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Die

Bilder der Königin Margaretha Spraengest
von Dänemark.


1. Die hölzerne Bildsäule in der Kirche zu Doberan.

Berühmt ist die dänische Königin Margaretha Sambiria, welche auch Margaretha Spraenghest (Sprengpferd, wegen ihres kühnen Reitens,) und "Schwarze Grete" genannt ward. Sie war die Tochter des Herzogs Sambor von Pommern und dem Könige Christoph I. von Dänemark († 1259) vermählt, mit welchem sie 1252 gekrönt ward. Nach ihres Gemahls Tode führte sie mit kräftiger Hand während ihres Sohnes Erich Glipping Minderjährigkeit die Regierung und starb am 1. December 1282 in Rostock und ward in der Klosterkirche zu Doberan begraben (vgl. Königsfeldt genealogisk=historiske Tabeller, Kopenhagen 1856, S. 29), wo noch ihre gewiß sehr alte, roh gearbeitete, fast lebensgroße Bildsäule aus Holz (wahrscheinlich von dem ursprünglichen Grabdenkmale) gezeigt wird.

2. Das Siegelbild vom Jahre 1270.

Nach vielen Kämpfen mit der Geistlichkeit, in welchen auch viele Klöster hart gelitten hatten, machte sie eine Wallfahrt nach Rom und kehrte mit Absolution und einem Stücke von dem Heiligen Kreuze zurück, welches ihr der Papst zum Geschenk gemacht hatte, und wollte mit diesem Schatze und der Absicht der Wiederherstellung der Klöster von Rostock nach Dänemark hinüberschiffen. Sie ward aber drei Male durch die gefährlichsten Stürme immer wieder an die meklenburgische Küste zurückgeworfen, da das Interdict über Dänemark ausgesprochen war, und konnte das dänische Land nicht erreichen. Da stiftete sie am 22. September 1270 in Rostock das Jungfrauenkloster zum Heiligen Kreuze, welchem sie die Reliquie zur Aufbewahrung übergab, und darnach gelangte sie auf ruhigen Wellen nach Dänemark.

Die Stiftungsurkunde dieses Klosters ist nun mit einem höchst merkwürdigen Siegel besiegelt. Das gewöhnliche große Siegel der Königin, welches in Thorkelin Diplomatarium Arna Magnaeanum I, Tab. IV, Nr. 4, abgebildet ist, ist den Siegeln der übrigen Königinnen ähnlich. Die zu Rostock am

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22. September 1270 ausgestellte Urkunde (in Schröder's Papistischem Meklenburg I, S. 722, und sonst oft gedruckt) ist aber mit dem hier nach dem Originale abgebildeten Siegel

Siegel

besiegelt, welches von allen andern Siegeln in jeder Hinsicht abweicht. Das Siegel ist eine dicke, viereckige Platte aus rothem Wachs, auf welcher das sehr hoch modellirte Brustbild der Königin, ohne Wappen und Umschrift und ohne irgend eine sphragistische Andeutung zu sehen ist. Eben so merkwürdig und selten ist es, daß sie, welche offenbar kein Siegel zur Hand hatte, dieses Siegel in der Urkunde selbst beschreibt, indem sie sagt, daß sie "diese Stiftung durch ihr "Siegel bekräftigt habe, welches das Bild ihres in seiner Majestät thronenden Hauptes enthalte", um auszusprechen, daß sie ihr Siegel nicht bei sich gehabt habe:

"Fundationem nostri sigilli munimine continentis formam capitis regine in majestate sua residentis roboramus".

Ohne Zweifel ist diese hier zum Besiegeln benutzte Platte aber die Form eines kleinen Reliefportraits der Königin, welches sie sich wahrscheinlich zu Rom hatte machen lassen. Wir besitzen in dieser Seltenheit also nicht nur ein Bild der Königin, welches wohl Anspruch auf Aehnlichkeit gemacht haben mag, sondern auch ein in seiner Art seltenes Kunstwerk aus dem 13. Jahrhundert.

Uebrigens hat schon Thorkelin a. a. O. I, Tab. IV, Nr. 5, eine ziemlich getreue Abbildung dieses Siegels gegeben.

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3. Das Oelgemälde im Kloster zum Heiligen Kreuz.

Das Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock besitzt ein auf Holz gemaltes Oelgemälde, welches das Bild der Königin in ganzer Figur in Lebensgröße zeigt, so dargestellt, daß sie in der rechten Hand das Modell der Klosterkirche, in der linken Hand ein Scepter hält. Dieses Bild ist nicht alt; zu den Füßen der Figur steht:

EMANVEL BLOCK
FECIT ET DEDIT.
Ao. 1673.

Dieser Emanuel Block war vielleicht ein Sohn des Malers Daniel Block in Schwerin, welcher Hofmaler des Herzogs Adolph Friedrich war. Emanuel Block lebte noch im Jahre 1688 in einem Alter von 80 Jahren in Dürftigkeit in Rostock und erhielt fürstliche Unterstützung. Das Bild ist also kein Original, auch kein altes Bild, scheint aber doch eine Copie von einem alten Bilde zu sein, wenn auch nicht von dem Originale, da so weit keine Bilder dieser Art zurückreichen. Unter der Figur steht eine Inschrift, welche also beginnt:

Bidded gnade alletid vor de leve koniginnen u. s. w.

Sprache und Schreibung dieser Inschrift deuten auf ein Vorbild, welches wenigstens bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückreicht; im Jahre 1673 wurde die alte plattdeutsche Sprache nicht mehr zu Inschriften gebraucht. Auch ist die Inschrift bei der Malung des Bildes nicht mehr mit rechtem Verständniß copirt, da sie mit den Worten: Bidded gnade, statt: gade, beginnt. In dem zweiten Viertheil des 19. Jahrhunderts ist das Bild gereinigt, neu gefirnißt, vielleicht auch restaurirt.

G. C. F. Lisch.