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:
des
von
Dr. jur. und
Archivsecretair,
als
zweitem
Secretair des Vereins.
In Commission der Stiller'schen Hofbuchhandlung in Rostock und Schwerin.
Schwerin , 1850.
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Gedruckt in der Hofbuchdruckerei in Schwerin.
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D er Secretair des Thüringisch=Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterländischen Alterthums, Hr. Dr. Zacher zu Halle, deutet in der Vorrede zu dem 2. Hefte des 8. Bandes der Mittheilungen seines Vereines vom 3. Jan. 1848, die Stellung der historischen Vereine zu den Bestrebuugen unserer Zeit in folgenden merkwürdigen Worten an:
"Ein neuer Geist, heißt es, streicht seit einigen Jahren durch die deutschen Gaue, und immer mächtiger wachsen ihm die Schwingen; immer kräftiger und bewußter streben Regierungen und Völker, Einheit des Handelns und der Grundsätze zu erringen, und so im höhern Sinne die Einheit Deutschlands wieder herauf zu führen, und dem Vaterlande die gebietende Stellung aufs Neue zu erwerben, die es einst vor Jahrhunderten einnahm, als es dastand in der ganzen Krafft und Herrlichkeit des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Mögen die historischen Vereine das Bewußtsein stets lebendig erhalten, daß auch sie berufen sind, zur Erreichung dieses hohen Zieles mit zu wirken, sofern es ihre Aufgabe ist, der Gegenwart durch die erforschte Vergangenheit zur Belehrung über das zu verhelfen, was zu ihrem Schaden, was zu ihrem Frommen dient; das Erbe der Ahnen, was diese zum großen Theile unter schweren, heißen Kämpfen errungen hatten, als teuren Schatz zu hüten, und ans Licht zu fördern, damit es den Enkeln fruchtbar werde."
Wir alle wissen, wie jener vaterländische Geist, welcher still und unbemerkt in immer weitern Kreisen die Herrschaft über die Herzen des Volkes zu erringen gewußt hatte, wenige Wochen nachdem jene Worte gesprochen wurden, plötzlich die heimlich genährten Wünsche in laute Forderungen, die stille Sehnsucht in ungestümen Thatendrang verwandelnd, das Volk auf eine Bahn hinriß, auf welcher in dem wilden Kampfe der Partheien, unter Waffenklirren und Kanonendonner für die friedliche Wirksamkeit unserer Vereine kein Raum mehr übrig blieb.
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In meinem vorjährigen Berichte habe ich die damalige, nicht sehr erfreuliche Lage dieser Vereine, so weit die Nachrichten reichten, zu schildern gesucht. Seitdem hat sich vieles geändert, der laute Kampf der fast erschöpften Partheien schweigt, und wenigstens äußerlich herrscht in dem gesammten Vaterlande der tiefste Friede, wenn gleich die gestörte Ruhe der Gemüther nicht wieder gekehrt ist. Dieser Augenblick scheint für den Freund der Geschichte vor allen geeignet, den Blick noch einmal zurück zu wenden, um die Wirkung der jüngst erlebten Ereignisse zu erforschen. Ich glaube mich daher auch von unserm Standpuncte aus dieser Pflicht um so weniger entziehen zu dürfen, als nach dem Untergange des kaum geschaffenen Central=Organes eine Uebersicht der Stellung und der Thätigkeit der verschiedenen Vereine nur mühsam aus dem eignen Studium der zahlreichen Vereinsschriften zu erlangen ist. Eine Geschichte der historischen Vereine während der letzten 2 Jahre dürfte aber zugleich einen nicht ganz uninteressanten Beitrag zur Zeitgeschichte liefern. Der Umfang des Stoffes zwingt mich indeß, es bei einer flüchtigen Skizze bewenden zu lassen.
Am wenigsten sind die historischen Vereine in Süden Deutschlands von den Stürmen der beiden letzten Jahre berührt. worden.
In den Östreichisch=deutschen Ländern existirten im Jahre 1847 nur 3 bedeutendere Vereine, wenigstens hat der vierte, das Ferdinandeum zu Inspruck, uns seit dem J. 1846 keine Mittheilung mehr über sein Bestehen gemacht. Dagegen hat das Museum Francisco=Carolinum zu Linz nachträglich seinen 10. Jahresbericht vom November 1848 eingesandt, wonach die Wirksamkeit des Vereines bis dahin nicht unterbrochen war, obgleich die Zahl der Mitglieder allerdings bedeutend abgenommen hatte, und auch die statutenmäßige General=Versammlung in diesem Jahre ausgesetzt werden mußte. Die wissenschaftlichen Beilagen dieses Berichtes geben umfassende Nachrichten über die heidnischen Gräber bei Hallstein in dem Salzkammergute mit 8 werthvollen Steindrucktafeln, und eine Abhandlung über die Verkehrsmittel jener Gegend in den frühern Jahrhunderten. -Ebenso sind die in Quartalheften erscheinenden Mittheilungen des Vereins für Krain und Laibach auch in dem Jahre 1848 regelmäßig ausgegeben worden, wenn gleich der Inhalt derselben nicht grade von besonderm Interesse ist, und ein in sehr aufgeregter Stimmung geschriebener Aufruf an die Mitglieder des Vereins vom October d. J. darüber klagt, daß die Politik jedes andere Interesse verschlänge. — Endlich ist in dem gedachten Jahre das erste Heft der Schriften des Vereins für Inner=Östereich zu Gratz erschienen. Die Mittheilungen betreffen größten
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Theils römische Alterthümer, welche durch 31 Steindrucktafeln erläutert werden, doch sind auch kleinere Beiträge zur Geschichte von Kärnthen und Krain im Mittelalter geliefert. — Aus dem J. 1849 dagegen fehlen uns bis jetzt alle Nachrichten aus Oestreich.
Am ausgebreitetsten und am besten organistrt ist das Vereinswesen ohne Zweifel in Baiern, wo jede Provinz schon seit einer Reihe von Jahren ihren besondern, durch zahlreiche Mitglieder unterstützten, und durch die Regierung mit sichtlicher Vorliebe in seinen Bestrebungen geförderten Verein besitzt. Hier ist denn auch ein störender Einfluß der außerordentlichen Zeitereignisse am wenigsten zu erkennen, ja der Jahresbericht des Vereins für Oberfranken zu Bamberg vom März 1849 versichert vielmehr ausdrücklich, daß seine Mitglieder dadurch nur zu desto regerer Thätigkeit in Bearbeitung des Feldes der Geschichte veranlaßt worden seien, wenn gleich aus den übrigen Provinzen doch auch über eine bemerkbare Verringerung der Mitgliederzahl geklagt wird. Von den wissenschaftlichen Arbeiten der Vereine sind in unsre Hände gelangt: das 1. und 2. Heft des 11. Bandes des Oberbairischen Archivs von 1849; der 12. Band der Verhandlungen des Vereines für die Oberpfalz und Regensburg für 1848; — der 1849 ausgegebene combinirte Bericht des Vereins für Schwaben und Neuburg zu Augsburg für die J. 1847 und 1848; — der erste Band einer von dem Vereine für Oberfranken zu Bamberg herausgegebenen Quellen=Sammlung für die Geschichte Frankens von 1849; — das 1. und 2. Heft des 3. Bandes des Archivs für Geschichte und Alterthümer in Oberfranken zu Baireuth von 1848 und 49; — der 10. Band des Archivs des Vereines für Unterfranken zu Würzburg von 1849 und 50. — Aus dem reichen Inhalt dieser Schriften ist namentlich hervor zu heben ein umfänglicher und höchst interessanter Bericht über die reichen Funde römischer und germanischer Alterthümner im Salzburgischen, eine kritische Geschichte des Doms zu Regensburg, eine Geschichte des Fürstenthums Baireuth während des 30 jährigen Krieges, und die Denkwürdigkeiten brandenburgischer Fürsten (in Baireuth) von dem Ritter v. Eyb im 15. Jahrh.
Weniger lebhaft hat sich Würtemberg bei dem Vereinswesen betheiligt. Wir haben nur mit 2 derartigen Vereinen in wissentschaftlichem Verkehre gestanden, dem Vereine für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben und dem mit dem königlichen statistisch=topographischen Büreau verbundenen Vereine für Vaterlandskunde zu Stuttgart. Von den Verhandlungen des erstern Vereins, welche sich durch Bei=
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gabe vortrefflicher Steindrucktafeln auszeichnen, ist das letzte uns zugegangene Heft bereits aus dem J. 1846. Ebenso die Jahrbucher des Büreau's, obgleich sie erst im J. 1848 in Druck erschienen. In den letztern ist überdies die Geschichte am schwächsten vertreten; die bedeutendste historische Abhandlung ist die Fortsetzung des Quellenstudiums über die Kriegsgeschichte der würtembergischen Truppen von 1792 an, von dem königlichen General=Quartiermeister=Stabe.
In Baden ist der schon 1847 abgefaßte Jahresbericht der Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Denkmale der Vorzeit, von dem Pastor Wilhelmi für 1848 erschienen. Er enthält namentlich den Schluß der fleißigen und sehr dankenswerthen übersichtlichen Zusammenstellung der Grabstätten in den südlichsten Theilen des Elbe= und Oder=Gebietes. Seitdem ist die Stimme dieses unermüdlichen Forschers in dem Revolutions=Gewirre dieses unglücklichen Landes verstummt. — Dagegen zeigen die verbundenen Vereine zu Baden und Donau=Eschingen in ihrem Berichte vom Aug. 1849 an, daß sie trotz allen Revolutionsstürmen fortbeständen, und ihre Wirksamkeit kaum jemals ausgesetzt hätten, indem sie zugleich das 1. und 2. Heft des 2. Bandes ihrer Vereinsschrift für 1848 und 49 in Druck gaben. Dieselben enthalten außer den Alterthumsberichten zumeist nur kurze Nachweisungen und Miltheilungen von urkundlichen und sonstigen handschriftlichen Quellen der Landesgeschichte.
Im Großherzogthum Hessen ist 1848 das 3. Heft des 1. Bandes der Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der rheinischen Alterthümer zu Mainz erschienen, welches die Verhandlungen von 1846 und 47 enthält, und sich ausschließlich mit Römischen Alterthümern beschäftigt. Zugleich hat der Verein ein Heft Abbildungen der Alterthümer des Mainzer Museums ausgegeben.
Die Gesellschaft für Frankfurts Geschichte und Kunst hat 1847 den ersten Band ihres Archivs mit dem 4. Hefte geschlossen. Seit dem ist nichts weiter erschienen.
Die Annalen des Nassauischen Vereins für Alterthumskunde und Geschichtsforschung sind meines Wissens seit 1842 nicht mehr erschienen.
In der preußischen Rheinprovinz bestanden zwei Vereine: der Wetzlarsche Verein für Geschichte und Alterthumskunde, und der historisch=antiquarische Verein für die Städte Saarbrück und St. Johann. Von den Mittheilungen des letztern ist bis jetzt nur die erste Abtheilung von 1846 in unsre Hände gelangt. Von den Wetzlarschen Beiträgen für Geschichte und Rechtsalterthümer von Paul Wigand dagegen ist 1848 das 2. Heft des
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3. Bandes erschienen. Seitdem scheint auch die erfolgreiche Thätigkeit dieses Mannes unterbrochen zu sein.
Eben das gilt von dem Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens zu Münster und der Westpfälischen Gesellschaft zur Beförderung vaterländischer Kultur in Minden. Von den Schriften beider Vereine sind schon 1847 die letzten Hefte erschienen, und die von dem ersten begonnenen Regesta historiae Westphaliae sind seitdem leider nicht fortgesetzt.
Der Kurhessische Verein für Geschichte und Landeskunde hat dagegen auch in dieser schweren Zeit seine gewohnte Rührigkeit bewährt. Die Zeitschrift des Vereins ist regelmäßig ausgegeben, und kürzlich bereits das erste Heft für 1850 eingesandt worden. Die letzten Hefte beschäftigen sich hauptsächlich mit der Reformationsgeschichte Hessens, und ein Supplementband liefert eine ausführliche Geschichte und Statistik des Schulwesens im 17. Jahrh. Außerdem veranlaßte der Verein die Herausgabe einer historisch=topographischen Beschreibung der wüsten Ortschaften des Kurfürstenthums vom Herrn Dr. Landau, wovon 1849 das 2. Heft erschienen ist.
Bei weitem unerfreulicher sind die Nachrichten aus den Sächsisch=Thüringischen Ländern. Der unter der Direction des Prinzen Johann von Sachsen stehende Verein für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichte und Kunstwerke zu Dresden hat zwar 1849 nachträglich das fünfte Heft seiner Mittheilungen für die Jahre 1847 und 48 herausgegeben; dieselben enthalten aber lediglich einen Bericht über die sichtlich gelähmte Wirksamkeit und die Sammlungen des Vereins. — Die Mittheilungen aus dem Gebiete historisch=antiquarischer Forschungen des Vereins für vaterländische Alterthumskunde in Halle schließen mit dem 2. Hefte des 8. Bandes im Jan. 1848. — Ungefähr seit eben dieser Zeit fehlen auch die Mittheilungen der Geschicht= und Alterthums=forschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg. — Der Vogtländische alterthumsforschende Verein zu Hohenleuben hat schon seit 1845 keine Berichte mehr eingesandt. — Der Hennebergsche Verein für vaterländische Geschichte zu Meiningen endlich erließ zwar noch im Nov. 1848 eine Einladung zur 16. Jahresfeier seiner Stiftung, worin aber sehr bitter über die Ungunst der Zeiten geklagt wird. Das letzte Heft des von ihm besorgten Hennebergschen Urkundenbuches ist bereits 1847 erschienen.
Besser wieder steht es in der Lausitz und Schlesien. Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz hat 1849 wie gewöhnlich die beiden ersten Hefte des 25. Bandes ihres Magazins herausgegeben, wovon das erstere die Fortsetzung
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der früher begonnenen Kirchengeschichte dieser Provinz bis zur Reformation von Peschick enthält, der 2. dagegen eine Tageschronik liefert. — Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau zerfällt in 13 Sectionen für die Naturwissenschaften, Geschichte, Statistik, Philologie, Pädagogik, Kunst und Musik, und ist daher kaum hieher zu zählen, zumal auch die historische Section sich nicht auf die Erforschung der vaterländische Geschichte beschränkt. Die Vorträge der Mitglieder werden mündlich in den Versammlungen gehalten und nur theilweise veröffentlicht. Das neueste Heft der Annalen der Gesellschaft ist von 1849, und stimmt in die allgemeine Klage über die abnehmende Theilnahme ein.
Das Organ der Alterthums=Gesellschaft Borussia zu Königsberg in Preußen sind die Neuen Preußischen Provinzialblätter, herausgegeben von Professor A. Hagen, eine populäre Zeitschrift sehr gemischten Inhalts, welche in der Regel weniger wissenschaftliche Abhandlungen, als kurze Notizen über Geschichte, Alterthum, Staatswissenschaft, Kunst, Dichtung, Sage, Sitte und Aberglauben, Naturgeschichte, Sprachkunde u. s. w. liefert. Der neueste Band ist von 1848 und enthält unter den historischen Beiträgen namentlich eine Geschichte des Feldzuges gegen Frankreich von 1807 und den Schluß der Chronik des Joh. Freyberg aus dem 16. Jahrh., so wie eine Abhandlung über die heidnischen Gräber mit besonderer Rücksicht auf die von Thomsen und unserm Lisch aufgestellten Ansichten. Der Verfasser spricht mit großer Anerkennung über die Leistungen dieser Männer, glaubt aber die Resultate ihrer Forschung durch seine Erfahrungen in Preußen nicht überall bestätigt zu finden. Uebrigens dieselbe Klage über den störenden Einfluß der Zeitereignisse.
Ganz besonders zu beklagen ist die Unterbrechung der Arbeiten der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthums=Kunde, die wir als unsre eigentliche mater zu betrachten haben, und deren überaus tüchtige Leistungen unter der Leitung des Prof. Giesebrecht überall Anerkennung fanden. Selbst die abweichenden Ansichten dieses Forschers auf dem Gebiete der eigentlichen Alterthumskunde konnte für uns nur anregend wirken. Die von ihm herausgegebenen baltischen Studien schließen mit dem J. 1847. Seine Geschichtsforschungen sind ohne Zweifel durch seine politische Thätigkeit, namentlich in der frankfurter National=Versammlung, unterbrochen. Dagegen erfahren wir zu unsrer größten Befriedigung, daß an dem vor allen ähnlichen Werken durch gründliche und tüchtige Bearbeitung des Materials ausgezeichneten codex Pomeraniae diplomaticus rüstig fortgearbeitet wird.
Der Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg
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scheint in seiner Wirksamkeit schon früher gehemmt zu sein, da die von ihm herausgegebenen Märkischen Forschungen schon mit dem 2. Bande von 1843 schließen. — Seit dem J. 1847 hat aber auch der Altmärkische Verein für vaterländische Geschichte und Industrie keine Berichte über seine Leistungen bekannt gemacht.
In Hannover hat der historische Verein für Niedersachsen das erste Doppel=Heft der neuen Folge seines Archivs vom J. 1848 publicirt, welcher die Fortsetzung einer Abhandlung über die Befestigung Brannschweigs, einen Acten=Extract über die Gefangennahme des Hildesheimer Domdechanten Heinr. v. dem Werder 1525-28, und eine Geschichte Göttingens während des 30 jährigen Krieges enthält. Der Bericht dieses Vereines über das J. 1848 ist gleichfalls voll von Klagen über geschwächte Theilnahme, verminderte Einnahme, und daher Stockung in der Herausgabe der Vereinsschriften und des begonnenen Urkundenbuches, was namentlich auch für den Meklenburgischen Geschichtsfreund ein großer Verlust ist. — Von der Zeitschrift des Mueums zu Hildesheim ist nur der 1. Band vom J. 1846 erschienen.
Die beiden Hansischen Vereine für Hamburger und Lübeker Geschichte und Alterthumskunde haben in den letzten beiden Jahren gleichfalls nichts publicirt, da ihre um die historische Wissenschaft hochverdienten Führer Lappenberg und Deecke mehrfach zu einer praktisch=politischen Thätigkeit berufen worden sind. Das jüngste Heft der Zeitschrift für Hamburgische Geschichte mit dem Jahresberichte vom März 1848 enthält namentlich Beiträge zur Kulturgeschichte Hamburgs (Geschichte des Schauspiels) und mehre biographische Skizzen. Der Berichterstatter klagt über unberufne Geschichtsmacherei, ohne richtige Kenntniß der Vergangenheit, eines unentbehrlichen Mittels, um die Gegenwart zu verstehen, und einer schönern sichern Zukunft entgegen zu führen.
Die Schleswig=Holstein=Lauenburgische Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer hat erfreulicher Weise mitten in den Kriegsdrangsalen, welche so schwer auf diesem biedern kräftigen deutschen Volksstamme lasten, im J. 1849 seinen 14. Bericht erstattet, in welchem die Hoffnung ausgesprochen wird, daß der Verein trotz allen Hemmungen auch ferner fortbestehen werde. Der Bericht giebt Nachricht über sehr interessante Funde, namentlich einen bedeutenden Münzfund arabischer, englischer und deutscher Münzen größtentheils aus dem 10. und 11. Jahrh. — Auch die Gesellschaft für vaterländische Geschichte zu Kiel hat noch im J. 1848 das 1. Heft des 5. Bandes der Nordalbingischen Studien herausgegeben, welches namentlich eine Erfurter Handschrift der sogenannten
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annales Esromenses, ein Verzeichniß der Handschriften der Kieler Bibliothek, die Landesgeschichte betreffend, und eine Abhandlung über König Christian I. und seinen Bruder Gerhard (nicht ohne Rücksichten auf die Zeitereignisse) enthält. Seitdem hat die Gesellschaft ihre bedeutendsten Wortführer, den Prof. Falk durch den Tod und den Prof. Waitz durch seine Berufung nach Göttingen verloren, wodurch wahrscheinlich eine Unterbrechung ihrer Arbeiten herbeigeführt ist. Um so erfreulicher ist es, daß dessen ungeachtet nicht nur die von den Herren Professoren Michelsen und Waitz auf Kosten der erstgedachten Gesellschaft herausgegebene Urkunden=Sammlung ununterbrochen fortgesetzt wird, sondern ganz kürzlich auch der erste Band der Urkunden=Sammlung zur Geschichte der Grafen von Schauenburg vom Hr. Dr. von Aspern zu Hamburg in Druck erschienen ist.
Nach dieser Darstellung der Schicksale unsrer Schwester=Vereine wende ich mich zu dem Berichte über unsre eigenen Angelegenheiten, wobei es mir nicht geringe Freude gewährt im Allgemeinen die feste Ueberzeugung aussprechen zu dürfen, daß unser Verein sich auch in den abgelaufenen Jahren als einer der am sichersten begründeten in unserm großen Vaterlande bewährt hat. Das 15. Heft unsrer Jahrb. für das laufende Jahr 1850, welches unser erste Secretair bereits in der General=Versammlung am 11. d. M. vollendet vorlegen konnte, und welches mit diesem Berichte zugleich in die Hände der Vereinsmitglieder kommen wird, beweiset, daß unsre Mitarbeiter auch in diesem Jahre nicht gefeiert haben, und sein Inhalt dürfte an Gediegenheit hinter keinem der frühem Jahrgänge zurückstehen. Ich kann hier nur flüchtich auf den Hauptinhalt aufmerksam machen, da eine Selbstkritik natürlich nicht der Zweck meines Berichtes sein darf. Der bedeutendste Beitrag ist ohne Zweifel die von dem Hr. Dr. Lisch ganz in der schon bekannten gründlichen Weise gearbeitete Fortsetzung seiner Untersuchungen über Besitzungen auswärtiger Klöster in Meklenburg, woran sich eine zu völlig neuen Resultaten führende Untersuchung über das einheimische Kloster zu Tempzin und seine auswärtigen Präceptoreien, so wie eine Abhandlung über das Kloster zu Rhena anreihen. Interessant sind ferner die Beiträge zur Aufhellung der noch sehr dunklen Genealogie der Grafen von Schwerin durch Dr. Lisch und Pastor Masch, und die von dem erstem mitgetheilte Selbstbiographie der Herzogin Sophie aus dem Herzoglichen Hause Schleswig=Holstein, Gemahlin des Herzogs Johann VII. von Meklenburg, so wie die Geschichte der vielbesprochnen Gefangennehmung des Fürsten Albrecht von Meklenburg im J. 1391 von demselben Verfasser; ferner dessen Beitrag zur Geschichte
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der Vitalien=Brüder, wodurch der Ursprung dieser berüchtigten Seeräuber urkundlich in ein ganz neues Licht gestellt wird. Die dankbarste Anerkennung verdient ferner gewiß die auf jahrelanger mühsamer Forschung aus archivalischen Quellen beruhende Abhandlung unsers Bibliothekare, Archiv=Registrators Glöckler, über das Compositionen=System und das Strafrechtsverfahren in Meklenburg im 16. Jahrh., welche sich unmittelbar an meine Abhandlung über die Volksgerichte im vorigen Jahrgange anschließt, und wodurch unsre Rechtsgeschichte, welche der wissenschaftlichen Bearbeitung noch fast gänzlich entbehrt, endlich eine sichre Basis erhält. Der Anhang von 35 bisher ungedruckten Urkunden wird im In= und Auslande allen Geschichts=Forschern willkommen sein.
Für die eigentliche Alterthums=Kunde aus der Heidenzeit ist verhältnißmäßig am wenigsten geleistet, da die regelmäßigen Aufgrabungen mit Rücksicht auf die Kosten auch in diesem Jahre suspendirt werden mußten. Dagegen werden die Freunde der mittelalterlichen Baukunst auch dies Heft nicht unbefriedigt aus der Hand legen, wie die Freunde und Kenner der Münzkunde die gründliche Abhandlung unsers Masch über den Rüster Münzfund gewiß nicht ohne Interesse und Belehrung lesen werden.
Auch außerhalb des Vereins haben zwei der verdientesten Mitglieder desselben erfreuliche Beweise ihrer fortgesetzten historischen Thätigkeit gegeben, worauf hier beiläufig aufmerksam zu machen, erlaubt sein wird: ich meine das von unserm ersten Secretair, Herrn Archivar Dr. Lisch, zur Feier der hohen Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des allerdurchlauchtigsten Großherzogs, unsers erhabenen Protectors, am 3. November 1849, in Druck gegebene Programm: Graf Heinrich 24. Reuß zu Köstritz und Herzog Carl Leopold von Meklenburg=Schwerin, ein urkundlicher Beitrag zur Kirchengeschichte Meklenburgs, und die im März d. J. erschienene Geschichte der Familie v. Kardorff, vom Herrn Pastor G. M. C. Masch zu Demem. In der erstern Schrift giebt der Verfasser die interessante Nachweisung, daß die hohe Frau Auguste Wilhelmine Mathilde schon durch ihre Abstammung, mütterlicher Seits, nämlich durch ihre Ahnmutter Christine, Tochter des Herzogs Gustav Adolph von Meklenburg=Güstrow und vermählte Gräfin von Stollberg, dem Lande angehört, in welchem sie in trüber, schwerer Zeit voll zuversichtlicher Hoffnung für das Glück des Volkes, wie für das Glück des geliebten Fürsten, dessen Thron sie zu theilen von Gott berufen ist, mit lauter ungetheilter Freude als seine Herrscherin begrüßt ward. Sodann wird das nicht uninteressante Verhältniß nach=
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gewiesen, in welchem der fromme und edle Gründer des Hauses Reuß=Köstritz, Graf Heinrich 24. Reuß, zu unserm Herzoge Carl Leopold stand, namentlich in Bezug auf dessen beabsichtigte kirchlichen Reformen, was dann die natürliche Veranlassung giebt, diese bisher noch fast ganz unbekannten Pläne und Entwürfe aufzudecken, und durch Mittheilung einer Reihe höchst wichtiger Documente zu erweisen. Diese kurze Inhaltsanzeige wird hinreichen, die Freunde unsrer vaterländischen Geschichte, in deren Hände die Abhandlung noch nicht gekommen sein sollte, zu dieser eben so unterhaltenden, als belehrenden Lectüre aufzumuntern. — Von weniger allgemeinem Interesse, aber von nicht geringerer Wichtigkeit für den Forscher der vaterländischen Geschichte, ist das angezeigte Werk unsers Masch, eine höchst gründliche und mühsame Arbeit, von der aber gleichwohl in unsrer wenig adelsfreundlichen Zeit zu fürchten ist, daß sie mehr Spötter als Leser finden wird; und doch wissen wir alle, daß der Adel, wie man auch als Politiker über die Stellung und Bedeutung desselben in der Gegenwart denken mag, von den ältesten Zeiten her, und in keinem Lande mehr, als in Meklenburg, der eigentliche Träger des Staates gewesen ist, so daß eine tiefere Einsicht in die Geschichte unsrer Heimath ohne genaue Kenntniß unseres Adels, namentlich der hervorragendsten Geschlechter desselben, durchaus unmöglich ist. Ueberdies hat der meklenburgische Adel zu allen Zeiten mehr oder weniger tief auch in die allgemeine Geschichte des nördlichen Deutschlands eingegriffen, so daß eine gründlich und geistreich durchgeführte Darstellung der Ausbreitung und Wirksamkeit der meklenburgischen Adelsgeschlechter ohne allen Zweifel eine eben so wichtige, als interessante Bereicherung der historischen Literatur unsers Vaterlandes sein wurde. Das Geschlecht der v. Kardorff gehört nun allerdings gerade nicht zu den hervorragendsten des Landes, aber dennoch ist die Geschichte desselben für den, der ohne Vorurtheil forscht, belehrend genug, und die beigegebenen 43 Urkunden sind ein wahrer Schatz, für dessen Mittheilung wir dem Herrn Verfasser und seinen Gönnern den wärmsten Dank schuldig sind.
Die schon im vorigen Jahre fast ganz unterbrochene wissenschaftliche Correspondenz mit dem Auslande will dagegen noch immer nicht wieder rechtes Leben gewinnen, und hat daher nur spärliche Früchte geliefert.
Unter den Sammlungen des Vereines hat dies Mal die Bibliothek hauptsächlich durch die Freigebigkeit unserer beiden verehrten Herren Präsidenten, des Staatsraths v. Lützow Exc. und des Geh.=Raths v. Oertzen, bei weitem den bedeutendsten Zuwachs erhalten. Das von unserm Bibliothekar, Archiv=
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Registrator Glöckler, in der General=Versammlung vorgelegte und hier in der Beilage A. befindliche Verzeichniß der neuen Erwerbungen enthält nicht weniger als 216 Bände. Hervorzuheben sind namentlich aus dem Fache der allgemeinen deutschen Geschichte die Werke von Lünig, Ignatius Schmidt und Eichhorn, ferner eine Reihe von Werken, die neueuropäische Staatengeschichte betreffend, von Koch, Spittler, Mounier und Hume, nebst einigen seltenen Druckwerken aus der Zeit der ersten französischen Revolution, und unter den Meklenburgica die Schriften von Kosegarten und Babst, v. Kamytz und v. Thünen und besonders das schön erhaltene Exemplar der Monumenta inedita von Westphalen, welches berühmte Sammelwerk unsrer Bibliothek bisher noch fehlte. — Unter den Mittheilungen der correspondirenden Vereine sind dies Mal die vom Auslande eingesandten die bedeutendsten, namentlich die Arbeiten der historischen Gesellschaften in Kopenhagen, den Niederlanden und der Schweiz, wogegen die Mittheilungen der deutschen Gesellschaften, wie wir gesehen haben, verhältnißmäßig unbedeutend sind.
Auch die Urkunden=Sammlung hat durch die Entdeckung einer alten Handschrift in der Rathsregistratur der Stadt Plau durch Herrn Dr. Lisch eine sehr bedeutende Bereicherung gefunden. Dieselbe enthält nämlich eine vollständige Sammlung der alten Urkunden der Stadt, mit deren Abschrift und Bearbeitung der Entdecker eben jetzt beschäftigt ist.
Die nicht sehr bedeutenden neuen Erwerbungen für die Alterthums=Sammlung habe ich in der Anlage B. in hergebrachter Weise zusammengestellt. Ueber die wichtigsten derselben geben die Jahrbücher bereits nähere Auskunft. Außerdem sind hier nur noch 2 goldene Spiralringe zu erwähnen, welche für die großherzogliche Alterthums=Sammlung angekauft worden sind.
Ueber die Bereicherung der Münz=Sammlung giebt die Beil. C. Auskunft, wobei ich rücksichtlich des Rüster Fundes wiederholt auf die Abhandlung des Pastors Masch in den Jahrbüchern S. 333 ff. verweise.
Für die Bilder=Sammlung ist nur ein Kupferstich erworben: das Bildniß des Güstrower Dompredigers und Kirchen=Raths Stephan Hane, frühern Conrectors an der Domschule daselbst, dann Pastor zu Reinshagen, † 1667.
Endlich sind für die naturhistorische Sammlung ein bei Friederichsmoor gefundener Zahn eines Elen mit Bruchstücken der Schaufeln und Knochen dieses Thieres, so wie ein 14 Loth schweres Stück Bernstein aus einer Mergelgrube zu Lindenbeck dem Vereine geschenkt worden.
Ueber die finanziellen Verhältnisse des Vereins giebt die
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Beilage D. Rechenschaft. Das Resultat ist immer noch zufriedenstellend, da die laufenden Aufgaben nicht nur gedeckt, sondern auch das Capital=Vermögen des Vereins, dieser Sparpfennig für etwa kommende Zeiten der Noth, noch um etwas mehr als 200 Thlr. vergrößert worden ist. Freilich ist dies Resultat nur dadurch möglich geworden, daß bei der spärlicher fließenden Einnahme auch die Ausgabe so viel als möglich beschränkt worden ist, so daß im Ganzen wiederum fast 250 Thlr. weniger zur Förderung der Zwecke des Vereins verwendet worden sind, als im vorigen Jahre, worunter namentlich die eigentliche Alterthumskunde allerdings wesentlichen Eintrag erlitten hat.
Am unerfreulichsten ist auch dies Mal der Bericht über die Personal=Verhältnisse des Vereins. Einen schweren, ja unersetzlichen Verlust hat derselbe namentlich dadurch erlitten, daß unser allverehrte erste Präsident, der Herr Staatsminister v. Lützow, Exc., durch die uns allen bekannte folgenschwere Veränderung in den öffentlichen Verhältnissen unsers Vaterlandes und die damit zusammenhangende Verlegung seines Wohnsitzes außerhalb Schwerins genöthigt worden ist, mit der Leitung des Staates zugleich auch die unseres Vereines niederzulegen. Er war seit der Stiftung desselben, die ohne ihn wohl kaum, wenigstens nicht mit so glücklichem Erfolge, gelungen sein würde, dessen unermüdeter Freund und Gönner, der jede Gelegenheit, unsere Zwecke durch Rath und That zu fördern, stets mit der biedern Freundlichkeit benutzte, die ihm eigen war, und allen, die jemals in amtliche Berührung mit ihm gekommen sind, unvergeßlich sein wird. Die in der jüngsten General=Versammlung anwesenden Mitglieder glaubten ihre Anerkennung der hohen Verdienste ihres scheidenden Präsidenten nicht besser aussprechen zu können, als durch den einstimmigen Beschluß, denselben das Diplom als Ehrenmitglied des Vereins zu überreichen. Wir hoffen, daß er dasselbe freundlich entgegen nehmen wird! Seine Stelle als Präsident aber ist einstweilen unbesetzt geblieben, da glücklicher Weise der Herr Geh.=Rath v. Oertzen die mit allseitiger Freude vernommene Erklärung abgeben konnte, daß er die Leitung des Vereins als Vice=Präsident auch ferner fortzuführen bereit sei, und man unter diesen Umständen glaubte, die Wahl des neuen Präsidenten zuvörderst, wie hiemit geschieht, zur nächsten General=Versammlung intimiren zu müssen.
In der Stellung der übrigen Beamten ist keine Veränderung vorgegangen. Die Repräsentanten der Gesammtheit dagegen sind statutenmäßig durch die Wahl zweier neuer Mitglieder ergänzt, so daß der Ausschuß für das nächste Jahr aus folgenden Mitgliedern besteht:
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Vice=Präsident: Herr Geh.=Rath v. Oertzen,
Erster Secretair: Herr Archivar Dr. Lisch,
Zweiter Secretair: Archiv=Secretair Dr. Beyer,
Rechnungsführer: Herr Geh. Canzlei=Rath Faull,
Antiquar: Herr Hofmaler Schumacher,
Bibliothekar: Herr Archiv=Registrator Glöckler,
Repräsentanten:
Herr Oberstallmeister v. Boddin,
" Regierungs=Rath Knaudt,
" Prorector Reitz,
" Hofmaler Lenthe.
Auch aus der Zahl der Ehrenmitglieder ist ein bedeutender Mann, der Königlich preußische Geh. Staatsminister v. Kamptz, Exc., durch den Tod geschieden. Seine Verdienste um die Wissenschaft, namentlich die Rechtswissenschaft und Geschichte, im Besondern auch unsrer Heimat, welcher der Verewigte bekanntlich durch die Geburt und im Beginne seiner öffentlichen Laufbahn auch durch seine amtliche Wirksamkeit als Mitglied des Land= und Hofgerichtes zu Güstrow angehörte, sind auch von seinen sonstigen Gegnern stets bereitwillig anerkannt, und in der That sehr bedeutend. Er verdiente ohne Zweifel auch in den Jahrbüchern des Vereins, dessen Wirksamkeit er bis zu seinem Tode stets mit besonderer Theilnahme und Anerkennung folgte, ein würdigeres Denkmal, als ich ihm in diesem Blatte, dessen Zweck und Bestimmung gemäß, zu setzen vermag. Er starb zu Berlin am 3. November 1849. Seine Stelle ist, wie oben bemerkt, durch den Herrn Staatsminister v. Lützow ersetzt, so daß die Zahl der Ehrenmitglieder seit dem vorigen Jahre nicht verändert ist.
Die Zahl der correspondirenden Vereine beträgt jetzt 54, da wenigstens von keinem der ältern seine förmliche Auflösung angezeigt worden ist, wenn auch ihre Thätigkeit für jetzt eine Unterbrechung erlitten hat, dagegen aber neuerdings mit dem Museum Francisco Carolinum zu Linz und dem schweizerischen geschichtsforschenden Verein zu Bern ein Schriftenwechsel angeknüpft werden konnte.
Von den correspondirenden Mitgliedern haben wir wiederum den Etatsrath Professor Dr. Falck zu Kiel durch den Tod am 11. Mai 1850 verloren, einen Biedermann, vielbetrauert und hochverdient, sowohl um die deutsche Rechtswissenschaft im Allgemeinen, als besonders um das Staats= und Privatrecht, so wie um die Geschichte Schleswig=Holsteins. — Dagegen sind im Laufe des Jahres wieder erwählt: der Herr Pastor Ragotzky zu Triglitz bei Putlitz, ein sehr eifriger und glücklicher Sammler für die
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alte Siegelkunde des nördlichen Deutschlands, dem wir bereits viele wertvolle Geschenke verdanken, und der Herr Pastor Alberti zu Hohenleuben im Fürstenthum Reuß=Schleiz, Köstritzer Linie, thätiger Secretair des Reußischen oder Vogtländischen Vereins, und tüchtiger Arbeiter in der Reußischen Geschichte. — Die Zahl der correspondirenden Mitglieder beträgt mithin 57.
An ordentlichen Mitgliedern zählte der Verein nach Ausweisung des dem vorigjährigen Berichte beigegebenen Namensverzeichnisses Johannis 1849 noch 333, zu welchen jedoch der, in Folge seiner Wohnungsveränderung bedauerlich übersehene Herr Rudolph v. Oertzen auf Pamitz bei Anclam in Pommern als der 334ste hinzukommt. Davon sind im Laufe des Jahres abermals 39 ausgetreten, nämlich: Herr Obristlieutenant v. Nußbaum, Hr. Adjutant v. d. Lühe, Hr. Forstrath v. Wickede, Hr. Geh. Hofrath Bouchholz, Herr Oberhofprediger Walter und Hr. Senator Pohle hieselbst, Hr. Bürgermeister Dr. Koß zu Parchim, Hr. Dr. Löwenthal und Hr. Adv. Krüger zu Grabow, Hr. Pastor Tapp zu Nese, Hr. Oberforstmeister von Rantzau zu Wittenburg, Hr. Pastor Grammann zu Zarrentin, Hr. Pastor Bruger zu Warsow, Hr. Landdrost v. Wrisberg zu Gadebusch, Hr. Pastor Monich zu Lübsee, Hr. Drost v. Lehsten zu Wismar, Hr. Pastor Loeper zu Mulsow, Hr. Pensionair Pauly zu Kl. Warin, Hr. Pastor Wagner zu Zarnin, Hr. Pastor Vortisch zu Satow, Hr. Amtsverwalter v. d. Lühe zu Doberan, Freiherr v. Bülow, Hr. Privatdocent v. Glöden und Hr. Dr. Reder zu Rostock, Hr. v. Brocken zu Hohen=Luckow, Hr. v. Kardorff auf Grantzow, Hr. Präpositus Burmeister zu Teterow, Hr. Adv. Jenning zu Güstrow, Hr. v. Bassewitz auf Dersentin, Hr. Dr. Nevermann zu Plau, Hr. Präpositus Eberhard und Hr. Rector Napp zu Pentzlin, Hr. Pastor Eberhard zu Gr. Luckow, Hr. Rittmeister v. Gundlach zu Möllenhagen, Hr. Hofr. Dr. Müller, Hr. Senator Roggenbau und Hr. Senator Hahn zu Neu=Brandenburg, Hr. Rector Schröder zu Neu=Strelitz und Hr. v. dem Knesebeck zu Göttinnen. Von unsern treugebliebenen Freunden wurden außerdem durch den Tod aus unserer Mitte gerissen Hr. Erblandmarschall Baron v. Maltzan auf Penzlin, Hr. Dr. Volger zu Güstrow, Hr. v. Oertzen auf Roggow, Hr. Rath Dr. Kirchstein zu Neu=Brandenburg und Hr. Hofrath Bölckow zu Gnoien, so daß der Gesammtverlust nicht weniger als 44 Mitglieder beträgt, von denen nur die Todten durch den Beitritt der Herren Baron v. Meerheimb zu Gr. Belitz, v.Vogelsang auf Alt=Gutendorf, Richard v. Stralendorff in Rostock, Pastor Owstin zu Börzow und Superintendent Schliemann zu Parchim ersetzt sind. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder beträgt daher jetzt, mit Hin=
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sicht auf die veränderte Stellung des Herrn Staatsministers v. Lützow, nur noch 294, von welchen überdies 2 schon jetzt zu Neujahr 1851 gekündigt haben.
So sehr indeß auch die durch den fortdauernden Rücktritt einer so großen Anzahl von Mitgliedern bekundete Verringerung der Theilnahme an den Bestrebungen unsers Vereins in weitern Kreisen zu beklagen ist, so dürfen wir doch den Muth nicht sinken lassen, da dies eine durch die Zeitereignisse bedingte, hoffentlich vorübergehende Erscheinung ist, und der Fortbestand des Vereins zur Zeit noch in keiner Weise gefährdet ist, wenn gleich wir genöthigt sind, das von allen Seiten, namentlich von dem Berichterstatter des historischen Vereins für Niedersachsen ausgesprochene Urtheil auch für uns als richtig anzuerkennen, daß nämlich "für jetzt weniger daran gedacht werden dürfe, unsre Bestrebungen auszudehnen, und neue Richtungen unsrer Wirksamkeit zu verfolgen, als vielmehr das bisher geleistete und erreichte zu bewahren, und für eine günstigere Zeit zu erhalten, wo die Theilnahme der Menschen sich den Bestrebungen der Wissenschaft wieder freier und ruhiger zuwenden wird."
Die in der Generalversammlung von 1849 erwählte Committe zur Prüfung des schon 1848 zur Sprache gebrachten Planes zur Gründung einer statistischen Section unsers Vereines hat zwar den formellen Bericht über diese Frage noch nicht erstattet, die in der diesjährigen General=Versammlung anwesenden Mitglieder derselben sprachen aber ihre Ansicht dahin aus, daß die gegenwärtigen öffentlichen Verhältnisse an die Ausführung eines solchen Planes, wenn derselbe überhaupt gebilligt werden könnte, wenigstens zur Zeit nicht denken ließen, womit die Versammlung sich einverstanden erklärte.
Schließlich bemerke ich noch, daß auf den wiederholt und von vielen Seiten ausgesprochenen Wunsch der Jahres=Beitrag der ordentlichen Mitglieder, welcher bisher bekanntlich 2 Thlr. N 2/3. betrug, durch Beschluß der General=Versammlung insoweit herabgesetzt ist, daß künftig nach dem Beispiele der meisten öffentlichen Cassen der Thaler Courant ohne Aufgeld zu voll gerechnet werden soll.
Schwerin, im Juli 1850.
W. G. Beyer Dr.,
Archiv=Secretair.
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Beil. A.
Nr.
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Frau v. Campan. Erster bis dritter Band. Breslau 1842. 8.
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Gerechtigkeit von Th. v. Haupt. 1814. 8. (Geschenk des Hr. Ministers v. Lützow Exc.)
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Babst. Im Auszug neu herausgeg. Rostock u. Schwerin 1843. 8.
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der Karte von Meklenburg. Gesammelt von v. Restorff. Bützow 1838. Q. Fol.
A. F. W. Gloeckler,
Bibliothekar
des Vereins.
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Beil. B.
A. Aus der Zeit der Hünengräber.
1 Streitaxt und 1 dreizackiger Morgenstern aus Hirschhorn.
1 Beil aus Feuerstein.
1 Keil aus Feuerstein und 1 Keil aus Hornblende.
1 Lanzenspitze aus Feuerstein.
2 halbmondförmige Messer aus Feuerstein.
Bruchstücke von 2 Dolchen aus Feuerstein.
1 siebeneckig geschliffenes nach oben verjüngtes Geräth aus weißlichem Kalkstein.
1 dicke durchlöcherte Scheibe aus Sandstein.
Bruchstück eines Schleifsteins aus rothem Sandstein.
1 Messerklinge und Brüchstücke von Armenringen aus Bronze.
5 kleine Hütchen aus Bronze, wovon einer mit einem Vogel.
1 Doppelknopf aus Bronze.
6 Urnen von verschiedener Größe und
1 kleine Henkelurne aus Thon.
Ferner eine Zeichnung von 2 in der Prignitz gefundenen Commandostäben aus Bronze.
23 Spindelsteine aus Thon und 1 aus Sandstein.
1 Dolch, 1 Messer und 1 Pfrimen aus Eisen.
1 kleine eiserne Kanonenkugel.
1 Steigbügel und 1 Kappzaum aus Eisen.
1 Spangenring aus Messing.
1 russisches Altartäfelchen aus Messing.
3 Henkelkrüge und 1 großer rundbauchiger Topf aus graublauem Thon.
1 halber Spindelstein.
Mehre alte Ziegel.
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Beil. C.
Im verflossenen Geschäftsjahre hat sich die Münz=Sammlung um 159 Stück vermehrt; es wurden ihr überhaupt seit ihrem Bestehen 615 Hohlmünzen, 28 goldene, 3577 silberne, 943 kupferne zweiseitige und 192 Medaillen und Schaumünzen überwiesen; im Ganzen 5355 Stück, worunter alle zum Theil bereits vertauschte Dubletten mit begriffen sind. — Angekauft wurden in diesem Jahre die Schaumünze auf die Vermählung S. K. H. des Großherzogs Friedrich Franz * ), 2 meklenburgische Thaler, einer vom Herzog Johann Albrecht I. von 1549 (Evers II, S. 76 n. ) und der andere vom Herzog Adolf Friedrich von 1647 (Evers II, S. 96 n. 3), ein Hamburger Status Marce von 1506 (Langermann 48 St. p. 377), ein Denar von Spandau (Köhne Beiträge p. 10 n. 154) und 5 andere kleine Münzen.
Die wichtigste Bereicherung dankt die Sammlung dem Kloster Dobbertin, welches den Münzfund von Rüst zur Auswahl darbot, aus dem 132 Wittenpfennige verschiedener Münzstädte und verschiedenen Gepräges eingereiht wurden. Ueber die Bedeutung dieses Fundes und die Formen der Münzen ist in diesen Jahrbüchern p. 335 ausführlich berichtet worden. Ein silbernes Schaustück, 7 Loth an Gewicht, verehrte Herr Oberstallmeister v. Boddin, es enthält auf der Hauptseite das gegossene und sauber ciselirte Brustbild des D MARTIN LVTHERVS en face mit Mütze und Priesterrock und auf der Rückseite "ein gebet D M. Lutheri" in 15 Reihen, mit dem Grabstichel in Uncialen eingegraben. — Die Geber der übrigen Geschenke sind die Herren Pastor Vortisch in Satow, Dr. Schulte in Boizenburg, Baron Maltzan auf Peutsch (ein Paoli aus Tibet), v.Kardorff auf Remlin (Mansfelder 1/3=Thaler von 1672, englischer Schilling, 15 Sous aus der franz. Revolution u. s. w.), und Archivar Dr. Lisch, welche mehrere Stücken der Sammlung ausgefüllt haben.
Demern, den 15. Aug. 1850.
G. M. C. Masch.
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Beil. D.
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Schwerin, den 1. Julius 1850.
P. F. R. Faull.