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Der Altar der Kirche zu Alt=Röbel.

Der Altar der Marien=Kirche zu Alt=Röbel, welcher gegenwärtig durch einen neuen ersetzt und von seiner bisherigen Stelle versetzt ist, kann bei der großen Wichtigkeit der Kirche für die Baukunst vielleicht von Einfluß werden und verdient daher eine genauere Untersuchung und Beschreibung, so wie deren Veröffentlichung. Der Altar hatte überdies eine merkwürdige, wenn auch grade nicht lobenswerthe Einrichtung. Das frühere Mittelstück des Altars war nämlich ein vollständiger alter Altar, der mit den aufgeschlagenen Flügeln nicht breiter ist, als gewöhnlich das Mittelstück eines Flügelaltars einer kleinen Kirche zu sein pflegt. In der ersten Hälfte des 16. Jahrh. befestigte man nun diesen Altar mit aufgeschlagenen Flügeln zu einem Stücke und machte dieses zu einer Mitteltafel, setzte oben einen schmalen Aufsatz mit figürlichen Darstellungen auf und gab diesem Mittelstücke zwei neue Doppelflügel, in welche man viele andere alte, geschnitzte Figuren der Kirche, wenn sie nicht zu groß waren, ohne besondere Wahl setzte. Einige sind fast zu groß; einige sind sehr winzig, und deshalb hat man diese kleine Figuren auf Postamente gestellt. Der Styl des Schnitzwerkes dieser Flügel in Säulen und Baldachinen ist möglichst schlecht und verdient der Rede nicht. Diese neuern, verfallenen Flügel sind jetzt vernichtet, die Figuren ins Antiquarium versetzt.

Der alte Altar.

Der alte Altar, jetzt in der Sakristei der Kirche aufgestellt, ist ein kleiner, alter Altar von ziemlich guter Arbeit.

Mitteltafel:

in der Mitte: die Jungfrau Maria, die Schutzpatronin der Kirche, auf dem Halbmond stehend, mit dem Christkinde auf dem Arme, gute Figur;

rechts in der Ansicht: die H. Anna (?) oder Maria Magdalena (?), stehende weibliche Figur, anbetend, gute Arbeit;

links: Johannes der Täufer, schlechtere Arbeit.

Die beiden früher mit der Mitteltafel zu Einem Stück verbunden gewesenen Flügel sind in der Vorderwand ein Mal längs und queer getheilt, so daß jeder Flügel 4 Heilige enthält, deren Namen zu ihren Füßen stehen. Flügel links in der Ansicht:

links:

oben: der H. Georg, stehend, den Drachen tödtend;

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unten: der H. Justus (?), mit einer Kirche in den Händen (am Fuße steht: S. IOSTVS.);

rechts:

oben: die H. Barbara, mit einem Thurme neben sich;
unten: die H. Apollonia.

Flügel rechts in der Ansicht:

links:

oben: die H. Katharina mit einem Schwerte;
unten: die H. Gertrud mit einem Hospitale im Arme;

rechts:

oben: der H. Apostel Jacobus mit dem Pilgerstabe;
unten: der H. Nicolaus als Bischof.

Die Flügel des alten Altars waren früher mit der Mitteltafel zu Einer Tafel vereinigt; es war daher nur die Hinterwand derselben zu sehen. Diese enthält in jedem Flügel 2 kleine Gemälde auf Goldgrund, ernst und gut gemalt:

links in der Ansicht:

oben: eine H. Aebtissin mit Heiligenschein, in weißem Gewande, mit schwarzem Gürtel und schwarzem Mantel, wird von einem Bischofe geweihet; daneben rechts sitzen 5 Nonnen, in gleicher Tracht, in einem Chorstuhle, mit Büchern in den Händen; links knieen zwei männliche Figuren in langen weißen Untergewändern und reichen Obergewändern, die eine mit einem Buche, die andere mit einem Rosenkranze in den Händen;
unten: der H. Georg, den Drachen tödtend;

rechts:

oben: dieselbe H. Aebtissin, wie oben links, im weißen Untergewande und schwarzem, blau gefutterten Mantel, mit einem Bischofsstabe in der Hand, umher Nonnen, in gleicher Tracht, stehend, von denen zwei ein Bund Schlüssel halten;
unten: der H. Severian (?). An einem galgenartigen Gerüste hängt an Stricken der Heilige, dessen Füße mit einer großen Kugel oder einem Steine beschwert sind; links stehen Kriegsknechte mit Haken und Messern, im Begriffe, mit den Haken den Leib zu zerreißen, rechts ein König und zwei geharnischte Ritter.

Die neuen Flügel

enthielten in der Vorderansicht geschnitzte Figuren, welche von verschiedenen Nebenaltären ohne besondere Wahl angebracht waren. Die Flügel waren ein Mal queer getheilt und enthielten in jeder Reihe 3 Figuren:

Der Flügel links in der Ansicht:

unten:

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in der Mitte: die H. Jungfrau Maria mit dem Christkinde;
links: die H. Anna, mit der Maria auf dem linken und dem Christkinde auf dem rechten Arme;
rechts: eine weibliche Heilige mit einer Mütze auf dem Haupte;

oben:

in der Mitte: die H. Jungfrau Maria mit dem Christkinde;
links: die H. Katharina, mit Schwert und Rad;
rechts: die H. Anna, mit einem Kinde auf jedem Arme.

Der Flügel rechts:

unten:

in der Mitte: die H. Jungfrau Maria, mit dem nackten Christkinde, welches in jeder Hand einen Apfel hält, auf dem Schooße;
links: eine gekrönte weibliche Heilige mit einem Apfel in jeder Hand;
rechts: der Apostel Johannes Ev. mit dem Kelche in der Hand;

oben:

in der Mitte: der H. Veit, als Bischof, in einem Grapen stehend;
links: ein Heiliger, mit einer Säule im Arme;
rechts: ein Heiliger mit einem Kreuze im Arme, beide ohne weitere besondere Zeichen.

Die Hinterseite der neuen Flügel, wenn sie über das Mittelstück zusammengeschlagen waren, waren mit schlechten Gemälden bedeckt. Jeder Flügel war einmal queer getheilt, enthielt also 2 Gemälde:

Flügel links in der Ansicht:

oben: wahrscheinlich Mariä Verkündigung, aber ganz verdorben und kaum mehr zu erkennen;
unten: die Geburt Christi: das Christkind in der Krippe.

Flügel rechts in der Ansicht:

oben: die Darstellung Christi im Tempel;
unten: die Anbetung der Heil. Drei Könige.

Die zweiten Flügel waren auf der Vorderseite bemalt, auf der Hinterseite nicht. Die Vorderseiten waren queer getheilt und enthielten in jeder der 4 Abtheilungen

drei Apostel,

im Ganzen also die zwölf Apostel.

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Der Aufsatz

enthielt mehrere kleine, schlecht geschnitzte biblische Scenen aus der ältesten biblischen Geschichte, z. B. den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradiese, den Tod Abels u. s. w.


Die Erklärung dieses Altares ist sehr schwierig, hat jedoch keinen so bedeutenden Werth, daß sich eine weit ausgedehnte Forschung der Mühe verlohnen sollte.

Der kleine, alte Altar ist aus dem Ende des 15. Jahrhunderts; die Flügel waren spät im 16. Jahrh., gewiß schon zur Zeit der Reformation angesetzt.

Die Hauptheilige der Kirche war die Jungfrau Maria, daher auch die Kirche die Marienkirche hieß. (Die neustädter Kirche war eine Nicolaikirche.) Daher hat auch wohl der kleine alte Altar immer der Marienkirche gehört, indem die Hauptfigur desselben ein Marienbild ist.

Man könnte jedoch auch annehmen, daß der Altar aus der Kirche des Dominikanerklosters auf der Neustadt bei der frühern Säcularisirung und Zerstörung des Klosters in die Marienkirche versetzt sei, wie die bekannten Chorstühle in die Nicolaikirche versetzt wurden. Die ungewöhnlichen Malereien auf den Rückwänden scheinen für einen Klosteraltar zu reden; jedoch scheinen keine bestimmte Beziehungen vorhanden zu sein.

Die Figuren in den Flügeln sind mannigfaltig genug, geben aber keine bestimmten Anhaltspunkte für die Geschichte der Kirche, von welcher nur bekannt ist, daß sie Nebenaltäre zu Ehren der H. Katharina, Philippi und Jacobi, des H. Georg und des H. Antonius hatte.


Die Klöster der Stadt Röbel sind in Jahrb. VIII, S. 114 flgd. behandelt. Auf der Neustadt war schon vor dem J. 1273 ein Nonnenkloster der Büßerinnen der H. Maria Magdalena und im J. 1285 ward auf der Altstadt ein Dominikaner=Mönchskloster gestiftet. Da aber zwei Klöster für die Stadt zu viel waren, so ward das Nonnenkloster im J. 1298 nach Malchow verlegt und den Dominikaner= oder Predigermönchen das Nonnenkloster auf der Neustadt eingeräumt.