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III.

Ueber

ein Todtenbuch des Dominikanerklosters

zu Rostock

von

G. C. F. Lisch.


D ie Universitäts=Bibliothek zu Rostock besitzt ein altes Buch in Folio "Tractatus de quatuor virtutibus cardinalibus, per fratrem Heinricum Ariminensem ad Venetos editus" gedruckt zu Straßburg, ohne Jahr. Das Buch gehörte früher nach dem Einbande dem Karthäuserkloster Marienehe bei Rostock und kam von dort mit den übrigen Büchern dieses Klosters an die Bibliothek der Marienkirche zu Rostock und in den neuesten Zeiten von hier an die Universitäts=Bibliothek daselbst. Es ist noch in den ursprünglichen, hübsch gepreßten Lederband aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gebunden, mit messingenen Clausuren und eisernem Ringe zur Anlegung an eine Kette. Vorne und hinten ist ein beschriebenes Pergament blatt in den Deckel geklebt. Das hintere Blatt ist ein Bruchstück von einer theologischen Handschrift. Angebunden ist ein handschriftliches canonisches Werk, welches im 15. Jahrhnndert auf Papier geschrieben ist.

Das vordere Blatt ist ein vollständig erhaltenes Blatt aus dem Todtenbuche (Nekrologium) eines Klosters. Jede Seite ist mit 49 Linien liniirt , so daß immer 7 auf einen Wochentag des Kalenders kommen, von denen die ersten be=

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schrieben, die übrigen zu Nachtragungen offen geblieben sind. Auf dem linken Rande steht bei den einzelnen Tagen zuerst die "Stunde" in arabischen Ziffern, dann die "güldene Zahl'' in römischen Ziffern; am Ende der zweiten Seite ist unter diese beiden Columnen queer geschrieben : "hore" und "aureus numerus". Dann folgen von zwei senkrechten Linien eingefaßt die "Sonntagsbuchstaben", von denen das a mit rother Farbe geschrieben ist. Den Anfang einer jeden Abtheilung von 7 Zeilen macht innerhalb der Zeilen der Monatstag in großen Buchstaben mit rother Farbe geschrieben. Einige Male ist auch der Heiligenname beigeschrieben, entweder mit schwarzer oder mit rother Farbe. An zwei Stellen sind die gleich als "Memorien" eingetragenen Tage durch rothe Linien über den Buchstaben, durch ein vorgesetztes rothes .Zeichen und durch ein rothes nota auf dem Rande rechts kenntlich gemacht. An drei andern Stellen ist die "Memorie" durch das schwarz übergeschriebene Wort memoria bezeichnet. Diese beigeschriebenen Worte: no a und memoria sind in dem Abdrucke durch Einklammerungen bezeichnet.

Die beiden Seiten umfassen die Zeit vom 7. Julii bis 20. Julii , also 2 Wochen. Die eingezeichneten Heiligentage stimmen mit den sonstigen Angaben meklenburgischer Urkunden überein: Sieben=Brüder=Tag fällt auf den 10. Julii, Margarethe ist auf den 13. Julii mit rother Farbe eingetragen, eine Angabe, welche mit andern Angaben meklenburgischer Urkunden übereinstimmt; der sehr schwankende Tag des H. Prokop ist am 11 . Julii verzeichnet.

Die Handschrift ist sehr verschieden; mit Ausnahme der ersten Handschrift scheinen fast alle spätern Eintragungen von verschiedenen Händen geschrieben zu sein. Es läßt sich aber die erste Hand ziemlich genan erkennen, und diese leitet auch auf die Zeit der Anlage dieses Todtenbuches. Bei mehreren Tagen sind nämlich die ersten Eintragungen, welche hier mit Egyptienne =Schrift gedruckt sind, alle von einer und derselben, schönen, festen Hand, einer Handschriftenhand , geschrieben, welche wohl spätestens der ersten Hälfte des 14 Jahrhunderts angehört. Daraus ergiebt sich, daß dieses Todtenbuch nicht die erste Anlage ist, sondern daß es aus andern, ältern Nachrichten in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zusammengestellt und späterhin fortgeführt ward. Darauf folgen in zweiter Ordnung mehrere Eintragungen von verschiedenen Händen (hier mit gewöhnlicher Antiqua - Schrift gedruckt), welche der ersten Hand ziemlich ähnlich, aber mehr geschäftsmäßig geschrieben sind und der zweiten Hälfte und dem

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Ende des 14. Jahrhunderts angehören. Dies wird glücklicher Weise dadurch bestätigt, daß auf der ersten Seite oben auf dem Rande neben der ersten Eintragung aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Jahreszahl: " Anno domini 1376", in arabischen Ziffern , beigeschrieben ist. Die Handschriften in dritter Ordnung, hier mit Petit-Schrift gesetzt, aus dem 15. Jahrhundert, sind sehr verschieden und oft schwer zu unterscheiden und zu bestimmen. Zwei Male kommt eine Jahreszahl vor: auf der ersten Seite die Jahreszahl 1442, auf der zweiten Seite die Jahreszahl 1482. Die letztere Jahreszahl ist sehr schwierig; es steht da offenbar und klar MCCCC8II; da die Schrift bestimmt viel jünger ist, als die Zeit um 1410, so läßt sich diese Jahreszahl nur in Folge einer Vermischung von römischen und arabischen Ziffern für 1482 erklären.

Die Hauptaufgabe, welche zu lösen ist, ist die Beantwortung der Frage, wem dieses Nekrologium gehörte. Da oft "Brüder" genannt werden, so gehörte das Nekrologium ohne Zweifel einem Kloster. Viele aufgeführte Namen gehören rostocker Geschlechtern, z. B. Katzow ("Kasow"), Baumgarten ("de Pomerio"), Westphal, Komann (statt Kopmann), Subus, Lyse, oder Personen aus der Gegend von Rostock an, z. B. Hermann von Bentwisch Pfarrer; auch viele Klosterbrüder führen Namen von Dörfern des nordöstlichen Meklenburgs, z. B. Radolph von Karin, Johannes Methling , Hermann Pennewit, Johann Sarnekow , Thomas Zahrenstorf. Vorzüglich bemerkenswerth ist aber, daß eine ganze Generation der rostocker Patricierfamilie Katzow ("Kasow") eingetragen ist. Daher wird das Nekrologium einem rostocker Kloster, und zwar dem in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gestifteten Dominikanerkloster zu Rostock angehört haben. Dies geht aus den Würdenträgern des Klosters hervor, welche eingetragen sind. Es wird als im Jahre 1482 als gestorben aufgeführt:

"Bruder Engelbert von Münster Prior"

und als im 15. Jahrhundert gestorben:

"Bruder Thiderich von Barth Subprior",

ferner als im Jahre 1422 gestorben:

"Bruder Johann von Münster Prediger."

Da nun die Klöster der Dominikanermönche, auch Prediger=Brüder genannt, von Prioren regiert wurden, so gehörte dieses Nekrologium sicher dem Dominikanerkloster zu Rostock. Leider sind zu wenig Nachrichten von diesem Kloster bekannt, als daß sich bis jetzt aus Urkunden die namentlich aufgeführten Personen, besonders der Prior Engelbert, aus andern

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Quellen nachweisen ließen. Man könnte auch meinen , das Nekrologium habe dem Karthäuserkloster Marienehe bei Rostock angehört, da dieses auch von Prioren regiert ward; aber dieses ward erst im Jahre 1396 gestiftet; auch würden wohl nicht so viele Rostocker dort begraben worden sein; das Nekrologium würde auch sicher nicht so früh , in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zum Einbinden zerschnitten worden sein, da das Kloster Marienehe unter einem sehr kräftigen Regimente bis in das Jahr 1552 bestand.

Es würde sich über dieses Nekrologium viel mehr Licht verbreiten lassen, wenn mehr Special=Geschichte von der Stadt Rostock bekannt wäre. Jedoch wird sich Einiges zur Erläuterung beibringen lassen. Aufgeführt wird z. B. auf der ersten Seite: "Ludgart Frau des Bernhard Kopmann" (wofür durch einen Fehler Komann geschrieben steht). Nach einer Mittheilung des Herrn Syndicus Dr. Mann zu Rostock schloß die Familie Kopmann im Jahre 1336 einen Vergleich über den Nachlaß des Arnold Kopmann, dessen Bruder der Rathmann Bernhard war, welcher im Jahre 1336 noch lebte. Nach der Mittheilung des Herrn Canzellisten Rogge zu Rostock bildet der Leichenstein des Bernhard Kopmann jetzt die Deckplatte des Altars der Nicolai=Kirche zu Rostock; nach dieser Inschrift in Majuskelschrift starb Bernhard Kopmannn im Jahre 13. 2; leider sind die Zehner nicht zu lesen; wahrscheinlich ist das Todesjahr aber 1342 oder spätestens 1352. Im Jahre 1383 kommt noch einmal ein Bernhard Kopmann als Kämmerier (camerarius) vor; dieser ist aber für die Schrift der Eintragung zu jung. Im 15. Jahrhundert ist aber in Rostock der Name dieses Geschlechts völlig verschwunden, welches noch jetzt in Dänemark als adelige Familie mit gleichem Wappen zu existiren scheint. Die Eintragung ist mit gleichzeitiger, jüngerer Schrift aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschehen. Hieraus geht zugleich die Bestätigung der Annahme hervor, daß die Handschrift der ersten Eintragungen älter sei, als 1350, und aus der ersten Hälfte oder dem Anfange des 14. Jahrhunderts stamme.

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10. v.            f.          Nonas. Anniuersarium omnium sanctorum apud nos.
Obiit domina Gheze Kasowe hic sepulta.
                       ¦Anno dni. 1376.
Item Johannes Casowe, Hinricus Kasowe, dominus Engelbertus Kasowe (rel.?), Hennekynus Kasowe, dominus Wylkynus Kasowe sacerdos,Wyllerus Kasowe, dominus Nicolaus Kasowe canonicus et Nicolaus Kasowe, qui omnes habent hic perpetuam missam.
1[2]. xvııı. g. vııı. Idus.    Obiit frater Johannes musicus sacerdos.
Obiit Johannes Premslave hic pultos.
14. vıı.      a.  vıı.  Idus. Obiit Gertrudis de Paulstorpe hic sepulta.
§ Memoria Alheydis Brandenborghes.       ¦no a
In quam fratres habebunt pietatem.
b.  vı.  Idus. Septem fratrum. Obiit Hadewigis et Hadwigis, Christina, Jacobus.
                              ¦memoria.
Item frater Bartholomeus dyaconus
Item frater Johannes de Monasterio iubilarius sacerdos et predicator sub annis domini 1422°
§ Memoria Johannis Vinken et.            ¦no a.
Mechtildis vxoris sue. In qua fratres presentes habebunt distribucionem duarum marcarum.
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3. xv.      c.  v.      Idus, Obiit Wilhelmus de Pomerio nobiscum sepultus.
Sancti Procopii confessoris.
Obiit Hinricus Westfal sacerdos.
23.     ıııı.    v. ıııı. Idus. Obiit Allexander Heseler hic sepultus.
Obiit Conradus Gruwel , qui habet hic vnam missam perpetuam.
e. ııı.   Idus. Margarete virginis et martiris. Obiit domina Ludghardis vxor Bernardi Koman apud nos sepulta.
Item Nicolaus de Krempin hic sepultus.
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12.    xıı.    f.    ıı. Idus. Obiit frater Humbertus magister ordinis.
Item frater Radolphus de Korin sa cerdos.
Item frater Hinricus Haghemester nouicius.
g.         Idus. Tobe Grunenhagenscenbroder hic sepultus.
Obiit frater Thidericus de Bart subprior. Anno domini MCCCC8II in estate obierunt infraseripti p. et ff. : frater Henningus Molre con uersus, frater Cristianus Wilde sacerdos, frater Johannes M ee tlike sacerdos, frater Otto Heren, Augustinus Adriani , Thomas de Holten de Zutphania, Hermannus Penneuit , Jacobus conuersus, Nicolaus Gruser , Rodolphus conuersus, Johannes Scernekow, frater Enghelbertus de Monasterio prior , frater Thomas Zarenstorpe dyaconus et frater Benedictus tercianus etc.
Eodem anno in hyeme [frate]r Thomas conuersus, frater Mauricius sacerdos.
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9.     ı.        a. xvıı. kl.Augusti. Obiit dominus Wernerus Kabolt miles hic sepultus.
Obiit Johannes scolaris filius Rotgheri
magistri hic sepultus.
21.       ıx.      b. xvı. kl. Obiit dominus Hermannus de Bentwiz plebanus hic sepultus.
Item frater Johannes Willeri sacerdos
Obiit Margareta Wybrandes hic sepulta.
c. xv.    kl. Obiit Heinricus filius Salmonis.
¦memoria.
Obiit Mette Louenborghes hic sepulta.
9.   xvıı.  d. xıııı.  kl. Obiit dominus Rotcherus Niger apud nos sepultus.
Item Euerardus Subuz hic sepultus.
Item dominus Hinricus ortulanus sacerdos hic sepultus.
e.  xııı.  kl.    Obiit Johannes Lyse benefactor fratrum.              ¦memoria.
hore. aureus numerus. Item Gese vxor Hinrici . . . . . . . . . . . . .
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