zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 337 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

Wendenkirchhof von Helm.
Nachtrag.

In Jahresber. IV, S. 39 flgd., V, S. 66 flgd. und VII, S. 31, ist die Aufgrabung des großen Wendenkirchhofs zu Helm bei Wittenburg, welche der Herr Pastor Ritter vornahm, beschrieben. In neuern Zeiten fand auf diesem Wendenkirchhofe der Holzwärter Herr Bolle zu Helm noch ein merkwürdiges bronzenes Werkzeug, welches er dem Herrn Pastor Hast zu Hagenow gab, der es wieder dem Vereine schenkte. Dieses Instrument, von Bronze, mit leichtem, edlen Rost bedeckt, ist ganz eigenthümlich und bisher noch nicht vorgekommen; es ist 61/2" lang und gleicht einer flachen Harke oder einem auf eine Stange gestellten Kamme, oder noch besser einem umgekehrten T (im Original steht der Buchstabe auf dem Kopf), jedoch mit 4 Zinken.

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 338 zur ersten Seite zur vorherigen Seite zur nächsten Seite zur letzen Seite

Volle Größe

Gürtelgehenk

Die Stange hängt an einem Ringe, so daß das Geräth etwa an einem Gürtel, getragen ist; die Zähne oder Zinken stehen dann in die Höhe. Es erscheint dieses Geräth also als ein Gürtelgehenk, zu dem Zwecke, um über die Zähne oder Zinken Schnüre zu schlingen und an diese etwas zu hängen oder zu befestigen. Griff und Kamm sind platt und mit Kreisen und eingeschlagenen halbmondförmigen Ornamenten verziert. An einer

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 339 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

Seite ist der Griff nicht verziert, vielleicht auf der Seite, welche am Leibe getragen ward.

Das Geräth ist ganz eigenthümlich und erhält dadurch eine besondere Bedeutung, daß dasselbe Geräth in den merkwürdigen Gräbern von Bel=Air bei Lausanne gefunden ist, welche Troyon in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft zu Zürich, Bd. I, 1841, und allein in Déscription sur les tombeaux de Bel=Air, Lausanne, 1841, beschrieben hat. Diese Gräber sind nicht alt und haben, trotz ihres eigenthümlichen Charakters in vielen Dingen, in mancher Hinsicht doch eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Inhalt unserer Wendenkirchhöfe, z. B. in Schnallen, Fingerringen, Hefteln, Korallen, Messern, Scheeren u. s. w., wie die von Troyon beigegebenen Abbildungen zeigen. Auf Tab. I, Fig. 9, 17 und 18 hat Troyon drei Geräthe dieser Art abbilden lassen; eines mit 4 Zinken, wie das bei Helm gefundene, welches jedoch die Zinken an einer Seite ganz verloren hat, ein zweites mit 2 Zinken, welches ebenfalls eine Zinke verloren hat, und ein drittes, noch mehr zerbrochenes Exemplar. Troyon spricht kein Urtheil über diese Geräthe aus, welche antiken "Schlüsseln" gleichen; er sagt nur, daß sie in einem Kindergrabe gefunden seien, p. 8:

"trois autres objets ressemblant à des clefs (Pl. I, F. 9, 17, 18) accompagnaient les restes d'un enfant bien régretté sans doute, si l'on en juge d'après les ornemens."

Eine besondere Wichtigkeit könnten diese Geräthe dadurch erhalten, daß man sie zur Zeitbestimmung für die beiderseitigen Gräber benutzte.

G. C. F. Lisch.