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Taufstein von Neuburg.

Die merkwürdige und interessante Kirche zu Neuburg (vgl. Jahrb. XVIII, S. 285 flgd., und VII, S. 73) hat gar kein altes Kirchengeräth mehr. In den Jahrb. XVIII, S. 286 ist erwähnt, daß zur Schwelle der Thurmpforte das Fragment eines Taufbeckens benutzt sei; es ist ein flach convex abgerundetes Becken aus bläulich weißem Kalkstein, mit Verzierungen eines Brillantstabes, welches umgekehrt ist und mit der abgerundeten Ecke die Schwelle bildet. - Bei dem Bau des Schulhauses in den neuesten Zeiten wurden aus den alten Fundamenten große Stücke der Seitenwände dieses Beckens ausgegraben, und da sie nicht recht paßten, von den Arbeitern in kleinere Stücke zerschlagen und diese theils wieder vermauert, theils zu einem Haufen von Pflastersteinen an der Dorfstraße geworfen. Hier fand ich im Herbste

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1855 noch vier größere Stücke, etwa eine Spanne hoch, einige Spannen breit und etwa 1/2 Fuß dick, nach innen ausgehöhlt. Das Becken ist sehr alt und sehr kunstreich bearbeitet, vielleicht das kunstreichste im Lande. So viel sich noch erkennen läßt, war das Becken sehr groß und achteckig, geradwandig und ganz mit Verzierungen bedeckt. An den Ecken stehen runde Pilaster, auf jeder der 8 Ecken steht eine Nische, welche mit einem (aus zugespitzten Vierecken gebildeten) Brillantstabe eingefaßt ist. In jeder Nische steht eine Heiligenfigur in gleicher Fläche mit der Seite, nur durch eingegrabene Linien gezeichnet, auf vertieftem Grunde. Da der Stein auch immer queer durch zerschlagen ist, so hat sich keine ganze Figur mehr zusammenfinden lassen; jedoch läßt sich die angegebene Construction noch aus den Bruchstücken entnehmen. Der Taufstein war gewiß sehr alt und schön, vielleicht ein kostbares Kirchengeräth des Fürsten Johann des Theologen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als seine Gemahlin Luitgard noch häufig auf der Neuburg residirte.

G. C. F. Lisch.