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I.

Joachim Maltzan,

der erste Freiherr seines Geschlechts,

eine biographische Skizze

von

G. C. F. Lisch.


D ie Welt hat gewöhnlich keinen Maaßstab für bedeutende Männer, es sei denn, daß sie, was jedoch selten ist, mit großer Herzensgüte und Offenheit geziert sind. Daher werden sie denn auch häufig mißverstanden und falsch beurtheilt, ja oft Jahrhunderte lang unbarmherzig und ungerecht verdammt, zumal da Neid und Unverstand ihre Handlungen zu schmälern und zu schwächen suchen. Keine Zeit aber hat sich so entgegengesetzte Beurtheilungen gefallen lassen müssen, als die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts, eine große und folgenreiche Zeit, die Wiege, ja ein Höhenpunct unserer heutigen Bildung. Kaum in einer andern Zeit begegnen wir so vielen bedeutenden, ja großen Männern, und doch leiden sie zum großen Theil unter dem Vorwurfe der Gesinnungslosigkeit, eines scheinbaren Makels des Charakters, der sich freilich von unserm Standpuncte schwer begreifen läßt. Aber vertheidigen lassen sie sich, wenn man einen objectiven Standpunct einnimmt. Es ist uns allerdings auffallend, wenn wir einen bedeutenden Mann bald diesem, bald jenem Herrn dienen, bald die eine, bald die andere Richtung bekämpfen sehen; aber diese Männer waren Kinder ihrer Zeit, deren Einflusse sie sich nicht ganz entziehen konnten. Einmal war ihre Zeit eine Zeit eines weltgeschichtlichen Ueberganges, wo bestimmte Richtungen sel=

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tener hervorzutreten pflegen, als sonst, - wo Alles erst unter den Händen wird. Dann war es die Zeit der "spanischen Herrschaft" über das civilisirte Europa; das große Reich des Kaisers Carl V. brachte plötzlich einen Geist an die Höfe, der bis dahin unerhört war: eine große Masse der verschiedenartigsten Naturen: Spanier, Italiäner, Franzosen, Belgier, Naturen, welche dem deutschen Geiste schnurstracks widerstrebten, waren über alle Länder verbreitet und impften der Welt ihre Ansichten, auch ihre Fehler ein. Der Drang des politischen Treibens war so bedeutend und stark, daß nur wenige Geister, wie etwa die Reformatoren, demselben widerstehen konnten und oft zu einer Art von Nothwehr getrieben wurden. Und selbst diese Männer gingen ja von einer Ansicht zur andern über. Die Bande des Vasallenthums fingen an sich zu lockern, und der Adel ging in großen Massen in fremde Kriegsdienste dahin, wo Lorbeeren zu erwarten waren, und dies dauerte bis in das 18. Jahrhundert hinein, ja es hat noch heute nicht aufgehört, da man oft grade nicht dem Vaterlande dient, sondern fremde Kriegsdienste als eine Bildungsschule zu betrachten gewohnt ist. Erst der Fall Carls V. und die Durchführung der Reformation brachte eine andere Gesinnung zur Geltung, indem in edleren Kreisen Wahrheit, Gesinnungstüchtigkeit und Ueberzeugungstreue als die höchsten Tugenden zur Verehrung kamen; in dieser Zeit, seit dem Jahre 1552, steht der Herzog Johann Albrecht von Meklenburg als ein hochherziger und thatkräftiger Charakter ohne Makel ganz unvergleichlich da, und wenn irgend Jemand den Namen eines wahrhaft großen Mannes verdient, so ist er es, der als ein Muster jeder Tugend zu verehren ist.

Zu jenen bedeutenden Männern der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, welche eine weltgeschichtliche Stellung einnehmen, aber auch zum Theil die Schwächen ihrer Zeit theilen, gehört ohne Zweifel Joachim Maltzan, der letzte Ritter Meklenburgs, ein Mann, der so viele große Thaten ausführte und eine so hervorragende Stellung in der Weltgeschichte einnimmt, daß man ihn für einen der bedeutendsten Männer, vielleicht für den bedeutendsten Mann Meklenburgs halten muß, wenn mancher auch Anstand nehmen mag, ihn einen großen Mann zu nennen, da sein Geist von Jugend an nicht unverrückt ein und dasselbe große Ziel, das höchste Ziel vor Augen hatte, das er jedoch in der letzten Zeit seines Lebens klar erkannte. Als gebildeter, ja gelehrter Mann, als tapferer und großer Kriegsheld, als feiner und gewandter Diplomat, diente er scharfsinnig, kräftig und klug als Rath, Feldherr und Gesandter vielen großen Herren Europa's und, vertraut mit den hervorragendsten Per=

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sönlichkeiten und geheimsten An= und Absichten, hatte er Gelegenheit, die allerwichtigsten Dienste zu leisten, so daß sich fast ein halbes Jahrhundert lang die ganze Geschichte Europa's in seinem Leben wiederspiegelt. In seiner Jugend bald diesem, bald jenem Herrn dienend, aus den Diensten Carl's V. eine Zeit lang in die Dienste Franz's I. übergehend, war er doch die größte Zeit seines Lebens in den Diensten des österreichischen Hauses, bis endlich auch aus ihn die Reformation, der er nach seiner norddeutschen Natur schon früh zugewandt war, einen so gewaltigen Einfluß übte, daß er, als er die herannahende Gefahr des deutschen Reiches bemerkte, sich von dem Kaiser, seinem Herrn, trennte und die gewagte, große Sache gegen diesen mit der größten Aufopferung aller seiner Kräfte befördern half, ja vielleicht die Haupttriebfeder der ganzen Erhebung gegen die spanische Politik war, welche er nur all zu genau kennen gelernt hatte. Mögen manche ihn deshalb verdammen, wie ihn der österreichische Hof auf das heftigste verfolgte, sein Abfall war nichts anders, als was die spanische Politik selbst hervorgerufen hatte; sein Abfall war eine Rückkehr zur Wahrheit, die sich freilich nur durch die maaßlose Gewaltthätigkeit des Feindes "der deutschen Freiheit und des christlichen Glaubens" entschuldigen läßt. Und nicht allein als Kriegsheld und Staatsmann ist Joachim Maltzan bewundernswerth, auch seine Bildung in Wissenschaft und Kunst machen ihn liebenswürdig, so daß wir ihn als einen von allen Seiten gebildeten Mann kennen lernen. Auf einer deutschen Universität vorgebildet, war er der lateinischen Sprache mächtig (S. 184 - 186 und Anhang zu dieser Abhandlung); daß er außer seiner Muttersprache wenigstens die französische und italiänische Sprache sprach, läßt sich als selbstverständlich annehmen. Seine Freundschaft mit Ulrich von der Hutten im Anfange (S 323) und zu der Universität Wittenberg am Ende seiner Laufbahn (S. 287 folgd.) geben Zeugniß für seine wissenschaftliche Einsicht. Seine Liebe zu dem Organisten Jacob Mors (S. 294) redet deutlich für sein tiefes Gefühl und seinen Kunstsinn.

Sehr merkwürdig ist es, daß von diesem merkwürdigen Manne bisher nicht viel mehr als der Name bekannt gewesen ist, während viele seiner Freunde und Genossen im hellsten Glanze eines weltgeschichtlichen Ruhmes strahlen. Sobald ich Ahnung von der Bedeutung dieses Mannes hatte, beschloß ich, im Vereine mit meinem verewigten Freunde Albrecht Maltzan, seinem Nachkommen in grader Linie, alle Kräfte aufzubieten, um den Zusammenhang des Lebens des Ritters Joachim Maltzan in

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Urkunden darzustellen. Zehn Jahre lang forschte ich, größten Theils persönlich, nicht allein in den bedeutendsten Archiven Deutschlands, wo ich Ausbeute zu machen hoffen konnte, in Schwerin, Stettin, Hannover, Wolfenbüttel, Dresden, Breslau, Wien, sondern auch in den gutsherrlichen Archiven in Meklenburg, in Schlesien zu Wartenberg und Militsch, in Böhmen zu Teplitz und Graupen, und unterhielt einen ununterbrochenen Briefwechsel von Kopenhagen bis in die geistlichen Stiftungen Südösterreichs, von den Grenzen Polens bis nach Paris. Meine Hoffnung ward nicht getäuscht: ich fand überall fast in jedem Archive sehr wichtige Nachrichten und Briefe von ihm, da er einen unglaublich großen Briefwechsel führte. Die Früchte dieser unverdrossenen und belohnenden Arbeit sind in dem fünften Bande der von mir herausgegebenen Urkunden zur Geschichte des Geschlechts Maltzan 1 ) niedergelegt und geben ein zusammenhangendes Bild des Lebens dieses merkwürdigen Mannes. Viel habe ich freilich erreicht, aber vielleicht eben so viel war mir zu erreichen unmöglich; ich bin überzeugt, daß die Archive Norditaliens, Böhmens, Frankreichs und anderer Länder, auch die Kriegsarchive Wiens noch sehr reiches Material zur Geschichte seines Lebens und seiner Zeit enthalten, glaube aber, daß dieses Material eben so schwer zu finden ist, als mir die Entdeckung der gewonnenen Urkunden schwer geworden ist; da dieser Mann in allen Archiven völlig unbekannt war, so kostete es stets die größte Mühe, die Stellen aufzufinden, wo etwas von ihm zu erwarten war, allerdings nie ohne Erfolg. Jedoch mag das veröffentlichte Material eine gute Grundlage zu weitern Forschungen bilden; zur Darstellung seines Lebens, wie es die gegenwärtigen Blätter entfalten, ist es hinreichend. Die folgende Ausführung macht keinen Anspruch auf eine erschöpfende Lebensbeschreibung, sondern soll nur einen gedrängten Abriß geben, um das urkundliche Material in Zusammenhang zu bringen und den bisher unbekannten Mann in die Geschichte einzuführen. Eine kritische Durchforschung seiner Lebens= und der Zeitgeschichte, welche sich nicht gut trennen lassen, fordert eine umfassendere Arbeit, als die Jahrbücher sie aufzunehmen im Stande sind.

Joachim Maltzan stammte aus einer der ältesten, größten und vornehmsten adeligen Familien Meklenburgs, welche sich


1) Urkunden - Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Maltzan, herausgegeben von G. C. F. Lisch, Fünfter Band, Schwerin, 1853,

auch in wenig Exemplaren separat abgedruckt unter dem Titel:

Joachim Maltzan oder Urkunden - Sammlung zur Geschichte Deutschlands während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, herausgegeben von G. C. F. Lisch, Schwerin, 1853, 352 Seiten.
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schon am Ende des 12. Jahrhunderts urkundlich nachweisen läßt, in mehrern Linien sehr viele und große Güter erwarb und seit dem 14. Jahrhundert das Erblandmarschallamt des Landes Werle oder Wenden führt. Schon im 14. Jahrhundert besaß eine Linie auch die Burg Osten in Vorpommern und gelangte im J. 1428 auch zum Besitze der Burg Wolde in Pommern an der meklenburgischen Grenze, einer Burg, welche so groß und fest war, daß es keine zweite im Lande Pommern gab. Seit dieser Zeit führte diese Linie auch das Erblandmarschallamt des Landes Pommern. Im J. 1501 ward dieselbe Linie auch mit Schloß, Stadt und Vogtei Penzlin belehnt. Aus dieser Linie, welche die Wolde=Penzlin'sche Linie genannt wird, stammte Joachim Maltzan, welcher, als der erste Freiherr des Geschlechts, die noch blühende freiherrliche und gräfliche Linie der Maltzan gestiftet hat.

Joachim's Vater war der Ritter Berend Maltzan II. auf Wolde, einer der berühmtesten, kräftigsten und angesehensten Männer der norddeutschen Geschichte, welcher wegen des unbeugsamen Verharrens auf seinem Rechte von dem Volke der "böse Berend" genannt ward. Er war Ritter, herzoglich pommerscher Erblandmarschall, herzoglich meklenburgischer Geheimer Rath und Besitzer reicher und großer Güter, deren Krone die Feste Wolde war, die für unbezwinglich galt. Dem jungen, kräftigen Herzoge Bugislav von Pommern, der im J. 1474 zur Regierung gekommen war und die pommerschen Lande wieder unter Einen Scepter vereinigte, war die Feste Wolde ein Dorn im Auge und das unbeugsame, oft harte Auftreten des Berend Maltzan ein Anstoß. Schon seit dem J. 1476 entspannen sich zwischen beiden heftige Zerwürfnisse 1 ), in welche auch der ausgezeichnete Herzog Magnus von Meklenburg, der 1477 zur Regierung kam und sich mit Bugislav's Schwester vermählte, verwickelt ward. Endlich kamen die Reibungen zum heftigen Ausbruche, da beide Parteien in ihrem Benehmen gegen einander zu weit gingen, namentlich aber das Bestreben des Herzogs Bugislav klar hervorleuchtet, die Rechte und Güter des oft übermüthigen Adels zu beschränken. Der Herzog schritt im J. 1490 in einer Privatfehde, welche Berend mit seinem Vetter Hartwig Maltzan auf Osten hatte, mit Kriegesgewalt ein und überrumpelte mit Uebermacht den Ritter Berend, welcher nicht gerüstet war und ihm die Burg Wolde übergeben mußte. Zwar ward dieser Streit ausgeglichen und Berend erhielt sein Schloß wieder; aber Berend


1) Die ersten Zerwürfnisse des Ritters Bernd Maltzan mit den Herzogen von Pommern und Meklenburg sind dargestellt in Lisch Maltzan. Urkunden IV, S. 9 - 19.
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fing sogleich an, sich zu rüsten und seine Burg noch mehr zu befestigen. Als nun der Herzog Bugislav am 1. Febr. 1491 zu Stettin seine Vermählung mit der polnischen Königstochter Anna mit großer Pracht feierte, trat der Herzog Bugislav zu Berend Maltzan, welcher unter den Gästen war, und ermahnte ihn, er solle von seiner Hartnäckigkeit lassen, oder er wolle ihm einmal "den Katen über den Kopf umkehren und ihm den Weg zum Lande hinaus weisen". Berend nahm die Worte "halb spöttisch" auf. Der Herzog Magnus von Meklenburg aber, welchem das gewaltige Schloß auf seiner Landesgrenze auch "stets in die Augen gestochen hatte", griff seines Schwagers Wort auf und fiel eifrig ein mit der Rede: "Schwager, das gilt eine Tonne Bier, wann Ihr das thut". Da sprach Bugislav: "Es gelte eine Tonne Bier oder eine Tonne Goldes, wird er's nicht besser machen, so will ich es thun". Bernd Maltzan schwieg, nahm sich aber die inhaltsschweren Worte zu Herzen und zog mit dem festen Vorsatze heim, sich auf das äußerste zu wehren.

Um sich eine sichere Zuflucht für den Nothfall zu verschaffen, ward Berend Maltzan auch Lehnmann des Kurfürsten von Brandenburg, welcher damals mit dem Herzoge von Pommern wieder in Zwietracht wegen der Landeshoheit stand. Die Veranlassung dazu gab leicht Berend's Gemahlin, Gödel v. Alvensleben. Der havelberger Bischof Busso v. Alvensleben, ein Verwandter der Gemahlin Berend's kaufte nämlich von den v. Restorf das Schloß Neuburg 1 ) an der Stepnitz bei Wittenberge mit allen dazu gehörenden Gütern, vielleicht mit dem Schloß und Städtchen Schnakenburg und dem Elbzoll S. 298 folgd.), und überließ es wieder käuflich dem Ritter Berend Maltzan, der es am 4. December 1491 wieder seiner Gemahlin zum Leibgedinge verschrieb, nachdem an demselben Tage der Kurfürst Johann den Ritter Berend mit diesem Schlosse belehnt hatte.

Zugleich ließ Berend Maltzan sein Schloß Wolde stärker "befestigen, begraben, bespeisen und bewehren", nahm märkische Hauptleute an und versorgte sich "mit Büchsen, Kraut und Loth, indem er gedachte, wohl einen Trotz auszustehen". An die Erfüllung der ihm abgezwungenen Verträge dachte er nicht, da er im Rechte zu sein glaubte und sein Recht forderte; und da er dieses nicht fand, so erwartete er ruhig, was über ihn ergehen sollte. Als nun der Herzog seinen Willen nicht erfüllt sah, bot er die Städte Greifswald, Stralsund, Anklam und Demmin auf und belagerte das Schloß Wolde acht Tage lang mit ganzer


1) Vgl. Lisch Maltzan, Urk. IV, S. 204 folgd.
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Macht. Der Herzog schoß mit allen Kräften darauf, aber die Mauern waren so dick und stark, daß Maltzan nichts darnach fragte. Aber es ward auf dem Schlosse versehen, wie sie in der Nacht die Büchsen laden wollten, daß das Pulver, welches auf dem Schlosse war, Feuer fing und das halbe Schloß umkehrte. Da Maltzan das sah und es in der Nacht war, so ging er davon. Der Herzog aber ließ das Schloß stürmen und in den Grund brechen, was denn auch die Herzoge von Meklenburg gerne sahen. Dies geschah am 29. August 1491 1 ). Wäre der Unfall mit der Entzündung des Pulvers nicht gekommen, so meinte man, sei das nicht geschehen, was der Herzog Bugislav selbst beklagte, da er eine solche Feste im ganzen Lande nicht hatte. Noch heute liegt die Burg so, wie sie im J. 1491 gebrochen ward, den gewaltigen Wällen gleich gemacht.

Berend Maltzan entfloh in die Mark nach seinem neu erworbenen Schlosse Neuburg, wo schon Weib und Kind wohnten, und wo er lange Zeit Haus hielt. Von hier erhob er Klage bei dem Kaiser. Aber die Fehde dauerte noch viele Jahre unter den größten und kühnsten Gewaltthätigkeiten fort, bis endlich der Herzog Magnus von Meklenburg im Auftrage des Kaisers am 28. Julii 1498 zwischen dem Herzoge Bugislav und Berend Maltzan einen dauernden Frieden schloß, durch welchen der Herzog den Ritter wieder zu Gnaden annahm und ihm seine Güter wieder verlieh. Berend Maltzan wohnte jedoch später auf der Burg Penzlin, mit welcher er am 18. Julii 1501 von den Herzogen erblich belehnt 2 ) ward, und ward bald der erste und angesehenste Rath der Herzoge von Meklenburg.

Während dieses Aufenthalts auf dem märkischen Schlosse Neuburg ward Joachim Maltzan, der älteste Sohn des Ritters Berend Maltzan und der Gödel von Alvensleben, geboren, wahrscheinlich im J. 1492, da man einen frühen Zeitpunct annehmen muß, indem Joachim Maltzan schon sehr früh genannt wird 3 ). In einem Injurienstreite, den Joachim Maltzan im J. 1525 mit Christoph v. Quitzow auf Stavenow hatte, sagt dieser zu jenem: "Ich bin des sehr wohl zufrieden, daß wir da, wo unsere Landart gelegen, da du und ich geboren, wir aus einen gelegenen Platz sammt etlichen unsern


1) Die Zerstörung von Wolde ist urkundlich dargestellt in Lisch Maltzan, Urk. IV, S. 167 - 179.
2) Vgl. Lisch Maltzan. Urk. IV, S. 324 folgd.
3) Die Beweisstellen aus dem fünften Bande der Maltzan'schen Urkunde werde ich von hier an, um Raum zu ersparen und lästige Wiederholungen zu vermeiden, im Texte nach den Seitenzahlen in ( ) citiren, da der fünfte Band und der davon genommene Separatabdruck gleiche Seitenzahlen haben.
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"Freunden zusammen kommen, nämlich zu Perleberg, Ruppin oder Stendal" (S. 55), und Joachim Maltzan nennt den Kurfürsten von Brandenburg "ihren gnädigsten Herrn". Joachim Maltzan war hiernach, nach seines Vaters Tode im J. 1525, in Norddeutschland Vasall der Herzoge von Meklenburg, der Herzoge von Pommern und der Kurfürsten von Brandenburg.

Berend Maltzan wandte auf die Erziehung seiner Söhne großen Fleiß. Als Joachim ungefähr 13 Jahre alt war, schickte der Vater ihn und seinen nächstfolgenden Sohn Ludolf, unter der Aufsicht des Licentiaten Magnus Hund, auf die Universität Leipzig, wo beide am 16. October 1504 immatriculirt wurden (S. 1). Aus diesem sorgfältigen Unterricht, welcher für jene Zeit im weltlichen Stande nicht gewöhnlich war, erklärt sich denn auch Joachim'' Tüchtigkeit, Gewandtheit und Umgang während seines ganzen Lebens. Er ward ein Ritter, der Latein verstand, ähnlich seinem Freunde Ulrich von Hutten.

Schon in seinen Knabenjahren auf der Universität bahnte sich der ungewöhnliche Lebensweg Joachim's an. Im Lande Stargard war eine Linie der märkischen adeligen Familie von Pfuhl mit Lehngütern ansässig. Als diese Linie ausgestorben war, zogen die Herzoge zuerst diese Güter als heimgefallene Lehen ein, verliehen sie jedoch bald den Vettern des letzten stargardischen Pfuhl wieder. Von diesen hatte Friedrich Pfuhl ein Fräulein Anna v. Bibow, welche schon mit Henning v. Oldenburg verlobt war, zum Eheversprechen verleitet. Die meklenburgischen Herzoge nahmen aber die Anna v. Bibow als Hoffräulein an ihren Hof und ließen sie im J. 1497 dem Henning v. Oldenburg antrauen. Da kündigte Friedrich v. Pfuhl den Herzogen von Meklenburg und deren Landen Fehde an, mit der kecken Ansage, daß er nicht länger als einen Tag nach Dato seines Fedebriefes Geleit begehre. Die erste Hälfte des 16. Jahrh. war, trotz des ewigen Landfriedens, nicht so friedlich, als man häufig gerne glauben will; es kommen so viele gewaltthätige Privatfehden vor, namentlich in dem ersten Viertheil dieses Jahrhunderts, daß die Zeit nicht viel besser war, als die frühern, wenn auch das Bewußtsein der schlechten Zustände, welches die Reformation hervorrief, schon lebendig war. Diese pfuhlsche Fehde ist aber eine der interessantesten und merkwürdigsten in dieser ganzen Zeit; sie dauerte vom J. 1497 an 10 Jahre und ward mit allen Gewaltthätigkeiten und Plackereien fast ununterbrochen fortgeführt. Da Pfuhl auf die wiederholten Ladungen eines Vasallengerichts nicht erschien, so wurden im J. 1499 seine Lehen eingezogen und er in die Reichsacht erklärt. Endlich fing

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man an zu unterhandeln. Pfuhl verlangte als erste Bedingung die Aufhebung der Reichsacht; als ihm dies nicht erfüllt ward, so lockte er die beiden Söhne des Ritters Berend Maltzan im Herbste des Jahres 1505 aus der Stadt Leipzig und nahm sie als Geißeln gefangen, weil Berend Maltzan der angesehenste und erste Rath der Herzoge von Meklenburg war, welcher auch in dieser Angelegenheit mit Pfuhl verhandelt hatte (S. 2 folgd.). Pfuhl führte die beiden Knaben auf das "Gebirge", wohin ist nicht gesagt, wahrscheinlich auf die Burg eines Befreundeten im sächsischen Gebirge, und setzte sie in ein "Gefängniß" (S. 6). Vor der Gefangennehmung der beiden Knaben hatte Pfuhl für die Entsagung der Fehde, der Braut und der Lehngüter 3000 Goldgulden gefordert; im Junii 1507 forderte er 1500 Goldgulden für die Söhne Maltzan's mehr, da ihm diese viel Geld gekostet hätten. Es ward im Sommer des Jahres 1507 viel hin und her gehandelt 1 ); die Knaben wurden vom Gebirge herunter geführt, um beim Friedensschlusse ausgeliefert zu werden. Aber erst am 24. August 1507 ward unter Vermittelung des Kurfürsten von Brandenburg zu Berlin der Vertrag geschlossen, nach welchem Friedrich Pfuhl Aufhebung der Acht, Amnestie und 4500 Goldgulden erhielt, wogegen er und seine Vettern allen Ansprüchen, auch an die meklenburgische Lehngüter, entsagte (S. 5). So hatten die beiden Knaben nahe an zwei Jahre in Gefangenschaft schmachten müssen.

Bernd Maltzan schickte seine Söhne nach ihrer Befreiung wieder auf eine Universität, vielleicht wieder nach Leipzig. Joachim Maltzan sagt dies selbst. Als er im J. 1525 mit Christoph v. Quitzow in einen Injurienstreit gerathen war, da dieser die Rechtmäßigkeit seines Ritterstandes bezweifelte, indem er behauptete, Joachim sei zu jung dazu gewesen, den Stand im mailändischen Kriege zu erwerben, rechtfertigte sich dieser am 18. Julii 1525 in einem Briefe und wies nach, daß Quitzow andere, ältere Schlachten, in denen er allerdings nicht gefochten haben könne, hervorgezogen habe, um seinen Zweifel zu bemänteln. Quitzow behauptete, Joachim Maltzan sei nicht in der Schlacht von Novara gewesen, die er doch ehrlich mit habe gewinnen helfen; ferner behauptete Quitzow, Maltzan sei auch nicht in der Schlacht von Ravenna gewesen, und meinte damit die "alte Schlacht zu Ravenna", jedoch nicht die "Hauptschlacht zu Ravenna". Unter der "alten Schlacht zu Ravenna" kann nur die Belagerung der Citadelle von Ravenna in dem Kriege der


1) Die Verhandlungen mit Friedrich Pfuhl sind gedruckt in Maltzan. Urk. IV, S. 378 - 388.
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Ligue von Cambray gegen Venedig verstanden werden, welche nach der Schlacht von Aignadel, am 14. Mai 1509, begann. Denn Joachim Maltzan sagt in dem Briefe (S. 48), daß er zur Zeit der "alten Schlacht Von Ravenna (also im J. 1509), welche bei Königs Ludwig Zeiten und etliche Jahre zuvor, ehe der mailändische Krieg anging, geschehen ist, noch als ein halb erwachsener Jüngling mehr denn hundert Meilen von Ravenna auf der hohen Schule gestanden, sich auch erst lange Zeit darnach des Krieges angenommen" habe. Es geht hieraus auch mit ziemlicher Sicherheit hervor, daß die oben gestellte Annahme der Zeit der Geburt Joachim's im J. 1492 richtig sein muß, indem Joachim im J. 1509 ungefähr 16 bis 17 Jahre alt sein konnte.

Nach früher Beendigung der Universitätsstudien suchte Berend Maltzan für seine Söhne Joachim und Ludolf einen fürstlichen Hof, um ihnen Gelegenheit zu geben, sich in feinen und ritterlichen Sitten und in der Politik ("um Uebung und Erfahrung willen") auszubilden. Da der Vater den bairischen Hof allen andern vorzog, so erließ der Herzog Heinrich der Friedfertige ein Fürschreiben an den Herzog Wilhelm IV. von Baiern, welcher im J. 1508 zur Regierung gekommen war und damals etwa 18 Jahre alt sein mochte, da der Brief (S. 7) zwischen 1509 und 12 geschrieben sein muß. Wir wissen freilich nicht den Erfolg dieses Fürschreibens, können aber sicher annehmen, daß Berend Maltzan seine Absicht erreicht haben wird.

Von dem Hofleben ging der Jüngling Joachim Maltzan in das Kriegsleben nach Italien, wo sich grade damals ein Schauplatz großer, welterschütternder Begebenheiten eröffnete. Joachim Maltzan hat über seine bedeutende Theilnahme an den Ereignissen in Italien während der ersten Jahre seiner kriegerischen Thätigkeit selbst einen höchst schätzenswerthen Bericht (S. 9 flgd.) hinterlassen, den er gegen das Ende seines Lebens zu seiner Rechtfertigung gegen die ihm angethanene Gewalt von Seiten Oesterreichs, als er zur protestantischen Fahne übergetreten war, abfaßte. Mit diesem ausführlichen Berichte über sein Leben stimmt ein Brief vom 18. Julii 1525 (S. 47 flgd.) überein, in welchem er zu seiner Vertheidigung gegen die Verläumdungen des Christoph v. Quitzow auf Stavenow einige Hauptbegebenheiten seines Lebens erzählt; ohne diese beiden Schriften würde die bedeutende Wirksamkeit des Helden, welche von großem Einflusse auf die europäische Geschichte ward, ganz unbekannt geblieben sein.

Joachim Maltzan mochte ungefähr 20 Jahre alt sein, als er seine Feldherrnlaufbahn eröffnete, auf welcher er in den

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nächsten Jahren so große Erfolge gewann. Man begegnet in jener Zeit nicht selten großen Feldherren von so großer Jugend: der große Gaston de Foix, Maltzan's Gegner, war auch erst 23 Jahre alt, und der König Franz I. von Frankreich zählte erst 20 Jahre, als er den Thron bestieg.

Seit fast 20 Jahren hatten die Franzosen die größten Vortheile erungen. In dem Streben, die Franzosen aus Italien zu vertreiben, stiftete der kriegerische Papst Julius II. im J. 1511 die Heilige Ligue, durch welche er den König Ferdinand den Katholischen von Spanien, den König Heinrich VIII von England und die Republik Venedig mit sich verband; auch zog der Papst die Schweizer mit in das Bündniß. Nur der deutsche Kaiser Maximilian I. blieb dem Könige Ludwig XII. von Frankreich treu. Die erste Wirksamkeit des jugendlichen Joachim Maltzan fällt ganz in die Zeit der Heiligen Ligue, die Joachim Maltzan den "mailändischen Krieg" nennt. Der Krieg der Heiligen Ligue begann sogleich. Nach manchen Wechselfällen, während welcher der Kaiser gegen den König von Frankreich lau ward, kam es bald, am 11. April 1512, zu der blutigen und großen Schlacht bei Ravenna, in welcher die Franzosen, unter der Führung ihres jugendlichen Feldherrn Gaston de Foix, der jedoch seinen Tod fand, über die Heilige Ligue einen großen Sieg davon trugen, welcher jedoch den Franzosen gar keinen Vortheil brachte. Jetzt fielen der Kaiser und die Schweizer von dem Könige von Frankreich ab, welcher nun ganz allein stand. Der Kaiser rief die deutschen Hülfsvölker ab; die Schweizer fielen in das Herzogthum Mailand ein, welches dadurch zum vollen Aufstande gebracht ward, und setzten den Maximilian Sforza wieder zum Herzoge von Mailand, der auch die Belehnung des Kaisers erhielt. Mailand blieb nach wie vor lange der Hauptschauplatz großer kriegerischer Begebenheiten in Italien.

Dies ist der Zeitpunct, in welchem Joachim Maltzan den Kriegsschauplatz betrat. Zuerst ward er im J. 1512 "nach der Hauptschlacht von Ravenna eine Zeit lang unter des großen Georg von Frundsberg Regiment in etlichen ehrlichen Thaten gebraucht" (S. 9), lernte also das Kriegshandwerk zuerst unter diesem berühmten Feldherrn. Dies war ohne Zweifel in den kaiserlichen Erblanden, da der Kaiser gegen das Ende des Jahres 1511 nach Deutschland zurückging, um das Ansehen des vielfach gestörten Landfriedens herzustellen, und dem Georg von Frundsberg das tyroler Aufgebot, zugleich zur Bewachung der italiänischen Grenze, anvertrauete.

Nach der Schlacht von Ravenna und der Wiederherstellung

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des Herzogthums Mailand trat Joachim Maltzan in die unmittelbaren Dienste des Herzogs Maximilian Sforza von Mailand und blieb in denselben drei Jahre, so lange der Krieg währte. Joachim sagt selbst (S. 48), daß er, "wie öffentlich am Tage sei, drei Jahre dem Herzoge von Mailand, so lange der Krieg gewährt, wider die Franzosen gedient und nie in des Königs Ludwig Diensten gestanden habe", und daß er "zur Zeit der Schlacht von Novara (6. Junii 1513) des Herzogs von Mailand Diener gewesen" sei.

Nach der Schlacht von Ravenna traten die Verbündeten mit größerer Anstrengung zusammen und drängten die Franzosen immer mehr zurück. Der französische Feldherr La Palisse, welcher dem Gaston de Foix gefolgt war, ward noch im J. 1512 aus Pavia vertrieben. In der Verfolgung dieses Feldherrn trat Joachim Maltzan zuerst als Befehlshaber auf. Es ist "Maltzan mit in dem ersten Zuge vor Pavia gewesen und helfen den Herrn La Palisse sammt dem französischen Kriegsvolk in derselben Stadt Pavia belagern, die so hart geängstigt wurden, daß sie zur andern Seite über die Ticinobrücke haben weichen müssen, und ist Herr Maltzan sammt Herrn Ulrich von Hohensax (aus einem ausgestorbenen schweizerischen Geschlechte) auf Befehl des obersten Feldhauptmanns mit 5000 Mann den Franzosen nachgeeilet und hat sie ganz vernichtet". La Palisse ward mit den geringen Trümmern des französischen Heeres über die Alpen nach Frankreich zurückgetrieben, und drei Monate nach der Schlacht von Ravenna hatten die Franzosen Italien ganz wieder verloren. Die Mittheilungen Maltzan's über die Verjagung der Franzosen aus Pavia, über welche man bisher nur wenige Andeutungen kennt, ergänzen die Geschichte dieses merkwürdigen Herganges aus erfreuliche Weise.

Bei dieser Gelegenheit wird Joachim Maltzan auch mit dem wackern Ulrich von Hutten in Freundschaft getreten sein oder das Freundschaftsbündniß erneuert haben, wenn er ihn schon vorher sollte kennen gelernt haben. Dieser merkwürdige Mann, damals 24 Jahre alt, welcher dem Joachim Maltzan in so vieler Hinsicht geistesverwandt war, war in Pavia, um die Rechtswissenschaften zu studiren, als Maltzan nach der Schlacht von Ravenna Pavia (1512) belagerte; er ward während der Belagerung von den Franzosen hart behandelt und glücklicherweise nach der Einnahme der Stadt durch die Schweizer gerettet; ohne Zweifel sah ihn Joachim Maltzan hier und nahm sich seiner an. In einem Briefe vom 13. August 1518 (S. 323) nennt Ulrich von Hutten den Joachim Maltzan seinen theuren Freund ("amicissimum") und bittet ihn um Erhaltung ihrer Freundschaft. -

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Nach seiner Befreiung aus Pavia wandte Ulrich von Hutten sich nach Bologna; da ihm aber alle Mittel zu seinem Unterhalt abgeschnitten waren, sah er sich genöthigt, im Heere Maximilians als gemeiner Kriegsknecht zu dienen und machte als solcher im J. 1513 die Belagerung von Padua mit. Im J. 1514 war er wieder in Deutschland.

Bald offenbarte sich das Feldherrntalent Joachims Maltzan auf die allerglänzendste Weise, was freilich bis heute nicht bekannt gewesen ist. - Der König von Frankreich konnte die großen Opfer und Verluste in Italien nicht verschmerzen. Er rüstete mit aller Macht, um wenigstens Mailand wieder zu gewinnen. Im J. 1513 zog ein gewaltiges französisches Heer von 40,000 Mann, wie Joachim Maltzan berichtet, mit guter Artillerie unter der Anführung der Feldherren La Tremouille und Trivulzi über die Alpen. Die Franzosen eroberten Mailand auch rasch wieder, bis auf Como und Novara; in Novara war der Herzog Maximilian Sforza, welcher "ganz und gar vezaget war, also daß er aus Novara weichen wollte", als die beiden französischen Feldherren die Stadt zu belagern begannen. Einstweilen vertheidigte sich die Besatzung unter des Herzogs von Mailand Bruder Franz Sforza standhaft; denn kurz vorher hatte Joachim Maltzan mit dem Gelde, welches der neue Papst Leo X. hergab, "ganz eilends mit geringem Gelde 4000 gute Knechte aus dem Schweizer und Graubündner Lande gewonnen und schnell und glücklich nach Novara hineingebracht. Während Maltzan zum zweiten Male nach der Schweiz gegangen war, um noch mehr Kriegsvolk aufzubringen, hatten die Franzosen die Belagerung begonnen. Maltzan kam abermals mit 6000 guten Knechten, verband sich mit dem Markgrafen Johann Gonzaga von Mantua, der einen reisigen Zug führte, und ängstigte die Franzosen so sehr von der Belagerung, daß er sich mit allem zugeführten Kriegsvolk in die Stadt werfen konnte. Mit solchen Kräften und solchem Muth rückten die Belagerten am nächsten Morgen früh (ohne Geschütz) aus der Stadt, begannen die Schlacht, gewannen die Oberhand und schlugen die Franzosen bei Novara am 6. Junii 1513 so gänzlich, daß diese alles, was sie an Geschütz und Gepäck (auf beladenen Mauleseln) hatten, verloren, worauf die mailändischen Feldherren die schwachen Trümmer des französischen Heeres wieder über das Gebirge über den Mont Cenis trieben und das ganze Land wieder eroberten". Es sollen 8000 Franzosen, aber auch 5000 Schweizer in der Schlacht geblieben sein. So erzählt Joachim Maltzan (S. 10) den interessanten Hergang des berühmten Tages. Es ist ohne Zweifel,

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daß der junge Joachim Maltzan es vorzüglich gewesen ist, der die große Schlacht gewann. Er sagt in seinem offenen Briefe (S. 48) vom 18. Julii 1525, daß "er mit dem Haufen, den er zu Novara in der Schlacht geführt, die Schlacht ehrlich erobert habe", und ferner, "daß er in der Schlacht von Novara, in welcher der Markgraf (Johann Gonzaga) von Mantua die Reisigen geführt, den mehrern Theil des Fußvolks glücklich geführt habe". Auch sagt er in dem offenen Berichte vom J. 1551 (S. 10), "daß er und der Herr von Gonzaga die Schlacht angefangen, dieselbe überhaupt gewonnen, die Franzosen wieder über das Gebirge getrieben und das ganze Land wieder erobert" habe. Schon Spangenberg sagt in seinem Adelsspiegel II, Fol. 235 a: "Joachim von Maltzan, Meklenburger, hat das Beste für Novarien gethan, auf des Sfortia Seiten". Bekannt ist es, daß La Palisse den 10,000 Schweizern, welche Joachim Maltzan so schnell und glücklich herbeiführte und ordnete, nicht widerstehen konnte und daß diese es waren, welche die Schlacht gewannen.

Von der andern Seite gewannen die Verbündeten einen andern Vortheil. Georg von Frundsberg hatte 6000 Reisige nach Italien geführt und diese mit den Ueberbleibseln der Schlacht von Ravenna vereinigt. Bei dem Zuge gegen Venedig, welches wieder aus Frankreichs Seite getreten war, gerieth dieses Heer in den Gebirgen in eine so mißliche Lage, daß die Venetianer es schon zur Ergebung aufforderten. Jedoch wagte Georg von Frundsberg einen beschwerlichen Ausweg und schlug das angreifende venetianische Heer am 7. October 1513 bei Creazzo gänzlich, worauf Frundsberg die östlichen Städte Oberitaliens in Besitz nahm.

Während im J. 1513 dies Alles in Italien geschah, waren die Engländer mit großer Macht in Nordfrankreich gelandet und hatten sich mit den kaiserlichen Völkern aus den Niederlanden vereinigt; der König von England und der Kaiser kamen persönlich zu dem Heere, belagerten die Festung Terouenne und schlugen die zum Entsatze heranrückenden Franzosen am 17. Aug. 1513 in der Sporenschlacht bei Guinegate gänzlich.

Während der Zeit bereitete der Kaiser Maximilian zugleich einen Feldzug mit deutschen und schweizerischen Völkern vor, um Burgund zu nehmen. Der französische Feldherr La Tremouille kam eben mit den Trümmern des französischen Heeres von der Schlacht von Novara (6. Junii 1513) über die Alpen zurück, als Maximilian's Heer gegen Hochburgund heranrückte. La Tremouille warf sich zu rechter Zeit in die Festung Dijon. Joachim Maltzan war mit dem siegreichen Heere den "flüchtigen

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Franzosen nach Hochburgund nachgezogen und traf mit Maximilian's Heer vor Dijon zusammen, welches er mit belagern half" (S. 10); Maltzan giebt die Stärke des gesammten Belagerungsheeres auf 38,000 Mann an; Maximilian's Heer war 25,000 Mann stark, von denen 16,000 schweizer Söldner waren; also waren über 12,000 Mann aus Italien nachgezogen. La Tremouille sah ein, daß er sich nicht halten und wehren könne; er griff daher zur List und kaufte die Schweizer ab, welche nach Hause zogen. So erlangte La Tremouille leidliche Bedingungen zur Rettung.

Welches Ansehen damals schon der junge Joachim Maltzan hatte, geht daraus deutlich hervor, daß am 9. Januar 1515 der hochgestellte Cardinal und kaiserliche Rath Matthäus, Erzbischof von Gurck und Coadjutor zu Salzburg, ein Fürschreiben an die Herzoge von Meklenburg erließ, in welchem er diese bat, die Irrungen mit dem Ritter Berend Maltzan "um seines Sohnes Joachim Verdienens willen" auszugleichen (Vgl. S. 24 u. 22).

Der König Ludwig XII. erreichte es jetzt nach so harten Schlägen, seine Feinde zu trennen und mit jedem einzeln Frieden zu gewinnen. Er wollte die Ruhe benutzen, um sich zur Wiedereroberung Mailand's zu stärken, als er am 1. Januar 1515 im 53. Jahre seines Alters starb.

Ihm folgte der König Franz I., ein zwanzigjähriger Jüngling von glänzenden Gaben und sprudelnder Lebhaftigkeit, welcher sogleich beschloß, alles an die Wiedereroberung Mailands zu setzen. Er betrieb die Zurüstungen sehr geheim und brach im August 1515 mit einem sehr großen und glänzenden Heere auf, dessen Haupttheil er selbst anführte; gewöhnlich wird das Heer auf 60,000 Mann geschätzt; Maltzan giebt es zu 80,000 Mann an. Joachim Maltzan, welcher bei dem Kaiser Maximilian und der Heiligen Ligue seine Dienste erneuert hatte, spielte in diesem Feldzuge, welcher vor den meisten Kriegszügen hoch berühmt ist, vielleicht die wichtigste Rolle, obgleich bisher nichts davon bekannt geworden ist. Joachim Maltzan brachte eine Heeresabtheilung von "7500 guten Kriegsknechten in 14 Fähnlein" zusammen, welche der "Freie Haufe" genannt ward, (S.11 u. 49) und die er "unter sich als des Freien Haufens Oberster Hauptmann" hatte. Diese Heeresabtheilung ward der "Freie Haufe" genannt, weil von allerlei "Kriegsleuten, von "Schweizern und andern Knechten, von Edlen und Unedlen, auch zum Theil von alten Geschlechtern aus den kaiserlichen Erblanden in dem Haufen bei einander waren". Zugleich kam der Cardinal, Bischof von Sitten der Ligue mit 18,000 Schweizern

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zu Hülfe. Als König Franz durch Savoyen gegen die Gebirgspässe zog, besetzten der Cardinal von Sitten und Galeazzo Visconti nördlich bei Susa und Joachim Maltzan südlich bei Saluzzo die Gebirgspässe so fest, daß die Franzosen den Durchgang nicht zu erzwingen wagten. Da ließen "die Franzosen 3 Meilen von Saluzzo einen ungehörten, neuen Paß durcharbeiten und anrichten, kamen unversehens in einer Nacht über das Gebirge und überfielen in einem offenen Flecken (Villafranca) den zur Beobachtung der Bewegung der Franzosen abgeordneten päpstlichen Feldherrn Prosper Colonna", welchen La Palisse gefangen nahm und dessen Truppen er niedermetzeln ließ. Darauf wandten sich die Franzosen gegen Joachim Maltzan nach Saluzzo und nahmen die Pferde und Ochsen, die das Geschütz fahren sollten, von der Weide weg. Maltzan war nun am meisten besorgt, das Geschütz davon zu bringen, fand auch einen geschickten Anschlag, so daß er einen tapfern und unbeschädigten Abzug gewann, alles Geschütz mit sich nach Susa brachte und sich glücklich mit der andern Heeresabtheilung vereinigte. Von Susa zog nun das vereinigte Heer auf Turin und von dort in das Herzogthum Mailand. Bei der Ankunft des Heeres in das Land stießen noch 10,000 Schweizer zu der Heeresabtheilung des Schweizer=Cardinals und des Galeazzo Visconti. Das so verstärkte mailändische Heer zog nun auf die Stadt Mailand und schlug ein Feldlager nicht weit von der Stadt auf. Joachim Maltzan aber zog, um die Flanke zu schützen, mit seinem freien Haufen nach Como; am dritten Tage darauf aber stürmte und eroberte er zu Wasser und vom Gebirge ein Städtlein, in welches die Franzosen viel Tuch und anderes gutes Gewand hineingeflüchtet hatten, und erbeutete so viel (weißes) Tuch, daß er jedem Knechte einen Spieß lang Gewand als Beute austheilen ließ, damit sie desto williger fortdienten, da sie seit einem Monat keinen Sold erhalten hatten. Das gesammte französische Heer rückte aber mit ganzer Macht so stark gegen Mailand vor, daß Maltzan in Eilmärschen dem Cardinal und dem Galeazzo Visconti vor Mailand zu Hülfe ziehen mußte. Als nun die Feldherren zusammen waren, beschlossen sie, eine freie Feldschlacht mit den Franzosen anzunehmen". Dies ward die berühmte Schlacht von Marignano, eine der größten Schlachten, eine Weltschlacht, wie man zu sagen pflegt, von welcher der alte Marschall Trivulzi, welcher mehr erlebt hatte, als alle Feldherren seiner Zeit, sagte, alle Schlachten, die er vorher gesehen, seien gegen diese Kinderspiel gewesen, denn es sei eine Schlacht von Riesen gewesen. Und wenn nicht alles trügt, so ist es Joachim Maltzan, welchem man den bedeutendsten Theil an dieser

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Schlacht zuschreiben muß und der in dem allerglänzendsten Lichte erscheint. Ein Unglück für die mailändische Partei war, daß "kurz vor der Schlacht 13,000 Schweizer abzogen" und ihre Feldherren im Stiche ließen. "Nichts desto weniger unternahmen Joachim Maltzan mit dem freien Haufen und Fabricius de Colonna mit andern reisigen Haufen am Vorabend des Festes der Kreuzerhöhung (13. Sept. 1515) den ersten Angriff gegen die Franzosen, den die noch treu gebliebenen Schweizer und einige italiänische Truppen treulich und männlich unterstützten (S. 12). Joachim Maltzan war dazu verordnet, wie er auch selbst darum gebeten, am Nachmittage den ersten Angriff wider die Franzosen zu thun; der Angriff war so tapfer, daß sie etliche der französischen Haufen in die Flucht schlugen, obwohl der Schwarze Haufe (unter Aschwin von Cramm) und der alte Haufe der deutschen Knechte redlichen Widerstand leisteten. Man kämpfte mit unerhörter Tapferkeit bis gegen Mitternacht im Mondschein und Joachim Maltzan meint, wenn es länger Tag geblieben wäre, hätten die Franzosen am ersten Abend die Schlacht verlieren mögen. Aber in der Nacht kam der König von Frankreich von dem Flecken Marignano mit tausend Kürassern seinem Kriegsvolke zu Hülfe", schlief einige Stunden auf einer Kanonenlafette und fing bei Tagesanbruch die Schlacht wieder an, die bis gegen Mittag währte, und durch die Uebermacht der Reiterei und die Stärke des Geschützes auf Seiten der Franzosen gewonnen ward; der König Franz behauptete das Feld. Obgleich Joachim Maltzan durch einen Schuß verwundet (S. 12) und sein Bruder Heinrich an seiner Seite tödtlich verwundet ward, der in Folge dieser Verwundung bald darnach starb (S. 50), so gewann doch Joachim Maltzan mit seinem Haufen, so viel davon am Leben geblieben, wie auch andere Befehlshaber mit ihren Haufen, einen ehrenvollen Rückzug mit fliegenden Fahnen und brachte noch 6 Stück feindliches Geschütz mit sich davon". Die Hälfte des mailändischen Heeres, 12,000 Mann, lagen todt auf dem Schlachtfelde; auch König Franz hatte 6000 Mann verloren.

Die Mailänder waren zwar besiegt, aber ihre Niederlage war ehrenvoll, und der größte Theil der Ehre gebührt dem Joachim Maltzan.

Der König Franz zog siegreich in Mailand ein und Maximilian Sforza, der die Ruhe liebte, trat ihm das Herzogthum gegen ein Jahrgeld ab. So beherrschten die Franzosen Italien wieder. Der Papst räumte dem Könige Parma und Piacenza und schloß mit ihm ein Bündniß. Im J. 1516 schloß Franz

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mit den Schweizern, mit dem Kaiser Maximilian und mit dem Könige Carl V. von Spanien, da Ferdinand der Katholische grade gestorben war, Bündnisse.

Wahrscheinlich auf dem Schlachtfelde von Marignano am 13. Sept. 1515 ward Joachim Maltzan zum Ritter geschlagen, da er in seinem offenen Briefe gegen Christoph von Quitzow (S. 50) vorzüglich die Schlacht von Mailand beschreibt, um ihm darzuthun, "wie er seinen ritterlichen Stand erlangt", den Quitzow hatte bezweifeln wollen. Urkunden sind nicht vorhanden, aus denen sich dies erweisen ließe; im J. 1516 scheint sein Ritterstand ausgesprochen gewesen zu sein (S. 26); im J. 1518 war er sicher Ritter (S. 324). Es ist aber auch möglich, daß er einige Zeit später von Maximilian oder Franz zum Ritter geschlagen ist. Joachim Maltzan war der letzte meklenburgische Ritter nach alten Begriffen.

Nach der Schlacht von Marignano wird Joachim Maltzan kurze Zeit in des Kaisers Maximilian Diensten gestanden haben.

Aber der König Franz I. von Frankreich hatte in Joachim Maltzan einen so großartigen Gegner kennen und achten gelernt, daß er sich denselben näher zu verbinden wünschte. Da der junge König seine Laufbahn so glänzend begonnen hatte und ein feines, gebildetes Leben in jeder Hinsicht begünstigte, so trug Maltzan kein Bedenken, auf einige Zeit in seinen Dienst zu treten, um sich in angenehmer Lage größere Erfahrungen zu erwerben. "Mit des Kaisers Wissen und Willen" (S.13) nahm er, "vor dessen Tode" († 12. Jan. 1519), einen Dienst bei dem Könige Franz I. von Frankreich an, welcher ihm das bedeutende jährliche Gehalt von 2000 Kronen auf seine Lebenszeit verschrieb. Dies geschah ohne Zweifel im J. 1516, da der Herzog Richard von Suffolk am 10. Dec. 1516 an die Herzoge von Meklenburg schrieb, daß der "edle und feste Joachim Maltzan jetzund in des allerchristlichsten Königs von Frankreich Dienst mit großer Pension versorgt und von demselben hoch geachtet und lieb gehalten" sei (S. 26). Er blieb in des Königs Dienst, bis er sich in Böhmen ankaufte, also ungefähr acht Jahre lang. Er stand bei dem Könige in den höchsten Ehren nicht allein als Feldherr und Kriegsrath, in den Schlachten "auf des Königs Leib zu warten und die Schlachtordnungen schlagen zu helfen", sondern auch als Gesandter in den allerwichtigsten Angelegenheiten, wie Maltzan selbst sagt, daß der König ihn "in großen, tapfern Legationen (S. 13) gebraucht" habe.

Am Ende des Jahres 1516, als die Zeiten ruhig waren,

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machte Joachim Maltzan eine Reise in seine Heimath Meklenburg (S. 26); er war jetzt erst 24 Jahre alt und auf einem hohen Standpuncte reich mit Verdienst, Ehre und Einkommen geschmückt: ein sehr seltenes Beispiel für einen so jungen Mann, der fast auf dem Gipfel seines Ruhmes und seiner Wirksamkeit stand in einem Alter, in welchem andere Menschen ihre Laufbahn kaum zu beginnen pflegen. Sein Besuch in das Vaterland fiel in die Zeit, als die Herzoge von Meklenburg am 18. Januar 1517 den Ritter Bernd Maltzan, Joachim's Vater, mit Stadt und Schloß Penzlin, welches seitdem das Hauptschloß der maltzanschen Familie bis auf den heutigen Tag geblieben ist, von neuem erblich belehnten und damit allen vierjährigen Zerwürfnissen mit den Maltzan ein Ende machten.

Diese Gelegenheit benutzte ein englischer Prinz von der "weißen Rose", "Richard Herzog von Suffolk", welcher vor dem Könige Heinrich VIII. von England in Frankreich Schutz gesucht hatte, um mit Meklenburg ein Bündniß abzuschließen (S. 26), wozu er dem Joachim Maltzan vollkommene Vollmacht gab. Richard Suffolk bot den Herzogen von Meklenburg eine jährliche Rente von 3000 Engelotten, "sobald er wieder in seine Erblande kommen würde", wenn sie ihm und den Seinigen "wider seine Feinde" Zuflucht in ihren Landen und Ausführung von Kriegsmannschaft und Proviant gestatten würden. Es glückte auch dem Joachim Maltzan, diesen Vertrag auszuführen, indem die Herzoge am 14. März 1517 die gewünschte Versicherungsurkunde ausstellten. Ohne Zweifel hatte es aber damit sein Bewenden, da von dem Erfolge des Bündnisses nichts bekannt geworden ist. Maltzan schrieb im J. 1519, daß in diesem Jahre wegen des Herzogs von Suffolk nichts angefangen werde (S. 30).

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich bot sich auch bald Gelegenheit, daß der König Franz I. seinen jungen Geheimen Rath Joachim Maltzan zu den allerwichtigsten Gesandtschaften verwenden konnte, auf welchen dieser auch die größte Geschicklichkeit bewies, wenn der König auch sein Ziel nicht erreichte.

Der alternde Kaiser Maximilian wünschte die römisch=deutsche Kaiserkrone bei dem Hause Oesterreich zu erhalten und dieselbe seinem Enkel Carl V., Könige von Spanien, zuzuwenden. Diesem Streben wirkten entgegen zunächst der Papst, ferner das allgemeine Mißtrauen der Deutschen gegen den für den Fall der Erwählung übermächtigen spanischen Herrscher, endlich die Bemühungen eines gewaltigen Nebenbuhlers, des Königs Franz I. von Frankreich, welcher sich durch sein erstes glänzendes Auf=

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treten in Italien Bewunderung erworben hatte und jetzt mit allen Kräften darnach rang, in Deutschland Einfluß zu gewinnen; alle alten Regungen von Haß und Leidenschaft zwischen Frankreich und Spanien wurden lebendig, als der deutsche Kaiserthron zur Frage stand. Um seinem Enkel Carl von Spanien die Nachfolge in der Kaiserwürde zu sichern, hatte Maximilian schon vorher mit den Kurfürsten im Geheimen darüber unterhandelt, daß jener noch während seines Lebens zum römischen Könige erwählt werde. Auf dem im Julii 1518 begonnenen glänzenden Reichstage zu Augsburg trat Maximilian mit seiner Absicht bestimmt hervor; er erreichte zwar seinen Wunsch noch nicht ganz, gewann jedoch die vier Kurfürsten von Mainz, Cölln, Pfalz und Brandenburg, daß diese am 27. August 1518 dem Kaiser versprachen, den König Carl zum deutschen Könige erwählen zu wollen, und darüber am 1. Sept. mit Maximilian einen Vertrag abschlossen. Die Böhmen stimmten bei. Sachsen und Trier widerstrebten aber.

Während der Zeit war Franz I. jedoch nicht müssig gewesen, sondern hatte mit allen Kräften die Bemühungen des Kaisers zu vereiteln gesucht. Bei diesen Bestrebungen war Joachim Maltzan dem Könige sehr ergeben und suchte seinen ganzen Einfluß geltend zu machen oder durch diesen doch wenigstens zur Erkenntniß der Verhandlungen zu gelangen. Ulrich von Hutten war bald nach seiner Heimkehr aus Italien in die Dienste des Erzbischofs Albert von Mainz, eines Bruders des Kurfürsten von Brandenburg, getreten und begleitete diesen auf den Reichstag nach Augsburg. Dieser schrieb schon am 13. Aug. 1518 von Augsburg (S. 323) an seinen Freund Joachim Maltzan, daß "sich alle Kurstimmen für einen andern" als den König Franz, vereinigt hätten und daher der Kurfürst von Mainz allein nicht widerstreben könne, der König Franz also keine eitle Hoffnungen nähren möge. So stand also die Sache am 13. August; in Beziehung auf Kur=Trier wenigstens ist Ulrich's von Hutten Nachricht ganz neu, da vorzüglich durch diesen in Verbindung mit dem Papste die Wahl Carl's vor dem Tode Maximilian's auf dem Reichstage vereitelt ward. Vielleicht mögen sich auch zwischen dem 13. und 27. August die Ansichten geändert haben. Jedoch werden wirklich nicht mehr als 4 Kurfürsten ihre Zustimmung schriftlich gegeben haben; die andern mögen mündlich Aussichten eröffnet haben. Denn am 27. März 1519 schrieb der französische Kanzler Duprat an Joachim Maltzan, daß die "vier", welche zu Augsburg ihre Zustimmung versichert, nach dem Tode des Kaisers Bestätigungsurkunden über ihre Zustimmung übergeben, aber dennoch seine, des Kanz=

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lers, Ansicht durch Versprechungen zu erforschen und ihn zu bestechen unternommen hätten (S. 331).

Der König Franz ließ sich jedoch nicht abschrecken, sondern setzte seine Bemühungen fort. Da starb Maximilian am 12. Januar 1519. Sogleich sandte Franz seine Vertrauten, reichlich mit Geld versehen, nach Deutschland, den Admiral Bonnivet nach dem Rheine und von da in tiefem Geheimnisse weiter ins Land, den Ritter Joachim Maltzan aber nach Norddeutschland, welches sich damals in einem aufgeregten Zustande befand, theils um Kurfürsten für seine Wahl, theils andere Fürsten zu seinem Dienste zu gewinnen. Diese Wirksamkeit des Ritters Joachim Maltzan ist in der Geschichte ganz neu.

Seit einigen Jahren herrschte in den braunschweig=lüneburgischen Landen eine große Aufregung, welche unter dem Namen der hildesheimschen Stiftsfehde bekannt ist. Der Bischof Johann von Hildesheim, Herzog zu Sachsen=Lauenburg, war mit seiner Ritterschaft nach und nach in Zerwürfnisse gerathen, welche endlich in einen heftigen, offenbaren Krieg ausbrachen, als politische Bestrebungen den Feindseligkeiten einen bestimmten Charakter aufprägten. Die hildesheimsche Ritterschaft gewann den Schutz der Herzoge Heinrich des jüngern von Braunschweig=Wofenbüttel und Erich des älteren von Braunschweig= Calenberg, zu denen Heinrich's d. j. Bruder Christoph, Erzbischof von Bremen, stand. Zu dem Bischofe Johann stand der Herzog Heinrich der mittlere von Braunschweig= Lüneburg. Zwischen beiden Parteien herrschten viele alte Irrungen und so ward die Fehde endlich ein Krieg zwischen den Herzogen von Braunschweig und von Lüneburg, welcher durch politische Richtungen noch mehr angefacht ward. Die Herzoge von Wolfenbüttel und Calenberg standen nämlich auf österreichischer Seite; der Herzog von Lüneburg beförderte die französische Richtung.

Mit dem Tode des Kaisers Maximilian (12. Jan. 1519) fielen die letzten Schranken zwischen den feindlichen Parteien; kurz vor Ostern, um die Mitte des Monats April 1519, begann der offene Kampf mit großer Heftigkeit. Um diese Zeit war Joachim Maltzan schon in Norddeutschland und in voller Wirksamkeit. Am Rhein hatte der französische Admiral Bonnivet im Vereine mit dem päpstlichen Legaten durch die glänzendsten Versprechungen Pfalz wieder abwendig und Cölln schwankend gemacht; Trier war entschieden französisch. Der Kurfürst Friedrich von Sachsen, Reichsvicar in den Landen sächsischen Rechts, der die Kaiserkrone ausgeschlagen hatte, war gegen die Wahl des spanischen Königs Carl V.; es galt nun, diesen und

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den Kurfürsten von Brandenburg 1 ), sowie andere deutsche Fürsten für Frankreich zu gewinnen. Dies war die Aufgabe des Ritters Joachim Maltzan.

Schon im Monat Februar 1519 war Joachim Maltzan in Deutschland in Wirksamkeit und schien in seinen Bemühungen glücklich zu sein. Im Anfange des Monats Februar sprachen der König Franz und sein Kanzler Duprat, Maltzan's Freund, ihre große Zufriedenheit mit den geschickt eingeleiteten Unterhandlungen aus und erwarteten davon ein glückliches Ergebniß (S. 326 und 327) und wiederholten ihre Anerkennung am 5. März (S. 328). Maltzan hatte auch wirklich bedeutende Fortschritte gemacht. Er hatte vor allen Dingen den Herzog Heinrich den mittlern von Lüneburg gewonnen; dieser war zwar nicht in den Dienst des Königs getreten, hatte sich aber verpflichtet, die Wahl des Königs Franz nach Kräften zu befördern. Heinrich von Lüneburg war im März 1519 "bei den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg von Frankreichs wegen gewesen"; dies schrieb er am 21. März dem Herzoge Heinrich dem Friedfertigen von Meklenburg mit der Bitte, daß dieser sich bei Kurpfalz eben so verwenden möge: "die electio wird erst um Pfingsten geschehen, darum haben E. L. volle Zeit, mit Pfalz zu handeln, doch je eher, desto besser". Der Herzog Heinrich von Meklenburg hatte eine Schwester des Kurfürsten von der Pfalz, Helena, zur Gemahlin, eben so der Herzog Georg von Pommern, der damals bei dem Kurfürsten von Brandenburg zu Ketzer=Angermünde war. Zugleich schrieb Herzog Heinrich von Lüneburg dem Herzoge Heinrich von Meklenburg, daß Joachim Maltzan ihm berichtet habe, daß er "von Frankreich Pension haben werde und zu Frankreich in Sold zu reiten gedenke, was er gerne gehört habe". Das Bündniß zwischen dem Könige Franz und dem Herzoge Heinrich von Meklenburg ward wirklich am 14. Mai 1519 zu Schwerin durch den Baron und Ritter Franz von Bourdeilles, königlichen Rath, und den Ritter Joachim Maltzan, "einen von den Edlen des königlichen Hauses", dahin abgeschlossen (S. 31 folgd.), daß der Herzog dem Könige, so viel in seinen Kräften stehe, zu der deutschen Krone verhelfen und nach geschehener Wahl ihm mit 200 Reisigen nach Coblenz zuziehen solle, wogegen der König ihm eine jährliche Pension von 3000 Kronen versprach. Schon am 4. Mai 1519 berichteten


1) Die S. 27 folgd. und S. 326 folgd. mitgetheilten Briefe klären den Gang der Verhandlungen in Norddeutschland völlig auf, so daß dadurch Ranke's Forschungen, welcher (Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, I, S. 363) sagt: "Es ist nicht genau bekannt geworden, wie weit die Unterhandlungen mit den Kurfürsten gediehen sind": bedeutend weiter gefördert werden.
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die gesandten Carl's V., daß sich Meklenburg, Geldern, Lüneburg und Münster als Anhänger des Königs Franz rüsteten (S. 36).

Des Herzogs Heinrich von Meklenburg Bruder, der Herzog Albrecht der Schöne, ward, wahrscheinlich durch Vermittelung der rheinischen Kurfürsten, durch den Admiral Bonnivet gewonnen, indem dieser am 6. Junii 1519 zu Mainz mit dem Herzoge Albrecht ein gleiches Bündniß schloß (S. 42), wie Joachim Maltzan es mit dem Herzoge Heinrich abgeschlossen hatte; der Herzog sandte dem Könige auch wirklich drei Jahre lang 200 Reisige unter der Anführung des Grafen von Isenburg zu.

Auch den Herzog Friedrich von Holstein, nachmaligen König von Dänemark, machte Joachim dem Könige geneigt. Dieser schrieb am 11. Mai an Joachim Maltzan, daß er zwar wegen der ungehorsamen Schweden "seinem gnädigen, lieben Herrn dem Könige von Frankreich persönlich zu dienen verhindert sei, daß er aber, wenn der König zum römischen Könige, wie er hoffe, erwählt werde, seinen Sohn den Herzog Christian mit einer Anzahl Reiter dem Könige zum Dienst zuschicken werde" (S. 339 folgd.).

Mit einer solchen glänzenden Wirksamkeit des Ritters Joachim Maltzan konnte der König Franz wohl zufrieden sein. Zwar ward Maltzan am 13. Mai 1519 durch einen Freund in plattdeutscher Sprache gewarnt, namentlich vor "dem Kanzler" (S. 341), vielleicht dem allerdings intriguanten meklenburg=schwerinschen Kanzler Caspar v. Schöneich, vor dem oft gewarnt wird; auch der Admiral Bonnivet warnte ihn am 8. März vor den Ueberlistungen der Gegner des Königs (S. 329); aber Maltzan ließ sich so leicht nicht abschrecken, sondern ging kühn weiter. Und wirklich sprachen der König Franz und seine Räthe wiederholt ihre unbegrenzte Zufriedenheit und Dankbarkeit gegen ihn aus. Am 27. März 1519 dankten ihm der König und der Kanzler Duprat für seinen Fleiß und Eifer (S. 330 - 331). Vor allen Dingen aber war es dem Könige darum zu thun, den Kurfürsten von Brandenburg sicher zu gewinnen, theils wegen der Kurstimme selbst, theils wegen der Einwirkung auf seinen Bruder den Kurfürsten Albert von Mainz. Es wurden dem Kurfürsten "glänzende Vermählungen mit reichen Aussteuern, ja selbst die Beförderung zur deutschen Krone" in Aussicht gestellt, für den Fall daß Franz nicht selbst sollte dazu gelangen können. Die Boten zwischen Saint=Germain und Joachim Maltzan eilten unaufhörlich hin und her; die Zeit der Entscheidung rückte heran. Am 1. April 1519 forderte der König den Joachim Maltzan auf, die Angelegenheit mit Brandenburg zu Ende zu bringen

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(S. 333). Am 13. April sprach der Kanzler Duprat seine außerordentliche Zufriedenheit über das entworfene Heirathsproject mit dem brandenburgischen Hause aus, meinte jedoch, daß dem Kurfürsten von Brandenburg keine höhere Pension, als den andern deutschen Fürsten gleichen Standes versprochen werden könne, nämlich 8000 Pfund, damit die übrigen sich nicht gekränkt fühlten; nach der beabsichtigten Vermählung könne unter dem Scheine einer engern Familienverbindung mehr gegeben werden (S. 335 - 336). Am 26. April sprach der König Franz sein großes Wohlgefallen an Maltzan's Bemühungen an dem brandenburgischen Hofe aus (S. 336). Das Project, die Prinzessin Renate, Tochter des Königs Ludwig XII. und Schwester der Königin von Frankreich, zu verheirathen, trat ganz bestimmt hervor und ward zu Berlin durch Joachim Maltzan betrieben (S. 30 und 343). Am 29. April gaben die Räthe des Königs dem Ritter Joachim Maltzan ihre außerordentliche Zufriedenheit mit seinen Bemühungen in ihrem und des Königs Namen zu erkennen; sie schrieben ihm, der König rede am meisten von ihm und lobe oft die unglaubliche Klugheit, Geschicklichkeit und Weisheit, mit welcher er die Angelegenheiten betreibe; sie wünschten, daß die Kurfürsten von Brandenburg und Cölln zur geheimen Unterredung zusammentreten, jener sich aber dabei vor diesem hüten möge; sie versprachen, alles halten zu wollen, was Maltzan den Kurfürsten von Cölln und Mainz 1 ) versprechen würde, und baten, daß er die übrigen deutschen Fürsten in ihrer Zuneigung zu dem Könige erhalten möge (S. 337 - 338).

Während der Zeit dieser Verhandlungen nahm die hildesheimische Stiftsfehde einen sehr ernsthaften Charakter an und drohte die Länder zu verwüsten. Diesem Unheil zuvorzukommen, damit die "deutsche Nation in Friede, Einigkeit und Wohlfahrt und jedermann bei Gleich und Recht erhalten und vor unrechter Gewalt geschützt werde", schlossen am 12. Mai 1519 zu Höxter sehr viele Fürsten und Herren des nordwestlichen Deutschlands, welche nicht in die Stiftsfehde verwickelt waren, die sich in den westphälischen und in den Harzkreis theilten, den bisher unbekannt gebliebenen lippeschen Bund 2 ) auf 30 Jahre, welchem in der Folge zuerst die braunschweigischen Fürsten, welche in der Stiftsfehde betheiligt gewesen waren, und später nach und nach andere norddeutsche Fürsten beitraten und sich zu einem


1) Nach Beendigung des Druckes der Urkunden ist noch der in dem Anhange mitgetheilte, interessante Brief des Ritters Joachim Maltzan im wolfenbüttelschen Archive von dem Herrn Archivrath Dr. Schmidt entdeckt.
2) Ueber den lippeschen Bund vgl. die Abhandlung Nr. III. in den Jahrb.
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großen Bunde vereinigten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Joachim Maltzan an der Stiftung dieses großen Friedensbundes beteiligt war, wie er überhaupt die Rolle des Vermittlers in der unheilvollen hildesheimischen Stiftsfehde spielte. Noch am 25. Februar 1540 sagte Maltzan, daß er den hildesheimischen "Krieg alle Zeit auf das treulichste widerrathen habe" (S. 178). Um großes Unheil zu verhüten, schickte der Herzog Heinrich der Friedfertige von Meklenburg die Edlen von Maltzan, ohne Zweifel Joachim Maltzan, und von Bülow in das Lager des französisch gesinnten Heinrich von Lüneburg bei Eschede (S. 36 - 37), um den Frieden zu vermitteln; aber die Erbitterung war zu groß, der Friedensversuch mißglückte und es kam am 29. Junii 1519 zu einer blutigen Schlacht auf der Soltauer Haide, in welcher Heinrich von Lüneburg den Sieg gewann. Joachim Maltzan mußte späterhin für seine friedliche Teilnahme büßen, indem der Herzog Erich von Calenberg dem Secretair Maltzan's seines Herrn Sachen und Briefe abnahm.

Auch der Termin der deutschen Kaiserwahl rückte immer näher heran. Carl V. bediente sich desselben Mittels, das Franz I. so verschwenderisch gebrauchte; spanisches Gold machte die östlichen Kurfürsten schwankend, ohne daß Franz und sein Diener es lange Zeit merkten, und am 28. Junii 1519 ward Carl V. einstimmig zum deutschen Kaiser gewählt. Franz hatte nicht eine Stimme. So waren alle seine großartigen Unternehmungen vergebens gewesen und Deutschland hatte gegen ihn ein mächtiges Oberhaupt gewonnen, welches in der Folge freilich auch Unheil genug über das deutsche Vaterland brachte.

Dennoch gab Franz noch nicht sogleich die Verbindungen mit den norddeutschen Fürsten auf, da er deren Hülfe vielleicht gegen seinen glücklichen Nebenbuhler gebrauchen konnte. Franz mußte am 24. Julii 1519 ohne Zweifel schon Nachricht von der Kaiserwahl haben, als er die Bemühungen Maltzan's lobte und die Verbindung mit Brandenburg festzuhalten empfahl. Brandenburg schien auch noch bis zum letzten Augenblicke geneigt zu sein, die Verbindung festzuhalten. Die Kurfürstin schickte dem Könige Haarnetze (? reticula) und weiße Gewänder (? camisia) und ihr Sohn der Prinzessin Renate einen Diamanten mit einem Briefe zum Geschenke (S. 343), welches Franz wohlgefällig und dankbar aufnahm. Aber bald wurden die Verbindungen abgebrochen. Am 21. Sept. 1519 lobte der Kanzler Duprat zwar den Fleiß, die Treue und die Rechtlichkeit, die Joachim Maltzan in dieser Angelegenheit bewiesen, welche leider einen unglücklichen Ausgang genommen, und rieth, die beabsichtigte Vermählung nicht weiter zu betreiben (S. 345 - 346). Am 30. Octbr.

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1519 forderte der Kanzler Duprat den Ritter Joachim Maltzan zur schleunigen Rückkehr nach Frankreich auf (S. 347).

Trotz der verabredeten Friedensruhe legte aber Heinrich der jüngere von Wolfenbüttel in der Stiftsfehde die Waffen nicht nieder, sondern unternahm hie und da Ueberfälle. Es wird auf der Rückreise des Ritters Joachim Maltzan nach Frankreich geschehen sein, daß Heinrich von Wolfenbüttel, als Gegner Frankreichs, den Secretair Maltzan's niederwarf und ihn der Sachen und der geheimen Briefschaften seines Herrn beraubte. Heinrich d. j. behauptete, die Briefe hätten "den Franzosen zu gute gehandelt und ihm zum Nachtheile practicirt, dem Bischofe von Hildesheim zu gute ihn und seinen Vetter Erich zu überziehen" (S. 349). Die Sache machte viel Aufsehen und ward viele Jahre lang behandelt. Am 4. Junii 1522 ersuchte der Ritter Berend Maltzan, Joachims Vater, den Herzog Erich von Calenberg um Herausgabe des seinem Sohne entwandten Gutes (S. 348), und am 3. October 1522 sollte Joachim Maltzan in der Altmark gerüstet haben, um sein Eigentum wieder zu erlangen (S. 349). In einem Recesse, den am 2. August 1523 der König von Dänemark in den Irrungen zwischen dem Kurfürsten von Brandenburg und den Herzogen Erich und Heinrich d. j. von Braunschweig aufrichtete, ward ausdrücklich verabredet, daß dem Kurfürsten die an Joachim Maltzan eigenhändig geschriebenen Briefe, die bei Maltzan's niedergeworfenem Diener gefunden worden, wieder ausgeliefert werden sollten (S. 351); aber erst am 15. April 1526 gab Heinrich d. j. von Wolfenbüttel diese Briefe an den Kurfürsten zurück (S. 351). Noch in der Zeit 1539 - 40 ward dieser Fall bei Untersuchung einer ähnlichen Vorkommenheit zwischen Heinrich d. j. von Wolfenbüttel an einem und Sachsen und Hessen am andern Theile staatsrechtlich weitläuftig behandelt und zur Vergleichung gezogen (S. 173 - 177), und 25. Febr. 1540 berichtet Joachim Maltzan selbst dem Landgrafen Philipp von Hessen über diesen Fall. Maltzan sagt freilich (S. 179), daß er nur des Königs von Frankreich Gesandter und damals, als seine Diener niedergeworfen seien, "kein römischer König, viel weniger ein römischer Kaiser am Leben gewesen sei, weil alle Kurfürsten zur Zeit, einen römischen König zu wählen, erst ausgezogen und zu Frankfurt noch nicht angekommen seien" (S. 179). Es scheint aber Joachim Maltzan nach Verlauf von 20 Jahren etwas geirrt zu haben. Die fraglichen Briefe nämlich, mit Ausschluß der an den Kurfürsten von Brandenburg wieder zurückgelieferten, welche wohl noch im Berliner Archive zu finden sein werden, sind von dem Archivrath Dr. Schmidt

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im Archive zu Wolfenbüttel wieder aufgefunden und in der Urkunden=Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Maltzan, Th. V, S. 323 - 347, mitgetheilt (vgl. S. 327, 350, 352). Da nun der letzte französische Brief des Kanzlers Duprat an den Ritter Joachim Maltzan vom 30. Oct. 1519 datirt ist, so werden die Briefe auch erst nach diesem Tage dem Secretair Maltzan's abgenommen sein. Die Feindschaft zwischen dem Herzoge Erich von Calenberg und Joachim Maltzan wegen dieser Angelegenheit ward erst später zwischen 1531 35 durch den König Ferdinand zu Breslau vertragen (S. 180).

Carl V. zog aus den Niederlanden zu seiner Krönung nach Aachen am 23. October 1520; am 28. Jan. 1521 eröffnete er den glänzenden und denkwürdigen Reichstag zu Worms (bis Ende Mai), auf welchem auch der Protestantismus öffentlich als eine Macht im deutschen Reiche auftrat.

Joachim Maltzan war im Frühling des Jahres 1520 in Meklenburg . Er hatte hier mit dem Herzoge Heinrich von Meklenburg 100 Kronen darauf gewettet, daß Carl V. vor Michaelis 1520 nicht in das Reich kommen würde (S. 40). Am 12. Mai 1520 war er zu Tangermünde (S. 38) und rieth von hier den Herzogen von Meklenburg, dem beabsichtigten Vertrage von Lüneburg wegen der hildesheimischen Stiftsfehde zur Stärkung der lüneburgischen Partei beizutreten, auch die Herzoge von Pommern dazu zu vermögen (S. 38).

Im Anfange des Jahres 1521, während des Reichstages zu Worms, war Joachim Maltzan wieder in Meklenburg . Der König hatte ihn zum Kurfürsten von Brandenburg und zum Herzoge Albrecht von Meklenburg gesandt; am 4. März lobte der König den Herzog wegen seiner Ergebenheit und bat ihn um die Fortdauer seiner Freundschaft (S. 43). Der Admiral Bonnivet schickte zugleich am 2. März dem Herzoge seine Pension und versicherte ihm, daß der König sich sehr freuen werde, wenn er ihn besuchen wolle, wie er gewünscht habe (S. 41). Der Herzog hatte sich am 6. Juni 1519 in den Dienst des Königs gegeben und leistete denselben, wenn auch nicht in der Person, sicher bis in das Jahr 1521 mit 200 Pferden. Man sieht hieraus, wie sehr Franz bemüht war, die Verbindungen mit seiner Partei in Deutschland zu erhalten.

Die politischen Verhältnisse wurden aber bald eben so schwierig, als die kirchlichen. Die Feindschaft zwischen Carl V. und Franz I. brach bald auf das heftigste zu den italiänischen Kriegen aus, welche im J. 1525 mit der Gefangennehmung des Königs Franz I. endeten. Bis zu Ende dieser Kriege war Joachim Maltzan in den Diensten des Königs Franz. So

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sehr er auch durch seine hohe Begabung und Tapferkeit dazu berufen war, Theil an diesen gewaltigen Kämpfen zu nehmen, so hielt er sich doch von denselben fern, theils weil er als deutscher Vasall nicht Feind seines Kaisers sein, theils weil er nicht gegen Mailand, um das es sich vorzüglich in diesen Kriegen handelte und für welches er einst so rühmlich gefochten hatte, feindlich auftreten wollte. Dieses Benehmen ist ein Zug einer höchst ehrenwerthen Gesinnung, die ihn von den unzähligen Söldlingen jener Zeit wesentlich unterscheidet. Zwar wird dies nirgends ausführlich gesagt; aber es ist auch kein einziger Beweis vorhanden, daß er je thätigen Antheil an den Feindseligkeiten gegen den Kaiser in den italiänischen Kriegen Theil genommen habe. Er diente dem Könige Franz als Rath, freilich auch im Kriege, als Gesandter und als Begleiter zu des Königs persönlichem Schutze.

Joachim Maltzan betrat in der ganzen Zeit seines Dienstes bei dem Könige Franz nur Ein Mal, so viel wir wissen, das Schlachtfeld, und zwar gleich beim Beginne der Feindseligkeiten. Nach einem verunglückten Einfalle der Franzosen in Spanien, kam es zuerst an den niederländischen Grenzen zum Kampfe. Robert von der Mark, Herr von Bouillon und Sedan, war mit dem Kaiser in Feindschaft gerathen und unter dem Beistande Frankreichs in Luxemburg eingefallen. Der Krieg des kleinen Feindes ward ein Kampf der beiden mächtigen Herrscher. Carl sandte ein großes Heer gegen den Feind unter Feldherren wie Heinrich Grafen v. Nassau, Franz v. Sickingen, Georg v. Frundsberg u. A. Franz rückte mit einem mächtigen Heere dagegen. Der Anfang des Feldzuges war für Carl viel versprechend. Beide Fürsten folgten ihren Heeren in Person. Carl's V. Heer verwüstete das Gebiet des Grafen von der Mark, überschritt die Grenzen Frankreichs, eroberte Mouzon und belagerte Mezieres. Hier wandte sich aber das Glück Carl's durch die Uneinigkeit seiner Feldherren. Bayard vertrieb die Kaiserlichen von Mezieres, das er tapfer verteidigte. Jetzt rückte der König Franz "mit großer Macht nach, bis 2 Meilen von Valenciennes, wo auch Carl V. persönlich war. Das französische Heer rüstete sich zur Schlacht, welche neben andern tapfern Kriegspersonen Joachim Maltzan ordnete, welcher aus des Königs Person zu warten, auch die Schlachtordnung schlagen zu helfen verordnet war". Als nun die Kaiserlichen, namentlich Georg v. Frundsberg, die Uebermacht der Franzosen wahrnahmen, mußten sie "aus dem Felde weichen und, obwohl viele von den Reisigen, darunter auch tapfere Leute, durch das französische Geschütz getödtet oder verwundet wurden, nahmen sie doch einen

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tapfern Abzug bis zum Kaiser in die Stadt Valenciennes, von wo der Kaiser in der Nacht entfloh. Wenn die Franzosen zu rechter Zeit mit der Schlachtordnung vorgerückt wären, hätten die Kaiserlichen schwerlich den Abzug nehmen und ihrer wenig davon kommen mögen" (S. 13 - 14). "Georg v. Frundsberg hielt diesen Abzug für eine seiner rühmlichsten Thaten." Dies geschah im Herbste des Jahres 1521.

Sogleich im Winter begannen nun die italiänischen Kriege um Mailand, an denen Joachim Maltzan, wie gesagt, als Feldherr nicht Theil nahm. Nach Beendigung des ersten für Carl V. glücklichen Feldzuges im J. 1522 war Joachim Maltzan wieder in der Heimath, um hier die Freunde Frankreichs festzuhalten. Die hildesheimische Stiftsfehde war wieder mit großer Heftigkeit entbrannt und es folgte im J. 1522 von beiden Parteien eine verwüstende kriegerische Unternehmung auf die andere. Da jetzt die Sache zum Aeußersten gelangt war, wollte Joachim Maltzan thätigen Antheil an dem Kampfe nehmen. Unter dem Vorwande, daß sein Diener seiner Briefe beraubt worden hatte er, unter der Begünstigung des Kurfürsten von Brandenburg im Kurfürstenthume eine Anzahl von Reisigen versammelt, in der Absicht, dem Bischofe Johann von Hildesheim zu gute die ihm feindlich gesinnten Herzoge Heinrich d. j. von Wolfenbüttel und Erich von Calenberg zu überziehen; er sollte am 28. Sept. 1522 "zu Tangermünde 800 Pferde in Futterung" gehabt haben (S. 349). Christoph v. Quitzow sagt, am 24. Aug. 1525, "J. Maltzan habe den Herzog von Braunschweig überziehen und verjagen wollen" (S. 54). Der Bischof von Hildesheim hatte am 29. Sept. noch 800 Knechte aus dem Münsterlande an sich gezogen und außerdem 450 Pferde. Mit seiner ganzen Macht that er einen verheerenden Ausfall, den Zuzug Maltzan's erwartend; aber die Feinde waren auch noch stark genug. Dies war aber die letzte Handlung in der Fehde; Hildesheim war bis zum Aeußersten erschöpft und entließ die Reiter. Am 3. Oct. 1522 berichtete Heinrich von Wolfenbüttel dem Landgrafen Philipp von Hessen, daß die Maltzan'schen Reiter auch auseinander gehen sollten. Im Anfange des Jahres 1523 begannen die Friedensverhandlungen.

In den nächsten beiden Jahren, in denen die italiänischen Kriege alle Kräfte in Anspruch nahmen, haben wir gar keine Nachricht von Joachim Maltzan. Wir haben nur eine Andeutung, daß er ein Mal wieder im Norden thätig war.

Trotz aller Kämpfe und Bedrängnisse ward Franz nicht müde, seine Verbindungen im Norden aufrecht zu erhalten und zu erweitern. Und hierin konnte ihm Niemand besser dienen,

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als Joachim Maltzan. Wir haben aber nur dunkle Andeutungen, aus denen sich jedoch mancherlei vermuthen läßt. Es war für Frankreich von großer Wichtigkeit, in dem Kampfe gegen Oesterreich das mächtige Polen freundlich gegen sich zu stimmen, um so mehr, da der König Sigismund I. die bekannte Bona, aus dem mailändischen Hause Sforza, ein Weib von heftiger, südlicher Natur, zur Gemahlin hatte. Was nicht unmittelbar zu erreichen war, sollte mittelbar geschehen. Am 13. December 1524 schloß der König Sigismund von Polen mit dem Herzoge Heinrich von Meklenburg und den Herzogen Georg und Barnim von Pommern ein umfassendes Bündniß 1 ), welches am 4. März 1524 durch Gesandte zu Danzig verabredet und am 27. October von dem Herzoge Heinrich ratificirt war und auch alte Verträge erneuerte. Alle Häuser waren durch nahe Verwandtschaft verbunden. Der beiden Herzoge von Pommern Vater Bugislav X. war mit einer Schwester des Königs Sigismund von Polen und eine Schwester Bugisla's wieder mit des Herzogs Heinrich von Meklenburg Vater vermählt gewesen; überdies hatten Heinrich von Meklenburg und Georg von Pommern zwei Schwestern, Prinzessinnen von der Pfalz, zu Gemahlinnen. In allen Schriften über dieses Bündniß wird zwar Joachim Maltzan nicht genannt, aber er wird um diese Zeit jedenfalls in Polen und in Meklenburg gewesen sein, um so mehr, da damals sein Vater schwach ward und bald darauf starb und Joachim mit seinem Bruder Georg in Penzlin succedirte. Der stralsundische Chronikenschreiber Johann Berckmann erzählt nämlich, "Berend Maltzan habe mit der Zeit seinen Wohnsitz zu Penzlin genommen, und er habe den Tag erlebt, daß sein Sohn Joachim den Rang vor dem Herzoge Albrecht behauptete ("über Herzog Albrecht ging=ginck bâven hertich Albrecht")" und einen weißen seidenen (blianten) Rock anhatte, "denn er war vom Könige von Polen ausgesandt" (S. 44). Dies kann nur im J. 1524 gewesen sein, denn Berckmann war zuerst nur bis zum Ende des Jahres 1524 Prädicant zu Neu=Brandenburg, nicht weit von Penzlin, und erzählt ausdrücklich, daß in diesem Jahre Herzog Albrecht mit seiner jungen Gemahlin zu Neu=Brandenburg gewesen sei und er für sie Maulbeeren von seinem Baume gepflückt habe. Joachim Maltzan wird also in dieser Zeit zu Penzlin und von dort nach Neu=Brandenburg gewesen sein, um vielleicht auch den Herzog Albrecht zu dem Bündnisse mit Polen zu bewegen. Zwar war er nicht im Dienste des Königs von Polen, sondern noch Diener des


1) Vgl. die Abhandlung Nr. IV in den Jahrb.
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Königs von Frankreich, aber er wird, in Uebereinstimmung mit seinem königlichen Herrn, einen außerordentlichen Auftrag von dem polnischen Könige gehabt haben. Dies Alles wird um so wahrscheinlicher, da der Herzog Heinrich von Meklenburg um diese Zeit an den Herzog von Holstein schreibt, der Ritter Joachim Maltzan habe vor kurzem Mittheilungen gemacht, welche sich ohne Gefahr schriftlich nicht mittheilen ließen; der Herzog von Holstein möge also ungesäumt einen seiner Vertrautesten Räthe, wie Hans oder Paul Rantzau, nach Schwerin senden, um diesem Alles vertraulich zu berichten (S. 40 - 47). Nun finden sich bei den polnischen Bündnißacten auch "Artikel", worauf Wolf Pogwisch und Jacob Rantzau mit den polnischen, pommerschen und meklenburgischen Räthen auf nächsten Sonntag Oculi in Danzig zusammentreten und beschließen sollten; es war mit Holstein ein ähnliches Bündniß, wie mit Meklenburg und Pommern, beabsichtigt, und außerdem auch noch eine bedeutende Theilnahme Dänemarks besprochen. Ob diese Erweiterung des Bündnisses zu Stande gekommen sei, hat noch nicht ermittelt werden können. - Am 16. December 1525 trat der Herzog Heinrich von Meklenburg dem lippeschen Bunde bei. - Der Stolz, den Joachim Maltzan, nach Berckmann's Mittheilung, gegen den Herzog Albrecht von Meklenburg bewies, wird wohl begründet gewesen sein, da Maltzan am 18. August 1536 an den Herzog Heinrich von Meklenburg schreibt: "Habe ich Ew. Fürstl. Gnade vor etlichen Jahren als ein junger Hof= und Kriegsmann mit Worten erzürnet, so habe ich mir das vorgenommen, daß ich es zwanzigfach und mehr Ew. Fürstl. Gnaden und derselben Erben will wieder einbringen".

Auf dieser Reise nach Polen legte Joachim Maltzan gewiß Grund zu den bedeutenden Bekanntschaften, welche in der Folge so überaus wichtig wurden, um so mehr, da er dieselben aus kaiserlichen Gesandschaftsreisen nach Polen und nach dem J. 1530 von seiner an Polen grenzenden Standesherrschaft Wartenberg aus zu erweitern Gelegenheit hatte.

Trotz der glänzenden Laufbahn seiner Jugend sehnte Joachim Maltzan sich nach dem Vaterlande zurück und wünschte sich einen häuslichen Heerd zu gründen. Schon am 13. Mai 1519 berichtet ihm eine befreundete Hand (S. 341): "Die von Ulm haben eine Grafschaft; auch die Fugger haben eine Grafschaft, genannt die Grafschaft Kerberg, und haben dem Kaiser 30,000 Gulden darauf geliehen: zu den zwei Grafschaften wäre wohl zu kommen und mancher wird bald darnach trachten. Schmiedet das Eisen dieweil es heiß ist". Jedoch hinderte

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ihn wohl der lebhafte Dienst bei dem Könige von Frankreich an der Ausführung seines Vorhabens.

Das Jahr 1525 war für Maltzan's Leben ein sehr wichtiges Jahr, indem er in diesem Jahre die schönen Herrschaften Graupen und Teplitz im Königreiche Böhmen, das damals mit dem Königreiche Ungarn unter Einem Herrscher stand, erwarb. Es wird schon im Jahre 1524 gewesen sein, daß der Ritter Berend Maltzan und seine Söhne Joachim und Georg diese Herrschaften käuflich an sich brachten. Leider sind, trotz aller Bemühungen, keine Urkunden über diesen Besitz aufzufinden gewesen, da sie wahrscheinlich alle verloren gegangen sind; die Wittwe des Oberjägermeisters Wilhelm von Kinski, Elisabeth Katharine, geb. Terzka von Lippe, soll sich nach der Ermordung ihres Schwagers Wallenstein nach Dresden geflüchtet und das ganze Archiv mit sich genommen haben, welches auf dieser Reise vollständig untergegangen sein soll (S. 45). Aber es gibt doch noch Nachrichten, welche den Gang der Begebenheiten klar erkennen lassen. Joachim Maltzan sagt in seinem Schlachtenberichte (S. 14) selbst, daß "er sammt seinem lieben seligen Vater und seinem Bruder etliche tapfere Güter, nämlich die Herrschaften Graupen und Teplitz im Königreiche Böhmen, gekauft" habe, und daß dies nicht lange vor des Königs Ludwig II. von Ungarn Tode geschehen sei. Mit diesem Berichte stimmt auch Eichler's Geschichte von Teplitz: "Die Besitzer von Teplitz", Prag 1828, S. 16 (S. 45), nach andern Quellen überein;

dieser sagt: "1524 waren Teplitz und Graupen in den Händen des Sigmund von Smrzicky, der es 1527 (?) an die drei Gebrüder Joachim, Georg und Bernhard von Maltzan verkaufte". Das Jahr des Verkaufes und die Verwandtschaft der Käufer sind hier offenbar nicht richtig angegeben. Die folgenden Angaben setzen Alles in das hellste Licht.

Der Ritter Berend Maltzan, Joachim's Vater, starb in der Mitte des Jahres 1525. Am 24. August 1525 datirt Christoph von Quitzow einen Brief an "Joachim Maltzan, Herrn Bernds Maltzan seligen Sohn", (S. 55) und schon am 5. Junii und am 18. Julii 1525 unterzeichnet sich Joachim Maltzan als "Erbmarschall" (S. 51 - 55).

Den König Franz traf ein hartes Geschick. Trotz seiner glänzenden Eigenschaften und Zurüstungen endete der erste italiänische Krieg am 23. Februar 1525 mit der für ihn unheilvollen Schlacht von Pavia, in welcher er selbst gefangen genommen ward; erst am 14. Januar 1526 gewann er durch den Frieden von Madrid die Freiheit wieder. Joachim Maltzan scheint sich

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in dieser Zeit, in welche zugleich seine Niederlassung in Böhmen fällt, von dem französischen Hofe entfernt gehalten zu haben.

So begann nun Joachim Maltzan eine in jeder Hinsicht neue Laufbahn. Nach seines Vaters Tode setzte er sich ohne Zweifel mit seinem Bruder auseinander, obwohl er Lehn und Rechte an Penzlin behielt. In seinem Testamente vom 31. Mai 1554 sagt er, daß die Stadt Penzlin ihm und seinem Bruder Georg gemeinschaftlich gehöre, und da sein Bruder dieselbe über 25 Jahre allein gebraucht habe, er und seine Erben sie eben so lange zu benutzen Recht hätten (S. 293). Seit dem Jahre 1525 datirt er aber seine Briefe von Graupen, einer nicht weit von dem lieblichen Badeorte Teplitz gelegenen stattlichen Burg, welche noch heute in malerischen Ruinen steht.

Bei der Erwerbung dieser böhmischen Herrschaften vermählte er sich mit Bernhardine von Wallenstein, einer Dame aus dem berühmten Geschlechte, einer klugen und gewandten Frau, welche ihren Gemahl 20 Jahre überlebte (S. 112 und 320 - 322). Wahrscheinlich ward diese Verbindung durch den französischen Dienst Maltzan's geknüpft; denn im J. 1523 hatten die Franzosen, um Oesterreich durch Hülfe Böhmens zu schwächen, mit einem Herrn v. Wallenstein ("Waldestein barone e gran capitano di Bohemia") Verbindungen angeknüpft 1 ). Am 10. September 1525 nennt Joachim Maltzan sich selbst Herrn "auf der Herrschaft Graupen und Teplitz und "der Krone Böhmen Einwohner und daselbst mit Wesen gesessen" (S. 56 - 57), und in seinem Schlachtenberichte sagt er selbst, daß er sich bald nach dem Erwerb von Graupen und Teplitz "in Böhmen mit dem Herrenstande aufs tapferste gefreundet (d. h. verschwägert) und Weib und Kind gehabt" habe (S. 14).

So war Joachim Maltzan am Ende des Jahres 1525, als er ungefähr 32 Jahre alt war, Besitzer zweier großer und schöner Herrschaften, dem Herrenstande angehörig, angesehen vermählt, mitbelehnt mit den Schlössern und Herrschaften Penzlin und Wolde und den daran haftenden wendischen und pommerschen Erbmarschallämtern (S. 111), berühmt und angesehen im Felde und im Rathe.

Kaum hatte er auf diese Weise sein Haus gestaltet, als für Oesterreich die Zeiten sehr ernst wurden und Maltzan's Kopf und Hand sehr willkommen waren. Im Frühling 1526 ward


1) Vgl. Ranke a. a. O. II, S. 415, Not. 1.
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Joachim Maltzan von seinem Bruder Georg in Meklenburg erwartet, wahrscheinlich um die väterliche Erbschaft zu ordnen.

Bald riefen ihn ernste europäische Verwicklungen auf einen größern Schauplatz zurück. Ungarn und Böhmen standen damals unter dem jungen Könige Ludwig II. von Ungarn, welcher mit Carl's V. und Ferdinand's Schwester, Maria, vermählt war. Ungarn befand sich in einem Zustande großer Aufregung, welche ihren Mittelpunct vorzüglich in dem mächtigen siebenbürgischen Woiwoden ("Weyda") Johann Zapolya fand, welcher nach der Königskrone strebte. Als dieser alle Hebel dazu in Bewegung setzte, rückte der Osmanen=Sultan Soliman im J. 1526 mit einem gewaltigen Heere gegen Ungarn vor, um Ungarn und Deutschland zu erobern und dem Reiche der Christenhunde ein Ende zu machen. Soliman's Zug war von Siegen bezeichnet; am 29. August 1526 schlug er bei Mohacz den von den Siebenbürgern im Stiche gelassenen König Ludwig II., der auf der Flucht seinen Tod fand, zog in Ofen ein und wandte sich darauf in sein Reich zurück.

Durch diesen Unglücksfall waren die Throne von Ungarn und Böhmen, wozu auch Schlesien und die Lausitzen gehörten, erledigt. Der Erzherzog Ferdinand von Oesterreich, mit des verstorbenen Könige Ludwig Schwester, Anna, vermählt und Bruder der verwittweten Königin von Ungarn, hatte ohne Zweifel die nächsten Ansprüche. Die Franzosen suchten sowohl in Ungarn, als in Böhmen dem Hause Oesterreich entgegenzuwirken; dennoch trug Oesterreich den Sieg davon. Zuerst suchte Ferdinand die böhmische Krone zu gewinnen. Durch sein gewandtes Benehmen erreichte er es, daß er am 23. October 1526 zum Könige von Böhmen gewählt ward. In Ungarn brachte es Zapolya dahin, daß er selbst am 11. Novbr. 1526 zu Stuhlweißenburg von seinen Anhängern gewählt und gekrönt ward. Durch die Bemühungen seiner Schwester, Maria, ward aber auch Ferdinand auf einem andern Reichstage zu Preßburg von der alten Partei am 26. November 1526 zum Könige von Ungarn gewählt.

Bei dieser wichtigen Wendung der Dinge verließ Joachim Maltzan sogleich die französischen Dienste und trat in die Dienste des neuen Königs von Böhmen. Er sagt hierüber selbst in seinen Schlachtenberichte (S. 14), "er habe dem Könige von Frankreich geschrieben, daß er ein Unterthan des Königs Ferdinand geworden sei und daher den Könige von Frankreich gegen das Haus Oesterreich nicht mehr dienen könne, und nachdem er sich in des Königs Ferdinand Dienst begeben, habe er von demselben Zusage erhalten, daß ihm, weil

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er zuvor nicht des Hauses Oesterreich oder des Königs von Böhmen Unterthan gewesen, alles solle verziehen sein, was er auf des Königs von Frankreich Seite gegen den Kaiser und den König gehandelt, auch daß Se. Majestät ihn mit besondern Gnaden und Ehren an= und aufnehmen wolle".

Im Anfange des Jahres 1527 sehen wir den Ritter Joachim Maltzan in den Diensten des böhmischen Königs Ferdinand. Am 19. Januar 1527 schrieb ihm der König, er ersehe aus seinen Briefen, daß er nichts unterlassen habe, was ihn zu Ehre und Nutzen dienen könne, und erwarte, in dem Vertrauen auf seine Ergebenheit, daß er in seinem Dienste klug, fest und unerschüttert beharren werde (S. 61). Wahrscheinlich bezieht sich dies auf die nahe bevorstehende Krönung; denn am 24. Februar 1527 ward Ferdinand in Prag zum Könige von Böhmen gekrönt. Am 11. Mai 1527 empfing er zu Breslau die Huldigung. Kurz vorher, am 12. April, war Joachim Maltzan in Berlin, um den Kurfürsten von Brandenburg zu bestimmen, zur Huldigung nach Breslau zu kommen; nachdem dieser zugesagt hatte, rieth er am 12. April auch dem Herzoge Albrecht von Meklenenburg dazu, auch nach Breslau zu kommen (S. 62).

Nachdem Ferdinand in Böhmen das Nothwendige geordnet und seine Wünsche erfüllt sah, rüstete er sich mit großer Macht, welche nöthig war, in Ungarn zu erscheinen, um seinen Gegner aus dem Felde zu schlagen. Der König hatte ein stattliches Heer zusammengebracht und angesehene Feldherren, wie Rogendorf, Nicolaus von Salm und Andere um sich; auch von Fürsten waren ihm Casimir von Brandenburg, Georg von Sachsen und Erich von Braunschweig zugezogen. Was aber bisher nicht bekannt gewesen ist, ist die hervorragende Stellung, welche Joachim Maltzan in diesem ersten und wichtigen Feldzuge einnahm: er war des "Heeres Oberster Feldmarschall in Einnehmung "der Krone Ungarn". Nicht allein Joachim Maltzan sagt dies in seinem Schlachtenberichte (S. 14): daß er dem Könige "als verordneter Oberster Feldmarschall den ersten Zug nach Ungarn gar tapferlich und getreulich vollbringen helfen"; auch der König Ferdinand sagt es zwei Male selbst, zuerst gleich nach seiner Krönung: daß er den Joachim Maltzan auf Graupen "bei dem gewaltigen Heerzuge in Einnehmung der Krone Ungarn als Obersten Feldmarschall gebraucht habe, in welchem Amt Maltzan sich auch ehrlich, ritterlich, fleißig und wohl gehalten" (S. 63), und dann am 2. August 1530 bei seiner Erhebung in den Freiherrenstand zur Belohnung seiner Verdienste (S. 89).

Der Feldzug unter Maltzan's Oberleitung war rasch und

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glänzend; die deutschen Truppen zeigten sich überall brav und tapfer. Am 31. Julii 1527 war Ferdinand mit seinem Heere an der ungarischen Grenze erschienen; am 20. August hielt er seinen Einzug in Ofen, wo der Markgraf Casimir von Brandenburg starb. Joachim Maltzan berichtet (S. 14) selbst, daß er "Sr. Majestät als verordneter Oberster Feldmarschall den ersten Zug im Ungerland gar tapferlich und getreulich vollbringen helfen, und obwohl Markgraf Casimir zu Ofen, ehe sich der Krieg geendet, in Gott verstorben, so haben doch Ihre Majestät auf dem Zuge die Feinde geschlagen und fast ganz Ungerland, Siebenbürgen, auch einen großen Theil von Dalmatien und Croatien eingenommen" (S. 15). Johann Zapolya ward bei Tokay aufs Haupt geschlagen und gezwungen, Ungarn zu verlassen. Am 3. November 1527 ward Ferdinand in Stuhlweißenburg zum Könige von Ungarn gekrönt. Dieser Sieg (S. 66) war aber nur ein augenblicklicher; es kostete noch viele und lange Kämpfe, ihn zu behaupten. Joachim Maltzan klagt um das J. 1551: "So man daselbst "verständiger Kriegsleute Rath gefolgt hätte, hätte man Ungerland wohl behalten mögen, aber da man des Katzianers und anderer neuer Hauptleute Vorhaben hat folgen wollen, so ist wissentlich, wie es darnach gegangen, wie auch jetzund noch täglich geschehen mag" (S. 15).

Joachim Maltzan hatte die Freude, nach dem Siege seinen Herrn in Stuhlweißenburg zum Könige von Ungarn gekrönt zu sehen. Da der Sieg für den Augenblick vollständig war, so kehrte Ferdinand bald nach Deutschland zurück und gab am 8. November 1527 dem "Joachim Maltzan auf Graupen, der dem Könige in dem jetzt vollbrachten gewaltigen Heerzuge zur Einnehmung der Krone Ungarn als Oberster Feldmarschall gedient, in welchem Amte er sich ehrlich, ritterlich, fleißig und wohl gehalten", zu seinem Abzuge mit seinen Dienern, Pferden, Hab und Gütern von dem königlichen Hofe in die Heimath einen freien Geleitsbrief (S. 63). Das Haus Oesterreich war des Ritters Joachim Maltzan für diesen Dienst auch lange dankbar eingedenk und erhob ihn vorzüglich dafür auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 in den Freiherrenstand (S. 87).

Vorzüglich wegen der wachsenden kirchlichen Spaltungen hatten seit einigen Jahren keine fruchtbaren Reichshandlungen stattgefunden. Endlich ward ein neuer Reichstag auf den März 1528 nach Regensburg ausgeschrieben, obgleich "man nicht ohne Besorgnisse vor den Beschlüssen der Reichsstände" war. Joachim Maltzan ward von dem Könige Ferdinand nach Norddeutschland gesandt, um die norddeutschen Fürsten zum per=

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sönlichen Erscheinen auf dem Reichstage zu bewegen. Am 28. December 1527 war Maltzan bei dem Kurfürsten von Brandenburg, fand denselben aber, gegen die Bestimmung, nicht zu Hause; im Namen des Kurfürsten schrieb ihm der Graf Heuer von Mansfeld, daß der Kurfürst dem Kaiser und dem Könige zu Gefallen gerne auf dem Reichstage erscheinen wolle, wenn er Gewißheit hätte, daß der König Ferdinand dort persönlich erscheinen werde, indem ohne dies "schwerlich etwas Fruchtbares oder Beschließliches gehandelt werden möchte"; widrigenfalls bitte sich der Kurfürst die Artikel aus. Dies Alles schrieb Joachim Maltzan dem Könige Ferdinand von Graupen am 12. Januar 1528 (S. 65). Die Eröffnung des Reichstages ward aber von dem Könige Ferdinand auf den 3. Mai (Jubilate) verschoben (S. 66). Nun schickte der König wieder den Ritter Joachim Maltzan nach Norddeutschland, um die norddeutschen Kurfürsten zum Erscheinen zu bewegen. Der Kurfürst von Sachsen gab dem J. Maltzan am 16. April 1528 folgende Erklärung: obwohl Regensburg eine unbequeme Malstatt sei, so sei er willfährig geneigt gewesen, den Reichstag zu besuchen, wenn die andern Kurfürsten und Fürsten persönlich erscheinen würden, habe auch schon Fouriere zur Bestellung und Erkundigung nach Regensburg geschickt; da er aber erfahren habe, daß die Kurfürsten am Rhein nicht gewilligt seien, in eigener Person zu erscheinen, so sei es seines Ermessens zu nichts nütze, wenn er sich persönlich dahin verfügen wollte; würden aber die andern Kurfürsten und Fürsten persönlich erscheinen, so wolle er sich auch zu freundlichem Willen erzeigen (S. 66 - 69). Unter so bewandten Umständen hatte der Kaiser schon am 10. April 1528 den Reichstag ganz abgesagt.

Bald nahm aber der gewaltige Türkenkrieg vom Jahre 1529 alle Aufmerksamkeit und Kraft in Anspruch. Der Sultan Soliman erhob sich zum Vernichtungskampfe gegen die Christen; am 4. Mai 1529 zog er mit einem gewaltigen Heere aus, dessen Stärke man auf eine Viertelmillion schätzt Johann Zapolya vereinigte sich auch mit den Türken und bald war Ungarn ohne besondere Schwierigkeit gewonnen.

Die Sache war, nach Maltzan's Briefen, längst planmäßig vorbereitet. Selbst nach Meklenburg kamen die Werber Zapolya's, um ihm Kriegsknechte zuzuführen, und französisches Geld war über Meer in die Ostsee geschickt, um von den Ostseehäfen über Land gegen Oesterreich zu helfen. Am 15. Mai 1529 berichtet Joachim Maltzan dem Herzoge Heinrich von Meklenburg, daß Reiter und Fußknechte Willens seien, dem Johann Zapolya zuzuziehen und ihren Weg durch Meklenburg zu

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nehmen, und bittet ihn, dies nicht zu gestatten (S. 72); am 7. Junii klagt Maltzan, daß sich noch immer Knechte zu Johann Zapolya durchstehlen (S. 75). Am 10. Junii 1529 schreibt der Herzog Albrecht von Meklenburg an den Rath der Stadt Wismar, daß der Türke, der Feind der Christenheit, eine Botschaft, die sich für eine polnische ausgebe, durch den Woiwoden (Weyda) Grafen Hans von Zips, d. i. Johann Zapolya, ausgeschickt habe, um gegen das deutsche Reich zu handeln, und befiehlt, eine solche Botschaft nicht durchzulassen (S. 72). Ferner fordert Joachim Maltzan am 22. Mai 1529 die Herzoge von Meklenburg durch Briefe des Königs Ferdinand auf, "etlich französisches Geld, das gegen die kaiserliche und königliche Majestät über Meer gefertigt werde", als gute Beute anzuhalten, wenn es in die meklenburgischen Häfen kommen sollte; es wurden auch die Kurfürsten und Fürsten gewarnt, die werbenden Hauptleute, welche vorgeben würden, für den König Ferdinand Reiter zu sammeln, nicht durchzulassen, da der König keine Bestellung habe ausgehen lasssen.

Siegreich rückte das osmanische Heer gegen die Grenzen Deutschlands vor. Die äußerste Noth drängte zur Rüstung gegen den allgemeinen und gefürchteten Feind. Der König Ferdinand setzte eine Reichsversammlung zu Regensburg auf die Johanniswache 1529 an, auf der "alle Kurfürsten, verordneten Fürsten und kaiserlichen Regimentsräthe mit dem Könige zusammenkommen" sollten. Joachim Maltzan war im Namen des Königs bei dem Kurfürsten von Brandenburg gewesen und wollte am 7. Junii zum Kurfürsten von Sachsen ziehen, um beide zu bewegen (S. 74 und 76), denn es war Absicht, "von des Reichs wegen Kriegsvolk zu Roß und zu Fuße aufzunehmen". Am 7. Junii suchte Maltzan auch die Herzoge von Meklenburg zu vermögen, persönlich nach Regensburg zu kommen (S. 74 - 75). Der Tag zu Regensburg ward gehalten; es waren auf demselben der König Ferdinand, der Pfalzgraf Friederich, der Herzog Ludwig und noch ein Herzog von Baiern, der Landgraf von Leuchtenberg, die Bischöfe von Regensburg, Trient und Augsburg, die Botschafter der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und sonst viele Grafen und Herren erschienen, und es ward daselbst beschlossen, daß der Zug gegen die Türken vor sich gehen solle (S. 77). Joachim Maltzan war auch auf dem Tage zu Regensburg und begleitete den König Ferdinand von dort nach Linz (S. 76). Von Linz ging noch im Julii der König auf den böhmischen Landtag nach Budweis, wo allerdings die wichtigsten und erfolgreichsten Beschlüsse gefaßt wurden: es ward beschlossen, dem

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Könige eine stattliche Hülfe zu stellen: auf sechs Monate: von Böhmen 6000 Knechte und 600 Pferde, von Mähren 3000 Knechte und 3000 Landgesessene mit der Wagenburg, aus Schlesien 3000 Knechte, außer der Stellung aus der Lausitz; über dies alles ward beschlossen und bewilligt, dem Könige mit aller Macht zu Hülfe zu kommen, wenn er von den Türken überwältigt werden sollte (S. 77). Der König Ferdinand wollte gegen Ende des Monats August mit seiner ganzen Macht zu Felde ziehen, um den Türken eine Schlacht zu liefern (S. 78). Der König ging mit dem Pfalzgrafen Friederich, Feldhauptmann des Reichs, nach Linz zurück. Joachim Maltzan blieb in Böhmen mit der Rüstung beschäftigt.

Während der Zeit zogen die Türken über die deutsche Grenze. Die ganze Christenheit gerieth in Schrecken, als Soliman am 26. September 1529 mit seinem wilden Heere vor Wien erschien und die Belagerung der Stadt begann. Auch Joachim Maltzan schätzt die Stärke des türkischen Heeres über 3 bis 400,000 Mann. Auf der andern Seite der Donau zog Johann Zapolya mit 100,000 Mann heran (S. 80). Die Türken verheerten und verbrannten auf ihrem Zuge alles, was ihnen entgegenstand, und ergossen sich über Wien hinauf gegen Linz, so daß der König dort nicht mehr sicher war; er ward am 4. Oct. in Prag erwartet (S. 80).

Jetzt war der Zeitpunct gekommen, wo die Lande des Königs Ferdinand " alle mit aller Macht" demselben zu Hülfe ziehen mußten. Joachim Maltzan giebt einen "im Kriegsrathe" in seiner Gegenwart gemachten Ueberschlag des christlichen Heeres, das so stark war, daß "kein christlicher Kaiser oder König so stark zu Felde gekommen innerhalb 300 Jahren" (S. 83 folgd.). Der Ueberschlag ging auf 22,800 Reisige, 224,000 Mann Knechte und 363 Stück große Geschütze; hievon stellte z. B. Böhmen allein an 40,000 Knechte, 2200 reisige Pferde, 3000 Wagen mit 600 Hakenbüchsen und 90 Stück Feldgeschütz (S. 84 und 85). Dieses Heer setzte sich noch im October "zur Errettung Wiens" in Bewegung. Joachim Maltzan war einer der Befehlshaber dieses Heeres, zu welchem er selbst auf eigene Kosten 20 gerüstete Pferde und 200 wohl geharnischte Knechte gestellt hatte (S. 15).

So oft und heftig aber auch die Türken Wien stürmten, so heldenmüthig hielt sich die Besatzung und schlug die wüthendsten Bestürmungen ab. Joachim Maltzan giebt die Stärke der Besatzung Wiens auf 30,000 Mann an (S. 80). Die Osmanen fingen an, an der Möglichkeit der Einnahme Wiens zu zweifeln; vorzüglich aber war es die Nachricht von dem Heran=

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rücken des böhmischen Heeres, wodurch sie von ihrem Vor= haben abstanden. Am 14. Oct. versuchte Soliman den letzten, vergeblichen Sturm. Noch in der Nacht desselben Tages begannen die Türken ihren Rückzug, da sie die schlechte Jahreszeit und die Tapferkeit der Christen zu bedenken hatten. Joachim Maltzan scheint dem Entsetzungsheere großen Einfluß zuzuschreiben, indem er sagt, daß, nach der Rüstung Böhmens, "die Türken von der Belagerung Wiens abgewichen sind und die Stadt also wiederum erlöset worden" (S. 15).

Das böhmische Heer in der oben angegebenen Stärke, sammelte sich in Mähren an der Grenze Oesterreichs bei Znaym, auf der Straße nach Wien, und lagerte um diese Stadt 4 bis 5 Meilen weit (S. 82, 84 und 15), um zur Schlacht zu ziehen (S. 84). Nachdem hier das Heer zwei Nächte im Felde gelegen hatte (S. 82), begann es den Zuzug. Da kam die Nachricht, daß die Türken von Altenburg schon bis jenseits Ofen zurückgewichen seien, und bald darauf die Botschaft, daß Soliman sich wieder ganz in die Türkei zurückgezogen habe. Daher ward im Kriegsrathe beschlossen, daß das böhmische Heer sich bis zum Anfange des Frühlings zurückziehen solle, und den Reichsständen ward der Zug abgeschrieben (S. 82).

Johann Zapolya empfing von den Türken die Krone Ungarns. Ferdinand hätte diesen eilfertigen Abzug Soliman's benutzen können, um rasch und mit Gewalt in Ungarn nachzudrängen; aber es fehlte ihm so sehr an Geld, auch an Kraft, daß gleich der Versuch scheiterte. Es war Zeit, daß der Kaiser in Deutschland erschien.

Die Räthe der böhmischen Krone, unter denen auch Joachim Maltzan, beschlossen einen böhmischen Landtag auf den 13. December 1529 zu Prag, wo der König mit der Königin persönlich zu erscheinen gedachten; zugleich sollten in allen Erblanden des Königs, in Mähren, Oesterreich, Schlesien u. s. w., Landtage gehalten werden, um für den nächsten Frühling den Feldzug in Ungarn zu beschließen, zu welchem man den Kaiser und den König erwartete (S. 82 - 83). Auch war eine Zusammenkunft des Königs mit seinem Bruder dem Kaiser in Augsburg auf die Zeit nach Weihnacht verabredet, um einen allgemeinen Reichstag zu beschließen (S. 83).

Trotz dieser ungeheuren Thätigkeit, welche Joachim Maltzan anf dem Felde des Krieges und der Politik entwickelte, machte er es grade in dieser Zeit möglich, seine ganze häusliche Lage zu verändern. Er kaufte nämlich im J. 1529 die freie Standesherrschaft Wartenberg in Schlesien, welche dem Obersten Burggrafen des Königreichs Böhmen, Zdenko Löw von Rozmital,

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gehört hatte (S. 86). Am 26. Julii 1529 hatte der König Ferdinand einigen seiner Gläubiger auf diesen Kauf 1500 Gulden gezahlt, ihm aber dennoch die Herrschaften Graupen und Teplitz erblich wieder eingeantwortet und ihm auch Aussicht auf Schloß und Herrschaft Tachau, im pilsener Kreise Böhmens, gegeben (S. 79). Im J. 1530 verkaufte aber Joachim Maltzan die Herrschaften Graupen und Teplitz an denselben einflußreichen Obersten Burggrafen Löw von Rozmital (S. 45). Wahrscheinlich war diese beiderseitige Veräußerung eine Art Tausch, wenn wir auch keine weitere Nachricht darüber besitzen. Durch diese Besitzveränderung ward die ganze Lage des Ritters Joachim Maltzan eine ganz veränderte, indem er Standesherr in Schlesien ward und dadurch in völlig neue Verhältnisse kam.

Was den Ritter Joachim Maltzan dazu bewog, seinen Wohnort zu verändern, ist dunkel. Vielleicht war es der Glaube, der ihn zu dem Entschlusse brachte, einen Kreis zu wählen, in dem er sich freier bewegen konnte. Es läßt sich nämlich annehmen, daß Joachim Maltzan sich früh zum lutherischen Glauben hinneigte. Am 18. Julii 1525 war er noch nicht lutherisch, da er in einem Injurienstreite dem märkischen Edelmanne Christoph v. Quitzow den Vorwurf macht, daß dessen "geistlicher Vater Martin Luther" sei, um welchen sich ein Streit zwischen ihnen angefangen habe. Zwar sagt Kurts in seiner Geschichte von Wartenberg, Joachim Maltzan sei 1529 evangelischen Glaubensbekenntnisses gewesen; dies läßt sich aber jetzt nicht mehr beweisen. So viel ist aber sicher, daß Joachim Maltzan früh und eifrig lutherisch ward; die Stadt, der Adel und die Dörfer seiner Standesherrschaft Wartenberg wurden, wahrscheinlich durch seine Beförderung, früh lutherisch und sind es bis heute zum größern Theile geblieben; im J. 1536 beförderte er die Vermählung der Töchter des lutherischen Herzogs Heinrich von Meklenburg mit den Herzogen von Schlesien "des evangelischen Glaubens" willen (S. 138); und seit dem J. 1547 war er die kräftigste Stütze der evangelischen Sache gegen den Kaiser Carl V. Wahrscheinlich ist es, daß ihn die Begebenheiten des Jahres 1530 entschieden auf die Seite der lutherisch Gesinnten drängten. "Schon im J. 1534 warnte der Bischof von Lunden den Kaiser vor Ferdinand's Räthen, welche theils dem Protestantismus ergeben seien, theils zu Frankreich sich hinneigten", und am 16. März 1550 klagt Joachim Maltzan, "daß ihm der evangelischen Religion halber genug Widerwärtigkeit widerfahren sei" (S. 216).

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Die Aufforderungen des Königs Ferdinand an seinen Bruder Carl, nach Deutschland zu kommen, wurden immer dringender. Nachdem Carl V. sich am 24. Februar 1530 zu Bologna zum römischen Kaiser hatte krönen lassen, erließ er von dort aus ein Ausschreiben zu einem Reichstage zu Augsburg auf den 8. April und zog darauf im Anfange des Monats Mai über die Alpen zu dem großen, glänzenden und denkwürdigen Reichstage, zu welchem er am 15. Junii seinen prachtvollen Einzug hielt. Fast alle Fürsten Deutschlands waren erschienen. Die Hauptgegenstände der Verhandlung waren die Religionsangelegenheiten und die Türkenkriege. In den Religionsangelegenheiten kam es zum offenen Bruche, indem die evangelischen Fürsten am 25. Junii eine Bekenntnißschrift, die augsburgische Confession, überreichten, an welcher sie fortan mit Entschiedenheit festhielten. Die Herzoge von Meklenburg waren auch anwesend und thaten sich durch Gewandtheit in der lateinischen Sprache hervor. Auch Joachim Maltzan war auf dem Reichstage als einer der Räthe des Königs Ferdinand (S. 95) und wird hier Anblicks der Glaubensfestigkeit der evangelischen Fürsten mit seinem Glauben zum Abschlusse gekommen sein. Joachim Maltzan erhielt auf diesem Reichstage für sich und seine Nachkommen eine Anerkennung, welche das glänzendste Zeugniß für seine großen Verdienste giebt. Am 2. August 1530 erhob der König Ferdinand ihn, in Betracht des alten, ehrenvollen, adeligen Herkommens seiner Vorältern, für die angenehmen, getreuen und großen Dienste, die er dem Könige und der Krone Bömen in trefflichen Händeln und Sachen, insonderheit mit der Rüstung seines Leibes, seiner Habe und Güter in den schweren Feldzügen und Kriegen als Oberster Feldmarschall in Eroberung und Einnehmung der Krone Ungarn, auch mit getreuem Rath zur Erhaltung der königlichen Regierung und sonst in mannigfaltiger Weise dem Könige, dessen Konigreichen und dem Hause Oesterreich vor andern geleistet, zum Freiherrn der Herrschaften und Schlösser Wartenberg im Herzogthume Schlesien und zu Penzlin und erstreckte diese Würde auch auf seinen Bruder Georg und ihrer beider Nachkommen, so daß diese sich in ewige Zeiten Freiherren und Freifräulein zu Wartenberg und Penzlin nennen und von männiglich genannt werden sollten, bei Strafe von 50 Mark löthigen Goldes; am 12. August 1530 bestätigte der Kaiser Carl V. diese Erhebung und bestimmte zugleich, daß die beiden Brüder und ihre Nachkommen auch "für des heiligen Reiches und der Krone Böhmen Freiherren und Freifräulein zu Warten=

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berg und Penzlin gehalten, geehrt und genannt" werden sollten, bei Strafe von 40 Mark löthigen Goldes (S. 87 - 95). Dies ist die älteste noch geltende und dazu wohl verdiente Erhebung, welche eine meklenburgische adelige Familie erfahren hat. Die Lehnherren der Freiherren Maltzan stellten ihnen eine Versicherung aus, in welcher sogleich eine Anerkennung der Erhebung lag, daß diese Erhebung zu Freiherren des Heiligen Römischen Reichs und der Krone Böhmen ihnen und ihren Erben an ihren altväterlichen Erblehen und andern Lehns= und Erbfällen nicht nachtheilig sein solle; der Kurfürst Joachim von Brandenburg, die Herzoge Georg und Barnim von Pommern und der Herzog Albrecht von Meklenburg thaten dies noch auf dem Reichstage zu Augsburg am 11. August 1530, der Herzog Heinrich von Meklenburg holte dies zu Güstrow am 22. Febr. 1531 nach (S. 96 - 101).

Am 19. November 1530 ward der Reichstagsabschied erlassen, durch welchen die lutherische Ketzerei auf das strengste untersagt ward. Die entschieden protestantisch gesinnten Fürsten aber versammelten sich am 22. bis 31. Dec. 1530 zu Schmakalden und schlossen den schmalkaldischen Bund zum entschlossenen Widerstande gegen jede Bedrückung, eine That, von der allerhöchsten Wichtigkeit für die ganze Welt.

Von Augsburg zog der Kaiser nach Cölln, um hier von den Kurfürsten seinen Bruder Ferdinand zum deutschen Könige wählen zu lassen, da er, der Kaiser, wegen seiner übrigen Länder oft vom deutschen Reiche entfernt sein müsse. Am 5. Januar 1531 geschah die Wahl und am 11. Januar die Krönung zu Aachen mit großer Pracht. Auch hiezu half Joachim Maltzan wesentlich mit; er selbst sagt in seinem Schlachtenberichte zu dem Kaiser, daß er "im augsburgischen Reichstage im 1530 Jahre gar getreulich habe helfen handeln, daß Ihre Majestät zum römischen König erwählt" worden sei (S. 17).

Joachim Maltzan erwarb sich in Schlesien wieder des größten Vertrauens und nahm hier eine angesehene Stelle ein. Er blieb des Königs Ferdinand Rath und ward von ihm zu den wichtigsten Geschäften gebraucht. Am 13. März 1531 sehen wir ihn auf seiner Standesherrschaft wirken; er nennt sich in den Urkunden "des heiligen römischen Reichs Freiherr zu Wartenberg und Penzlin und des Herzogthums Stettin und des Fürstenthums Wenden Erbmarschall" (S. 101 u. 111).

Die Türkengefahr ward wieder drohend. Der König Ferdinand verstand sich dazu, mit dem Sultan durch Gesandtschaften

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Unterhandlungen anzuknüpfen, jedoch vergebens. Am 26. April 1532 erhob sich Soliman zu einem zweiten gewaltigen Heerzuge gegen Oesterreich, und diesmal mit um so größerer Begierde, als der Kaiser Carl selbst ihm entgegentreten wollte. Mit unerhörter Pracht zog Soliman dem Feinde entgegen; die Stärke des türkischen Heeres ward auf eine Viertelmillion gerechnet. Während der Zeit ward seit dem 17. April endlich der lange beabsichtigte Reichstag zu Regensburg gehalten, um eine Türkenhülfe zu gewinnen, welche der Kaiser am 24. Junii 1532 als eine "eilende Hülfe" der Reichsstände ausschrieb. Am 24. Julii ging das türkische Heer bei Essek über die Drau. Im Anfange des Monats August war das ganze deutsche Reich in Bewegung und der Kaiser hatte Vertrauen und Muth. Joachim Maltzan nahm auch Theil an dem Zuge und führte die schlesischen Völker. Als Soliman bei Güntz vorüberzog, warf sich Niklas Jurischitz mit 30 Reitern und vielen Flüchtlingen in die Festung, in der Absicht, sie so lange als möglich zu vertheidigen; es mochten in der kleinen Festung im Ganzen 700 Mann Bürger und Bauern sein, außer den 30 Reitern. Die Türken belagerten die Festung mit ihrer ganzen Macht; elf Mal schlug die kleine Heldenschaar den Sturm ab. Beim zwölften Sturme am 28. Aug. hätten sich die Türken des Platzes bemächtigen können, wenn sie nicht vor dem Geschrei der Verzweiflung der Belagerten zurückgebebt wären. Soliman ließ von der Belagerung ab. Während der Zeit hatten Carl und Ferdinand ein ungewöhnlich glänzendes und tapferes Heer von ungefähr 80,000 Mann zusammengebracht und es auf dem Tulner Felde oberhalb Wien vereinigt. Im September belagerte Soliman auch Gratz vergeblich. Der türkische Vortrab, 8 bis 9000 Mann stark, alle zu Roß, zog aber schon durch den Wiener Wald gegen die Ebenen. Das christliche Heer war noch nicht zur Stelle; des Reichs Oberster Feldhauptmann, der Pfalzgraf Friedrich, war in Wien. Da "hat Herr Maltzan mit den schlesischen Reisigen, so viel von des Reichs und der Krone Böhmen Völkern hätten thun sollen, das erste Treffen in die Türken gethan, welches auch dermaßen gerathen, insonderheit weil der Pfalzgraf mit dem gewaltigen Haufen Reisigen bald nachgerückt, daß die Türken zum Theil im Felde todt blieben, zum Theil in den Gräben ertranken, die Mehrzahl von den Handschützen auf dem Moose erschossen, ein Theil aber nach Neustadt aus des Markgrafens Joachim von Brandenburg Seite versprengt und vollens erwürgt ward" (S. 15). Diese bisher unbekannte, genaue Nachricht haben wir aus dem Schlachtenberichte Maltzan's selbst. Auch Sebastian Schärtlin von Burten=

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bach war bei dieser That, welche am 19. September 1532 geschah. Auf die Nachricht von der Vernichtung des Vortrabes trat Soliman seinen Rückzug in so großer Unordnung an, daß er selbst mit Lebensgefahr durch die Drau schwamm und eilig sich nach Konstantinopel zurückzog. Der Kaiser Carl hätte jetzt wieder den Vortheil benutzen können; da aber das Land verheert und der Winter vor der Thür war, so entließ er am 5. October das Heer und begab sich durch Italien nach Spanien. Joachim Maltzan war noch am 17. October 1532 "in römisch=kaiserlicher Majestät und des heiligen Reichs Diensten in dem christlichen Heereszuge wider die Türken mit Geschäften verhaftet" (S. 106).

Aus allen diesen Kriegsthaten erkennt man klar, daß Joachim Maltzan der rechte Feldherr war, der mit Umsicht, Tapferkeit und Gewandtheit stets den Angriff auf den Feind machte und, dessen schwache Seiten erspähend, durch Unerschrockenheit und Geistesgegenwart stets siegte.

In den nächsten Jahren, welche freilich unruhig genug in Ungarn waren, ereignete sich keine Begebenheit von großer Bedeutung. Aber man fing an einzusehen, daß es gerathener sei, gegen den gemeinsamen Feind und den Hauptfeind Oesterreichs, den Türken, zusammenzustehen, als durch Sonderbündnisse dessen Macht zu stärken. Die ersten, geheimen Hanptverhandlungen wurden am polnischen Hofe gepflogen. Johann Zapolya hatte eine Tochter des Königs Sigismund I. von Polen zur Gemahlin. Im J. 1535 vermählte sich auch der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg mit Sigismund's Tochter, Hedwig. Bei Gelegenheit dieser Vermählung wurden schon Friedensverhandlungen gepflogen, und obgleich Joachim Maltzan "aus beweglichen Ursachen keinesweges mit zum Beilager hatte ziehen wollen", so ward er doch von dem Kurfürsten Joachim, welcher die Einleitung übernommen hatte, als Vermittler gebraucht (S. 113 - 117); der Kurfürst vertrauete ihm nach seiner Heimkehr aus Polen von dem Beilager eine Sendung zum Könige Ferdinand, um den Frieden anzubahnen. Der König von Polen und der Kurfürst von Brandenburg erboten sich, falls die Parteien sich selbst nicht einigen könnten, zur Vermittelung und schlugen einen Congreß zu Breslau im Frühling 1536 vor. Joachim Maltzan übernahm es, "als ein getreuer Diener des Königs Ferdinand", diesem die Verhandlungen persönlich vorzutragen; da er aber längere Zeit am Fieber krank gewesen war, so vertraute er die Sache am 1. Januar 1536 einem Briefe und diesen einem Edelmanne, seinem vertrauten Unterthan und Diener, zur Ueberbringung an den Kaiser (S. 113). Der Friede zwischen dem

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Kaiser Carl und dem Könige Ferdinand und Johann Zapolya kam jedoch erst am 24. Februar 1538 zu Stande, wie beabsichtigt war, nämlich daß nach dem Tode des Johann Zapolya derjenige Theil von Ungarn, welchen dieser im Besitze hatte, an Ferdinand fallen solle.

Im Jahre 1535 war Joachim Maltzan für den König Ferdinand auf Gesandtschaftsreisen wegen der dänischen "Grafenfehde", in welche bekanntlich der Herzog Albrecht von Meklenburg tief verflochten war. Er war am 10. Februar 1535 als "königlicher Rath und Orator" in Schwerin "in wichtigen Händeln und Sachen", um mit den Herzogen von Meklenburg zu verhandeln (S. 107). Am 16. Febr. 1535 gab ihm der Herzog Albrecht von Meklenburg eine Vollmacht zurück, um für ihn bei dem Könige in dieser Sache zu wirken, und versah ihn mit Instruction (S. 108 folgd.).

In den nächsten Zeiten sehen wir den Freiherrn Joachim Maltzan in friedlichen Angelegenheiten wirken, bald in eigenen, bald in fürstlichen Hausangelegenheiten.

Am 11. November 1535 bestätigte er als Standesherr, "Joachim Maltzan, des heiligen römischen Reichs Freiherr zu Wartenberg und Penzlin, des Herzogthums Stettin und des Fürstenthums Wenden Erbmarschall", einen zwischen zweien seiner Vasallen geschlossenen Contract, unter Zustimmung "der edlen, wohlgebornen Frau Bernhardine, gebornen von Walstein, seiner liebsten Gemahlin" (S. 111).

Am lebhaftesten beschäftigte ihn aber in den nächsten Jahren die Vermählung der beiden jüngsten Töchter des Herzogs Heinrich des Friedfertigen von Meklenburg, Margarethe und Katharine, mit schlesischen Herzogen, welche er auch glücklich zu Stande brachte (S. 118 - 159). Maltzan wirkte in diesen langen Verhandlungen zwischen beiden Parteien "als ein Unterhändler für seine Person", wie er wiederholt sagt (S. 149), und es war ihm selbst eine Freude, eine Verbindung zu Stande zu bringen, von welcher er viel Ersprießliches hoffte; daher kam auch die ungewöhnlich lebhafte Theilnahme und Thätigkeit, die er der Sache widmete. Die Haupttriebfeder zu dieser Verbindung war der "Glaube", zu dem sich die Parteien bekannten. Der Herzog Heinrich von Meklenburg war schon lange dem evangelischen Glauben zugethan gewesen und hatte sich grade damals offen zu demselben bekannt. Joachim Maltzan begünstigte in seiner Standesherrschaft früh die lutherische Lehre, und aus dem Eifer, mit welchem er grade diese fürstlichen Verbindungen des Glaubens wegen betrieb, läßt

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sich schließen, daß auch er der protestantischen Kirche angehörte (S. 138). Der Herzog Heinrich hatte noch zwei junge Töchter: Margarethe, welche damals 21 Jahre, und Katharine, welche 18 Jahre alt war. Sowohl diese beiden Prinzessinnen, als auch die schlesischen Prinzen wurden viel besprochen, weil mehrere Vermählungen auf die Bahn gebracht wurden. Zu gleicher Zeit wollte der Landgraf Philipp von Hessen die Prinzessin Margarethe mit dem Herzoge Ruprecht von der Pfalz und die Prinzessin Katharine mit dem Grafen Georg von Würtemberg vermählt wissen.

Joachim Maltzan strebte aber nach der Vermählung mit den schlesischen Prinzen, welche er zu vermählen wünschte: mit des Herzogs Carl I. von Münsterberg zweitem Sohne, Heinrich II., welcher damals 25 (oder vielmehr 20) Jahre alt war, und mit des Herzogs Friedrich II. von Liegnitz ältestem Sohne, Friedrich III., welcher damals im 19. Jahre stand. Joachim Maltzan beabsichtigte nun, daß Heinrich II. die ältere Prinzessin Margarethe, Friedrich III. die jüngere Katharine heirathen sollte (S. 121, 133).

Der Herzog Friedrich II. war ein angesehener Fürst, so daß "seit Menschengedenken kein reicherer und mächtigerer Fürst in Schlesien gewesen war, als er" (S. 120), der mit kluger Einsicht und Sparsamkeit seine Herrschaft bedeutend verbesserte; dazu war der Herzog Friedrich II. mit seinem Hause schon seit dem J. 1526 sehr entschieden evangelisch, und dies gab für die Vermählung zuletzt den Ausschlag, obgleich von anderer Seite eine Vermählung Friedrich's III. mit der jungen, schönen und reichen mittlern Tochter des Königs von Polen sehr begünstigt ward (S. 128). Als Joachim Maltzan Pfingsten 1536 zu Penzlin war, beabsichtigte er schon eine Unterredung mit dem Herzoge Heinrich (S. 118, 122); da ihn die Antwort des Herzogs nicht mehr in Penzlin traf und Maltzan nach Berlin reisen mußte, so schrieb er am 12. Junii von Berlin dem Herzoge und bat diesen um Antwort durch einen Eilboten (S. 119, 123). Von nun an betrieb Joachim Maltzan die Sache mit dem lebhaftesten Eifer (S. 128 folgd.) und redete alles "als für sich selbst" bis zur Vermählung ab. Die Praktiken aus Polen nahmen zu; weil kein heiratsfähiger Königssohn vorhanden war, achtete man den Prinzen Friedrich von Liegnitz "für den vermögendsten und tapfersten Prinzen, dem der König seine Tochter geben könne". Endlich hatte der Prinz zu Liegnitz eine lange geheime Unterredung bei Nacht mit Joachim Maltzan in dessen Gemache (S. 136) und erklärte diesem, daß er lieber eine meklenburgische Prinzessin mit 12,000 Gulden, als des Königs

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von Polen Tochter mit 32,000 ungarischen (Gold=) Gulden haben wolle, "um des Glaubens willen, weil des Herzogs Heinrich Tochter mit ihm im evangelischen Glauben übereinstimme", während er ihn bat, zur Ausführung der Angelegenheit keine Kosten zu sparen. Maltzan schreibt nun: "So ist es denn nun gewißlich auf der Bahn, wenn diese Freundschaft sich glücklich endet, daß die andere Tochter E. F. G. auch an einen hohen Ort ehelich mit E. F. G. Willen versehen werde, durch die Hülfe und Zulassung Gottes, auch E. F. G. und sonderlich E. F. G. Söhnen und derselben Erben zum Besten hieraus folgen wird ein Glück und andere Handlung. Ich getraue es mir mit Hülfe und Beförderung des alten und jungen Fürsten gewißlich durchzudrucken; darum habe ich durch E. F. G. Marschall nicht umsonst geschrieben, daß aus dieser Freundschaft und Heirath viel Gutes erfolgen würde; aber die Noth fordert, daß E. F. G. in diesen Händeln selbst Herr und Meister sei und nicht jeglichem Geiste seinem Rath Statt oder Glauben geben; denn heimlicher Neid und Furcht eines Andern Aufkommen ist nun in dieser Welt mannigfalt" (S. 137). Im Herbste 1536 war Joachim Maltzan wieder in Meklenburg bei dem Herzoge und beredete mit demselben zu Walsmühlen die Ehestiftung (S. 139), und im November 1536 sandte der Herzog Heinrich seinen Hofmarschall nach Schlesien, um die Ehepacten vorläufig zu entwerfen (S. 138 folgd.). Die Sache ward jetzt nachdrücklich betrieben. Nachdem Alles vorbereitet war, kam der junge Fürst in Begleitung des Freiherrn Joachim Maltzan und mehrerer anderer Räthe und des liegnitzschen Kanzlers nach Meklenburg und feierte hier am 13. Febr. 1537 seine Vermählung mit der meklenburgischen Prinzessin Katharine (S. 151 - 152). Der junge Herzog kam mit 30, Joachim Maltzan mit 16, die übrigen Herren vom Gefolge mit 2 bis 10 Pferden. - Leider nahm diese Vermählung einen höchst unglücklichen Ausgang. Der Herzog Friedrich III. ward "ein sittenloser, dem Trunke im hohen Grade ergebener Mann", der alle Formen eines feinern Lebens abstreifte und seiner Herrschaft entsetzt und seit 1559 in Gefangenschaft gehalten werden mußte, in welcher er erst im J. 1570 starb. Die Herzogin, welche erst im J. 1580 starb, gerieth in so große und unerhörte Bedrängniß, daß sie sich häufig herablassen mußte, zur Kehrung ihrer Noth weit und breit um Geschenke zu bitten. Ihr Sohn Heinrich XI. war ein eben so "unstäter Gast und Verschwender" wie sein Vater, mit dem er am Ende ein ähnliches Geschick theilte.

Dieser Hochzeit folgte bald die Vermählung der Prinzessin Margarethe mit dem Herzoge Heinrich II. von Münsterberg,

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wie Joachim Maltzan es vorausgesehen, gewünscht und eingeleitet hatte. Der Vater des Prinzen, der Herzog Carl I., wünschte, daß sein Sohn "eines reichen Herrn Tochter in Polen (Katharine von Schulowitz) mit 40,000 Gulden freien sollte; aber der Sohn wollte es nicht und gab dem Vater zur Antwort, er wolle seinen Stand nicht erniedrigen, sondern lieber eines Reichsfürsten Tochter mit 10 oder 12.000 Gulden nehmen, und beharrte auf seinem Entschlusse; darüber erzürnte er sich mit dem Vater, welcher nun (noch im J. 1536) das polnische Fräulein seinem jüngern Sohne Johann vermählte" (S. 120). Der Herzog Carl I. starb bald darauf, noch im Junii 1536, und sein Sohn Heinrich II. folgte ihm in der Regierung, wodurch die Vermählung sicherer, aber etwas aufgeschoben ward (S. 123). Der Herzog Heinrich II. beharrte darauf, die Prinzessin Margarethe zu heirathen (S. 133), und am 9. Junii 1537 erklärte sich auch der Herzog Heinrich von Meklenburg zur Vermählung seiner Tochter geneigt (S. 155) und beauftragte zugleich den Freiherrn Joachim Maltzan mit der Vermittelung zur Abschließung der Ehepacten (S. 157 folgd.), wozu Maltzan sein Haus angeboten hatte. Die Vermählung ward am 12. Nov. 1537 vollzogen. Im J. 1538 fing auch Heinrich II. mit seinen Brüdern an, das Land von dem Papismus zu reinigen. - Auch diese Ehe hatte nicht das erwünschte Ende, indem der Herzog mit seinen Brüdern so tief in Schulden gerieth, daß sie im J. 1542 die Herrschaft Münsterberg dem Herzoge Friedrich II. von Liegnitz verpfänden mußten; in diesen Verlegenheiten des münsterbergischen Hauses scheint Joachim Maltzan auch Unterhändler gewesen zu sein (S. 190 folgd.). Dazu kam, daß der Herzog schon im J. 1548 in einem Alter von 40 Jahren starb und die Gemahlin ihm 10 Jahre darnach in die Ewigkeit folgte.

Aus solchen wichtigen Ereignissen wird es klar, daß der Freiherr Joachim Maltzan an den deutschen Fürstenhöfen eine sehr bedeutende, einflußreiche Stellung einnahm.

Der Vertrag zwischen dem Könige Ferdinand und Johann Zapolya über Ungarn war am 24. Februar 1538 abgeschlossen. Aus mehrern Andeutungen geht hervor, daß Joachim Maltzan stark dabei betheiligt war, auf diese Weise das Band der christlichen Fürsten gegen die Türken zu befestigen, wie er schon seit dem J. 1535 durch den Kurfürsten von Brandenburg für den König von Polen mit der Anbahnung des Friedens betraut war. Am 14. Novbr. 1540 wird beim Reichskammergericht bestimmt gesagt, daß J. Maltzan "von der römischen Kaiserl. Majestät von einer Zeit zur andern mit mehr als einer Legation an

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etliche großmächtige Stände, wie an den König von Polen und darnach an den König von Ungarn, zum Theil der ganzen deutschen Nation und gemeiner Christenheit zu gute, beladen worden, welche vom August 1538 bis in das Jahr 1540 gewähret" (S. 162). Auch schreibt Joachim Maltzan am 12. September 1538 von Berlin dem Herzoge Heinrich von Meklenburg, daß "er mit großwichtigen Händeln beladen sei und von der römischen königlichen Majestät eine Schrift über die andere habe" (S. 163). Im Besondern ist eine Legation bekannt geworden. Trotz des durch Polen vermittelten Vertrages zwischen Oesterreich und Ungarn hatte doch der König von Polen eine strenge Grenzsperre gegen Ungarn und Schlesien angeordnet und namentlich seinen Unterthanen "bei harter Strafe ernstlich verboten, Ungarn und Schlesien mit ihren Kaufmannswaaren und Handtirungen zu berühren und persönlich durchzuziehen", wodurch den Landen des Königs Ferdinand große Beschwerde zugefügt ward. Da nun mehrere Schreiben ohne Erfolg geblieben waren, so bestellte der König Ferdinand eine ansehnliche Gesandtschaft aus sechs angesehenen Räthen und Edelleuten, unter denen auch Joachim Maltzan war. Das Zusammentreffen und die Abreise der Gesandten nach Polen ward vom 9. August 1538 mehrere Male aufgestützt, bis der endliche Ausbruch auf den 30. November 1538 bestimmt ward (S. 160 - 170). Es war jedoch nicht die Aufhebung der Grenzsperre allein der Zweck der Gesandtschaft, sondern Joachim Maltzan war außerdem noch mit andern geheimen, politischen Aufträgen betraut. Am 10. Mai 1539 brachte der König Ferdinand ihm schriftlich den wärmsten Dank "für seine Klugheit, seinen weisen Rath und seine ergebene Treue, welche er nicht allein gegen den Kaiser standhaft beweise, sondern auch in den sehr geheimen Verhandlungen mit den beiden Königen von Polen und Ungarn zum gemeinsamen Nutzen der Christenheit angewandt habe" (S. 171 - 172).

Im Herbste 1539 war Joachim Maltzan am kurfürstlich=sächsischen Hofe (S. 175) und im Februar 1540 in Meklenburg, namentlich zu Penzlin bei seinem Bruder (S. 180 und 162).

Der Abschluß des Vertrages zwischen Ferdinand und Johann Zapolya, welcher geheim gehalten werden sollte, aber dem Sultan hinterbracht war, hatte diesen argwöhnisch gemacht und wieder unter die Waffen gebracht. Soliman war im Herbst 1538 "persönlich stark in der Wallachei, wollte von dort nach Siebenbürgen ziehen und meinte im Winter den Krieg nach Ungarn und bis an Polen zu führen". Die Türkengefahr war wieder

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drohend. Joachim Maltzan spricht das ernste, männliche Wort: "Es wäre Noth, daß das deutsche Land erwachte" (S. 163). Die politischen Intriguen wurden wieder lebhafter. Da vermählte sich Johann Zapolya am 16. Februar 1539 mit des Königs Sigismund von Polen Tochter Isabella. Hiedurch ward der Argwohn zwischen allen Parteien noch mehr genährt. Unzufriedenheit und Aufruhr regte sich in Ungarn. Am 7. Julii 1540 ward dem Johann Zapolya ein Sohn, Johann Sigismund, geboren. Johann Zapolya aber starb am 21. Julii 1540. Ungarn hätte jetzt an Ferdinand fallen müssen. Aber es erhoben sich gleich Parteien, von denen die eine das fürstliche Kind mit dessen Mutter als ihr Oberhaupt anerkannte. Ferdinand war nicht stark genug, um mit gehöriger Macht und Entschlossenheit Ungarn zu überziehen. Während er zauderte, rasch vorzugehen, erschien auch der Sultan mit einem krieggeübten Heere im Felde und bedrohete die Christenheit mit der größten Gefahr. Der Winter ging mit Verhandlungen hin. Im J. 1541 erschien der Sultan persönlich wieder, schlug und zerstreuete Ferdinand's Heer und nahm Ofen ein. Ferdinand's Feldherr, der alte und unschlüssige Rogendorf, starb an den Folgen einer Verwundung. Der Sultan hatte drei große Heere eines um Ofen, die beiden andern standen 6 Meilen von Preßburg, nahe an der Grenze Mährens und 10 Meilen von Wien. So gerieth der größere Theil Ungarns in die Hände des gefürchteten Feindes der Christenheit. In Wien herrschte großer Schrecken und dazu großes Sterben, so daß "Niemand in der Stadt bleiben wollte, als Bauernvolk, und es daher zu besorgen war, daß, wenn nicht bald Rettung kam, Wien erobert und zerstört werden könnte". In dieser Noth boten die Erblande Ferdinand's alle ihr Kräfte auf. "Die Mähren rückten aufs stärkste zu Felde, das Gebirge einzunehmen und die Pässe zu besetzen; die Böhmen zogen auch stark heran, um Mähren und Oesterreich zu retten Die schlesischen Stände griffen sich dermaßen an, daß sie zur ersten gewaltigen Hülfe 20,000 Mann, sammt den 2500 Mann, die mit den Mähren in die Gebirgspässe vorangeschickt waren, stellten. Alle Stände erwählten einhellig den Freiherrn Joachim Maltzan zum Obersten Feldhauptmann der schlesischen Lande; Maltzan weigerte sich bis in den dritten Tag, die Würde anzunehmen, zuletzt aber, da sie nicht ablassen wollten, und er nicht anders merken konnte, als daß Gott es also haben wollte, nahm er als der geringste und unwürdigste Knecht Jesu Christi den hohen Befehl auf zwei Jahre an" (S. 181 - 182 und folgd.). Am 7. März 1541 bat er den Herzog Barnim von Pommern in dieser äußersten

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Not; um einen guten Hengst, da für Geld nicht Pferde genug zu bekommen seien (S. 182). Am 16. Mai 1541 wurden zu Breslau Kriegsvölker gemustert (S. 183). Bei der drohenden Gefahr war Ferdinand schon im Begriffe, dem Sultan mit Anerbietungen entgegenzukommen, als dieser bei eintretender schlechter Witterung sich nach Konstantinopel zurückzog.

Diese wiederholten Feldzüge der Türken mußten Oesterreich nothwendig im höchsten Grade schwächen und es war für den König Ferdinand die größte Gefahr, daß er immer weiter aus Ungarn verdrängt ward. Daher rieth Joachim Maltzan dem Könige Ferdinand am 1. December 1541 ernstlich und eindringlich zur Ergreifung umfassender und nachdrücklicher Maßregeln; er rieth dem Könige dringend, dahin zu trachten, daß ihm eine allgemeine deutsche Reichshülfe bewilligt werde; dann würden auch die Kronländer kräftiger auftreten und auch die Polen und die andern Nachbaren Oesterreichs gegen die Türken helfen (S. 185 folgd.). Der König nahm den Rath mit Dank an (S. 187). Auf dem im Anfange des Jahres 1542 eröffneten Reichstage zu Speier ward die Türkenhülfe gefordert und bewilligt. Der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg ward zum Obersten Feldherrn des Reichs ernannt und ihm ein Kriegsrath beigeordnet. Im Junii 1542 traf der Kurfürst vor Wien ein; am 5. Aug. stand das Heer bei Komorn. Joachim Maltzan, der als Oberster Feldhauptmann Schlesiens im Felde war, schreibt aus Ungarn, die Ungarn seien 24,000 Mann stark zugestoßen und das Christenheer sei 80,000 Mann stark. Am 19. August war das türkische Heer noch nicht angelangt; aber in Ofen lagen 20,000 Türken und das Heer war im Anzuge (S. 188). Endlich im September wagte der Kurfürst einen Sturm auf Ofen, welcher jedoch zurückgeschlagen ward und das deutsche Heer veranlaßte, sich nach Wien zurückzuziehen, ohne in diesem Jahre etwas ausgerichtet zu haben. Joachim Maltzan's Wunsch, "daß es einmal auf unserer Seite richtig zugehe" (S. 188), ward nicht erfüllt; im deutschen Heere war zu viel Unordnung, Schlaffheit und Zwiespalt.

Das J. 1543 war für Oesterreich und Deutschland sehr bedrohlich. Die französischen Waffen gegen Carl V. waren glücklich. Der König von Frankreich veranlaßte den bereitwilligen Sultan, persönlich noch einmal einen großen Feldzug gegen Oesterreich zu unternehmen. Am 10. August fiel Gran in die Hände Soliman's. Auf diese Nachricht gebot Ferdinand in seinen Kronlanden, "förderlich den zehnten Mann abzufertigen, und daß sich auch die Fürsten, Herren und Ritterschaft in eigener Person zu S. K. M. ins Feld zu Znaym ohne Verzug be=

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geben sollten" (S. 190). Auch Stuhlweißenburg mußte sich den Türken ergeben. Soliman hatte die Absicht, auf Komorn, Tyrnau und Preßburg vorzurücken (S. 16). Der König Ferdinand ließ nun Wien stärker befestigen und ging mit einem Heere nach Preßburg. Auch hier war es wieder Joachim Maltzan, der die große Gefahr von Deutschland abwandte, indem er in der Vorhut dem Feinde drohend entgegentrat. J. Maltzan berichtet selbst ausführlich und bestimmt (S. 16) folgendermaßen: "Als der Türke abermals mit großer Macht in Ungarn Gran und Stuhlweißenburg erobert hatte, in der Meinung, Komorn, Tyrnau und Preßburg vollends einzunehmen, hat Joachim Maltzan als Oberster Feldhauptmann der Schlesier und Lausitzer mit allem Kriegsvolk zu Roß und zu Fuß bis in die 8000 Mann stark drei Wochen länger, als das böhmische und mährische Kriegsvolk, bei Schintawa (bei Szered) an der Waag zu Felde gelegen und erwehren helfen, daß die Türken einen weitern Einfall, ihrem Vorhaben nach, nicht haben thun können, so daß der Pascha Muhamed Beck mit 23,000 Mann zu Rosse fünf Tage früher, als Joachim Maltzan aufbrach, auch aus Mangel an Proviant, nach der Türkei zurückziehen mußte, wie auch Joachim Maltzan getreulich dazu half, daß sowohl der böhmische und mährische Haufe, als auch die andern bis nach Preßburg kamen" (S. 16). Darauf endete Soliman den Feldzug und zog sich nach Konstantinopel zurück.

Am 24. September 1544 schlossen Carl V. und Franz I. zu Crespy endlich einen Frieden, durch welchen Frankreich auch Verpflichtungen gegen die Türkei einging. Da ging Soliman im October 1545 auch einen Waffenstillstand auf 18 Monate mit Carl V. ein, obgleich man hätte glauben sollen, daß Carl jetzt seine ganze Macht gegen die Osmanen hätte wenden müssen, und am 7. Oct. 1547 folgte ein fünfjähriger Waffenstillstand.

Der Kaiser Carl V. hatte aber Anderes im Sinne. Er war fest entschlossen, die Protestanten durch die Gewalt der Waffen unter seinen Willen zu zwingen. Unter dem größten Geheimniß traf er seine Zurüstungen, bis er sich sicher genug glaubte und seine Erklärung bestimmt aussprach. Es begann, nach Luther's Tode (18. Febr. 1546), der schmalkaldische Krieg (1546 - 47) gegen die protestantischen Fürsten, welche sich 1530 zur Vertheidigung ihres Glaubens zu Schmalkalden verbunden hatten, endlich aber auf eine Zeit den Waffen des Kaisers unterlagen, bis sie späterhin das spanische Joch abschüttelten. - In dieser ganzen, für die Welt so bedeutenden Entwicke=

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lung spielt Joachim Maltzan eine Rolle, welche so wichtig ist, daß sie von dem allergrößten Einflusse auf die ganze Geschichte ist, wenn sie auch bisher ganz im Dunkeln gelegen hat. - Im Sommer und Winter 1546 waren die Waffen des Kaisers nicht ganz so glücklich und die Sache ging nicht so rasch, als er es in seinem Siegestraum wohl erwartet hatte. Joachim Maltzan war einer der "obersten Befehlshaber" im ganzen Kriege und zwar Feldmarschall in der Heeresabtheilung des Königs Ferdinand, dessen Stellvertreter in seiner Abwesenheit ("marschalcus campi in Voitlandia absente rege") und Kriegsrath (S. 194), namentlich als das Heer des Königs im Vogtlande lag und sich im April 1547 mit dem Heere des Kaisers vereinigte. Darum konnte Joachim Maltzan es im J. 1552 dem Kaiser mit Nachdruck zu Gemüthe führen, daß, als der König Ferdinand und der Kaiser Carl "in den allergrößten Nöthen waren, er Ihren Majestäten als der Obersten Kriegsbefehlshaber einer im Vogtlande und anderswo das ganze Jahr Winter und Sommer im Felde und sonst nothdürftig und tapferlich gedient" habe (S. 16). - Auch die jungen Fürsten Johann Albrecht und Georg von Meklenburg mußten bei den papistischen Gesinnungen ihres Vaters Albrecht im kaiserlichen Heere dienen. - Mit dem beginnenden Frühling des Jahres 1547 nahm aber der mächtige Kaiser alle seine Kräfte gegen die kleinen schmalkaldischen Bundesgenossen, welche seine Unterstützung von außen hatten, zusammen und gewann einen entscheidenden Sieg gegen die Protestanten am 24. April 1547 in der Schlacht bei Mühlberg, in welcher er den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen gefangen nahm; den Landgrafen Philipp von Hessen brachte der Kaiser verrätherischer Weise in Haft: so hatte er die beiden bedeutendsten Fürsten des Bundes in seiner Gewalt. - In denselben Tagen ward auch Carl's V. alter Feind und Nebenbuhler, der König Franz von Frankreich, zu Grabe getragen. - Das Häuflein der Protestanten war jetzt nur klein. Nun erließ Carl V. auf dem Reichstage zu Augsburg im Mai 1548 das bekannte Interim, durch welches bis zur Entscheidung des Concils im wesentlichen die alten Zustände zurückgeführt werden sollten. Bei dem Widerwillen, auf den man überall stieß, ward das Interim an allen Orten, wo es irgend ging, mit der größten Rücksichtslosigkeit und Härte, selbst gegen fürstliche Personen, durchgeführt. Die Gemüther waren über alle diese Bedrückungen, über die Gewaltthätigkeiten der spanischen Herrschaft und über die Beengung des Glaubens tief gebeugt, und es bereitete sich eine Bewegung vor, welche doch endlich den Sieg errang, weil sie aus der reinsten Begeisterung

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für die höchsten Güter der Menschheit hervorging, mag man auch den Bruch der Formen tadeln, so viel man will, wie man es häufig gegen die protestantische Partei hervorzuheben liebt, von der papistischen Partei aber verschweigt.

Joachim Maltzan diente fernerhin einstweilen dem Könige Ferdinand, wie bisher, mit Pflichttreue. Im Mai 1548 war er mit dem Könige Ferdinand auf dem Reichstage zu Augsburg, als das Interim erlassen ward, und dort "mit der Römischen Königlichen Majestät seines allergnädigsten Herrn wichtigen Geschäften beladen", und glaubte vor Trinitatis "von dort nicht abkommen" zu können (S. 197). Von Augsburg ging er nach Wien (S. 202); am 17. Julii war er zu Olmütz und mußte "von der Römischen Königlichen Majestät wegen in Legation zur Königlichen Majestät von Polen eilen" (S. 198); er war bei dem Könige in Krakau (S. 202 folgd.).

Durch die sehr bedeutenden Opfer, welche er viele Jahre lang in so bewegten Geschäften dem Hause Oesterreich hatte bringen müssen, waren Joachim Maltzan's Vermögensverhältnisse in Unordnung gerathen; er ward wegen Schulden in Anspruch genommen und mußte daher wieder suchen, seine Forderungen einzutreiben. Daher drängte er die Herzoge von Pommern, ihm die Summen auszuzahlen, welche diese ihm und seinem Bruder von ihrem Vater Bernd Maltzan her wegen der Gewaltthat an Wolde über 40 Jahre schuldigten. Eine Ladung auf den Sonntag nach Laurentii hatte er der "gefährlichen Läufte und vorgefallener Sachen halber" nicht annehmen können; er versprach aber am 14. August 1548 von Wartenberg, am 16. October 1548 in Stettin zu erscheinen (S. 201). - Diese beiden Reisen nach Polen und nach Pommern, und von da sicher nach Meklenburg, waren ohne Zweifel von großem Einflusse auf die protestantische Sache.

Joachim Maltzan war tief und ernst protestantisch gesinnt und dabei noch immer ein treuer Diener des Hauses Oesterreich. In Polen stand er mit der hochgebildeten Familie Lasko in vertrauten Verhältnissen. Eine Bewegung zu Gunsten der protestantischen Sache konnte er nur von dem Norden erwarten. Er lenkte seine Blicke auf den Herzog Albrecht von Preußen und auf die Herzoge Barnim und Philipp von Pommern, seine Lehnsherren; die letztern blieben jedoch theilnahmslos. In Meklenburg war der Herzog Heinrich der Friedfertige zwar ernst protestantisch gesinnt, nahm jedoch keinen Theil an den politischen und kriegerischen Bewegungen. Sein Bruder, Herzog Albrecht, strenge papistisch gesinnt, war aber am 7. Jan. 1547 gestorben

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und sein ältester Sohn, der junge Herzog Johann Albrecht, war ein reich begabter Fürst von der höchsten geistigen Bildung, von fleckenloser Sittenreinheit und von glühender Begeisterung für die Wissenschaft, das deutsche Vaterland und die Reinheit des evangelischen Glaubens. Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich annehme, daß der Herzog Johann Albrecht I. von Meklenburg die kräftigste Triebfeder zur Erhebung der protestantischen Gemüther war 1 ). Joachim Maltzan sollte diesen ausgezeichneten Fürsten, auch seinen Lehnherrn, jetzt genauer kennen lernen. Der Herzog Moritz hielt es bekanntlich noch mit dem Kaiser.

Oft ist die Frage aufgeworfen, wer eigentlich der Urheber und die Seele der protestantischen Erhebung gegen das spanische Haus Oesterreich, gegen Kaiser Carl V. gewesen sei. Daß Moritz von Sachsen es wahrlich nicht gewesen sei, ist in den letzten Jahren vielfach erwiesen. Unter den Fürsten mag Johann Albrecht von Meklenburg wohl der Hauptbeförderer gewesen sein. Aber der eigentliche Urheber des ganzen Planes und derjenige, der ihn zur Reife brachte, war, wie ich glaube, Joachim Maltzan . Joachim Maltzan war ohne Zweifel ein Stern erster Größe, im Kriege wie im Frieden, ein Mann von großartigem, vorurtheilsfreiem Blick, von Jugend auf viel gewandt und erfahren, tief eingeweiht in alle europäischen Verhältnisse, ein Mann, der den großen Politikern jener Zeit viel, ja Alles abgelernt hatte, wie sie von im viel gelernt hatten. Er kannte in den geheimsten Tiefen alle Regungen der österreichisch=spanischen Politik und war, bei seinen protestantischen Ansichten, empört über den Vorfall der deutschen Nation. So wagte er das große Unternehmen und ein ernstes Spiel, das vielleicht Deutschland seinem Untergange entgegen geführt haben könnte.

Das Meiste und Beste über diesen Handel ward nicht der Schrift anvertrauet; wir können den Gang nur aus leisen Andeutungen vernehmen. Schon im J. 1538 sagte Maltzan: "Es wäre Noth, daß das deutsche Land erwachte. Den geheimen Handel hätte ich nun in meinen Händen" (S. 163). Doch läßt sich nicht sagen, ob damit die protestantische Sache gemeint sei. Am 14. August 1548 schrieb er an die pommerschen Herzoge: "Es wäre fast gut, Ew. Fürstlichen Gnaden und Derselben Landen und Leuten zum Besten, daß E. F. G. auf den (mir angesetzten) Tag Galli beide persönlich


1) Vgl. Andreas Mylius und Herzog Johann Albrecht I, von Lisch, in Jahrb. XVIII, S. 1 flgd.
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zu Stettin erschienen und zwei vornehmste und geheimste Räthe bei sich hätten, denn ich will nicht mit viel Freunden oder großer Anzahl, sondern auf das Eingezogenste da erscheinen und E. F. G. die Wege und Meinung anzeigen, darob E. F. G. Gefallen tragen mögen und mit mir, will's Gott, wohl content sein werden. Prudentibus pauca" (S. 203).

Im Mai 1549 war Joachim Maltzan zu Prag und ging von dort nach Wartenberg, um "sich zur Reise zum Könige Ferdinand geschickt zu machen" (S. 206 und 208). Der König hatte schon Verdacht auf Joachim Maltzan, denn Ihre Majestät wollte nicht gerne, daß er sich in diesen geschwinden Läuften weit aus I. Majestät Königreich und Landen begebe" (S. 206). In seinen Vorschlägen vom 27. Mai 1529, den Herzogen von Pommern "in guter Geheimniß vorzulassen", sagt er, wenn die Herzoge den Gebrechen zwischen ihnen und ihm "auf einmal ganz und gar abhelfen wollten, so würde es den Herzogen und deren Landen und Leuten zu einer Zeit zu allem Guten gereichen" (S. 209). Joachim Maltzan war damals in Wartenberg. Am 27. September 1549 war er ebenfalls zu Wartenberg, gedachte aber sich zu der Römischen Königlichen Majestät seinem allergnädigsten Herrn zu verfügen (S. 211).

Nachdem Joachim Maltzan die Sache überall eingeleitet hatte, ging er in den letzten Monaten des Jahres 1549 nach Polen. Der österreichische Hof war aber sehr gut unterrichtet. Am 12. December 1549 erließ der König Ferdinand einen Befehl an den Bischof Balthasar von Breslau, der zugleich Oberster Hauptmann von Schlesien war, dem "Joachim Maltzan wegen seiner Praktiken nach Polen nachzufolgen und denselben im Geheimen zu erkundigen, damit er zu Handen gebracht werde" (S. 211). Dies ist deutlich genug gesagt, schon am 30. Mai 1548 hatte der König Ferdinand dem Bischofe von Breslau "gute Aufacht gegen Polen" dringend ans Herz gelegt. Am 6. Jan. 1550 schrieb Maltzan von Wartenberg an die Herzoge von Pommern, "daß er ihnen in kurzer Frist Dienste erzeigen könne, die ihnen und ihren Landen und Leuten viel mal nützlicher und zuträglicher seien, als die Summe, die er zu fordern habe" (S. 213).

Diesmal ging das Ungewitter noch vorüber, ohne Joachim Maltzan zu berühren, sei es, daß man seiner nicht habhaft werden konnte oder das Aufsehen scheute, sich seiner Person zu bemächtigen. Jedoch hatte er die Genugthuung, daß der geheime

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Bund der Protestanten gestiftet 1 ) ward. Im Februar 1550, auf der zweiten Hochzeit des Herzogs Albrecht von Preußen, bei welcher Gelegenheit am 24. Februar 1550 sich Johann Albrecht von Meklenburg mit des Herzogs Tochter, Anna Sophie, verlobte, schlossen der Herzog Albrecht von Preußen, der Markgraf Johann von Brandenburg zu Cüstrin und der Herzog Johann Albrecht zu Königsberg das erste Hülfsbündniß, ohne jedoch etwas Schriftliches festzustellen, da die größte Geheimhaltung versprochen ward. Der Bund erstarkte im Stillen; der Markgraf Johann schrieb am 14. Junii 1550 an den Herzog Albrecht: Bei Meklenburg weiß es auch Niemand als Herzog Hans Albrecht, sein Kanzler (Johann von Lucka) und Herzog Heinrich, auch der alte Dietrich Maltzan, der viel gethan hat, Herzog Heinrichen zu gewinnen (S. 221 flgd.). Der Landrath Dietrich Maltzan, der erste Edelmann in Meklenburg, der hier die Reformation einführte, ein Mann von Gelehrsamkeit und großer Tüchtigkeit, war der älteste, vertraute Rath des Herzogs Johann Albrecht und ein Stammesvetter des Freiherrn Joachim Maltzan.

Ein Jahr hielt sich Joachim Maltzan noch auf seinem unsichern Standpunkte. Jedoch sprach er am 16. März 1550 zu Berlin die merkwürdige Klage aus, daß "ihm unter einem Schein einer andern Ursache der evangelischen Religion halben genug Widerwärtigkeit widerfahren sei" (S. 216). Dieses Bekenntniß löset alle Zweifel über die Lage der Dinge. Joachim Maltzan drängte die pommerschen Herzoge, welche häufig in Geldverlegenheit waren, um Auszahlung seiner Forderungen (S. 216 flgd.), da er theils gedrängt ward, theils dringendere Bedürfnisse voraussah; er schreibt, die Herzoge "würden es wirklich erfahren, daß, so Gott wolle, die Zeit kommen werde, daß er es getreulich und gehorsamlich verdienen werde" (216). Leider fehlen uns Briefe aus dieser Zeit an die übrigen Fürsten; grade die pommerschen sind die unwichtigsten. Am 13. April 1550 kündigte er den Herzogen von Pommern einen auf Trinitatis angesetzten Termin ab, "der Römischen Königlichen Majestät wichtigen Geschäfte halben" (S. 217). Am 31. Mai 1550 war er in Meklenburg zu Penzlin und bat die Herzoge von Pommern dringend um baldige Ansetzung eines Vergleichstages vor dem 19. Junii, da er von dem Könige nicht länger Urlaub habe, denn am 24. Junii wolle der König mit dem Kaiser auf dem Reichstage zu Augsburg zusammentreffen, und er, J. Maltzan,


1) Vgl. Andreas Mylius a. a. O. S. 24.
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sei auch dahin beschieden (S. 218 und 220). Noch am 25. Junii war Joachim Maltzan zu Güstrow (S. 222 flgd. und 225). Am 7. September 1550 war er auf seiner Herrschaft Wartenberg und erbot sich zu einem Termine auf den 16. October.

Endlich machte der kaiserliche Zorn sich Luft. Die Stimmung am österreichischen Hofe war eine sehr gedrückte. Man kannte dort die Bewegungen der Protestanten. Die Ungewißheit der Zustände war beengend und die Vorwürfe, die man sich beim Eingange neuer Nachrichten einander machte, waren aufreizend. Schon in den ersten Tagen des Jahres 1551 hatte der Kaiser "Kundschaft, daß sich der Markgraf von Brandenburg nebst einigen andern Fürsten unterstanden, wider ihn geheime, aufrührerische Praktiken zu treiben". Der erste Schlag traf den Freiherrn Joachim Maltzan, indem man seine Herrschaft einnahm und sich seiner Person zu bemächtigen suchte.

Joachim Maltzan hatte in einer so hohen und bewegten Stellung, wie er sie im Dienste des Hauses Oesterreich einnahm, große Opfer bringen müssen. Er selbst sagt in seiner Klage, daß er 24 Jahre lang in mannigfaltigen Feldzügen, Legationen und Commissariaten und auf Reichstagen dem Hause Oesterreich in hohem Vertrauen auf seine eigene Kosten viel Male ansehnlich gedient und demselben zu Ehren und Nutzen über 24,000 Thaler dargestreckt und von seinem eigenen Gelde ausgegeben habe (S. 17 und 289). Dazu mag die Verwaltung seiner Güter nicht nach Wunsch gegangen sein, da er fast immer auf Reisen war, und außerdem ward er wegen Bürgschaften, die er nicht ablehnen konnte, z. B. für die brandenburgischen Fürsten, in Anspruch genommen (S. 196 - 200). Ueberdies konnte er seine übrigen Forderungen, z. B. von den Herzogen von Pommern, von Brandenburg und Braunschweig, nicht eintreiben (S. 293). Vor allen Dingen aber waren es einige bestimmte Forderungen, welche den Vorwand zur Anwendung der Gewalt gegen ihn hergeben mußten. Er schuldigte einer "Frau Lewin" und einem "Hans Wachtel" eine Summe, welche sich nicht viel höher erstreckte, als die Summe, die er von dem Könige "Ferdinand zu fordern hatte", nämlich 20,000 ungarische Gulden, während seine Herrschaft Wartenberg von verordneten Commissarien 72,000 ungarische Gulden werth geschätzt war (S. 289). Der König hatte ihm durch den böhmischen Kanzler und zuletzt in eigener Person gelobt ("löblich zugesagt"), ihn von diesen Ansprüchen zu befreien und ohne Entgeltniß zu entledigen; aber solcher Zusage war nicht allein keine

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Folge geschehen, sondern man hatte unter dem Vorwande grade dieser Ansprüche Gewalt gegen ihn gebraucht (S. 16 - 17, 260, 265 - 266 u. 284 - 285). Die Lewin und Wachtel hatten geklagt.

Eben so gut man am österreichischen Hofe im Allgemeinen über die Bewegung der Protestanten unterrichtet war, war auch Joachim Maltzan über die Absichten gegen ihn unterrichtet. Er ging zu guter Zeit von Wartenberg zu den protestantischen Fürsten und überließ seinen Söhnen, Johann Bernhard und Franz, formell seine Herrschaft, welche diese am 12. November 1550 an Otto von Zedlitz aus Parchwitz verpfändeten (S. 227 und 312 - 313). Als nun der österreichische Hof sichere Kunde von den Zurüstungen hatte, schritt er zuerst gegen den alten Diener Joachim Maltzan vor. Am 22. December 1550 befahl der König Ferdinand dem Bischofe Balthasar von Breslau, königlichen Rath und Obersten Hauptmann in Schlesien, daß "Joachim Maltzan ohne einige Belagerung oder Gewalt, sondern durch andere Mittel, Anschläge und List ergriffen und zu Handen gebracht werden möchte" Zugleich ward den von Breslau und Namslan befohlen, im Geheimen mit Volk, Wagen, Waffen und anderer Nothdurft zu rüsten, um nöthigen Falls dem Bischofe zu assistiren, auch ein Mandat an die Stände erlassen, dem Obersten Hauptmann auf dessen Ansuchen zur Stärkung des Landfriedens rathhülflich und beiständig zu erscheinen. Für den Fall, daß die Execution vor sich ginge, ward Hans von Oppersdorf, königl. Hofrath, des münsterbergischen Fürstenthums und frankensteinischen Weichbildes königlicher Hauptmann (S. 237 flgd.), "als ein Kriegserfahrner" dem Bischofe in der maltzanschen Sache zugeordnet (S. 228). Zwar war gegen Joachim Maltzan auf dem Hofgerichtstage zu Breslau Michaelis 1550 ein Urtheil (wegen seiner Schulden) gesprochen und er hatte dasselbe rechtskräftig werden lassen; seine Schuld ward aber als "Verbrechen und Ungehorsam" ausgelegt (S. 229). Joachim Maltzan beschwerte sich bitter, daß der König wegen seiner gegen ihn eingeklagten Schulden "eine unerhörte, übereilte, thätliche Execution wider ihn und die Seinen in seiner wartenbergischen Herrschaft habe ergehen lassen", und beklagte sich über die "große Undankbarkeit für seine vielfältigen getreuen Dienste, da er hätte annehmen müssen, daß, wenn er etwas Großes gegen die Majestät verwirkt hätte, dessen er sich jedoch, Gott Lob, unschuldig wisse, der König ihn als einen alten, getreuen Diener mit solcher unerhörten, thätlichen Uebereilung verschont und ihn persönlich gefordert und seine Verantwortung gehört hätte"

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(S. 17). Diese Verantwortung ist freilich vom rein formellen Rechtsstandpuncte aus geschrieben. Der Hof war besser unterrichtet und nahm die Schuldklage zum Vorwande eines politischen Gewaltstreiches. Am 27. Febr. 1551 nennt der König Ferdinand den Freiherrn Joachim Maltzan gradezu einen "schlechten Menschen" (S. 238).

Der Verhaftbefehl kam jedoch zu spät. Wie immer im Leben, war Joachim Maltzan auch diesmal klug gewesen und hatte sich zu rechter Zeit in Sicherheit gebracht. Er wandte sich gegen Norden und hielt sich abwechselnd in Meklenburg, Brandenburg und Polen auf. Am 20. Januar 1551 befahl der König Ferdinand dem Bischofe von Breslau, mit Hans von Oppersdorf zu berathschlagen, wie die "wirkliche endliche Execution gegen Joachim Maltzan vorzunehmen sei, auf daß seine eigene Person zu Handen gebracht werde, auch auf etliche verdächtige Personen, welche Schwarze Reiter genannt werden wollten und sich beim Herzoge Friedrich von Liegnitz aufhielten, aus deren Thun und Lassen, auch ihre Reden zu achten, und wenn dergleichen verdächtige Personen in Erfahrung gebracht würden, dieselben ins Gefängniß einziehen zu lassen" (S. 230).

In der Zeit vom 20. bis 24. Jan. 1551 ward Schloß und Stadt Wartenberg eingenommen (S. 231 - 235) und mit 100 Knechten besetzt (S. 235 und 237) unter dem Befehle des Georg von Oppersdorf (S. 237). Der Herzog Friedrich von Liegnitz hatte seine Untersassen zur Einnehmung nicht abgefertigt (S. 232). Dagegen war der Herzog Georg von Brieg, welchem Joachim Maltzan mit Schuld verhaftet war (S. 196 flgd.), feindlich gegen diesen gestimmt (S. 234, 237 u. 241). Die Herrschaft ward sequestrirt. - Das alte maltzan'sche Schloß Wartenberg mit großen Vorwerken liegt auf einem mächtigen Burgwalle in einer Wiesenniederung von bedeutender Ausdehnung und ist wohl eine der größten Burgen Schlesiens gewesen. Das jetzige Schloß ist eine im J. 1608 gegründete Anlage der Grafen von Dohna und liegt an der Straße der Stadt, vor dem alten Burgwalle, von welchem es nur durch den alten Burggraben und den Garten getrennt ist, seit dem neuen Bau verfiel die alte Burg immer mehr und ward nach und nach abgebrochen. Jetzt steht nur noch ein Gebäude mit zwei Giebeln, an welches sich ein Schornstein im Renaissancestyl und ein Stück von einer alten Mauer lehnt; dieses Gebäude ist sicher ein maltzanscher Bau, aber auch der letzte Rest von der Burg (S. 231) nach 300 Jahren.

Joachim Maltzan's Frau und Söhne blieben zu Warten=

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berg. Am 31. Jan. 1551 bat sein Sohn Johann Bernhard den Bischof von Breslau, ihn nicht entgelten zu lassen, wenn sein Vater sich etwa ungebührlich eingelassen, und im Februar bat seine Frau Bernhardine, geborne von Wallenstein, sie nicht aus der Herrschaft Wartenberg zu verstoßen (S. 234 - 235).

Joachim Maltzan war in Meklenburg, als sein Schloß eingenommen ward. Am 5. Februar 1551 bat er von Penzlin die Herzoge von Pommern, "in dieser schweren Zeit" und in seinen alten Tagen um Erfüllung seiner Wünsche; er wußte damals die Einnahme von Wartenberg noch nicht, da er schreibt, daß er nächsten Lätare "von Königlicher Majestät wegen mit etlichen hohen Personen zu handeln" habe (S. 335 - 236).

Nach der Einnehmung von Wartenberg forschte man dem Freiherrn Joachim Maltzan nach. Am 14. Februar 1551 berichtete der Herzog Georg von Brieg, er habe denen von Posen wegen J. Maltzan geschrieben (S. 237). Am 27. Febr. 1551 schrieb der König Ferdinand an den Bischof von Breslau, daß er "wegen Joachim Maltzan an denKönig von Polen geschrieben habe, es übrigens seiner Reputation verkleinerlich halte, eines solchen schlechten Menschen halben einen Fürstentag auszuschreiben" (S. 238). Im Julii 1551 war J. Maltzan zu Posen und entschuldigte sich am 9. Julii, daß "er, als Kurfürstl. Gnaden zu Brandenburg Statthalter, wegen kurfürstlicher Geschäfte in Posen nicht zur Tagefahrt nach Schlesien kommen könne" (S. 240), was allerdings auch gerathen war. Wir sehen daraus, daß J. Maltzan die politische Seite der Einnahme von Wartenberg ignorirte und nur seine Geldverschuldung berücksichtigte.

Joachim Maltzan war also in die Dienste des Kurfürsten von Brandenburg gegangen. Er gab diese aber bald wieder auf und trat als Oberster Geheimer Rath in den Dienst des Herzogs Johann Albrecht von Meklenburg (S. 255 u. 314), aus reiner Neigung zu diesem jungen Fürsten, dem zu Liebe er dem Kurfürsten von Brandenburg den Dienst aufkündigte (S. 283). Auf diese Weise brach er offen mit dem österreichischen Hofe. Der Herzog Johann Albrecht hatte ihn durch einen Handschlag auf 8 Jahre angenommen; "nach Kriegsbrauch" hätte die Verschreibung auf Leben lang verstanden werden können (S. 282).

Indessen strebten Joachims Sohn Johann Bernhard und seine Verwandten mit Aufbietung aller Kräfte darnach, die Herrschaft Wartenberg in Händen zu behalten. Schon im April

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1551 ward seinem Sohne die Herrschaft zu "verwalten" übergeben (S. 239) und im Junii 1551 wollte Johann Bernhard nach Berlin reisen, um dort Geld zur Einlösung der Herrschaft Wartenberg aufzubringen (S. 240 - 241).

Während der Zeit gingen die Verhandlungen der protestantischen Fürsten rasch weiter. Schon am 25. Januar 1551, also in den Tagen der Einnahme von Wartenberg, hatte der Herzog Johann Albrecht 1 ) von Meklenburg, ohne Zweifel auf J. Maltzan's Rath, dringend gerathen, da die Gefahr zwinge und keine Zeit zu verlieren sei, den Bund durch auswärtigen Beistand zu stärken, dadurch daß man Frankreich oder England oder beide in das Bündniß ziehe. Am 20. Februar 1551 gelang es dem Markgrafen Johann von Brandenburg, den Kurfürsten Moritz von Sachsen vom Kaiser zu ziehen und für den protestantischen Bund zu gewinnen; sie wechselten Verpflichtungsurkunden für die Freiheit des Vaterlandes, die Selbstständigkeit des Reiches, den Schutz des Glaubens laut der augsburgischen Confession und die Befreiung der beiden gefangenen Fürsten von Sachsen und Hessen. Von jetzt an fanden unter den protestantischen Fürsten im Geheimen rasch hintereinander Berathungen und Zusammenkünfte statt. Zuerst war eine Zusammenkunft zu Naumburg. Im Mai ward zu Torgau zwischen dem Markgrafen Johann, dem Herzoge Johann Albrecht, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen und dem Kurfürsten Moritz das Bündniß förmlich abgeschlossen.

Gleich nach dem Tage zu Naumburg ward von Torgau aus (noch im Mai 1551) Am 14. Julii 1551 ward, von Meklenburg aus, im Auftrage des Kurfürsten Moritz, des Markgrafen Johann und des


1) In den Jahrbüchern XVIII, S. 25, steht durch einen Druckfehler: "Herzog Johann", statt: "Herzog Johann Albrecht".
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Herzogs Johann Albrecht der sächsische Secretair Simon Rost als Gesandter nach England geschickt. Er ging am 17. Julii 1551 ab und übergab seine Creditive dem polnischen Grafen Johann Lasko, einem höchst ausgezeichneten und um die Reformation im höchsten Grade verdienten Gelehrten, welcher damals als Superintendent der protestantischen Gemeinde in London wirkte (S. 256) und dessen Familie Joachim Maltzan genau kannte (S. 254 - 255). Erst am 13. Oct. hatte Simon Rost Audienz bei dem Könige von England, von dem er jedoch nicht mehr erfuhr, als daß er unter gewissen Bedingungen nicht abgeneigt sei, der Sache beizutreten. Simon Rost erhielt die schriftliche Antwort erst am 19. November vom Könige und am 1. December von Lasko. Erst am 8. Januar 1552 kam Simon Rost von England bei dem Herzoge Johann Albrecht in Schwerin an (S. 246 flgd.).

Während der Zeit waren aber schon die protestantischen Fürsten unter sich und mit Frankreich fertig geworden. Am 3. October 1551 schlossen die protestantischen Fürsten auf dem Jagdschlosse zu Lochau ein Offensivbündniß unter sich und am 5. Oct. auf dem Jagdschlosse Friedewald mit dem Gesandten Frankreichs, dem Bischofe de Fresse von Bayonne, ein Schutz= und Trutzbündniß mit Frankreich.

In Folge dieses Bündnisses erneuerte der französische Connetable Herzog von Montmorency seine alte Freundschaft mit dem Freiherrn Joachim Maltzan und bat ihn, da er wohl einsah, daß Maltzan die Seele der ganzen Bewegung sei, dahin zu wirken, daß der König von Dänemark und der Kurfürst von Brandenburg in den Bund aufgenommen würden (S. 242 flgd.). Am Ende des Jahres 1551 hatte der Herzog Heinrich der Friedfertige einen Gesandten bei dem Könige von Dänemark und den (Hanse=) Städten und sollicitirte fleißig (S. 261).

Nach dem Ergebniß der Sendung des Secretairs Rost hielt man es für nöthig, eine angesehenere Botschaft nach England und zugleich nach Frankreich zu senden. Man konnte keine geeignetere Person dazu finden, als den Freiherrn Joachim Maltzan, der aus frühern Zeiten her großes Ansehen in Frankreich hatte. Zur Besiegelung und Auslieferung der Bündnißurkunden und zur allseitigen Ueberlegung des Planes ward der Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg=Culmbach nach Frankreich geschickt; dieser trat im December 1551 die Reise nach Frankreich an und ward im Anfange des Jahres 1552 am französischen Hofe eingeführt. Am 26. October 1551 erhielt Joachim Maltzan von dem Herzoge Johann Albrecht zu Güstrow seine Instructionen und Creditive zur Gesandtschaft

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an die Könige von England und Frankreich (S. 244 - 260) und zugleich Empfehlungsschreiben an den Grafen Johann Lasko und den Connetable Herzog von Montmorency) (S. 255 - 258); namentlich geht aus den Briefen an J. Lasko hervor, daß Joachim Maltzan mit dessen Brüdern in den vertrautesten Verhältnissen gestanden hatte und mit ihm genau bekannt war (S. 255). Wegen widrigen Windes auf der See konnte J. Maltzan nicht an den "vorgesetzten Ort" in England landen, kam aber an den englischen Gesandten, der ihm jedoch auch die frühere Antwort gab (S. 261). Joachim Maltzan ging daher von England nach Frankreich, wo er mit dem Markgrafen Albrecht von Culmbach zusammentraf (S. 262).

Der Herzog Johann Albrecht war unermüdet thätig. Am 28. November 1551 sandte er seinen Hofmarschall und Kriegshauptmann Werner Hohn von Basedow nach Königsberg zu seinem Schwiegervater, dem Herzoge Albrecht von Preußen, um diesem die bevorstehende Schilderhebung zu melden und die Mittel der Rüstung zu verabreden, "weil es der einzige Weg und kein anderer Weg jetzt menschlich vor der Hand oder zu finden" sei. Der Herzog Johann Albrecht ging selbst zum Kurfürsten Moritz zur letzten Beschlußnahme; am 14. December 1551 verhandelte er zu Grimnitz mit dem Markgrafen Johann, am 16. December war er in Berlin. Mit großer Anstrengung, zur Winterszeit, in welcher er sich mehrere Male die Nächte hindurch die Wege durch Boten zeigen ließ, gelangte er am 20. Decbr. nach Dresden, wo er am 21. mit dem Kurfürsten verhandelte; um Mitternacht des 21. Decbr. schrieb er an seinen Schwiegervater: "Das wird dem Vaterlande und Ew. Liebden selbst mit zum besten gereichen". Am 22. December früh reiste er von Dresden über Wittenberg in die Heimat zurück, wo er am 27. December ankam.

Während der Zeit hatte Joachim Maltzan's Sohn, Johann Bernhard, alle möglichen Mittel aufgeboten, die Herrschaft Wartenberg zu retten. Er erreichte es, daß der König Ferdinand am 11. December 1551 ihn zu Gnaden annahm, in der Voraussetzung, daß er sich als ein getreuer Unterthan verhalten werde, und den mit der Frau Lewin geschlossenen Vertrag und die Verpfändung von Wartenberg an Otto von Zedlitz bestätigte (S. 260, 267 und 313 - 313). Wachtel und die Lewin wurden nun abgefunden, jedoch wollte der König Ferdinand des Pfandschillings, der auf dem Rathhause zu Breslau liegen sollte, "mächtig" sein (S. 265 - 266).

Ueber den Vertrag mit dem Könige von Frankreich ward in Frankreich an verschiedenen Orten an dem Hoflager des

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Königs sieben Wochen lang verhandelt. Erst am 15. Januar 1552 unterzeichnete der König zu Chambord den Vertrag und am 2. Februar beschwor ihn in der Verbündeten Namen der Markgraf Albrecht, der nun sogleich in größter Eile mit Sebastian Schärtlin von Burtenbach, der bis dahin in französischen Diensten stand, nach Deutschland zurückkehrte. Wahrscheinlich mit dem Markgrafen oder einige Tage später reiste auch Joachim Maltzan, der ohne Zweifel allen Verhandlungen beigewohnt hatte, nach Deutschland zurück. Am 9. Februar 1552 gaben ihm der König Heinrich II. von Frankreich und der Connetable Herzog von Montmorency Schreiben an den Herzog Johann Albrecht zurück, in denen sie sich mit des Herzogs Ansichten und Plänen einverstanden erklärten (S. 261 - 263).

Endlich war die Stunde des Kampfes gekommen, so wie die Gesandten von Frankreich heimkehrten, brachen die Verbündeten auf. Der Herzog Heinrich der Friedfertige von Meklenburg, welcher zwar eifrig protestantisch war, aber nicht das Schwert ziehen wollte, ging am 6. Februar 1552 zum ewigen Frieden ein und dadurch ward Johann Albrecht, grade zu einer Zeit, wo es ihm am dienlichsten war, für's erste alleiniger Regent von Meklenburg. Nach den geheimen Verabredungen sammelte Johann Albrecht unerwartet und plötzlich durch eigene Mittel 600 wohl gerüstete Reiter, brach mit denselben sogleich auf und stand am 22. März 1552 zu Wolmirstädt. Sein Bruder, der Herzog Georg, stieß zu dem Kurfürsten Moritz. Am 1.April vereinigten sich alle Verbündeten vor Augsburg, welches am 5. April eingenommen ward. Die Würfel waren geworfen und die Protestanten standen dem Kaiser in dem Kampfe um die Freiheit des Glaubens und des Vaterlandes gegenüber, eine Begebenheit, so erhaben, wie selten eine in der Weltgeschichte.

Joachim Maltzan, der alte erfahrne und bewährte Kriegsheld und Sieger, kam früh genug nach Deutschland, um an dem Zuge Theil nehmen zu können, den er mit 15 Pferden mit führen half (S. 264). Er erlebte es noch, daß seine Sache, an die er Gut und Leben setzte, den Sieg gewann.

Die Ereignisse dieses "oberländischen Krieges" sind bekannt. Am 10. Mai führte Moritz das protestantische Heer grade auf den Kaiser los und am 19. Mai fiel die starke und wohl verwahrte und besetzte Ehrenberger Klause 1 ), die Eingangspforte Tyrols, vorzüglich durch das kühne Anstürmen des Herzogs Georg von Meklenburg. Furchtbar aufgeschreckt


1) Nach neuern Entdeckungen war auch Werner Hahn "Anno 1552 mit dem Herzoge Johann Albrecht im Kriege vor der Klause und Inspruck".
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ergriff der mächtige Kaiser die Flucht; sein Stern war für immer untergegangen. Am 26. Mai 1552 erreichten die Verbündeten in den Friedensverhandlungen zu Passau ihr Ziel, die Befreiung der beiden gefangenen deutschen Fürsten, die Abschüttelung des spanischen Joches und die Freiheit des Glaubens.

Johann Albrecht begann darauf am 17. Julii 1552 die Belagerung von Frankfurt a. M. Hier starb am 20. Julii der tapfere Herzog Georg den Tod für's Vaterland: eine feindliche Kanonenkugel riß ihm das rechte Bein weg.

Aus dem Feldlager vor Frankfurt a. M. sandte der Herzog Johann Albrecht seinen Geheimen=Rath Joachim Maltzan wieder an den König von Frankreich, um demselben über die Friedensverhandlungen von Passau zu berichten und, nach erreichtem Frieden, den Herzog Christoph, des Herzogs Johann Albrecht jüngern Bruder, der als Geißel nach Paris geschickt war, wieder zurückzuholen. Am 2. August 1552 stellte der Herzog das Creditiv und am 7. August die Instruction aus (S. 268 - 271). Joachim Maltzan nahm einen seiner Söhne, wahrscheinlich Franz, mit (S. 283), welcher noch im J. 1556 in Frankreich war (S. 315). Am 23. Aug. 1552 langte Joachim Maltzan am königlichen Hoflager zu Villers=Cotterets an (S. 272). Wegen der Freilassung des Herzogs Christoph, um den seine Mutter Anna so besorgt war (S. 274 flgd.), stieß J. Maltzan auf unerwartete Schwierigkeiten; man wollte die Geißeln nicht so bald herausgeben. Der Bischof von Bayonne, der bekannte französische Gesandte, der auch erst vor kurzem aus Deutschland heimgekehrt war, schreibt am 23. August an den Herzog Johann Albrecht (S. 272): "So viel E. F. G. Heren Bruder belangt, so solle derselbige so bald zurückgeschickt werden, als solches ohne Gefahr geschehen könne, obwohl der König ihn lieb gewonnen habe und wünsche, daß er länger in Frankreich bleibe, um die Sprachen gründlicher zu erlernen". Der Herzog Johann Albrecht hatte den Freiherrn J. Maltzan in Verdacht, daß "er, da er für sich selbst eine Bestellung vom Könige von Frankreich erlangt, sich seines Bruders nicht sehr angenommen habe", und argwöhnte "allerlei Praktiken" (S. 276). Joachim Maltzan versichert aber am 12. Januar 1554 dem Herzoge, daß er in keines andern Herrn Diensten gewesen sei, seitdem er von ihm vor Frankfurt geschieden, auch kein anderes Dienstgeld gehabt habe und habe, als von dem Herzoge (S. 282 und 283). Maltzan hatte auch den Herzog Christoph nicht verabsäumt. J. Maltzan schreibt am 12. Jan, 1554 an den Herzog: "Daß er so lange in Frankreich gewesen sei, habe er nicht umgehen können, weil er sonst

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den Prinzen nicht hätte herausbringen können; er hätte für die 1000 Kronen, die der Prinz dort schuldig sei, haften und dafür seinen Sohn an des Königs Hofe lassen müssen (S. 282 - 283). Joachim Maltzan that das Mögliche; er befreiete nach kurzer Zeit den Prinzen und sandte ihn mit seinem Hofmeister und Lehrer in die Heimath, wo er im Anfange des Monats Februar 1553 eingetroffen war.

Joachim Maltzan blieb noch länger in Frankreich. Er suchte dort das alte Dienstverhältniß der meklenburgischen Herzoge zu erneuern. Am 12. Januar 1554 schrieb er dem Herzoge Johann Albrecht, daß er es durchgesetzt haben würde, für ihn 6000 Kronen und für sich selbst 2000 Kronen jährlich auf Lebenszeit zu erwirken, wenn es der Bischof von Bayonne nicht verhindert hätte, dem der Herzog doch so viel getrauet habe (S. 283). Seine Reise von Frankreich nach Meklenburg war für ihn ein Triumphzug, der ihn nach einem so bewegten und gefahrvollen Leben in hohem Grade befriedigen mußte. Er ging von Paris über Nancy und Straßburg nach Heidelberg, wo ihm der Kurfürst, bei dem er viele Fürsten fand, "nur zu viel Ehre und Ausrichtung erzeigte", so lange er da war. Eben so ehrenvoll nahmen ihn die Landgrafen von Hessen, der alte und der junge, zu Cassel und der Herzog Johann Friedrich zu Gotha auf. Am 12. November 1553 kam er in Erfurt an (S. 279) und gedachte noch die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg zu besuchen und dann nach Meklenburg zu kommen, um dem Herzoge etliche wichtige Händel im Geheimen anzuzeigen (S. 279).

Diese Reise war aber Joachim Maltzan's letzte bedeutendere Begebenheit in seinem Leben. Wahrscheinlich war er, nach einem so sehr aufgeregten und angestrengten Wirken, unter Weges krank und schwach geworden, und seine Rückkehr ins Vaterland verzögerte sich lange. Am 5. Januar 1554 war er in Wittenberg, wo er lange blieb. Von dieser Zeit an ist seine Hand schwach und zitternd. Er kam in Geldverlegenheit; seine Herrschaft Wartenberg war aus seinen Händen gekommen und des Herzogs Johann Albrecht schwache Seite war das Geld, da er für seine Kräfte zu große Anstrengungen machte. Am 12. Jan. 1554 bat Joachim Maltzan ihn dringend um Auszahlung seines Gehaltes (von 500 Goldgulden jährlich), da er bisher nur zwei Termine, zu Augsburg und vor Frankfurt, und außerdem hier nur 300 Gulden zur Zehrung zu der Gesandtschaftsreise nach Frankreich ausgezahlt erhalten habe (S. 282). - Mit J. Maltzan war, wahrscheinlich auch in Frankreich (S. 286), der Organist

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Jacob Mors 1 ), der gleich lange mit Maltzan dem Herzoge Johann Albrecht gedient hatte (S. - 281), auf Reisen gewesen. Da J. Maltzan voraussah, daß sich sein Aufenthalt in Wittenberg in die Länge ziehen werde, so sandte er am 5. Januar 1554 den Jacob Mors mit einem Empfehlungsschreiben an den Herzog zurück (S. 281). Maltzan muß den Mann und seine Kunst sehr geliebt haben, da Jacob Mors der einzige Fremde ist, dem er in seinem Testamente etwas vermacht (S. 294). - Eben so hoch schätzte Maltzan die Wissenschaft. Während seines langen Aufentlhalts in Wittenberg, dieser Quelle der deutschen Bildung, ließ sich der greise Held am 29. April 1554 in die Matrikel der Universität eintragen, um den Ruhm zu besitzen, ein Bürger dieser erleuchteten Hochschule gewesen zu sein, und am 14. Junii seinen zweiten Sohn Johann Joachim immatrikuliren (S. 287). - Am 15. December 1554 wurden auch die drei Söhne Jost's Maltzan aus Cummerow zu Wittenberg immatrikulirt.

Joachim Maltzan muß in Wittenberg sehr kränklich und schwach geworden sein, da er sich veranlaßt fand, hier seinen letzten Willen auszusprechen. Am 31. Mai 1544 machte er zu Wittenberg sein formelles Testament (S. 288 - 297), bei dessen Errichtung M. Sebastian Dietrich, Rector der Universität, Dr. Johannes Bugenhagen, Dr. Georgius Major, Dr. Laurentius Lindemann, Mathias Major, Rathmann zu Wittenberg, Sebastian von Walwitz und Caspar von Bokertz Zeugen waren. Er sprach hierin sein protestantisches Glaubensbekenntniß bestimmt aus, indem er im Eingange sagt: "So befehle ich meine Seele in die Hände unsers Herrn und ewigen Heilands Jesu Christi, der sie ohne mein Verdienst und Zuthun durch sein Leiden, Sterben und Blutvergießen vom ewigen Tode, Teufel und Hölle aus lautern Gnaden und Barmherzigkeit erlöset hat". Durch seine Anordnungen sorgte er vor allen Dingen dafür, daß die Herrschaft Wartenberg, wenn irgend möglich, bei seiner Familie, oder doch bei der Familie seines Schwiegersohnes erhalten werde und daß seine Gemahlin und seine Kinder ihr Recht erhielten; auch seine treuen und geliebten


1) Jacob Mors war ein Sohn des Orgelbauers Antonius Mors in Antwerpen, welcher 3 Söhne und 20 Töchter, alle mit einer Frau, hatte. Die 3 Söhne waren: Hieronymus Mors, Organist am Dome zu Schwerin, welcher erst 1597 zu Schwerin starb, Antonius Mors, Orgelbauer, der 1560 die große Orgel zu Schwerin bauete, und Jacob Mors, Organist, vielleicht an der Schloßkirche zu Schwerin. Alle drei waren im Dienste des Herzogs Johann Albrecht. Vgl. Hederich's schwerinsche Chronik S. 42 und 93 und Jahrbücher V, S. 54.
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Diener bedachte er. Von dem gebildeten, gemüthlichen Sinne J. Maltzan's zeugt, daß er außer seiner Frau, seinen Kindern, seinen Dienern und dem Schreiber seines Testamentes, nur den Organisten Jacob Mors in seinem Testamente (mit 100 Thalern) bedachte (S. 294, vgl. oben S. 71).

Mit dem Pfandnehmer der Herrschaft Wartenberg gerieth Maltzan's Sohn Johann Bernhard in Streit, so daß dieser die Gläubiger noch nicht befriedigen konnte. Auf die Klagen der Gläubiger ordnete der zürnende König Ferdinand dieselben harten Maßregeln gegen Johann Bernhard an, die er gegen seinen Vater angewandt hatte. Am 25. Februar erließ er an den Bischof Balthasar einen Befehl des Inhalts: Da Johann Bernhard Maltzan sich in Bezahlung seiner Schulden ungehorsamlich verhalten habe und nicht anders zu befinden sei, daß er zum Nachtheil seiner Gläubiger die Sache in die Länge ziehen und Niemanden von Rechts und Billigkeit wegen bezahlen wolle, so solle der Bischof ihn (dem Landesgebrauche nach) gefänglich einziehen lassen, damit die, so rechtmäßige Anforderungen gegen ihn hätten, desto eher und förderlicher ihr Recht bekommen möchten (S. 285). Und doch war der König Ferdinand allein an dem Unglück schuld, indem er dem Freiherrn J. Maltzan seine Schulden, wie er versprochen hatte, nicht bezahlte, alte Ehrenschulden, welche eben so groß waren, als die Summe, welche Maltzan schuldig war. Da man des Freiherrn Johann Bernhard Maltzan so leicht nicht habhaft werden konnte, so erging am 29. October 1554 ein neuer Befehl, ihm zur gefänglichen Einziehung "nachzusetzen" (S. 297). - Am 18. März 1554 brannte die ganze Stadt Wartenberg ab, wobei sämmtliche Urkunden der Stadt verloren gingen (S. 231).

Im J. 1555 war Joachim Maltzan wieder in Meklenburg und hielt sich ohne Zweifel in Penzlin auf. Am 24. Februar 1555 war er bei der Vermählung des Herzogs Johann Albrecht mit Anna Sophie von Preußen zu Wismar und am 11. März vermittelte er als erster Geheimer Rath des Herzogs in Gemeinschaft mit den Landräthen einen Gemeinschafts= und Landestheilungsvertrag zwischen den herzoglichen Brüdern Johann Albrecht und Ulrich (S. 300 - 303); Joachim Maltzan besiegelt den Vertrag als der erste in der Reihe der Räthe und von diesen allein mit rothem Wachs.

Joachim Maltzan hatte sich im J. 1554 so sehr erholt, daß er wieder auf Reisen gehen konnte. Im März und April 1555 war er für die Herzoge von Meklenburg, ohne Zweifel vorzüglich wegen der Landestheilungsstreitigkeiten, am kufürstfich=brandenburgischen Hofe zu Berlin. Von hier berichtete er am 26.

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März und 6. April dem Herzoge Johann Albrecht über den Fürstentag zu Naumburg, auf welchem sich 2 Kurfürsten, 14 Fürsten und 30 Grafen verbunden hatten, im Geiste der augsburgischen Confession in einerlei Religion für einen Mann zu stehen (S. 304 - 307).

Endlich waren, nach der Erstarkung des Protestantismus, die Parteien des Streites müde. Der Kaiser Carl V. und der König Ferdinand spannten mildere Saiten auf. Auch Joachim Maltzan sollte Nutzen davon haben. Am 28. März 1555 schrieb er von Berlin aus dem Herzoge Johann Albrecht, "er habe jetzt Botschaft aus Schlesien, er werde die Herrschaft Wartenberg erblich wieder bekommen und seinen ältern Sohn Johann Bernhard mit Wesen dort sein lassen" (S. 305), es fehle ihm aber an Geld; er bat den Herzog wiederholt dringend "in seinen großen Nöthen um Jesu Christi Willen" um Zahlung seiner Forderung von 200 Goldgulden, um so mehr, da der Herzog ihm von den ihm zuletzt bezahlten 200 Gulden die Hälfte im Spiel ("mit Primiren") wieder abgewonnen habe (S. 306 - 308). J. Maltzan machte sich anheischig, dem Herzoge seine Bestallung zurückzugeben, wenn sich dieser einigermaßen billig mit ihm abfinden wolle (S. 306 und 308). Joachim Maltzan hatte allerdings in Deutschland überall Vertrauen, aber nirgends Dank gefunden. Alle seine Forderungen an Oesterreich, Brandenburg, Braunschweig und Meklenburg waren unbefriedigt (S. 293).

Trotz seines Alters und seiner Schwäche hatte J. Maltzan jetzt Neigung, wieder fremde Dienste zu nehmen, da er sich wieder kräftiger fühlte, wie auch seine Handschrift wieder fester und sicherer wird. Der Herzog von Preußen hatte ihm durch einen eigenen Boten geschrieben, daß der Herzog es herzlich gerne gesehen hätte, wenn Maltzan bei ihm zu Stettin erschienen wäre; Maltzan war gesonnen, den Herzog in Preußen zu besuchen, wollte aber zuvor mit dem Herzoge Johann Albrecht reden (S. 309). Maltzan hatte jetzt sogar Aussicht "bei dem Kaiser und insonderheit bei der Königin Maria und des Kaisers Sohn wieder zu großen Gnaden zu kommen und herrliche Pension zu bekommen, hatte aber doch ein Bedenken" (S. 310). Diese Achtung, welche selbst die bittersten Feinde vor ihm hatten, ist beispiellos.

In dem Jahre 1555 glückte es ihm endlich, die Herrschaft Wartenberg wieder zu gewinnen. Am 15. December 1555 erbot sich Otto von Zedlitz, dem Freiherrn Johann Bernhard Maltzan die Herrschaft Wartenberg wieder einzuräumen und die Pfandgelder in Empfang zu nehmen. Ohne Zweifel geschah dies

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durch die Vermittelung des kräftigen und umsichtigen Schwiegersohns Joachim Maltzan's, des Freiherrn Wilhelm von Kurzbach, Standesherrn aus Trachenberg. Dieser nahm auch von seinem Schwager Johann Bernhard Maltzan die Herrschaft Wartenberg auf kurze Zeit pfandweise an, bis sie Johann Bernhard bald nach seines Vaters Tode wieder übernehmen konnte (S. 313 und 231); dies geschah ohne Zweifel dadurch, daß Georg Maltzan auf Penzlin die Erben seines Bruders aus Penzlin, wovon die Stadt dem Joachim Maltzan zur Hälfte gehörte (S. 293), auskaufte; am 10. April 1558 zahlte Georg Maltzan den Erben seines Bruders 20,000 Goldgulden, also grade so viel, als Schulden auf Wartenberg hafteten, und trat denselben seine Rechte an Wartenberg ab (S. 317 - 318).

Nunmehr fingen auch die Bewegungen im deutschen Reiche an sich zu beruhigen. Am 26. September 1555 ward der Religionsfriede zu Augsburg geschlossen und dadurch dem Kampfe auf lange Zeit ein Ende gemacht. Der Kaiser Carl V., gebeugt und hinfällig, erkannte das Vergebliche seiner Bestrebungen und stieg im J. 1556 vom Throne ins Kloster.

Joachim Maltzan hatte noch die Freude, den Frieden zu erleben. Zuletzt erscheint er zu Schwerin am 7. Julii 1555 auf der Hochzeit des Burchard von Kramm (S. 311). Im Monat März des Jahres 1556 endete er, ungefähr 63 Jahre alt, sein reiches, ruhmvolles Leben und ward wahrscheinlich zu Penzlin begraben; seine Grabstätte ist nicht mehr aufzufinden. Rührend ist das Trostschreiben, welches der Herzog Johann Albrecht eigenhändig an seine Wittwe schrieb, in welchem er bekannte, daß ihr Mann "sein gar geliebter und getreuer Rath gewesen, desgleichen er nicht habe, noch je bekommen werde", und die Wittwe damit tröstete: "Des habt ihr euch zu trösten, daß er als ein wahrer Christ gestorben ist, auch kurz vor seinem Ende das hochwürdige Sacrament des Leibes und Blutes Christi empfangen hat" (S. 313 - 316).

So starb dieser große Mann, ein Kriegsheld und Staatsmann, wie Meklenburg in seiner Art keinen erzeugt hat, selbst für Europa groß, der alle bedeutenden Begebenheiten des 16. Jahrhunderts von Anfang bis zum Ende mit der größten Anstrengung hinausführen half, der, nie gebeugt, stets das hohe Ziel erreichte, das er sich vorgestellt hatte, und beim Sterben die große Genugthuung genoß, daß nach zahllosen Kämpfen und Wechselfällen alles wohl gerathen war, so daß er in Frieden sein Haupt niederlegen konnte. Das Vaterland wird ihm ewig Dank schuldig bleiben.

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Joachim Maltzan hinterließ eine Wittwe und sechs Kinder.

Seine Wittwe, Bernhardine, geb. v. Wallenstein, welcher er in seinem Testamente das ihr verschriebene Leibgedinge von 7500 Thalern in der Herrschaft Wartenberg, das Dorf die "Schleuse" und das Silbergeschirr versichert hatte (S. 291 - 292), war eine höchst ausgezeichnete Frau und eines so großen Mannes würdig. Noch in ihrem hohen Alter besorgte sie politische Geschäfte für das kaiserliche Haus. Am 1. März 1575 schickte sie, da sie "Alters und Schwachheit halber sich nicht persönlich stellen konnte", einen Edelmann, Faustinus Wild von Ottorawa, an den Kaiser, um demselben zu berichten, was "auf der jüngst zu Kalisch gehaltenen Zusammenkunft, dahin sie zu Beförderung Kaiserlicher Majestät Sachen gereiset gewesen, weil sie dort mit vornehmen Herren befreundet sei, von ihr zum Besten der Kaiserlichen Majestät ausgerichtet worden sei. Ihre Namensunterschrift ist ganz ungewöhnlich groß und kräftig. Sie starb am 29. Decbr. 1575 (S. 322) und mochte bei ihrem Tode ungefähr 70 Jahre alt sein.

Joachim Maltzan hinterließ ferner sechs Kinder: drei Söhne und drei Töchter (S. 289).

Der älteste Sohn, Johann Bernhard, welcher nach dem Testamente des Vaters (S. 290) die Herrschaft Wartenberg annahm und das Geschlecht fortpflanzte, starb, als kaiserl. Rath und Oberhauptmann der Fürstenthümer Oppeln und Ratibor, auf einer kaiserlichen Gesandtschaft zu Lublin am 7. Mai 1569.

Der zweite Sohn Joachim wird im J. 1554 zuletzt genannt.

Der dritte Sohn Franz starb am 22. Novbr. 1560 in seinen besten Jahren.

Die älteste Tochter Magdalene war an den Freiherrn Wilhelm von Kurzbach, Standesherrn auf Trachenberg, vermählt.

Die zweite Tochter Bernhardine und die dritte Tochter Mariane werden in dem väterlichen Testamente vom 3. Mai 1554 als damals unvermählt aufgeführt, werden aber späterhin standesgemäß verheirathet worden sein, da die, freilich nicht zuverlässigen genealogischen Tabellen, welche dem Freiherrn Joachim Maltzan noch mehr Töchter geben, diesen allen auch Männer zutheilen. Muthmaßlich wird die eine an einen Herrn v. Minkwitz verheirathet worden sein.

Die Herrschaft Wartenberg ging zunächst aus den Freiherrn Johann Bernhard Maltzan über, der sie bis zu seinem Tode behielt. Nach seinem im J. 1569 erfolgten Tode verkaufte die Vormundschaft seiner Kinder im J. 1570 die Herrschaft an den schlesischen Kammer=Präsidenten von Braun, von welchem sie 1592 an die Burggrafen von Dohna überging.

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Des Freiherrn Joachim II. Maltzan Enkel Joachim III. erwarb dagegen 1590 Militsch, Freihan und Neuschloß, wovon die Herrschaft Militsch noch jetzt im Besitze der maltzanschen Familie ist.

Joachim's III. Söhne, Joachim IV. und Johann Bernhard II., stifteten zwei Linien: zu Militsch und zu Neuschloß, später zu Penzlin. Die Nachkommen derselben sind also auch die Nachkommen des im Jahre 1530 in den Freiherrenstand erhobenen großen Joachim Maltzan.

Die ältere Linie ward im J. 1694 in den Grafenstand erhoben und ist noch gegenwärtig im Besitze von Militsch in Schlesien.

Die jüngere Linie, welche freiherrlich blieb, saß zuerst auf Neuschloß in Schlesien und darauf auf Penzlin. Aus dieser Linie stammen die jetzt noch blühenden Zweige der alten freiherrlichen Linie, die Söhne des Freiherrn Joseph Christian Heinrich, nämlich 1) Heinrich auf Tarnow † 1793, 2) Ferdinand, Erblandmarschall, auf Penzlin, † 1849, 3) Friedrich, Landrath, auf Rothenmoor etc. ., 4) Adolph auf Duchnow etc. . in Polen, jetzt zu Weistrop bei Dresden, und deren zahlreiche Kinder und Enkel, zum größten Theile in Meklenburg lebend.

 

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Anlage

Schreiben des Ritters Joachim Maltzan (an den Kurfürsten ron Mainz?) D. d. (1519)
(April?).


Non satis mecum admirari possum, cum r. v. jam semel regi D. meo litteras sigillatas presentari fecit ac deinde tam recenter et noviter iterum ac secundario r. v. fratri, domino meo obseruandissimo, veram et plenariam potestatem nobiscum tractandi et concludendi reliquit, in cuius testimonium litteris consociis articulos manu r. v. subscriptos vidimus, qui iam ad praefatum regem perferuntur, vt non alcius in eius animo precogitet atque reuoluet, quid hoc r. v. periculo et honoris et alterius detrimenti futurum sit. Nam adeo certum, vt Deus Deus est, adeo certum rex meus illa omnia simul cum auxilio pontificis maximi per omnem cristianitatem ac eciam r. v. infamem declarabit, et possibile est, vt erit ruina r. v., et difficulter falli potest, vt eciam invita r. v. illa res pro rege in effectum non sorciatur; videat tunc r. v., quantum periculum sese inmisit, nec laudabile est, vt frater qui de r. v. promissione confisus in simili verecundia derelinquitur, hec r. v. inde aliquid boni sperare potest. Nam in similibus casibus Deus punire solet. R. v. potuisset esse adiumento, vt pax in omni cristianitate facta fuisset ae bellum contra Turcos gereretur; possibile est, vt r. v. erit occasio, vt scisma fiat in cristianitate ac maior sanguinis effusio, quam vnquam facta sit in cristianitate; nam maior pars electorum ceterorumque regum et imperii principum concordati sunt pro rege ac fidem dederunt, et r. v. ita in effectu et veritate reperiet, si nunc alter deberet eligi, non posset fieri nisi vt minor pars maiorem vellet superare, hoc sine sanguinis

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effusione non fiet etc. Prudenti pauca. Ego admoneo r. v., vt velit cogitare, ex qua domo oriunda sit, et sese non ponere in periculo honoris; si non est alia difficultas, nisi vt tota summa ante electionem soluatur, fiet, et si non placet sigillare, vt copiam misimus, contentabit rex, vt r. v. litteras, quas antea dedit r. v., renouet ac de nouo ratificet, quoniam iste sunt optime (si quid aliud est). Quod r. v. mihi scribat, quod desiderat, procurabo vt fiat de fide debita, dum non est et minus quam de alia parte, et si opus est, faciemus securitatem, quod amplius Reue. V. desiderat, rogo quam humillime, r. v. alcius hoc negocium cogitet ac de me, vt ita scribo, non egre feret, nam melius est aperire vulnus, quam e contra summum sentire dolorem.

Nach dem Concepte von J. Maltzan's Hand im herzogl. Braunschweigischen Landes=Haupt=Archive zu Wolfenbüttel mitgetheilt von dem Hrn. Archivrath Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel.

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