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Das Patriciergeschlecht der Swartepapen.

Die Stadt Plau giebt aber außerdem ein unter den kleinern Landstädten merkwürdiges und im Mittelalter seltenes Beispiel einer großen, reichen und bedeutenden Patricier = Familie, welche zum Besitze vieler Landgüter und ungewöhnlicher Ehrenstellen gelangte und mit der Geschichte der Stadt innig verflochten ist: wir meinen die Familie Swartepape 1 ). Die Familie Swartepape stammte ohne Zweifel von der Familie Pape und trug zur Unterscheidung von irgend einer Eigenschaft den Beinamen Swart (= schwarz), wie es auch z. B. Rodepapen, Langpapen etc. . in andern Städten giebt. Der Name Pape (Pfaffe), welcher im Mittelalter ein Ehrentitel für einen Priester, namentlich für einen Domherrn war (daher noch: Dompfaffe), war sehr verbreitet 2 ), namentlich in den Rathsgeschlechtern der norddeutschen Städte. In der Nähe von Malchow, also auch nahe bei Plau, war auf den Gütern Kisserow und Wicsol ein rittermäßiges Geschlecht Pape angesessen, welches sich von dem Ritter Dietrich Pape (1292 - 1303) bis gegen das J. 1400 bestimmt verfolgen läßt. Wahrscheinlich war diese Familie mit den plauer Swartepapen stammverwandt, da beide gleiches Wappen führten, indem sie auf dem Helme

Wappen

ein Pelicansnest hatten; im Schilde führten die Swartepapen einen linken Schrägebalken mit drei Sternen, von den Papen ist bis jetzt noch kein Schild bekannt. Auch in Plau wohnte zu jener Zeit eine Bürgerfamilie Pape: am 8. September 1306 war Heinrich Pape Aeltermann der Schlachterzunft in Plau. Die plauer Familie Swartepape war aber sicher kein rittermäßiges Geschlecht, sondern eine Patricierfamilie; sie war eine ächte plauer Familie und seit alter Zeit in der Stadt wohnhaft und im Besitze von Landgütern in der Nähe derselben. Der älteste bekannt gewordene Swartepape ist der plauer Bürger Heinrich Swartepape (oder lateinisch: Niger Clericus). Am 28. September 1284 verpfändeten ihm 3 ) (Hinrico Nigro Clerico, burgensi in Plawe) die Fürsten von Werle für 200 Mark lüb. mehrere Hebungen aus der Mühle zu Plau;


1) Die Geschichte dieser Familie Swartepape ist urkundlich und ausführlich dargestellt in Lisch Berichtigung einer von dem Herrn Staatsminister v. Kamptz zu Berlin in dessen Prüfung der landständischen Rechte der bürgerlichen Gutsbesitzer in Meklenburg gemachten Aeußerung, Schwerin, 1844, ja es handelt diese Schrift vorherrschend nur von dieser Familie.
2) Vgl. Lisch Berichtigung S. 20.
3) Vgl. Jahrb. XI, S. 482.
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am 1. Mai 1295 war er nach einer zu Kopenhagen aufbewahrten Original = Urkunde bei dem Fürsten Nicolaus von Werle Zeuge 1 ) hinter den Rittern (!) und unter den plauer Bürgern ("burgenses de Plawe: Heynricus Niger Clericus, Johannes Marlowe"), als der Fürst zu Plau dem Kloster Rühn das Kirchen = Patronat von Frauenmark und Severin verlieh. Die letztere Urkunde ist für den Stand der Familie entscheidend, da Heinrich Swartepape ohne Zweifel unter den Rittern oder als Knappe aufgeführt wäre, wenn er einen rittermäßigen Stand geführt und nur seinen Wohnsitz in Plau gehabt hätte. Zu gleicher Zeit finden wir die Familie auch schon im Landbesitze in der Nähe der Stadt Plau. Das Dorf Slapsow, welches im Norden der Stadt vor dem Thore derselben lag, gehörte der rittermäßigen Familie von Schnakenburg, welche dasselbe im J. 1259 an die Stadt Plau zur Stadtfeldmark verkaufte 2 ); aber auch die Familie Swartepape hatte in demselben Dorfe einen kleinen Landbesitz von 6 "Reihen" ("rîgen, rêgen", ein in Plau häufig vorkommendes Ackermaaß), welchen im J. 1298 "Eberwin und Heinrich die Swartepapen", vielleicht Brüder, auch an die Stadt Plau verkauften 3 ). Diesen folgte ein namhafter Mann Barthold Swartepape, welcher 1313 - 1338 häufig genannt wird und die bedeutendste Persönlichkeit in der Geschichte der Stadt Plau ist. Auch Barthold Swartepape war nur Bürger von Plau und wird in zwei Urkunden 4 ) ausdrücklich so genannt: am 23. Aug. 1322 "Bertoldus dictus Swartepape oppidanus in Plawe" und am 15. Febr. 1327 "Bertoldus Swartepape civis in Plawe". So oft ihn auch die Urkunden nennen, so wird er doch nirgends Ritter oder Knappe genannt 4 ). Er hatte im J. 1313 Brüder, welche zugleich mit ihm mit dem Dorfe Samot belehnt wurden 4 ); einer derselben war wahrscheinlich der plauer Rathmann Nicolaus 5 ), Niger Clericus, welcher im J. 1299 im Rathe saß. Die Familie war also sicher eine Raths = oder Patricierfamilie. Barthold Swartepape war ein reicher und angesehener Mann und erwarb, zum Theil mit seinen Brüdern, nach und nach viele Land = und Lehngüter 4 ) in der Nähe von Plau, jedoch mit Befreiung von Lehnsdiensten, wie 1313 Samot (bei Carow), 1337 Hof Malchow und Drosenow, mit der Mühle, 1338 Clippatendorf (oder Clippat 6 ), in neuern


1) Vgl. Jahrb. XI, S. 482.
2) Vgl. Urk. Samml. Nr. IX.
3) Vgl. Urk. Samml. Nr. XXIII.
4) Vgl. Lisch Berichtigung.
4) Vgl. Lisch Berichtigung.
4) Vgl. Lisch Berichtigung.
5) Vgl. Urk. Samml. Nr. XXV.
4) Vgl. Lisch Berichtigung.
6) Vgl. Jahrb. XIII, S. 410.
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Zeiten Klipperhof), halb Garz, 1320 vier Hufen und die Mühle zu Kuppentin, 1332 drei Hufen in Schlemmin, 1330 und später mehrere Seepächte von dem plauer See. Daß Barthold Swartepape bei allen Gütererwerbungen von allen Vasallendiensten befreiet ward, ist ein sicheres Zeugniß, daß er nicht von rittermäßiger Herkunft war; eine gleiche Erscheinung zeigt sich bei Patriciern der Seestädte. Vorzüglich bemerkenswerth ist Barthold's Swartepapen Besitz in Garz 1 ). Dieses Dorf, wahrscheinlich eine alte fürstliche Domaine, dessen Feldmark jetzt zur Stadtfeldmark von Plau gehört, war am 29. Dec. 1223 von dem Fürsten Borwin I. dem Dom = Capitel zu Havelberg geschenkt, welches dasselbe im Laufe der Zeit zu Lehn ausgab. Im 14. Jahrh. besaßen dieses Gut von dem havelberger Dome zu Lehn die adelige Familie von Restorf und die Patricierfamilie Swartepape, jede zur Hälfte. Im J. 1376 verkauften die Familie Swartepape und im J. 1381 die Familie von Restorf ihre Hälfte des Gutes an die Stadt Plau, welche am 11. Nov. 1388 von dem havelberger Dom = Capitel mit dem ganzen Gute belehnt ward und noch im Besitze desselben ist. Die geschäftige Sage, welche noch heute den "Barthold Swartepape" kennt, hat ihn zu einem "alten Raubritter" gemacht und ihm seinen Wohnsitz auf dem auf der Feldmark noch stehenden Ringwalle 1 ) angewiesen, obgleich dies alles nicht wahr ist, um so weniger, da der Wall keine mittelalterliche Burgstelle ist und das Gut gar nicht im alleinigen Besitze des Swartepape war, er auch wohl andere Landgüter hatte, auf denen er wohnen konnte. Er wohnte übrigens in plau und war urkundlich sicher 1332 - 1335 fürstlicher Vogt zu Plau 2 ) (Bartholdus Swartepape advocatus in Plawe) und hatte als solcher seinen Sitz auf der fürstlichen Burg zu Plau. Er war dabei mit Agnete Man von Schlemmin aus einer rittermäßigen Familie verheirathet. Dieser Fall eines hoch angesehenen und bedeutenden Patriciats in einer kleinen Landstadt ist der auffallendste und merkwürdigste in der ganzen Geschichte von Meklenbnrg.

Nur einer von Barthold's Söhnen, ebenfalls Barthold (1354 - 1377), ward Knappe ("Bertoldus Swartepape famulus" 1372, Bertold Zwartepape knape 1376), ein freilich seltener, jedoch nicht unerhörter Fall in Patriciergeschlechtern. In Rostock kommt dieser Fall noch um das Jahr 1500 vor.

Der Stammbaum dieser Familie, welche wohl um das J.1400 ausstarb, gestaltet sich urkundlich und sicher folgendermaßen:


1) Vgl. oben S. 19 flgd. und weiter unten.
1) Vgl. oben S. 19 flgd. und weiter unten.
2) Vgl. Lisch Berichtigung.
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Stammbaum der Familie Swartepape.


Stammbaum der Familie Swartepape: Heinrich, Bürger zu Plau. 1284-1298.; Eberwin, 1298. - Barthold I., Bürger zu Plau. Vogt zu Plau 1332-1335, 1313-1338. Gem. Agnete Man, (deren zweiter Mann Zwertze).; Nicolaus, Rathmann zu Plau. 1299.; Barthold's Brüder, 1313. - Dietrich, Priester. 1354 - 1375.; Henning, 1354-1372.; Barthold II., Knappe 1354 - 1377. - Claus, 1386 - 1396; Gerhard, 1386 - 1388.; Werner, 1386 - 1396.; Barthold III., 1386 - 1396.; Schwester, Gem. Iwan Samekow auf Daschow, 1388.

Es gab späterhin noch manche Traditionen über diese Familie. So z. B. werden in den plauer Stadt = Registern von 1448/9 noch "Swartepapen hoven" 1 ) auf der Feldmark Retzow bei Lübz aufgeführt.



1) Vgl. Jahrb. XIII, S. 408.