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VIII. Zur Naturkunde.

Rennthiere in Meklenburg.


Es dient nicht allein zur Förderung der einzelnen Zweige der Naturwissenschaft, sondern auch zur Belebung der Geschichte, wenn man weiß, welche Thiere in den ältesten Zeiten der menschlichen Cultur in den Ländern gelebt haben; es kann hiebei entweder von noch in den Ländern lebenden, oder von dort ausgestorbenen Thiergattungen die Rede sein: letztere mögen hier allein zur Sprache kommen. Daß das Elen und der Auerochs früher in Meklenburg gelebt haben, ist durch häufige Auffindung von Gerippen und Gehörnen, über welche auch unsere Jahrbücher wiederholt Bericht erstatten, außer Zweifel; in der deutschen Sage, z. B. in den Nibelungen, kommen beide Thiere auch noch als vorzügliche Jagdthiere vor. Ob das Rennthier in den deutschen Ostseeländern gelebt habe, ist eine bisher noch nicht bestimmt zu beantwortende Frage, da es noch sehr an Material zur Lösung derselben fehlt; es soll jedoch hiedurch die Frage mehr, als bisher geschehen ist, angeregt werden. Der Herr Professor Nilsson in Lund ist der Meinung, daß das Rennthier in alten Zeiten auch in Deutschland gelebt habe; er unterrichtete mich über den Unterschied der Geweihe ähnlicher Thiere, im Interesse der Wissenschaft dringend weitere Nachforschungen wünschend. Nach Vergleichung aller seit 10 Jahren zur Vereinssammlung eingegangenen Geweihe ist eines wohl unzweifelhaft ein Rennthiergeweih, nämlich das im Jahresber. III., S. 114 - 115 aufgeführte, zu Gerdshagen bei Güstrow 24 Fuß tief in der Modde gefundene halbe Geweih. Das Geweih ist ganz glatt, die 2 1/4 Fuß lange Stange ohne Zacken, außer in einer Höhe von 1/2 Fuß mit einem kleinen Auswuchse von ungefähr 3 Zoll Länge, und endigt ohne Verzweigung in eine jetzt abgebrochene Schaufel. Die völlige Glätte der Oberfläche des Geweihes spricht bestimmt für ein Rennthiergeweih.

G. C. F. Lisch.     

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