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III.

Das Schloß Richenberg,

von

G. C. F. Lisch.


S chon einige Male ist der ehemalige Sitz der fürstlichen Linie Richenberg Gegenstand der Schilderung gewesen; da aber diese Schilderungen entweder sehr alt sind, oder auch nach diesen alten Schilderungen ohne persönliche Gegenwart zusammengestellt und aufgeschmückt wurden und von den gröbsten Entstellungen wimmeln, so begaben der Herr Geschichtsmaler Schumacher und der Referent sich im Sommer 1834 persönlich nach der Richenberger Mühle, um die Oertlichkeit genau zu untersuchen.

Eine ausführliche Geschichte der ganzen Fürstenlinie Richenberg und ihrer Wohnsitze muß für eine andere Zeit aufgespart bleiben; hier sollte zur Sicherung der Nachrichten über die Ueberreste der Stammburg nur eine Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes für die Zukunft, wenn vielleicht keine Spur mehr zu finden ist, niedergelegt werden. Nur die alten Archivnachrichten über den Ort Richenberg mögen hier eine Stelle finden. Am 26. Julii 1317 bahnte der Fürst Heinrich von Meklenburg die Familie von Critzow mit dem Kirchspiele Cladow und dem Hofe Critzow und mit den bei diesen Gütern liegenden Mühlen 1 ), zu denen auch die Richenberger Mühle gehört. Die Belehnung geschah vielleicht, weil Pribislav II. im J. 1315 ohne Erben gestorben und das Privatgut seiner Linie ohne Zweifel heimgefallen war. Genannt wird die Richenberger Mühle zuerst in einer Urkunde vom 1. Febr. 1447, durch welche der Herzog Heinrich d. A. dem Heinrich von Bü=


1) Vergl. Jahrb. III, S. 232.
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low dieselben Güter Cladow und Critzow und die "Mole thom Richenberge" verleiht 1 ). Daß Richenberg zum Hofe Critzow gelegen ist, beweisen die Lehnacten des Gutes vom J. 1550, in welchen genannt werden:

"Die Mole vnd felt zum wusten Richenberge."

Die früheste Nachricht aus der neuern Zeit giebt Chemnitz im Anfange des 17. Jahrhunderts, wenn er sagt:

"Richenberg, nicht weit von dem schwerinschen See bei Critzow, der Bülowen rittersitze gelegen, davon noch jezo rudera vorhanden sein."

Diese Nachricht ist wahrscheinlich Veranlassung zu manchen übertriebenen, ohne persönliche Anschauung gemachten Beschreibungen der neuesten Zeit geworden.

Obgleich die richenberger Mühle mit dem wüsten Felde Richenberg in alter Zeit zu dem zur Pfarre Cladow gehörenden Dorfe Critzow lag, so gehörte sie doch zur Pfarre Zittow, welche in alten Zeiten 4 Filiale (Zaschendorf, Langenbrütz, Cambs und die im 17. Jahrhundert baufällig gewordene Kirche zu Brahlstorf bei Kleefeld) hatte. Nach einer "Restauration" der Mühle im J. 1695 war sie auf die andere Seite der Warnow, aus der Pfarre Zittow in die Pfarre Cladow, verlegt und der Müller hatte sich zur Kirche nach Cladow gewandt; nach langen Streitigkeiten ward er jedoch an seine alte Pfarre Zittow und Langenbrütz zurückgewiesen.

Die alte Burg Richenberg stand allen Nachrichten infolge in der Nähe der jetzigen Richenberger Mühle an dem Wege zwischen Kritzow und Kleefeld oder Brahlstorf an der Warnow. Hier erhebt sich unmittelbar bei der Mühle am rechten Ufer der Warnow, über der Mühle und dem genannten Wege, eine sehr steile Anhöhe, deren Ansteigung jetzt mit Buchen bewachsen ist; die Erhebung über dem Spiegel der Warnow mag ungefähr 80 Fuß betragen. Diese Anhöhe wird von den Bewohnern der Gegend nach alter Tradition noch heute der "Schloßberg" genannt. Ist man oben angekommen, so zeigt sich die Anhöhe als eine viereckige Hochebene, deren eine grade Seite die erwähnte Bergwand ist. Dieses Plateau hat die Gestalt eines ziemlich regelmäßigen von S. gegen N. gerichteten Rechteckes, welches in W. und N. von einem Kniee der Warnow begrenzt wird; rings fällt es in die Tiefe ab: gegen W. und N. zur Warnow, gegen O. in ein Bruchgehölz, gegen S., am geringsten, in ein Ackerfeld. Die


1) Vergl. Rudloff Mekl. Gesch. II, S. 119.
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Länge des Plateau's von S. nach N. beträgt etwa 225 Schritt, die Breite etwa 170 Schritte. Am südlichen Ende erhebt sich das Plateau am höchsten; diese Erhebung scheint zum Theil künstlich und zur Stelle eines Thurms benutzt gewesen zu sein. In der Mitte ist eine Senkung, welche ebenfalls zum Theil künstlich zu sein scheint. Gegen O. nach Müsselmow hin senkt sich der Blick in einen tiefen, schönen Thalgrund, gegen W. in das schöne Warnowthal; gegen NO. erhebt sich der Kleefelder Bergwald, der weit hin sichtbar ist. Die ganze Gegend ist sehr bergig und voll enger Thalschluchten.

Von der ehemaligen Burg ist sehr wenig vorhanden, am wenigsten "Trümmer und Zinnen." Am Fuße nämlich ist das Plateau an den am meisten zugänglichen Seiten gegen N. und O. von einem Steinwalle von Feldsteinen umgeben. An der ganzen Nordseite nach Kleefeld hin liegt im Fuße des Berges, etwa 170 Schritte weit, in grader Richtung eine Schicht von dicht gelegten, sorglich gefügten Feldsteinen, welche mit einer dünnen Erd= und Moosdecke belegt sind; diese Fügung hat ganz das Ansehen des Fundamentes einer Mauer. Dieser Theil des Burgwalles ist noch unangerührt. Eben so ist es am östlichen Fuße des Berges gewesen; hier aber sind die Steine in neuern Zeiten ausgebrochen und in das angrenzende Bruchgehölz geworfen, mit Ausnahme einiger Stellen, wo noch Spuren der Umwallung sichtbar sind. An derselben östlichen Seite, ungefähr in der Mitte des Abhanges, liegt noch eine große Gruppe von Feldsteinen, wie Trümmer; die Stelle ist mit Buschholz bedeckt. Die Steine liegen hier hohl und mehr lose auf einander gehäuft; nach der Aussage der Bewohner soll man hier zu Zeiten mit einer Stange zwischen den Steinen hindurch in einige Tiefe dringen können: allem Anscheine nach stand an dieser Stelle ein Thor= oder ein Kellergemäuer, an der Stelle, wo der Berg am bequemsten zu ersteigen ist.

Dies ist Alles, was an diesem Orte an ehemalige Bauten erinnert, aber auch noch so klar ist, daß sich eine künstliche Arbeit durch Menschenhand nicht abweisen läßt.

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