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Ueber die schwarzen Urnen der Wendenkirchhöfe.

Die gleichmäßige, pechschwarze Färbung vieler, mit Punctlinien verzierten Urnen aus der Eisenperiode ist schon häufig Gegenstand der Forschung gewesen. In Jahrb. XII, S. 431 hat der Herr Apotheker von Santen zu Cröpelin nach leichter chemischer Untersuchung die Behauptung aufgestellt, daß die schwarze Farbe durch eine Art "bleihaltiger Glasur" hervorgebracht sei; eine genauere Analyse war freilich nicht vorgenommen. Diese Ansicht bezweifeln mehrere erfahrene Töpfermeister; ich faßte daher auf Anrathen derselben einen andern Entschluß, Scherben von verschiedenen Urnen in den Töpferofen zu bringen. Es wurden Scherben von Urnen der Kegelgräber und von pechschwarzen und von braunen, mit Punctlinien verzierten Urnen der Wendenkirchhöfe in den Töpferofen gelegt und mit einem Brande von Töpferwaaren gebrannt. Dieser Versuch gab das überraschende Ergebniß, daß alle diese verschiedenen Scherben durch den Brand im Ofen ganz genau ein und dieselbe rothe Farbe erhalten hatten, welche das moderne gebrannte Töpfergeschirr ohne Glasur zeigt und welche der einheimische Thon durch das

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Brennen immer erhält; die pechschwarzen Urnenscherben waren durch das Brennen eben so gleichmäßig roth geworden, wie alle übrigen Gefäße im Brennofen. Es war nicht die geringste Spur von irgend einem färbenden Material übrig geblieben.

Die darauf angestellten Versuche, den etwa vorhandenen schwarzen Ueberzug auf nassem Wege, durch Aether, Spiritus, Säuren u. s. w., zu erweichen, blieben eben so erfolglos; die Urnenscherben zeigten nach allen Versuchen immer nur dieselbe schwarze Thonmasse.

Wir kommen daher immer wieder auf unsere ursprüngliche Ansicht zurück: daß die schwarzen Urnen der Eisenperiode durch Rauch von Pflanzenstoffen oder Ruß schwarz gefärbt seien. Auch die auf ähnliche Weise verfertigten schwarzen jütischen Töpfe werden durch Brennen im Töpferofen weiß. Nur das muß noch hinzugefügt werden, daß die schwarze Farbe nicht nach gänzlicher Vollendung der (gleichmäßig schwarzen) Urnen aufgebracht ist; vielmehr ist die ganze bekleidende, äußere, feine Thonschicht in der Masse gefärbt und dann aufgetragen und nach dem Erhärten geglättet ("gegniedelt", wie die Töpfer sagen). Dies wird dadurch außer Zweifel gesetzt, daß die bekleidende schwarze Thonschicht durch und durch gleichmäßig schwarz erscheint, wenn man die Scherben durchbricht. Die schwarz gefleckten, braunen Urnen aus derselben Fabrik sind freilich durch das Anschlagen des Rauches schwarz geflammt.

G. C. F. Lisch.