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:
des
von
Dr. Friedrich Carl Wex,
zweitem Secretär des Vereins.
Elfter Jahrgang.
In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung zu Rostock und Schwerin.
Schwerin, 1846.
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Gedruckt in der Hofbuchdruckerei in Schwerin.
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am 11. Julius 1846.
N ach den einleitenden Worten des Herrn Präsidenten hielt Herr Archivar Lisch, welcher den auf einer Reise abwesenden zweiten Secretär mit freundlicher Gefälligkeit vertrat, folgenden Vortrag:
"Nach den Grundgesetzen unserer Gesellschaft ist der heutige Tag dazu bestimmt, die gesammte Thätigkeit des Vereins in Einem Puncte zusammenzufassen"; es thut dem Gemüthe wohl, von Zeit zu Zeit in die Vergangenheit zurückzuschauen, einen vergleichenden Blick auf die Bestrebungen Anderer zu werfen, um für die Zukunft das Ziel des Ringens immer höher und sicherer zu stecken, damit das Bemühen nicht allein für die Gegenwart, sondern auch für die Folgezeit von möglichst dauerndem Werthe bleibe und die Segnungen im Gefolge habe, dessen sich jedes geistige Werk erfreuen soll. Es ist dies grade dann um so mehr Noth, wann die eigenen Bestrebungen von außen her zur Beurteilung gezogen werden.
Dies führt uns zunächst auf die Betrachtung unserer Verhältnisse nach Außen. Grade in dem verflossenen Jahre ist die Stellung der geschichtlichen Gesellschaften Deutschlands mehr als je zur Sprache gekommen. Die historischen Vereine Deutschlands mehren, sich alljährlich und blühen alle; dies ist ohne Zweifel Folge eines tiefen geistigen Bedürfnisses. Und doch ist grade in den allerneuesten Zeiten den Vereinen der Vorwurf gemacht, daß sie auf die allgemeine Geschichte Deutschlands nicht den Einfluß ausübten, den man von so großen Mitteln zu erwarten berechtigt sei. Ich glaube, man macht den historischen Vereinen diesen Vorwurf mit großem Unrecht; mit noch größerm Rechte könnte man vielen Geschichtschreibern den noch größern Vorwurf machen, daß sie die Quellenforschung der Vereine nicht mit der Gewissenhaftigkeit benutzen, welche man mit Recht von ihnen fordern könne: es giebt nichts Schwächlicheres, als Geschichte nach traditionellen Ansichten oder vorgefaßten Hypothesen construirt. Abgesehen von dem unberechenbaren Nutzen, welchen historischer Sinn und historische Thätigkeit auf den Geist derer ausübt, welche in den verschiedensten Stellungen an den Rudern
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des Staates stehen, da in geistigen Kreisen allein die Wissenschaft jung und stark erhält, fragt es sich wesentlich, was die Vereine selbst wollen. Sie wollen zunächst nichts weiter, als die geschichtliche Entwickelung der Zustände in engern Kreisen aus den Quellen ergründen, um das Interesse zu befriedigen und die wissenschaftliche Tüchtigkeit am sichern Stoff zu stärken. Sie wollen Provinzielles, sie wollen das nahe Liegende erforschen; und da kann oft für ein Land sehr, sehr vieles von der allerhöchsten Bedeutung sein, was auf ein Geschichtscompendium nicht den mindesten Einfluß ausübt. Die Vereine müssen allerdings unter dem Einflusse der Wissenschaft stehen und völlig und eben so mit ihr vertraut sein, wie jeder andere Schriftsteller; aber es ist damit nicht gesagt, daß die Vereine einen sichtbaren Einfluß auf die allgemeine Wissenschaft ausüben sollen. Die Erforschung und Erhellung des Provinziellen ist das Ziel der historischen Vereine, und zwar Sammlung des Details; dies ist dem Einzelnen nicht möglich, es sind dazu viele Augen und Hände notwendig. Zur Bearbeitung des Allgemeinen bedarf es keiner großen Gesellschaft; der Schriftsteller bricht sich hier mit seinen Ideen schon selbst Bahn, ohne Andere viel zu fragen. Aber grade in dem Streben nach der Erforschung des Einzelnen liegt das Palladium deutscher Freiheit in der Wissenschaft, welche das Vaterland groß und kräftig gemacht hat und es bewahren wird vor Schmach und Verfall, da Hunderte, ja Tausende von Männern stark geworden sind an dem Borne deutscher Wissenschaft, wenn sie auch ihr Einzelnstreben nicht zu einem allgemeinen erheben wollen. Dieses Palladium, die Freiheit der Geister in deutscher Geschichts=, Sprach= und Rechtsforschung, müssen wir schützen, und bewahren, damit das Vaterland vor Verflachung und Versumpfung geschützt bleibe.
Es ist daher von den historischen Vereinen noch jetzt kein sichtbarer, großer Einfluß auf die deutsche Wissenschaft, es ist von ihnen noch keine Umwälzung in dieser, welche auch wohl nicht begehrt wird, zu erwarten. Aber der Einfluß wird sich dennoch zeigen, wenn erst die Vereinsbestrebungen von Einzelnen zu allgemeinen Uebersichten verarbeitet werden, und die Geschichtschreiber erst bequem leitende Fäden durch die Labyrinthe der Gräber und Archive besitzen. Bis dahin, daß diese Saat reift, möge man sich des Ackerns und Säens freuen; reifen wird sie; es wird an Männern nicht fehlen, welche die Einzelnforschungen sichten und vereinigen. Einer und einige, ja viele können nicht Alles.
In Meklenburg sind wir schon so weit gekommen, daß wir theilweise die Früchte unserer Bestrebungen genießen können. Wir besitzen schon seit einigen Jahren manches allgemeinere Werk, welches die Forschungen unsers Vereins mit Erfolg ausgebeutet
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hat. In unsern Tagen ist von dem jüngern Boll zu Neubrandenburg ein Geognosie Meklenburgs und Norddeutschlands erschienen, ein überaus wichtiges und interessantes Buch, welches die Forschungen unserer Jahrbücher mit seltener Geschicklichkeit benutzt hat; aus einem solchen Buche allein kann man die Wichtigkeit, ja Unentbehrlichkeit der historischen Vereine, welche bis jetzt noch nirgends eine Staatsanstalt ersetzt, am klarsten erkennen. Von dem altern Boll ist eine Geschichte des Landes Meklenburg=Stargard unter der Presse und wird für den östlichen Theil des Landes allen historischen und rechtlichen Bedürfnissen abhelfen. Nur noch einige solcher Bücher, und Meklenburg hat von seinem Vereine schon reiche Frucht genossen, ohne daß darum seine Jahrbücher werthlos werden würden; denn jede Quellenforschung ist, wie jede Quelle, wenn sie nicht vernichtet wird, unversiegbar.
Dennoch sind in dem verflossenen Jahre ernste Anstalten gemacht, die Vereinsforschungen dem größern gelehrten Publicum näher zu führen. Zuerst ist durch die Mitwirkung der meisten deutschen Vereine von dem Vereine zu Darmstadt durch Walther ein Repertorium aller deutschen Geschichtsvereins=Schriften herausgegeben; man staunt über den dicken Band von Titeln einzelner Abhandlungen, welche die Vereine zum Druck befördert haben; genügt das bedeutende Werk zwar nicht allen Anforderungen, da der Stoff für eine Bearbeitung in kurzer Zeit zu groß ist und der Einzelne sich schwer in so viel Einzelnes mit Sicherheit hineindenken kann, so ist doch eine Uebersicht und ein Wegweiser für Geschichtsforscher und Geschichtschreiber gegeben. Dann haben sich in diesem Jahre die Vereine in Schmidt's Zeitschrift für Geschichtswissenschaft einen Vereinigungspunct gewählt, in welchem alle Vereinsbestrebungen ununterbrochen besprochen werden sollen. Das Unternehmen ist noch zu jung, als daß sich ein Urteil über die Erfolge abgeben ließe; wenn das Unternehmen, was nicht zu wünschen ist, scheitert, so scheitert es an dem Mangel kundiger und umsichtiger Mitarbeiter; denn die Arbeiter für Specialgeschichte geben gewöhnlich ihr Bestes doch zunächst ihrem Vereine und jedes fremde Blatt wird nur ein Echo der Rede sein. Es fehlt dem deutschen Vaterlande noch zu sehr an Männern, welche die Einzelnforschungen zu einem Ganzen zu vereinigen verstehen. Endlich aber mag die zu Michaelis d. J. zu Frankfurt a. M. angesetzte Versammlung der deutschen Sprache Rechts =, und Geschichtsforscher von mächtigem, dauernden Einflusse auf die deutsche Wissenschaft werden können, wenn die viel besprochene deutsche Einheit in diesen Forschern und ihrer Versammlung und ihrer Richtung es widerlegt, daß den Deutschen die Einheit für das Vaterland fehlt, es sei dann daß es in Gefahr sei."
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Erster Abschnitt.
Aeußere Verhältnisse des Vereins.
I. Mitglieder.
1) N ach dem vorjährigen Berichte betrug die Zahl der Mitglieder 392. Von diesen sind im Laufe des Jahres 4 gestorben:
Neun Mitglieder sind ausgetreten und drei sind wegen nicht gezahlter Beiträge als ausgeschieden zu betrachten, so daß ein Bestand blieb von 376 Mitgliedern. Dagegen sind 26 Mitglieder neu beigetreten; mithin zählt der Verein heute 402 ordentliche Mitglieder. Neu beigetreten sind:
Herr Hoffschläger auf Weisin,
- Förster Kannengießer zu Glambeck,
- Hoftheater=Director Görner zu Neustrelitz,
- Lieutenant von Pentz zu Neustrelitz,
- Lieutenant von Nettelbladt zu Neustrelitz,
- Lieutenant von Konring zu Neustrelitz,
- von Bülow auf Bäbelitz,
- Dr. med. Johannes zu Gnoien,
- Pastor Sperling zu Lübchin,
- Baron von Biel auf Zierow,
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Herr Graf von Bassewitz=Schlitz auf Burg=Schlitz,
- von Storch auf Wildkuhl,
- Graf von Bassewitz auf Bristow,
- von der Lühe auf Redderstorf,
- von der Lühe auf Gnewitz,
- von Bassewitz auf Dersentin,
- von Schuckmann auf Gottesgabe,
- Kammerherr von Buch auf Tornow,
- Kammerherr von Jagow zu Mirow,
- Lieutenant Julius von Bohlen zu Stralsund,
- Major und Kammerherr von Kardorff auf Böhlendorf,
- von Lowtzow auf Klaber,
- Domänenrath von Brocken auf Hohen=Luckow,
- Domherr von Levetzow auf Groß=Markow,
- Lehrer Meier in Schwerin,
- Landrath von Rieben auf Gahlenbeck.
2) Zu den bisherigen 55 correspondirenden Mitgliedern, welche uns mit Rath und That unterstützten, kamen hinzu durch Wahl von Seiten des Ausschusses:
3) Die Zahl der correspondirenden Vereine beträgt jetzt 35, indem in dem verflossenen Jahre mit der 35. Esthländischen literarischen Gesellschaft zu Reval Verbindung angeknüpft ward.
II. Finanzielle Verhältnisse.
Mit der wachsenden Zahl der Mitglieder und den sonst günstigen Verhältnissen haben sich auch die Finanzen unsers Vereins sehr günstig gestaltet.
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Vom l. Julius 1845 bis zum l. Julius 1846 betrug
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Schwerin, den 1. Julius 1846.
P. F. R. Faull,
p. t. Cassen=Berechner.
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Zweiter Abschnitt.
Thätigkeit des Vereins für die
Erreichung
seiner Zwecke.
I. Literarische Thätigkeit.
E in Blick in die vorliegenden Jahrbücher lehrt, daß wie früher, so auch in dem abgelaufenen Jahre der unermüdlichen Thätigkeit des Herrn Archivar Lisch der Preis gebührt. Derselbe berichtete in der Versammlung:
"Der Verein hat seine alten Arbeiter behalten, neue gewonnen und gegründete Aussicht auf vermehrte literarische Thätigkeit. Die Richtung der Forschungen ist im Allgemeinen dieselbe, wie früher, geblieben. Hören wir auf fremde, competente Stimmen, so können wir uns, so weit es das Streben nach Vervollkommnung erlaubt, einigermaßen beruhigen, um nicht auf Irrwege zu gerathen. Namentlich hat der Archivrath Dr. Erhard, ein urteilsfähiger und berufener Mann, jüngst in einer Beurtheilung aller Vereinsbestrebungen Deutschlands über unsern Verein folgendes Urtheil gefällt (in Westphäl. Jahrb. VII, S. 307):
In Meklenburg besteht ein Verein für Geschichte und Alterthumskunde, dessen Mittelpunct Schwerin ist, seit 1835, und seine Jahrbücher und Jahresberichte, die sich auch durch Regelmäßigkeit der Erscheinung auszeichnen, gehören zu dem Gehaltreichsten, was die Literatur auf diesem Felde zu Tage gefördert hat".
Geben wir uns aber mit Urtheilen dieser Art nicht zufrieden! Je mehr man die Masse des bearbeitenswerthen und noch nicht bearbeiteten Stoffes kennt, desto höher und schwerer erreichbar erscheint das Ziel. Noch ist viel zu thun auf dem Felde unserer Geschichte. Ganze Perioden, namentlich der neuern Zeit, sind noch wenig bekannt; die innere, bedeutende Geschichte unserer größern Städte liegt noch fast ganz unbeachtet in den Archiven und in der Kirchengeschichte ist noch viel aufzuräumen. Alles dies ist nicht durch Geschichtschreibung, sondern nur durch Quellenforschung zu erreichen. Es ist zu wünschen, daß sich bald Arbeiter finden mögen".
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II. Sammlungen.
Unsere Sammlungen haben sich, wie bisher, einer steten Vergrößerung zu erfreuen gehabt. Die bedeutendsten Verdienste um die Aufklärung des Alterthums haben sich, wie so manches Jahr vorher, wieder die Herren Pastor Ritter zu Vietlübbe, Baron Albrecht Maltzan auf Peutsch und von Kardorf auf Remlin erworben, welche, im Bunde mit den Beamten des Vereins, keine Gelegenheit zur Erweiterung der Kenntnisse ungenutzt haben vorübergehen lassen. Aber die Forschungen solcher Männer bedürfen noch immer großer Anerkennung des Vereins. Grade durch die Forschungen des abgelaufenen Jahres hat sich ergeben, daß noch viel, eigentlich die Hauptsache zu thun übrig ist. Zwar sagt Worsaae zu Kopenhagen, einer der bedeutendsten jüngern Alterthumsforscher, welcher im vorigen Jahre den ganzen mittlern Continent zur Förderung der heimischen Alterthumskunde bereiste und auch in Schwerin war, in seiner so eben erschienenen Schrift: "Ueber den Stand der nationalen Alterthumskunde in Deutschland", daß die Sammlungen zu Schwerin von allen vaterländischen Sammlungen Deutschlands den größten wissenschaftlichen Werth haben, aber unsere eigenen Forschungen belehren uns, daß, so wichtig auch große Sammlungen sind, es mit dem Aufspeichern von Alterthümern allein nicht gethan ist. Viel wichtiger sind fortgesetzte Aufgrabungen und Forschungen an Ort und Stelle, - unsere stets und überall willkommenen Berichte in den Jahrbüchern. Ein neuer Fund bei Plau, der ein unverbranntes Gerippe in hockender Stellung mit lauter Geräthen aus Knochen enthielt, scheint auf ein bisher unbekanntes Autochthonen=Volk zu deuten, welches der dunklen Steinperiode voraufging. Die Steinperiode ist, trotz der vielen Steinkeile in den Sammlungen, in seinem Wesen noch dunkel genug. Und die Aufdeckung des in den vorliegenden Jahrbüchern beschriebenen und abgebildeten Kegelgrabes von Peccatel bei Schwerin, in welchem sich, neben dem früher aufgedeckten Grabe mit dem Bronzewagen, ein ganzer Altarbau zeigte, führt uns unwillkührlich darauf hin, daß wir mit der größten Aufmerksamkeit mehr Nachgrabungen zu veranstalten, als Alterthümer zu sammeln haben. Ueberdies hat die Erfahrung gelehrt, daß bei den günstigsten Gelegenheiten der Unverstand am meisten vernichtet. In keinem Jahre sind so viel Kunststraßen und Eisenbahnen in Meklenburg, und zwar durch notorisch alterthumsreiche Gegenden, gebauet, als in dem verflossenen, und zu keiner Zeit sind vom Straßenbau so wenig Alterthümer in unsere Sammlungen ge=
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kommen, als grade in diesem Jahre, trotz aller persönlichen Bemühungen und alles Briefwechsels, trotz aller Versprechungen und Anerbietungen. Es hilft in Wahrheit zur Förderung historischer Studien nur die eigene Bemühung.
Eine neue Seite der Alterthumsforschung hat jedoch in dem verflossenen Jahre ihre Begründung gefunden, ich meine die comparative Alterthumsforschung, welche zur Aufklärung und Fortführung der vaterländischen von dem größten Interesse ist. Schon früher war einiges aus der Lausitz, aus Rügen u. s. w. erworben. Das königl. niederländische Museum zu Leyden sandte eine Reihe von charakteristischen vaterländischen Alterthümern aus den Niederlanden in Gypsabgüssen an das großherzogliche Antiquarium. In dem verflossenen Jahre schenkte der Hr. Inspector Beneke zu Pampow bei Teterow Urnen und Alterthümer aus Holstein und den Odergegenden. In den neuesten Zeiten ist uns durch die auf der letzten General=Versammlung angedeuteten Bemühungen des Hrn. Barons A. v. Maltzan auf Peutsch von dessen Oheim auf Duchnow . in Polen ein ganzer Fund mit Urnen und Bronzen aus einem Kegelgrabe in der Mitte Polens geworden, - ein Fund, welcher wegen der Seltenheit solcher ausgegrabenen Alterthümer selbst in jenen Gegenden und wegen der völligen Gleichheit mit den unsrigen von der höchsten Bedeutung ist und zu weiteren Forschungen in Polen und Rußland dringend auffordert. Wir besitzen aus Rußland begründete Nachrichten, daß die heimische Alterthumskunde dort noch gänzlich verlassen ist. Einen fast noch größern Schatz haben wir durch die aufopfernde Güte des Herrn Obristlieutenants von Sommer zu Kopenhagen, unsers correspondirenden Mitgliedes, gewonnen, indem derselbe uns zu wiederholten Malen mit Steinalterthümern aus Grönland, Nord =Amerika und West=Indien beschenkt und dadurch den Grund zu einer comparativen Sammlung gelegt hat, deren Erwerbung für uns mit so großen Schwierigkeiten verbunden ist und doch von so großem Interesse ist. Zur Erwerbung von Steinalterthümern aus Neuseeland ist uns Aussicht eröffnet. So ist in diesem Jahre ein Wunsch erfüllt, welcher noch im vorigen Jahre auf der General=Versammlung unübersteigliche Schwierigkeiten zu haben schien.
Zur Urkundensammlung schenkte der Hr. Advocat Lembcke zu Wismar die Original=Urkunden des in unserer Rechtsgeschichte so bekannten Rathes von Wopersnow über dessen Familie und dessen Güter in Meklenburg.
Ueber manches speciell Interessante werden unsere Jahrbücher weiter berichten.
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A. Bibliothek.
Die Bibliothek des Vereins ist im verflossenen Jahre wieder um 89 Nr., meist aus freiwilligen, von vielen Seiten her freundlich dargebrachten Gaben bestehend, vermehrt worden. Sie umfaßt nunmehr nahe an 1600 Bände, deren bei Weitem größerer Theil der neueren deutschen historischen Literatur angehört.
Die Aufstellung der Bibliothek, so wie die Bearbeitung der Kapsel=Sammlungen ist nach einem wissenschaftlichen Ordnungssystem, mit besonderer Berücksichtigung der historischen Hülfswissenschaften und der deutschen Staatengeschichte, durchgeführt.
Das Binden und Heften der Bücher ist nunmehr so weit vorgeschritten, daß hier wenig mehr nachzuholen übrig bleibt, und die auf diesen Zweig verwandten Kosten sich künftig ansehnlich verringern dürften.
Die Benutzung der Bibliothek findet theils mittelst eines hier im Orte bestehenden Lesezirkels statt, welcher im Laufe des letzten Jahres neben mehreren norddeutschen Vereinsschriften auch solche aus Baiern und Baden, so wie aus Dänemark zur Ansicht gebracht hat, theils durch fortgehende Mittheilung und Verabfolgung solcher Bücher, welche zu besonderen, im Interesse des Vereins betriebenen Studien einzelner Mitglieder, wie der Herren Pastor Boll zu Neubrandenburg, Pastor Masch zu Demern, Lehrer Masch zu Neu=Ruppin und Pastor Ritter zu Vietlübbe, verwandt werden.
Der Jahrescatalog der Bibliothek wird nach einer systematischen, der Aufstellung der Bücher entsprechenden, Ordnung fortgeführt, und in Ueberdrücken als ein selbsständiges Verzeichniß zur Benutzung für einzelne Mitglieder gesammelt.
Verzeichniß
der in dem Vereinsjahre 1845/46 erworbenen
Bücher,
wissenschaftlich geordnet.
I. Aeltere Drucke.
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b) Dialogus beati Gregorii pape eiusque diaconi Petri, in quatuor libros diuisus, de vita et miraculis patrum italicorum etc. (In fine) Imp. Lugduni 1516. 12. (Geschenkt vom Hrn. Hofbuchbinder Jahn hies.)
II. Allgemeine und classische Alterthumskunde.
III. Münz= und Wappenkunde; Geschichte der neuern Ritterorden.
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beatus ab Heideken, descripsit A. de Rauch. Berolini 1845. 8. (Geschenk des Hrn. Dr. Köhne.)
IV. Sprachkunde.
V. Kunst= und Literaturgeschichte.
VI. Sammelwerke und allgemeine Geschichte.
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VII. Russische Ostseeländer.
VIII. Schweden.
IX. Dänemark.
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X. Die Schweiz.
XI. Deutschland.
XII. Deutsche Landesgeschichte.
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A. F. W. Glöckler,
Bibliothekar des Vereins.
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B. Alterthümer.
a. Aus der Zeit der Hünengräber.
1 Streitaxt aus Hornblende, 8 " und 2 1/2 " hoch und breit, gefunden zu Gr. Gischow bei Bützow, an der vietzer Grenze, 4 Fuß tief in einem kleinen ausgemoddeten Teiche am Fuße des sogenannten Persepol=Berges, geschenkt von dem Herrn Drosten von Meerheimb auf Gischow. Einige Fuß von der Stelle des Fundes fand sich ein vollkommen erhaltener, gut gelegter Steindamm. In einer Mergelgrube auf der Höhe des genannten Berges wurden im Winter 1844/5 zwei menschliche Gerippe gefunden.
[Aufsatz]Feuersteinkeil von Krevtsee,
R. A. Stavenhagen, an zwei Seiten geschliffen, geschenkt von dem Herrn Reichsfreiherrn A. v. Maltzan auf Peutsch.
[Aufsatz]Feuersteinkeil von Moltzow.
Zu Moltzow, R. A. Stavenhagen, ward ein ganz roh zugehauener und noch nicht bearbeiteter Feuersteinkeil gefunden und vom Hrn. Reichsfreiherrn A. v. Maltzan auf Peutsch geschenkt.
1 Keil aus Feuerstein, 7 " lang, nicht geschliffen, überall roh zugehauen, jedoch an den Rändern regelmäßig abgekantet, im Winter 1844 neben 5 andern, von denen 2 von gleicher Beschaffenheit, die übrigen geschliffen und kleiner waren, in einer zu Knese bei Sülz gehörenden, zwischen Schulenberg und Knese liegenden, längs den Recknitz=Wiesen sich hinziehenden Landwiese, Namens "Hafdick", 300 Schritt von einem alten, "Staubburg"genannten Burgplatze, dicht am Acker, 3 Fuß tief, auf festem Grunde, beim Graben von Wiesenerde gefunden und vom Herrn Pensionair Tack zu Kl. Methling geschenkt.
[Aufsatz]Feuersteindolch von Rehna.
Im Sommer 1845 ward auf dem städtischen Moor zu Rehna 2 1/2 Fuß tief im Urtorf, der an der Fundstelle ungefähr 7 Fuß tief steht, ein Dolch von geschlagenem Feuerstein, 7 1/2 " lang, mit viereckigem Griffe, in schiefer Richtung mit der Spitze gegen den Boden gekehrt gefunden und von dem Herrn Burgemeister Daniel zu Rehna dem Vereine geschenkt. Das Moor führt den Namen Mühlenbruch; in demselben ward beim Bau der schwerin=lübecker Chaussee dicht vor der Stadt auf dem Wege nach Lübeck beim Brückenbau das Grundwerk einer Wassermühle gefunden, von deren Dasein die ältesten Leute nichts wissen.
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Ein spanförmiges Feuersteinmesser,
zerbrochen, gefunden in den neuen Anlagen auf dem Halse bei Schwerin am großen See, unfern Zippendorf, geschenkt vom Herrn Hofmusikus Bötticher zu Schwerin; vgl. Jahrb. X, S. 280.
1 kleiner Schleifstein aus Schiefer, gefunden in dem Garten des Herrn von Kardorf auf Remlin zu Gnoien, geschenkt von demselben.
1 Keil aus Feuerstein, 7 " lang, roh zugearbeitet und nicht geschliffen, gefunden zu Drüsewitz;
1 Keil aus Feuerstein, 6 " lang, dick, geschliffen, gefunden zu Dargun;
1
Keil
aus Feuerstein, 3 " lang,
geschliffen, gefunden zu Dargun:
Geschenke des
Herrn von Kardorf auf Remlin zu Gnoien.
1 Pfeilspitze aus Feuerstein, gefunden bei Stavenhagen, geschenkt von dem Herrn von Kardorf auf Remlin zu Gnoien.
1 spanförmiges Messer aus Feuerstein, gefunden zu Kleverhof bei Dargun, geschenkt von dem Herrn von Kardorf auf Remlin zu Gnoien.
1 Keil aus Feuerstein, zur untern Hälfte vorhanden, gefunden bei Teterow, geschenkt von dem Herrn Maurermeister Zink zu Teterow.
1 Streithammer aus Hornblende, gefunden zu Wohrenstorf, geschenkt von dem Herrn Maurermeister Zink zu Teterow.
1 Keil aus hellgrauem Feuerstein, groß und stark, 9 " lang und 3 " breit, geschenkt von dem Herrn Baumann A. Scherff zu Tessin auf dessen Acker auf dem gramsdorfer Felde der Stadtfeldmark Tessin, auf welchem Hünengräber nicht selten sein sollen.
1 Schmalmeißel aus Feuerstein, gefunden auf der Feldmark der Stadt Tessin, geschenkt von dem Herrn Schneiderältermann Kruse zn Tessin.
1 Keil von dem Erbzinsmann Kulz in Hohenkirchen, auf dem Felde daselbst gefunden, übergeben durch Herrn Landbaumeister Hermes.
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1 Pfeilspitze aus Bronze, mit zwei Widerhaken, gefunden bei Stavenhagen, geschenkt von dem Herrn von Kardorf auf Remlin zu Gnoien.
1 Bügel aus Bronze, unbestimmten Zweckes, aus der Werkstätte des Kupferschmieds Stolzenburg zu Gnoien angekauft und geschenkt von dem Herrn von Kardorf auf Remlin zu Gnoien.
Framea von Helm.
Auf dem Felde des Dorfes Helm bei Wittenburg fand ein Hauswirth ein Framea mit Schaftrinne und verkaufte sie in Wittenburg. Der Herr Amtshauptmann Ratich zu Wittenburg gewann sie durch Kauf wieder und schenkte sie dem Vereine.
1 Heftel mit Spiralplatten aus Bronze, jedoch nur in der Nadel und einem Reste des Bügels vorhanden, gefunden zu Brahlstorf bei Boizenburg, geschenkt von dem Herrn Sanitätsrath Richter zu Boizenburg.
1 Heftel mit zwei Spiralplatten aus Bronze, geschenkt von dem Herrn Candidaten Lorenz zu Schwerin.
1 Knopf aus Schiefer, gefunden bei Alt=Gaarz am Meeresstrande, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow.
Ein kleiner Bauerschuh , aus Messingblech, mit großer Schnalle, 4 " lang, gefunden zu Müritz bei Ribnitz, geschenkt von dem Herrn Premier=Lieutenant Baron v. Stenglin zu Schwerin.
1 Sporn aus Eisen mit großem Stachelrade, gefunden zu Dobbin bei Krakow, geschenkt von dem Herrn von Kardorf auf Remlin zu Gnoien.
Ein eiserner Sporn mit einem viereckig zugespitztem Stachel statt des Rades, gefunden beim Aufwerfen eines Grabens zwischen Pisede und Jettchenshof, geschenkt vom Herrn Dr. Gesellius zu Malchin.
Eine eiserne Axt von ungewöhnlicher Form, gefunden in einem Garten bei Boizenburg, geschenkt von dem Herrn Uhrmacher Sevecke.
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Jagdmesser von Gr. Grabow.
Bei Anlegung der Chaussee von Güstrow nach Plau ward zu Gr. Grabow einige Fuß tief im Lehm ein dolchartiges Jagdmesser oder ein Dolch mit eiserner Klinge und messingenem verzierten Griffe, dem jedoch schon der Knopf fehlt, gefunden und von dem Herrn Carls auf Gr. Grabow dem Vereine geschenkt.
Ein Jagdmesser
oder Dolch von Eisen, geschenkt von der Frau Senatorin Schultz zu Rehna.
[Aufsatz]Quarzkugel von Plau.
An dem sogenannten Weinberge bei Plau ward beim Kiesgraben für die Chaussee eine 1 1/4 " im Durchmesser haltende Kugel aus undurchsichtigem weißen Glase gefunden, mit einem blau gefärbten Streifen als größtem Kreise und auf jeder Seite mit 2 braun=rothen Streifen umgeben. Der Verein erhielt sie als ein Geschenk des Herrn Candidaten Kossel. Wahrscheinlich stammt sie aus dem Mittalter.
Ein gelb glasurtes Löwenbild aus gebranntem Thon, 5 1/2 " hoch, und in der vorderen Hälfte vorhanden, gefunden bei dem alten Burgplatze von Ankershagen, geschenkt von dem Herrn Lehrer Dühring zu Ankershagen.
Ein in Holz geschnitztes von plessensches Wappen , darunter mit der Inschrift B. v. P. und darüber 1564, geschenkt von dem Herrn Organisten Bruhns zu Klütz,
ein in Holz geschnitztes von penzsches Wappen , darunter mit der Inschrift A. v. P. und darüber GWBE, geschenkt von dem Herrn Kammer=Ingenieur von Cossel zu Klütz.
Beide Wappen standen früher an den Seitenwänden eines Kirchenstuhls in der Kirche zu Klütz (vgl. Jahresber. VIII, S. 142), sind jedoch bei der jüngst vorgenommenen Restaurirung der Kirche verworfen, mit dem alten Holze verkauft und von den Gebern demnächst wieder erworben.
[Aufsatz]Zur Naturkunde.
6 seltene Versteinerungen, Austern, Ammonshörner ., gefunden zu Consrade bei Schwerin an der Höhe neben dem Störthale von dem Herrn Premier=Lieutenant, Baron von Stenglin zu Schwerin, geschenkt von demselben.
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C. Münzen.
Der Münzsammlung des Vereins waren nach dem vorigjährigen Bericht (X, Seite 24) bisher überhaupt 4667 Münzen zugekommen und jetzt hat sich diese Zahl auf 4848 gehoben; nämlich 560 Hohlmünzen, 24 goldne, 3246 silberne, 845 kupferne zweiseitige Münzen und 173 Medaillen und Schaustücke. Es ist dies Jahr keine Revision der Sammlung möglich gewesen, daher ist die Zahl der eingelegten Münzen nicht anzugeben. Eingetauscht wurden (aus der großherzogl. meklenb.=strelitzischen Münzsammlung) ein Fünfthalerstück des Herzogs Adolf Friedrich IV. und anderweitig eine kupferne Münze von Columbin; angekauft ward ein Rostocker Thaler von 1633, geschenkt sind in diesem Jahre 178 Stücke.
Als Geschenke empfing die Sammlung vom Hrn. Advocat Willbrand in Gnoien eine silberne, von Nürnberg auf das Reformations=Jubiläum 1717 geprägte, eigentlich runde Schaumünze, welche auf eine viereckige verzierte Platte gesetzt wird; vom Hrn. Pastor Nahmmacher in Peccatel 7 silberne Münzen, Schillinge von Wismar, Lübeck und Sechslinge von Lüneburg waren darunter und unter andern Kupfermünzen ein viereckiges Amulet mit hebräischen Buchstaben ( ); vom Hrn. Carls auf Grabow eine bremische Kupfermünze; vom Hrn. Pastor Ritter in Vietlübbe einen halben Reichsort des Herzogs Heinrich von 1525 (Evers p. 51, letzte Münze), eine englische Münze der Königin Elisabeth von 1571 (vgl. Appel II. 2, p. 524, No. 2.) und einen brandenburgischen Sechser von 1682; vom Hrn. Postinspector Tesch in Schwerin ein strelitzisches Viergroschenstück von 1764; vom Hrn. Dr. Beyer einen leichten Groschen des H. Friedrich (Evers p. 197, 3.) und 5 andere deutsche kleinere Münzen. Herr Pastor Zander in Woosten schenkte einen bremer Grot und Herr Buchhändler Marcus 2 große silberne Schaumünzen moralischen Inhalts, eine schwedische Prämienmedaille, ein hamburgisches Zweischillingstück von 1687 und 2 dänische größere Münzen des Königs Christian IV. Eine Krone von demselben König von 1619 und einen braunschweigischen Gulden von 1679 gab Herr Pensionair Thack in Kl. Methling; Herr Lieutenant von Bülow in Neustrelitz 2 silberne und 5 kupferne neue Münzen; Herr Lieutenant du Trossel daselbst 23 verschiedene Münzen, worunter eine Broncemedaille auf die Schlacht von Roßbach 1757 und eine bleierne auf die Theurung in Sachsen 1771 und 1772; Herr Lieutenant von Nettelbladt eine griechische 10=Leptu von 1837. Herr von Kardorff auf
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Remlin schenkte einen Doppeltschilling von H. Hans Albrecht, und Herr Graf von Hahn auf Basedow 9 Silbermünzen von meklenburgischen und benachbarten Münzstätten, wie sie im 16. Jahrhundert hier im Lande in Umlauf waren, und einen alten Jetton, welche an verschiedenen Orten in seiner Begüterung gefunden wurden. Herr Dr. Jenning in Stavenhagen, dem die Sammlung schon sehr viel verdankt, vermehrte sie in diesem Jahre um 35 Stück Silber= und Kupfermünzen verschiedener Länder und Städte, worunter die Krönungsmünzen des K. Leopold II. von Ungarn 1790 (Appel II, p. 923, No. 2.) und des Königs Michael von Polen (Köhler Münzbericht II, p. 395, Appel II, p. 691, No. 1.), eine venetianische Münze des Dogen Andreas Girti (1523 - 1538) (Appel IV, p. 1155, No. 3973), ein Schilling des Hochmeisters Winrich v. Kniprode (1352 - 1382) (Köhne Beiträge p. 29, No. 593) sich besonders auszeichnen. Herr Forstjunker von Wickede in Ratzeburg schenkte 4 Münzen, Herr Rector Römer in Grabow deren 6, neuern Ursprungs, Herr Felix von Borck in Kloster Malchow einen Schilling von Johann Albrecht von 1552, Herr Gillmeister in Schwerin 2 Jetton des Künstlers Maskenzuge in München 1840 und Herr Graf von Zieten auf Wustrau 3 Exemplare eines Solidus des Markgrafen Heinrich von Brandenburg († 1192), in Stendal geprägt, welche in Köhne's Beiträgen p. 3, No. 33 beschrieben ist. Vom Herrn Candidat Lorenz in Schwerin erhielt die Sammlung außer 3 dänischen Münzen (eine des K. Johann in Malmoe geschlagen hat Appel II, p. 492, 1.) einen Denar von Trajan mit der Umschrift: IMP TRAIANO AVG GER DAC P M T R P COS V PP um das links gebohrte Brustbild und auf der Rückseite unter S P Q R OPTIMO PRINCIPI eine behelmte Figur, die in der Rechten eine Lanze, mit der Linken auf der Schulter einen Dreizack hält. Herr Paster Vortisch in Satow schenkte einen Doppeltschilling des Herzogs Friedrich Wilhelm von 1704. Unter den 37 Münzen, welche der Herr Regierungs=Director von Oertzen schenkte, zeichnet sich besonders die broncene Denkmünze auf das Reformations=Jubiläum in Genf 1835, welche etwa 1 1/ 2 Pf. wiegt, durch Größe (4 1/2 Zoll Durchmesser) und Schönheit des Brustbildes des Joh. Calvin aus, schön gearbeitet sind auch 2 Denkmünzen von C. Girometti und A. Cerbara auf den Cardinal Hercules Gonsalvi von 1824; außerdem sind noch eine zinnerne Denkmünze auf die Wahl des K. Leopold II, von 1790, 2 Timpfgulden von 1764 und 1765, 2 rigaische Münzen von 1597 und 1599, eine elbingsche, eine schwedische des Königs Carl (1453 bis 1470) von Abo (Joachim Groschen=Cab. p, 64, T. II,
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No. 17.) und eine ansehnliche Suite schwedischer Kupfermünzen von 1760 - 1790 und eine mantuanische Silbermünze von 1702 hervorzuheben. Herr Archivar Lisch gab 3 Kupfermünzen, 2 mit eingeschlagenen schwedischen Stempeln, und Herr Apotheker Wilhelm in Gadebusch machte ein Geschenk mit einem Gulden von Anhalt von 1750, einem stollbergischen Jubilar=Drittel von 1717, einem Vierrealstück von Peru 1836, einer halben großbritannischen Krone von 1816 (v. Schultheß No. 1289.) und andern anhaltischen, braunschweigischen, sächsischen, dänischen und italienischen Münzen, zusammen 9 Stück.
G. M. C. Masch.
III. Verhandlungen der General=Versammlungen.
1. Wahlen. Die Herren Präsidenten erklärten sich bereit, ihre bisherige Stellung zu dem Vereine auch fernerhin beizubehalten. Die übrigen Beamten wurden durch Acclamation in ihren Aemtern bestätigt. Die Wahl von vier Repräsentanten erfolgte durch Stimmzettel. Der Ausschuß besteht jetzt aus folgenden Mitgliedern:
Se. Excellenz Herr Geheimeraths=Präsident und Minister von Lützow, Präsident des Vereins.
Herr Regierungs=Director von Oertzen, Vice=Präsident.
- Archivar Lisch, erster Secretär.
- Hofmaler Schumacher, Antiquar.
- Geheimer Canzleirath Faull, Rechnungsführer.
- Archiv =Registrator Glöckler, Bibliothekar.
Gymnasial=Director Dr. Wex, zweiter Secretär.
Herr Vice=Oberstallmeister von Boddien, Repräsentant.
- Archiv=Secretär Dr. Beyer, Repräsentant.
- ustizrath Kaysel, Repräsentant.
- Dr. Oldenburg, Repräsentant.
Aufseher der Münzsammlung: Herr Pastor Masch in Demern.
Aufseher der Bildersammlung: Herr Dr. Wedemeier.
2. Die Verhandlung der General=Versammlung betraf vorzüglich den höhern Orts angeregten Wunsch nach Bearbeitung der Geschichte des vorigen Jahrhunderts. Die Versammlung war
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der Ansicht, daß der Verein, wenn er auch die Erfüllung dieses Wunsches nicht gradezu übernehmen könne, doch die Bearbeitung von Monographien aus dieser Zeit möglichst befördern müsse, und wünsche, daß sich Männer finden möchten, welche sich dem Studium dieser wichtigen Zeit mit Gründlichkeit und Unpartheilichkeit hingeben könnten.