zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen [ Seite 1 ] zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Ueber

die Verdienste des Großherzogs

Friedrich Franz I.

um

die vaterländische Geschichte und
Alterthumskunde

Vortrag

gehalten

an dem 25. Stiftungsfeste

des Vereins
für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde

am 24. April 1860

von

dem Archiv=Rath Dr. F. Lisch ,

25jährigen ersten Secretair des Vereins. * )

Vignette

Heute vor einem Vierteljahrhundert strömte eine große, freudige Bewegung durch das ganze Vaterland; Meklenburg beging ein Fest, welches es nie erlebt hatte: sein Herrscher Friedrich Franz I. feierte in voller Kraft und mit bewußter Ueberzeugung den 50. Jahrestag Seiner ereignißreichen, thätigen Regierung, eine Segnung, die Er lebendig und dankbar erkannte. Denn eine Seiner Haupttugenden, welche so viele andere Fürsten unseres Vaterlandes ausgezeichnet hat, war eine begeisterte Vaterlandsliebe, welche sich stark und tief auch


*) Diese Ausarbeitung ist ursprünglich nicht für die Oeffentlichkeit, sondern nur zum mündlichen Vortrage in der Festversammlung bestimmt gewesen. Da aber die Versammlung den Druck gewünscht hat, so gebe ich den Vortrag, welcher Anfangs größer angelegt war, aber wegen Mangels an Zeit abgekürzt werden mußte, so, wie er gehalten ist, habe jedoch aus der ersten ansführlichern Arbeit einige noch während des Vortrages weggelassene Stellen, welche mir wichtig erschienen sind, an den eingerückten Stellen in den Text aufgenommen, ohne den Faden des Vortrages zu zerreißen. Einen besondern Reiz gab dem wichtigen Gegenstande die Vorlegung mehrerer handschriftlichen Arbeiten des Hochseligen Großherzogs Friedrich Franz, welche hier an den betreffenden Stellen angemerkt ist. -Der gegenwärtige Abdruck wird auch mit den Jahrbüchern des Vereins ausgegeben werden.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 2 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

darin offenbarte, daß Er alles mit ernstem Eifer und mit Selbstbethätigung pflegte, was die Kenntniß des Vaterlandes zu erweitern im Stande war. Friedrich Franzens Sinn war ganz ein geschichtlicher, und daher konnte man Ihm außer den wohl verdienten Ehren= und Liebesbezeugungen, keine größere Anhänglichkeit und Dankbarkeit beweisen, als daß man einen Bund zur Pflege der vaterländischen Geschichte schloß, um die zahlreichen Unternehmungen, welche er, Allen vorauseilend, auf diesem Felde begonnen hatte, nicht fruchtlos untergehen zu lassen, sondern durch weitere Ausführung lebensvoller und wahrer Bilder die Liebe zum Vaterlande und die Aufopferungsfähigkeit immer mehr zu befruchten und zu beleben. Deshalb stiftete heute vor 25 Jahren zur Feier des großen Jubelfestes eine große Anzahl einsichtsvoller und bewährter Männer einen Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde, dessen Gründung Friedrich Franz freudig begrüßte, indem Er Sich Selbst als Protector an die Spitze stellte. Diesen Tag feiern wir heute in unserm Vereine, hier und wahrscheinlich in vielen engern Kreisen des Vaterlandes, im treuen Andenken an den verewigten Fürsten und zugleich als ein Erinnerungsfest an die lebhafte, große Feier, welche uns Alle vor 25 Jahren beseelte.

Und Friedrich Franz hat ein treues, dankbares Andenken verdient. Friedrich Franz war schon von Natur ein ungewöhnlich begabter Mensch: bei großer Klarheit und Umsicht, vorzüglich aber bei einer Lebendigkeit und Beweglichkeit, welche selten ihres gleichen findet, und dabei von einer unternehmenden Rüstigkeit und ausdauernden Arbeitskraft und Lust, welche oft wahrhaft Staunen erregt, war Er ein geborner Regent; seine Personenkenntniß und seine Gedächtnißstärke sind noch heute berühmt, seine ritterlichen Uebungen angesehen.

Und diese glänzenden Anlagen offenbarten sich schon in Seiner frühen Jugend sowohl in Seiner Geistesrichtung, als auch in Seinem Aeußern. Man kann sich schwerlich ein edleres, feineres, geistvolleres Knabenbild denken, als die allerdings sehr schön gemalten Bildnisse, welche aus Seinen Jugendjahren vorhanden sind. Vorzüglich aber zeigte sich Seine große Begabung schon früh in Seiner Neigung zu allem Edlen und Schönen, namentlich zu den schönen Künsten. Sein Erzieher v. Usedom berichtet über Ihn aus Lausanne schon im Novbr. 1767, als Er kaum 11 Jahre alt war: "Zur Musik zeigen Sie immer mehr natürliche Geschicklichkeit, ich lasse Sie jetzt schon im Generalbasse unterweisen", und im J. 1781 wird über Ihn berichtet : ** ) "Die Musik ist eine vorzügliche Lieblingsbeschäftigung Seiner Nebenstunden und Seine Kenntnisse darin gehen so weit, daß Er nicht nur


**) Vgl. Th. Nugents Reise durch Meklenburg, aus dem Englischen übersetzt, 1781, Th. II. S. 282, Anm. des Uebers.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 3 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

verschiedene Instrumente spielt, sondern auch mit außerordentlicher Fertigkeit auf dem Flügel ganz allein das stark besetzte Ludwigsluster Orchester dirigirt."

Als Er am 8. Januar 1807 der Gewalt der napoleonischen Armee weichen und Sein Land verlassen mußte, bedauerte Er die Seinigen, that aber dabei den merkwürdigen Ausspruch * ), "Er Selbst könne Sich allenfalls durch Clavierunterricht Sein Brot verdienen."

Dieser lebhaften Neigung zu der Musik blieb Er Sein ganzes Leben hindurch treu; namentlich aber wandte sich in reifern Jahren Sein Sinn zu dem vollkommensten Instrumente, der Orgel. Er hatte in jedem Palais, das Er bewohnte, eine kleine Orgel, und einer Seiner ersten Gänge in Seiner Lieblingsschöpfung, dem wunderlieblichen Doberan, war zu der prachtvollen Kirche, um in diesen geweiheten, kunsterfüllten Räumen, dem Todtenfelde Seiner Ahnen, wo Er Selbst zu ruhen beschlossen hatte, die Orgel zu spielen. Seine Hofkapelle, deren sich noch viele unter uns mit Freuden aus Doberan erinnern werden, war eine Gesellschaft von Meistern ersten Ranges und in Europa berühmt; Er war der erste Fürst in Meklenburg, welcher das Schauspiel zu einer öffentlichen, gemeinnützigen Anstalt erhob und ihr, wie schon lange vorher in Doberan, am Ende Seines Lebens auch in Schwerin einen Tempel erbauete. ** ) Seine reizende Bildergallerie, welche selbst die Habgier der Pariser Despoten reizte, pflegte Er mit Liebe und Lust, obgleich Seine Regierungszeit den bildenden Künsten nicht besonders hold war; Er war aber doch der erste, welcher die wieder entdeckte Freskomalerei indem musterhaften Regierungsgebäude zu Schwerin in den Norden verpflanzte. Seine zärtliche Neigung zu schönen Blumen, deren Er immer einige in Seinen Wohnzimmern pflegte, blieb bis zu Seinem Tode lebendig, und mancher hat noch in Seinen letzten Lebensjahren die rührendsten Aeußerungen dieser Neigung von Ihm erlebt, wenn Er ihm mit inniger Lust Seine seltenen Pfleglinge zeigte. Seine Offenheit, Wahrheit, Menschlichkeit und Leutseligkeit stimmten harmonisch zu allen diesen edlen Neigungen.

Doch es ist unmöglich, alle die Blumen, welche Sein Leben umdufteten, in einen Kranz zu flechten. Uns ziemt es heute nur, uns Seine Verdienste um die vaterländische Geschichte und Alterthumskunde in's Gedächtniß zurückzurufen, um uns zur Dankbarkeit und Nachfolge aufzumuntern und anzuspornen. Es können aber bei der Kürze der uns zugemessenen Zeit und der großen Fülle des Stoffes nur sehr kurze Andeutungen gegeben werden, welche


*) Vgl. Mecklenburg. Zeitung vom 24. April 1860. Nr. 95.
**) Vgl. Mecklenburg. Jubel=Almanach, 1835, S. 35.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 4 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

oft als karg erscheinen können, da sie nur ein Auszug aus dem überreichen Stoffe sind.

Friedrich Franz hatte ganz einen historischen Sinn und trieb mit Liebe und Eifer besonders die meklenburgische Geschichte nach allen Seiten hin, während die Richtung Seines Vorgängers in der Regierung mehr eine theologische gewesen war. Dennoch schien Er in der Jugend wenig Neigung zur Geschichte zu haben. Merkwürdiger Weise berichtet Sein Hofmeister v. Usedom im Dec. 1769 aus Genf:

"Der Durchl. Prinz sind bisher der Historie gar nicht gewogen gewesen."

Dieses auffallende Urtheil erklärt sich aber sehr leicht dadurch, daß Er damals vorzüglich zu der alten Geschichte in der frühern trockenen Weise angehalten ward, welche Seinem lebendigen Geiste nicht zusagte und nicht zusagen konnte.

Noch merkwürdiger ist aber v. Usedoms frühere Aeußerung vom Nov. 1767 aus Lausanne, welche den rechten Schlüssel zur Lösung dieses Räthsels giebt:

"Die Meklenburgische Geschichte haben Sie von Anfang an meistentheils mit Vergnügen getrieben."

Damals war der Prinz erst 11 Jahre alt.

Diese Richtung war Ihm in früher Jugend schon von Seinem Vater, dem Prinzen Ludwig, gegeben, welcher die meklenburgische Münzkunde mit so großem Eifer und Erfolge trieb, wie keiner vor ihm und bis heute nach ihm.

Wenn auch der Herzog Friedrich die geschichtlichen Studien nicht Selbst trieb und beförderte, so überkam doch Friedrich Franz beim Abritt Seiner Regierung von Seinem Oheim sowohl sehr tüchtige Räthe, als auch im Staatsdienste in Schwerin eine Reihe von geschichtlich durchgebildet Männern, Zierden unsers Vaterlandes, welche nicht nur in unglaublichem Umfange sammelten, sondern auch eben so gediegen und klar forschten und arbeiteten, in einer Zeit, in welcher die kritische Forschung sich kaum zu regen begann; vor allen andern sind hier zu nennen: der Geheime Rath und Minister Johann Peter Schmidt († 1790), der Regierungs= und Lehns=Fiscal Dr. Ernst Friedrich Bouchholtz, genannt der "Erzfiscal" († 1790), der Geheime Archiv=Rath Evers († 1803), der Regierungs=Rath Friedrich August Rudloff († 1822), Männer von der gediegendsten Tüchtigkeit und zugleich unerhörtem Fleiße, zu denen sich noch viele andere, wie zur Nedden, Krüger, Faull u. a., gesellten. Die kolossalen Sammlungen dieser Männer, welche keinen vaterländischen Sammlungen anderer Länder nachstehen, sind unter Friedrich Franz nach und nach für den Staat erworben und bilden die Zierden der Regierungs=Bibliothek, zu welcher Friedrich Franz den Grund legte, wie Er die interessante Bibliothek zu Ludwigslust schuf.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 5 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Friedrich Franz würdigte, beförderte und schützte aber nicht allein das Streben solcher Männer, sondern arbeitete auch Selbst unermüdlich in ihrem Sinne. Er ward von Seinem gewissenhaften Oheim früh mit aller Strenge zu einer geregelten Thätigkeit, welche Ihm freilich auch Bedürfniß war, angehalten, indem Er in Staatsangelegenheiten aller Art Ausarbeitungen und Erlasse ausfertigen ("extendiren") mußte, wodurch Er Sich eine ungewöhnliche Geschäftskenntniß, Gewandlheit und Einsicht erwarb.

Sobald Er aber die Regierung angetreten hatte, suchte Er Sich Selbst durch eigene Studien und Arbeiten auf dem Felde der vaterländischen Geschichte auszubilden, auf welchem Er früh völlig heimisch ward, zumal Er durch ein vortreffliches Gedächtniß kräftig darin unterstützt ward. Seine Urtheile über meklenburgische Begebenheiten aller Zeiten, selbst über sehr dunkle und unerforschte Ereignisse alter Zeit, waren oft im höchsten Grade überraschend und gaben Zeugniß von Seiner ungewöhnlichen Begabung für Geschichte.

Neben den meklenburgischen Studien unternahm Er aber auch Arbeiten in andern Zweigen der Geschichte und verband diese mit Uebungen in der französischen Sprache, indem Er theils aus dem Französischen ins Deutsche, theils aus dem Deutschen ins Französische übersetzte. Auf diese Weise ist eine Reihe eigenhändig geschriebener Folianten entstanden, von denen die Geschichte der Ihm lieben Stadt Genf von Spon zwei Folianten von 572 und 129 Seiten füllen.

[Vorlegung]

Aus tiefster, vaterländischer Seele drang Ihm Seine Empörung gegen die napoleonische Eroberungssucht, eine Entrüstung, von welcher viele Thaten geschichtlich geworden sind. In diesem Sinne übersetzte Er die Schrift:

"Meklenburg in Beziehung auf sein Verhältluß zu dem Bündnisse für Europens Freiheit, Rostock d. 18. Oct. 1813, von C. Sibeth", eine Lebensbeschreibung des Fürsten Blücher von Wahlstatt,

[Vorlegung]

"aus dem Neuen deutschen Journale Berlin, 1814, und die Schrift "Magdeburg während der Belagerung in den Jahren 1813 und 1814", Magdeburg, 1814, eigenhändig ins Französische, welche drei Schriften einen Folioband von 168 Seiten bilden, denen die "Berichte von Herrn LaPorte, Kammerdiener Ludwig's XIV.", Genf, 1766, angebunden sind. Ein dritter Folioband Uebersetzungen scheint verloren gegangen zu sein.

Vor allen Dingen aber suchte Er Seine Einsicht in den Angelegenheiten, die Ihm zunächst lagen, durch eigene Arbeiten zu befestigen und zu erweitern. Als Oberbischof fertigte Er Sich am Ende des

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 6 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

vorigen Jahrhunderts eigenhändig vollständige Auszüge aus Schröder's [Vorlegung] Papistischem Meklenburg

über das Stift Schwerin an:
   "Angefangen d. 19. Febr. 1794,
   geendigt d. 1. Mai ejusd. anni.",
in Folio, 111 Seiten, mit einem Anhange über das Kloster Dobbertin:
   "Angefangen im Monat Mai.
   Geendigt d. 1. Junii 1794."
in Folio, 9 Seiten. Etwas später, nach der offenbar jüngern Handschrift, jedoch ohne Datum, machte Er Sich eigenhändig einen
   "Auszug aus Schröder's Papistischem Meklenburg
   die Bischöfe zu Schwerin betreffend", mit Registern,
in Folio, 100 Seiten, und einen
   "Auszug über die Klöster und über das Bisthum Ratzeburg",
   mit Registern,
in Folio, 92 Seiten, zusammengebunden in Einen Folioband. Außerdem verfertigte Er eigenhändig einen
   "Auszug aus den Visitations=Protokollen des Fürstenthums
   Schwerin",
in Folio, 39 und 24 Seiten.

Als ehemaliger Landesherr von Wismar, dessen Wiedergewinnung Sein Streben war, schrieb Er Sich eine Geschichte von Wismar aus Nordbergs Geschichte des Königs Carl XII, als Bewohner von Ludwigslust Auszüge aus den Visitations=Protocollen der Ihm zunächst liegenden Aemter Grabow, Neustadt und Crivitz und einen eigenhändigen Auszug aus einer handschriftlichen Chronik der Stadt Grabow während der Jahre 1761-1763 von dem Senator Jürgen Jacob Behn (105 Seiten in Folio) und ähnliche Arbeiten.

Aber noch wichtiger ist die ununterbrochene Pflege, welche Er den einzelnen Zweigen der vaterländischen Geschichtswissenschaften und Geschichte überhaupt zuwandte.

Diese Neigung offenbarte sich schon sehr früh. So wie Sein Hofmeister v. Usedom schon im Herbste 1767 aus Lausanne berichtete, daß der Prinz, damals 11 Jahre alt, die meklenburgische Geschichte von Anfang an mit Vergnügen getrieben habe, berichtete er zugleich:

"Die Heraldik ist allemal, insofern sie es mit dem Blason zu thun hat, Ihr liebstes Studium gewesen."

Im Frühling 1770 ward zu Genf noch wöchentlich 2 Stunden Heraldik getrieben.

"Es ist auf Begehren des D. Prinzen und um Ihnen die Sache desto angenehmer zu machen, mit Ihrem eigenen Wapen der Anfang gemacht worden. Zuletzt haben wir dem D. Prinzen das Vergnügen

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 7 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

gestattet, die Theile des Wapens, die Sie in der Stunde vorgehabt, in dem Wapen=Calender mit Farben auszumalen, und dieses ist Ihnen so angenehm, daß wir hoffen dürfen, hievon Ihre Lust zu diesem Studio so lange unterhalten zu sehen, bis kräftigere und schätzbarere Triebfedern die Stelle desselben vertreten werden."

Zur genealogischen Ausbildung wurden dabei Hübners genealogische Tabellen studirt.

Hiedurch entwickelte sich auch die Liebe zur zeichnenden Kunst, für welche er sein ganzes Leben lang eifrig und viel Schönes sammelte. Usedom sagt zu gleicher Zeit:

"Der D. Prinz sind ein großer Liebhaber von Kupferstichen." Diese Jugendbelustigung des Wappenmalens trieb Friedrich Franz während Seines ganzen Lebens täglich als letzte und leichteste wissenschaftliche Erholung, da er nie untätig sein konnte. Gegen 40 Jahre lang hat Er diese erheiternde und unterrichtende Beschäftigung mit Liebe getrieben.

Zuerst ward 1770 in Genf zum Ausmalen "der durchlauchtigen Welt Wappenbuch" benutzt,

dessen erster Band grade im J. 1770 erschienen war. Dieser erste von Friedrich Franz colorirte Jahrgang ist verloren gegangen; der zweite Band vom J. 1771 mit den Grafenwappen ist aber fast vollständig in 183 Wappen colorirt noch in der großherzoglichen Bibliothek vorhanden und ohne Zweifel noch in Genf colorirt, da die Pinselführung noch nicht so sicher erscheint, wie später. Im Herbste 1771 kehrte Friedrich Franz aus Genf zurück; daher sind die letzten 11 Wappen dieses Jahrganges noch nicht illuminirt. Der Jahrgang 1772 enthält nur einige Ausmalungen, der Jahrgang 1774 gar keine. Im J. 1774 machte nämlich Friedrich Franz Reisen in Deutschland. Bald setzte Er aber diese Beschäftigung fort, da sich in der großherzoglichen Bibliothek ein zweites Exemplar dieses Wappenbuches findet, welches ganz und sauber colorirt ist.

Späterhin seit 1791 malte Er das ganze große Wappenwerk von Tyroff, so wie es erschien, aus, und schenkte dieses Exemplar am 12. Nov. 1808 der Universitäts=Bibliothek zu Rostock, wo es als theures Andenken aufbewahrt wird. So hat Er nach und nach 8 Foliobände und 12 Octavbände dieses Werkes nach Rostock geschickt und in den 9ten Band des baierschen Wappenbuches eigenhändig geschrieben:

"Diesen neunten Band habe ich in meinem 71 Jahr illuminirt. Ludwigslust im Januar 1827.

[Vorlegung]

F. F. Gh. z. M.     

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 8 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Seine letzte heraldische Arbeit ist die Ausmalung des ersten Heftes des österreichischen Wappenbuches, in welches eigenhändig geschrieben ist:

"Illuminirt Anno 1829."

F. F. Gh. z. M.     

Außerdem malte Er noch das seit 1812 erschienene französische Wappenbuch von Henry Simon in zwei Exemplaren und anderes aus.

Diese in früher Jugend begonnene heraldische Erholungsbeschäftigung lenkte früh Seinen Sinn auf die Münzkunde. Sein Vater, der Prinz Ludwig, hatte eine große Neigung zur vaterländischen Münzkunde und brachte mit unendlichen Mühen und Opfern eine seltene Sammlung vaterländischer Münzen zusammen, welche Er durch ein eigenes Testament vom 29 Mai 1778, Seinem Todesjahre, dem "herzoglichen Regierhause als einen seltenen Schatz zu einem fürstlichen Hausstück und fürstlichen Fideicommiß" vermachte und sie dringend Seinem Sohne Friedrich Franz empfahl.

Der Prinz Ludwig hatte, nach Seinen eigenen Worten, "nach vieljähriger, mühsamer Erkundigung und durch beträchtliche Kosten endlich den Zweck erreicht, zum Eigenthum und Besitz einer ansehnlichen Parthei goldener und silberner Medaillen und Münzen, welche Er aus sehr vielen Privatschränken, Auctionen, Taschen und Winkeln zusammengekauft hatte, zu gelangen, womit Er ein nach guter Ordnung eingerichtetes Münz=Cabinet anlegte. Dieses meklenburgische Münz=Cabinet, welches "Ihm oft Gelegenheit zu mancher guten Betrachtung gegeben und dabei zum unschuldigen wahren Vergnügen gereicht" hatte, vermachte der Prinz "mit patriotischem Wunsch und starkem, ernstlichen Willen" dem fürstlichen Hause zu einem Hausstück und Fideicommiß.

Friedrich Franz, eifrig bemüht, Seines Vaters Willen zu erfüllen, befolgte nicht nur das Testament, sondern kaufte dazu noch die meklenburgische Münzsammlung des rostocker Stadt=Secretairs Niemann, die vollständigste im ganzen Lande, und andere Sammlungen und gab die ganze Sammlung im J. 1780 dem Archivar Evers ins Archiv, wo sie noch aufbewahrt wird. Die zahlreichen Doubletten bildeten die Grundlage der Sammlung der Universität Rostock, welche im J. 1830 dazu die Sammlung antiker Münzen des Prinzen Ludwig erhalten hat. Sogleich nach der Annahme betrieb Friedrich Franz die wissenschaftliche Bearbeitung dieses seltenen Schatzes und im J. 1798 erschien von Evers in zwei Bänden dessen "Meklenburgische Münzverfassung", ein noch jetzt höchst achtungswerthes Werk, welches dem Herzoge Friedrich Franz gewidmet ist.

Zu gleicher Zeit fing aber Friedrich Franz an, Selbst Münzen aller Art zu sammeln und zu studiren und legte Sich in Ludwigslust eine allgemeine Münzsammlung an. Einen lebhaften Anstoß hiezu gab

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 9 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

der große Fund von Doberan, welcher im Herbste 1805 bei der Erforschung der Klosterfundamente über 4000 Münzen ans Licht brachte, welche während der Reformation an der Stelle der Klosterschatzkammer vergraben waren; sehr vielen Besuchern von Doberan, wird der große Denkstein nahe bei der Kirche bekannt sein, welchen Friedrich Franz auf die Fundstelle liegen ließ. Diese Sammlung, welche 1839 nach Schwerin versetzt und geordnet ward, hat mit 4056 Münzen die Grundlage zu der allgemeinen Münzsammlung in Schwerin gebildet.

Die wackern Forscher und Sammler, welche Friedrich Franz aus der Regierung Seines Oheims überkommen hatte, waren in der ersten Hälfte Seiner Regierung gestorben, mit Ausnahme des Geschichtschreibers Rudloff, welcher bis in das Jahr 1822 lebte. Sie hatten oft und große Anstrengungen gemacht, die Bearbeitung aller vaterländischen Wissenschaften anzugreifen.

Am 6. Nov. 1776 und wiederholt 1778 erbot sich Bouchholtz, ein meklenburgisches Urkundenbuch herauszugeben, und 1774 wollte Evers alle Stadtprivilegien des Landes drucken lassen; jedoch fehlte es dazu an Geld und Theilnahme. Am 16. Mai 1777 wollte Bouchholtz mit 14 andern Gesinnungsgenossen eine "Gesellschaft der für das Vaterland Beflissenen" stiften, welche alles Meklenburgische sammeln und bearbeiten sollte, wozu ein Vorschuß von 4000 Thalern erbeten ward, erhielt aber Abschlag, da die Regierung besorgte, daß es den Mitgliedern theils an Fähigkeit, theils an Zeit dazu mangeln würde.

Die Zeit zu solchen Unternehmungen war noch nicht gekommen. Rudloff setzte seine Meklenburgische Geschichte fort; der zweite, wichtigste Theil erschien am 16. April 1785, dem Monate der Thronbesteigung des Herzogs Friedrich Franz, welcher das Werk fortan eifrig befördere; in dem Todesjahre Rudloffs erschien die letzte Abtheilung. Seit 1827 folgte unter Friedrich Franz v. Lützow's Mekl. Geschichte.

Im Anfange dieses Jahrhunderts schien eine Ermattung eintreten zu wollen; die alten gewiegten Forscher waren todt; der Despotismus der französischen Revolution schien jede Blüthe edlerer Pflege knicken zu wollen; die Kunst erstarrte vor dem Medusenhaupte des religiösen und politischen Wahnsinns; Malerei, Bildhauerei und Baukunst versteinerten, bis sie sich erst in den allerneuesten Zeiten wieder zu regen begonnen haben. Die großen und geistreichen Ludwigsluster Maler der vorigen Regierung: Denner, Matthieu und Findorf, erlebten die Schreckenszeiten nicht mehr. Nur im Gebiete des dichterischen Wortes nahm der Gedanke in Deutschland einen großen Aufschwung, wie in den neueren Zeiten die Wissenschaft der Kunst immer vorangegangen ist.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 10 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

In dieser Zeit war es ein großes Glück, daß dem Herzoge Friedrich Franz ein Mann begegnete, der etwas jünger, als Er, von demselben Streben und demselben Eifer beseelt war. Dies war Dethlof Joachim v. Oertzen aus dem Hause Roggow, ein Mann von ausgebreitetem Wissen und Forschungstriebe, dem das Vaterland und das Fürstenhaus nach den verschiedensten Richtungen, sowie die vaterländische Geschichte unendlich viel verdankt, 1797 als Kammerherr dem Erbprinzen zugestellt und im J. 1812 zum Hofmarschall ernannt. * ) v. Oertzen trat bald mit dem Herzoge in vertrauten wissenschaftlichen Verkehr.

Friedrich Franz begnügte sich nicht damit, Münzen zum Besehen zu sammeln; Er behandelte und beschrieb, so lange die leiblichen Kräfte ausreichten, die Münzen eigenhändig, eine Arbeit, welche bekanntlich sehr viel Wissen und Geschick erfordert.

Die im J. 1805 zu Doberan gefundenen und bis dahin gesammelten Münzen sind bald nach der Auffindung von v. Oertzen in einem Foliohefte beschrieben. Die seitdem

gesammelten Münzen sind in einem zweiten und dritten Foliohefte von [Vorlegung] Friedrich Franz eigenhändig beschrieben.

Das vierte Heft seit 1828, ist von dem damaligen Ludwigsluster Rector, spätern Schulrath Meyer geschrieben, dessen Hand sich schon am Ende des dritten Heftes findet.

Während dieser Beschäftigung mit den Wappen und Münzen gerieth der Herzog, vielleicht durch v. Oertzen's Erfahrungen auf dessen vielen und weiten Reisen veranlaßt, auf die bis dahin völlig unbeachtet gebliebenen vaterländischen Alterthümer. ** ) Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts hatte Friedrich Franz, durch glückliche Funde ermuntert, mehrere Aufgrabungen vornehmen lassen und gleitet. Im Frühling 1804 ward die in Schwerin befindliche kleine Sammlung nach Ludwigslust versetzt und zugleich der Oberzoll=Inspector Hauptmann Zinck mit ausgedehnten Aufgrabungen im Lande beauftragt, welche die erfolgreichsten und überraschenden Ergebnisse boten. Hiedurch ward der Grund zu der berühmten Alterthümersammlung gelegt, welche zu den wichtigsten von allen gehört und in Deutschland ohne Zweifel die bedeutendste in ihrer Art ist. Die französische Invasion störte dieses Bestreben auf einige Zeit; aber schon im J. 1810 sehen wir den Fürsten Höchstselbst schon wieder umfassende Forschungen und Nachgrabungen anstellen.


*) Norrmann's Biographie des Hofmarschalls v. Oertzen in Neuendorfs Stiftsländer des Bisthums Ratzeburg, 1832, Vorrede.
**) Friderico Franc., Erläuterung Einleitung, und Jahrbücher II, S. 134-136.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 11 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Sammlung war zuerst der Pflege Oertzen's anvertraut und es wurde wohl mancher Plan gehegt, sie nutzbar zu machen. Da starb am 15. Febr. 1820 der um die vaterländischen Wissenschaften hoch verdiente Hofmarschall v. Oertzen.

Zu derselben Zeit war der junge, geistreiche und eifrige Dr. Hans Rudolph Schröter von seinen nordische Reisen heimgekehrt, zum Professor in Rostock ernannt und dem Großherzoge Friedrich Franz nahe getreten, welcher ihn im J. 1821 zum Aufseher der Alterthümer=Sammlung in Ludwigslust ernannte. Sogleich entstand der Plan zur Herausgabe des großen Werkes Friderico-Francisceum, wozu [Vorlegung] Friedrich Franz die Alterthümer studirie und zeichnen ließ und welches Er mit dem allergrößten Eifer betrieb. Im Dec. 1825 ward aber Schröter von einer Lähmung befallen, welche ihn auf immer seiner lebendigen Thätigkeit entriß. Nach vielen Mühen und Wechselfällen konnte das große und schwierige Werk erst im J. 1837, jedoch noch vor dem Tode des Großherzogs, durch mich vollendet werden.

Am 28. Aug. 1833 hatte Friedrich Franz das Diplom als Ehrenmitglied der königlichen Gesellschaft für nordische Alterthumskunde zu Kopenhagen * ) angenommen, zu derselben Zeit, als die vaterländische Alterthumskunde sich auch in Kopenhagen lebendig zu gestalten anfing.

Als war Friedrich Franz der erste, welcher auch eine vaterländische Alterthumskunde schuf, nachdem Er die glänzende Sammlung gebildet hatte, die uns umgiebt, und wir können Ihn mit Recht den Schöpfer der vaterländischen Alterthumswissenschaft nennen, um so mehr, da Er zu einer Zeit, als noch Niemand diese - verrosteten Dinge erkannte, schon eine völlig klare Einsicht in die ganze Vorzeit besaß.

Die übrigen geschichtlichen Bestrebungen Schröter's, welche Friedrich Franz mit Lebhaftigkeit auffaßte, unter andern auch die Stiftung eines geschichtlichen Vereins und die Herausgabe einer Urkundensammlung, gingen durch seine unheilbare Lähmung ebenfalls unter.

Kaum hatte Friedrich Franz die Alterthümersammlung in Ludwigslust fest gegründet und überwältigt, als Er, einen neuen großen Krieg voraussehend, ein großes Werk zur Erhaltung der Alterthümer des Landes unternahm, durch welches Er wieder mit leuchtendem dem Beispiele voraufging. Er forderte im Sommer des J. 1811 vollständige Beschreibung aller Kirchen des Landes und ihrer Geräthe ein und bearbeitete das ganze aus 8 Foliobänden bestehende Werk eigenhändig in genauen statistischen Uebersichten in Tabellenform, [Vorlegung] ein Werk, welches für die Zukunft von großem Nutzen


*) Vgl. Mecklenb. Jubel=Almanach, 1835, S. 65.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 12 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

für die Geschichtsforschung werden kann, da durch Kriegszüge und durch Nachlässigkeit und Unverstand viel Wichtiges im Lande untergegangen ist.

Hiedurch bereitete Er den neuern Umschwung im Bauwesen für die geschichtlichen Bauwerke vor. Friedrich Franzens Zeit war dem Bauwesen nicht günstig, da sie unter dem Einflusse des nüchternen Revolutionsstyls stand und die Gothik erst in der letzten Zeit seiner Regierung entdeckt ward. Dennoch geben das Regierungsgebäude in Schwerin, eine der schönsten Ideen des großen Reformators Schinkel und Norddeutschlands, die vielen großen Gebäude in Doberan und Ludwigslust, das Schauspielhaus in Schwerin und andere Bauten den Beweis * ), daß Er nach dem besten Erreichbaren strebte und wohl das Edle erkannte. Selbst in der Gothik eilte Er voraus, indem er schon sehr früh (seit 1804) eine Probe in der katholischen Kirche zu Ludwigslust hinstellte. Vor allen Dingen aber ist es Ihm nicht genug zu danken, daß Er die unvergleichliche Abtei=Kirche zu Doberan, in welcher Seine Ahnen und nach Seinem Willen Er Selbst ruhen, mit Liebe und Sorgfalt hütete und pflegte, und das älteste Gotteshaus des Landes zu Althof, welches über 200 Jahre lang zum Backhaufe hatte dienen müssen, im J. 1822 entdeckte und wieder herstellte. Schon daß Er die Kirche zu Doberan nicht nach dem damals allein geltenden Geschmack ausweißen ließ, als sie im J. 1830 neu roth getüncht ward, ist ein Verdienst, das nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Die Achtung, welche Er diesen ehrwürdigen Denkmälern zollte, war vorzüglich der Hebel, welcher viele Menschen von nah und fern auf einen höhern Standpunkt in der Anschauung hob. Und diese beiden Gebäude und ihre Erforschung sind die ersten Veranlassungen gewesen und die Grundsteine geworden zu der großen Thätigkeit auf dem Gebiete mittelalterlicher Kunst, welche jetzt in Meklenburg herrscht; mit der Erforschung von Doberan und Althof begannen auch Schröter und unser Verein ihre von Friedrich Franz vorbereiteten Forschungen auf diesem Gebiete, welche jetzt nach 25 Jahren einen ziemlich sichern Abschluß erhalten haben.

Diefe mittelalterlichen Forschungen und diepflege der heidnischen Alterthumer setzten die geschichtliche Thätigkeit des Großherzogs in Seinen letzten Lebensjahren besonders in Bewegung, während Er auch in Andern die rein wissenschaftlichen Bestrebungen ehrte, indem Er wieder der erste Fürst war, welcher ein Ehrenzeichen für Verdienste um Kunst und Wissenschaft stiftete und es mit Seinem eigenen Bilde schmückte.

Bis zu Seinen letzten Lebenslagen hing Sein Herz treu an der Geschichte des Landes, und ich bin in der glücklichen Lage, aus meinen


*) Vgl. Mecklenb. Jubel=Almanach, S. 36.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 13 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

eigenen Lebenserfahrungen, außer vielen andern, besonders ein rührendes Zeugniß davon zu geben. Als Friedrich Franz im Sommer des J. 1836 schon auf dem letzten Siechbette lag, entdeckte ich in einer dunkeln Dachkammer des Schlosses zu Schwerin einen wohl verwahrten und künstlich verschlossenen Koffer, welcher, wie es sich später ergab, das geheime Archiv des Herzogs Carl Leopold und manches enthielt was wohl die Wißbegier reizen konnte. Kaum hatte Friedrich Franz von diesem Funde gehört, als Er Sich denselben augenblicklich nach Ludwigslust kommen ließ und mir am 1. Junii 1836 zurücksandte [Vorlegung] mit dem Befehle, die Papiere zu studiren und zu ordnen und Ihm nach den einzelnen Materien "packetweise" nach und nach nach Ludwigslust zu übersenden. Dies geschah denn auch vom 1. Julii 1836 an viele Male hinter einander, und Friedrich Franz nahm auf Seinem Sterbebette die genaueste Kenntniß von dem ganzen Inhalt dieser merkwürdigen Schriften, bis der Vorrath sich erschöpfte und Seine Kraft allmählig erlosch. Dies ist, neben der Vollendung des Friderico-Franciscei, Seine letzte Arbeit auf dem Felde der Geschichte und eine Seiner letzten Lieblingsbeschäftigungen gewesen, welche einen rührenden Beweis giebt, wie treu Sein Herz am Vaterlande und dessen Schicksalen hing.

Am 1. Februar 1837 ging Er, 80 Jahre alt, zu Seinen Vätern heim und ward mit großer Trauer in der Kirche zu Doberan vor dem Altare beigesetzt, wo Er Sich Selbst seine Ruhekammer erbauet hat.

Ehre sei Seinem Andenken, vor allem in unserm Vereine, welcher Seinen Sinn und Sein Streben zu bewahren und fortzupflanzen zur Aufgabe hat, welcher 25 Jahre lang gestrebt hat, sich diesem Ziele zu nähern, wenn auch nur durch die Anregung, welche durch ihn in seinen Jahrbüchern alljährlich gegeben ist, von denen ich jetzt als einen kleinen Tribut des Dankes den 25. Jahrgang dem Vereine überreiche [Vorlegung] und auf den Altar des Vaterlandes lege.

Lange lebe Friedrich Franz I. in unserm und in dem Andenken aller treuen Meklenburger!

 

Vignette