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Bearbeitete Hirschgeweihe von Gägelow.

Zu Gägelow bei Wismar wurden in einem Torfmoor 12 Fuß tief zwei Hörner von zwei Hirschgeweihen gefunden und durch die Bemühungen des Unterofficiers Herrn Büsch in Wismar von einem Erbpächter in Gägelow für den Verein gewonnen. Diese zwei Hörner, welche nicht zusammengehören, sind sehr merkwürdig, weil sie aus den allerältesten Zeiten stammen und eine Bearbeitung zeigen, welche ohne Zweifel der Steinperiode angehört. Zuerst sind beide Hörner gespalten, und zwar so, daß nur ein kleines Stück von der Rose mit abgekeilt ist, dann aber die Spaltung mehr in die Mitte dringt und sich bis an die Spitze fortsetzt. Dann

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sind alle Enden oder Zacken bearbeitet, entweder so, daß sie an der Stange ganz abgekeilt oder daß die Spitzen der Enden abgeschnitten sind, um möglichst grade und runde Enden zu gewinnen. Man hat offenbar nicht hörnerne Streitäxte oder auch Griffe zu Feuersteinkeilen aus diesen Geweihen gewinnen, sondern kleinere Geräte, wie Hohlmeißel, Pfriemen, Bohrer u. s. w. daraus verfertigen wollen. Die Enden und Spitzen sind nicht mit metallenen Sägen oder Aexten abgenommen, sondern mühsam und unregelmäßig rund umher, wahrscheinlich durch Feuersteinmesser und Keile, bis auf den Markkern durchschnitten, und dieser ist dann abgebrochen. Der Arbeiter ist gewiß in seiner Arbeit gestört worden und hat daher die unvollendete Arbeit in diesem Zustande hinterlassen. Ohne Zweifel stammen die Geweihe von Gägelow aus der Steinperiode und sind in Norddeutschland bis jetzt vielleicht einzig in ihrer Art, wenigstens doch gewiß äußerst selten.

Auch bei Bützow ward im Torfmoor ein ganz gleich bearbeitetes Hirschhornende gefunden; vgl. den folgenden Bericht.

Die im J. 1841 zu Gr. Stieten 12 Fuß tief im Moder gefundene breite Elenschaufel (Jahresber. VI, S. 67) ist von der Rose her in der Stange 3" tief ausgehöhlt und an derselben abgeglättet. Es ist nicht klar, zu welchem Zwecke dies geschehen ist; das Gehörn würde zu einer Schaufel wohl etwas zu schwer sein.

In den aus der Steinperiode stammenden Pfahlbauten der Schweiz, namentlich zu Moossedorf und zu Wangen, auch an andern Orten, sind solche halb bearbeitete Hirschgeweihe äußerst häufig.

G. C. F. Lisch.