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IV. Zur Kunstgeschichte.


Der Hochaltar
der S. Georgen=Kirche zu Parchim,

von

G. C. F. Lisch,
Archiv=Rath und Conservator.


Die S. Georgen=Kirche in der Altstadt zu Parchim hatte einen für die Kunstgeschichte höchst merkwürdigen Altar aus dem Mittelalter. Im J. 1842 stand dieser Altar noch (vgl. Jahrbücher des Vereins für meklenb. Geschichte, VIII, S. 109) innerhalb der mit reichem Schnitzwerk verzierten Altarschranken, nebst vielem andern alten Schnitzwerk 1 ). Seitdem ist die Kirche im J. 1844 gründlich "restaurirt" und damit alles alte Schnitzwerk aus der Kirche entfernt. Von dem alten Hochaltare sind die 12 Apostel abgebrochen und zu beiden Seiten eines auf Leinewand gemalten Christusbildes auf einem neuen Altarschreine angebracht, dessen zwei Pfeiler außerdem mit zwei weiblichen Heiligen von dem alten Altare verziert sind.

Da ich im J. 1842 die Einrichtung des Altares aufgenommen habe, so kann ich jetzt noch eine Beschreibung des=


1) Welchen Reichthum an Kunstwerken die S. Georgen=Kirche zu Parchim besessen haben muß, beweiset die Thatsache, daß sie 35 Neben=Altäre hatte.
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selben liefern. Der Altar war ein Flügelaltar mit doppelten Flügeln. Die Vorderseite war mit vergoldeten und bemalten geschnitzten Figuren unter Baldachinen besetzt.

Die Mitteltafel war in der Vorderansicht in drei Abtheilungen getheilt. In der Mitte stand der dornengekrönte Christus (Ecce homo), über den zwei Engel den Königsmantel hielten; neben demselben standen in zwei Reihen über einander die zwölf Apostel. Die beiden Flügel waren in der Vorderansicht queer auch in zwei Abtheilungen getheilt: in jedem Flügel standen oben vier männliche, unten vier weibliche Heilige, also in den Flügeln zusammen sechszehn Heiligenbilder. Die Hinterseiten waren, wie gewöhnlich, mit Malereien auf Goldgrund geschmückt. Oben über der Verzierungsleiste stand ein alter Wappenschild: auf grünem Grunde ein schwarzer Queerbalken mit drei goldenen Weintrauben.

Dieser Altar ist in neuern Zeiten hart mitgenommen worden. Zuerst wurden am Ende des 17. Jahrhunderts die Malereien auf den Flügeln dem Untergange geweihet. Sei es, daß sie hinfällig geworden waren, sei es, was glaublicher ist, daß kirchliche Eitelkeit sich überhob und an die Stelle des Guten etwas recht Schlechtes im Geiste der Zeit setzte: im Jahre 1699 wurden die alten Gemälde mit schlecht gemalten neuen Passionsgemälden bedeckt. Cleemann berichtet (Chronik der Vorderstadt Parchim, 1825, S. 278): daß die Flügel "1699 auf Gregor Liedlich's und Jacob Brasch'ens Kosten bemalt" worden seien. Diese Nachricht, welche auch auf die Flügel gemalt war, ist jetzt nicht mehr mit Bestimmtheit zu entziffern. Auf der Rückseite der Flügel ist noch zu lesen: "Zur Ehre Gottes und Zierde dießer Kirchen hadt dieße Paßiohn Seite vermahlen laßen . . . . . . . . . ch und seine Hausfrauw Elisabeth Foß. - - 1699". Diese Bilder sind in Oel auf Leinewand gemalt und fest auf die Flügel genagelt, so daß durch die Absperrung von Luft und Licht die alten Bilder darunter sicher dem Verderben preisgegeben sind, wenn noch etwas vorhanden war, was allerdings zu glauben ist.

Die Restauration der jüngsten Zeiten zerriß und vernichtete theilweise den ganzen Altar. Die Täfelung der Mitteltafel ward vernichtet, der Christus ward verworfen, die zwölf Apostel wurden zu dem nur einfach architektonisch construirten Altare verwandt und neu bemalt und vergoldet. Aus den Flügeln nahm man die Heiligenbilder und warf sie mit vielem andern Schnitzwerk auf ein in der ehemaligen Sacristei erbauetes jüngeres Grabgewölbe. Die Flügel selbst wurden in der Thurmhalle so an die Wande genagelt, daß die Vorder=

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seiten mit den Baldachinen an die Wand gekehrt und die schlecht gemalten Passionen von 1699 zur Schau gebracht wurden.

Da der Altar eine besondere Wichtigkeit hat, so unternahm ich im J. 1857 eine Untersuchung und Herstellung, so weit die letztere noch möglich war. Ich ließ die Tafeln wieder umkehren, so daß der Goldgrund mit den Baldachinen wieder ans Tageslicht kam, suchte die Heiligenbilder von dem Sacristeigewölbe wieder hervor und setzte sie unter ihre Baldachine; sie fanden sich glücklicherWeise auch alle (14) wieder und konnten an ihre alte Stelle gesetzt werden, mit Ausnahme der beiden weiblichen Heiligenbilder, welche zur Verzierung der Pfeiler des neuen Altars verwandt sind. Eine weitere Untersuchung ergab, daß die alten Malereien auf den Flügeln unter den aufgenagelten jüngern Passionsgemälden völlig abgefallen waren; es waren nur noch ganz geringe Ueberreste vorhanden, aus denen sich aber ergab, daß die alte Malerei in lebhaften und kräftigen Farben ziemlich gut ausgeführt gewesen war.

Die auf der Rückseite mit Zeichen bezeichneten Heiligenbilder konnten genau wieder an ihre alte Stelle gesetzt werden. Die Anordnung ergab folgenden Zusammenhang.

Es standen:

auf dem Flügel zur Rechten:

oben: vier männliche Heilige:

der H. Gregor, als Papst;
der H. Hieronymus, mit Kardinalshut und Buch;
der H. Georg im Harnisch, mit Schild und Lirndwurm;
der H. Victor (Gereon? oder Mauritius?), ein geharnischter Ritter mit einem Rittergürtel;

unten: vier weibliche Heilige mit einer Krone auf dem Haupte:

die H. Barbara, mit dem Thurm im linken Arme;
die H. Agnes, mit dem Lamm im linken Arme;
die H. Katharina, mit einem Rade (ohne Speichen, oder einer Scheibe?);
die H. Dorothea (?), mit einem Korbe oder Henkeltopfe in der Hand;

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auf dem Flügel zur Linken:

oben: vier männliche Heilige:

der H. Nicolaus von Bari (?), ein Diakon mit drei Broten (?) im rechten Arme;

der H. Rupert (?) von Salzburg, als Diakon, mit einem Satzfasse, welches ganz wie noch jetzt die gewöhnlichen hölzernen Küchen=Salzfässer gestaltet ist;

der H. Antonius (? oder Johannes Elemosinarius?) mit einem viereckigen Beutel in der Hand;

der H. Veit, als Bischof, in einem Grapen stehend, mit einem Buche im Arme;

unten: vier weibliche Heilige:

die H. Maria Magdalena, im Schleier und einer goldenen Büchse im Arme, steht an einem Pfeiler des neuen Altars;

die H. Anna (?), deren beide Arme ganz abgebrochen sind;

die H. Maria (?) (Elisabeth?), im Schleier, mit einer Schüssel mit zwei Fischen im rechten Arme;

die H. Christine (?), mit goldener Mütze und langem Haar und einem Buche im Arme, steht an einem Pfeiler des neuen Altares.

Die Anordnung ist daher aus folgender Uebersicht anschaulich:

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Altarmalerei
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Die ganze alte Arbeit ist von mittlerer Beschaffenheit und wie gewöhnlich die Altäre in den größern Kirchen; die Bildschnitzerei der Figuren ist ziemlich gut. Die Baldachine sind nicht reich und nicht fein; das Thurmwerk derselben ist nur bemalt; allein die Bogenverzierungen sind vergoldet. Die Malerei auf den Flügeln scheint recht brav gewesen zu sein.

Dieser Altar hat nun eine besondere Wichtigkeit für die ganze Kunstgeschichte dadurch, daß über die Anfertigung desselben ein Contract vom Jahre 1421 im großherzoglichen Staats=Archive zu Schwerin aufbewahrt wird, der hier am Schlusse mitgetheilt ist.

Am 19. November 1421 schloß der "Maler Henning Leptzow zu Wismar" ("Hennyngh Leptzowe, eyn meler, wonaftich tho der Wisiner," und: "pictor et opidanus opidi Wismariensis,") mit den Vorstehern der S. Georgen=Kirche zu Parchim (dem Pfarrer, dem Vikar, dem Officianten und einem Rathsherrn) einen Contract über die Anfertigung eines Altarschreins ("tafel") für den hohen Altar der S. Georgen=Kirche zu Parchim zur Ehre Gottes, der Jungfrau Maria und des heiligen Ritters Georg; er verpflichtete sich darin, auf die Tafeln 30 geschnitzte Bilder ("snedene bilde") 1 ) mit den dazu gehörenden Pfeilern und Baldachinen zu setzen, die Tafeln und Figuren mit seinem Golde und mit Farben zu belegen und auf die Flügel so viele und diejenigen "Materien" zu malen, welche die Kirchenvorsteher haben wollten und den Grund zu vergolden, so daß jeder Meister des Malergewerkes sagen müsse, daß er Gott und seiner Pflicht Genüge geleistet habe; er verpflichtete sich ferner, alles Holz= und Bildwerk und die ganze Arbeit auf seine Kosten zu übernehmen und den Altar fertig abzuliefern, auch zu nächsten Pfingsten seine Wohnung in Parchim aufzuschlagen und nicht von Parchim zu ziehen und keine andere Arbeit vorzunehmen, bis der Altar vollendet sei, es sei denn mit Erlaubniß der Kirchenvorsteher. - Für diesen Altar versprachen die Kirchenvorsteher dem Maler Henning Leptzow zu geben: freie Wohnung in Parchim, das Holzwerk und (geschnitzte) Bildwerk, das schon in der Kapelle stand, das Holz zu dem Altarfuße, alles Eisenwerk, 210 lübische Mark Pfenninge, drei Fuder Holz und zwei Seiten Speck; das Geld sollte von Zeit zu


1) Der Ausdruck: "snedene bilde" - geschnittene oder geschnitzte "Bilder" scheint sehr charakteristisch zu sein; man wollte "Bilder" haben, jedoch geschnitzte (nicht flach gemalte), um ihnen mehr Leben zu geben. Die geschickte Bemalung und Vergoldung der Figuren war daher eine große Hauptsache und allgemein verbreitet.
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Zeit während der Arbeit ausgezahlt werden, und wenn nach Vollendung der Arbeit 20 bis 30 Mark rückständig sein sollten, so versprach der Maler, dieselben ein halbes Jahr lang zu stunden.

Dies ist der wesentliche und vollständige Inhalt des Contracts, aus welchem hervorgeht, daß ihn ein Maler übernahm, der den Altar nicht allein in Malerei und Vergoldung, sondern auch in Bildschnitzerei, ja selbst in der Handwerksarbeit an Tischlerarbeit und Schmiedearbeit zu vollenden versprach; aus den Andeutungen des Contracts ist zu entnehmen, daß schon einige Figuren fertig waren, deren Benutzung dem Maler gestattet ward.

Wahrhaft rührend ist die Einfachheit und auf Rechtlichkeit und Gottesfurcht gegründete Zuverlässigkeit des Contracts. Hier ist nicht von Höhe und Breite, nicht von Quadratfußen Vergoldung, nicht von Rissen und Kartons die Rede; der Maler verspricht nur, den Altar so herzustellen, daß "jeder Meister des Malergewerkes sagen müsse, daß er seinem Herrn Gott und seiner eigenen Redlichkeit Genüge gethan habe"; er verspricht nur, Alles so zu machen, "wie es sich von Rechts wegen gebührt", und erbietet sich, "auf die Flügel zu malen, welche und wie viele Materien sie darauf haben wollen": und mit diesen Verheißungen begnügen sich dann auch die Kirchenvorsteher.

Eine andere Hauptwahrnehmung ist der Preis, welcher dem Maler für die Vollendung zugebilligt ward; die freie Wohnung war ihm zu einem so großen Werke unumgänglich nothwendig; die drei Fuder Brennholz und die zwei Seiten Speck sind kaum der Rede werth. Der eigentliche Lohn für Arbeit und Material des ganzen Altars sind also 210 lübische Mark, welche im J. 1421 einen höhern Werth 1 ) haben mochten, nach jetzigem Silberwerthe aber nur ungefähr 370 Thaler pr. Cour. werth sind. Diese Summe ist allerdings nicht bedeutend und ein Beweis für die große Gewandtheit der Künstler damaliger Zeit, die den Styl beherrschten. Bemerkenswerth ist die Bedingung, daß der Maler seine Wohnung in Parchim nehmen solle, ohne Zweifel um das fertige Werk vor jeder Beschädigung sicher zu stellen.


1) So sagt noch der Procurator und nachmalige Rathsverwandte und Secretair Bartholomäus Sastrow zu Stralsung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, daß "in seiner Haushaltung ihm, das eine Jahr weniger, das andere mehr, jedes Jahr 300 Gulden aufgegangen sei". Vgl. Barth. Sastrowen Herkommen, herausgegeben von Mohnike, III, S. 16, vgl. S. 7 ("daß man ein Jahr mit 100 Mark haushalten könne").
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Der Altar dieses Contracts ist nun ohne Zweifel der oben beschriebene ehemalige Hochaltar der S. Georgen=Kirche. Der Maler hatte sich verpflichtet, "30 geschnitzte Bilder" auf der Vorderwand anzubringen; der alte Altar hatte jedoch 31 Figuren: 1 Christusbild, 2 Engel, 12 Apostel und 16 Heilige. Wahrscheinlich ist die Darstellung des Christusbildes mit den zwei Engeln erst nach dem Abschluß des Contractes entworfen, oder die Christusfigur war schon vorhanden, oder der Maler rechnete die zwei Engel für eine Figur.

Von Interesse ist die Beschreibung der Bildsäulen und ihrer Einfassungen. In dem Contracte wird gesagt, daß Henning Leptzow liefern wolle: "druttich snedene bilde myd eren huseten, pilren, simborien vnde maschelrygen". Diese Ausdrücke sind dunkel und schwer zu erklären; ich will eine Erklärung versuchen:

husete sind die "Häuser", in welchen die Figuren stehen, ein allgemeiner Ausdruck für die äußere Einrahmung und Umkleidung der Figuren, der durch die folgenden besonderen Ausdrücke erläutert wird; besonders aber mögen auch die vergoldeten Hintergründe mit zu Häusern gerechnet sein.

pilre sind die "Pfeiler", in Form von Strebepfeilern, welche die einzelnen Figuren trennen.

simborien sind die ciboria oder Baldachine, welche die Figuren bedecken; ciborium oder cimborium war eine bedeckte Nische oder ein mit einem Thürmchen bedeckter Säulenbau über dem Altare, auch Tabernakel genannt; späterhin gebrauchte man das Wort überhaupt für eine Nische mit einer Krönung oder für die Krönung selbst, wie die Nischen des Hochaltars zu Doberan, in welchen die Figuren standen, im J. 1461 Cimborien genannt wurden: "imagines sanctorum, que continentur in cimborio summi altaris (vgl. Jahrb. XIX, S. 392). Auch in einer am 29. September 1399 von dem Fürsten Balthasar von Werle geschehenen Transfumirung einer darguner Urkunde vom 29. April 1313 im pommerschen Archive zu Stettin wird gesagt, daß auf dem Siegel des Dom=Capitels zu Camin unten: "fünf Figuren unter Ciborien ("inferius quinque ymagines super capitibus simboria") stehen. Das alte Siegel selbst (z. B. 1272 und 1274) zeigt unten fünf Figuren, über welchen drei einfache Rundbogen stehen; es werden also 1399 sogar einfache Bogen oder Wölbungen ohne Thürchen Ciborien genannt.

maschelrygen sind wahrscheinlich die Attribute der

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Heiligen, plattdeutsch verderbt aus dem dem Italiänischen entlehnten mittellateinischen Worte massaritia = Geräth, Werkzeug, Hausrath, wohl von mansio (französisch maison) hergeleitet.

Aus dem ganzen Contracte geht aber hervor, daß Henning Leptzow, Bürger zu Wismar ("opidanus opidi Wismariensis"), in Wismar wohnhaft, sicher ein Meklenburger war und daß die Altäre von Einheimischen gemacht wurden, was bei der sehr großen Anzahl solcher Arbeiten auch nicht anders zu erwarten ist. Die Künstler für große Werke hatten ihren Sitz freilich wohl nur in großen Städten, wie die Kirchenvorsteher in Parchim sich zur Anfertigung eines Hochaltars einen Maler aus Wismar kommen lassen mußten.

Von Wichtigkeit würde die Zeichnung und Vervielfältigung einer Figur dieses Altars mit Pfeilern und Baldachin sein, um einen ganz bestimmten Anhaltspunct für den Styl der Zeit 1 ) zu gewinnen.

Es folgt nun hier der Contract selbst.

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1) Der aus Lübeck stammende, jetzt wieder geöffnete, große Altar in der Kirche zu Grabow mit 56 Heiligenbildern ist auch datirt vom J. 1379 (vgl. Jahrb. X, S. 319).
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Contract.


Der Maler Henning Leptzow zu Wismar schliesst mit den Vorstehern der S. Georgen=Kirche zu Parchim einen Contract über die Anfertigung eines Hochaltars für die S. Georgen=Kirche zu Parchim.

D. d. (Wismar), 1421, Nov. 19,

mit dem Notariats=Instrumente über den Abschluss

d. d. Wismar, 1421, Nov. 30.

Nach dem Original=Notariats=Instrumente im grossherzogl. meklenburg. Geheimen= und Haupt=Archive zu Schwerin.


In nomine domini Amen. Anno natiuitatis eiusdem m. ccccxx primo, indictione xiiii, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Martini, diuina prouidentia pape quinti, anno quinto, mensis Nouembris die vltima, in domo habitacionis honorabilis viri Johannis Vresen, consulis opidi Wismariensis, Raceburgensis diocesis, hora nona vel quasi, in mei notarii publici testiumque infrascriptorum presencia personaliter constituti discreti viri dominus Hinricus de Pritze, presbiter Zwerinensis diocesis, pro se et nomine honorabilium virorum dominorum Hermani Willer, plebani ecclesie sancti Georgii, Johannis Subus, officiantis ibidem, et Hinrici Rolof, consulis opidi Parchimensis, dicte dioceste Zwerinensis, et Hennynghus Leptzowe, pictor et opidanus opidi Wismariensis, dicte Raceburgensis diocesis, quandam cedulam papiream in manibus eorum tenuerunt, produxerunt et legi fecerunt in bec verba:

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In godes nâmen Amen. Vôr allen cristen lû, de desse schrift zê, hôren edder lezen, bekenne ik Hennyngh Leptzowe, eyn meler, wônaftich tho der Wismer, dat ik na den iâren godes vêrteynhundert iâr inme eynvndetwynteghesten iâre dârna, in sunte Elizabet dâghe der hilghen vrûwenâmen, hebbe mâket vnde iêghenwardich mâke in desser schrift êne êndracht myd den êrbâren heren vnde lûden, alze her Hermen Willer kerkheren, her Hinrik van Pritze vicario, her Johann Subus offiante der kerken sunte Jurien vnde myd Hinrick Rolof, râdman der stadt to Parchem, vmme êne tâflen to mâkende vp dat hôghe altare in der suluen kerken sunte Jurien to Parchem in de êre des almechteghen godes, syner lêuen môder Marien vnde des hilgnen ridders sunte Jurien in sodâner wise, alze hîr nâ screuen steyt, dat ik Hennyng vôrscreuen schal vnde wil to paschen nêghest thôkômende thên tho Parchem wônen in êne wônynghe, de my desse vôrbenômeden prêstere vnde lûde vrîg dâr tho scheppen scholen, vnde schal desser tâflen beghynnen to mâkende, dârinne stân scholen druttich snedene bilde myd eren hûseten, pîlren, simbôrien vnde maschelrygen, alze zyk dat dâr tho van rechte bôrt, vnde ik schal de bilde vnde tâflen thôvâten myd varwen vnde myd finen gholde vorgholden vnde belegghen bynnen vnde bûten, alze syk dat ghebôrt, vnde in de vlôghele desser tâflen schal ik mâlen, watte matêrien vnde wo vele matêrien ze dâr in hebben wyllen, vnde de ôk myd fynem gholde belegghen bynnen vnde bûten, alze vôrscreuen is, vnde hôuen alle dinck schal ik desse tâflen mâken bynnen vnde bûten, alzo dat eyn iêwelk werkman des melewerkes zegghe, dat ik vnseme lêuen heren gade vnde myner reddelcheyt vôr de pennynghe, de ze my hîr vôre gheuen scolen, vul ghedân hebbe, wan desse tâfle gantzeken rêde mâket is, vnde ik Hennyngh schal desse tâflen mâken vp myne êghene koste, vnde ik schal dâr tho scheppen alle holtwerk vnde alle bylde, bôuen dat holtwerk vnde bilde, de alrêde to Parchem in der capellen stân, behaluen dat holtwerk, dat to deme vôte desser tâflen hôrt vnde nutte is, dat scholen ze my scheppen, vnde ik schal den vôet hôwen vnde mâken lâten vp myne koste; ok alle yzerwerik, dat hîr tho hôrt, dat scholen desse heren vnde lûde my scheppen vp ere koste, vnde ik Hennyngh en-

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schal, noch enwil van Parchem nicht wônen thôn, id enzy dat desse tâfle gantzeken rêde zy. Ok enschal ik anders nyn mâlewerk vôre nemen to mâlende edder tho mâkende, êr desse tâfle rîde is, id enzy, dat ik dat dů na desser vôrbenômeden heren râde vnde willen. Hîr vôre scholen my desse heren vride lûde gheuen twêhundert lubesche mark pennynghe, alze tho der Wismer ghenge vnde gheue synt, vnde teyn lubesche mark pennynge, alze tho Parchem ghenge vnde gheue synt, drê vôder holtes vnde twê syde speckes. Desse twêhundert lubesche mark vnde teyn mark schalen desse heren vnde lûde my berêden bynnen Parchem edder bynnen der Wismer, vp ere êuentûre, wôr ik de berêdinghe lêuest hebben wil, van tyden to tyden allentêlen alze ik de tâflen berêde vnde mâke. Wêret ôk wan desse tâfle rêde is, dat dessen heren vnde lûden twyntich mark edder druttich mark enbrôke, alzo dat ze my de nicht rede gheuen konden, wan de tâfle rêde is, der pennynghe schal ik dach geuen vnde en der beyden myd ghû e den willen eyn half iâr. Alle desse vôrscreuen stucke vnde artikele vnde eyn iêwelk besunderghen lôue ik Hennyngh Leptzowe myd mynen eruen dessen vôrbenômeden heren vnde prêsteren, alze her Herman Willer, her Hinrick van Pritze, her Johan Subus, Hinrik Rolof, radman to Parchem, alze vôrstenderen desser tâflen vnde werkes, vnde tho erer vnde des suluen ghodeshûses sunte Jurien to Parchem trûwer hand den borghermêsteren vnde râdmannen dârsulues to Parchem stede vnd vast tho holdende in ghûden lôuen.

Post cuius quidem cedule productionem predicti dominus Hinricus de Pritze et Hennyngh Leptzowe omnia et singula in dicta cedula conscripta grata et rata habere et firmiter obseruare promisserunt, requirentes me notarium infrascriptum, vt ipsis super premissis vnum vel plura publicum vel publica conscriberem instrumentum vel instrumenta. Acta sunt hec anno, indictione, pontificatu et aliis quibus supra, presentibus honorabilibus viris dominis Jacobo Hoghenkerken, Gherardo Kos, presbiteris, Laurencio Manderowen, rectori scholarum apud beatam virginem, JohanneVresen, consule, Georgio Belowen, prothonotario, consulibus opidi Wismariensis

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antedicti et Johanne Bolten, laico, Zwerinensis et Raceburgensis diocesis sepedicte, testibus ad premissa vocatis et rogatis in testimonium omnium premissorum.

(L. Sign.)
Nicolaus
Craghe .
Et ego Nicolaus Craghe, clericus Zwerinensis diocesis, publicus auctoritate imperiali notarius, quia huiusmodi cedule productioni, lectioni omnibusque aliis et singulis, dum sic, vt premittitur, fierent et agerentur, vna cum prenotatis testibus presens interfui eaque sic fieri vidi et audivi, me aliis occupato negociis per alium fidelem conscribi feci et in hanc publicam formam redegi signoque et nomine meis solitis et consuetis signaui rogatus et requisitus, in euidens testimonium omnium et singulorum premissorum