zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 60 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

V.

Ueber

den fürstlich=wendischen Gestüt= und Jagdhof

Pustekow

vor dem Dewinkel bei der Klus,

von

G. C. F. Lisch.


E s ist bekannt, daß in Ungarn und im südlichen Rußland noch heute die Pferde und anderes Vieh in die weiten Rasensteppen getrieben werden, wo sie wild züchten und leben und zum Gebrauche eingefangen werden. Diese Steppen heißen bekanntlich im Ungarischen Pußten. Dieses Wort ist aber nicht magyarisch, sondern slavischen Ursprunges, nach folgender Etymologie: 1 )

Wurzel: pust, verwandt mit dem Sanskrit pust: spernere.
Verbum: pust - iti: lassen, verlassen, loslassen.
Substantiv: puszt', pusztka, bömisch und slovakisch,
pustotins, pustatina, bömisch und slovakisch,
pushawa, windisch in Krain,
puszcza, pustynia, polnisch,
pusczina, lausitzisch,
pustosz, pustyr, russisch,
puslosx, pusxtina, serbisch und dalmatisch,
   überall in der Bedeutung: Wüste,
   Wildniß, sowohl als Steppe, als
   auch als große, wilde, ungehauene Waldung.

1) Diese Etymologie verdanke ich dem Herrn Dr. Cybulski in Berlin, Professor der slavischen Sprachen.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 61 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Adjectiv: pust, pusty, verlassen, wild, desertus.
Ableitungen:      pustenik, pushawnek, puszenik, pustiniak,
pustynnik, pustelnik, Einsiedler.
pust-ka, pust-kowie: wüst liegender Ort,
     wüste Gegend.
pustki, pustost: Leerheit, Einsamkeit.

Auch in Meklenburg und sonst in Deutschland herrschte im Mittelalter der Brauch, die Zuchtpferde ("Wilden" genannt) in die großen Urwälder zu treiben, 1 ) und wir finden auch in Meklenburg unter ähnlichen Verhältnissen einen Ort, welcher wendisch Pustekow 2 ) oder abgekürzt Pustow heißt.

Ungefähr eine Stunde von der Stadt Güstrow beginnen große Urwaldungen, welche sich von dem jetzigen fürstlichen Forsthofe Klûs an der Landstraße nach Teterow hin noch jetzt sehr weit ausdehnen. Der Wald wird durch ein Thal, welchen ein Fluß, die Lösnitz, durchfließt, der sich nicht weit von dem Anfange der Waldung in den Nebel=Fluß ergießt, in zwei Theile geschieden, von denen der nördliche der Primer heißt, welcher schon früh (1228) der Stadt Güstrow zur Holzungsgerechtigkeit verliehen ward, aber den Landesherren zum Eigenthum und zur Jagd vorbehalten blieb, der südliche der Dêwinkel heißt, welcher bis heute fürstlich geblieben ist. Dicht vor dem Anfange dieses Waldes Dewinkel und nahe an dem Primer und der Lösnitz lag an dem Nebelflusse in alten Zeiten ein alter fürstlicher Landhof Pustekow, welcher den Fürsten von Werle, später von der Linie Güstrow, gehörte und an das Dorf Rosîn grenzte, in dessen Feldmark das Feld des untergegangenen Hofes Pustekow zum großen Theile aufgenommen ist.

Pustekow heißt nun nach der oben mitgetheilten Etymologie: Wüstendorf oder Einödendorf oder Einödenort, also der Ort an der Pustka oder Puste, d. h. Wildniß. Diese Etymologie wird auf eine überraschende Weise durch die Verleihung des angrenzenden Dorfes Rosin an das Kloster Michaelstein vom 1. Junii 1229 bestätigt, indem das Kloster die "Güter in der Einöde beim Dorfe Rosin" ("bona in solitudine ad villam Resin antiquitus pertinentia") 3 )


1) Vgl. Lisch Geschichte der Pferdezucht in Meklenburg, im Archiv für meklenburg. Landeskunde, 1856, und im Separat=Abdruck.
2) Auch in Pommern liegt ein Dorf Pustekow, jetzt Pustchow, zwischen Treptow a. d. R. und Camin, am Strande. Vgl. Klempin Diplomatische Beiträge etc. ., 1859, S. 325. Die Sprachwurzel scheint übrigens sehr verbreitet zu sein.
3) Vgl. Jahrb. XII, S. 309 und 311.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 62 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

geschenkt erhielt. Diese Puste führte früh, sicher schon im Anfange des 14. Jahrhunderts, den Namen Dewinkel. Man könnte versucht sein, den Namen Dêwinkel für die plattdeutsche Form des hochdeutschen Wortes: Diebswinkel, zu halten. Jedoch würde die plattdeutsche Form hierfür Dêwswinkel lauten; ich habe aber nie diese Form, sondern an Ort und Stelle von Jugend auf nur die Form Dewinkel gehört. Es dürfte daher gerathen sein, auch in diesem Waldnamen eine slavische Wurzel zu suchen, welche dem Inhalte nach zu dem Ortsnamen Pustekow stimmt. Die slavische Wurzel diw, diwy, diwoky heißt 1 ): wild, wildwachsend, in der Wildniß lebend, von Thieren und Menschen; diwoke pole heißt: wildes Feld, Steppe, diky, diwoky: wüster Wald, Urwald, oder was oft, namentlich in der Mark Brandenburg, auch Haide heißt, um so mehr, da der Dewinkel mehr Nadelholz, der Primer mehr Laubholz hat.

Vielleicht hat das benachbarte Dorf Rosîn, welches in alten Urkunden freilich oft Resin heißt, auch von seiner Lage den Namen, indem man diesen von rog: Rand, Ecke, Saum, mit der Bildungssylbe — în ableiten und rozîn: einen Ort am Saume, am Rande des Holzes oder durch einen verpallisadirten Ort, von rozin: Pfahl, Spieß, Pallisade, erklären 2 ) könnte.

Auf diesem Hofe Pustekow hatten nun die Fürsten von Werle schon sehr früh ein Wilden=Gestüt, dessen Pferde in den Dewinkel getrieben wurden. Als die Fürsten von Werle am 2. Dec. 1316 3 ) ihre Lande theilten, ward auch bestimmt, daß Hof und Dorf Pustekow mit dem Dewinkel bei der Linie Güstrow bleiben, die Gestütpferde aber zu gleichen Theilen getheilt werden sollten:

"Pustecowe dorp vnde hof vnde de Defwinkel scal licken vnde bliuen in deme dele tho Gustrow, mer de stutperde scole wy like delen."

Das Wort "Stut" heißt 4 ) nämlich im Mittelalter: Gestüt. Auch der Fürst Heinrich der Löwe hatte zu derselben Zeit (1328) ein Gestüt zu Dierhagen bei Ribnitz an der rostocker Haide, welches ebenfalls "stût" hieß, (equitium seu gregem equorum, stût vulgariter appellatum").


1) Nach der mir gütigst mitgetheilten Etymologie des Herrn Dr. Cybulski.
2) Nach der Etymologie des Herrn Dr. Cybulski.
3) Vgl. Rudloff Urk. Lieferung Nr. 98, S. 279.
4) Vgl. Lisch Gesch. der Pferdezucht in Meklenburg, S. 8, und Rudloff. Urk. Lief. Nr. 128, S. 381.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 63 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Fürsten von Werle=Güstrow hatten also im Anfange des 14. Jahrhunderts zu Pustekow einen Gestüthof, welcher ohne Zweifel auch als Jagdschloß diente, da die großen Wälder des Dewinkel und des Primer ohne Zweifel das Jagdrevier dieser Fürsten bildeten, während die übrigen Ländereien um Güstrow schon früh an die Stadt und an Vasallen zu Lehn weggegeben waren.

Der an Pustekow grenzende Hof Rosin war seit dem J. 1229 dem Cistercienser=Mönchskloster Michaelstein 1 ) bei Halberstadt geschenkt, welches in Rosin umfängliche Culturanlagen, z. B. eine Walkmühle und eine Kornmühle, hatte; und so hatten die Fürsten nahe bei ihrem Jagdschlosse auch eine namhafte geistliche Stiftung.

Von diesem alten Gestüthofe zu Pustekow zeugen noch die Namen der Wiesen im Dewinkel. Im Jahre 1709 werden von dem "Pustowschen Felde" unter den "Wiesen, so die Holzbauern müssen abmähen, hinter dem Dewinkel" noch die "Studtwiese an der Hoppenradenschen Scheide und die Kälberwiese hinter den Pustowschen Hopfendämmen" genannt.

Durch die Entdeckung dieses Hofes Pustekow erhält die Werlesche Fürstengeschichte eine überraschende Aufklärung. Der Fürst Nicolaus II., der Vater des Fürsten Johann III., welcher am 2. Dec. 1316 mit seinem Oheim Johann II. die werleschen Länder und das Gestüt zu Pustekow getheilt hatte, erhielt die im Mittelalter so sehr verbreitete Aussatz=Krankheit. Kirchberg in seiner Reimchronik C. 178 erzählt davon weitläuftig, daß der Fürst weit umher reisete, um Befreiung von seinen Leiden zu finden; sein Wunsch ward zwar nicht erfüllt, jedoch erhielt er in Montpellier guten Rath, so daß die Krankheit auf längere Zeit gestillet ward. Er konnte aber seinem Lande nicht wie früher vorstehen, sondern sah sich veranlaßt, die Regierung niederzulegen:

im wart doch die gnade
nach der wysen meystere rade,
daz die suchede sundir nyd
wart gestillet lange czyd;
abir her inkunde sundir wan
dy lant so genczlich nicht virstan
als her hatte getan vur ee,
auch virsuchte hers nicht me.


1) Vgl. Lisch in Jahrbüchern, XII, S. 4 flgd.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 64 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Hiezu giebt nun der um das J. 1375 angefertigte fürstliche Stammbaum zu der Parchimschen Genealogie (in Jahrbüchern XI, zu S. 26) die seltene Nachricht:

Nicolaus leprosus factus in Pustecowe obiit.

Der siechende Fürst legte also seine Regierung nieder, zog sich auf den Hof Pustekow zurück, wo er im J. 1316 an der Krankheit starb. Es kann keinen Zweifel leiden, daß mit "Pustecowe" in der Stammtafel der Hof Pustekow beim Dewinkel gemeint sei, welcher also doch so eingerichtet war, daß ein Fürst dort in seiner Zurückgezogenheit wohnen konnte.

Die genaue Lage des fürstlichen Hofes Pustekow oder Pustow hat sich nun noch ganz bestimmt erforschen lassen. Der Hof Pustow lag dicht neben dem jetzigen Forsthofe Klueß oder Klûs, 1/2 Meile von Güstrow, und bildet einen Theil des Ackers des Forsthofes. Dicht hinter dem Forsthofe Klueß, nach Rosin hin, liegt an der Nebel ein jetzt beackerter, etwas erhöheter Platz, welcher noch heute "auf dem Püster" ("up den Püster") genannt wird. Gerade vor der Chaussee nach Teterow und dem Chausseehause, hinter dem Forsthause der Klus, erkennt man 1 ) deutlich ein großes, regelmäßiges, erhöhtes, ebenes längliches Viereck, welches sich von dem festen Boden vor dem Chausseehause durch die Nebelwiese bis gegen die Nebel erstreckt und jetzt Kornland ist; an den Seiten dieses Plateaus sind in der tiefen Nebelwiese noch breite Gräben oder Teiche erkennbar, an deren Rande sich noch oft starke eichene Planken finden, mit denen die Gruben an den Rändern ausgesetzt waren. Von diesem Plateau ging in der Mittellinie desselben eine Brücke über die Nebel, von welcher noch eichene Pfähle in dem Flusse stehen, und in der Richtung der Brücke liegt in den Wiesen am andern, linken Ufer der Nebel noch ein alter Steindamm in der Richtung nach Güstrow hin. Diese Stelle heißt noch heute der "Püster" und ist die Stelle des alten Fürstenhofes Pustow oder Püstow oder Pustekow, Pustkow.

Die Lage und Richtung der verschiedenen Oertlichkeiten wird durch die folgende Bezeichnung der einzelnen Stellen, so weit es ohne eine Karte möglich ist, klar zu erkennen sein.


1) Nach der Mittheilung des Herrn Försters Evers zu Klueß und nach meiner wiederholten eigenen Untersuchung an Ort und Stelle.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 65 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite
Örtlichkeiten

Noch jetzt werden dort zuweilen Ueberreste von dem alten Fürstenhofe gefunden. Oft findet sich Bauschutt, auch kommen noch zuweilen einzelne Ziegel von dem größten Format des Mittelalters vor. Besonders merkwürdig ist es aber, daß noch verzierte Fußbodenziegel von der alten Fürstenwohnung gefunden werden. Diese dünnen Ziegel sind achteckig, ungefähr 6" im Durchmesser, durch eingeritzte Linien in Felder getheilt, welche buntfarbig: roth, grün und gelb, gefärbt und glasurt sind. Diese Ziegel gleichen den bekannten schönen figurirten Fußbodenziegeln des 13. und 14. Jahrhunderts; leider haben sich in neuern Zeiten keine finden lassen.

Es leidet also keinen Zweifel, daß diese Stelle der Ort des alten werleschen Fürstenhofes Pustekow ist.

Der Hof und das Dorf Pustekow sind im dreißigjährigen Kriege untergegangen. Der Rest davon ist noch heute der Forsthof Klueß. Es ist die Frage, woher "die Klueß" den Namen habe. Der Name Klueß ist nicht ganz jung, wenigstens älter, als man wohl glaubt. Der Name kommt zuerst im J. 1663 vor, wo bei den Hebungen der Pfarre Rosin von den Hofländereien Rosin und Püstkow auch "die Leute, so auf der Clueß wohnen", erwähnt werden. Dann wird im J. 1703 in dem Beichtkinderverzeichniß "Püstkow oder Kluße", genannt. Auf der um das Jahr 1720 vollendeten v. hoinckhusenschen Karte von Meklenburg steht neben dem Dorfe "Pustau" auch schon "Klus" als abgesonderter Wohnort, und in der Tabelle dazu aufgeführt: "der Meyer=Hoff Püstau benebenst der Kluß." Dies sind die ältesten Beispiele, die ich habe finden können. Clûs ist bekanntlich die plattdeutsche Form für das hochdeutschewort: Klause, Einsiedelei, wie Kirchberg C. 123 die ehemalige Stelle des

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 66 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Klosters Sonnenkamp bei Parkow "die clûs by Westingebrucke" nennt und der lübische Canzler Albert von Bardewick in seiner lübischen Chronik zum J. 1298 sagt, daß die Friedebrecher von Glaisin rechtlos gelegt seien "an kerken unde an clusen unde in allen godeshusen", wo unter "clusen" ohne Zweifel "Klöster" zu verstehen sind (vgl. Grautoff Lüb. Chron. I, S. 416). Es ist möglich, daß im Mittelalter bei dem Hofe Pustekow eine Einsiedelei oder Klausnerei gestanden und die Stelle davon den Namen behalten habe. Es ist aber auch eben so leicht möglich, daß Klus nichts weiter als eine deutsche Uebersetzung des slavischen Namens Pustekow ist, da im Slavischen z. B. pustenik: Einsiedler heißt. Und für das letztere möchte ich mich entscheiden, daß also Pustekow und Klûs gleichbedeutend seien.

Die neuere Geschichte des Hofes und Dorfes Pustekow, welche die gegenwärtigen Mittheilungen noch mehr aufhellen, läßt sich ziemlich klar verfolgen.

Der Hof Pustekow blieb immer ein fürstlicher Hof. Nachdem der Hof Rosin von dem Kloster Michaelstein im J. 1433 an das Kloster Doberan verkauft und mit diesem im J. 1552 säcularisirt war, ward der Hof Pustekow oft von dem nahen Hofe Rosin mitverwaltet. Nach den Rechnungen des Amtes Güstrow ward der "Hof Pustkow" 1515 und 1525 von dem Amte verwaltet; nach dem Visitationsprotocolle vom J. 1552 gehörten zu der Pfarre Rosin: "beide Rosin, der Hof Rosin und der Hof Pustkow." In den schlimmen Jahren des dreißigjährigen Krieges brannten Hof und Dorf Pustow ab; in einem Amtsberichte vom 26. März 1639 heißt es:

"Die Meyerhöffe seindt theilß fast gahr in fewer aufgangen, als Puestow und Roßiehn"

Der Ort lag noch lange wüst. In einem Verzeichniß der Bauern und Kossaten vom J. 1644 wird Pustow gar nicht genannt und im Visitationsprotocolle vom J. 1646 wird noch gesagt:

"Hoff Püstow, so wüste."

In Kirchen=Rosin wohnten im J. 1646 nur 3 Bauern und in Mühlen=Rosin im Ganzen nur 6 Personen.

Bald darauf ward jedoch wieder eine Forstwohnung zu Pustekow gebauet, wenn auch gewiß nur zur Nothdurft, und hiedurch ward der Grund zu der Försterei Klueß gelegt. Am 6. Mai 1658 räumte der Herzog Gustav Adolph von Meklenburg=Güstrow seinem Jägermeister Jochim von der Osten den im Amte Güstrow belegenen Meierhof Pü=

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 67 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

stow mit einem Bauern in Bölkow auf Lebenszeit ein, so daß er denselben bewohnen und die beiden Schläge nach dem Landwege wärts besäen, zehn Kühe halten und auf einer Wiese 20 Fuder Heu werben könne, und gab ihm dazu freies Holz und 100 Thaler jährliche Besoldung. Mit der Zeit ward diese Ansiedelung baufällig: nach dem Amtsbuche von 1693 war "der Kathe zu Pustow alt und baufällig." Nach dem Beichtkinderverzeichniß vom J. 1703 wohnte in dem ehemaligen Pustekow nur ein fürstlicher Holzvoigt mit seiner Familie, und weiter werden keine Personen aufgeführt. Der Hof Pustow wird mit seinen Abgaben zwar noch immer aufgeführt, er war aber in der Wirklichkeit nicht vorhanden, sondern es werden darunter nur die herkömmlichen und gemessenen Abgaben von dem Felde gemeint, welche der Hof Rosin zu leisten hatte, zu welchem der größere Theil des Ackers gelegt war. Das Beichtkinderverzeichniß vom J. 1703 sagt:

"Pfarre Badendiek.

Fürstl. Hoff Rosien 1 ) und Püstkow. Der Verwalter Johann Maroht. Der Schefer. Der Hofhirt u. s. w.

Püstkow oder Kluße.

Jochim Prabst Fürstl. Holzvoigt hat mit seiner jetzigen Frauen 3 Söhne und aus erster Ehe 1 Sohn und 1 Tochter; hat eine Magd und einen Jungen, so frey sind."

Nach der Domanial=Landesvermessung im Anfange des vorigen Jahrhunderts lagen im J. 1709 der Hof Rosin, Pustow, die Bölkowsche Koppel und die Wiesen im Dewinkel in Einer Verwaltung; die "Dewinkelswiesen" mußten noch von den "Holzbauern" geworben werden. Nach der Vermessung war das zum Hofe Rosin gelegte "Pustowsche Feldt: der Kamp auf der Dorfstätte bei den sieben Buchen, der Brachschlag auf der Dorfstätte, der Sommerschlag an der Lößnitz, der Brachschlag, die Hopfendämme, die Hofstelle und der Garten, die neue Radewiese zwischen der Dorfstätte und der Löschnitz, die Wiesen hinter dem Dewinkel." Vielleicht war am Ende des vorigen Jahrhunderts wieder ein Pächter auf dem Forsthofe vorhanden, wenn am 23. Februar 1788 "von den Höfen Rosien und Püstow und dem Dorfe Mühlen=Rosin, folglich inclusive der Cluß und des jetzigen


1) In Rosin wohnte 1703 noch ein fürstlicher Vogelfänger.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 68 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

"Pächters von Püstow", die Rede ist. Auf der großen schmettauischen Karte von Meklenburg steht neben der Kluß noch der Name Pustohof. Dies scheint das letzte Vorkommen zu sein; denn gegenwärtig haben ältere Leute keine Kunde mehr davon, was der "Püster" gewesen ist. In den neuesten Zeiten ist nur der Forsthof Klueß bekannt.

Vignette