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Die Kirche zu Lübchin

ist ein alter Bau in romanischem Baustyl und ganz von Granitgeschiebe oder Feldsteinen ausgeführt, ohne Zuthat von gebrannten Ziegeln. Die Kirche besteht aus einem quadratischen Chor, einem etwas breiteren Schiffe und einem Thurmgebäude. Der quadratische Chor hat eine halbkreisförmige Apsis, eine für Meklenburg große Seltenheit, welche sich sonst im östlichen Meklenburg, östlich von den Kirchen zu Lübow und Vietlübbe, wohl nicht weiter finden dürfte, wenn nicht die Kirchenruine von Papenhagen zu Rambow bei Malchin noch ein halbkreisförmiges Fundament für die Apsis hat. Die Apsis hat drei, der Chor an der Südseite ein, das Schiff an jeder Seite vier Fenster. Alle Fenster sind mit schräger, glatter Laibung, ohne weitere Verzierungen, im Rundbogen gewölbt; der Kalkputz der Wölbungen ist zum Theil noch alt, gelblichweiß, glänzend und steinhart. Das südliche Fenster der Apsis ist in jüngern Zeiten erweitert und verunstaltet. An die Nordseite des Chores ist die Sakristei angebauet und daher ist diese Seite ohne Fenster. Die Pforte in den Chor und die Pforte vom Chor in die Sakristei sind rundbogig; eben so hat die Südseite des Schiffes eine rundbogige Pforte.


1) Ich verdanke die Entdeckung dieser wichtigen Kirche der freundlichen Beförderung des Herrn von Behr=Negendanck auf Semlow im Interesse des Vereines.     G. C. F. Lisch.

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Alle Pforten sind einfach und ohne Verzierungen. Der Chor allein ist gewölbt und hat ein altes romanisches Gewölbe ohne Rippen, so daß die Gewölbekappen nur in einer Nath zusammenstoßen; die vier Gewölbenäthe des Chores laufen von den vier Ecken in den Scheitel zusammen; vom Scheitel laufen zwei Näthe in die Apsis zwischen die drei Apsisfenster hinab: die Gewölbe in der Apsis sind jedoch etwas unfertig angesetzt, als wenn in neuerer Zeit nachgeholfen wäre. Das Schiff hat eine Balkendecke.

Der Bau der alten Kirche hat alle Elemente des romanischen Baustyls vollständig. Die Kirche zu Lübchin ist also der gegenüber liegenden Kirche zu Semlow sehr ähnlich, nur daß dieser die halbkreisförmige Apsis fehlt und eine grade Altarwand gegeben ist. Ich möchte daher die Kirche zu Lübchin noch in das 12. Jahrhundert setzen. Im J. 1238 wird "Theoderich Kapellan zu Lübchin" (vgl. Lisch Mekl. Urk. I, p. 52) genannt; jedoch ist es möglich, daß dieser Kapellan der Burgkapelle war, indem sich der Fürst Johann von Meklenburg noch auf der Burg aufhielt und ein Burgvogt und Burgmänner auf derselben wohnten.

Der Thurm ist freilich alt, jedoch etwas jünger als die Kirche und schlechter gebauet; er hat schon einen behauenen, gegliederten Sockel. Er ist auch ganz von Feldsteinen gebauet, unten viereckig, oben achteckig, was schon an vorpommersche Kirchenbauten erinnert. Wenn unten im Thurm auch ein Fenster und eine Treppenöffnung in der Mauer und eben so die Schallöffnungen oben im Achteck des Thurmes noch rund sind, so ist doch die Hauptpforte in den Thurm und der Bogen vom Thurmgebäude ins Schiff schon spitzbogig gewölbt.

Eben so ist auch der Triumphbogen, der Gurtbogen zwischen Chor und Schiff, schon spitzbogig gewölbt. Dies ist aber auch der einzige Anklang aus einer jüngeren Zeit in der eigentlichen Kirche. Es findet sich aber oft, daß grade der Triumphbogen in romanischen Kirchen spitz gewölbt ist, vielleicht in jüngeren Zeiten.

Die Thurmhalle ist gewölbt gewesen; die Gewölbe haben sehr dünne Rippen von quadratischem Durchschnitt gehabt; jedoch sind die Gewölbeansätze an den Ringmauern noch rund. Dies alles zeugt für einen jüngern Bau des Thurmes. Der Thurm ist dem Thurme der Kirche zu Sanitz ähnlich.

Sonst ist die Kirche im Innern ganz restaurirt und nüchtern.

Auf dem Kirchhofe neben der Kirche steht ein alter, sehr

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schöner, romanischer Taufstein, welcher in neuern Zeiten in drei Stücken zusammengestellt ist; an der Schale ist jedoch schon viel ausgesprungen. Außerdem liegt auf dem Kirchhofe noch ein behauener Stein, der auch zu einem Taufstein gehört zu haben scheint.

Die mittlere Glocke hat folgende Inschrift in gothischer Minuskel:

Inschrift

An der Stelle der Punkte stehen Münzenabdrücke.

Die kleinste Glocke, welche sehr dunkel hängt, stammt aus derselben Zeit; sie hat die Umschrift, ohne Jahreszahl:

Umschrift

Vor dem Altare liegt ein Leichenstein mit dem Wappen der Behr rechts und dem Wappen der von Blankenburg links und folgender Inschrift in lateinischen Unzialen:

DIESEN STEIN VND BEGRÄBNIS HAT FRAW CATARINA VON BLANCKENBVR GEN, SEHL. HERRN CAMER IVNCKER VND DES RIBNITZER KLOSTERS PROVI SORIS HEINO BEHREN, SEHL. HERRN GEORG CHRISTOFF BEHREN SOHNS, NACHGELASSENE FRAW WITBE, VOR SICH VND IHREN SEHL. EHEHERREN VND IHRE KINDER VND ERBEN AUFF RICHTEN VND IHN DEN 15 MARTII ANNO 1695 DARIN SENGKEN LASSEN SEINES ALTERS 61 JAHR 6 MONAHT 22 TAGE.

G. C. F. Lisch.