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Die Kirche zu Moisall.

Zu den wenigen bischöflich schwerinschen Urkunden, die bis jetzt bekannt geworden sind, gehört auch eine vom Bischof Hermann I. zu Bützow am 29. Mai 1264 ausgestellte (Westphalen M. IV, p. 973), in welcher er die Grenzen des Ackers der Kirche zu Moisall, wohin die von Schlemmin verlegt worden, so wie die an selbige u leistenden Abgaben festsetzt. Diese Verlegung fand auf Grund einer von den Eingepfarrten ausgesprochenen Verwillkürung statt und hatte den Zweck, der Gemeinde den Kirchenbesuch zu erleichtern. Man

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wird daher wohl viel frommen Eifer bei dieser annehmen und sofortige Ausführung des Baues zu Moisall vermuthen dürfen. Derselbe hat daher (denn offenbar, haben wir den Bau aus jener Zeit noch vor uns) nicht unbedeutendes Interesse für die Archäologie, welches nur durch den Umstand gemindert wird, daß das Werk überaus einfach ist und also für die Entwickelung der Kunst in jener Zeit nur ein mäßig werthvolles Zeugniß abgiebt.

Die moisaller Kirche bildet ein großes längliches Rechteck ohne Chor. Der Sockel, die Ecken und die Thürschmiegen sind von behauenem, die Wände von geschlagenem Granit, und die Fenstereinfassungen sammt den beiden Giebeln von Ziegeln. Der innere Raum sollte von zwei großen quadratischen Gewölben überspannt werden, die aber anscheinend nie ausgeführt sind; es sind nur die rechtwinklig profilirten Rippen an den Schildbogen davon vorhanden. Vier Viertel= und zwei Halbsäulen, die, ohne Fuß, mit einer umgekehrten attischen Basis als Kapitäl oder Deckplatte versehen sind, sollten die Gewölbe stützen. Unter jedem Gewölberaum ist auf beiden Seiten ein Fenster mit rechtwinkliger Schmiege so hoch angebracht, daß die Bank höher liegt, als die Platten der niedrigen Wandsäulen. Die Fenster auf den beiden Seiten sind einpfostig gewesen, das in der Ostwand ist aber zweipfostig.

Das Aeußere der Kirche ist ebenfalls sehr einfach und schlicht. Der Sockel ist abgeschrägt und ein Dachgesims fehlt, wenigstens jetzt, aber wahrscheinlich auch von vorne herein. Die ziemlich große Thurmpforte sowohl, wie die Priesterpforte an der Südseite haben durch rechtwinklige Abstufungen gegliederte Schmiegen. Die Schmiegen der Fenster sind glatt und wenig schräge eingehend. Das Profil des im Altarfenster erhaltenen Pfostenwerks ist abgestumpft keilförmig. Die beiden Giebel der Kirche, durch Veränderungen, die vor 60 Jahren stattgefunden haben mögen, stark mitgenommen, waren einfach mit Blenden geziert; freilich ist es aber möglich, daß sie nicht zu dem primitiven Bau gehören. Die Sacristei, welche jetzt als Rudloff'sches Erbbegräbniß dient, ist aber gleichzeitig mit der Kirche erbaut. Vor den Westgiebel ist in späterer Zeit ein unbedeutender und roher Thurm vorgelegt und vor der südlichen Pforte im Ausgange des Mittelalters ein sogenanntes Leichhaus angebaut.

Die Kirche macht augenblicklich einen sehr schlechten Effect. Auf die Sargmauern stützt sich ein Tonnengewölbe von Brettern, einer übermäßig großen, häßlichen Orgel zu Liebe erbaut, das Dach ist ein Mansardendach, die Fenster haben keine Pfo=

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sten, Estrich und Mobiliar sind schlecht u. s. w. Die Kanzel ist leidlich und 1615 von Jürgen Wackerbart, Ursel Veregge, Hardenack Wackerbart und Anna von Bülow erbaut. Die Wappen der letzteren beiden sind auch eingravirt einem Kelche von 1597, der noch durchweg gothische Motive zeigt. Eine Fünte von Granit steht im Hofgarten. Die größere Glocke hat die Inschrift:

Inschrift

und weiter keine Verzierung, als das Gießerzeichen auf einem Schilde: ein Kreuz mit zwei Streben, also wie zu Woserin, 1499 (Jahrb. XXII., S. 326). Die andere Glocke ist von Meister Jochim Grawert von Wismar 1625 zur Zeit des Pastors Joachim Muffel gegossen.

D. C. W.