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VI.

Zur

ältern Geschichte der Stadt Sternberg.

Nachtrag,
vom Auditor D. Möhlmann zu Stade.


D ie im XII. Bande dieser Jahrbücher enthaltene Geschichte von Sternberg veranlaßt mich zu folgenden Bemerkungen:

Zu S. 221. - Die hier erwähnte Stiftung des Ritters Heinrich von Plessen findet sich umständlicher in Pfeffinger's braunschweig=lüneburgischer Historie. Hamburg, 1731. I, S. 597, mit folgenden Worten: "Henrich (v. Plessen) Ritter auf Zülow, - - gab 1492 300 Mk. Capital ad horas s. Crucis nach Sternberg und stiftete daselbst Ao. 1503 nebst seinem Bruder Helmold ad horas b. Virginis ein Lehn von 835 Mk., auch Ao. 1502 vier Vikarien zum Brühl, nebst vielen dazu gelegten Capitalien, † 1510 und wurde zu Brühl begraben. Helmuth, dessen Bruder, Erbherr auf Müsselmow im alten Hofe, vermachte Ao. 1503 viele Pächte nach Sternberg" etc. .

Zu S. 223. - Der Wallfahrten nach Sternberg erwähnt Nicolaus Gryse in seinem Spegel des Antichristischen Pawestdoms vnd Luttherischen Christendoms. Rostock, 1593. Bogen M: "Ock de Walfarden na den H. Orden vnd Steden in Hispanien, na Compostelle, thor fensteren Sterne, in de Marcke na Wilßnack na dem H. Blode, im Landt tho Meckelenborch na Rostock tho vnser leuen Frowen, edder na Swerin edder Sterneberg na dem H. Blode". - In seiner Historia van der Lere, Leuende vnd Dode M. Joachimi Slüters. Rostock, 1593. Bogen K heißt es: "Vele Affgöderye hefft man im auergelöwischen Pawestdom mit dem vermeinten H. Blode da=

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mals allenthaluen, ock by vns in den benaberden örden gedreuen, nicht alleine thor Wilsenack vnd thom Sterneberge, sondern ock tho Swerin, denn de geistlosen verblendeden vischers vnd affgödesdener des antichristischen Pawestes hebben dorch solcke vnd dergelyken vam Düuel geknüttede geldtnette de weltgüder an sick gevischet, vnd allenthaluen de velen offer van allen örden an gelde, korn, waß vnd flaß vnd anderen gauen hüchlischer wyse tho sick gelocket vnd an sick gebracht".

Wachs mag oft und viel geopfert sein. Beno tho Houenschen in der holländischen Provinz Gröningen verordnet 1505 in seinem Testamente: "Item predictus testator voto se constrinxit peregrinando locum sacrum, videlicet venerabilis sacramenti in Sterneborch, quod minime impleuit, idcirco prenominatus testator wlt, quod frater suus faciet eo citius quo poterit istam pro eo peregrinacionem, offerendo ibi quartam partem vnius cere talenti ad honorem venerabilis sacramenti".

Dieses Testament findet sich in den Chartulae Langenses (einem Copiarium des Ostfriesischen Klosters Langen oder Blauhaus im königlichen Archive zu Aurich), denen eine Hand aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges die Aufschrift gegeben hat: "Ancompste der goederen des Convents toe Langhen hodie Blawhuis in de Kromme horn ab An. 1348 ad Annum 1519".

Suur, der jenes Copiarium ebenfalls benutzte, fragt in seiner Geschichte der Ostfriesischen Klöster, Emden, 1838, S. 87: "In Westerwolde, in der Provinz Gröningen, liegt ein Hof Sterrenborg; war dort vielleicht der Gnadenort?"

Es könnte nun zweifelhaft erscheinen, ob das meklenburgische Sternberg gemeint sei, da hier von dem hochwürdigen Sacramente, sonst stets nur von dem heil. Blute, außerdem aber eigentlich nur von einem Sterneborch die Rede ist; indessen ist die Schwierigkeit, wenn überhaupt eine, leicht gehoben. Das heil. Blut besteht aus den durchstochenen Hostien, die Hostien aber eben sind das Sacrament des Altars, und demnach wird auch in Urkunden selbst (man sehe Bd. XII, S. 268, 271, 272) von der Capelle des Sacraments geredet. Was aber die Verwechselung der Buchstaben in Sterneborch und Sterneberg betrifft, so ist dies eine für frühere Zeiten nicht ungewöhnliche, und würde auch, wäre sie ohne Beispiel, bei ihrer Leichtigkeit, kaum in Betracht kommen können.

Uebrigens aber dient jene testamentarische Verfügung zum Beweise, mit welcher Schnelligkeit die Kunde von neuen Gnadenörtern allgemein ward und daß die von Cranz in seiner Vandalia

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gegebene Nachricht: "Coeptus est inde concursus undicunque populi in locum Sterneberg", nicht etwa bloß von der nächsten Nachbarschaft zu verstehen sei, überhaupt nicht zu eng interpretirt werden müsse. (Vgl. auch Franck's Bericht von denen durch die Jüden zerstochenen Hostien. Rostock, 1721. S. 40).

Zu S. 233. - Die Visitation des Klosters zu Sternberg ist hier nach einem Briefe des Vicarius Wenceslaus Linck zwar umständlicher erzählt, als sonst bekannt war; dennoch ist eine nicht angeführte Stelle aus einem Briefe Luthers an Johann Lange vom 28. November 1520 nicht ohne Interesse, da dort der Mitwirkung eines Laienbruders Johann nicht erwähnt wird: "Vicarius", heißt es daselbst, "ad Sternberg ivit, sequitur eum f. Johannes conversus". (Bei de Wette, I, S. 527).

Zu S. 250. - Die Idendität des Werner mit dem Bernhard Orestes scheint mir eine irrige Annahme zu sein. Was sonst den letztern betrifft, so ging er 1566 von Lippstadt als Conrector nach Soest und von da als Rector nach Braunschweig. Daß er aus Horstmar gebürtig war, scheint keinem Zweifel zu unterliegen. (Möller, alte Nachrichten von Lippstadt. 3. Jahrg., 1787. S. 287. Eigentlich ein Beiblatt zu den dortigen Anzeigen.)

Endlich kann ich unangezeigt nicht lassen, daß dem rostocker Gelehrten Etwas von 1743, S. 26, zufolge in der Leichenrede auf den Senator Nicolaus Duncker († 1614), die, wie die übrigen dort aufgeführten, auf der Universitäts=Bibliothek sich befinden dürfte, "artige Nachrichten von Sternberg und Schwerin" enthalten sind.

Möhlmann.     


Die Nachrichten, welche diese auf der Regierungs=Bibliothek zu Schwerin aufbewahrte Leichenrede auf den rostocker Senator Nicolaus Duncker über Schwerin und Sternberg enthält, sind sehr unbedeutend: von Schwerin wird nur gesagt, daß der Herzog Johann Albrecht eine Schule unter dem Rector Dabercusius gestiftet habe; von Sternberg wird die Judenverbrennung kurz berührt. Aber die Rede enthält doch etwas Interessantes und wird zuverlässig sein, da sie ein Rectorats=Programm der Universität Rostock, vom J. 1614, ist: "Programma in obitum honorabilis viri dn. Nicolai Dunckeri, senatoris Rostochiensis. Rostochii, typis Joachimi Pedani, Acad. Typ., Anno M.DC.XIV. - - P. P. Rostochii sub sigillo Rectoratus nostri, 21. Novemb. Anno 1614".

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Es ist bekannt, daß David Franck in seinem A. u. N. Mecklenburg den Georg Preen für den ersten evangelischen Prädicanten und Reformator in der Stadt Sternberg ausgiebt. Er läßt dafür keinen Beweis, sondern nur kurze Andeutungen aus einem Visitations=Protocolle von 1572 reden. Da nun bisher keine sichere Quelle über Georg Preen zu finden war, er in den gleichzeitigen Acten nie, auch späterhin nicht, genannt wird, die Geschichte der Reformation in Sternberg sich nach den Acten auch ganz anders gestaltet, als bisher angenommen ist, so mußte ich mich veranlaßt sehen, die Existenz des Georg Preen zu bezweifeln (Jahrb. XII, S. 240 flgd.). Fest steht aber, daß Faustinus Labes der erste angestellte lutherische Prädicant und Reformator Sternbergs war und dort sicher von 1533 - 1545 wirkte, und daß Nicolaus Gisenhagen der erste lutherische Pfarrer von Sternberg war 1556 - 1568.

Nun giebt aber die Lebensbeschreibung des Senators Nic. Duncker in dem erwähnten Programme eine historische Nachricht über Georg Preen, die erste, wie es scheint, sichere Quelle.

Nicolaus Duncker war 1548 zu Sternberg geboren. Sein Vater Andreas Duncker war ein vornehmer Bürger ("primarius") in Sternberg. Nicolaus ward mit seinem Bruder Andreas, welcher späterhin Pastor an der Petrikirche zu Rostock ward, im väterlichen Hause und in der Schule zu Sternberg so sorgfältig erzogen und ausgebildet, daß er die unter dem Rector M. Mathias Dabercusius gegründete Schule zu Schwerin beziehen konnte. Nachdem seine Aeltern im J. 1565 (ohne Zweifel statt des Druckfehlers 1556) gestorben waren, schickte ihn Georg Preen, "Diener des göttlichen Wortes an der Kirche zu Sternberg", welchen Andreas Duncker auf seinem Sterbebette zum Vormunde seiner Kinder ernannt hatte, im J. 1566 auf die blühende Universität Rostock.

"Orbatum utroque parente anno 56 (v. p. 65) mox anno subsequente reverendus et optimus vir dn. Georgius Prenius, verbi divini in ecclesia Sternebergensi minister, cui, ut tutori, una cum reliquis suis fratribus et sorore unica pater eum in agone commendaverat, in hanc academiam ad capiendum uberiorem ingenii cultum misit".

Dies ist die einzige bisher bekannte, wie es scheint, unverdächtige Quelle, welche über Georg Preen redet und ihm zugleich seine Stelle anweiset. Georg Preen war nicht der erste lutherische Prädicant in Sternberg, sondern muß neben dem Hauptprediger Nicolaus Gisenhagen zweiter Prediger in Sternberg

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gewesen sein, da der zweite Prediger zu Gisenhagen's Zeit bisher unbekannt geblieben ist. Preen ward jedoch sicher nicht Hauptprediger.

Nicolaus Duncker blieb 5 Jahre auf der Universität Rostock, bis er als Lehrer an die Schule zu Parchim berufen ward, an welcher er bis in das vierte Jahr wirkte. Im J. 1575 ward er nach Rostock berufen, wo er im J. 1590 Senator ward und im J. 1614 starb.

G. C. F. Lisch.     


Ich füge bei dieser Gelegenheit noch einige Nachrichten über die Wallfahrten nach Sternberg hinzu, welche ich nach der Abfassung meiner Geschichte aufgefunden habe.

G. C. F. Lisch.     

1.

Unnsen frunntlicken groet midt vermoghe denstes, lieues vnd gudes. Irluchtighen, hochbornnen fursten, besunders gnedighen, lieuen heren. Als V. Gnaden vns hebben doen scriuen berorende Thyell Komer vnde in synen saken beholplich tsyne, hebben wy deme allent so gherne ghedaen, ghelyck he Iwen Gnaden muntlick werdt vortellenn, vnd voghen Iwen Gnaden to wettenn, dat de hochbornne vnnse fruntlicke liue hues'-frowe seir krencklyck sindt der hillighen dre konnynge heuet ghewest vnd is noch nicht all ghesundt, szo vro wy beiden vns anders intledighen moghen vnd eir liefsten in guden puncten wedder ghestalt syn, dencken wy, wilt godt, dat hillighe sacrament thome Sterneberghe to irsokenn dussen sommer. Konden wy Iwen gnaden denste, willen vnd wolbefall bewisen, sollen Iwe Gnaden, de godt almechtich vrolick vnd ghesundt moet [erholden] vnd bewaren, vns willich an vinden. Vnder vnszeme secrete gheuen

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vpn neisten gudensdach nae Jubilate, anno etc. XCseptimo (= 1497).

Euerwin greue the Benthem     
vnnd vann Steinforden.        

Den irluchtighen hochbornnen fursten vnd heren Magnus vnd Balthazar ghebrodern von gotis gnaden hertoghen tho Meckelburch, fursten tho Wenden, greuen tho Szweryn, Rostock vnd Stargharde, vnsen besunders gnedighen lieuen heren.

Des Grafen Eberwin von Bentheim Gemahlin war Ingeburg, des Herzogs Ulrich II. von Meklenburg=Stargardt Tochter.

2.

Unnsze willigen dienste myt vermoghe lieues vnnd guts touornn. Hochgebornen fursten, lieuen hernn vnnde ohme. Wy geuen iwen furstlicken lieuen amme latesten to erkennende, wo wy de hoichebarnen vnsze lieuen zwester van Lindowe ohrer bedefardt in erlosszinghe de zuluen zee in ohrer dotlicken krankheidt gade deme heren gelauet heft, thome Sterneberge bringen werden. Deme nach werden wy, wil got, morgen amme dage anuntiacionis Marie tiegens den auent tho Gadebusch iwer leuen stadt in der herberge myt sampt ohrer lieue ertogende. Bidden gantz denstlick, vns einen iwer lieuen dieneren morgen amme zulffen dage vnnszen lieuen frowenn tiegens den auent edder zondages morgen fro betther an genompte iwer f. leue stat toscicken willen, de vns wiszen vnd fortforenn mogen, ock vns vnd die vnnszen ane gefeerde myt einem stracken geleide durch vnnd wedder durch iwer leuen landen besorgen, willen wy myt allem flite gerne vordenen. Bidden den des ouermals iwer leuen bescreuene antwerde by iegen-

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wardigem. Datum Raceborch amme auende annuntiacionis Marie anno XCVII°.

Mangnus van gots gnadenn thu Zasszen,     
Engern vnnd Westphalen hertog.        

Denn hoichebornenn furstenn herrn Mangnusz vnnd Baltzari gebroderen hertogenn thu Mekelenborg, furstenn thu Wennden, grauen thu Zworin, Rostock vnnd Stergerde der lande heren, vnnszenn lieuen herenn vnnd ohmenn.

(L. S.)

3.

Aldergnedigeste, dorchluchtede, hochgeboren vorste. Wytliken sy iwer vorstliken gnaden, dat ik [Schomaker] arm man byn vorwaldiget van Hennink Sweryn wedder got vnde recht vnde alle byldelicheit.
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Aldergnedigeste, dorchluchtede, hochgeboren vorsten, so grep he my drudde warfe vp deme karkhaue to Spantkowe, des ik doch nicht an em vortruwede, vnde leth my slan vp deme karkhaue, dat ik enen groten poel blodes blodde vp deme karkhaue, de noch nicht wedder gewyget is, vnde let my done in den staken setten, dar sath ik done XIIII dage, done wart ik denkende vp dat hilge sakermente tom Sternebarge vnde vp den hilgen apostel godes sunte Jacobe, de hulpen my schynbarliken, dat ik los wart vt den benden vnde quam wech vormyddelst der gnade gades.
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4.

"Im J. 1524, auch etliche Jahre vorher, ließ sich in Danneberg ein Poltergeist mit vielen Offenbarungen vernehmen und ward von vielen Leuten gesehen, - - in Herrn Johann Möllers, gewesenen Unterpropstes, und zuletzt in Hans Slapesiden, gewesenen Bürgermeisters in Danneberg, Person. Er erzählte viele Wunder, die damals geschehen waren, und drang endlich darauf, daß man Seelen=Geräthe, Bäde, Vigilien, Seelmessen und dergleichen wieder aufrichten, auch Walfahrten nach den heiligen Städten Sterneberg und Wilsnack anstellen und dazu auserlesene Personen, Mönche und Pfaffen, gebrauchen müsse."

Aus des Gerichtsverwalters Sültemeyer zu Danneberg Nachrichten zur Geschichte des Schlosses, auch der Stadt Danneberg, in Spiel's Vaterländ. Archiv des Königreichs Hannover, 1820, II, S. 230.

 

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