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2.

Zur Geschichte des Bisthums Schwerin.

Bischof Albrecht von Sternberg.

Die Geschichte des schweriner Bischofs Albrecht von Sternberg, 1356-1363, ist noch sehr dunkel. Rudloff M. G. II, S. 323 und 453 erzählt nach Cranz, Chemnitz und andern norddeutschen Schriftstellern, daß er ein Böhmischer vom Adel gewesen und im J. 1363 nach Leutomissl versetzt worden sei. In Jahrb. VIII, S. 16 flgd., und XI, S. 227 flgd., ist aus Urkunden nachgewiesen, daß er im Juli 1357 in den meklenburgischen Landen war, sich aber von diesem Jahre an außerhalb Landes aufhielt und einen General=Vikar hielt: 1357 den wormser Domherrn Johann von Baden (oder Aix = de Aquis), 1358-1360 den rostocker Priester und Official Johann von Wunstorp, 1360-1363 den schweriner Domherrn Gerhard Koch. Der Bischof konnte im Lande auch wenig ausrichten, da er des niederdeutschen Dialekts völlig unkundig war. Er ist in der Kunstgeschichte dadurch von Interesse, daß er sicher das Wappen des Bisthums Schwerin, einen queer getheilten Schild mit zwei gekreuzten Bischofsstäben, einführte, welchem Beispiele das Bisthum Ratzeburg erst im J. 1395 folgte.

Der Herr Professor Wiggert zu Magdeburg hat eine Entdeckung gemacht, welche die Geschichte dieses Bischofes bedeutend weiter führt, nämlich daß unser Bischof Albrecht von Sternberg in der Zeit von 1368-1371 Erzbischof von Magdeburg war und auch als solcher dasselbe Familienwappen, wie als Bischof von Schwerin, im Siegel führte, nämlich einen Schild mit einem achtstrahligen Sterne (vgl. Dreyhaupt I, S. 784).

Nach dieser Entdeckung und den Angaben in dem bekannten Werke L'art de vérifier les dates III, p. 532, gestaltet sich nun die Geschichte des Bischofs folgendermaßen. In der Zeit von 1356-1363 war er Bischof von Schwerin, jedoch nur ein Mal, im J. 1357, in seinem Bisthume. Darauf ward er Bischof von Leutomissl, 1364-1368, (nach L'art de vérifier etc. fälschlich Bischof von Leutmeritz), und Kanzler des Kaisers Karl IV. Im J. 1368 providirte ihn der Papst Urban V, auf Bitten des Kaisers, mit dem Erzbisthume Magdeburg, gegen den Bischof Friederich von Hoym den das Capitel erwählt hatte; Albrecht v. Sternberg blieb aber Erzbischof 1368-1371. Er war ein vornehmer, prachtliebender Mann,

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hatte aber allerlei Händel mit der Stadt, sog das Land aus und verschleuderte viele Güter des Erzbistums. Als er sich deshalb, verfolgt von der Abneigung seiner Unterthanen, nicht gut mehr halten konnte, gab er das Erzbistum wieder auf und zog sich, mit dem Schatze und vielen Kostbarkeiten und Reliquien wieder nach Böhmen zurück. Seine Erhebung zum Erzbischofe von Magdeburg berichtet schon A. Cranz und nach ihm Schröder Pap. Mekl. I, S. 1357. In Böhmen ward er 1371 wieder Bischof von Leutomissl, indem er dieses Bisthum von dem Bischofe Peter gegen das Erzbistum Magdeburg eintauschte. Die Original=Quelle über diesen Bischof und Erzbischof ist übrigens das in Meibomii rerum Germanicarum Tom. II. abgedruckte Chronicon Magdeburgense, welches p. 346 auszugsweise folgende Nachrichten enthält:

Albertus XXX archiepiscopus sedit annos tres menses sex. Hic erat nobilis de Sternberg, Moraviae regionis, pallium a Papa Urbano V. in Italia apud Mantuanum civitatem, per cardinalem Albanensem videlicet fratrem predicti Urbani papae sibi transmissum, suscepit. Hic etiam de episcopatu Sverinensi in Saxonia ad episcopatum Luthmoschlensem in Bohemia per Innocentium papam translatus, tandem per serenissimum Carolum quartum anno MCCCLXXI (?) promotus per dominum Urbanum papam quintum ad sanctam Magdeburgensem ecclesiam translatus extitit. — — Fuerat vir magnifici status, honestatem et multiplicitatem sumptuum frequentans, militarium et familiarium copia, splendidis vestimentorum et balthorum ornatibus incedentibus, utebatur. Denique idiomatis Saxonici usu vacillans absque interpretum mediatione vix aliqua gentis suae aut subditorum incommoda expedire valebat, sed id, quod agere debuit, non nisi consiliariorum informatione dirigebat. Post annos itaque quatuor et tres menses — — quia corporis debilitate tactus paralysi morbo saepius laborans, sibi et ecclesiae futurae negligentiae incursus imminere formidans, — — postulavit ut predictus archiepiscopus ad ecclesiam Luthomischemensem, quam prius habuerat, reverteretur. Ipsius autem ecclesiae Luthomischelensis episcopus videlicet Petrus de Brunna, qui de ecclesia Curicensi in ecelesiam Luthom. translatus fuerat, ad ecclesiam Magdeburg. — — destinatur. — —

Diese Nachricht über den Bischof ist nach dem ganzen Tone der vollständigen Erzählung ohne Zweifel gleichzeitig. Daher

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schließt auch eine auf der Gymnasial=Bibliothek zu Magdeburg aufbewahrte Handschrift, welche von dem Dom=Capitel stammt, so wie eine zu Dresden und eine zu Hannover befindliche, mit dem Leben dieses Erzbischofs Albert.

Nach Wiggert's Mittheilung haben die magdeburger und dresdner Handschriften "Luthmoschlensem" statt "Luchtmostensem", wie es in dem Abdruck bei Meibom in der Stelle: "Hic etiam de episcopatu Swerinensi in Saxonia ad episcopatum Luchtmostensem in Bohemia per Innocentium papam translatus" unrichtig heißt; es ist also ohne Zweifel Leutomischl gemeint.

Nach diesen Andeutungen wird sich die Geschichte des schweriner Bischofs Albrecht v. Sternberg, welche die Einwirkungen des Kaisers Carl IV. auf Meklenburg nicht wenig aufklärt, genauer verfolgen lassen.


Domprobst Heinrich Gherwe † 1474.

Der Herr Professor Wiggert zu Magdeburg theilt dem Vereine die Nachricht mit, daß im Dome zu Halberstadt unter einer Bronzeplatte

Hinricus Gherwe prepositus eccl. Halberstad. et Zuerinensis,

welcher 1474 starb, begraben liege. Er war zugleich Canonicus des Stiftes S. Gangolphi in Magdeburg. Sein Wappen ist das Brustbild einer Person, welche die Arme über den Kopf hält und mit beiden Händen etwas Rundes faßt; in seinem vierfach getheilten Siegel nimmt dieses Wappen das 1. und 4. Feld, der Adler der halberstädter Dompropstei das 2. und 3. Feld ein. In meklenburgischen Urkunden wird dieser Propst nicht genannt, vielleicht weil er außerhalb Landet lebte.

Wiggert. G. C. F. Lisch.