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I.

Die doberaner Genealogie

und

die parchimsche Genealogie,

von

G. C. F. Lisch.


D as nordöstliche Deutschland ist nicht reich an alten Chroniken; am reichsten sind noch Lübeck und Meklenburg: um so wichtiger und bedeutungsvoller ist jede, auch die geringste Vermehrung des Schatzes.

Die heimischen Original=Chroniken, welche Meklenburg aus seiner alten Urkundenzeit aufzuweisen vermag, lassen sich leicht aufzählen. Die älteste ist die wismarsche Chronik, eine kurze Aufzeichnung über wichtige Begebenheiten in den Jahren 1275 - 1278 in dem wismarschen Stadtbuche, von dem wail. Dr. Burmeister entdeckt und in Jahrb. III, S. 37 - 49 mitgetheilt. Hierauf kommt die interessante rostocker Chronik, von Schröter in Beiträgen zur meklenburgischen Geschichtskunde, 1826, Heft 1, Rostockische plattdeutsche Chronik von 1310 - 1314, herausgegeben. Ihr folgt die bedeutende mittelhochdeutsche Reimchronik des Ernst von Kirchberg, nächst den lübecker Chroniken die bedeutendste alte Chronik des nordöstlichen Deutschlands, vollendet im J. 1378, gedruckt in von Westphalen Mon. ined. IV. p. 593, jedoch in sehr schlechter Bearbeitung. Ergänzend und in sehr vielen Fällen für Meklenburg reine Quelle sind die großen, von Grautoff herausgegebenen lübecker Chroniken. Dies wäre ungefähr alles, was Meklenburg an alten, ungefähr gleichzeitigen Chroniken besitzt.

Gegenwärtige Blätter bezwecken die Mittheilung einer bisher unbekannten, wichtigen chronistischen Quelle, welche sich in zwei fürstlichen Genealogien, der doberaner und der parchimschen, offenbart und für die Genealogie und Chronologie, auch für viele bedeutende Begebenheiten sehr dankenswerte Aufschlüsse und Bestimmungen giebt.

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Die doberaner Genealogie.

Das großherzoglich=meklenburgische Geheime und Haupt=Archiv besitzt ein auf Pergament in klein Folio geschriebenes Diplomatarium der ältern Urkunden des Klosters Doberan. Dieses Diplomatarium ist im Anfange des 14. Jahrhunderts angelegt: von der ersten Hand, welche die meisten und die alten Urkunden geschrieben hat, sind noch mehrere Urkunden vom J. 1319 und einige vom J. 1320 geschrieben; eine zweite Hand hat 1337 - 1350, eine dritte Hand 1353 - 1358, eine vierte Hand sicher 1365, vielleicht noch 1376, eine fünfte Hand um 1374 einige Urkunden nachgetragen. Die ersten Blätter vor diesem Diplomatarium enthalten auf 6 vollen Seiten die unten mitgetheilte Chronik, welche von der vierten Hand des Diplomatars geschrieben und von einer andern Hand bis zum Ende fortgeführt ist.


Das Schicksal dieser Chronik bedarf einiger Aufklärung, um zu begreifen,. wie sie so lange habe verborgen bleiben können. Nach der im J. 1834 geschehenen Pensionirung des wail. Archivraths Evers fand sich das Diplomatarium unter den von ihm ausgelieferten Amtspapieren. Ich entdeckte in dem Diplomatarium alsbald die Chronik und beschrieb und benutzte sie zu der Abhandlung über Alt=Doberan in Jahrb. II, S. 9 flgd. Das Vorhandensein der Chronik war jedoch schon früher zu den Acten bekannt, ein Umstand, der hier nicht verschwiegen werden darf, um nicht einmal später Mißdeutungen ausgesetzt zu sein. Das doberaner Diplomatarium gehörte zu den Urkunden des Klosters, mit denen es nach dessen Säcularisirung im J. 1552 in fürstlichen Besitz gekommen war. Bei der Ordnung des Archivs im vorigen Jahrhundert war das Buch nebst manchen anderen Curiositäten und Seltenheiten in die besondere Obhut der Archivare Evers, des Vaters und des Sohns, genommen und daher bei der früher allgemein herrschenden Geheimhaltung des Archivmaterials nicht durch Andere, auch durch sie nicht bekannt geworden. Als sich bei der größern Entwickelung der historischen Thätigkeit des Verstorbenen Professors Schröter zu Rostock und dessen Zutritte zum großherzoglichen Archive ein Verhältniß zwischen ihm und dem wail. Archivrath Evers anknüpfen zu wollen schien, vertraute Evers dem jugendlichen Schröter auch das Geheimniß von der Existenz unserer doberaner Chronik. Schröter mochte in wissenschaftlichem Geiste wohl unwillig sein über die unnütze Geheimhaltung einer unschuldigen Geneologie und theilte

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das Geheimniß offen dem hochseligen Großherzoge Friedrich Franz mit, welcher, für die Geschichte des Vaterlandes, namentlich aber des Klosters Doberan, glühend und grade mit der Geschichte und Restaurirung von Alt=Doberan beschäftigt, am 10. Aug. 1825, einem bekannnten, ihm denkwürdigen Tage, dem Archivrath Evers befahl, die alte Chronik nach Doberan einzusenden. Evers mußte zwar dem Befehle gehorchen, bat aber, daß es ihm vergönnt sein möge, die Chronik herauszugeben, und daß sie nicht dem Professor Schröter "mitgetheilt" werde, falls er darnach "trachten sollte". Der Großherzog gönnte dem Archivrath Evers " billigerweise den Vorzug zur angemessenen Herausgabe der Chronik, empfahl ihm jedoch den unausgesetzten Betrieb derselben und forderte Anzeige, wie bald er neben seinen Amtsgeschäften sich zu einer solchen Herausgabe werde anheischig machen können". Evers entschuldigte sich darauf für die nächste Zeit mit überhäuften Dienstgeschäften und - die Chronik verschwand wieder in das geheimnißvolle Dunkel, um so mehr, da Schröter bald einer unheilbaren Krankheit unterlag. Die Chronik selbst kam erst nach Evers Pensionirung im J. 1836 und ihre eben erzählte neueste Geschichte erst nach seinem Tode im J. 1845 ans Licht.


Die Zeit der Abfassung der doberaner Genealogie läßt sich ziemlich genau bestimmen, sowohl nach der Handschrift, als nach den vorkommenden Begebenheiten und Jahreszahlen. Die Genealogie ist im Allgemeinen von zwei Händen geschrieben. Von der ersten Hand ist der größere Theil ohne Unterbrechung geschrieben und reicht auf 6 Seiten bis dahin, wo, nach dem J. 1363, die Genealogie des Herzogs Johann (IV.) I. von Stargard beginnt. Darauf folgt der Absatz: "Porro dominus Johannes, dux Magnopolensis et Stargardensis, frater domini Alberti, genuit quatuor filios, videlicet Johannem, Vlricum, Rodolphum et Albertum" in zwei Zeilen, mit der Randbemerkung: "Scribe vltra, si vis", von einer ganz andern Hand geschrieben; die Fortsetzung bis ans Ende, 2 Seiten lang, ist ohne Unterbrechung von einer zweiten Hand, wahrscheinlich derselben, welche den Absatz in zwei Zeilen begonnen hat, vielleicht auch von einer andern. Der erste Theil der Genealogie ist daher ungefähr gegen das J. 1370 geschrieben, jedenfalls nach dem Jahre 1363, da mit dieser Jahreszahl noch die Einführung des Königs Albrecht in Schweden am Schlusse von der ersten Hand aufgezeichnet ist. Viel später werden die Begebenheiten auch nicht niedergeschrieben sein, da der

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Fürst Johann IV. von Werle (= Goldberg), 1365 - 1375, als noch lebend (adhuc superstes) und eben so des Fürsten Nicolaus III. von Werle Söhne Lorenz (1361 - 1400) und Johann († 1377) als damals regierend (qui jam actu dominium patris sui tenuerunt) aufgeführt werden; auch lebte zur Zeit der Abfassung der Chronik noch der Fürst Bernhard von Werle († 1378), nachdem seine Kinder bereits geboren waren. Die in der Fortsetzung mit Jahreszahlen erwähnten Begebenheiten fallen in die Zeit von 1379 - 1398; diese unmittelbare Fortsetzung redet für die Originalität und Sicherheit der Chronik, so wie für die angegebene Zeit der Abfassung.

Mit diesen Ergebnissen stimmt denn auch der Umstand überein, daß die erste Hand der Genealogie sicher auch eine Urkunde vom J. 1365 in das Diplomatarium eingetragen hat und in diesem um das J. 1374 eine andere Hand erscheint.

Der zweite Theil der Genealogie von der zweiten Hand, welche sich in dem Diplomatarium nicht findet, wird in dem J. 1400 oder einige Jahre nach demselben abgefaßt sein. Erwähnt sind in demselben der Tod des Herzogs Albrecht 1379, der Tod seines Sohnes Heinrich 1384 (mit Jahreszahl), der Tod seines Sohnes Magnus 1385 (mit Jahreszahl), die Befreiung des Königs Albrecht 1395, der Tod des Herzogs Erich auf Gothland 1397 und zuletzt die Vermählung des Herzogs Johann III. 1398 und die Geburt seiner Kinder.

Was die Quellen der doberaner Genealogie betrifft, so sind sie bei dem großen Zeitumfange sehr verschieden. Der erste Teil der Aufzeichnungen von der ersten Hand ist ohne Zweifel größtentheils aus den ältern norddeutschen Chroniken geschöpft, wie die Genealogie selbst andeutet ("ut habetur in cronicis Saxonum et Slavorum"); der mittlere Theil hat seine Quelle ohne Zweifel in Aufzeichnungen und Urkunden des Klosters Doberan, wie es denn ausdrücklich heißt: "Isti eciam ecclesiam Doberanensem privilegio suo confirmauerunt", und ferner: "huius Pribizlavi privilegium habet ecclesia Doberanensis super villam Zolchelyn"; der letzte Theil der Aufzeichnungen von der ersten Hand, so wie alle Aufzeichnungen der zweiten Hand sind ohne Zweifel in den Büchern (Nekrologien etc. .) des Klosters Doberan auch niedergeschriebene Erlebnisse der Schreiber.

In Beziehung auf die nächste Benutzung der doberaner Genealogie läßt sich annehmen, daß Kirchberg (1378) sie zu seiner Reimchronik benutzt habe, wenn sie nicht gar während und in Veranlassung seiner Arbeit abgefaßt ist.

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Ueber die Chroniken der Klöster Dobbertin und Neuenkamp.

Bei der Beurtheilung der Quellenmäßigkeit der doberaner Genealogie muß hier aber noch ein anderer Gegenstand zur Sprache kommen, welcher in hohem Grade interessant ist. Nach der unten mitgetheilten merkwürdigen Urkunde 1 ) erschien am 4. Mai 1418 zu Wilsnack vor dem havelberger Bischofe Otto Rohr der Fürst Balthasar von Werle und producirte durch zwei Geistliche: Nicolaus Scharbow, Propst des Nonnenklosters Dobbertin, und Hermann Willer, Pfarrer an der S. Georgen=Kirche zu Parchim, zwei alte, den Cistercienserklöstern Dobbertin und Neuenkamp gehörende Handschriften, welche die Chronik des Fürstenhauses Werle enthielten und aus denen der Fürst bewies, daß er in grader Linie aus altem, königlichen Geschlecht stamme 2 ). Der Bischof Otto stellte an dem genannten Tage dem Fürsten Balthasar über die geschehene Nachweisung ein öffentliches Zeugniß aus, welches besonders an den Kaiser Sigismund gerichtet war. Der Bischof sagt nämlich, daß der durchlauchtige Fürst Balthasar, Herr von Werle ("Wurle"), Güstrow und Waren, zwei den Klöstern Dobertin und Neuenkamp gehörende, in alter Schrift geschriebene Bücher, enthaltend die Chronik der ehemaligen Könige ("regum"), Häuptlinge ("regulorum") und Fürsten ("principum") der Wenden, der damals regierenden Fürsten Stammbaum und ihre Herrschaften, producirt und daraus sichern Bericht, auch durch die Einsicht der Bücher die Ueberzeugung gegeben habe, daß ihre Familie wirklich aus königlichem Geschlecht ("de regia stirpe") stamme und von diesem in ununterbrochener Folge fortgepflanzt sei.

Diese beiden Chroniken werden jetzt verloren sein. Zwar hat man in frühern Zeiten in Beziehung auf die erwähnte Urkunde geglaubt, die beiden Chroniken seien noch erhalten; man hat geglaubt, die in der Urkunde genannte dobbertiner Chronik sei die besprochene doberaner, und hat demzufolge offensichtlich das Wort "Dobertin" in "Doberan" verändert; ferner hat man geglaubt, die neuenkampensche Chronik sei die kirchbergsche, welche etwa im Kloster Sonnenkamp oder Neu=


1) Vgl. Urk. (Samml. Vermischte Urkunden.
2) Ungefähr von dieser Zeit an nannten sich die werleschen Fürsten auch Fürsten, was sie denn auch wirklich waren; das ganze frühere Mittelalter hindurch hatten sich alle Regenten in den meklenburgischen Landen nur Herren genannt. Man vgl. hierüber auch Rudloff M. G. II, S. 655.
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kloster aufbewahrt 1 ) gewesen sei. Aber unsere Urkunde liest viel zu sicher "Dobertin", und an eine Verwechselung des Klosters Neuenkamp, jetzt Franzburg, in Festland Rügen oder schwedisch Pommern, ist in jener Zeit bei hochgestellten Geistlichen nicht zu denken; es kann nur große Unkunde Neuenkamp mit Neukloster verwechseln und große Beschränktheit eine Urkunde nach ihren Ansichten willkührlich ändern. Man muß daher annehmen, daß die Klöster Dobbertin und Neuenkamp wirklich alte Chroniken besessen haben. Dies wird um so wahrscheinlicher, als der Propst des Klosters Dobbertin die eine und ein Pfarrer von Parchim die andere Chronik producirte; das Kloster Neuenkamp nämlich hatte in der Nähe von Parchim: zu Kuppentin, Zidderich, Below, in der Stadt Goldberg und sonst bedeutende Besitzungen.

Dennoch dürfte es möglich sein, daß in den hier mitgetheilten Genealogien von Doberan und Parchim die in der Urkunde genannten Chroniken von Dobbertin und Neuenkamp enthalten sind; es ist nämlich nicht unwahrscheinlich, daß die Rathmänner der Stadt Parchim sich die in ihr Stadtbuch aufgenommene Genealogie von einem nahe wohnenden Beamten der Klöster Dobbertin oder Neuenkamp verschafft, diese aber wieder die doberaner Genealogie als Hauptquelle benutzt haben, wenn nicht die genannten Klöster alle wieder aus einer gemeinsamen, uns unbekannten Quelle schöpften.

Es mag sich jedoch der Mühe verlohnen, auf das Vorkommen von Chroniken der Klöster Dobbertin und Neuenkamp aufmerksam zu sein; vielleicht finden sie sich irgendwo einmal. Genaue persönliche Untersuchungen in dem noch bestehenden Archive des Klosters Dobbertin und durch Correspondenz veranlaßte Nachforschungen in den pommerschen Archiven haben bis jetzt zu keinem Resultate geführt. Daß die Chroniken von Dobbertin und Neuenkamp bei dem Bischofe von Havelberg liegen geblieben seien, ist im höchsten Grade unwahrscheinlich, da eigens Geistliche zur Producirung der Chroniken im Gefolge des Fürsten nach Wilnack gereiset waren; desfallsige Nachforschungen im Brandenburgischen sind ebenfalls ohne Erfolg geblieben.


1) Woher die kirchbergische Chronik stammt, ob sie im Mittelalter bei einem Kloster, oder ob sie immer bei dem Fürstenhause aufbewahrt gewesen sei, ist noch nicht bestimmt ermittelt. Wahrscheinlich war sie im fürstlichen Besitze.
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Die parchimsche Genealogie.

Das Archiv der Stadt Parchim bewahrt ein altes Stadtpfandbuch auf Pergament in klein Folio, welches die Zeit 1351 - 1457 umfaßt (vgl. Cleemann Chronik und Urkunden der Stadt Parchim, 1825, S. 164). Diesem Stadtbuche ist ein zusammengeschlagenes, großes Blatt von zwei Folien Länge vorangebunden, welches den am Schlusse hier mitgetheilten fürstlichen Stammbaum enthält. Dieser Stammbaum ist nach alter Weise so eingerichtet, daß jeder Name von einem Kreise umschlossen ist, die Abstammung durch Linien von Kreise zu Kreise bezeichnet wird und jede Generation auf derselben Queerlinie steht; der Stammbaum ist in den Kreisen die ganze Länge des Blattes hinab für 16 Generationen angelegt, aber nur für 11 Generationen ausgeführt. Zu beiden Seiten von oben herab steht, sich nach dem von dem Stammbaume eingenommenen Raume richtend, die unten ebenfalls mitgetheilte Genealogie oder Erläuterung des Stammbaumes, welche jedoch oben, da der Rand aus dem Buche etwas herausgeschlagen gewesen ist, durch Abscheuern so sehr gelitten hat, daß sehr wenig von den ersten Zeilen zu lesen ist. Die ersten, kurzen Aufzeichnungen über Niclot, Wartislav, Pribislav und Heinrich Borwin I. stehen auf der Rückseite der eingeschlagenen Hälfte des Blattes und bilden so die erste Seite des Buches.

Das Ganze ist, nach dem vorliegenden Originale, von Einer Hand geschrieben, und zwar von einer Hand, welche unverkennbar dem 14. Jahrhundert angehört und der Hand ähnlich ist, von welcher die ersten Aufzeichnungen im Stadtbuche herrühren. Die Zeit, in welcher diese Genealogie geschrieben ist, ist ungefähr dieselbe, in welcher die doberaner Genealogie abgefaßt ist, nämlich die Zeit um das Jahr 1370; die in der parchimschen Genealogie vorkommenden letzten Jahreszahlen und Zeitbestimmungen sind dieselben, welche in der doberaner Genealogie vorkommen. Nur die Bestimmung über den Fürsten Johann IV. von Werle ist in beiden verschieden: die doberaner Genealogie sagt von ihm, daß er noch lebe ("adhuc superstes"), - die parchimsche, daß er im J. 1350 zu regieren angefangen habe ("qui incepit dominari anno domini M° CCC° L "). Also ward .auch die parchimsche Genealogie sicher noch zu den Lebzeiten dieses Fürsten († 1375) geschrieben. - Der Nachtrag über die letzten Glieder des werleschen Fürstenhauses ist offensichtlich hundert Jahre später geschrieben und zwar nach dem J. 1455, da diese Jahreszahl in diesem Nachtrage vor=

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kommt. Gedruckt, jedoch mit vielen Fehlern, ist dieser Stammbaum mit der Genealogie schon im J. 1819. Cleemann hat ihn auf einem einzelnen Folioblatte mit andern Stammbäumen seinem "Archiv=Lexicon" 1819 beigegeben, mit der Ueberschrift;

Urkunde, geschrieben um das Jahr 1363, mit eben der Hand, womit der Anfang des Parchimschen Stadt=Protocolls, worin sie liegt und welches mit 1351 anhebt, geschrieben ist.

und mit der Schlußanmerkuug:

Vermuthlich hat einer von den Bürgermeistern die Urkunde geschrieben: Henneke Rodebart, welcher 1356, oder Henneke Brusehaver, welcher 1376, 1385 vorkommt; auch könnte es Werner Knut sein.

In seiner parchimschen Chronik (1825) sagt Cleemann aber:

nstatt der für die ersten Schreiber dieses Stammbaumes gehaltenen, nicht Bürgermeister, sondern nur Rathmänner Henneke Rodebart, Henneke Brusehaver und, nicht Werner, sondern Nicolaus Knut, halte ich lieber den Bürgermeister Heinrich Cassow den Vater dafür, welcher 1352 bis 1370, und dessen Wittwe 1372 vorkommt. Der Anfang mit diesem nachher fortgesetzten Pergamente ist wahrscheinlich 1364 gemacht worden, weil in dem zweiten Absatze der zweiten Columne unten das Jahr 1363 steht und im vierten Absatze der ersten Columne die Söhne des 1360 gestorbenen Herrn zu Werle Nicolaus als regierend aufgeführt werden.

Die letztere Behauptung ist freilich nicht gegründet, da das Ganze nicht "angefangen" und fortgesetzt, sondern mit einem Male von einer und derselben Hand geschrieben ist; aber im Allgemeinen trifft die Ansicht Cleemanns über die Zeit der Abfassung zu, wenn auch nicht die genannten Rathmänner, sondern wahrscheinlich der Rathsschreiber das Ganze geschrieben hat.

Die folgende Vergleichung der parchimschen Genealogie mit der doberaner wird übrigens über Zeit und Verfasser ein eigenthümliches Licht verbreiten.

Vergleichung der doberaner und der parchimschen Genealogie.

Vergleicht man beide Genealogien und stellt sie neben einander, so kommt man leicht und bald zu dem überraschenden Resultate, daß wir statt zwei Chroniken, nur eine gewon=

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nen haben; denn beide sind so ähnlich, daß entweder beide aus Einer Quelle geschöpft haben oder die eine von der andern abgeschrieben ist. Beide Chroniken sind in dem, was sie geben, wie die erste Vergleichung lehrt, völlig, sehr häufig wörtlich gleich, so daß nur einzelne Angaben diese oder jene auszeichnen. Von beiden Chroniken ist nun aber die doberaner bei weitem die ausführlichere und vollständigere, und die parchimsche kürzt häufig ab, wo ausführlicher Bericht nicht in ihrem Zwecke liegt. Die parchimsche Chronik geht nämlich offenbar darauf hinaus, die Genealogie des werleschen Fürstenhauses, welchem die Stadt angehörte, möglichst vollständig zu geben; daher ist sie mitunter in der Erläuterung für dieses Fürstenhaus etwas ausführlicher und breiter und fügt dem werleschen Stammbaume noch mehrere interessante Beinamen hinzu. Dagegen ist sie in der Darstellung der übrigen Linien viel kürzer und läßt z. B. die Geschichte der Stammväter und der fürstlichen Linie Rostock ganz aus, während sie noch im 15. Jahrhundert die Genealogie des werleschen Fürstenhauses bis zu Ende fortführt.

Die doberaner Genealogie behandelt dagegen alle Fürstenhäuser mit demselben historischen Interesse und scheint um so weniger eine Abschrift einer andern Chronik zu sein, als sie sich auf die eigenen Urkunden des Klosters Doberan beruft und unmittelbar von einer andern Hand fortgesetzt wird, wenn auch nur für das Fürstenhaus Meklenburg.

Es ist daher wohl ohne Zweifel, daß die parchimsche Genealogie eine hin und wieder modificirte Abschrift der doberaner Genealogie ist, wenn auch der Schreiber der parchimschen Genealogie manche interessante Notiz aus dem Schatze der eigenen Wissenschaft einfließen läßt.

Hiernach läßt sich denn auch die Zeit der Abfassung und Abschrift genau bestimmen. Die doberaner Genealogie muß um das J. 1370 abgefaßt und die parchimsche Genealogie kurz darauf von jener abgeschrieben sein. Die doberaner Genealogie schließt mit der ersten Hand ungefähr mit dem J. 1370; die zweite Hand schreibt darauf zwei Zeilen, welche eine dritte Hand spätestens mit dem J. 1376 fortsetzt. In dieser Zwischenzeit (1370 - 1376) muß die parchimsche Genealogie von der doberaner abgeschrieben sein, da jene mitten in dem Satze der zweiten Hand der doberaner Genealogie plötzlich aufhört, ohne die Fortsetzung der letzten Hand und eine jüngere Zeit zu berühren.

Der nachfolgende Text beider Genealogien, welche der Uebersicht wegen in den gleichen Stellen einander gegenüber gedruckt sind, wird die vorstehenden Bemerkungen rechtfertigen.

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Doberaner Genealogie.

A d habendam noticiam principum et dominorum, qui post dominum Pribizlavum, fundatorem cenobii Doberanensis, in Slauia dominium tenuerunt secundum genealogiam stirpis sue, sciendum, quod anno domini M CLXIIII tercio kalendas May dominus Pribizlawus, Magnopolitanorum et Kissinorum ac tocius Slauie regulus atque nobilis princeps, sacrum baptisma suscepit et ad fidem Christi perfecte conuersus est, qui ex instinctu et per exhortacionem venerabilis et sanctissimi in Christo patris domini Bernonis episcopi Magnopolitani, qui eciam translata sede cathedrali primus in Zwerin episcopatum tenuit, claustrum Doberan fundauit et fundatum multis iuuaminibus et innumeris beneficiis preditauit at conuentum enocatum de grege dominico in Amelungesborne, fratrum ordinis Cysterciensis, sub domino Euerhelmo ibidem abbate existente, in possessionem corporalem cum domino Conrado primo abbate anno domini M °C° LXX° introduxit et introductum strennuo defensauit. Sequenti igitur anno domini LXXI illustris princeps dominus Hinricus, dux Saxonie et Bawarie, qui rebellem sibi predictum dominum Pribizlawum multis bellis precipuis perdomuit et subiugauit, dispositis in Slauia episcopatibus, pro remissione suorum peccaminum statuit, sanctum domini visitare sepulcrum fecitque socios itineris sui dominum Conradum episcopum Lubicensem, Hinricum de Brunswik, Bertoldum de Luneborgh monasteriorum abbates, sepedictum eciam Pribizlawum regulum siue principem Slauorum, Guncelinum comitem de Zwerin, Sifridum comitem de Blankenborgh et alios multos tam nobiles, quam ministeriales, vt habetur in cronicis Saxonum et Slauoram. Peracto itaque peregrinacionis itinere et voto, cum sepefatus dominus Pribizlavus ad terram suam redisset, non longe post ipse Luneborgh proficiscitur, vbi tunc principes curiam sollempnem habuerunt, ibique in torneamento lesus heu obiit et ibidem in castro apud Benedictinos sepelitur. Ex hiis patet causa 1 ),


1) Eine Randbemerkung in dem Diplomatarium von der ersten Hand lautet (vgl. Jahrb. II, S. 10):

"Nullum privilegium reliquid nobis fundator noster Pribizlavs, sed commisit vtile propositum suum ante mortem suam filio suo Henrico Borwen et est primum priuilegium istius ecclesie, quod inuenies in tercio folio" (de anno 1192).

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Parchimsche Genealogie.

N iclotus, Magnopolitanorum, Kussinorum, Cispanorum, Circipanorum, Vagirorum, Obotritorum, Polaborum ac tocius Slauie princeps et regulus, paganus et persecutor magnus ecclesie dei, regnauit anno domini

Wartzlaus, Magnopolitanorum etc. princeps et regulus, paganus et persecutor ecclesie, regnauit

Pribzlaus, Magnopolitanorum. Kussinorum, Kyssinorum, Cispanorum, Circipanorum, Vagirorum, Obotritorum, Polaborum ac tocius Slauie princeps et regulus, christianus primus filius, regnauit anno domini

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Doberaner Genealogie.

quare idem dominus Pribizlavus super fundacione Doberan monasterii minime donauit aliquod priuilegium, quod in remotis agens et morte preuentus pium desiderium suum non perduxit ad effectum.

Porro predicto domino Pribizlao cum patribus dormiente et venerabili patre et episcopo domino Bernone pre senio deficiente, reliquie amorreorum ydolatrie, sancte religionis et fidei inimici, gregem dominicum et vineam domini Sabaoth nouiter plantatam armata manu inuadentes, peremerunt in veteri Doberan vna die, scilicet quarto idus Nouembris anno domini M CLXXIX, occisorum animas circiter LXXVIII totamque substantiam monasterii nichilominus depredantes.

Sed non est sciencia, neque sapiencia contra consilium diuinitatis; nam dominus Hinricus Burwy, nobilis princeps, supradicti domini Pribizlaui filius et heres vnicus, opus, quod pater suus pie inceperat et inimicus fidei, scilicet gens pagana, deuastauerat, plenius per omnia et perfectissime restaurauit. Hic enim adiutorio prefati domini Bernonis, primi episcopi Zwerinensis, quondam monachi in Amelunghesborn, conuentu secundario de Amelungesborn sub domino Johanne ibidem abbate existente in possessionem claustri bene restauratam aduocando introduxit et primum priuilegium super fundacione abbacie Doberanensis liberaliter donauit et in quantum potuit defensauit.

Quo facto et conuentu predicto in loco perseuerante ex vehementi ipsius conuentus desiderio et conamine dicti domini Hinrici Burwi principis ossa patris sui domini Pribizlaui anno domini M CCXV kalendis Octobris de Luneborgh asportantur et in Doberan, vbi nunc est daustrum, honorifice reconduntur.

Iste vero Hinricus Burwi duos filios habuit, Hinricum et Nicolaum, qui post mortem patris diuiserunt principatum siue dominium, ita quod Hinricus in Rostock et Nicolaus in Magnopoli, id est in Mychelenborgh, tenuit dominium et principatum.

Sed Nicolao in castro Godebuz cadente et absque herede decedente, dominium suum ad fratrem suum predictum iure hereditario extitit deuolutum.

Hii duo fratres super confirmacione abbacie in Doberan priuilegium eciam contulerunt.

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Parchimsche Genealogie.

 

 

Hinricus Burwy, nobilis princeps, filius et heres vnicus domini Pribzlai predicti, christianus, fundator monasteriorum, ecclesiarum dei, mortuo patre regnauit anno domini

 

 

(Die ersten 7 Zeilen, jede zu 1 1/2 Druckzeilen, sind in der Handschrift gänzlich verlöscht; der lesbare Text beginnt mit dem Worte: "quatuor").

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Doberaner Genealogie.

P ost hec iste Hinricus iunior accepta vxore genuit quatuor filios, Johannem, Nicolaum, Hinricum, qui et Burwinus dictus est, mutato fortassis proprio nomine in confirmacione, et Pribizlaum. Isti eciam ecclesiam Doberanensem priuilegio suo confirmauerunt et principatum seu dominium paternum primo sic diuiserunt, quod Johannes et Pribizlaus in Magnopoli, Hinricus vero et Nicolaus in Rozstock dominium tenuerunt. Postmodum aliter diuidendo ordinauerunt, quod Johannes in Magnopoli, id est Michelenborgh, qui et Knese Janeke est dictus, Hinricus, qui et Burwinus, in Rozstok, Nicolaus in Gustrowe, scribens titulum dominii sui de castro Werle, et Pri bizlaus, qui de castro Rychenberg, quod exstruxerat, titulum domi nii sui accepit.

H uius Pribizlaui priuilegium habet ecclesia Doberanensis super villam dictam Zolchelyn, iuxta Plawe sitam, et ex isto patet, quod ipse habuit dominium in Plawe, Parchem et Sternebergh. Que tamen opida vendidit fratribus suis propter captiuitatem, quam incurrerat, et exul factus in Pomerania cum vnico filio suo, nomine Pribizlauo, stirps sua deleta est de progenitorum contubernio, qui iunior inter predictos quatuor fratres extitisse memoratur.

P orro de progenie dominorum Rostok sciendum, quod iste predictus Hinricus, alias dictus Burwinus, reliquit post se dominum Woldemarum filium suum, dominantem terre Rozstokcensi, cui successit in predicto dominio domicellus Nicolaus, filius eius. Iste est cognominatus puerulus de Rozstok propter fatuitatem suam. Cui consules de Rozstok et vasalli eius statuerunt tutorem illustrem principem dominum Ericum, regem Dacie. Attamen post mortem dicti domicelli Nicolai de Rozstok, qui non habuit filium, sed vnicam filiam, dominus Hinricus Magnopolensis et Stargardensis dominus, patruus suus, terram Rozstokcensem tanquam ad ipsum iure hereditario deuolutam occupauit et detinuit contra velle regis, ita quod tandem rex, inspectis obsequiis suis et precibus eius inclinatus, dimisit ei terram et dominium Rozstokcensem in pace, et ciuibus Rozstokcensibus mandauit, omagium facere sibi et in omnibus obedire.

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Parchimsche Genealogie.

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- - - - - - - - - - - quatuor [filios] [Johannem], qui et Kneze Yaneke dictus est, Nicolaum, Hinricum, qui et Burwinus dictus est, mutato fortassis in confirmacione proprio nomine, et Pribizlaum. Isti quatuor fratres iam dicti paternum dominium sic primo diuiserunt, ita quod Johannes et Pribizlaus in Magnopoli, Hinricus et Nicolaus in Rostok dominium tenuerunt. Postea iidem quatuor dominium aliter diuiserunt, ita quod Johannes, Kneze Yaneke, in Magnopoli dominabatur, Nicolaus in Gustrowe, scribens tytulum dominii de castro Werle primo, Hinricus, qui et Burwinus dictus est, in Rostok, Pribzlaus in castro Ryghenberghe, quod exstruxerat, et habuit Plawe, Parchim, Sterneberch, que vendidit fratribus suis propter captiuitatem suam, et exul factus cum unico filio suo Pribzlao in Pomerania stirps sua deleta est.

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Doberaner Genealogie.

C eterum de genealogia tercii fratris scilicet Nicolai domini de Werle, qui secundus natu erat inter fratres predictos, memorie commendandum, quod iste tres post se reliquit filios: Hinricum, Johannem et Bernardum, qui et obiit in annis iuuenilibus, non relinquens liberos.

Porro dominus Hinricus iam dictus genuit Nicolaum et Hinricum.

Dominus vero Johannes, frater ipsius, genuit Nicolaum, Johannem, Guntherum, Hinricum et Bernardum. Isti duo vltimii effecti sunt fratres predicatores in Robele, et dominus Guntherus factus est canonicus maioris ecclesie Magdeburgensis, residuis duobus laicis solis permanentibus.

 

 

Sed filiis domini Hinrici predicti, patrem suum captiuare volentibus, contigit, ut patricide facti sunt, propter quod scelus priuati sunt hereditate paterna et de dominio eliminati.

At vero filii domini Johannis, fratris predicti domini Hinrici occisi, ipso mortuo, ante occisionem fratris sui, videlicet dominus Nicolaus et dominus Johannes secundus soli optinuerunt dominium.

Iste Nicolaus secundus habuit heredem vnicum filium nomine Johannem, qui diuisit dominium cum patruo suo domino Johanne secundo post mortem patris et constructo castro in Goltberg ibi habitauit. Cui successit dominus Nicolaus, filius eius, post quem dominatus est filius eius Johannes, alias dictus Kneseianeke adhuc superstes.

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Parchimsche Genealogie.

C eterum de genealogia tercii fratris domini Nicolai de Werle in Gustrowe, qui secundus erat natu inter quatuor fratres predictos. Iste Nicolaus dictus est primus de Werle et tres genuit filios, videlicet Hinricum, Johannem et Bernardum, qui Bernardus in iuuentute sine herede decessit.

Sed Hinricus primogenitus iam dictus 1 ) duos genuit filios Nicolaum et Hinricum.

Dominus vero Johannes predictus, secundus natus et frater Hinrici et Bernardi predictorum, quinque genuit filios, videlicet Nicolaum secundum, Johannem secundum, qui et caluus dictus est, Ghunterum, Hinricum et Bernardum. Isti duo vltimi scilicet Hinricus et Bernardus fratres predicatorum in Robele sunt effecti; dominus vero Ghunterus, tercius frater, factus canonicus in Magdeburch, residuis duobus fratribus primo et secundo, videlicet Nicolao secundo et Johanne secundo, laycis permanentibus.

Sed filiis domini Hinrici predicti, fratris Johannis et Bernardi, patrem suum captiuare volentibus, contigit a casu, ut patricide facti sunt, propter quod scelus patricidii dicti duo filii Nicolaus et Hinricus hereditate paterna sunt priuati et a dominio per patruos suos eliminati.

At vero filii domini Johannis, fratris predicti domini Hinrici occisi, eo mortuo, post occisionem patrui sui et post mortem patris ipsorum, dominus Nicolaus secundus et dominus Johannes secundus, qui et calvus dictus, dominium sibi soli retinuerunt.

Iste Nicolaus secundus genuit vnicum heredem et filium Johannem tercium, alias van růden, qui diuisit dominium cum fratre patris sui, domino Johanne secundo et caluo, et constructo castro in Goltberch ibi habitauit. Cui successit dominus Nicolaus quartus, filius eius; postquam dominatus est Johannes quartus, alias dictus Knezeyaneke, filius Nicolai quarti iam predicti, qui incepit dominari anno domini M°. CCC°. L.


1) Die Handschrift hat: dictos.
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Doberaner Genealogie.

Porro dominus Johannes secundus reliquit post se heredes duos filios, Nicolaum et Bernardum, qui paternam diuiserunt heredidatem, ita quod Nicolaus Gustrowe, Plawe, Nyenkalant et Krakow optinuit, Bernardus vero Warne, Robele, Pentzelyn et Wredenhaghen habuit.

Iste Nicolaus tercius post mortem suam duos filios reliquit, dominum Laurencium et Johannem, qui iam actu dominium patris sui tenent.

Sed et domicello Bernardo predicto filii nati sunt [quatuor] 1 ), quorum nomina mihi penitus sunt ignota.

V ltimo de genealogia quarti fratris videlicet domini Johannis, id est Knese Janeke, de Magnopoli, hoc est de Mychelenborgh, est attendendum, quod iste fuit primogenitus inter fratres habuitque sex filios, videlicet Hinricum, Nicolaum, Hermannum, Popponem, Albertum et Johannem.

Nicolaus fuit prepositus Zwerinensis et canonicus Magdeburgensis et Hamburgensis,

Hermannus canonicus Zwerinensis et Lubecensis et

Poppe crucifer.

Porro dominus Albertus ducta uxore obiit absque liberis.

Similiter dominus Johannes, qui diuiserat dominium cum fratre suo domino Hinrico, factusque fuerat dominus in Godebutze, accepta vxore, filia comitis de Rauensbergh, de qua genuit vnicam filiam, mortuus est absque aliis heredibus et deuolutum est dominium suum iure hereditario ad fratrem suum dominum Hinricum memoratum.

Iste dominus Hinricus, genitis duobus filiis Hinrico et Johanne, pro remissione suorum peccaminum ad terram sanctam visitare sepulcrum dominicum deuote proficiscitur, vbi per soldanum tunc capitur et per XXV annorum curricula in custodia detinetur et postmodum per soldanum tunc temporis existentem sibi graciosum liber a captiuitate dimittitur.


1) Das Wort quatuor ist ausradirt.
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Parchimsche Genealogie.

P[orro dominus Johannes secundus, alias] calvus [dictus] 1 ) . . . . . . . . . . . . . . . . filios, Nicolaum [tercium et Bernardum], qui sic paternam diuiserunt hereditatem, ita quod Nicolaus Gustrowe, Pl[awe], Nygencaland et Cracowe retinuit et Bernardo fratri suo dimisit Warne, Robele, Pentzelin.

Iste Nicolaus tercius post mortem suam duos reliquit filios, scilicet dominum Laurencium et dominum Johannem, qui iam actu regunt et tenent dominium paternum.

Dominus [vero] Bernardus genuit vnicum filium nomine Johannem.

D e genealogia quarti fratis et primogeniti, videlicet domini Johannis primi, qui et Kneze Yaneke dictus est, de Magnopoli, est sciendum, quod iste genuit VI filios, videlicet Hinricum, Nicolaum, Hermannum, Popponem, Albertum et Johannem.

Nicolaus fuit prepositus Zwerinensis et canonicus Magdeburgensis et Hamburgensis.

Hermannus fuit canonicus Zwerinensis et Lubicensis.

Poppo erat crucifer.

Albertus ducta vxore obiit absque liberis.

Johannes diuisit dominium cum fratre suo Hinrico et, factus dominus in Godebuz, accepit in uxorem filiam comitis de Rauensberghe, de qua vnicam genuit filiam; tandem mortuus absque aliis heredibus, totum dominium iure hereditario deuolutum est ad Hinricum fratrem suum primogenitum supradictum.

Iste Hinricus, genitis duobus filiis, videlicet Hinrico et Johanne, in remissionem peccatorum suorum ad terram sanctam visitando sepulcrum domini in Jherusalem deuote proficiscitur, vbi per soldanum capitur et per XXV annos captus in custodia detinebatur et post alium soldanum sibi graciosum a dicta captiuitate liber dimittitur.


1) Hier beginnt die zweite Columne, welche oben abgescheuert ist.
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Doberaner Genealogie.

Cuius filius Johannes accepta vxore, que genuerat sibi tantum vnicam filiam, submersus fuit in mari inter Wismariam et terram Pole, remansitque vnicus heres dominii dominus Hinricus, frater ipsius.

Iste Hinricus, homo bellicosus, dilatauit ualde dominium suum factusque est non solum dominus Magnopolensis, sed et Stargardensis et Rozstokcensis terrarum dominus.

Hic reliquit post mortem suam duos filios, videlicet dominum Albertum et dominum Johannem, qui per serenissimum imperatorem Karolum, mediante ordinacione domini Rodolphi, ducis Saxonie sacrique imperii archimarchalci, awnculi eorum, duces sunt effecti in ciuitate Pragensi inuestitique sunt pompose cum vexillis anno domini M CCCXLVIII°.

Isti duo fratres diuiserunt suam hereditatem paternam, sic quod dominus Johannes, iunior frater, optinuit terram Stargardensem cum ciuitate Sterneberg et castro Eldenaborgh siue Lubisze.

Residuas terras, scilicet Magnopolensem et Rozstokcensem, optinuit dominus Albertus cum filiis suis, qui eciam emit comeciam Zwerinensem post obitum Ottonis comitis in Zwerin, qui non habuit filium, sed duas filias, a comite de Tekelenborgh, fratre prefati Ottonis, anno domini M ° CCC° LIX°.

Iste dominus Albertus habuit tres filios: Hinricum, Albertum et Magnum, quos genuit sibi uxor sua Eufemia, soror domini Magni, quondam regis Suecie.

Huius filius dominus Hinricus habuit vxorem dominam Ingeburgem, filiam domini Woldemari, regis Danorum, de qua genuit filium nomine Albertum cum duabus filiabus.

Porro dominum Albertum, fratrem eius, pater suus dominus Albertus senior introduxit in regnum Suecie anno domini M CCCLXIII° circa festum beati Martini manu valida et constituit ipsum regem Swecie pro awunculo suo domino Magno, quondam rege Swecie.

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Parchimsche Genealogie.

Cuius alter filius, videlicet Johannes, accepta vxore, de qua unicam genuit filiam, inter Pole et Wysmariam submersus est, sicque remansit unicus heres dominii Hinricus frater ipsius.

Iste Hinricus, homo bellicosus, alias propter Hinricus leo, dilatauit ualde dominium suum factusque est non solum dominus Magnopolensis, verum eciam Stargardensis ac Rostok terrarum dominus.

Hic Hinricus reliquit post mortem suam duos filios, Albertum et Johannem, qui per serenissimum imperatorem dominum Karolum quartum, mediante ordinacione Rodolphi, ducis Saxonie, sacri imperii archimarscalci, awunculi eorum, duces sunt effecti in ciuitate Pragensi inuestitique sunt pompose cum vexillis anno domini M° CCC° XLVIII.

Isti duo fratres paternam hereditatem sic diuiserunt, ita quod dominus Johannes, frater iunior, obtinuit terram Stargardie cum ciuitate Sterneberch et castro Lubetze, alias dictum Eldenborch.

Residuas vero terras, Magnopolensem et Rostoccensem, retinuit dominus Albertus cum filiis suis, qui emit eciam comitatum Zwerinensem post obitum Ottonis, comitis in Zwerin, qui non habuit filium, sed tantum duas filias, Rixam, vxorem Alberti, noui regis Swecie, hunc enim comitatum Zwerinensem emit dominus Albertus, frater Johannis, a comite de Tekelenborgh, patre prefati Ottonis comitis, pro 1 ) anno domini M° CCC° LIX.

Iste dominus Albertus predictus genuit ab Eufemia, sorore Magni, regis Swecie, tres filios: Hinricum, Albertum, Magnum, et duas filias: Yngeburgem, quam desponsauit Romano marchioni Brandenburgensi, et Annam, quam comiti Adolpho comiti desponsauit.

Hinricus, filius Alberti senior, duxit Yngeburgem, filiam Woldemari, regis Dacie, que genuit sibi filium nomine Albertum et duas filias.

Albertum, fratrem Henrici predicti, Albertus, pater eius predictus, desponsauit cum Rixa, filia Ottonis, comitis in Zwerin, et introduxit eum in regnum Swecie anno domini M° CCC° LXIII circa festum sancti Martini manu forti et constituit eum regem pro awunculo suo Magno, rege Swecie, predicto.


1) Nach dem Worte: pro, ist in der Handschrift eine kleine Lücke.
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Doberaner Genealogie.

Porro dominus Johannes, dux Magnopolensis et Stargardensis, frater domini Alberti, genuit quatuor filios, videlicet Johannem, Vlricum, Rodolphum et Albertum 1 ), ex quibus Rodolphus factus fuit episcopus Scharensis in Gothia, postmodum vero, Johanne Junghen electo Zwerinensi prodiciose a suis familiaribus interfecto, idem dominus Rodolphus postulatus fuit in episcopum Zwerinensem et per dominum Bonifatium papam nonum translatus.

Albertus vero in tutorem ecclesie Tarbatensis fuit vocatus, ubi eodem anno obiit et sepultus requiescit.

Johannes vero et Vlricus laici remanentes et terram Stargardensem equaliter possidentes, uxores duxerunt.

Johannes duxit sororem Sthirgheyl Lythvanie atque Yaghel Cracouie regum, qui fratres et filii Algardi quondam gentilis in dictis regnis sunt baptizati, quorum soror predicta genuit Johanni duci Stargardensi filium nomine Johannes et duas filias, quarum senior in monasterio in Ribbenitze ordinis sancte Clare est professa.

Vlricus vero quartus frater accepit vxorem filiam Swantebori, ducis Stetinensis, de qua eciam iam filios et filias generauit.

Postquam autem famosus et magnus ille Albertus ab hac luce transierat, filius eius senior Hinricus hastiludiis intendens in curia sua Wismer [anno domini M ° CCCLXXXIIII° in die sancti Georgii] 2 ), ubi subtus equum corruit, adeo lesus fuit, quod paulo post exspirauit.

Cuius filius vnicus Albertus accepit vxorem nobilem dominam, filiam domini Nicolai comitis Holtzacie ac sororem domini Alberti ducis Luneburgensis, de qua nullam prolem suscepit., quam modico tempore superuixit.

Post cuius obitum Albertus rex Zveccie, eo quod dominus Magnus [anno domini M ° CCC° LXXXV° in


1) Der Anfang dieses Absatzes von "Porro dominus Johannes" etc. an bis "Albertum" ist von einer andern, der zweiten Hand geschrieben. Das Folgende bis zum Schlusse ist von einer dritten, oder vielleicht der zweiten Hand fortgesetzt.
2) Die Jahreszahlen sind von derselben Hand am Rande beigeschrieben.
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Parchimsche Genealogie.

Porro dominus Johannes, dux Magnopolensis et Stargardie dominus, frater predicti Alberti senioris, duxit

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Doberaner Genealogie.

die sancti Egidii] 1 ), eius frater, eciam decesserat et vnum filium dominum Johannem et vnicam filiam Eufemiam, que domino Balthazar, domino de Werle, vxor fuit tradita, reliquerat, terram Magnopolensem regendam accepit, quo hic moram faciente Margareta, regina Dacie, confederata Sweis, fecit obsedi Axewalde in Swecia, Albertus vero rex soluturuss huiusmodi obsidionem cum exercitu suo, in quo erant Ericus dux Magnopolensis eius filius, Rodolphus dux Stargardensis et episcopus Scharensis, Albertus Holtzacie et Guntherus in Lyndow comites et alii multi nobiles militares, quos dictus rex de bonis monasteriorum et ecclesiarum fecit expeditos, ad Zweciam nauigio se transtulit et congressione facta idem rex cum omnibus suis in manus inimicorum suorum tradebatur [anno domini M ° CCC° LXXXIX° in die sancti Mathie] 1 ) et cum filio suo fere ad septem annos captiuus in Dacia tenebatur, post quos amisso regno Zwecie libertati fuit restitutus, qui mox filio suo Erico filiam domini Buggizlai ducis de Wolgast matrimonio copulauit, et sibi dominam Agnem, sororem Frederici, Bernardi et Hinrici ducum in Brunswik et Luneborg vxorem accepit, de qua vnum filium nomine Albertum procreauit.

Filius vero eius Ericus ad recuperandum regnum patris amissum cum vxore sua et milicia transiuit ad insulam Gothlandie, quam feliciter cum ciuitate Wisbii optinuit, sed ibidem in breui tempore moriendo vite cursum consumauit.

Johannes vero, filius ducis Magni, ad viriles annos perueniens recepit vxorem filiam Ottonis comitis de Hoya, de qua filium Magnum cum filiabus generauit, sed quoniam ipsi patrui Albertus rex et Johannem dux in preessendo terre concordare minime valuerunt, tam Magnopolensem et Rozstoccensem terras, quam comeciam Zwerinensem inter se diuiserunt.


1) Die Jahreszahlen sind von derselben Hand am Rande beigeschrieben.
1) Die Jahreszahlen sind von derselben Hand am Rande beigeschrieben.
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Parchimsche Genealegie.

Hic 1 ) terminatur genealoya dominorum Slauie:
Laurencius
de Gustrowe dominus.

Stammbaum

fuit desponsata Vlrico, duci Magnopolensi et domin[o] Stargardie, filio Hinrici senioris.

Wilhelmus: iste fuit vltimus. Quo defuncto principatus Slauie inferioris translatus est ad magnificos dominos Hinricum et Johannem seniores Stargardie et ad Hinricum et Johannem fratres duces Magnopolenses, de consensu nobilium et ciuitatensium de Slauia, tali condicione, quod predicti domini deberent soluere domine Katherine, filie predicti Wilhelmi, vigesies mille florenos renenses, quos dicti domini anno domini M° CCCC° XLIII in die beate Ghertrudis virginis Barnam, duci de Bard, ac domine Sophye, matri predicte Katherine, domicelle de Werle, pro dicti principatus Slauie resignacione persoluerunt, quam summam auri predicti domini duces Magnopolenses Hinricus et Hinricus de terra Bard et Sundis per magnam vim extorquerunt anno M° CCCCLV. Ac ille Hinricus dux Stargardie (redemit) cum sua parte castrum Lubitze ab illis de Plessen pro viginti sex mille marcis bone monete redemit.


1) Das Folgende bis zum Ende ist von einer andern Hand nachgetragen.
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Hieneben

der Stammbaum zur parchimschen Genealogie

aus dem Ende des 14. Jahrhunderts

aus

dem parchimschen Stadtbuche.

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Stammbaum
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Die

doberaner und die parchimsche
Genealogie

zusammengefaßt

und in

deutscher Uebersetzung. 1 )


( Z ur Erhaltung der Kunde von den Fürsten und Herren, welche nach dem Herrn Pribislav, dem Gründer des Klosters Doberan, im Wendenlande geherrscht haben, nach der Herkunft von ihrem Stamme, ist zu wissen, daß im Jahre des Herrn 1164 am 29. Mai der Herr Pribislav, der Meklenburger und der Kissiner und des ganzen Wendenlandes König und edler Fürst die heilige Taufe empfing und zum Glauben Christi völlig bekehrt ward, er, der auf Antrieb und Ermahnung des ehrwürdigen und in Christo geheiligten Vaters Herrn Berno, Bischofs zu Meklenburg, - welcher auch nach Verlegung des Bischofssitzes zuerst in Schwerin das Bisthum regierte, - das Kloster Doberan gründete und nach dessen Gründung mit vielen Mitteln und unzähligen Wohlthaten beglückte und den von der Heerde des Herrn zu Amelungsborn vom Cistercienser=Orden unter dem Abte Herrn Everhelm daselbst berufenen Convent mit dem ersten Abte Herrn Conrad im Jahre des Herrn 1170 in den wirklichen Besitz einführte und nach seiner Einführung kräftig schützte. Im folgenden Jahre 1171 beschloß nun der durchlauchtige Fürst Herr Heinrich, Herzog von Sachsen und Baiern, welcher den genannten, ihm widerspenstigen Herrn Pribislav in vielen, berühmten Kriegen gebändigt und


1) Die lateinischen Chroniken sind hier deshalb in deutscher Uebersetzung gegeben, weil der Verein und die Jahrbücher im Vaterlande viele Theilnehmer zählen, welche in dem mittelalterlichen Latein keine Uebung haben, und die Chroniken doch eine allgemeine Theilnahme verdienen, auch um den ganzen Inhalt im Zusammenhange zur Ansicht zu bringen.
Zu Grunde gelegt ist bei dieser Bearbeitung der doberaner Text; was der parchimsche Text mehr hat, ist in [ ] eingeschlossen, was der doberaner Text allein hat, ist in ( ) eingeschlossen.
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unterjocht hatte, nach Einrichtung der Bisthümer im Wendenlande, zur Vergebung seiner Sünden das heilige Grab des Herrn zu besuchen, und nahm zu Gefährten seiner Reise den Herrn Bischof Conrad von Lübeck, die Klosteräbte Heinrich von Braunschweig und Barthold von Lüneburg, ferner den oftgenannten Pribislav, König oder Fürsten der Wenden, den Grafen Gunzelin von Schwerin, den Grafen Siegfried von Blankenburg und viele Andere, sowohl Edle, als Dienstmannen, wie in den sächsischen und wendischen Chroniken erzählt wird. Nachdem nun nach Vollendung der Wallfahrt und des Gelübdes der oftgenannte Herr Pribislav in sein Land heimgekehrt war, ging er nicht lange darauf nach Lüneburg, wo damals die Fürsten einen feierlichen Hof hielten, und ward hier im Turnier verwundet und starb leider, und ward daselbst auf der Burg bei den Benedictinern begraben. Aus diesen Umständen wird es klar, weshalb derselbe Herr Pribislav über die Gründung des Klosters Doberan keine einzige Urkunde gegeben hat, da er, in fernen Ländern abwesend und vom Tode überrascht, seinen frommen Wunsch nicht zur Ausführung brachte.)

(Darnach, als der vorgedachte Herr Pribislav zu seinen Vätern schlafen gegangen und der Herr Bischof Berno vor Alter hinfällig geworden war, überfielen die Ueberreste der Verehrer des Götzendienstes, die Feinde der heiligen Religion und des Glaubens, die Heerde des Herrn und den neu gepflanzten Weinberg des Herrn Zebaoth mit bewaffneter Hand und mordeten in Altdoberan an Einem Tage, nämlich am 10 Nov. im Jahre des Herrn 1179 ungefähr 78 Leben und verwüsteten außerdem das ganze Wesen des Klosters.)

(Aber es giebt keine Wissenschaft und keine Weisheit gegen den Rathschluß, der Gottheit: denn der edle Fürst Herr Heinrich Burwy, des obengedachten Herrn Pribislavs Sohn und einziger Erbe, stellte das Werk, welches sein Vater fromm angefangen und der Feind des Glaubens, nämlich das Heidenvolk, verwüstet hatte, in allen Dingen vollständiger und ganz vollkommen wieder her. Unter dem Beistande des vorgedachten Herrn Berno, ersten Bischofes von Schwerin, früheren Mönches in Amelungsborn, berief er nämlich einen zweiten Convent von Amelungsborn, als der Herr Johann daselbst Abt war, führte denselben in den wohl hergestellten Besitz des Klosters ein und verlieh freigiebig den ersten Schenkungsbrief über die Abtei Doberan und schützte sie nach Kräften.)

(Als dies vollendet und der Convent an dem genannten Orte befestigt war, wurden auf lebhaften Wunsch desselben Convents und auf Betrieb des genannten Herrn Fürsten Heinrich

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Burwi die Gebeine seines Herrn Vaters Pribislav im Jahre des Herrn 1215 am 1. October von Lüneburg gebracht und in Doberan, wo jetzt das Kloster ist, ehrenvoll beigesetzt.)

(Dieser Heinrich Burwi nun hatte zwei Söhne: Heinrich und Nicolaus, welche nach des Vaters Tode das Fürstenthum oder die Herrschaft theilten, so daß Heinrich in Rostock und Nicolaus in Meklenburg die Herrschaft führte.)

(Als aber Nikolaus auf der Burg Gadebusch fiel und ohne Erben starb, fiel seine Herrschaft nach Erbrecht an seinen vorgenannten Bruder.)

(Diese beiden Brüder ertheilten der Abtei Doberan auch eine Bestätigung ihrer Privilegien.)

H ierauf vermählte sich jener Heinrich der jüngere und erzeugte vier Söhne: Johann, [welcher auch Knese Janeke genannt ward], Nicolaus, Heinrich, welcher auch Borwin genannt ward, indem er vielleicht bei der Confirmation seinen Namen änderte, und Pribislav. Diese [genannten vier Brüder] (bestätigten durch ihr Privilegium die doberaner Kirche und) theilten die väterliche Herrschaft zuerst so, daß Johann und Pribislav in Meklenburg, Heinrich aber und Nicolaus in Rostock ihre Herrschaft hatten. Später setzten sie in einer zweiten Theilung fest, daß Johann, welcher auch Knese Janeke genannt ward, in Meklenburg herrschte, Heinrich, welcher auch Borwin genannt ward, in Rostock, Nicolaus in Güstrow, indem er jedoch den Titel seiner Herrschaft von der Burg Werle nahm, und Pribislav von der Burg Richenberg, welche er erbauet hatte, den Titel seiner Herrschaft empfing.

( V on diesem Pribislav hat die doberaner Kirche ein Privilegium über das Dorf Zolchelin, bei Plau gelegen, und aus demselben erhellt, daß) sich seine Herrschaft über Plau, Parchim und Sternberg erstreckte. Diese Städte verkaufte er jedoch seinen Brüdern wegen der Gefangenschaft, in welche er gerathen, und nachdem er außerhalb Landes nach Pommern gegangen war, erlosch mit seinem einzigen Sohne Namens Pribislav der Stamm (dessen, welcher der jüngere unter den vorgenannten vier Brüdern gewesen sein soll.)

( F erner von dem Hause der Herren von Rostock ist zu wissen, daß jener vorgenannte Heinrich, anders Burwin genannt, den Herrn Woldemar, seinen Sohn, zur Regierung des Landes Rostock hinterließ, welchem in der erwähnten Herrschaft der Jungherr Nikolaus, sein Sohn, folgte. Dieser ward wegen seiner Thorheiten das Kind von Rostock zugenannt. Ihm setzten die Rathmänner von Rostock und seine Lehnleute

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zum Vormund den erlauchten Fürsten Herrn Erich, König von Dänemark. Doch nach dem Tode des genannten Jungherrn Nicolaus von Rostock, welcher keinen Sohn, sondern nur eine einzige Tochter hatte, besetzte der Herr Heinrich, Herr von Meklenburg und Stargard, sein Vetter, das rostocker Land, als durch Erbrecht ihm heimgefallen, und behielt es gegen den Willen des Königs, so daß endlich der König, von seinen guten Absichten überzeugt und seinen Bitten geneigt, ihm Land und Herrschaft Rostock in Frieden überließ und den Bürgern von Rostock befahl, ihm Huldigung und in allen Dingen Gehorsam zu leisten.)

F erner ist von dem Stamme des dritten Bruders, nämlich des Herrn Nicolaus von Werle [zu Güstrow], welcher der zweite unter den vorgenannten Brüdern war, zu erwähnen, daß er, [der Nicolaus der erste genannt ward], drei Söhne hinterließ: Heinrich, Johann und Bernhard, welcher [Bernhard] in seiner Jugend ohne Erben starb.

Aber der schon genannte [erstgeborne] Heinrich erzeugte [zwei Söhne]: Nicolaus und Heinrich.

Der Herr Johann aber, [der nächstgeborne und] Bruder Heinrichs [und Bernhards vorgenannt], erzeugte [fünf Söhne]: Nicolaus [den zweiten], Johann [den zweiten, der auch der Kahle genannt ist], Günther, Heinrich und Bernhard. Diese beiden letztern [nämlich Heinrich und Bernhard] wurden Predigermönche in Röbel; der Herr Günther aber, [der dritte Bruder], ward Domherr an der erzbischöflichen Kirche zu Magdeburg, so daß nur zwei Brüder, [der erste und der zweite, nämlich Nicolaus der zweite und Johann der zweite], weltlich blieben.

Die Söhne des vorerwähnten Herrn Heinrich, [des Bruders Johanns und Bernhards], traf, als sie ihren Vater gefangen nehmen wollten, [durch Ungefähr] der Unfall, daß sie Vatermörder wurden; wegen dieses Verbrechens [des Vatermordes] wurden [die genannten beiden Söhne: Nicolaus und Heinrich] ihrer väterlichen Erbschaft beraubt und von der Herrschaft [durch ihre Vettern] vertrieben.

Dagegen behaupteten die Söhne des Herrn Johann, des Bruders des vorgenannten, ermordeten Herrn Heinrich, nämlich der Herr Nicolaus [der zweite] und der Herr Johann [der zweite, welche auch der Kahle genannt wird], nach dem Tode ihres Vaters und nach der Ermordung ihres Oheims allein die Herrschaft.

Dieser Nicolaus der zweite hatte einen einzigen Erben und Sohn: Johann [den dritten, auch von Ruden ge=

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nannt], welcher mit seinem Oheim, [dem Bruder seines Vaters], dem Herrn Johann dem zweiten [oder dem Kahlen], nach dem Tode seines Vaters die Herrschaft theilte und nach der Erbauung der Burg zu Goldberg daselbst wohnte.

Diesem folgte sein Sohn, der Herr Nicolaus [der vierte], nach welchem Johann [der vierte], auch Knese Janeke genannt, [der Sohn des schon genannten Nicolaus des vierten], regierte, welcher noch lebt [und im Jahre des Herrn 1350 die Regierung antrat].

Der Herr Johann der zweite, [auch der Kahle genannt], hinterließ als Erben zwei Söhne, Nicolaus [den dritten] und Bernhard, welche so die väterliche Erbschaft theilten, daß Nicolaus Güstrow, Plau, Neu=Kaland und Krakow erhielt, Bernhard aber Waren, Röbel, Penzlin und Wredenhagen hatte.

Dieser Nicolaus der dritte hinterließ nach seinem Tode zwei Söhne, den Herrn Lorenz und den Herrn Johann, welche noch gegenwärtig regieren und die Herrschaft ihres Vaters innehaben.

Dem [vorgenannten] Jungherrn [Herrn] Bernhard aber sind (vier) Söhne geboren, deren Namen mir unbekannt sind, [ein einziger Sohn, Namens Johann].

[Hier endigt sich die Herkunft der wendischen Herren:

Stammbaum

Katherine, ward an Ulrich, Herzog von Meklenburg und Herrn von Stargard, Sohn Heinrichs des ältern, verlobt.]

[Wilhelm: dieser war der letzte. Nach seinem Tode ging die Herrschaft des Niederwendenlandes über auf die erhabenen Herren Heinrich und Johann die älteren von Stargard und die Brüder Heinrich und Johann, Herzoge von Meklenburg, unter Zustimmung der Edlen und Stadtbürger des Wendenlandes, unter der Bedingung, daß die genannten Herren dem Fräulein Katherine, Tochter des vorerwähnten Wilhelm, zwanzig tausend rheinische Goldgulden zahlen sollten, welche die genannten Herren im Jahre des Herrn 1443 am Tage der heiligen Gertrud dem Herzoge Barnam von Barth und der Frau Sophia, der Mutter der vorgenannten Katherine, Fräulein von Werle, für die Entsagung des gedachten Fürstenthums Wenden auszahlten, welche Summe Goldes die vorgenannten Herren

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Herzoge von Meklenburg, Heinrich und Heinrich, von dem Lande Barth und von Stralsund mit großer Gewalt im J. 1455 erpreßten. Und der Herzog Heinrich von Stargard löste mit seinem Teile die Burg Lübz von den von Plessen für sechs tausend Mark guter Münze wieder ein].

E ndlich von dem Hause des vierten Bruders, nämlich des Herrn Johann [des ersten], auch Knese Janeke genannt, von Meklenburg, ist zu bemerken, daß er der erstgeborne von den Brüdern war und sechs Söhne hatte, nämlich Heinrich, Nicolaus, Hermann, Poppo, Albert und Johann.

Nicolaus war Propst zu Schwerin und Domherr zu Magdeburg und Hamburg.

Hermann war Domherr zu Schwerin und Lübeck.

Poppo war Kreuzritter.

Albert war vermählt, starb aber ohne Kinder.

Eben so starb der Herr Johann, welcher die Herrschaft mit seinem Bruder Heinrich getheilt hatte und Herr in Gadebusch geworden war, nach seiner Vermählung mit einer Tochter des Grafen von Ravensberg, mit welcher er eine einzige Tochter zeugte, ohne andere Erben, und seine [ganze] Herrschaft fiel nach Erbrecht an seinen [erstgebornen] Bruder, den erwähnten Herrn Heinrich.

Dieser Herr Heinrich zog, nach der Geburt seiner zwei Söhne Heinrich und Johann, zur Vergebung seiner Sünden demüthig in das heilige Land, das Grab des Herrn [in Jerusalem] zu besuchen, wo er durch den damaligen Sultan gefangen und 25 Jahre lang im Kerker eingeschlossen gehalten und späterhin durch den derzeit herrschenden, ihm wohlwollenden Sultan aus der Gefangenschaft freigelassen ward.

Der eine Sohn Johann, welcher sich vermählt und nur eine einzige Tochter gezeugt hatte, ertrank auf dem Meere zwischen Wismar und dem Lande Pöl und es blieb als einziger Erbe der Herrschaft der Herr Heinrich, sein Bruder.

Dieser Heinrich, ein kriegerischer Mann, erweiterte seine Herrschaft bedeutend und ward nicht allein Herr von Meklenburg, sondern auch Herr der Lande Stargard und Rostock.

Dieser hinterließ nach seinem Tode zwei Söhne, den Herrn Albert und den Herrn Johann, welche von dem durchlauchtigsten Kaiser Carl [dem vierten) durch Vermittelung des Herrn Rudolph, Herzogs von Sachsen und des heiligen Reichs Erzmarschalls, ihres Oheims, zu Herzogen erhoben und in der Stadt Prag feierlich mit den Fahnen belehnt wurden im Jahre des Herrn 1348.

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Diese zwei Brüder theilten ihr Erbe so, daß der Herr Johann, der jüngere Bruder, das Land Stargard mit der Stadt Sternberg und der Burg Eldenburg oder Lübz erhielt.

Die übrigen Länder, nämlich Meklenburg und Rostock erhielt der Herr Albert mit seinen Söhnen, welcher auch nach dem Tode des Grafen Otto von Schwerin, der keinen Sohn hatte, sondern nur zwei Töchter, [Rixa, die Gemahlin Alberts, des neuen Königs von Schweden], die Grafschaft Schwerin von dem Grafen von Teklenburg, dem Bruder des vorgenannten [Grafen] Otto, kaufte im Jahre des Herrn 1359.

Dieser [vorgenannte] Herr Albert hatte von seiner Gemahlin Euphemia, der Schwester des Königs Magnus von Schweden, drei Söhne: Heinrich, Albert und Magnus, [und zwei Töchter: Ingeburg, welche er dem brandenburgischen Markgrafen dem Römer, und Anna, welche er dem Grafen Adolph verlobte].

Heinrich, der [ältere] Sohn Alberts, hatte zur Gemahlin die Frau Ingeburg, Tochter des Königs Waldemar, von Dänemark, welche ihm einen Sohn Namens Albert und zwei Töchter gebar.

Den Herrn Albert, Bruder [des vorgenannten Heinrich], [vermählte] sein [vorgenannter] Vater Herr Albert der ältere [mit Rixa, Tochter des Grafen Otto von Schwerin, und] führte ihn mit ansehnlicher Macht in das Königreich Schweden im Jahre des Herrn 1363 um das Fest des heiligen Martin und setzte ihn zum Könige von Schweden ein für seinen Oheim, den [vorerwähnten] Herrn Magnus, [wailand] König von Schweden.

Der Herr Johann, Herzog von Meklenburg und Stargard, Bruder des [vorerwähnten] Herrn Albert [des ältern], erzeugte (vier Söhne: Johann, Ulrich, Rudolph und Albert.)

(Von diesen ward Rudolph Bischof zu Skara in Gothland; nachdem aber Johann Junge, zum Bischof in Schwerin Erwählter, von seiner Umgebung verrätherischer Weise ermordet war, ward derselbe Herr Rudolph zum Bischof von Schwerin aufgestellt und durch Papst Bonifacius IX bestätigt.)

(Albert aber ward zum Vorsteher der Kirche zu Dorpat berufen, wo er in demselben Jahre starb und begraben liegt.)

(Johann und Ulrich aber, welche weltlich blieben und das Land Stargard gemeinschaftlich besaßen, vermählten sich.)

(Johann heirathete die Schwester der Könige Stirgeil von Litthauen und Jagel von Krakau, welche Brüder, Söhne Algards, einst Heiden in den genannten Königreichen, getauft wurden. Ihre genannte Schwester gebar dem Herzoge Johann von

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Stargard einen Sohn Namens Johann und zwei Töchter, von denen die ältere in das Kloster Ribnitz S. Claren=Ordens ging.)

(Ulrich aber, der vierte Bruder, nahm, zur Gemahlin die Tochter Swantebors, Herzogs von Stettin, mit welcher er auch Söhne und Töchter zeugte.)

(Nachdem aber jener berühmte und große Albert aus der Welt gegangen war, ward sein älterer Sohn Heinrich beim Turnierspiel auf seinem Hofe zu Wismar, im Jahre des Herrn 1384 am Tage des H. Georg, da er unter das Pferd stürzte, so stark verletzt, daß er bald darauf verschied.)

(Sein einziger Sohn Albert nahm zur Gemahlin die edle Frau, Tochter des Herrn Grafen Nicolaus von Holstein und die Schwester des Herrn Herzogs Albert von Lüneburg, von welcher er keinen Erben erhielt und welche er nur kurze Zeit überlebte.)

(Nach dessen Tode übernahm Albert, König von Schweden, da auch sein Bruder, der Herr Magnus, im Jahre des Herrn 1385 am Tage des H. Egidius gestorben war und einen Sohn Namens Johann und eine einzige, an den Herrn Balthasar von Werle vermählte Tochter Euphemia hinterlassen hatte, das Land Meklenburg zur Regierung. Als er hier verweilte, ließ die den Schweden verbündete Königin Margarethe von Dänemark Axewalde in Schweden belagern; Albert aber ging, diese Belagerung aufzuheben, mit seinem Heere, in welchem sein Sohn der Herzog Erich von Meklenburg, Rudolph Herzog von Stargard und Bischof von Skara, Albert Graf von Holstein und Günther Graf von Lindow und viele andere Edle und ritterliche Männer waren, welche der genannte König mit den Gütern der Klöster und Kirchen ausrüstete, mit einer Flotte nach Schweden und fiel in einem Treffen im Jahre des Herrn 1389, am Tage des H. Mathias, mit allen den Seinigen in die Gewalt seiner Feinde und ward mit seinem Sohne fast sieben Jahre lang in Dänemark gefangen gehalten, nach deren Verlauf er, nach Verlust des Königreiches Schweden, seine Freiheit wieder erhielt. Bald darauf vermählte er seinen Sohn Erich mit der Tochter des Herrn Herzogs Bugeslav von Wolgast und nahm sich selbst zur Gemahlin die Agnes, Schwester der Herzoge Friederich, Bernhard und Heinrich von Braunschweig und Lüneburg, mit welcher er einen Sohn Namens Albert zeugte.)

(Sein Sohn Erich aber ging, um das verlorne Königreich seines Vaters wiederzugewinnen, mit seiner Gemahlin und Ritterschaft nach der Insel Gothland, welche er mit der Stadt Wisby glücklich einnahm, vollendete aber in kurzer Zeit daselbst durch den Tod sein Leben.)

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(Johann aber, der Sohn des Herzogs Magnus, nahm in seinen männlichen Jahren zur Gemahlin die Tochter des Grafen Otto von Hoya mit welcher er einen Sohn Magnus und Töchter erzeugte, aber da seine Oheime, der König Albert und der Herzog Johann, sich über die Regierung des Landes nicht vergleichen konnten, so theilten sie unter sich sowohl die Länder Meklenburg und Rostock, als auch die Grafschaft Schwerin.)

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