zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 66 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen
Beilage Nr. 2.

Die Gamm auf Bülow.

Die Familie Gamm gehört zu den ältesten adeligen Familien Meklenburgs; ihr Stammvater hat bedeutenden Antheil an der ersten Einrichtung des Landes, und doch ist fast nichts über die ältesten Wohnsitze der Familie bekannt. Seit dem 14. Jahrh. erscheinen die Gamm mit großem und festem Güterbesitze auf den alten Familiengütern Alt=Schwerin am plauer See und Göhren am Flesen=See, beide bei Malchow, nach denen sich die beiden alten Hauptlinien des Geschlechts benannten. Die ältesten Güter der Familie sind aber noch unbekannt und ebenso die Besitzer derselben, deren Namen auch in den Stammtafeln fehlen.

Als der Stammvater des Geschlechts erscheint Heinrich Gamme oder Gammo, Gamma, Gamba, Gambe, auch schlechthin ohne Vornamen Gampa genannt, in der Reihe der alten wendischen Dynastengeschlechter. Er tritt zuerst 1218-1226 am Hofe des alten Borwin I. und seiner Söhne und darauf 1226-1231 als Mitglied der Vormundschaft für die Söhne des früh gestorbenen Fürsten Heinrich Borwin II. als Hoftruchseß oder nach neuern Begriffen als Hofmarschall (dapifer oder dapifer curiae) 1 ) auf. Nach Vollendung der ersten Landestheilung erscheint er 1232-1240 als der älteste und erste Rath am Hofe Nicolaus I. von Werle zu Güstrow, zuletzt noch einmal wieder als Hoftruchseß 2 ).

Aller Wahrscheinlichkeit nach besaß er Güter und Burglehen in der Nähe der Stadt Güstrow. Und wirklich finden wir die Familie ungefähr 150 Jahre später noch im Besitze des früh untergegangenen Dorfes Glin, dessen Feldmark in unmittelbarer Nähe der Stadt Güstrow begann und sich an der Nebel entlang bis gegen den parumer See erstreckte. Im J. 1375 verkauften die Fürsten von Werle das Dorf an die Stadt Güstrow, nachdem sie es von Heinrich Gamm gekauft hatten, und die Stadt legte es zur Stadt=Feldmark 3 ); wahrscheinlich ist der Acker der Bülower Burg ganz oder theilweise ein Theil des ehemaligen Dorfes Glin, dessen Nebelwiesen im Lande wegen ihrer Fettigkeit berühmt sind. Im 13. Jahrh. reichten noch zwei andere Feldmarken, die der Dörfer Glewin und Tebbezin, bis an die


1) Vgl. Jahrb. XIII, S. 92 flgd. und X, S. 6.
2) Vgl. daselbst S. 103 flgd.
3) Vgl. daselbst X, S. 6, und Franck A. u. N. M. VI, S. 301.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 67 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Thore der Stadt Güstrow 1 ); auch diese waren im Besitze ritterlicher Familien gewesen, z. B. der von Geez auf Karcheez, d. i. Kark (=Kirch)=Geez 2 ).

Das Dorf Glin war aber mehr als wahrscheinlich ein Bauerdorf. Der alte Rittersitz der Familie Gamm war das Landgut Bülow 3 ) bei Güstrow, welches westlich an die Feldmark des Dorfes Glin grenzte. Im J. 1373 hatten die Bürger der Stadt Güstrow die Veste Bülow gebrochen und den Bernd Gamm gefangen genommen; zu seiner Befreiung mußte dieser mit seinem Sohne Bernd am 11. September 1373 Urfehde schwören 4 ).

Ungefähr seit dieser Zeit verlor sich das Rittergut Bülow nach und nach aus dem Besitze einer bisher unbekannten Linie der Familie Gamm, während diese Linie selbst schon früh erlosch. Nach ungedruckten Urkunden gestaltete sich dieser Hergang folgendermaßen. Am 21. Dec. 1371 verpfändete die Frau des Henneke von der Böken, Namens Slaweke, eine Schwester des Bernd Gamm 5 ) auf Bülow, an diesen ihren Bruder Bernd und dessen Frau Anneke, welche wahrscheinlich eine geborne von Bülow 6 ) (von Gülzow?) war, alle ihre Besitzungen im Dorfe Bülow, namentlich 3 1/2 Bauernhufen, 1/2 Kathenland und 12 Morgen Herrenland, mit der versessenen Pacht von 9 Jahren 7 ). Am 11. Sept. 1373 schwur Bernd Gamm mit seinem Sohne Bernd der Stadt Güstrow Urfehde nach der Brechung seiner Burg Bülow; es bürgten für sie die drei Verwandten: Danquard Axecow, Thydeke von Bulow auf Gülzow und Heinrich Gamm auf Schwerin. Seit dieser Zeit beginnt die Zerstückelung und Veräußerung der Feldmark Bülow. Am 2. Febr. 1402 ver=


1) Vgl. Jahrb. XII, S. 5 flgd.
2) Vgl. daselbst S. 12 flgd.
3) Dieses Landgut Bülow bei Güstrow hieß in den ältesten Zeiten Byliewe (vgl. Mekl. Urk. III, S. 80); dieser Name kommt wahrscheinlich von der slavischen Wurzel bjely (oder bel) = weiß. Das Dorf Bülow bei Rhena, von dem die Familie von Bülow den Namen hat, hieß von alter Zeit her immer Bulowe.
4) Vgl. Urk. Samml. Vermischte Urkunden.
5) Das Siegel der Slaweke v. d. Böken, geb. Gamm, enthält eine weibliche Figur, welche in der rechten Hand den v. Gamm'schen Schild mit drei schräge links gestellten Sternen, in der linken Hand einen Helm hält; die Umschrift lautet:
Umschrift
6) Der erste Zeuge dieser Urkunde ist der Ritter Danquard von Bülow, die folgenden sind die Knappen Heinrich und Godeke von Bülow, Brüder, und Danquard von Axecow; auch in der Urk. vom 11. Sept. 1373 ist Danquard von Axecow Bürge. Danquard von Axecow ist, nach dem Vornamen, wahrscheinlich ein Enkel des Danquard von Bülow, wie Danquard Gamm (4402), wahrscheinlich ein Sohn der Slaweke.
7) Der Name Slaweke, der sich bis 1371 erhielt, deutet wohl noch darauf hin, daß die Familie Gamm eine ursprünglich wendische war.
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 68 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

kaufte Danquard Gamm, unter Zustimmung seines Schwagers Hermann Steinbek, seine Besitzungen in Bülow, namentlich auch den Besitz von 12 Morgen Herrenlandes, so wie er diese Besitzungen von Vaters und Mutter wegen besessen hatte, an Henning Barold; Danquard Gamm war also wohl ein Sohn des Bernd Gamm d. j. und seine Mutter eine geborne von Bülow. Am 18. Nov. 1403 verkaufte Hermann Steinbek mit seiner Frau Adelheid eine halbe Hufe und mehrere Pächte und Hebungen aus dem Dorfe Bülow ebenfalls an Henning Barold.

Die vermählte Adelheid Steinbek war also eine Schwester des Danquard Gamm, wie auch in der folgenden Urkunde vom J. 1422 ausdrücklich steht, wo sie aber irrtümlich Anneke genannt und mit ihrer Mutter verwechselt wird. Am 16. Oct. 1422 verkaufte Heinrich Barold, "Bürger zu Güstrow", an die Brüder Claus von Restorf auf Bolz und Johann, Domherrn zu Güstrow, 2 1/2 Hufen, das Herrenland und ein Kathenland in und bei dem Dorfe Bülow, wie seine Vorfahren (olderen) diesen Besitz geerbt und sie und Danquard Gamm und dessen Schwester, Steinbeks Frau, gehabt hatten.

Seit dieser Zeit wird der Besitz des Dorfes sehr wandelbar und dunkel. Am 2. März verpfändete der Herzog Heinrich d. j. alle seine Rechte an dem Dorfe "Bülow, belegen bei Güstrow", namentlich Bede, Hundekorn, Burgdienst und das höchste Gericht, an seinen Rath Claus von Oldenburg auf Gremmelin. Mit Danquard Gamm scheint die Linie der Gamm auf Bülow erloschen zu sein, wenigstens werden sie nie wieder genannt; vielmehr treten die Gamm auf Alt=Schwerin und Göhren im Anfange des 16. Jahrh. als Lehnsfolger mit Anrechten an Bülow auf. Im J. 1513 geriethen diese beiden Linien der Familie in Streit vor dem Hofgerichte über einseitige Verpfändung mehrerer Pächte aus Bülow. Die Hebungen, welche die Gamm im 16. Jahrh. aus dem Dorfe Bülow bezogen, waren aber nicht bedeutend; der Besitz des Dorfes war schon fast ganz von den Landesherren erworben. Am 20. Jan. 1594 verkauften die Gamm, nämlich Moritz d. ä. auf Alt=Schwerin zur Hälfte, die drei Brüder Christoph, Dethlof und Otto auf Alt=Schwerin zum Viertheil und die beiden Brüder Joachim und Johann und Moritz d. j. auf Göhren zum Viertheil, alle Gerechtigkeit, Pacht und alle andern Herrlichkeiten, wie ihre Vorfahren sie bisher an dem Dorfe Bülow gehabt, des Betrages von 31 Gulden 4 ßl. Pacht, für 500 Gulden an Joachim v. Bülow auf Karcheetz.

Weil aber der Herzog Ulrich seinen Consens zu dieser Veräußerung nicht geben wollte, weil er in dem Dorfe Bülow alle andere Gerechtigkeit zum Schlosse Güstrow bereits

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 69 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

gehabt, so sah Joachim v. Bülow sich genöthigt, dem Herzoge den mit den Gamm geschlossenen Kauf=Contract gegen Wiedererstattung des Kaufgeldes zu cediren.

Genealogie der letzten Gamm auf Bülow.
Genealogie
Vignette