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Die Kirche zu Lübz

ist ein großes, regelmäßiges Oblongum, ohne irgend eine Abweichung von dieser Grundform und ohne einen An= oder Ausbau, ohne Strebepfeiler und Gewölbe, mit vier großen, weiten Fenstern an jeder Seite und einem hinter dem Altare. Die Kirche stammt aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, da die Stadt erst seit 1370 existirt, und ist in baulicher Hinsicht durchaus nicht der Erwähnung werth.

Die Stadt Lübz hat aber ein geschichtliches Interesse als Wittwensitz zweier ausgezeichneter Fürstinnen: der Herzogin Anna Sophie, Gemahlin des Herzogs Johann Albrecht I., (1576 - 1591), und der Herzogin Sophie, Gemahlin des Herzogs Johann, (1592 - 1634). Und hierauf bezieht sich manches Denkmal in der Kirche. Zu beiden Seiten des Fensters hinter dem Altare stehen in der Höhe über dem Altare an jeder Seite 3 Bilder in Lebensgröße auf Leinewand gemalt: nämlich links (von dem Beschauer) die Bilder des Herzogs Johann Albrecht I. († 1576), seiner Gemahlin Anna Sophia († 1591 zu Lübz) und des Herzogs Johann († 1592), rechts die Bilder der "Fürstin Sophie, geb. von Schleswig=Holstein († 1634 zu Lübz), des Herzogs Adolph von Schleswig=Holstein († 1586) und der geb. Landgräfin Christine von Hessen († 1604)", der Eltern der Herzogin Sophie zu Lübz, Gemahlin des Herzogs Johann. Die Bilder links beziehen sich theilweise auf das Witthum der Herzogin Anna Sophie, die Bilder rechts auf das Witthum der Herzogin Sophie. Die Bilder rechts sind ziemlich gut erhalten; das Bild der Christine ist ohne Namen und Jahrszahl, jedoch durch das darüber stehende Wappen bestimmt. Die Bilder links sind aber sehr mitgenommen. Das Bild des Herzogs Johann Albrecht I., mit der Jahrszahl 1574, hat mehere Risse; von dem Bilde der Horzogin Anna Sophie, mit derselben Jahrszahl, ist nur

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noch ein Fetzen mit Stirn und Augen vorhanden; das seltene Bild des Herzogs Johann ist fast ganz von der Leinewand abgefallen, so daß sich wohl kaum eine Copie davon nehmen läßt.

Ueber diesen Bildern steht an jeder Seite die Abstammung oder "Herkunft" der Fürstinnen, in Schilden aus gebranntem Thon, auf welche die Wappen von 5 Geschlechtern gemalt sind; darunter stehen die Namen. - Das große Fenster hinter dem Altare, zwischen den beiden Genealogien, ist ganz mit ovalen, gemalten Wappen aus der Abkunft der Herzogin Sophie geschmückt.

Hinter dem Altare, unter dem Fenster, steht ein marmornes Monument der Herzogin Sophie. Unter einem von 4 röthlichen Säulen getragenen Gebälk knieet auf einem Unterbau die Herzogin Sophie in Lebensgröße, Kopf und Hände aus weißem, das übrige aus schwarzem Marmor: eine ungemein kräftige, ausdrucksvolle Gestalt, wie das viel bewegte Leben der seltenen Frau. Hinter ihr knieet, in gleicher Ausstattung, ihre unvermählt gestorbene Tochter Anna Sophie ? († 1648). Der Raum zwischen den beiden Säulen vor ihr ist leer und hat eine Inschrift auf ihre während der wallensteinschen Zeit geborne und gestorbene Enkelin, Hedwig (1630 † 1631 zu Lübz), des Herzogs Adolph Friederich Tochter.

Das fürstliche Begräbniß ist wahrscheinlich vor dem Altare und jetzt theilweise von dem Taufsteine bedeckt. Hier ist eine Stelle mit einem weichen, bläulichen Kalkgusse bedeckt, in welchen an der einen Seite das meklenburgische Wappen in farbigen Kalkmassen eingelassen ist; das andere Wappen daneben ist nicht erkennbar. Da die Herzogin Anna Sophie neben ihrem Gemahle im Dome zu Schwerin ruht, so wird dies das Begräbniß der Herzogin Sophie und ihrer Tochter Anna Sophie sein.

Altar, vom J. 1574, Taufstein, Kanzel und Orgel haben keinen architectonischen Werth.

Außerdem hat die Kirche mehrere Epitaphien und Begräbnisse adelicher Familien und von Pfandträgern und Hauptleuten des Amtes Crivitz, z. B. folgende:

a. ein Epitaphium auf Heinrich von Stralendorf auf Goldebee, Hauptmann zu Lübz, von den Brüdern Adolph Joachim von Stralendorf, Kaiser Ferdinands II. Rath und Kämmerer, und Johann Albrecht von Stralendorf gesetzt "anno Christi XXX";

b. ein Epitaphium auf Hans Friederich von Lehsten, Landrath, auf Wardow und Dölitz, 1666 gesetzt, mit den Wappenschilden seiner Ahnen;

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c. ein großes, glänzendes Epitaphium auf Christian von Bülow, königl. dänischen Kammerherrn und General=Adjutanten, Pfandherrn der Aemter Lübz und Crivitz, † 10 Oct 1692 zu Rostock.

Dieser Christian von Bülow ruht in dem von bülowschen Grabgewölbe vor dem Altare in einem sehr reichen zinnernen Sarge; außer diesem stehen in diesem Gewölbe noch viele zinnerne und hölzerne Särge mit Leichen aus der Familie von Bülow.

Auf diese Begräbnisse und die Ehrendienste und Pfandschaften in dem Witthumsamte beziehen sich auch die vielen, kleinen, gemalten Wappen aus dem 17. Jahrhundert, mit denen die großen Fenster gefüllt sind. Die zahlreichen Wappen der Familien von Maltzan, von Bülow, von Stralendorf, von Thun füllen fast ganze Fenster.

Neben dem Altare steht noch ein geschnitztes Chor ohne Zeichen, wahrscheinlich der Kirchenstuhl der Herzoginnen.