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VI.

Geschichte

der

Saline zu Sülten

bei Brüel,

von

G. C. F. Lisch.


D ie Saline zu Sülten ist, wenn auch die unbedeutendste im Lande, doch am längsten bekannt.

Schon bei der Stiftung des Antoniusklosters Tempzin bei Brüel am 7. Junii 1222 1 ) schenkte der Fürst Borwin demselben "eine Salzpfanne an dem Orte, an welchem Salz gesotten wird" ("sartaginem in loco, quo sal decoquitur"). Daß dieser Ort das von seiner Salzquelle so genannte Dorf Sülten 2 ) bei Brüel oder Sternberg sei, beweiset die bisher noch nicht gedruckte Bestätigung der genannten tempziner Stiftungsurkunde durch den Herzog Johann vom Sonntage Invocavit 1409, in welcher die Worte der Siftungsurkunde vom J. 1222 mit einigen Umschreibungen und Erläuterungen wiederholt werden und auch dem Kloster der Besitz "einer Salzpfanne an dem Orte bei Sternberg, wo Salz gesotten wird" ("cum vna sartagine in loco prope Sterneberch, vbi sal decoquitur"), versichert wird.

Im J. 1409 scheint also noch Salz zu Sülten bereitet worden zu sein.


1) Vergl. Rudloff Urk. Lief. Nr. II.
2) Von den Dörfern Sülten im Amte Schwerin und im Amte Stavenhagen ist keine Nachricht über Salzgewinnung vorhanden. Der Name des Dorfes Sülstorf ist ursprünglich Zülow und aus Zülestorf entstanden; vergl. Jahrb. I., S. 11.
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Dies sind aber auch alle Nachrichten über diese Saline aus dem Mittelalter.

Der Ort Sülten (Sulta) wird schon früh, vielleicht aus Veranlassung der Salzquellen, stärker als jetzt bevölkert gewesen sein, indem er eine eigene, in neuern Zeiten aufgehobene und mit andern nahen Pfarren verbundene Pfarre besaß. Schon im J. 1287 wurden Gr. und Kl. Görnow wegen großer Entfernung und schlechter Wege von der Pfarre Sülten genommen und zu Eikelberg gelegt und am Adventsonntage 1428 schenkte die Landesherrschaft das Patronat der Kirche zu, Sülten ("ecclesie parrochialis ville Sulte site prope opidum Brulis") dem Kloster Tempzin 1 ).

Mit der Säcularisirung des Klosters Tempzin um die Mitte des 16. Jahrhunderts verschwinden alle Nachrichten über die tempzinsche Berechtigung an dem Salzwerke; seit dieser Zeit beginnen auch erst die Nachrichten über den Besitz des Dorfes. Das in der Herrschaft Meklenburg liegende Gut war seit alter Zeit ein meklenburgisches Lehn im Besitze der Familie von Barner; eine der ältesten Nachrichten ist, daß Martin Barner auf Zaschendorf im J. 1512 aus seinem Dorfe und Gute Sülten ("tho der Szulte") 15 Mark Pacht an die H. Kreuz=Vicarei in der Kirche zu Brüel verpfändet.

Den klarsten Bericht über den Zustand des Salzwerkes giebt Johann Barner auf Zaschendorf, welcher eine Hälfte von Sülten besaß, in einer Vorstellung an den Herzog vom 28. August 1577, wenn er sagt:

"Nachdem meine liebe Voreltern vor langen und vndenklichen Jharen hero in irem Dorff Sültze eine Sahle, darauß sie Saltz gesotten, gehabt vnd derselbigen bei Zeitt ires Lebenns rausamb für das Ihre genutzt, gepraucht vnd erhalten; auch folgents vff mich alß iren lehenßfolger vnnd natürlichen Erbenn transferiret vnd vererbt, vnd aber ich dieselbige Sültze auch woll in geprauch genhomen, derselben genutzt vnd biß anhero gepraucht, doch befunden, daß sie vnnd ich biß anhero weinig nutzes dauon empfangen vnd die Sahle ghar geringe vnd mit wildem wasser belauffen vnd vntuglich geworden, also das ich bei meiner Zeitt vnd bei meiner gebrauchnus alle wegen der Bachen darzu geprauchen vnnd dermassen vnkosten darauff wenden müssen, daß solch werck den vnkosten nicht ertragen können".


1) Daher hat ein alter Altar in der Kirche zu Sülten auch noch die Bildsäule des H. Antonius.
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Johann Barner wünschte das Salzwerk zur Erhaltung desselben zu verbessern und neu einzurichten; da aber seine Vermögensumstände durch übernommene Bürgschaften und sonst so sehr gelitten hatten, daß es ihm an Geldmitteln dazu fehlte, so trat er, zur Verhütung des gänzlichen Verfalls, unter lehnsherrlicher Genehmigung am 26. August 1577 seinem Schwiegersohne Henning Ballich, zu Parchim wohnhaft, und dessen Frau die Saline auf Lebenszeit ab, unter den besondern Bedingungen, daß alle Bauten gemeinschaftlich übernommen, von dem ersten achtjährigen Ertrage die ersten Baukosten vorweg genommen und die Pfannen und Geräthe von Henning Ballich allein angeschafft werden sollten, dagegen Henning Ballich von dem Ueberschusse des ersten achtjährigen Ertrages den vierten Theil zu gewärtigen und demnächst überhaupt den vierten Theil des Gewinnes zu genießen und den vierten Theil der Besserungskosten zu tragen habe.

Johann Barner hatte sogleich nach diesem Vertrage

"mit beschwerlichen vncosten auß frembden landenn guete, erfarne arbeidtsleute erfurdert",

namentlich hatte er

"etliche fürtreffliche, berümbte Meister aus dem Lande zu Hessen vnnd andern orttern mit sehr grossen vnkosten holen"

und die Arbeit sogleich, schon vor dem 20. September 1577, beginnen lassen. Kaum aber war der Anfang gemacht, als sein Vetter Hans Barner auf Weselin, welcher die andere Hälfte des Gutes Sülten besaß, den Fortgang des Werkes hemmte. Johann Barner behauptete zwar, daß

"auf seinem grundt vnd bodden vor hundert vnd meher jaren außerhalb seines pauren koelgarte eine Saltzgrube oder Brun gewesenn, welcher etliche jare hero verfallenn gelegenn, er aber denselbenn von newenn wieder in seines Pawren kholgartenn anzurichten bedacht",

und sein Vetter wolle es nur aus Ungunst nicht gestatten, daß er den Graben durch einen Morast neben dem Kohlgarten so weit vertiefe, daß das wilde Wasser von der Saline ablaufen könne. Hans Barner behauptete dagegen, daß das Salzwerk mit Brunnen und Salzadern und der Morost beiden gemeinschaftlich gehöre und daß sie beide gemeinschaftlich schon vor 15 Jahren ein " Salzhäuselein" aufgebauet hätten. Auf Vermittelung lehnsherrlicher Commissarien stellte Johann Barner am 2. October 1577 eine bürgliche Caution unter Verpflichtung zum Einlager aus, daß er das Salzwerk wieder einreißen und

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seinem Vetter alle Schäden vergüten wolle, wenn er im Streit unterliegen sollte, und brachte die Saline völlig zu Stande, welche

"er jährligen vff kein geringes genießen"

konnte. Gleich darauf starb Johann Barner und sein ältester Sohn Joachim setzte das Werk fort. Hans Barner starb auch bald und eben so die Commissarien, und die Sache blieb dadurch stecken, so daß sie im J. 1583 noch nicht weiter gediehen war.

Ueber den Betrieb des Salzwerkes berichtete Joachim Barner am 9. Julii 1590,

"das derselbe brun vormagk 18 Tonnen Salz jherlich zu geben, welche den auch noch, nachdem das Baiesaltz teuer oder wolfeill, mehr oder weniger pro rata folgenn kontenn".

Joachim Barner wollte seinen Antheil in Sülten verpfänden und der Herzog Christoph war, bei seiner Liebe zur Chemie und bei der Nähe seines Amtes Tempzin, sehr geneigt, den Besitz zu erwerben; "Henning Balch" war auch nicht abgeneigt, seinen "dritten Theil am Sültzbrunnen" abzutreten: aber Joachim Barners jüngster Bruder Christoff, auf Bülow, wollte in keine Veräußerung der Saline willigen, bis nach halbjähriger Verhandlung am 25. Februar 1591 der Bescheid erfolgte, daß Chtistoph Barner entweder in die Veräußerung zu willigen oder das Gut für den höchsten Bot an sich zu nehmen habe. Doch auch dieser Handel scheint ohne Erfolg geblieben zu sein, und der Herzog Christoph starb im J. 1592; wenigstens ist im 17. Jahrh., während dessen das Gut fast immer verpfändet war, von der Saline gar nicht die Rede.

Im Anfange des 18. Jahrhunderts ging ein Theil des Gutes Sülten, und mit demselben die Salzquellen, in fürstlichen Besitz über.

Der Herzog Friederich Wilhelm ließ in seinem eifrigen Streben für die Beförderung der Gewerbe die Saline zu Sülten im J. 1710 wiederherstellen und mit neuen Gebäuden versehen. Die Ausführung des Werkes ward dem Baurath Anderich, welcher die Saline zu Conow in Pacht hatte (vergl. Oben S. 149), übertragen; Anderich starb aber zu Sülten während der Vollendung des Werkes am 5. Julii 1711 1 ). Darauf er=


1) Seine Wittwe berichtet am 7. Julii 1711, daß "der allwaltende Gott S. Hochfürstlichen Durchl. 16jährigen treuen alten Diener und Baurath Paul Andrichen den 5. Julii, da er in die 12 Wochen die Arbeit bei der neu anzulegenden Sültze treu und sorgfältig beobachtet, daselbst durch einen sanften Tod "abgefordert."
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hielt der Salzverwalter Berling auf der Sülze zu Conow neben dieser Saline auch die Saline zu Sülz in Pacht (vgl. S. 153). Das Salzwerk war noch im Jahre 1731 im Gange; jedoch klagte damals der Sülzverwalter Marckard, daß es bei der Saline und in deren Nähe durchaus an Holz fehle. Wahrscheinlich also wegen Holzmangels wird der Betrieb des Werkes bald aufgehört haben; denn gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts gab es nur noch Sagen von der Existenz der Saline. Denn Siemssen sagt in seiner vorläufigen Nachricht von den Mineralien Meklenburgs, Schwerin, 1792: "Zu Sülten, Amts Tempzien, sind auch noch zwei Salzquellen vorhanden. Alte Leute können sich noch erinnern, als man die Roßkünste und die Gradirwerke dort wegräumen mußte."

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