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Reibsteine,
oder
Roll= und Klopfsteine.

Es werden sehr häufig runde oder fast rund geriebene Steine aus hartem Gestein, z. B. altem Sandstein, feinkörnigem Granit, Quarz u. dgl. gefunden, welche gewöhnlich 3 bis 5 Zoll im Durchmesser haben und der Steinperiode anzugehören scheinen. In neuern Zeiten sind sie auch in Meklenburg sehr häufig beobachtet und gefunden, so daß die schweriner Sammlungen bereits eine große Anzahl besitzen. In dem Jahrb. XXIII., S. 276 flgd., habe ich mich dafür erklärt, daß diese Steine nicht zum Behauen der steinernen Werkzeuge, also nicht als "Klopfsteine," sondern zu häuslichen Zwecken, z. B. zum Zerreiben des Brotkorns und harter Baumfrüchte, also als "Reibsteine", gedient haben, - wenn ich auch daneben die Ausicht hingestellt habe, daß sie auch vielleicht als Rollsteine zum Fortbewegen der großen Steinmassen gebraucht sein könnten. In neuern Zeiten sind diese Steine aber auch in unterirdischen Wohnungs= oder Kellerräumen gefunden worden (vgl. Jahrb. XXVI., S 128), und dies bestärkt in mir meine Hauptansicht, daß sie nur zu Reibsteinen gedient haben werden. Diese Ansicht wird durch eine sehr merkwürdige Entdeckung lebhaft unterstützt. Bei dem Dorfe Hilversum in Nordholland wurden seit dem Jahre 1852 viele aus Steinen aufgeführte, den Steingräbern ähnliche, höhlenartige Wohnplätze über der Erde aus der Steinzeit entdeckt und aufgedeckt, welche, wie die Pfahlbauten in der Schweiz, eine lehrreiche Einsicht in die Zustände der Steinzeit gewähren. (Vgl. Hilversumsche Qudheden, door Dr. Janssen, Conservator te Leyden, Arnhem, 1856.) In diesen Wohnungen oder Heerden fanden sich nun neben vielen Holzkohlen und Thierknochen sehr zahlreiche Geräthe aller Art aus Stein: Schleifsteine, Keile, Meißel, Messer, Lanzenspitzen, Pfeilspitzen, Feuersteinsplitter, und neben diesen auch oft viele von den beschriebenen Reibsteinen; vgl. Janssen a. a. O., z.B. S. 8, 10, 11, 16 u. s. w.

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Diese Reibsteine ("ballen") waren rund, von Quarz, Quarzit, Granit und ähnlichen harten Gesteinen, von 3 1/2 bis 5, auch 6 und 7 Zoll Durchmesser. In einer Wohnung z. B. fanden sich 9 Reibsteine in einen Kreis gelegt und innerhalb des Kreises 50 steinerne Geräthschaften in Asche, Kohlen und Knochen; in einer andern Wohnung fanden sich 12 Reibsteine und umher steinerne Keile; an einer andern Stelle lagen 7 Reibsteine neben einander. Aus diesem Vorkommen an unzweifelhaften Wohnplätzen in Verbindung mit andern steinernen Geräthen der Steinperiode scheint sicher hervorzugehen, daß diese Steinkugeln zu häuslichen Geräthen, namentlich zum Zerreiben von Früchten, also allein als Reibsteine, gedient haben.

G. C. F. Lisch.