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Bekanntlich wurden die Landtage in den ältern Zeiten unter freiem Hammel gehalten; sie dauerten in der Regel nur Einen Tag und bestanden daher gewöhnlich gewiß in nicht viel mehr, als in der Annahme oder Verwerfung oder schnellen Modification der landesherrlichen Propositionen. Von den ältern Verhandlungen ist fast gar nichts bekannt; um so willkommener wird jede Reliquie sein, welche über die Landtagsverhandlungen im Mittelalter erhalten ist. Zu diesen gehört das nachstehende Landtags=Protocoll, welches durch einen besondern Zufall entdeckt ist.
Auf der Rückseite einer Abschrift der landesherrlichen Privilegien=Bestätigung für das Land Stargard vom 12. Junii (an deme dunredaghe nnde achtendaghe des hylghen lychammes) 1477, welche im großherzogl. Geheimen und Haupt=Archive zu Schwerin aufgefunden ward, steht eine in kleiner, unscheinbarer, flüchtiger Schrift von der Hand des herzoglichen Canzlers geschriebene Nachricht oder Notiz, welche nichts weniger ist, als ein Landtags=Protocoll aus dem J. 1488. Im Junii des J. 1488 hielten die Herzoge einen Landtag oder vielmehr nach neuern Begriffen einen Convocationstag in den verschiedenen Landestheilen zur Bewilligung verschiedener Reichsanlagen, nämlich der gewöhnlichen Reichsanlagen, und außerdem zur Bewilligung von 3000 Fl. (zum Türkenkriege
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nach dem nürnberger Beschlusse vom J. 1487: Rudloff M. G. II, S. 985) und von 5000 Fl. (für die kaiserliche Belehnung vom J. 1487: Rudloff M. G. II, S. 981). Die meklenburgischen Stände waren zu Zurow, die stargardischen bei Neu=Brandenburg, wahrscheinlich zu Cölpin, dem Huldigungsorte, versammelte Die stargardischen Stände, über deren Verhandlungen das hier mitgeteilte Protocoll erhalten ist, waren in ihren Beschlüssen sehr sonderbar: nachdem ihnen von dem Canzler die kaiserlichen Mandate vorgelesen waren, gaben sie den Abschied, daß sie Deputirte zu den bei Zurow versammelten meklenburgischen Ständen schicken wollten: was diese beschließen würden, das wollten sie auch thun: wenn die Deputirten mit dem Abschiede von Zurow zurückkehren würden, so solle der Propst von Friedland, als Landstand aus dem Stande der Prälaten, die Stände wieder zusammen berufen, um ihnen den Abschied von Zurow mitzuteilen, der für sie als Norm angenommen sei. Ein historisches Resultat dieses Landtags=Protocolls ist, daß noch im 15. Jahrhundert (also vor der Union) die Stände der einzelnen Landestheile gesondert Landtagsversammlungen hielten.
Folgendes ist das Landtags=Protocoll; der Ort der Versammlung ist leer gelassen: wahrscheinlich war die Zusammenkunft bei Cölpin, da sie 1 Meile von Neu=Brandenburg gehalten ward. Hinterher ist noch eine lehnsherrliche Angelegenheit zu Papier genommen.
Item anno etc. LXXXVIII up dynxtedach na Corporis Christi weren vorgaddert stede vnde manschop up deme dorpe [Colpin?], isz I myle van Nyenbrandenborghe, dâr geuen vnsze gnêdighen heren vôr der keyserliken mandâte haluen vnde van noch III M gulden dem keyser to geuende vnde van V M gulden de Regalia to Nurnberge to entfangende vthgegeuen weren, vnde dorch my gelesen II keyserlike mandât, in papiri vôr den heren vnde manschop vnde steden vôrgescreuen, vnde dat permintes mandât vor der manschop vnde steden alleyn, w rt geslâten vnde was dâr dat affschêt, dat de stede wolden etlike schicken vnde de mantschop ôck etlik to Zurow, dâr der andern vnser lande redere vôrscreuen synt, wes de dêden, wolden ze ôck dôn; scholde na deme dâghe to Zurouw de prâuest van Vredelandt vorgad-
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dern gêstlick vnde werltlick, en to vorwitlikeden den affschêtt to Zurouw.
Item vorlêth vnde belênde do dâr sulfft syne hûsfrouwen
mit al syneme gûde to lîfftucht na des lants rechte vnde gewônte, presentibus Hinrick vnde Ryben, Achim Blankenborch, Hermen Holtebuttel, Hermen Glyneke, etc.