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b. Zeit der Kegelgräber.
Kegelgrab von Dabel Nr. 1.
In der an heidnischen Gräbern reichen Gegend von Sternberg stehen auf der Feldmark des Bauerndorfes Dabel bei Sternberg viele Gräber, von denen schon in früheren Zeiten mehrere theils absichtlich, theils zufällig abgetragen sind. Der Herr Pastor Böcler und der Herr Erbpächter Schmidt zu Gägelow beschlossen nun, eines von den noch vorhandenen Gräbern nach wissenschaftlichen Grundsätzen für den Verein für meklenburgische Geschichte aufzudecken, und brachten ihren Vorsatz am Ende des Monats October 1856 in drei Tagen zur Ausführung; der Herr Schmidt stellte mit großer Freigebigkeit alle nöthigen Arbeiter und trug alle Kosten, so daß das Ergebniß der Aufgrabung dem Vereine zum Geschenke geboten ward. Die beiden genannten Herren waren bei der mit großer Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt geleiteten Aufgrabung gegenwärtig.
Das auf dem Acker des Hauswirths Schwarz zu Dabel stehende Grab war ein Kegelgrab erster Größe aus der Bronzeperiode. Das Grab stand auf einem mäßigen Hügel, an dessen Abhange ein zweiter, etwas kleinerer Grabhügel liegt und von welchem man noch eine ziemliche Anzahl anderer Heidengräber sehen kann, welche jedoch alle von geringerer Größe sind. Das aufgedeckte Grab hatte eine kegelförmige Gestalt, mit runder Basis, und war nur mit Rasen bedeckt, ohne im Aeußern irgend einen Stein zu zeigen; die Axenhöhe des Grabes war 12 bis 13 Fuß, der Umfang an der Basis ungefähr 230 Fuß. Auf dem Grabe stand ein alter, kräftiger Weißdornbusch, von einigen kleinern umgeben.
Der innere Bau des Grabes war also gestaltet. In einem länglichrunden Umfange von 10 Fuß Länge und 8 Fuß Breite war der Boden des Grabes auf dem Urboden mit kleinen, ziemlich flachen, genau an einander schließenden Steinen gepflastert; dieses Steinpflaster war von etwas größeren, aufrecht stehenden Steinen von 1 bis 1 1/2 Fuß Höhe begrenzt. Auf diesem Steinpflaster war das Begräbniß; dieses war mit einem kegelförmigen Steinhügel von kleinen Steinen bis zu einer Höhe von 4 bis 5 Fuß bedeckt, so daß dieser
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Steinkegel im Innern des Grabes über den Umfang des Steinpflasters hinüberreichte. Ueber diesen Steinkegel war 8 Fuß hoch Sand geschüttet, welcher die äußere, mit Rasen bedeckte Kegelgestalt des Grabes bildete. Man kann also sagen, daß der Rasenhügel im Innern einen Steinkegel barg, der das auf einem Steinpflaster auf dem Urboden befindliche Begräbniß bedeckte. Da der Rasenhügel in seinem Umfange im Laufe der Zeit abgepflügt war, so traten die Steine des Steinkegels beim Graben sehr bald zu Tage.
Nach allen Anzeichen waren in dem Grabe zwei Leichen bestattet: eines Mannes und einer Frau. Die Leiche des Mannes war unverbrannt beigesetzt, die Leiche der Frau verbrannt. Wenn auch diese Sache nicht ganz bestimmt zu Tage lag, so wird sie sich doch durch die folgenden Beschreibungen und Vergleichungen von selbst ergeben. Die Leichen waren unmittelbar auf dem den Urboden bedeckenden Steinpflaster beigesetzt und unmittelbar mit dem darauf ruhenden Steinkegel ohne Zumischung von Sand zuerst zugedeckt. Die Lage der Begräbnisse war folgende:
1. Lage der bronzenen Dose.
2. Lage der kleinen bronzenen Geräthe.
3. Lage der thönernen Urne.
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Die Aufgrabung ward im Osten des Grabes begonnen und gegen Westen hin fortgeführt.
Die Leiche des Mannes lag unverbrannt auf dem Steinpflaster, ungefähr in der Mitte der nördlichen Hälfte desselben, nach der nördlichen Seite hin, so daß der Raum von dem Gerippe bis nach der südlichen Begrenzung des Steinpflasters bedeutend größer war, als bis zur nördlichen Begrenzung, und an der rechten Seite dieser Leiche noch Raum für die Bestattung einer zweiten Leiche war. Die Leiche hatte mit dem Angesichte nach Osten geschaut. Von einem Schädel und den meisten Gebeinen des Oberleibes war nichts mehr zu finden. Die ziemlich festen Schenkelknochen mit Resten des Beckens lagen am Ostende. An den Steinen über der Leiche fand sich eine Menge röthlich aussehender, schmieriger Masse, deren Ursprung nicht zu erklären war, die aber vielleicht von der Umhüllung der Leiche herrührte.
An der rechten Hand der Leiche hatte ein goldener Fingerring gesteckt. Der Ring (ein Trauring) ist von spiralförmig gewundenem goldenen Doppeldrath, der an beiden Enden endlos verbunden ist, 2 1/2 Windungen hoch, auf einen starken Mannesfinger passend (wie der in Jahrb. IX, S. 336 abgebildete, in dem Kegelgrabe von Ruchow gefundene Ring, der sich nur dadurch unterscheidet, daß er eine Windung höher ist), durch das Tragen zusammengedrückt, nach der innern Seite der Hand hin mehr als nach außen, so daß die beiden Enden gegen die innere Fläche der Hand hin reichen, aus reinem Golde. Der Ring lag dort, wo die Hand des ausgestreckten rechten Armes gelegen haben mußte.
An der rechten Seite der Leiche lag ein Schwert aus Bronze, unmittelbar neben den Beinknochen, mit dem Griffe unmittelbar an oder über der rechten Hüfte. Das Schwert ist im Ganzen 2' 5" hamburger Maaß lang, die Klinge 2' 1" der kurze Griff 3" der Knopf 1" lang. Die Klinge ist zweischneidig, mit erhabenem, von Relieflinien begleiteten Mittelrücken, in der Mitte der Klinge etwas verbreitert. Die Griffstange ist mit 10 runden Queerscheiben besetzt, zwischen denen gleich große Zwischenräume liegen. Der Griffknopf ist rhombisch gestaltet und oben mit Kreisen verziert. Das Schwert gleicht ganz dem in dem merkwürdigen Kegelgrabe von Peccatel gefundenen, auf der Lithographie zu Jahrbüchern IX, Fig. 5, abgebildeten Schwerte. Das ganze Schwert ist ganz und unzerbrochen beigelegt gewesen, aber so stark oxydirt, daß von dem Metall im Innern sehr wenig übrig ist. Der Rost liegt überall sehr stark auf, zeigt
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nirgends einen edlen Rost mehr, hat das Metall überall gespalten und zertrümmert und das Ganze so mürbe gemacht, daß das Schwert beim Ausheben in vier Stücke zerbrochen ist. Der Griff hat in der halbmondförmigen Ueberfassung über die Klinge eine dünne Unterlage von Knochen.
Ueberhaupt bieten die Bronzen dieses Grabes die Erscheinung, daß sie alle vom Roste so sehr angegriffen sind, wie die Bronzen keines andern bisher aufgedeckten Grabes, so daß dieses Grab gewiß zu den ältesten Gräbern der Bronze=Periode gehört, die bisher bekannt geworden sind.
Diese Ansicht von dem sehr hohen Alter des Grabes wird durch folgenden sehr merkwürdigen Fund bestätigt. An der rechten Seite des Oberleibes, dort wo etwa die Armhöhlung unter der Schulter begonnen haben mußte, lagen fünf sehr sauber und zierlich gearbeitete Pfeilspitzen aus Feuerstein 1 1/4 bis 1 1/2 Zoll lang, wie die hieneben und im Friderico-Francisceum Tab. XXVII, Fig. 15 bis 17 abgebildeten Pfeilspitzen.
Der Herr Pastor Böcler hat diese Pfeilspitzen mit eigenen Händen an der bezeichneten Stelle aufgenommen. An der einen Pfeilspitze saß noch etwas von dem gespaltenen hölzernen Schafte, welcher über die beiden breiten Seiten der Spitze so weit hinüberfaßte, daß die Spitze und die Schneiden des Steines frei lagen, sehr dünne und zierlich gearbeitet war und allmählig auf die Fläche des Steines überging (wie die Abbildung hieneben zeigt), so daß diese Schaffung des Steines dem Eindringen des Pfeiles in keiner Weise hinderlich war.
Dieser Rest des hölzernen Schaftes zerfiel jedoch bald nach der Freilegung in Staub. Wenn auch manche steinerne Geräthe der Steinperiode in die Bronzezeit übergingen, so sind die Pfeilspitzen dieses Grabes, in Verbindung mit der sehr alten Bronze, eine Andeutung, daß dieses Grab der Steinperiode sehr nahe lag.
Die Lage des Schwertes und der Pfeilspitzen sprechen dafür, daß man der Leiche das Schwert mit der Spitze nach unten gerichtet und die Pfeile mit den Spitzen nach oben gerichtet in die rechte Hand gab.
Diese drei Gegenstände (der goldene Fingerring, das bronzene Schwert und die steinernen Pfeilspitzen) gehören nach der Lage ohne Zweifel der unverbrannten männlichen Leiche an.
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Nach der Größe des mit Steinen gepflasterten Raumes zur Rechten der unverbrannten Leiche und nach den übrigen im Grabe gefundenen Geräthen ist es nicht unwahrscheinlich, daß dieser Raum zur Beisetzung einer zweiten, verbrannten, wahrscheinlich weiblichen Leiche gedient hat, wenn auch die Spuren von der Art der Bestattung sehr undeutlich waren. Auch fehlte ein zweiter goldener Ring, der in andern Gräbern dieser Art gewöhnlich gefunden wird; ein zweiter Ring kann nicht gut übersehen oder unterschlagen sein, da die Aufgrabung sehr sorgfältig unternommen ist und die Arbeiter beständig unter der scharfen Aufsicht der dirigirenden Herren arbeiteten.
Vor der Beschreibung der übrigen in dem Grabe gefundenen Gegenstände muß aber noch eines zweifelhaften, merkwürdigen Geräthes gedacht werden, welches vielleicht noch zu der unverbrannten Leiche gehören kann. Rechts unmittelbar neben dem Schwerte lag nämlich ein sehr langer, runder, bronzener Stab oder eine "Nadel", wie Werkzeuge dieser Art bisher genannt sind. Diese Nadel ist ungefähr grade so lang, als das Schwert. Die letzte Spitze ist verloren gegangen; der übrige, beim Ausheben in 7 Stücke zerbrochene Theil ist noch 2' 2" hamburger Maaß lang. Das Ganze bildet eine schwere, massive, fast 3/8" dicke, unten zugespitzte Bronzestange, welche oben einen im rechten Winkel angesetzten, runden, flachen Knopf in Form einer Scheibe von 2" Durchmesser hat und unter dem Knopfe mit mehreren erhabenen, stark hervorragenden Reifen verziert ist. Der obere Theil grade einer solchen Nadel mit fast eben so starkem Roste, welche vielleicht eben so lang gewesen sein mag, ist im Frid. Franc. Tab. XXIV, Eig. 1, abgebildet. Die großherzogliche Sammlung besitzt noch eine solche fast eben so lange, 2 Fuß lange, jedoch dünnere Nadel, deren Knopf mit Goldblech belegt ist. In dem dem dabelschen Grabe so ähnlichen Grabe von Ruchow ward ebenfalls eine ähnliche Nadel von 19" Länge und eine zweite, gleiche von 9" Länge gefunden. Man muß anfangen zu zweifeln, daß diese langen "Nadeln" trotz ihrer Gestalt zu "Haarnadeln" bestimmt gewesen seien, da sie doch zu lang, vorzüglich aber zu schwer dazu sind; man wird durch die Lage neben dem Schwerte und durch die gleiche Länge mit denselben darauf geleitet, daß sie zur männlichen Waffenrüstung gehört haben können.
Die noch übrigen in dem Grabe gefundenen Gegenstände lagen zur rechten Seite der unverbrannten Leiche nach dem größern, von Alterthümern leeren, südlichen Raume des Steinpflasters hin und gehörten vermuthlich zu einer zweiten, ver=
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brannten, wahrscheinlich weiblichen Leiche, der Frau des unverbrannt beigesetzten Mannes. Innerhalb des mittlern Raumes dieser südlichen Abtheilung des Pflasters ward aber durchaus nichts Alterthümliches gefunden; überhaupt ward sowohl auf diesem Raume, als in dem ganzen Grabe außer der unverbrannten Leiche keine weitere Spur von Knochen gefunden.
Jedoch sind einige Anzeichen von einer zweiten Bestattung vorhanden.
An der rechten Seite des rechten Fußes der unverbrannten Leiche, etwas nach dem leeren Raume des Steinpflasters hin, fand sich ein Bruchstück einer gehenkelten, thönernen Urne, nämlich der Henkel mit dem dazu gehörenden Stücke des Oeffnungsrandes und des Bauches, neben einem etwas erhabenen, runden, an einer Seite geschwärzten Steine; ungeachtet alles Nachsuchens fanden sich jedoch keine Urnenscherben mehr und keine Knochensplitter.
Oben zur Rechten neben dem Kopfende der unverbrannten Leiche stand eine ebenfalls stark gerostete, runde Dose von Bronze, 1" hoch und 3 1/2" im Durchmesser, mit einem im Aeußern reich in Relief gearbeiteten flachen Boden und mit zwei Oehren auf dem Rande und mit einem flachen Deckel, der in der Mitte ebenfalls ein in gleicher Richtung liegendes Oehr hat. Durch die drei Oehre war ein dünner Riegel von 172" Breite zum Verschließen geschoben gewesen; die Gestalt des Riegels ist durch einen klaren Eindruck in den Rost oben auf dem Deckel von Oehr zu Oehr noch klar zu erkennen. Leider ist dieser sicher sehr verrostet gewesene Riegel verloren gegangen, da die Arbeiter die Dose zuerst fanden und unsanft berührt hatten, als sie dieselbe dem Herrn Schmidt hinreichten. In der Dose befand sich nichts, wie der Herr Pastor Böcler berichtet, der sie zuerst geöffnet hat; jedoch sind im Innern einige scharf bezeichnete Stellen sehr glänzend und andere Stellen mit hochblauem Rost bedeckt; vielleicht diente diese Dose zu einer Salbenbüchse, während die Dosen mit spitzem Boden, welche jedoch wohl jünger sind, gewöhnlich als Schmuckkästchen zur Aufbewahrung des Goldschmuckes dienten. Eine fast ganz gleiche Dose, abgebildet im Friderico-Francisceum Tab. XII, Fig. 4, besitzt die großherzogliche Sammlung. Eine sehr ähnliche Dose fand sich in dem ähnlichen Grabe von Ruchow und eine gleiche in dem zweiten merkwürdigen Grabe von Peccatel bei Schwerin (vgl. Jahrb. XI, S. 368).
Nahe an der Seite des rechten Armes der unverbrannten Leiche, etwas höher als der Schwertgriff, lagen zusammen
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mehrere kleine Alterthümer von Bronze, wie sie auch in andern Gräbern zusammen gefunden sind, nämlich:
ein sichelförmig gebogenes Arbeitsmesser aus Bronze, in der Klinge gegen 6" lang, in mehrere Stücke zerbrochen, wie Frid. Franc. Tab. XVII, Eig. 3, und Jahrb. IX, Lithographie, Fig. 7;
ein grades Arbeitsmesser aus Bronze, etwas kleiner, in mehrere Stücke zerbrochen, wie Frid. Franc. Tab. XVII, Fig. 1;
ein Hütchen aus Bronze, wie Frid. Franc. Tab. XXXIII, Fig. 10;
ein zierlicher, gut geschliffener Meißel aus Bronze, 3 1/2" lang;
ein Doppelknopf oder Hemdsknopf aus Bronze, wie Jahrb. XI, S. 378, zweite Abbildung;
ein dünner, breiter, in der Außenfläche gereifter Fingerring aus Bronze, grade wie der in dem Grabe zu Peccatel bei Schwerin gefundene, auf der Lithographie zu Jahrb. IX, Fig. 11 abgebildete Ring;
kleine Holzstücke von Griffen, wahrscheinlich der Messer.
Dieses große Kegelgrab von Dabel ist sowohl durch sich selbst, als durch die Vergleichung mit andern Kegelgräbern erster Größe sehr merkwürdig, mag man nun annehmen, daß eine Leiche oder daß zwei Leichen in denselben begraben sind. Besonders merkwürdig ist, daß die Heldenleiche in demselben unverbrannt beigesetzt war und daß das Grab so sehr alt zu sein scheint. Es ist dies das erste Mal, daß in Meklenburg mit Sicherheit steinerne Geräthe in einem Kegelgrabe der Bronzeperiode gefunden sind.
Die jetzt schon mögliche Vergleichung mit andern ähnlichen Gräbern wird zu bemerkenswerthen Ergebnissen führen.
Ungefähr eine halbe Meile von dem dabelschen Grabe stand auf der Feldmark von Ruchow eines der größten Gräber im Lande, welches der Fürst von Lippe=Schaumburg 1820/1 aufdecken ließ und dessen Aufgrabung ich öfter beiwohnte (vgl. Jahresbericht VI, S. 30 flgd.). Auch in diesem Grabe war die Heldenleiche unverbrannt beigesetzt und hatte ein Bronzeschwert und zwei goldene Spiralfingerringe bei sich. Neben dieser Leiche waren zwei verbrannte weibliche Leichen beigesetzt, von denen jede einen gleichen goldenen Fingerring und mehrere Bronzegeräthe, z. B. eine Dose, ein Messer, eine Nadel, einige Ringe . bei sich hatte. Auch eine sehr lange bronzene Stange oder Nadel fand sich in diesem
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Grabe. Die Aehnlichkeit des Grabes von Ruchow mit dem ganz nahen Grabe von Dabel springt in die Augen, und aus dieser Aehnlichkeit habe ich geschlossen, daß in dem dabelschen Grabe zwei Leichen beigesetzt gewesen sind. Die Klinge des ruchowschen Schwertes ist der Klinge des dabelschen Schwertes ahnlich; das ruchowsche Schwert hat jedoch einen hölzernen Griff gehabt, da die Klinge nur eine bronzene Griffzunge hat. - Die Bronzen des ruchowschen Grabes sind nicht so stark gerostet, als die des dabelschen, und daher wohl jünger; es ist also, da beide Gräber so nahe an einander liegen, nicht unwahrscheinlich, daß die beiden Gräber zweien Helden, aus einer ältern und einer etwas jüngern Zeit, angehören.
Ein zweites Grab, welches hier zur Vergleichung kommt, ist das große Kegelgrab, der "Herrberg", bei Schwaan. Auch hier sind zwei Gräber zu einem Grabe verbunden. Der ältere Theil des sehr bedeutenden Grabes steht noch. Der angelehnte jüngere Theil ist aber abgetragen und zeigte dieselben Erscheinungen (vgl. Jahrbücher XIX, S. 297), wie das Kegelgrab von Dabel. Die Heldenleiche in dem Grabe von Schwaan war ebenfalls auf einem Steinpflaster, unter welchem acht Leichen hockten, unter einem Steinkegel unverbrannt beigesetzt und hatte ein Bronzeschwert zur Seite, welches dem dabelschen sehr ähnlich ist, jedoch einen ovalen Knopf hat. Das schwaaner Schwert scheint nach der ungewöhnlichen Stärke des Rostes mit dem dabelschen aus derselben Zeit zu stammen und ebenfalls zu den ältesten Bronzen Meklenburgs zu gehören.
Diese drei Gräber, von Dabel, Ruchow und Schwaan sind zugleich allein diejenigen Kegelgräber der Bronzeperiode, in denen unverbrannte Leichen, alle ungefähr von demselben Alter und unter denselben Verhältnissen, gefunden sind.
Wir sind freilich noch nicht so weit, um historische Schlüsse aus den Heidengräbern ziehen zu können, aber man ist verleitet zu glauben, daß die in diesen drei Gräbern bestatteten Männer einem einheimischen Geschlechte, das den Leichenbrand nicht übte, - die Frauen einem eingewanderten Geschlechte, das den Leichenbrand einführte, angehörten, oder umgekehrt.
Ein drittes Gräberpaar, das hier vielleicht zur Vergleichung gezogen werden könnte, sind die beiden nahe an einander stehenden, merkwürdigen Gräber von Peccatel bei Schwerin, welche ähnliche Erscheinungen zeigten, obwohl die Leichen in beiden verbrannt waren. In dem einen Grabe (vgl. Jahrb. IX, S. 369 flgd.), in welchem sich der Bronzewagen fand, ward ein bronzenes Schwert und ein bronzener Fingerring gefunden, beide den dabelschen Alterthümern
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ganz gleich. In dem nahe dabei stehenden Grabe (vgl. Jahrb. XI, S. 366 flgd.), in welchem sich der Altar fand, ward eine der dabelschen gleiche Dose aus Bronze gefunden.
Alle diese Gräber gehören sicher einer und derselben, sehr alten Zeit der Bronzeperiode an.
G. C. F. Lisch.