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Münzfund von Malchow. 1846.
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III. Zur Münzkunde.


Die meklenburgischen Hohlmünzen

und

der Münzfund von Malchow,

von
G. M. C. Masch.
Mit einer lithographirten Tafel Münzenabbildungen.

Bei der wissenschaftlichen Bearbeitung der stummen Münzen liegen zunächst stets zwei Fragen zur Beantwortung vor: die nach dem Lande, welches sie hervorbrachte, und die nach der Zeit, in welcher sie entstanden sind. Hinsichtlich der meklenburgischen Münzen ist nun die erstere leicht zu beantworten; sie haben alle das Kennzeichen der norddeutschen Hohlmünzen: stärkeres Münzblech und eine mehr rohe unförmliche Behandlung des Bildes, und das Bild auf ihnen ist sehr einfach, der Stierkopf.


Es scheint, als müsse dieses Bild in seinen Eigenthümlichkeiten, wie es denn ja auch auf den Siegeln der Herren im Lande erscheint, hinreichende Haltpunkte gewähren, wenn es auf nähere Bestimmung der Münzen ankommt; aber leider schwindet diese Hoffnung bald genug, wie ein allgemeiner Ueberblick über die Siegelbilder, hier nicht nach den älteren, meistens fehlerhaften Abbildungen, sondern nach Abgüssen von den Originalen angestellt, zeigen wird.

Die allerältesten Siegel der Herren im Lande zeigen den Stierkopf nicht; das älteste vorhandene, des Nicolaus, Wartislavs

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Sohns, von 1190, hat einen Reiter. Borwin I., obgleich er sich "magnopolensis" nennt, desgleichen sein Sohn Heinrich Borwin, der sich "de Rostock" bezeichnet, zu Anfange des 13. Jahrhunderts, haben einen Greifen 1 ), der auch noch auf dem vormundschaftlichen Siegel der Söhne von 1230 erscheint 2 ) und dann in der meklenburgischen Linie verschwindet, wo er erst wieder nach Aussterben der rostocker Linie, die ihn beständig geführt hat, unter Heinrich dem Löwen in das Secretsiegel mit aufgenommen wird.

Der älteste Stierkopf auf Siegeln ist der, welchen Nicolaus (Sohn Borwins I., 1219) gebrauchte. Es ist gewiß nie zu ermitteln (und die Mährchen späterer Zeit, über den Stierkopf gefabelt, sind nicht der Anführung werth), wie er, der jüngere Sohn, zu diesem Bilde kam, welches demnächst von seinem Neffen erst wieder aufgenommen ward, zumal er sich in der Umschrift des Siegels nur als "filius Burwini" bezeichnet (der den Greif führte und sich "magnopolensis" nannte), da er nie zur Regierung gekommen ist, und die Vormundschaft seines Bruders den Greif beibehielt, den der Vater geführt hatte. - Der Stierkopf ist gut gebildet, ohne Krone, die Hörner auf der Stirn sind ziemlich groß, Augen, Nasenlöcher und Maul treten deutlich hervor.

Mit Johann I. dem Theologen von Meklenburg († 1264) wird der Stierkopf Bild des Landes; auf seinen beiden Siegeln ist er ziemlich breit, die Nase tritt bedeutend hervor, die Nüstern sind scharf bezeichnet, und der Kopf gekrönt mit einem Reif, auf welchem in der Mitte eine Lilie steht, an den Seiten aber sich halbe Lilien zeigen; die Hörner sind innerhalb der Krone, die Augen sind sehr groß. Auf dem Siegel, das zuerst vorkommt 3 ), sind zwei hauerähnliche Verzierungen am Maule. Um jeden Zweifel zu entfernen, ob der Stierkopf jetzt schon wirklich Landeswappen geworden und nicht bloß Siegelbild sei, ist das Siegel seiner Gemahlin Luitgard anzuführen, welche auf dem Schilde, den sie in der linken Hand hält, den Stierkopf gekrönt und wohlgestaltet führt.

Sein Sohn Heinrich der Pilger hat auf dem ältesten Siegel, wo er sich, als noch nicht regierend, "filius Johannis domini de Slavia" nennt, das Schildfeld mit vierblätterigen Blumen bestreuet, und ein solches Blatt ist auch auf der Krone des Kopfes, dessen Hörner weit auseinander stehen. Das spätere Siegel "domini Magnopolensis" hat den Stierkopf mit einem


1) Vgl. Jahrb. X, S. 9.
2) Vgl. Jahrb. X, S. 7.
3) Vgl. Jahrb. X, S. 15.
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Halsfelle, welches den Kopf unten und an der linken Seite umgiebt; die sehr große und weit überstehende Krone hat lilienförmiges Laub. Von jetzt an bleibt das Halsfell das charakteristische Zeichen der Stierköpfe in der Linie Meklenburg.

Mit Albrecht († 1379) bekommt der Stierkopf eine andere Bildung, das Maul ist weit geöffnet und die Zunge hängt heraus, der obere und der untere Kiefer haben eine ringförmige Gestalt ("Blarrkopf" ist der Name, der sich in alten Transsumpten mit Siegelbeschreibung findet); die Hörner, mächtig und stark, stehen an der Seite der Stirne, die Krone ragt nicht über sie hinaus, das Kronenlaub ist bald drei =, bald fünfblätterige Blume.

Aus dieser Bildung des Kopfes entwickelte sich, sei es nun durch Ungeschicklichkeit der Künstler oder sei es eine neue Geschmacksform, ein eigenthümlicher Charakter, also daß vom Kopfe selbst nur Stirne, Nase und Maul höher hervortreten, die Seiten des Kopfes fast gar nicht angedeutet sind und die Augen neben die Nase gestellt werden. Diese Form, zuerst erkennbar auf einem Secretsiegel des Herzogs Albrecht, findet sich auf den Siegeln seines Sohnes Heinrich, also etwa von 1348 - 1383. Die Köpfe auf den Siegeln des Schwedenkönigs Albrecht und seiner Gemahlin Agnes sind freilich auch kurz und gedrungen, aber haben eine richtige Zeichnung; dessen Sohn Magnus hat den Stierkopf also gebildet, daß allerdings die vorhin genannten Theile scharf markirt sind, aber zugleich auch die Conturen des Kopfes deutlich hervortreten.

Auf den Siegeln der spätern Herzoge, so weit sie in Hinsicht auf die Zeit der Bracteaten in Berücksichtigung kommen, ist der Stierkopf klein, überall ist das Halsfell, bei einigen tritt auch die Zunge hervor, der Unterkiefer wird immer mehr ringförmig, namentlich bei Magnus und Balthasar, bis er sich zuerst auf dem Siegel des Herzogs Albrecht, welches die Jahrszahl seines Regierungsantrittes 1519 trägt, zu einem Ring gestaltet.

In dem Hause Werle ist von Anfang an bis zum Erlöschen desselben der Stierkopf das einzige Bild gewesen, welches die Fürsten auf ihren Siegeln führten. Nicolaus, der Stifter des Hauses, hat ihm auf seinem ältesten Siegel 1 ) dieselbe hauerähnliche Verzierung gegeben, welche sein Bruder Johann der Theologe von der meklenburgischen Linie dem seinigen anheftete, und legte sie wieder ab 2 ), wie jener sie abgelegt hat. Die Form der Stierköpfe ist im ganzen genommen besser, künstle=


1) Vgl. Jahrb. X, S. 17.
2) Vgl. Jahrb. X, S. 18.
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rischer, als in dem verwandten Hause. Entscheidend ist, daß niemals das Halsfell vorkommt, welches seit Heinrich dem Pilger in Meklenburg sich findet, ein Unterschied, der bis in die Jetztzeit geblieben ist. Die große Krone mit den Lilien in der früheren und dem blätterigen Laub in der spätern Zeit ist hier, wie dort; die Hörner unterscheiden sich in ihrer Gestalt nicht von denen in dem andern Hause, die ausgeschlagene Zunge kommt zuerst bei Johann 1320 vor, fehlt später oder erscheint wieder, so daß man sie nicht als ein unterscheidendes Merkmal des werleschen Stierkopfes betrachten darf. Der Unterkiefer ist fast auf allen Siegeln deutlich markirt, ist bei Johann 1370 fast zum Ringe geworden, und der Kopf im Siegel des Laurentius 1361 bis 1400 entspricht in seiner Bildung dem "Blarrkopfe" des Herzogs Albrecht.

Als Beizeichen finden sich drei Punkte in den drei Ecken des Schildes bei Nicolaus I. 1240, dann Sonne, Mond und Stern an derselben Stelle bei Johann 1281, Nicolaus 1298 und Johann 1319.

In der Linie Richenberg führte Pribislav zuerst einen Stierkopf von kräftiger Bildung; aus dem Bruchstücke seines Siegels ergiebt sich, daß sich zwischen den Hörnern ein Ring befunden hat 1 ).

Die Linie Rostock hat den uralten Greif beibehalten und kommt also hier nicht zur Berücksichtigung. In der stargardischen Linie ist das große Siegel des Herzogs Johann dem seines Bruders Herzogs Albrecht mit dem "Blarrkopfe" zum Verwechseln ähnlich; auf den kleinen Siegeln von ihm und seinen Nachfolgern ist der Stierkopf mit Krone, Zunge und Halsfell denen des meklenburgischen Hauses durchaus gleich.


Wenden wir nun das, was diese Zusammenstellung bietet, auf die meklenburgischen Bracteaten an, so ergiebt sich alsbald klar genug, daß aus der Gestalt des Stierkopfes kein bestimmtes Merkmal genommen werden kann, um die vorkommenden einem bestimmten Hause oder einer bestimmten Person beizulegen. Einem Hause nicht, denn es finden sich gar keine Bracteaten, auf welchen das Halsfell bestimmt erschiene, und es ist doch, da zumal urkundlich feststeht, daß alle meklenburgischen Häuser gemünzt haben, unglaublich, daß alle die tausende von Hohlmünzen, die zur Anschauung gekommen sind, wegen des fehlenden Halsfelles dem Hause Werle angehören


1) Vgl. Jahrb. X, S. 25, und XI, S. 237.
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sollten. Auch auf einzelne Personen läßt sich keine Anwendung auffinden; denn die wenigen Beizeichen, welche auf den Siegeln sich finden: die Blätter bei Heinrich, die Punkte und Sonne Mond und Stern in dem Hause Werle finden sich auf den Münzen nicht, und die Beizeichen der Münzen sind nicht auf den Siegeln vorhanden. Diese Aussicht auf Hülfe muß man fallen lassen.

Nun hat freilich Evers Münzverf. II, S. 11 u. 12, einen Versuch gemacht, auf diese Weise die Münzherren zu bestimmen, aber er ist, man muß es bekennen, höchst unglücklich ausgefallen. Wenn er S. 11 die drei ersten Bracteaten, wo der Büffelskopf ohne Krone und zuletzt in einem dreieckigen Schilde erscheint, dem Fürsten Nicolaus von Werle beilegt und sich dabei auf das Siegel bei v. Westphalen IV, Taf. 7, Nr. 3, bezieht, so ist zuförderst zu bemerken, daß diesem das Siegel gar nicht gehört, sondern daß es das im höchsten Grade entstellte Siegel des Nicolaus, Burwins Sohns, ist, der nicht regierte, also auch nicht Münzen schlagen ließ, und dann ferner, daß gerade diese kleinen mit dem Stierkopfe ohne Krone bezeichneten diejenigen Bracteaten sind, welche ins 14. Jahrhundert gestellt werden müssen. Eben so wenig statthaft ist es, den S. 12 angeführten Bracteaten mit den Schweinszähnen Johann dem Theologen beizulegen, denn abgesehen davon, daß Nicolaus von Werle gleichfalls die Schweinszähne anwandte und ablegte, ist der fragliche Bracteat, von dem die genaueste Zeichnung von Hrn. Kretschmer vorliegt, der Größe und dem Typus nach in das 14. Jahrhundert zu stellen, wo an eine solche Verzierung auf den Siegeln nicht mehr gedacht ward. Und ein Gleiches gilt auch von dem dem Fürsten Pribislav beigelegten Bracteaten, wo sich in einem Perlenrande der Stierkopf zeigt, zwischen dessen Hörnern ein Ring ist. Ein Exemplar liegt vor: es hat 15 Millimeter Größe und wiegt 8 Aß, gehört also unstreitig in eine Zeit lange nach Pribislav, welcher schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts abtrat.


Während man es demnach aufgeben muß, aus den Münzen selbst den Münzherrn zu bestimmen, läßt sich aus dem Typus und der Größe die Zeit der meklenburgischen Bracteaten feststellen, wobei man sich aber hüten muß, daß man nicht jeden Bracteaten, der einen Stierkopf zeigt, nach Meklenburg verlegt. Dies könnte z. B. mit den großen (= 35 Millim.) und sehr dünnen Hohlmünzen der Stadt Schleiz geschehen, welche einen Stierkopf bald in dem Thore einer Burg, bald über derselben zwischen Thürmen darstellen, wenn man außer Acht läßt, daß sie durch Typus und Fabrik auf das innere Deutschland hinweisen.

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So weit unser Material reicht, lassen sich aber folgende Zeitabschnitte feststellen.

I. Vor 1240. Nach den mit ihnen gefundenen Münzen würden 2 Bracteaten zu setzen sein, welche durch Herrn Etatsrath Thomsen in Kopenhagen der Vereinssammlung zukamen und die wegen ihrer großen Seltenheit, und weil man sie bis jetzt als die ältesten eigentlich meklenburgischen Münzen betrachten darf (die Wendenpfennige kommen nicht zur Berücksichtigung, da ihr meklenburgischer Ursprung nicht nachzuweisen ist, wenn sie gleich im Lande in Umlauf waren), eine ausführliche Beschreibung verdienen.

a. In einem glatten Rande ein gut gebildeter Stierkopf mit deutlichen Augen, ohne Ohren, mit auf die Stirn aufgesetzten Hörnern. Eine Krone ist nicht da, aber zwischen den Hörnern sind 5 Punkte zu einer Blume gestellt, und neben den Hörnern auswärts zwei Punkte. Neben dem Kopfe stehen 2 mit der Spitze auswärts gekehrte Schwerter, deren Handgriff, durch eine Queerstange begränzt, eben so groß ist, wie die Klinge. Größe 21 Millim., das Gewicht 13 Aß. - Ein ähnlicher Bracteat, jedoch nur 19 Millim. groß, ist im königlichen Cabinet in Berlin, wo der Stierkopf auch von 2 Schwertern begleitet ist, jedoch sind die kurzen Hörner an die Seiten des Kopfes angesetzt und über denselben liegt ein Halbmond, der 3 Punkte einschließt.

b. In einem glatten Rande ein Stierkopf mit Augen, gekrönt mit einer großen Krone, deren äußere halbe Blätter und mittleres ganzes Blatt aus drei Blättchen gebildet sind; die Hörner stehen innerhalb der Krone. Neben dem Kopfe sind 2 gestürzte Flügel, welche die innere Seite (Sachsen) dem Kopfe zukehren, und wo sowohl die Federn, wie die Gelenkknorpel deutlich zu erkennen sind. Größe 23 Millim., Gewicht 14 Aß. Unverkennbar entsprechen beide Münzen dem Typus der Stierköpfe auf den Siegeln von Nicolaus und Johann dem Theologen und Nicolaus von Werle, und die angegebene Zeit wird dadurch bestätigt.

II. Aus einer etwas spätern Zeit, jedoch noch aus dem 13. Jahrhundert sind die Bracteaten, welche in Stintenburg gefunden wurden. Der ganze Fund ist nicht verzeichnet; es waren die meist ganz allgemein gehaltenen Städtemünzen von einem starken Bleche und ziemlich sauberem Gepräge 1 ). Die königliche Münzsammlung in Berlin erhielt 3 meklenburgische Münzen. Die Stierköpfe haben eine gedrungene, dicke Form;


1) Ueber die dem Verein zugekommenen Münzen vgl. Jahresber. VIII., S. 88.
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auf dem einen ist kein Beizeichen, ein zweiter hat einen Punkt oder Stern zwischen den Hörnern, und auf dem dritten, der einen geperlten Rand hat, zeigt sich daselbst der Ring, wiewohl wenig deutlich. - In diese Zeit gehört auch ein Bracteat, von dem die Zeichnung vorliegt, wo ein Stierkopf über einer Mauer von drei Oeffnungen erscheint, eine Form, welche auch noch später vorkommt. Er ist in der Gegend von Magdeburg gefunden mit Münzen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts (1230 - 1270) und hat mit den vorerwähnten gleiche Größe, 17 - 18 Millimeter.

III. An diese schließt sich der malchowsche Fund aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, von dem unten ausführlich die Rede sein wird.

IV. Aus dem 14. Jahrhundert und wohl noch etwas in das 15. hinein sind nun alle die häufiger vorkommenden Bracteaten, welche mit den ihnen beigemischten, nicht einheimischen Münzen früher bei den in Kolbow 1 ) und in Reinshagen 2 ) gemachten Funden ausführlicher besprochen sind. Leider hat sich bei allen diesen Funden, welche eine sehr bedeutende Anzahl zur Anschauung brachten, keine einzige redende Münze gefunden, die eine bestimmte Zeitangabe ermöglicht hatte. Das allgemeine Kennzeichen dieser Münzen ist auf dem starken Bleche ein wenig gut gebildeter Stierkopf, dessen Form den Siegeln aus diesem Zeitalter in der Hinsicht analog ist, daß entweder nur die Nase mit dem Maule und die Stirn mit den Hörnern deutlich hervortritt, oder daß ein dicker Stierkopf erscheint. An Beizeichen fehlt es nicht, aber die Deutung derselben, mögen sie nun Münzherren oder Münzarten bezeichnen, ist bis jetzt noch nicht gefunden. Der Rand ist glatt, in der letzteren Zeit gekerbt und die Größe 15 Millimeter, das Gewicht 8 - 9 Aß.

V. Das 15. Jahrhundert und wahrscheinlich noch der Anfang des 16. hatten, wie in den benachbarten Ländern, so auch in Meklenburg, zur Ausgleichung mit den größeren Münzen Hohlpfennige, welche sich leicht von den früheren unterscheiden. Es sind 3 verschiedene Münzwerthe in ihnen ausgedrückt; sie sind alle drei aus dünnem Blech und am Rande gereifelt und zeigen einen gekrönten Stierkopf mit weitem Maule und heraushangender Zunge, bald in seiner ganzen Form (charakterisirt), bald nur durch die Umkreislinien (conturirt) dargestellt; die größeren haben bei 20 Milllim. Größe ein Gewicht von 8 Aß; die mittleren wiegen bei 15 Millimeter 6 Aß, die


1) Vgl. Jahrb. VI, S. 126.
2) Vgl. Jahrb. XVI, S. 311.
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kleinen bei 10 Millimeter 3 Aß. - Diese Hohlpfennige sind mit meklenburgischen, pommerschen u. a. redenden Münzen zusammen gefunden worden, so daß über ihre Zeitbestimmung kein Zweifel stattfinden kann.


Aus dieser Classificirung ergiebt sich nun leicht, wie viel noch zu bestimmen übrig bleibt, und wie wichtig ein jeder Münzfund für uns ist, welcher mit meklenburgischen Bracteaten andere Münzen enthält, deren Zeit man ermitteln kann. Das ist nun gerade die Bedeutung des

Münzfundes von Malchow,

von dem ein Theil in die Sammlung des Vereins gekommen, ein anderer in der Sammlung der Universität Rostock bewahrt wird, während viele Stücke zerstreuet und untergegangen sein mögen.

Die äußere Geschichte dieses Fundes ist sehr einfach; die Münzen wurden auf einer Stelle, 1 1/2 Fuß unter der Oberfläche, von Arbeitern bei der Schüttung des Erddammes, auf der Klosterseite auf einem Stück Acker, 3 1/2 Ruthen von dem an der Schmiede belegenen Wege gefunden und von den Findern zu sich genommen. Der Acker auf der Fundstelle hatte tiefer liegenden Humus gehabt. Ueber ein etwa vorhanden gewesenes Gefäß findet sich keine Nachricht. - Der Herr Klosterhauptmann v. Bork übersandte gütigst am 4. Febr. 1846, zunächst zur Ansicht, 10 große, 11 kleinere Hohlmünzen und 3 Denare, welche demnächst durch seine gewogentliche Verwendung vom Landtage Dec. 1846 dem Verein überwiesen wurden. Die rostocker Universität erhielt 6 große und 11 kleinere Hohlmünzen und 6 Denare. - Durch Herrn Schornsteinfegermeister Heinroth in Stavenhagen erhielt der Verein später einen zerbrochenen großen Bracteaten, einen kleineren und einen Denar. Das ist Alles, was von diesem Funde der Wissenschaft zu gute gekommen ist.

Von meklenburgischen Bracteaten fanden sich:

1) Im glatten Rande ein gut geformter Stierkopf in einem dreieckigen Schilde. (Fig. 1.) 6 Ex. 1 ) 2 zu 10, eins zu 12 Aß. Größe, hier wie bei den übrigen, 17 Millimeter.

Diese Münzen gehören sicherlich den Landesherren, ob aber dem Hause Meklenburg oder Werle, steht dahin, denn aus dem


1) Die nach Rostock gekommenen Exemplare sind, so wie hier, so auch ferner in die angegebene Zahl mit einbegriffen.
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fehlenden Halsfell ist kein sicherer Schluß zu ziehen, wie schon früher bemerkt ward. Gehören sie nach Meklenburg, so sind sie Heinrich dem Pilger oder der Landesverwaltung unter Anastasia zuzuschreiben, auf deren Wappenschildlein auf dem Siegel auch kein Halsfell zu erkennen ist; gehören sie nach Werle, so sind sie unter Nicolaus oder seinen Söhnen Heinrich und Johann geschlagen, deren Siegel eine Schildesform haben, und es ist gewöhnlich genug, daß auf Siegeln diese die Stelle des eigentlichen Schildes ersetzt. Diese Münzform ist schon von Evers II., S. 10, erwähnt worden.

2) Im glatten Rande ein Stierkopf, statt der Hörner mit einem Hirschgeweih. (Fig. 2.) 4 Ex. Das eine wiegt 9, zwei andere 11 Aß.

Da sich auf keinem Fürstensiegel eine solche abweichende Form der Hörner findet, so liegt es nahe genug, den Ursprung dieser Münze in einer Stadt des Landes zu suchen und Parchim anzunehmen. Diese Stadt führte bereits 1305 auf ihrem Siegel zwischen den Hörnern des Stierkopfes ein Geweih von 8 Enden (Cleemann Parch. Chron. S. 207), gerade wie das Geweih hier, jedoch ohne Stirnhörner, vorkommt, und besaß, wenigstens später, die Münzgerechtigkeit.

3) Im glatten Rande ein Stierkopf mit aufgesteckten Zweigen statt der Hörner. (Fig. 3.) 4 Ex., von 9 und 10 Aß.

Für die Beizeichen der aufgesteckten Zweige findet sich weder in irgend einem Fürsten =, noch in einem Stadtsiegel eine Analogie,

4) Im glatten Rande ein Halbmond zwischen den Hörnern, über dem ein Punkt. (Fig. 4.) 3 Ex. 12 Aß schwer.

Auch hier geben die vorhandenen Siegel keine Andeutung, denn es finden sich auf ihnen solche oder auch nur ähnliche Zeichen nicht zwischen den Hörnern, und so muß man, da der Stierkopf völlig gebildet ist, in dem Beiwerke wohl nur ein Münzmeisterzeichen erblicken.

5) Im glatten Rande ein Stierkopf mit einer aufrecht stehenden Pfeilspitze (Stral) zwischen den Hörnern, (1 Ex. in der Rostocker Sammlung.)

Das Beizeichen weiset nach Stralsund, aber die Verbindung des auswärtigen Stadtzeichens mit dem Landesbilde ist räthselhaft.

Da nun die vorliegenden 9 Stücke zusammen 5/16 Loth wiegen, so wurden 458 Stück solcher Pfennige aus der rauhen Mark geschlagen, deren Korn aber hier nicht genau angegeben werden kann; dem Striche nach steht es zwischen 12 löth. und fein. Das Stück wäre nach dem 14 Thaler = Fuße 1 ßl. 5 1/2 Pf., nach unsern Schillingen 1 Thlr. 10 Pf. werth,

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Mit diesen meklenburgischen stimmen nun im Schrote die hier gefundenen auswärtigen Hohlmünzen überein.

1) Im glatten Rande ein zum Kampf gerüsteter, links gekehrter Löwe, schreitend, über dem Bogen eines Thores, mit dem Kopfe nach vorne gewendet. (Fig. 5.) 11 Aß schwer.

Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, daß diese Münze nach Braunschweig gehöre, und kommt der Löwe auf jenen Münzen in dieser auf den ersten Anblick etwas verzerrten Form auf frühern und spätern Münzen oft genug vor.

2) Im glatten Rande in einer Mauer ein Thor, oben mit einem Thurme und auf dessen Spitze ein Knopf. (Fig. 6.) 9 Aß schwer.

Diese Vorstellung auf Städtemünzen ist so allgemein, daß eine nähere Bestimmung wohl nicht gegeben werden kann.

3) Im glatten Rande ein gekröntes Angesicht, vorwärts gekehrt. (Fig. 7.) 13 Aß schwer (auch Rostock hat ein Ex. aus diesem Funde).

Dänemark hat seine früheren Münzen mit einem gekrönten Angesicht bezeichnet, und so haben denn viele, und ich mit ihnen, die unter allen meklenburgischen Funden vorkommenden, ziemlich zahlreichen Kopfbracteaten diesem Lande zugeeignet, nicht die äußern und innern Bedenklichkeiten verkennend, welche sich dieser Annahme entgegenstellten. Es ist nun die frühere Vermuthung, daß diese Münzen nicht dänische, sondern ächt norddeutsche sind und nach Greifswald gehören, zur Gewißheit geworden, denn Herr Kretschmer in Berlin theilt nicht allein mit, daß noch gegenwärtig im Rathsarchive zu Greifswald ein Bracteatenstempel, freilich aus späterer Zeit, aufbewahrt wird, wo ein gekrönter Kopf mit Locken erscheint (Abbildung ist unter Fig. 14 beigegeben), sondern giebt auch die Zeichnung einer überaus seltenen und noch gänzlich unbekannten Silbermünze - eines Wittenpfennigs wahrscheinlich -, welche dasselbe Bild mit der Umschrift Umschrift zeigt. (Fig. 13.) So kann man denn nun die Anwendung dieses Menschenbildes von unserm oben angegebenen Stücke an ins 14. Jahrhundert hindurch auf den Bracteaten von Kolbow und Reinshagen, auf dem Wittenpfennig aus Anfang des 15. Jahrhunderts und auf dem wohl gleichzeitigen und um Weniges jüngern Stempel verfolgen und hat damit eine neue und ganz verläßliche Bestimmung für eine sehr zahlreiche Classe von Münzen gewonnen, womit das häufige Vorkommen derselben in Meklenburg mit stralsundischen und andern pommerschen Pfennigen völlig übereinstimmt.


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Um nun das Zeitalter dieser Münzen zu bestimmen, enthält unser Fund, und das ist gerade die hohe Bedeutung desselben für die Wissenschaft, Bracteaten, deren Alter man genau bestimmen kann 1 ). Es sind die Münzen Heinrichs des Erlauchten, Markgrafen von Meißen, welcher, 70 Jahre alt, zu Anfange des Jahres 1288 vor dem 8. Febr. (Tittmann Gesch. Heinr. d. Erl. Bd. II, S. 284) gestorben ist. Er hat zwar eine lange Reihe von Regierungsjahren, welche die zu treffende Bestimmung eben nicht erleichtern; aber seine Münzen lassen Vergleichungen zu mit denen seiner Zeitgenossen, die in der Nähe des meißner Landes ihr Münzrecht übten, und auf diese Weise ergiebt sich schon mehr der Zeitraum, der für die Entstehung und den Umlauf der vorliegenden Stücke zu berechnen ist. Beweise bieten vor allen die Gepräge der Bischöfe von Naumburg (vgl. v. Posern: Sachsens Münzen im Mittelalter. Th. I. Leipzig, 1846). Hierher gehörige erscheinen zuerst von Theodorich, einem Bruder Heinrichs des Erlauchten, welcher von 1245 - 1272 den bischöflichen Stuhl einnahm: sie sind nämlich ihrer Fabrik nach schon ziemlich mit den vorliegenden übereinstimmend; dann folgt Graf Meinher, Bischof von 1272 - 1281, dessen Bracteaten fast ganz mit diesen übereinstimmen. Demnach müssen also unsere Stücke in die letzten Jahre Heinrichs des Erlauchten fallen, und wir haben als Zeitalter unsers Fundes das letzte Jahrzehend des 13. Jahrhunderts.

Von diesen meißnischen Pfennigen sind 17 Stücke erhalten worden, von denen das rostocker Cabinet 6 bewahrt. Sie sind aus sehr dünnem Bleche und von bedeutender Größe, von 38 - 42 Millimeter, also zum Theile noch größer, als ein Doppelthaler (= 40 Millim.), und schwankt das Gewicht der vollständig erhaltenen Stücke zwischen 16 und 20 Aß, so daß sie also unter den früher erwähnten norddeutschen Pfennigen in Umlauf sein konnten, wo sie wohl so viel als 2 derselben gehalten haben mögen, womit der Werth etwa übereinstimmt. Ihre Feine ist nach Schönemann 13 Loth 16 Grän.

Die meisten unserer Exemplare sind sehr zerdrückt, so daß auf einigen das Bild gar nicht mehr zu erkennen ist, jedoch sind 2 derselben vollständig und 3 andere leidlich erhalten.

1) Der Markgraf stehend, die rechte Hand hält eine Fahne mit drei abwärts hangenden Spitzen, die linke einen bedachten Thurm mit einem Knopf oben auf der Spitze. Außerhalb dieses Bildes im Rande stehen die Buchstaben


1) Herr Kretschmer in Berlin hatte die Gefälligkeit, nicht allein die Münzen zu zeichnen, sondern auch bei den Forschungen über dieselben mich auf das Bereitwilligste zu unterstützen, wofür ich ihm meinen besten Dank sage.
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Umschrift

d. h. Henricus dei gratia misnensis et orientalis marchio. (Fig 8.) = 19 Aß.

In dem felsdorfer Münzfunde, von dem Schönemann in der Leitzmannschen Numismatischen Zeitung, 1842, Nr. 19 - 21 und 24, 25, Nachricht giebt, und der mit unserm Funde gleichzeitige Münzen enthält, fanden sich zerschnittene Exemplare dieses Gepräges, und bezieht er sich auf Schlegel de cella veteri p. 33, welches nicht zur Hand ist.

2) Der Markgraf hält in der rechten Hand ein entblößtes Schwert, in der linken, wie es scheint, eine abwärts gekehrte Lilie. Außerhalb auf dem Rande stehen gleichmäßig vertheilt vier achtspitzige Sterne, und auf der Schwertklinge zeigt sich ein sechsspitziger Stern als ein Münzzeichen. (Fig. 9.) = 20 Aß.

Beide Bracteaten sind noch nicht abgebildet. Abbildungen der Münzen von Heinrich dem Erlauchten sind enthalten in Sal. Frankii Numophylacii Wilhelmo - Ernestini, quod Vinariae fulget, rariores bracteati numique figuris aeneis expressi breviterque explicati, Vinariae 1723; dann in Neumann: Neues Lausitzisches Magazin, Jahrg. 1821, I., Heft 1, S. 22.

3) Der Markgraf hat in der rechten Hand ein Lilienscepter, in der linken eine Lanze mit breiter Lanzenspitze. Der Rand hat kein Zeichen. = 19 Aß.

Schönemann a. a. O. S. 186, Nr. 67 erwähnt die linke Hälfte dieser Münze.

4) Der Markgraf hat in der Rechten ein Scepter, das in einem Stern sich endet, die linke Seite ist zerdrückt. Im Rande sind 4 Punkte. = 17 Aß.

5) Der Markgraf in der Darstellung von Nr. 1, mit Schwert und Thurm, im glatten Rande. = 19 Aß.


Von den zweiseitigen Münzen, den Denaren, hat die Sammlung des Vereins 4 in verschiedenen Geprägen und die rostocker 6 in drei Geprägen erhalten, welche aber auch unter den ersteren sich befinden. Es sind folgende.

1) Hauptseite. Der Fürst stehend und in den ausgestreckten Händen 2 Lanzen haltend, umgeben von 2 Thürmchen.

Rückseite. In einem dreieckigen Schilde ein Adler vor einem Gemäuer oder einer Stadtmauer mit 3 Thürmen, von denen der mittelste, als der höchste, über

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dem Schilde oben hervorragt. (Fig. 10.) Größe 15 Millimeter. Gewicht 14 Aß.

Diese Münze gehört sicher einem brandenburgischen Markgrafen vom ascanischen Stamme, welcher in der letzten Hälfte des 13. Jahrh. lebte. Die beiden Thürmchen, welche zu den Seiten des Fürsten stehen, haben wohl keine bestimmte Bedeutung, sondern sind vom Stempelschneider mit ins Gepräge aufgenommen, um den Raum des Feldes genügend auszufüllen. - Das Mittelalter haßt die Leere!

2) Hauptseite. Der stehende Fürst, welcher mit ausgestreckten Händen rechts eine Lanze, links aber eine Fahne hält; ihm zur Seite rechts steht ein O.
Rückseite. Ueber dem Bogen eines Thores ragt ein bedachter Thurm hervor und an jeder Seite desselben steht ein aufgerichteter Schlüssel, den Bart dem Thurme zugekehrt. Im Thore selbst ist der Kopf eines Adlers. (Fig. 11.) 15 Millim. Gewicht 8 Aß.

Diese Münze, von welcher Rostock ein zweites Exemplar besitzt, muß eine große Seltenheit sein, denn in Berlin befindet sich weder ein gleiches, noch ein ähnliches Gepräge. Wenn man nun das O zur Rechten nicht für ein bloßes Zeichen, sondern, und wohl mit Recht, für einen Buchstaben annimmt, so gehört diese Münze dem Markgrafen Otto III. von Brandenburg, der 1268 starb, und nach den beiden Schlüsseln wurde sie zu Salzwedel geprägt. Der Adlerkopf kommt auf den ältern brandenburgischen Münzen häufig genug vor, und der ganze Charakter dieser Denars paßt zu denen des Landes Brandenburg aus der angegebenen Zeit vollkommen.

3) Hauptseite. Das Brustbild eines Fürsten über einem Bogen, rechts ein Schwert, links eine Lanze haltend, und in dem Bogen ein schwebendes Kreuz.

Rückseite. Ein schreitender Greif, welcher sich rechts hin wendet, ohne alle Beizeichen. (Fig. 12.)

Dieses Stück kommt selten vor und ist auch im königlichen Münzcabinet in Berlin nicht enthalten. Es gehört Pommern an und zeigt in dem Greifen das Wappenbild des Landes, und hat in dem Kreuze ein Zeichen, welches auf den pommerschen Münzen des 13. Jahrhunderts häufig vorkommt, wo man es allgemein als Zeichen des Christenthums oder als Wappenbild des Stiftes Camin deuten kann.

4) Hauptseite. Das Brustbild eines Mannes auf dem Bogen eines Thores, mit zwei angehefteten Flügeln statt der Arme. Im Thore ein Ring mit einem Punkte in der Mitte.

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Rückseite. In einer vierbogigen Einfassung, in deren Winkeln Punkte stehen, ein Ankerkreuz. Größe 15 M. Gewicht 13 Aß. (Auch in Rostock vorhanden.)

Nach Schönemann a. a. O. S. 189, Nr. 80, war diese Münzsorte (in Rau Brandenb. Münztaf. 19, Nr. 4) im selsdorfer Funde die zahlreichste, und bemerkt er, daß es noch nicht entschieden sei, ob man sie jünger, als Otto III. annehmen könne.

Dem Gewichte nach stimmen diese Denare mit den meklenburgischen Hohlmünzen des Fundes ziemlich überein, und sie konnten demnach mit ihnen zugleich in Umlauf sich befinden.


Fassen wir nun den Gewinn zusammen, den die Münzkunde aus dem malchower Funde ziehen kann, so besteht er, abgesehen von den noch unbekannten Geprägen, darin, daß er die Form, so wie die Größe und das Gewicht der meklenburgischen Bracteaten aus dem letzten Jahrzehend des 13. Jahrhunderts feststellt, und zeigt, wie mit ihnen zugleich nicht nur die brandenburgischen und pommerschen Denare, sondern auch die obersächsischen großen Pfennige in Umlauf sein konnten, welche letzteren hier zum ersten Male in einem meklenburgischen Funde vorgekommen sind.