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8.
Der Kalkbruch zu Stieten.

In dem vorstehenden Amtsregister werden offenbar zwei Arten meklenburgischen Kalks aufgeführt: bei Malchin wird der Kalk "gestrichen", d.i. geformt, und nach Tausenden, nämlich ziegelförmiger Stücke, gezählt, ist also Mergel= oder Wiesenkalk; bei Stieten wird der Kalk "gebrochen", ist also Steinkalk. Dieser Kalkbruch, so wie das Dorf Stieten sind bis jetzt nur hier genannt. Die jetzt noch bestehenden Landgüter Stieten im Amte Sternberg und Stieten im Amte Grevismühlen werden nicht gemeint sein, da in der Gegend derselben kein Kalk vorkommt und beide zu weit von Plau liegen. Es wird also ein untergegangenes Dorf Stieten zur Frage stehen.

Nach den Urkunden und Acten des Archivs lag früher ein Dorf Stieten bei Gaarz, in der Pfarre Lütgendorf, nicht weit nördlich von Malchow. Hierauf deutet auch schon das plauer Amtsregister hin, indem die Arbeiter (Swinge, Gronow und Claus Tesse) zum Kalkbrechen aus dem Dorfe Gaarz genommen wurden.

Am 13. Dec. 1474 verkauften die Brüder Hermann und Martin v. Koß auf Teschow an die Brüder Joachim v. Linstow auf Linstow und Gerd von Linstow auf Gaarz für 1865 lüb. Mark die wüste "Feldmark zu Stieten" und ihren Hof zu Gaarz mit 8 1/2 Hufen (darunter auch Swinge's Hufe). Es war also schon im J. 1474 das Dorf Stieten wüst; vielleicht schon im J. 1448 da Lüdeke Hahn die Arbeiter zum Kalkbrechen aus dem Dorfe Gaarz nehmen mußte.

Am 19. Oct. 1593 "verkaufte der Schulze Claus Hegert zu Hagenow, an Gaarz grenzend, unter Zustimmung des Klosters Malchow, seiner Obrigkeit, an Levin v. Linstow auf Gaarz

"sein erbliches und eigenthümliches Stück Ackers auf dem Stiterfelde, bei dem großen Vorde, auf der linken Seite am Landwege, der da führet vom Dorfe Gaarz nach der Stadt Waren, für 125 Gulden",

und setzt ihm für den Fall, daß der Verkauf angefochten und Linstow dadurch Schaden leiden sollte,

"zum Unterpfande seinen andern erblichen und zugehörigen Acker auf dem Stiterfelde".

Noch im J. 1731 kommt die Feldmark Stieten vor, indem bei Anlegung einer Glashütte

"das Buchholz des Gutes Gaarz vom Stieter Camp und Lüttendorfer Scheide an bis zu der hagenowschen

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Scheide und so bis zum Gaarzer Krug und von da ferner bis zum Hofsee"

begrenzt wird.

Durch alle diese klaren Angaben wird die Feldmark Stieten genau bestimmt: sie ist die Feldmark des neuern Hofes Neu=Gaarz, seit dessen Anlage das Gut Gaarz den Namen Alt=Gaarz erhielt. Die Feldmark Stieten liegt zwischen Alt=Gaarz, Hagenow, Sophienhof und Kirch=Lütgendorf, an der östlichen Seite der Seenkette, an der Alt=Gaarz liegt, links an der Landstraße von Alt=Gaarz nach Waren, also auf der Feldmark von Neu=Gaarz. Hier steht an der Nordgrenze der Feldmark von Neu=Gaarz auf der großen schmettauischen Charte noch die Stitner Wiese (irrthümlich Stilner Wiese) verzeichnet.

Ohne allen Zweifel ist also die Feldmark von Stieten bei Gaarz gemeint, wo im J. 1448 Kalk gebrochen ward, obgleich Lüdeke Hahn zu Basedow selbst Kalklager besaß. Die ganze Gegend vom malchiner See bis zu den Flesen= und Cölpin=Seen zwischen Waren und Hagenow sind geognostisch sehr merkwürdig und reich; hier stehen an mehreren Stellen die Kreidelager zu Tage, die einen guten Kalk liefern und gegenwärtig ausgebeutet werden 1 ), z.B. zu Basedow, Glocksin, Neuhof, Moltzow, Marxhagen, Jabel, Nossentin und Sparow. Hiezu kommt nun noch der Kalkbruch von Stieten oder Neu=Gaarz, der bisher noch nicht bekannt gewesen ist.

Das Kalklager zu Neuhof

"den kalck vp dem felde tho dem Nigenhofe, also vele bôger so he licht in dem êrgenômeden felde"

verpfändete schon am 11. Nov. 1423 Claus Linstow, als Vormund der Kinder seines Bruders Hans auf Neuhof, dem Kloster Malchow (vgl. Lisch Urk. des Geschl. Maltzan II, S. 543).

Die Gegend um Lütgendorf wird nicht ohne Interesse sein. Im J. 1543 ward zu Liepen, westlich an Lütgendorf grenzend, ein fossiler Elephantenzahn in einer Mergelgrube gefunden (vgl. Jahresber. VIII, S. 89).

G. C. F. Lisch.     



1) Vgl. Boll' s Geognosie der deutschen Ostseeländer, 1846, S. 198.