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Die Kirche zu Gnoien

ist viel älter, als die Nachrichten über die Stadt. Die älteste Urkunde, eine Privilegienbestätigung durch den Fürsten Heinrich von Werle, ist aus dem J. 1290; damals bestand aber schon die Stadt nach den Privilegien der Vorfahren des Fürsten. Im J. 1287 z. B. werden schon die Rathmänner der Stadt Gnoien genannt (vgl. Lisch Mekl. Urk. I, S. 178).

Die Kirche wird aber in den ältesten Theilen schon vor dem J. 1240 erbauet sein. Die einzelnen Theile sind zu sehr verschiedenen Zeiten erbauet.

Der Chor ist viereckig mit grader Altarwand. Die Altarwand hat 3 Fenster im Uebergangsstyl, deren Einfassungen mit glasurten Steinen verziert sind. An den Ecken laufen Lissenen hinauf und der Giebel trägt einen Rundbogenfries und rundbogige Nischen. An der äußern Südwand des Chors ist eine fensterartige Nische von 2 gekuppelten, im Halbkreise gewölbten Bogen, welche in der Mitte von Einer Säule getragen werden, - also eine ächte Baueigenthümlichkeit des Rundbogenstyls. Im Innern ist der Chor sehr verbauet, jedoch hat die Nordwand noch Spuren von Fenstern im Uebergangsstyl. Nach diesen Eigenthümlichkeiten wird der Chor spätestens 1230 bis 1240 erbauet sein.

Das Schiff, welches den Charakter des 14. Jahrhunderts trägt, hat Strebepfeiler. Es ist 3 Gewölbe lang und 2 Gewölbe breit. Es hat daher die Eigenthümlichkeit, daß die 3 Pfeiler, welche die Gewölbe des Schiffes tragen, in der Mitte der Kirche stehen, die Kirche also in zwei Schiffe scheiden. Diese seltene Bauweise ist bisher nur an den Kirchen zu Schlagsdorf, Ankershagen und Schwinkendorf beobachtet; vgl. Jahresber. VII, S. 64, und VIII, S. 124 u. 127.

Der Thurm ist jünger. Auf einem nicht ganz regelmäßig behanenen Steine, welcher an der Westseite neben der Pforte eingemauert ist, steht die schon etwas verwitterte Inschrift:

Inschrift

Das letzte Wort ist nicht mehr mit Sicherheit zu lesen. Jedoch ist so viel gewiß, daß nach der Jahrszahl, welche noch klar ist, der Thurm im J. 1445 gegründet ward.

An Mobiliar hat die Kirche noch einen aus dem 15. Jahrhundert stammenden geschnitzten Altar, welcher in der Mitte ein Marienbild, an jeder Seite derselben 6 Gruppen in ziemlich guter Arbeit hat.

G. C. F. Lisch.