemahlin des Grafen Heinrich I. von Schwerin, und
3) Ueber die Tempelherren in Meklenburg.
Wenden wir uns jetzt zu unsern Sammlungen, für welche nach den Berichten der betreffenden Herren Vorsteher folgende neue Erwerbungen gemacht sind:
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I. Für die Alterthumssammlung.
1. Aus der Steinzeit.
Ein Keil aus Feuerstein, noch ungeschliffen, gefunden in der Gegend von Rehna, geschenkt von dem Herrn Gustav v. Lehsten zu Rehna.
Außerdem hat der Herr Oberforstmeister v. Lehsten zu Rehna 4 Keile und 1 Schmalmeißel an die Großherzogl. Alterthumssammlung eingesandt, welche in dem Wispelmoor in der Vitenser Forst bei Rehna gefunden wurden und vielleicht auf dortige Pfahlbauten hinweisen.
2. Aus der Bronzezeit.
Eine Nadel aus Bronze, 4" lang, mit festem, dunkelgrünem Rost bedeckt, mit einem flachen, scheibenförmigen Knopfe, 1" im Durchmesser und mit erhabenen, concentrischen Kreisen verziert; ferner eine Tafel aus feinkörnigem, bräunlichem Sandstein, von elliptischer Gestalt, 5" lang, 2" breit und gleichmäßig 1/4" dick, auf der einen Seite und am Rande überall glatt geschliffen und an dem Ende durchbohrt. Beide Alterthümer sind in einem Kegelgrabe unter kleinen Steinen neben Urnenscherben gefunden und von dem Herrn Gymnasiallehrer Reißner in Schwerin dem Vereine geschenkt.
Ein Dolch aus Bronze, 10" lang, mit einer 6" langen und in der Mitte 1 1/2" breiten Klinge und einem eigenthümlichen Griffe, von 4" Länge, welcher mit einer dicken halb mondförmigen Fassung über die Klinge greift. Die interessante Waffe, welche in den Jahrbüchern eine genauere Beschreibung finden wird, ward auf dem Erbpachtgute Kl. Wolde bei Wittenburg unter einem Steinhaufen neben Urnenscherben gefunden und von Herrn Peitzner daselbst dem Vereine geschenkt.
3. Aus der Eisenzeit.
Neun Urnen aus Thon von verschiedener Größe, theils schwärzlich, theils braun, mit Asche und Knochen gefüllt, durch den Herrn Oeconomen Karl Sibeth größtentheils unversehrt auf einem großen Wendenkirchhofe zu Neu=Wendorf bei Tessin ausgegraben und durch den Herrn A. Schmidt auf Neu=Wendorf dem Vereine geschenkt.
Eine Bernstein=Perle, gefunden auf dem heidnischen Burgwalle bei Dierkow, der Stadt Rostock gegenüber, geschenkt durch den Herrn Canzlisten Rogge zu Rostock.
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4. Aus dem christlichen Mittelalter.
Eine Wageschale aus Bronze mit runden Schalen und zum Zusammenlegen eingerichteten Balken, 1826 unter dem Fundamente eines abgebrannten Hauses zu Grabow gefunden und durch Vermittelung des Herrn Advocaten Graff daselbst von den Erben des Herrn Senators Bollbrügge geschenkt.
Drei Glasgemälde aus dem 17. Jahrhundert, von denen eins die Helme des herzoglich meklenburgischen Wappens mit der Krone, die beiden andern Bürgerwappen mit Namen darstellen, von dem Herrn Hofbaurath Willebrand zu Schwerin in Güstrow erworben und dem Vereine geschenkt.
Einige Kalktuffsteine aus dem Gewölbe des Chors in der Kirche zu Grubenhagen, geschenkt von dem Herrn Vicelandmarschall Freiherrn v. Maltzan auf Gr.=Luckow und dem Herrn Baumeister Krüger zu Schwerin.
Zwei Sandstein=Verzierungen, einen Menschenkopf und einen Löwenkopf vorstellend, aus der Georgenkirche zu Wismar, wahrscheinlich von einem Epitaphium aus dem 16. Jahrhundert, geschenkt von dem Herrn Sergeanten Büsch zu Wismar.
II. Für die Münzsammlung.
Eine Kupfermarke aus Lübeck mit quergetheiltem Schilde auf der einen und den verbundenen Buchstaben TD und der Bezeichnung 6 ßl. auf der andern Seite, geschenkt von dem Herrn Lehrer Pfeil zu Schwerin.
Ein Doppelschilling des Herzogs Ulrich von Pommern, 1620, geschenkt von dem Herrn Architekten G. Stern zu Schwerin.
III. Für die Büchersammlung.
I. Allgemeine Geschichte.
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II. Rußland.
III. Dänemark.
IV. Norwegen.
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V. Belgien und die Niederlande.
VI. Die Schweiz.
VII. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
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VIII. Oesterreich.
IX. Bayern.
X. Mittelrhein.
XI. Sachsen und Thüringen.
XII. Brandenburg.
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XIII. Hannover.
XIV. Schleswig, Holstein und Lauenburg.
XV. Meklenburgica.
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IV. Für die naturhistorische Sammlung.
Ein Hirschhorn, gefunden beim Ausbaggern in der Ostsee bei Wismar zwischen Redentin und dem Wallfisch, geschenkt von dem Herrn Sergeanten Büsch zu Wismar.
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Ein Bericht über die Bildersammlung ist noch nicht eingegangen.
An ordentlichen Mitgliedern sind dem Vereine beigetreten: Die Herren Präpositus Müller zu Neubukow, Major v. Lützow zu Schwerin, Generalmajor v. Bilguer daselbst und General=Auditeur Driver daselbst. Ausgetreten ist dagegen der Herr Pensionair Krause zu Bobitz.
W. G. Beyer,
Dr., Archiv =Secretair,
als zweiter Secretair des Vereins.
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