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b) Kirchliche Bauwerke.


Die Glasmalereien
in
der Kirche zu Dargun.

von

G. C. F. Lisch.

Im Jahre 1464 ward, unter Beförderung des Herzogs Heinrich und seiner Söhne Albrecht, Johann, Magnus und Balthasar, der Ausbau der Kirche und des Klosters zu Dargun angefangen. Da das Schiff der Kirche ein in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vollendeter, alter Bau ist, so kann unter dem in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ausgeführten Bau nur der Ausbau des aus dem 14. Jahrhundert stammenden Chores mit dem Kreuzschiffe verstanden werden, und hiefür sprechen auch alle noch vorhandenen Denkmäler der Kirche. Der Ausbau des Chores erstreckte sich über die Gewölbe, die Fenster, die Deckung des nördlichen Kreuzschiffes ("ghevel tho klosterwardt"), den Thurm (Dachreiter), das Weihbecken ("handvath") der Kirche und das Schlafhaus und die Bibliothek ("liberye") des Klosters. Dieser Bau, und damit die schöne Klosterkirche, ward nach 15 Jahren im J. 1479 vollendet.

Zu diesem Bau leisteten viele adelige Geschlechter, namentlich aus dem benachbarten Lande Wenden, unter der Verwaltung des Ritters Ludolf Hahn auf Basedow, ansehnliche Hülfe ("hulpe und hantrekinge") und brachten eine große Summe Geldes zusammen, welche zu der Wölbung, der Dachdeckung und den Fenstern ("glasevinstern") der Kirche

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verwandt ward. Am Tage des H. Alexius (17. Julii) 1479 legte der Ritter Ludolf Hahn ("ein woldeder des gadeshuses") dem Abt und Convent des Klosters Rechnung ab, und zum andenken ward diese Rechenschaft auf ein Brett ("an disseme brede") gemalt, welches im südlichen Kreuzschiffe des Klosters aufgehängt ward, wo es noch an der westlichen Wand wohl erhalten zu sehen ist.

Diese in ihrer Art seltene Inschrift ist schon im Jahresberichte III, 1838, S. 177 flgd., mitgetheilt, jedoch an mehreren Stellen fehlerhaft und lückenhaft; namentlich ist dort eine große Stelle im Eingange, welche die Theilnahme der adeligen Geschlechter einleitet, ganz ausgelassen, so daß diese nach dem alten Abdruck nicht recht begründet erscheint, indem sie sich an die Beförderung durch die Herzoge ohne Ueberleitung anschließt; auch ist unter den Wohltätern "Henneke Bulow tho Zibbul XXX sundesche mr." ganz ausgelassen, mancher Lesefehler in den Namen nicht zu erwähnen. Deshalb und der Vollständigkeit wegen theile ich hier einen neuen Abdruck nach einer "srgfältigen und zwei Male verglichenen Abschrift" des Herrn Amtmanns von Pressentin zu Dargun mit und begleite die Inschrift mit folgender Beschreibung der Tafel von demselben. "Die Tafel ist von Eichenholz. Der im Grunde braun gestrichene und mit gelben Rosen und weißen Sternen verzierte Rahmen von 3 1/2 Zoll Breite umfaßt eine Füllung von 3 Fuß 6 Zoll Höhe und 6 Fuß 6 Zoll Breite. Diese Füllung ist durch sechs 1 1/2" breite, senkrechte, braune, mit gelben Nelken verzierte Striche in sieben Spalten getheilt, auf deren weißem Grunde sich die Inschrift befindet", deren große Anfangsbuchstaben und Schlußverzierungen in den einzelnen An= und Absätzen roth, deren kleine Buchstaben schwarz sind. "Die Buchstaben und die Ziffern sind gothische Minuskelschrift. Die Tafel hat, wie der Augenschein deutlich ergiebt, eine Renovation niemals erfahren und ist mit der Schrift sehr wohl erhalten."

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Denktafel

über

den Ausbau der Klosterkirche zu Dargun.

vom

Jahre 1479.

W y Johan . depzo w über w . abbet vnd gantzē Conuent to dargun / bekennen vor vns . vnse nak oe mlinge dat in den Jaren vnses lieren / M / CCCC / dar na in dem LXIIII / Jare / de was ein anbeginner der bu w über w ethe vnser kerkē. to dargun / vnse gnedige here / hertoghe hinrick . van meklēlburch / graue to swerin . forste to wenden / mit sinen leuen sons / vnsen gnedigen heren / hertoch Albrecht / hertoch Johan / hertoch magnus / hertoch baltzer / vmme erer selen salicheit willen / vnde oe rer olderen / mit mannigerleye g ue de / de se dar tho gedan hebben / vnde hir namals nocii wol donde werden / Des geliken hebben gedan de duchtigen manne / vnd ere almissen uas tlio hebben gegeuen / ock umme erer selē salicheyt willen / vnd ere olderen vnd alle ere slechte / so se hir na by namen gen oe met werden / ein Islick by sick / wo vele dat lie dar tho keret hefft In gades ere / Tho dem ersten hefft her

L udeke hane / wanhafftich tho basedow / veer


marck / vnd L sundesch / vnd XII gulden / de denne vordert hefft / geuordert dat vnse kercke rede worden is / vnd sodane gelt uorlonet hefft / [Vignette s. Originalseite]

A lso de guden menne / hir na ben oe met / dar tho gegeuen hebben / [Vignette s. Originalseite]

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D e duchtige man Ludeke moltzan / tho dem Grubenhagen / IIII mr mit Strich / vnd L sundesch / vnd XII gulden / vnd III gulden tho enem knope [Vignette s. Originalseite]

H enneke van der osten / tho karstorpe / XL mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

H inrik hane / tho kuchelmisse / IIII mr mit Strich / vnd L sundesche / vnd XII / gulden / [Vignette s. Originalseite]

O tte vnde clawes / veddern / geheten . de moltken / wanhaftich tho dem stritfelde / L / sundesche mark / [Vignette s. Originalseite]

R atke kerckdorp / tho nikur / L VI / mr mit Strich / sundesche [Vignette s. Originalseite]

V icke moltzan / einen gulden tho enem knope / [Vignette s. Originalseite]

C lawes en oldenborch tho gremmelin / IIII vnd LXX / sundesehe mark [Vignette s. Originalseite]

H er / Viuientz uan dem kalden / C / vnd XXX marck /

G herlich kallf / van malchī XX marck sundesche /


G unter Leuetzo w über w tho schorrentin . L . mr mit Strich . sund' /

M atthias grabow tho wusten / XV. sundesche mr mit Strich /

G unter Leuetzow tho merkow. L . sundesche marck [Vignette s. Originalseite]

H er . Jürgen grabow to gametow / XXX / sundesche mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

C lawes holste / wanhafftich tho wickenwerder / XXX sundesche marck / [Vignette s. Originalseite]

C lawes bardenvleth tho dem zarnde / XXX sundesche mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

R eimer plesse . tho zulo w über w XXX. sundesche marck / [Vignette s. Originalseite]

H ans vā retstorp / tho boltze / XXX / sundesche mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

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H enneken bulo w über w / tho zibbul / XXX. sundesche mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

H er / Nicola' breide / kerckhere . to malchin / XXX / mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

H er / Helmich vlotow / prawest tho dobertin / XXX / sundesche / mr / [Vignette s. Originalseite]

H er / Diderick sukow . prawest tho der Verchen / X / sundesche marek [Vignette s. Originalseite]

W edige buggenhagen / tho der neringe XV . sundesche marck / [Vignette s. Originalseite]


H enninck breide XV / mr . sundesche / [Vignette s. Originalseite]

A chim / vnde drewes / de Vlotowen / geheten / wanhafftig to dem sture / Jewehkes . XXII / sundesche mr mit Strich /

H inrick smeker tho dem wustenfelde / XV sundesche mr mit Strich /

B erndt van Lesten X mr mit Strich / sundesche [Vignette s. Originalseite]

J ohan van Lesten X . mr mit Strich alle wanhafftig to gottin /

V icke bere tho nuttzero w über w XV / sundesche mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

H ermen kerckdorp . tho webbekendorp . X . gulden / [Vignette s. Originalseite]

H inrich sch oe nefelt tho subbetzin / X . gulden /[Vignette s. Originalseite]

H ermen hageno w über w wanhafftig to parchim . X . gl /

A chim van Lesten / tho gottin / X / sundesche mr mit Strich / [Vignette s. Originalseite]

H yer . Peter warenstorp / prawest tho malcho w über w . X marc k über c .

H ermen hageno w über w tho parchim / X / gulden / [Vignette s. Originalseite]

H ans van retstorp / X / gulden / [Vignette s. Originalseite]

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E ggert stall X / Lubsche marck [Vignette s. Originalseite]

G unter van retstorp / ratman tho malchin / XX / lubsche marck [Vignette s. Originalseite]


J oachim van prenses . husfrou w über w e van wedendorp . X / lubesche marck [Vignette s. Originalseite]

T itke Loutzo w über w / tho Leuetzow . X . sundesche marck [Vignette s. Originalseite]

U lrick van Lesten / tho gottin / X / sundesche marck / [Vignette s. Originalseite]

H inrick hane / van arnsberghe . X lubsche mr mit Strich [Vignette s. Originalseite]

H ans van adrum / tho zirstorp / V. sundesche marck /

A chim vam hagen / tho bukow / X / sundesche mr mit Strich /

J ohan smeker / tho gustzo w über w / X. sundesche marck / [Vignette s. Originalseite]

I n den Jaren vnses heren / veertein hundert / dar na In dem Negen vnd S oe uentighesten Jare / In deme dage / alexius / des hilghen bichtegers / hefft de Strenghe ridder / unde wolduchtige man / her Ludeke hane / wanhafftich tho basedo w über w / ein woldeder des gadeshuses / Also heft he rekenschop gedan / dem Er w über w erdigen heren / heren Johan becker / abbet / vnd synem gantzem Conuent tho Dargun / van sodaner gifft de de guden manne an disseme brede ben oe met . vmme


salicheit willen erer seien hulpe / vnd hantrekinge gedan / des de szumme was sostein hundert marck / Acht vnd achtentich / mr mit Strich c welcker geldt merkliken kamen / vnde kerdt ys / In nutticheit des gadeshuses / N oe meliken / tho den glasevinstern / tho dem welffte . tho dem gheuele / tho kloster wardt / tho deckende / tho der Liberye /

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tho deme slaphuse / tho dem torne / midt handtuathe dat vorgan wasz.

B auen disse rekenscop . hefft vns her Ludeke Hane / In redem gelde vorantwerdet sostich Sundesche marck ock to kerende In behoff / des gadehusz / vor welcker hulpe vnde woldadt / desset Conuent vnd her n mit Querstrich godt / den hern vor ere sele vnd slechte flitigen bidden willen / [Vignette s. Originalseite]

Vignette

A l dit geldt / vorben oe met / Is gekamen tho der kercken tho deckende / tho den glasevinstern / vnd tho dem welffte / [Vignette s. Originalseite]

A lle desse Jennen / de hir vorbenomet sin / de ere allmissen hebben gegeuen / tho der buwethe tho hulpe . vnd ock de noch hir namals to geuende werden / de werden began alle weken midt vilgen vnd midt selemissen / mit vns tho dargun in der kercken / vnde werden delhafftich aller guden wercke / de mit vns sihen in allē tiden / vurder wordenen se sodane aflat . also dar de orden mede begifftiget is / van vnsen geistliken vederen / D / pawese / des doch . gantz vele is / vnd mit enem ringhen mach vordenen dat ewige rike / / dar vns godt alle tho helpe /

A M E N

Vignette
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In den Fenstern der Kirche zu Dargun saßen nun in den letzten Zeiten noch Reste von alten Glasmalereien, welche, außer den Bildern der Heiligen Katharine (nur zur obern Hälfte vorhandene und der Heiligen Barbara, aus Wappen bestanden, nämlich dem vollen Wappen des Herzogs Heinrich mit Schild und Helm, Resten von den Wappen seiner Söhne und 17 adeligen Wappen, welche offenbar aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammten und alle den auf der Denktafel aufgeführten Geschlechtern angehörten, mit Ausnahme eines Wappens des Geschlechts v. Hobe, welches noch nach der Rechnungsablegung eingesetzt sein wird, da es auf der Denktafel ausdrücklich heißt, daß auch derer im Kloster dankbar gedacht werden solle, "welche nachmals hiezu noch geben würden" (und ock de noch hir namals tho geuende werden. ") Von diesen 17 alten Wappen gehörten: 1v. Grabow, 3 Hahn, 1 Höbe, 2 v. Kalant, 3 v. Kardorf, 1 Lehsten, 4 v. Oldenburg, 2 v. d. Osten. Von diesen Wappen gehörten 10, nämlich 3 Hahn, 1 ) 1 Hobe, 2 v. Kalant, 2 v. Kardorf 2 ) und 2 v. d. Osten, dem Style nach zusammen; alle waren von gleicher Arbeit, gleich hoch, 7 1/4" hoch, von einem gleich verzierten blauen Kranze mit vier hervorragenden Blättern eingefaßt, und scheinen die ältesten und vorherrschenden gewesen zu sein, da sie den gleichzeitigen, datirten, schönen, im J. 1859 restaurirten 4 alten Wappen aus der Zeit des schweriner Bischofs Werner Wolmers (1458- 1473) in der Kirche zu Bützow gleichen. Die andern 7 Wappen sind 9" hoch; die 4 v. Oldenburg haben auch einen blauen Kranz, sind aber weniger gut gemalt; 1 v. Grabow und 1 Lehsten sind von einem weißen Kreise eingefaßt, auf welchem zwischen fünf Rosen der Name mit schwarzer Schrift steht; 1 v. Kardorf 3 ) ist jünger, da die Schildzeichen nur mit brauner Farbe auf weißem Glase ausgeführt sind.

Aus diesen letzten Resten der Wappenmalerei, von denen viele schon sehr stark mitgenommen und lückenhaft waren, ergab es sich mit Sicherheit, daß die Seitenfenster der Kirche nur von dickem grünen Glase gewesen waren und jede Fensterabtheilung wenigstens ein Wappen getragen hatte; in der ganzen Kirche ist keine Spur davon zu finden, daß je


1) Abgebildet in Farben in Lisch Geschichte des Geschl. Hahn, Bd. II, T. IV.
2) Abgebildet in Farben in Masch Geschichte der Familie v. Kardorf, T. IV.
3) Abgebildet in Farben in Masch Geschichte der Familie v. Kardorff, T. V.
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die ganzen Seitenfenster sollten gemalt gewesen sein, wie die Fenster der Kirche zu Doberan.

Da die Fenster der Kirche im Laufe der Zeiten sehr schadhaft geworden waren und deren Erneuerung beschlossen ward, so daß im J. 1859 die ersten zwei großen, viertheiligen Fenster des südlichen Kreuzschiffes neu hergestellt werden sollten, so galt es, die noch vorhandenen, seltenen Ueberreste der Wappenmalerei, welche schon sehr schwach im Blei hingen, zu retten, da sie unter keiner Bedingung in ihrem wandelbaren Zustaude wieder eingesetzt werden konnten. Ich faßte daher den Plan, nach erhaltener Billigung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, durch Hülfe der noch blühenden Familien, nicht allein die alten Wappen zu erhalten und zu restauriren, sondern auch die fehlenden Wappen, so weit es irgend möglich war, nach Anleitung der Denktafel im alten Geiste und nach alten Wappenbildern und Siegeln neu wiederherzustellen. Ich wandte mich daher an einzelne Personen der noch blühenden Familien, um für die Wiederherstellung des Ganzen, so weit es möglich war, Beiträge zu gewinnen, welche zwar je nach dem Grad und der Art der Theilnahme verschieden, jedoch hinreichend gewesen sind, um das Unternehmen glücklich zu Ende zu führen.

Das Unternehmen bot sehr große Schwierigkeiten dar. Die nächste Schwierigkeit lag in der Unterbringung und Anordnung der Wappen. Außer den drei Fenstern hinter dem Altare, welche für die landesherrliche Familie reservirt bleiben mußten, bot der Chor der Kirche 13 Fenster dar, welche verschieden getheilt und theils zwei=, theils drei=, theils viertheilig und zur Aufnahme zusammengehörender Wappen nach der Zahl der Theilungen oft ungünstig construirt waren; im Ganzen standen 42 Abtheilungen oder "Luchten" zu Gebote, es konnten also 42 Wappen aufgenommen werden. Die nächste Pflicht war, die alten Wappen zu erhalten; nun waren aber z. B. 4 alte Wappen der v. Oldenburg vorhanden, während die Tafel nur einen Oldenburg aufführt; es war ferner 1 v. Kalant, 1 v. Kardorf, 1 v. d. Osten mehr vorhanden, als die Tafel angiebt, und diese nahmen Raum weg. Daher mußten nach der Zahl einige Wappen wegbleiben, wenn eine geringere Betheiligung die Herstellung einer großen Zahl von Wappen verbot. Von anderer Seite erforderten die Wünsche derer Berücksichtigung, welche zu diesem Zwecke mehr als erforderlich beigesteuert hatten. Die zweckmäßige Zusammenstellung nach Größe und Farben mußte nothwendig auch berücksichtigt und dabei eine passende Gruppirung nach den

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Wohnsitzen der Familien und den in der Kirche vorhandenen Leichensteinen nicht übersehen werden. Eine sehr große Schwierigkeit lag aber in der Ermittelung der Wappen der ausgestorbenen Familien und deren Farben. Für die Familien v. Adrum, v. Breide, v. Hagen, v. Schönfeld und v. Schmeker ist die Ermittelung sicher gewesen. Für die Familien v. Barenfleth und v. Stal, für die Pröpste Dietrich Sukow zu Verchen und Peter Warenstorf zu Malchow, so wie für Gerlich Kalf zu Malchin ist die Feststellung unmöglich, für v. Hagenow schwierig gewesen; diese haben also wegbleiben müssen, zumal es für diese an Geld und besonders an Platz fehlte.

Die größte Schwierigkeit lag aber nicht allein in der dem alten Geiste und den alten Wappen gemäßen Herstellung der Wappenzeichen für die neuen Wappen, sondern auch in der so ungemein schwierigen technischen Ausführung, damit die neuen Wappen möglichst den alten auch an Ansehen gleich wurden. Und hiezu konnte ich nirgends bessern Beistand finden, als bei dem Geschichtsmaler Milde in Lübeck, welcher mir, bei aller Achtung vor andern Glasmalern, von allen Malern allein befähigt zu sein schien, ein so schwieriges Werk mit der Treue und Entsagung auszuführen, welche hiebei unbedingt gefordert wird. Tief eingedrungen in das Verständniß der alten Kunst und begabt mit der Kraft, sie auch nach Möglichkeit wiederherzustellen, völlig sicher in den strengen Formen der alten Heraldik und gereift in der alten Sphragistik, selbst Glasmaler, so daß vom ersten, jedesmal viel berathenen Entwurfe nach den besten gleichzeitigen Siegeln und Wappen bis zum fertigen Glasgemälde Alles in einer und derselben geübten Hand lag, war Milde der einzige Mann, mit dem ich von der ersten Idee bis zum Einrahmen und Einsetzen stets Hand in Hand gehen konnte, und daher habe ich auch nicht angestanden, ihm das Werk anzuvertrauen, um so mehr, da ihm in dem Glasermeister J. Achelius zu Lübeck ein mit der Technik der Glasmalerei vertraueter Mann für das Handwerkliche zur Seite stand.

Es mußte eine große Geschicklichkeit und eine vieljährige unverdrossene Sammlung von farbigen Gläsern aller Art vorausgehen, um die alten Farbentöne zu schaffen; viel zu den Wappen verwandtes farbiges Glas ist an Stellen und unter Verhältnissen gesucht und gefunden, wo es der Künstler sonst nicht zu suchen pflegt, da die schönsten, modernen Gläser nach dem Farbentone in der Regel nicht zu gebrauchen waren. Dazu kam, daß die alten farbigen Gläser oft sehr verschieden gefärbt und gebrannt sind, und sich in einer und derselben

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Kranzeinrahmung oft mehrere verschiedene Töne in einer und derselben Farbe finden, z. B. im Blau. Die schwere Aufgabe, den Schein des Alten zu erreichen, ist nach Möglichkeit erreicht. Erhalten sind die kleinsten Stücke von den alten Wappen, und es ist oft schwer zu ermitteln, was alt oder neu ist.

Die Wappen sind alle in gleicher Höhe eingesetzt und alle von außen durch 5 Quadratfuß große Gitter von Kupferdrath gesichert, welche freilich anderthalbmal so theuer sind, als eiserne, aber nach allen, weit reichenden Erfahrungen die größte Dauerhaftigkeit haben.

Für alle sorgfältigen Bemühungen beim Ausnehmen, Einsetzen und Sichern bin ich dem Herrn Amtmann von Pressentin und dem Herrn Baumeister Koch zu Dargun den größten Dank schuldig.

Da die kleinem Wappen von 7 1/4" Höhe, in dem blauen Kranze mit den vier hervorragenden Blättern, bei weitem die schönsten, besten und zahlreichsten und wahrscheinlich auch die ältesten und ursprünglichen waren, so wurden diese zum Muster für die meisten neu gemalten Wappen genommen, wenn nicht vorhandene alte Wappen von anderer Anordnung die Herstellung ähnlicher neuer gebot. Alle diese 32 Wappen von derselben Größe und mit derselben blauen Einfassung sind in die Fenster an der Südseite, zu den Seiten des Altarraumes und am Eingange in die Kirche gesetzt, da sie sich an diesen Stellen am ersten und meisten dem Anblicke darbieten; die übrigen 10 verschieden umrahmten Wappen haben Platz in den Fenstern an der weniger zur Ansicht kommenden Nordseite der Kirche gefunden. Die Wappen der v. Flotow, Hahn und Maltzan stehen über den alten Gräbern und Leichensteinen, welche diese Familien im Kreuzschiffe der Kirche haben, da die alten Hahnschen Wappen über den Hahnschen Leichensteinen standen. Ferner haben die alten Wappen und die dazu gehörenden neuen Wappen ihre Stelle in den Fenstern gefunden, in welchen die alten Wappen vorher standen. Endlich ist bei der Anordnung Rücksicht auf den Wohnsitz genommen, indem an der Südseite der Kirche die Wappen der Familien in dem östlichen Lande Werle oder Wenden und in der Nähe des Klosters im südlichen Kreuzschiffe, der Eingangspforte gegenüber, den Anfang machen und die Wappen der westlichen Familien des Landes Meklenburg neben dem Altare den Schluß bilden; dabei ist möglichst viel Rücksicht auf die Farben genommen, um neben dem Wechsel auch Glanz und Harmonie hervorzubringen.

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Die Zeichnung und Färbung der Wappen ist nach den besten und ausgebildetsten, möglichst gleichzeitigen Mustern des Mittelalters ausgeführt. Für die noch blühenden Familien waren die Hülfsmittel ausreichend, wenn auch schwer herbeizuschaffen und für Glasmalerei anzuwenden. Für die im Lande ausgestorbenen Familien war die Ermittelung der Wappen und deren Farben oft mit sehr großen und zeitraubenden Schwierigkeiten verbunden. Es ist jedoch geglückt, folgende Wappen ausgestorbener Familien, außer den noch vorhandenen alten Wappen, mit Sicherheit herzustellen:

v. Adrum auf Zierstorf: im silbernen Schilde drei schwarze Hahnenköpfe;

v. Breide auf Kittendorf: im rothen Schilde ein silberner Löwe mit goldener Krone;

v. Hagen auf Bukow: im silbernen Schilde drei schwarze Queerbalken;

v. Schmeker auf Wüstenfelde: im längs getheilten Schilde: rechts im blauen Felde ein halber schwarzer Adler, links im goldenen Felde eine halbe rothe Lilie;

v. Schönfeld auf Subzin: im silbernen Schilde ein schwarzer Queerbalken.

Die Farben der Wappen der ausgestorbenen Familien v. Barenfleth, v. Stal und v. Sukow konnten nicht mehr ermittelt werden.


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Folgendes Verzeichniß giebt eine Uebersicht über das ganze Unternehmen und die früher vorhanden gewesenen und die jetzt vorhandenen Wappen, mit Ausnahme der Wappen, deren Herstellung unmöglich gewesen ist:

Übersicht über Familien und Wappen

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Diese 42 Wappen sind folgendermaßen vertheilt und eingesetzt, wobei zu bemerken ist, daß die einzelnen Abtheilungen die 13 Fenster der Kirche bezeichnen.

Verteilung der Wappen

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Was schließlich die Kosten dieses Unternehmens betrifft, so haben die Beiträge dazu ausgereicht. Am 30. Nov. 1858 wandte ich mich unter Darlegung des Zustandes und des Planes schriftlich je an ein bekanntes Mitglied der betheiligten 18 noch blühenden Geschlechter, mit der Bitte, die Sache durch eigene Betheiligung und Verwendung bei andern Familiengliedern zu fördern, da ich unmöglich mit allen einzelnen Gliedern dieser Familien in weitläuftigen Briefwechsel treten konnte, der jedoch zum Theil doch nicht ausgeblieben ist. Mein Vortrag hatte, wenn auch verschiedenen, doch im allgemeinen günstigen Erfolg, so daß ich schon im März 1859 den Muth hatte, die Sache ernsthaft anzugreifen, welche in einem Jahre glücklich ausgeführt ist. Es sind von den Familien Behr, v. Bülow, v. Flotow, Hahn, v. Holstein, v. Kardorf, v. Lehsten, v. Lewetzow, v. Lowtzow, Maltzan, Moltke, v. Plessen und v. Restorf in sehr verschiedenen Beiträgen 678 Thlr. 38 ßl. Cour. in Einnahme gekommen, welche bei den in Lübeck und Dargun bedungenen Preisen vollkommen ausgereicht haben, um so mehr, da die Kirchenbaucasse die Kosten für die Fenster selbst und andere Nebenkosten zu nicht unbedeutendem Betrage bestritten hat. Ich mußte jedoch ganz darauf verzichten, die Preise für jedes einzelne Wappen zu berechnen, was auch schwer möglich gewesen wäre, sondern mußte, wenn das Unternehmen zur Ehre der Familien durchgesetzt werden sollte, die Sache auch als eine Ehrensache betrachten und alle Beiträge in "Einen Topf" werfen und die Kosten des Ganzen aus der Gesammtsumme bestreiten, was auch mehrere Familien wünschten.

Die Ausgaben sind folgende:

für den Glasmaler 188 Thlr. - ßl.,
für den Glaser 274 " -  "
für Emballage 1 " -  "
für Fracht 4 " 35 1/2  "
für das Einsetzen der Wappen 27 " 8  "
für kupferne Schutzgitter 52 " 24  "
für eiserne Rahmen 25 " 18  "
für Bemalen der Rahmen 3 " 35  "
für Reisen 54 " 8  "
für Copialien 4 " 11 1/2  "
für Porto 9 " 7  "
----- ------ ------ ---
644 Thlr. 3 ßl.

Es ergiebt sich hieraus, daß nach Bezahlung aller Rechnungen für die Glaswappen und deren Sicherung durch Kupferdrathgitter noch ein Cassenvorrath von 34 Thlr. 35 ßl.

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Cour. geblieben ist, welchen ich, da er unmöglich zu repartiren und zu restituiren war, im Geiste der betheiligten Familien und des Unternehmens für den Druck und die Versendung des gegenwärtigen Berichts, theils für baare Auslagen, theils als Entschädigung für den Verein für meklenburgische Geschichte laut Berechnung bei demselben verwandt habe.

Die Original=Hauptrechnung, welche ich von dem Herrn Amtmann von Pressentin zu Dargun habe revidiren lassen, steht mit den erwachsenen Acten den Betheiligten bei mir offen und werde ich die Zeichnungen, die Acten und die Rechnung demnächst im Archive niederzulegen Gelegenheit haben. Das Revisionszeugniß lautet folgendermaßen:

Durch Vermittelung des Herrn Archivrath Dr. Lisch zu Schwerin sind in den Fenstern der hiesigen Schloßkirche 42 adlige Wappen, 1 Helm und 2 Tafeln Inschriften theils restaurirt, theils - und meist - im Style der alten Wappen neu hergestellt. Die ganze Arbeit ist in gelungener Weise möglichst in Grundlage der in der Schloßkirche vorhandenen eichenen Denktafel von 1464 und der gezeichneten Beiträge im Sommer dieses Jahres vollendet, die Glastafeln sind in eiserne Rahme gefaßt und durch kupferne Drathgitter geschützt.

Nach der mir von Herrn Archivrath Lisch zugesandten und von mir genau revidirten Rechnung nebst Belägen hat die gesammte Einnahme betragen 678 Thlr. 38 ßl. Cour., die gesammte Ausgabe Ausgabe 644 Thlr. 3 ßl. Cour., so daß noch ein Cassenvorrath von 34 Thlr. 35 ßl. Cour. verbleibt. Dieser dürfte zweckmäßig zu einem correcten Druck der Denktafel=Inschrift von 1464 und eines ausführlichen Berichts in den Jahrbüchern für Mekl. Geschichte über das ganze mühsame und schwierige Unternehmen des Herrn Archivrath Lisch, so wie zum Ueberdruck des letzteren und der Versendung desselben an die Beitragenden verwendet werden.

Dargun, 2. November 1860.

C. v. Pressentin, Amtmann.     


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Nach Vollendung dieser Arbeiten, deren Ausführung zum Ueberblick des ganzen Schmuckes nöthig war, hat Se. Königliche Hoheit der Großherzog am 15. Dec. 1860 geruhet, die Wiederherstellung und Ergänzung der übrigen Reste der alten Glasmalereien zu befehlen und dem Glasmaler Gillmeister in Schwerin zu übertragen. Es waren im Chor der Kirche noch die drei Fenster hinter dem Altare ohne malerischen Schmuck übrig geblieben, von denen das mittlere gerade hinter dem Altare fünftheilig, die beiden Fenster zu den beiden Seiten zweitheilig sind. Es waren noch ansehnliche Ueberreste von zwei herzoglichen Wappen mit Helmen und von zwei Heiligenfiguren: die H. Katharina (halb) und die H. Barbara (ganz) vorhanden, schöne, achtungswerthe Arbeiten. Da nun nach der Denktafel fünf Herzoge: der Herzog Heinrich mit seinen vier Söhnen, Albrecht, Johann, Magnus und Balthasar, den Ausbau des Chores und der Fenster befördert haben, so schien es durchaus angemessen, die Wappenschilde und Helme dieser fünf Herzoge mit Unterschriften getreu nach den vorhandenen, ziemlich ausreichenden alten Ueberresten herzustellen und in die fünf Abtheilungen des Fensters zu stellen. Da die beiden Seitenfenster zweitheilig waren, so ward beschlossen, die beiden alten Figuren der H. Katharine und der H. Barbara in das eine Fenster zu setzen und für das andere zweitheilige Fenster die Figuren der beiden Schutzheiligen des Klosters Dargun, der Jungfrau Maria und des H. Benedict, im alten Style neu anzufertigen.