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19.
Die Dörfer Görgelin, Gallin und Gailen.
In den Jahrbüchern ist wiederholt von der nicht unwichtigen Topographie einiger Dörfer südlich zwischen Lübz und Plau die Rede gewesen und sind dabei die Dorfnamen Görgelin, Gallin und Gailen genannt, ohne daß ein bestimmtes Ergebniß über diese Namen erzielt worden wäre. Es wird sich aus der folgenden Untersuchung ergeben, daß nur Ein Name, nämlich Görgelin, urkundlich ist.
Das Dorf Görgelin hat wirklich existirt und ist jetzt urkundlich gesichert. Görgelin lag zwischen dem Dorfe Gnevsdorf und dem Hofe Retzow und ist die Feldmark desselben in dem Dorfe und Hofe Retzow untergegangen (vgl. Jahrb. XIII, S. 408). Darin ist meine Vermuthung nicht ganz richtig, daß das Dorf Görgelin schon im J. 1448 untergegangen sei, wenigstens nicht ganz. Noch im J. 1509 lebte nach einer Urkunde 1 ) in Görgelin ein Pfarrer Friedrich Kofahl. Es ist also Ritter's Bericht über den wüsten Kirchhof von Görgelin in Jahrbüchern a. a. O. ganz richtig. Gegenwärtig wird in der Sage das untergegangene Dorf Görgelin mit dem abgekürzten Namen Gallin belegt; der Name Gallin für dieses Dorf ist kein urkundlicher. Eine Stunde weiter nördlich, nördlich zwischen Lübz und Plau, wo sich mehrere südlich vorkommende Namen wiederholen, liegt das Dorf Gallin, welches in alten Zeiten Glin ("Glyna") hieß (vgl. Jahrb. XVII, S. 18).
Das Dorf Gaillen, eine Stunde westlich von Görgelin, hat unter diesem Namen urkundlich nicht existirt, sondern ist nur die im 18. Jahrhundert übliche traditionelle Benennung für die Feldmark eines untergegangenen Dorfes (vgl. Jahrb. XVII, S. 70). Die Feldmark gehörte damals größtentheils zu Karbow, zum geringeren Theile zn Wilsen und Darze. Dieses sogenannte Dorf "Gaillen" ist nichts weiter, als die letzte Verstümmelung des in ältesten Zeiten unter dem wendischen Namen Zesemow vorkommenden späteren Dorfes Michaelisberg, Michelsberg, Cheelsberg, Gailsberg, Gaillen, an dem Michaelsberg und Michaelsbach, oder Geelsberg und Geelsbach (vgl. Jahrb. XII, S. 22). Der Herr Ritter giebt hierüber die folgende Aufklärung.
G. C. F. Lisch.
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Im XVII. Bande der Jahrbücher S. 70 steht die Bemerkung, es sei ein Dorf Gaillen oder Geilen, eine halbe Stunde von Görgelin, untergegangen: in den Acker haben sich die 3 Dörfer Karbow, Wilsen und Darß getheilt. Dieses Dorf ist kein anderes, als Gehlsberg, Michaelisberg (das alte Cesemow), welches gerade in der Mitte zwischen den Dörfern Karbow, Wilsen und Darß gelegen hat; die Dorfstelle liegt noch auf der Höhe am Wege von Karbow nach Darß. In der breiten Aussprache des Plattdeutschen hört man hier stets statt Gehlsberg, Gehlsbach, Gehlsbrücke (über den Bach zwischen Karbow undDarß): Geilsberg, Geilsbach, Geilsbrücke. Aus diesen Ausdrücken hat der Gewährsmann der oben mitgetheilten Angabe wohl auf den Namen Geilen oder Gaillen für das untergegangene Dorf geschlossen.
J. Ritter.