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Der Brand des Schlosses Frederiksborg.

In dem Brande des großartigen und schönen Schlosses Frederiksborg am 17. December 1859 ist eine ungewöhnlich große Menge der vortrefflichsten Kunstschätze untergegangen. In dem Schlosse waren auch viele schöne Bilder meklenburgischer Persönlichkeiten. So befanden sich dort auch die lebensgroßen Bilder in ganzer Figur des Herzogs Ulrich von Meklenburg und seiner guten, klugen und schönen Tochter Sophie, Gemahlin des Königs Friederich II. und Mutter des Königs Christian IV., ferner die kleinen Bilder in ganzer Figur: des Herzogs Magnus von Meklenburg und seiner Gemahlin Sophie, des Herzogs Ulrich von Meklenburg und seiner Gemahlin Elisabeth, des Königs Friederich II. von Dänemark und seiner Gemahlin Sophie, des Herzogs Johann Albrecht II. von Meklenburg und seiner Gemahlin Eleonore Marie, des Herzogs August Johann von Sachsen und seiner Gemahlin Anna Marie von Meklenburg. Im Corridor des dritten Stocks hingen die lebensgroßen Brustbilder auf Einer Tafel von "Dr. Simon Pauli Prof. Anat." und "Elisabeth D. Jac. Fabricii Rstoch. Datter", nach den gleichzeitigen Beischriften. Im Saale über der Auffahrt war ein großes Gemälde darstellend die Belagerung von Wismar.

Diese Bilder habe ich selbst im Jahre 1845 zu Frederiksborg katalogisirt.

Das große, schöne und geschätzte Bild des Herzogs Ulrich war dem vortrefflichen Bilde des Herzog, welches in der Kirche zu Doberan hängt, völlig gleich. Das doberaner Bild ist von dem niederländischen Maler Cornelius Krommony, Hofmaler des Herzogs Ulrich, im Jahre 1587 gemalt, und ohne Zweifel war das frederiksborger Bild von demselben Künstler gemalt und von dem Herzoge seiner Tochter geschenkt. Dieses Bild ist nach mir gewordenen Mittheilungen verbrannt. Das doberaner Bild und eine getreue Copie von demselben in der Ahnengallerie des Schlosses zu Schwerin haben jetzt also einen noch hohem Werth.

Das große und schöne Bild der Königin Sophie als Wittwe war von einem vorzüglichen holländischen Meister gemalt. Auch dieses Bild ist verbrannt. In der Kirche zu Doberan hängt ein gleiches Bild, welches vielleicht von demselben Meister gemalt oder nach demselben copirt und sicher von der Königin Sophie nach Doberan geschenkt ist. Dieses

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Bild hat also auch durch den unglücklichen Brand von Frederiksborg einen höhern Werth erhalten.

Die kleinen fürstlichen Bilder, welche sicher von der Herzogin Sophie, zum Theil zum Zweck einer Ahnentafel in Bildern, gesammelt sind, sind nach sichern Mittheilungen alle verbrannt. Von diesen Bildern habe ich von dem Bilde des Herzogs Magnus II. († 1503) im Jahre 1852 eine sorgfältige Copie für das schweriner Schloß nehmen und darnach ein lebensgroßes Gemälde für die Ahnengallerie daselbst ausführen lassen. Die Copie wird gegenwärtig im großherzoglichen Antiquarium zu Schwerin aufbewahrt. Das Originabild dieses Herzogs Magnus II. in Frederiksborg ist, wie ich aus sicherer Quelle erfahren habe, verbrannt, und daher sind die Copien in Schwerin jetzt die einzigen Bilder des Herzogs. Ueberhaupt sind die meisten Fürstenbilder verbrannt; dagegen sind viele Bilder berühmter Männer, welche in den Corridoren hingen, gerettet.

Durch den Brand von Frederiksborg hat nun ein anderes großes Denkmal in Dänemark eine große Wichtigkeit für Deutschland erhalten. In der Stadtkirche zu Nykjöbing auf Falster findet sich eine auf Holz gemalte, über 16 Ellen lange und über 6 Ellen hohe Ahnentafel der Königin Sophie, welche die Königin, die am 4. October 1631 auf dem Schlosse zu Nykjöbing starb, im Jahre 1627 hat ausführen lassen. Auf dieser Tafel sind die Ahnen der Königin 5 Generationen aufwärts, bis zu 32 Ahnen in der obersten Generation, in Brustbildern mit Wappen und Namen dargestellt. Das Bild der Königin ist ein Kniestück in Lebensgröße; auch die Eltern der Königin sind in Lebensgröße gemalt; höher hinauf werden die Bilder immer kleiner. Ohne Zweifel hat die Königin zu dieser Ahnentafel auch die kleinen Bilder benutzt, welche im Schlosse zu Frederiksborg hingen. Die alabasternen Ahnentafeln des Herzogs Ulrich in der Domkirche zu Güstrow geben hiezu Anhaltspunkte, wenn sie auch lange nicht den Werth der Bilder haben.

Ob meklenburgische Privat=Portraits in Frederiksborg gerettet sind, weiß ich noch nicht. Es sind im Ganzen ungefähr 300 Gemälde gerettet, und unter diesen namentlich "viele Portraits berühmter Privatpersonen", wie ich aus guter Quelle erfahren habe.

G. C. F. Lisch.