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Nachtrag.


Das Schloß Kobelbrück,

von

G. C. F. Lisch.

Oben S. 76 und 96 ist die urkundliche Entdeckung eines werleschen Schlosses Kobelbrück mitgetheilt, welches im Jahre 1292 erbauet ward. Es ist nun auch eine Nachricht über die im Jahre 1315 vorgenommene Zerstörung dieses Schlosses gefunden. In dem im Staatsarchive zu Schwerin aufbewahrten Original=Vertrage von Bruderstorf vom 10. Junii (dingesdages vor sunte Vites dage) 1315 zwischen den Markgrafen von Brandenburg und dem Könige von Dänemark heißt es:

"Die hus twe, die vor dem Sunde nies ge-buwet sin, vnde dat livs, dat die von dem Sunde vp dat lant t v Ruien gebuwet hebben, vnde Hitzacker vnde Weningen, vnde dat hus, dat tů der Eldenenbrůgge nv gebuwet is, vnde Kobelenbruke die scal man beginnen tů brekende n v in vridage vnde scolen binnen achte dagen dar na gebroken wesen."

Diese Urkunde war bisher nur nach einer dänischen Uebersetzung des Inhalts in Huitfeld Danmarkis Rigis Kronike I, p. 371, wahrscheinlich nach einer Original=Ausfertigung im dänischen Archive, bekannt, welche voll der größten Entstellungen ist und auch die Urkunde vom Jahre 1314 datirt. In dieser Uebersetzung werden die Burgen "Hirdisacker, Veninge und Koblenebro genannt, das Schloß an der Eldenbrücke aber: "det hus hos den gamle Bronyes bygd"; dies soll nun heißen: "det hus hos den gamle bro nyes bygd" d. i. "das Haus an der alten Brucke neu gebauet". Huitfeld hat also aus der "eldenenbrůgge" (Eldenbrücke) eine alte Brücke ("gamle bro") gemacht, also irrthümlich "olden brugge" statt "eldenenbrugge" gelesen und dann aus den zwei Worten "bro nyes" einen Eigennamen "Bronyes" gemacht. Diese Uebersetzung verwirrt aber die Einsicht in die geographische Aufeinanderfolge dieser Schlösser.

Die in dem bruderstorfer Frieden genannten Festungen scheinen, mit Ausnahme der zuerst genannten Festungen bei Stralsund, in geographischer Aufeinanderfolge von Westen

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nach Osten gelegen zu haben, nämlich Hitzacker, Wehningen (bei Dömitz), Eldenbrücke (Eldenburg bei Waren) und Kobelbruck. Wenn sich dies so verhält, so wird Kobelbruck im östlichen Theile des Landes Werle, vielleicht in der Gegend von Penzlin, gelegen haben.

Die meisten dieser Festungen wurden in Folge des bruderstorfer Vertrages im Jahre 1315 geschleift. Nur Hitzacker war nach den Verhandlungen des Friedens nicht gebrochen.

Der Name des Schlosses Kobelbruck scheint richtiger Kobelbrôk oder Kavelbrôk von Brook (= Moor) zu lauten; im Jahre 1292 wird es Cobelbruck und im Jahre 1315 Kobelenbruke genannt; das Wort "bruk" wird hier: Brook, oder Moor bedeuten, und nicht Brücke, da in der Originalurkunde vom Jahre 1315 das Wort Brücke: "brugge" geschrieben wird, dicht neben "bruke"; auch heißt nach vielen andern Urkunden eine Brucke plattdeutsch nie "bruke", sondern immer "brugge".

Der Name Kavelbrôk, wie er heute plattdeutsch lauten würde, findet sich noch heute im Lande häufig im Munde der Landbewohner. Es wird aber nie ein bestimmter Wohnort damit bezeichnet, sondern gewöhnlich die Strecke, wo grade ein bestimmtes Revier (Kavel) Holz im Bruche (Weichholz) abgeräumt wird.

Wenn sich in der Gegend von Penzlin die Lage des Schlosses Kavelbrok vermuthen läßt, so dürfte das Schloß bei Lapitz auf der "wendischen Stadt bei Lapitz", welche in Jahrb. XXV, S. 279 flgd. beschrieben ist, gelegen haben und hier auf einer alten wendischen Anlage aufgeführt sein. Auf diesem alten "Stadtgebiete" stehen noch im weiten Wiesengrunde die Reste einer hohen Burg, welche nach dem Ziegelschutt und christlich=mittelalterlichen Alterthümern noch in alter christlicher Zeit befestigt war. Nahe dabei liegen noch die Ueberreste weiter Befestigungen, welche nach der Lage offenbar mittelalterlich sind, wenn sie sich auch nicht genau bestimmen lassen. An der einen Seite liegt diese Befestigung noch heute an einem "Bruche".

Das "hus to der K v über o ghelen, welches am 19. April 1306 dem Fürsten Heinrich von Meklenburg zur "Willkür" gestellt ward (vgl. Höfer Auswahl deutscher Urk., S. 353), mag vielleicht Kabelbrok sein.

Die Stelle des Schlosses Wehningen ist in neuester Zeit bei Broda zwischen Dömitz und Wehningen entdeckt.

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