zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 283 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

III. Zur Baukunde.

1. Mittelalter.


Kirchliche Bauwerke.


Die Kirche von Dambek,

auch

die Kirche von Minzow genannt.

Auf dem Felde des ritterschaftlichen Hofes Dambek bei Röbel zwischen Minzow und Dambek, auf den Ufern eines Sees,. steht im freien Felde unter Bäumen und dichtem Gestrüpp ein wundersames Gebäude, die Kirche von Dambek, jetzt auch die "Kirche von Minzow" genannt, von der Dorfschaft Minzow allein in dem noch erhaltenen Theile als Gotteshaus benutzt, in dem andern als Ruine; während das ehemalige Schiff in den offenen Trümmern der Ringmauern sich in die Luft erhebt, ist der Chor der Kirche mit einem Strohdache bedeckt. Die Merkwürdigkeit dieser Erscheinung wird aber noch bedeutend durch die Bauweise erhöhet, in welcher das Gebäude aufgeführt ist. Die ganze Kirche ist nämlich von Feldsteinen, d. h. von Granitgeschiebe, gebaut, und zwar nicht allein in den Ringmauern, sondern auch in allen Wölbungen, im Bodenpflaster u. s. w. Es ist kein einziges Stück Ziegelstein in und bei der Kirche zu entdecken. Die Außenfläche der Mauern ist von behauenen Granitsteinen; das Innere der Mauern ist mit kleinen Feldsteinen von gewöhnlicher, verschiedener Form in Kalk gefüllt. Der ganze Sockel der Kirche besteht aus sorgfältig behauenen, gegliederten Granitblöcken. Alle Wölbungen, in Thüren, Fenstern, Bögen und Deckengewölben, sind im Rundbogen ausgeführt; von Spitzbogen ist nirgends eine Spur zu finden.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 284 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Die Kirche ist daher ohne Zweifel die allerälteste in ihrer Gegend und eine der ältesten im ganzen Lande: sie stammt wahrscheinlich noch aus dem 12. Jahrh., höchstens aus dem Anfange des 13. Jahrh., immer aber aus den allerersten Zeiten des Christenthums im südöstlichen Meklenburg. Daher ist an der Kirche auch noch kein Ziegel zu finden; als sie gebaut ward, hatte man hier noch keine Ziegelöfen, wenn auch der Baumeister schon Ziegel gesehen haben konnte.

Der Chor der Kirche ist ein Quadrat; er hat an jeder Seite, auch hinter dem Altare, zwei schmale, mit glatter Wangung schräge eingehende, rund gewölbte Fenster, von denen jedoch die beiden an der Nordseite, ohne Zweifel wegen des Anbaues der Sakristei, vermauert sind. Die Pforte, in der Südwand, ist aus behauenen Granitquadern im Rundbogen gewölbt und sehr wohl erhalten; die Gesimse sind mit Linien verziert. Selbst der alte Unterbau des Altars ist von behauenen Granitquadern. Der Chor ist jetzt mit einer Balkendecke bedeckt; jedoch stehen noch in den vier Ecken die glatten, abgerundeten Widerlagen aus Feldsteinen, welche früher ohne Zweifel ein halbkugelförmiges Feldsteingewölbe trugen, das den ganzen Raum überdeckte, wie man es noch oben an den Ringmauern bemerken kann, welche sich mehr zu Rundung neigen. Der Scheidebogen zwischen Chor und Schiff ist im Rundbogen gewölbt.

An die Nordwand des Chors ist die mit demselben zu gleicher Zeit gebauete Sakristei angelehnt, ein fast ganz dunkles, in seiner Art einziges Gebäude, welches noch jetzt als Beichtstuhl benutzt wird. Sie ist ebenfalls ganz und gar aus Feldsteinen gebauet: die Wände sind aus Feldsteinen, das halbkugelförmige Gewölbe ist aus Feldsteinen, selbst der Fußboden ist mit Feldsteinen gepflastert. Merkwürdig sind die Reste einer uralten Wandmalerei, welche mit dem Bau von gleichem Alter zu sein scheint. Unter den Gewölbekappen sind die Seitenwände im regelmäßigen Halbkreise oder Rundbogen abgeschnitten. Dieser die Seitenwände unter den Gewölbekappen begrenzende Rundbogen ist auf einem uralten, sehr dünnen, groben Kalkputz mit einer Borde verziert, welche ungefähr 3/4 Fuß breit ist. Sie besteht aus einer doppelten Reihe rechts hin laufender Rauten, welche abwechselnd und entgegengesetzt dunkelroth und hellgelb (oder weißlich) sind. Diese Borde ist in allen Linien durch nicht tiefe, aber scharfe Fugen abgegrenzt. Zu beiden Seiten läuft eine dicke rothe Linie parallel. Es sind außerdem noch mehr Spuren von Wandmalerei vorhanden, so z.B. unter den Widerlagen der Gewölbe, jedoch nicht mehr klar zu erkennen.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 285 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Chor und Sakristei sind mit Stroh gedeckt, auch wohl noch das einzige Beispiel im Lande.

An den Chor schließt sich das Schiff, ein nicht unbedeutender Raum, dessen Höhe auch ziemlich groß gewesen ist, wie der noch stehende östliche Giebel beweiset. Dieser Theil der Kirche ist jetzt Ruine und umher mit dichtem Gebüsche bewachsen. Die Seitenmauern stehen zum Theile wohl noch in 2/3 ihrer Höhe und sind eben so gebauet, wie der Chor und die Sakristei; die ehemaligen Abtheilungen und Oeffnungen lassen sich nicht mehr klar erkennen. Wahrscheinlich hat man beim Bau die Wölbung mit Feldsteinen gewagt, aber die Gewölbe sind späterhin eingestürzt, und man hat weder Muth, noch Mittel gehabt, die Kirche herzustellen; und so ist das Schiff als Ruine stehen geblieben, nachdem man den Bogen zwischen Chor und Schiff vermauert hatte.

Diese Kirchenruine von Dambek oder Minzow ist der Kirchenruine von Papenhagen oder Rambow an Baumaterial und Baustyl sehr ähnlich und beide mögen wohl die ältesten Feldsteinbauten im Lande sein (vgl. Jahresber. VI, S. 103-104, vgl. IV, S. 91.)

Die Geschichte und der Verfall der Kirche lassen sich noch klar genug verfolgen.

Daß die Sage schon an der Geschichte eines so seltsamen Gebäudes umgestaltend arbeitet, ist nicht zu verwundern. In Minzow erzählt man: die Kirche habe einst zu einer "Stadt Gellin" gehört, von welcher noch ein nahes Holz den Namen Gellin führe. Die ganze Sage ist aber grundlos, da an dieser Stelle und überhaupt in der Pfarre kein Dorf Gellin existirte.

Die Geschichte redet dagegen ganz klar und verständlich. Nach den Acten und Kirchen=Visitations=Protocollen gehörte die Kirche immer zu dem ritterschaftlichen Hofe Dambek, welcher bis in das 17. Jahrh. ein altes Lehn der von Freiberg war; die Pfarre war früher auch in dem zu dem Hofe gehörenden Dorfe Dambek, in welchem auch die Kirche stand. Eingepfarrt waren die Dörfer Dambek mit dem Hofe, Minzow, Karchow und Bütow.

Karchow und Bütow hatten eigene Filialkirchen; die Dorfschaft Minzow ging nach Dambek zur Kirche. In neueren Zeiten ward der Hof Dambek an eine andere Stelle verlegt und das dazu gehörige Dorf ging ein; die Herrschaft des Hofes Dambek wandte sich nach dem Filial Karchow zur Kirche, da die Kirche zu Dambek verfiel. Und so kam es, daß die Pfarre nach Karchow verlegt ward, und nur die Dorfschaft Minzow an ihrem Rechte festhielt und die allein stehende Kirche zu Minzow besuchte.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 286 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Die Kirche ward während des dreißigjährigen Krieges baufällig und gleich nach demselben absichtlich in den jetzigen Zustand versetzt. Es heißt bei der

Kirchen=Visitation vom J. 1649.
Dambeck.

Die Kirche und das Chor ist von alten Feltsteinen gebawet, ist von 8 gebind mit einem gantz vnduchtigen strohtache, vnd ist das tch über 5 gebinde gantz weg. Ueberm Chor sint auch große Lecken. Vorsteher sollen das übrige tach von der Kirchen wegnehmen vnd das Chor damit außbeßern.

Vom Thurm negst an der Kirchen von Holtzwerck gebawet ist die spitze abgefallen vnd ist darin eine glocke.

Pfarhauß ist nicht alhir zu Dambeck, sondern zu Karchow.

Diese Anordnung ward auch ausgeführt, denn im J. 1662 war die Kirche schon wüst. Es heißt in dem Protokolle er

Kirchen=Visitation vom J. 1662.
Dambeck.

Diese Kirche ist biß ans Chor niedergefallen biß vfs Mauerwerck vnd wirt itzo nicht darin gepredigt, weilen Jochimus Haußmann wegen seines ärgerlichen lebenß ab officio suspendiret worden.

Karchow.

Filiale zu Dambek, Karchow und Bütow.

Endlich heißt es in einem

Zeugenverhöre vom J. 1687.

Interr. Wo die Minsower in die Kirche gehen?

Resp. Sie gingen in die sogenandte Dambecker Kirche, so im wüsten Felde und 1/4 Meile von ihnen belegen, worin der Karchowsche Prediger predige.

Im 18. Jahrh. wird wiederholt gesagt, die dambeker Kirche liege mit drei Seiten im dambeker Hofacker und mit der vierten Seite am dambeker See.

G. C. F. Lisch.