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Reib=, Roll= oder Klopfsteine von Friedrichshöhe.
Zu Friedrichshöhe bei Rostock, der Besitzung des Herrn Ritter, fand dieser beim Ausfahren eines Moderloches von 6 bis 7 Ruthen Ausdehnung und gegen 10 Fuß Tiefe in der Mitte, beim Ausgraben von 470 Fudern nach und nach elf Klopf= oder Reibsteine, in der Tiefe, 1 bis 2 Fuß über dem Sandgrunde, so daß in der Mitte an 7 Fuß reine Modererde aus organischen Stoffen darüber gewachsen war. Die Steine bestehen vorherrschend aus weißem, alten Sandstein, dem Material der alten Schleifsteine für die feuersteinernen Geräthe, einige auch aus dem seinkörnigsten Granit oder aus vulkanischem Gestein, sind also alle sehr hart. Man sieht aus der Reihenfolge die allmählige Abschleifung bis zur Kugel ganz klar. Einige Steine haben noch große, natürliche, glatte Bruchflächen und haben noch eine längliche Gestalt; andere sind an vielen Stellen rundlich abgerieben und zeigen nur noch wenige, kleinere, natürliche Flächen; noch andere sind vollkommen kugelförmig abgerieben. Die Steine haben einen Durchmesser von 3 bis 5 Zoll; die kleinsten sind diejenigen, die sich der Kugelgestalt nähern, also am meisten abgerieben sind; dies sind aber auch zugleich diejenigen, welche aus anderer Steinart, als aus altem Sandstein sind. Diese Steine haben offenbar zu häuslichen Zwecken in den ältesten Zeiten gedient. Man hat wohl hin und wieder gemeint, diese Steine hätten zum Zurechtklopfen der steinernen Geräthe der ältesten Zeit gedient und sie daher Klopf= oder Knacksteine genannt; hiezu mag aber die Kugelform am wenigsten passen. Es ist auch keine Spur vorhanden, aus der man schließen könnte, daß etwas Hartes damit geschlagen wäre. Dagegen ist es klar sichtbar, daß die Steine ihre Rundung durch Reiben erhalten haben. Ich möchte daher annehmen, daß diese Steine zum Zerreiben des Brotkorns in den halbmuldenförmig ausgehöhlten Mühlsteinen gebraucht worden seien, ohne mit dieser Ansicht andern entgegentreten zu wollen.
Auffallend ist es, daß einige Steine vollkommen kugelförmig sind. Die Steine sind also entweder nach und
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nach beim Gebrauch für andere Zwecke so rund gerieben, und in diesem Falle ist die Abrundung nicht absichtlich und die Steine können dann Reibsteine sein; - oder die kugelförmige Abreibung ist von vorne herein beabsichtigt, und in diesem Falle sind die noch nicht kugelförmig gestalteten Steine noch nicht vollendet und zu andern Zwecken als zum Reiben bestimmt. Ist die kugelförmige Gestaltung von vorne herein beabsichtigt, so können die Steinkugeln aus der Steinperiode 1 ) auch dazu bestimmt gewesen sein, die großen Decksteine auf die Hünengräber hinaufrollen zu helfen. Se. Majestät der König von Dänemark hat in einer in der Nordischen Gesellschaft zu Kopenhagen am 29. Mai 1857 gehaltenen Vorlesung 2 ) (vgl. Antiquarisk Tidsskrift, 1855 - 1857, Heft I, Kjöbenhaven, 1857, p. 88 flgd.) diesen Gegenstand zu einer besondern Untersuchung gewählt, da es allerdings fast unbegreiflich ist, wie die Menschen der Steinperiode ohne Maschinen so gewaltige Massen haben bewegen und heben können. Se. Majestät hat nun sehr wahrscheinlich gemacht, daß nach Aufrichtung der Tragsteine die Decksteine auf einer zum Zweck der Hinaufschaffung gefertigten schiefen Ebene bis zur Höhe der Spitzen der Tragsteine hinaufgerollt seien. Dies konnte durch Rollhölzer geschehen, meiner Ansicht nach aber auch vtelleicht durch steinerne Kugeln oder durch Mithülfe derselben. Und waren Kugeln hiezu nicht ganz zweckmäßig, so konnten sie vielleicht zur Fortbewegung auf der geraden Ebene gebraucht sein. Auch der große Denkstein am Seebade Doberan, welcher größer ist, als die größten Decksteine der Steingräber, ward auf metallenen Kugeln nach dem Seebade Doberan gerollt. Die große Menge der zu Friedrichshöhe gefundenen Steine scheint auch für diese Ansicht zu sprechen, da die Vermuthung dafür spricht, daß man sie rund reiben wollte, es dagegen nicht wahrscheinlich ist, daß auf einer Stelle so viel Mühlreibsteine mit einem Male sollten versenkt sein.
Am wenigsten glaube ich, daß diese Steine zu Schleuder=
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steinen gebraucht worden seien; denn theils brauchten diese nicht gerade ganz rund zu sein, theils wäre die Arbeit woht zu groß gewesen, Steine rund zu reiben, um sie wegzuwerfen.
In gleicher Tiefe mit den Steinen lagen in dem Moderloche auch noch große und kleine Scherben von alten Gefäßen, welche sicher heidnisch sind, da sie mit zerstampftem Granit durchknetet sind; die Scherben sind aber sehr roh geformt, haben also zum häuslichen Gebrauche gedient.
Aus der Tiefe, in welcher Alterthümer dieser Art in Torf und Moder liegen, kann man wohl schwerlich einen sichern Schluß auf die Zeit machen, in welcher diese Gegenstände versunken sind, als die Moderlöcher noch Wasser waren. Schwere Gegenstände drücken sich leicht durch, bis sie festen Grund finden.
Außerdem ward in dem Moderloche noch die Hälfte einer großen durchbohrten Scheibe (eines Netzsenkers?) von gebranntem gelben Thon, 4 " im Durchmesser und 2 1/2 " dick, gefunden, welche aber wohl einer neuern Zeit angehört.
G. C. F. Lisch.
Ein kugelförmiger Stein
aus weißem, alten Sandstein, ungefähr 3 1/2 " im Durchmesser, an vielen Stellen so abgerieben, daß der Stein mit vielen in einander übergehenden Flächen fast kugelförmig ist, ward in Meklenburg gefunden und von dem Herrn Hofmaler Schlöpcke zu Schwerin dem Vereine geschenkt. (Vgl. die Reibsteine von Friedrichshöhe im Vorausgehenden.)