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Kegelgräber von Weisin bei Lübz.

Am 23. Juli 1845 theilte der Herr von Bülow zu Kuppentin mir die Nachricht mit, daß er bei Weisin mehrere Leute beim Ausbrechen von Steinen angetroffen habe, unter denen sie Bronzesachen gefunden hätten; er habe sich deshalb an den Herrn Hoffschläger auf Weisin gewandt, welcher sogleich die vorhandenen Alterthümer an sich genommen, die Arbeiter von dem Steinausbrechen wegbeordert habe und mich nun ersuche, dahin zu kommen, um im Interesse des Vereines nähere Nachforschungen anzustellen. Nachdem ich mich dahin begeben und durch weiteres Nachforschen, unterstützt durch den unermüdlichen Eifer des Herrn Hoffschläger, noch einige von den Leuten verheimlichte Stücke der Alterthümer herbeigeschafft hatte, händigte mir der Herr Hoffschläger die Bronzesachen gütigst für den Verein ein und verhieß für die folgenden Tage eine hinreichenden Anzahl Arbeiter zu weiteren Nachgrabungen zu stellen. Leider sind aber sämmtliche Sachen, mit Ausnahme der Armringe, von den Arbeitern zerbrochen, welche stets Gold gefunden zu haben glauben oder doch sehen müssen, wie solche Sachen inwendig aussehen! Bei der nun erfolgenden Aufgrabung waren der Herr von Bülow und der Herr Hoffschläger beständig mit der lebhaftesten Theilnahme gegenwärtig. Die früher schon abgetragenen Kegelgräber, in denen die Sachen gefunden waren, liegen auf einer Erhebung, die sich von Süden nach Norden wie ein kleiner Bergrücken erstreckt, besonders aber nach Osten sich abdacht, nahe an dem Wege von Weisin nach Gallin, auf dem sogenannten Tannenkampe.

Kegelgrab Nr. 1.

Dieses Grab zeigte einen Durchmesser von 50 Fuß und eine Axenhöhe von nur 3 1/2 Fuß, aufgetragen aus Sand und Lehm, woraus auch der Boden umher besteht. Er hat den Namen Silberberg 1 ) und ist in der Mitte schon früher von Schatzgräbern durchwühlt. Der Steinkreis am Umfange war


1) Auch bei Lehsen giebt es einen Silber= oder Goldberg, ein Kegelgrab, zur Fuchshütte eingerichtet.
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noch vollkommen vorhanden, theilweise aber von der Erde verschüttet. Beim Ausgraben dieser Steine hatten die Arbeiter in dem südlichen Theile des Hügels ein Steinlager von gewöhnlichen Dammsteinen, etwa 6 Fuß lang von Osten nach Westen, 3 Fuß breit und 2 Fuß hoch gefunden und unter denselben folgende Sachen aus Bronze, mit edlem Roste bedeckt:

eine Handberge, deren Spiralen 3 3/4 " breit sind, von der stets vorkommenden Form und Verzierung, wie Jahrb. IX, S. 329;

zwei Handringe, 3 und 2 1/2 " weit; in dem einen derselben steckten 2 Fragmente von Knochen vom Arme, 4 Zoll lang;

ein kleinerer Ring aus viereckigem, starken Drath, offen, 2 und 1 3/4 " weit;

Fragmente von kleinen Ringen aus dünnem Drath;

ein gewundener Halsring von gewöhnlicher Form, mit über einander fassenden Häkchen an den Enden, 6" weit, und ein ähnlicher Halsring, jedoch viel feiner und enger gewunden.

Nachdem die Stelle wiederholt durchsucht war, schritten wir von hier aus weiter vor und deckten das ganze Grab auf innerhalb des Steinringes. Etwa 16 Fuß vom südöstlichen Rande nach der Mitte hin war ein kleiner Steinhügel, unter welchem sich aber nichts fand. Grade am östlichen Rande nahe am Steinringe lagen Scherben von Urnen mit etwas Asche zwischen dem Sande. Sowohl nach der Masse, der Oberfläche und der Farbe, als nach den Verzierungen gehören die Scherben zwei Urnen an. Beide aber zeichnen sich durch fortlaufende, auf dem Rande eingegrabene, eigenthümliche Charaktere aus, welche sich in Meklenburg noch nie auf Urnen gefunden haben. Die eine Urne, welche von feinerem Thon und hellbrauner Farbe ist, hat unter dem Rande fortlaufend dieselbe, hier abgebildete

Verzierung
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Verzierung, welche immer je zwei durch eine etwas schräge liegende Säule von kurzen, horizontalen, durch Stiche gebildeten Linien getrennt sind. Die andere Urne, welche mit mehr Kies gemischt und von dunklerer Farbe ist, hat unter dem Rande fortlaufend und ohne Trennung die hier abgebildete Verzierung:

Verzierung

Ob diese Charaktere nun bloße Verzierungen sind, oder ob sie tiefere Bedeutung haben, läßt sich jetzt schwerlich bestimmen; jedoch schien eine Abbildung derselben nothwendig. Die erstere Urne hat in der Mitte des Bodens unten eine runde Vertiefung von ungefähr 1" Durchmesser, welche beweiset, daß sie frei auf dem Daumen gedreht ist. Dem Anscheine nach stand ein drittes Gefäß an derselben Stelle, indem sich ein dünnes, stark gebogenes, mit einem kleinen Loche durchbohrtes Stück von einem Rande vorfand, welches zu keiner der andern Urnen gehören kann. In der Mitte des Hügels war ein Steinhaufen Von 12 Fuß Länge in der Richtung von Osten nach Westen und von 8 Fuß Breite. Die Steine waren gewöhnliche Dammsteine; doch die am Rande und in der westlichen Hälfte waren etwas größer. Die Höhe des Steinhaufens war etwa 2 bis 2 1/2 Fuß. Unter diesem Haufen war eine mit kleineren Dammsteinen belegte Fläche von 6 Fuß Länge und 3 Fuß Breite, bedeckt mit einer Lage von Asche und Kohlen ungefähr 1/4 Zoll dick. Die Mitte dieser Brandstelle war nicht genau der Mittelpunct des Grabes, sondern wich um 2 Fuß nach Norden ab. An Alterthümern fand sich nichts. Zwischen den größeren Steinen am westlichen Ende lag aber ein stark oxydirtes Hütchen. - Noch fand sich ohne Steine über dem Urboden nordöstlich von der Mitte gegen 16 Fuß entfernt eine Brandstelle, aber ohne weitere Alterthümer. Kohlen, besonders aus Erlen= und Eichenholz, lagen durch das ganze Grab zerstreut zwischen der Erde.

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Kegelgrab Nr. 2.

In nordwestlicher Richtung von dem vorigen Grabe etwas über 100 Schritte entfernt liegt ein anderes, aber schon früher fast ganz abgetragenes Kegelgrab. Außer dem Steinringe, der wie das vorige Grab einen Durchmesser von 50 Fuß zeigte, waren nur noch in der Mitte einige Steine gewesen, etwa 1/2 Fuß mit Erde bedeckt. Hier hatten die Arbeiter folgende Gegenstände aus Bronze gefunden:

zwei Handringe, 3 1/4 und 2 1/2 " weit, äußerlich stark geriefelt, wie Friderico-Franc. XXII, 9;

die Fragmente von 2 sehr starken, gewundenen Kopfringen;

das Fragment eines Diadems, wie Jahrb. IX, S. 333;

eine große Nadel mit einem platten Kopfe, der 2 1/2 " Durchmesser hat, und darunter mit vielen scheiben= oder ringförmigen Verzierungen, ganz wie die Friderico - Franc. XXIV, 1. abgebildete, nur daß sie 2mal drei Gruppen von drei Scheiben und eine in der Mitte von sechs Scheiben hat. Die Länge vom Kopfe bis zum Ende dieser Verzierung, mißt 6 3/4 " die vorhandenen Stücke der Nadel sind zusammen 12" lang; doch fehlt etwas in der Mitte, und mag die ganze Länge gegen 2 Fuß betragen haben.

Alle diese Sachen sind viel kräftiger und gröber gearbeitet, als die Alterthümer aus dem Grabe Nr. 1, und sind nicht allein mit tiefem grünen, sondern auch theilweise mit hochblauem Rost bedeckt.

Eine weitere Untersuchung des ganzen Grabes ergab durchaus keine weiteren Resultate.

Kegelgrab Nr. 3.

Ganz, nahe nördlich von den vorigen war ein Kegelgrab gewesen, ähnlich wie das vorige, bis auf einige Steine früher schon abgeräumt; es hatte auch gleichen Durchmesser. In der Mitte waren von den Arbeitern gefunden:

eine Handberge, ganz wie die im Grabe Nr. 1, doch fehlt etwas vom Bügel,

zwei Handringe, wie die im ersten Grabe gefundenen, und

ein Diadem mit zwei Reihen eingravirter Spiralwindungen verziert, ganz wie die in Jahrb. IX, S. 333, und im Friderico - Franc. X, 5. und XXXII, 2, dargestellten Diademe gebildet.

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Auch hier war eine weitere Nachgrabung fruchtlos. - Weiter nördlich scheinen noch 2 eben so große Kegelgräber gestanden zu haben, wie die ganze Beschaffenheit des Bodens, auch eine fast unmerkliche Erhebung desselben verrathen; es war aber keine Spur von Steinen zu finden und also auch keine Hoffnung vorhanden, hier noch Alterthümer zu entdecken.

Für eine weitere Nachsuchung und Aufdeckung von Gräbern auf seinem Gute hat der Herr Hoffschläger bereitwilligst seinen Beistand und seine gütige Mitwirkung zugesagt.

Vietlübbe im August 1845.

J. Ritter.